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bolie
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Langscheid

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 16.02.2021
1813 - Kriegsfeuer
Ebert, Sabine

1813 - Kriegsfeuer


ausgezeichnet

Das Buch beginnt im Frühjahr 1813. Napoleon verbreitet Angst und Schrecken und das nicht nur in der Bevölkerung. Auch die Herrscher von Preußen und dem Reich des Zaren wollen seinem Siegeszug ein Ende bereiten. Es gibt einige sehr persönliche Geschichten, die in dem Buch zu einem Ganzen verwoben sind. Über allem steht aber die Historie Sachsen und mit ihr die Völkerschlacht zu Leipzig.

Es ist für mich ein großer Unterschied, ob ich ein Sachbuch oder einen gut recherchierten Historischen Roman lese. In einem Roman bin ich den Akteuren viel näher und versetze mich gerne in eine vergangene Zeit. Gerne gönne ich mir hin und wieder auch ein Hörbuch. „1813 Kriegsfeuer“ hat mich bestens unterhalten. Die Not der Menschen, Sorge von Müttern um ihre Söhne sowie das Elend der Verwundeten und Sterbenden in den provisorischen Lazaretten, alles beschrieb Sabine Ebert so bildhaft, dass ich förmlich dabei war. Eine Hauptperson ist Henriette, deren Selbstlosigkeit ich bewunderte und deren Freude und Leiden ich teilte.

Gräfin von Kielmannsegge, Theodor Körner und Napoleon Bonaparte sind nur drei Namen, die wohl nicht nur Leipziger kennen. Es sind viele Persönlichkeiten, die Frau Ebert hier zum Leben erweckte. Und eins ist ganz klar: Auch damals wurden Krieg geführt, weil einige wenige Herrscher ihr Ansehen oder ihren Besitz vergrößern wollten. Die Menschen wurden nie gefragt und das hat sich ja bis heute nicht geändert.

Bei eine Hörbuch ist nicht nur die Wahl des Autors wichtig. Es kommt darauf an, wer es vorträgt. Doris Wolters liest 1813 so lebendig, dass ich völlig in der Story gefangen war. Sie lässt ihre Stimme so nuanciert arbeiten, dass ich dachte, es seien mehrere Sprecher am Mikrofon.

Bewertung vom 16.02.2021
Das achte Kind
Grabovac, Alem

Das achte Kind


sehr gut

„Das Achte Kind“ ist die Beschreibung eines Mannes, der nicht so aufwuchs, wie es als „normal“ angesehen wird. Sein Vater liebt ihn und die Mutter zwar, konnte aber keine Verantwortung übernehmen. Der Pflegevater liebte ihn ebenfalls, seine Ansichten über das Dritte Reich dienten aber nicht zum Wohle seiner Kinder. Ja und der letzte Freund seiner Mutter wurde brutal, wenn er Alkohol trank. Was soll aus diesem Jungen schon werden? (Ansicht vieler Menschen)

Alems Mutter schuftete in einer Fabrik, wie es viele ihre Leidensgenossinnen ebenfalls taten. Sie kam aus Jugoslawien und war froh, überhaupt eine Arbeit zu bekommen. Sie kam aus Kroatien und ließ sich mit einem Charmeur ein. Als sie schwanger wurde, traf sie eine Entscheidung, die nur das Wohl des Babys im Sinn hatte. Sie gab das Kleine an eine Pflegefamilie ab. Die Trennung vom Vater des Jungen war eine logische Konsequenz zu dessen Verhalten. Als Erwachsener wollte Alem dann doch erfahren, wer sein Erzeuger war und begab sich auf einen Weg in die Vergