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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2021 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2023
Falls ich dich überlebe
Escoffery, Jonathan

Falls ich dich überlebe


gut

Jamaikanische Wurzeln

Jonathan Escoffery wählt für seinen Roman anfangs die Erzählform der zweiten Person. Das ist nicht unbedingt von mir bevorzugt und erschwert das Lesen, aber ich verstehe, dass dieses Du auch eine Einladung ist, nahe an die Figuren zukommen.

Thematisch vermag das Buch mich sofort sehr zu interessieren.
Nachvollziehbar werden von den Erfahrungen erzählt, in den USA als Kind jamaikanischer Einwanderer aufzuwachsen.
Hauptfigur ist der in den USA geborene Sohn Trelawny
Herkunft und Hautfarbe und Lebensbedingungen bestimmen seine Identität mit.
Schließlich tritt ein zweites Du auf. Der Vater von Trelawny wird Erzähler. Er reflektiert Trelawnys Aufwachsen in Miami.

Schließlich wechselt die Form zwischenzeitlich in die Ich-Perspektive, auch andere Figuren rücken in den Mittelpunkt und die Handlung wird immer komplexer.

Es ist ein Buch, das mich beim Lesen nicht kalt lässt.

Bewertung vom 26.01.2023
Die Frau in den Bäumen (eBook, ePUB)
Plessen, Elisabeth

Die Frau in den Bäumen (eBook, ePUB)


sehr gut

Das Flair Italiens der siebziger Jahre

Am Anfang kann die Figurenkonstellation irritieren. Die Protagonistin Anna fährt mit ihrem Freund Leo in die Ferien nach Italien. Da gibt es dann den guten Freund Robert und den jungen Geliebten Matteo. Mit der Zeit liest man sich ein.

Was mich überzeugt ist weniger der Plot an sich als die Gedanken der Protagonistin, die ein Faible für alte Filme, Thomas Mann, Beethoven hat. Sie ist eine interessante Persönlichkeit, steht aber in einer Situation zwischen mehreren Männern und scheint sich nicht entscheiden zu können.

Der Roman schöpft seine Atmosphäre aus dem Italienflair der siebziger Jahre und ist unbedingt lesenswert.

Bewertung vom 26.01.2023
Die schmutzige Frau
Pehnt, Annette

Die schmutzige Frau


sehr gut

Die Wohnung und sieben Geschichten

Eine Frau lebt alleine in einer Wohnung und schreibt. Ihr Mann besucht sie gelegentlich.

Annette Pehnt zeigt in ihrem Roman Die schmutzige Frau einen Zustand der Isolation und den Endzustand einer Beziehung.
Sie nutzt dazu eigenwillige sprachliche Mittel und streut zwischen dieser Zustandsbeschreibung mehrere kleine Geschichten.

Auffällig am Buch ist auch das gemalte Cover, dass eine Frau von hinten auf einem Balkon zeigt. Das vermittel schon eine gewisse Nachdenklichkeit, die dann auch im Text zu finden ist.

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Bewertung vom 25.01.2023
Gespräch über Kunst und Politik
Louis, Édouard;Loach, Ken

Gespräch über Kunst und Politik


sehr gut

Gespräch über relevante Themen

Das Buch „Gespräch über Kunst und Politik“ finde ich sehr interessant.
Es wird geführt zwischen dem Filmemacher Ken Loach und dem Schriftsteller Eduard Louis. Beide schätze ich politisch als links ein. Ein dritter Gesprächspartner, der vielleicht eher konservativ ist, hätte das Gespräch intensivieren können.
So sind meinem Eindruck nach, die Abschnitte mit Fragen an beide Kunstschaffenden das spannendste.
Ken Loach antwortet meist sehr überlegt und abgeklärt, Louis radikaler.
Es werden viele gesellschaftlich und gesellschaftspolitisch relevante Punkte thematisiert.
Auch welche, über die nicht viel gesprochen wird. Deshalb ist es ein wichtiges Buch.

Auf jeden Fall bekommt man auch Lust, mal wieder einen Film von Ken Loach zu sehen und weitere Bücher von Eduard Louis zu lesen.

Bewertung vom 23.01.2023
Unberechenbar
Spiotta, Dana

Unberechenbar


ausgezeichnet

Erstklassig

Dana Spiottas neues Buch Unberechenbar ist erstklassige US-amerikanische Literatur im besten Sinne und ganz zeitgemäß, da die Handlung kurz nachdem Trump Präsident wurde einsetzt.

Zunächst steht Sam im Mittelpunkt, die an diesem Zeitpunkt ihres Lebens in eine Art Midlifekrise gerät und ihren Mann verlässt. Sie zieht aus, ihre 17jährige Tochter Ally bleibt zu Hause.
Ally ist es dann, die die zweite Perspektive im Buch einnimmt. Ihr Part hat aber wesentlich geringeren Umfang.

Dana Spiotta gelingt es gut, den schwer fassbaren Zustand ihrer Protagonistinnen zu beschreiben.
Das Buch ist gelungen und weckt Interesse an den früheren Romanen der Autorin.

Die Autorin gehört zu einer Generation US-Amerikanischer Schriftsteller, die mir persönlich sehr wichtig sind.

Bewertung vom 23.01.2023
Fremde Federn
Lindermuth, Alina

Fremde Federn


ausgezeichnet

Die Veränderung

Tom, ein junger Mann zieht nach einer beruflichen Veränderung und Trennung zu seiner Großmutter Rosmarie. Als die dann stürzt, hat sie körperliche Einschränkungen und auch geistige Defizite. Sie wird ein Pflegefall.

Alina Lindermuth Beschreibungen des Zustands im Haus sind absolut glaubwürdig.Die oft verwirrte Rosmarie und Tom und die Pflegerinnen müssen sich arrangieren, das ist nicht immer einfach.

Die Autorin strukturiert ihren Roman geschickt nach den Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst, Winter und stellt den Kapiteln kurze Passagen mit den Notizen der Pflegerin voran.

Mich beeindruckt die Genauigkeit des Textes. Ein wirklich gelungener Roman!

Bewertung vom 23.01.2023
Mein wildes, mutiges Herz (eBook, ePUB)
Rivers, Francine

Mein wildes, mutiges Herz (eBook, ePUB)


sehr gut

Eure Ladyschaft und Lord Bacchus
 
Francine Rivers ist neben Janette Oke die zweite Grande Dame des Genres und hat hier einen unterhaltsamen Roman mit einer spannenden Protagonistin vorgelegt. Kathryn kommt aus Boston und muss sich 1875 alleine als junge Frau in einer rauen kalifornischen Kleinstadt voller Bergarbeiter und Saloons durchsetzen. In dieser Umgebung sorgt sie natürlich für Aufsehen.
Einfach großartig, wie die Autorin diese Umgebung bildhaft im Kopf des Lesers entstehen lässt. Ein starkes historisches Setting!
Der Saloonbesitzer Matthias Beck interessiert sich für Kathryn. Sie fühlen sich voneinander angezogen, haben aber gegensätzliche Meinungen, die zu Streitgesprächen ausufern. Für die Leser bedeutet das amüsante Dialoge.

Doch sie haben auch Gemeinsamkeiten. Beide haben Ziele, um die Stadt zu verbessern. Kathryn eröffnet die Zeitung The Voice und Beck will Bürgermeister werden.

Kathryn wird ihren Platz im Leben finden!

Bewertung vom 22.01.2023
Die Perfektionen
Latronico, Vincenzo

Die Perfektionen


gut

Hat mich nicht überzeugt

Die Perfektionen ist ein Buch, dass durch das weiße Cover mit dem raffinierten Namenszug anlockt. Es gibt sich sehr modern und das Paar, die die Protagonisten bilden, ist anscheinend exemplarisch für unsichere, zudem gelangweilte Zeitgenossen in Berlin. Aber als Berlin-Rom,an kann ich den Roman nicht akzeptieren. Doch vielleicht muss man zu der Generation gehören, um sich zu identifizieren. Das gelang mir nicht, weil ich die Figuren nicht richtig kennen lerne. Das es keine Dialoge gibt, ist einerseits Stil, macht es aber auch nicht leichter. Und so sind Anna und Tom nicht wirklich eigenständig sondern stehen für einen Teil einer Generation. Mich hat das nicht überzeugt, aber immerhin versucht der italienische Schriftsteller Vincenzo Latronico etwas neues.Doch viele detaillierte Beschreibungen sind langatmig und sprachlich schlicht.

Bewertung vom 21.01.2023
District VIII
LeBor, Adam

District VIII


ausgezeichnet

Danube Blues

Distrikt VIII ist ein konzentriert erzählter Kriminalroman des englische Schriftstellers Adam LeBor, der einen außergewöhnlichen Schauplatz für seine Romanreihe wählte: Ungarn im Jahr 2015.

Adam LeBor kennt Ungarn gut, er war als Auslandskorrespondent lange da.

Der ermittelnde Kommissar ist Balthazar Kovacs, ein Roma. Er kennt die Außenseiterrolle, die auch die Flüchtlinge in Ungarn erleben müssen. Ein Migrant wurde ermordet.
Spannung ergibt sich auch aus Balthazars privater Situation. Als Roma bei der Polizei nicht voll anerkannt, als Polizist bei der Familie ausgegrenzt.
Dazu ist er geschieden und unzufrieden mit dem Sorgerecht für seinen kleinen Sohn. Dann gibt es aber noch Eniko, die Journalistin. Mit ihr war Balthazar für kurze Zeit zusammen und es gibt immer noch Gefühle.

Der Roman hat einen journalistischen Touch und überzeugt durch eine realistische Darstellung.
Erwähnenswert dann noch das Nachwort, das einiges an Einordnung des Buches in den gesellschaftspolitischen Kontext bietet.

Bewertung vom 21.01.2023
Liebewesen
Schmitt, Caroline

Liebewesen


sehr gut

Eine Beziehung

Das Buch Liebewesen schockt schon durch das provokante Cover.

Die Protagonistin ist für mich zunächst nicht einfach zu greifen, da sie doch ziemlich verschlossen ist. Aber interessant ist sie schon und ihre Freundschaft zu ihrem Freund Max und zu ihrer besten Freundin Mariam sind gut beschrieben. Die Dialoge sind originell, glaubhaft und oft lakonisch gehalten. Das prägt das ganze Buch.

Es gibt Rückblicke. Mit der Zeit lernt man Lio besser kennen,und kann sie auch verstehen. Für ihre Beziehungsprobleme gibt es Gründe. Schon in Kindheit und Jugend hat Lio Gewalterfahrungen machen müssen. Das sind bedrückende Stellen, aber der Roman gibt auch Hoffnung. Ihre Beziehung mit Max gewinnt an Tiefe und Lio entwickelt sich weiter.
Aber es gibt auch Rückschläge und als Lio schwanger wird, steht die Beziehung auf dem Prüfstand.

Ein gelungener Debütroman.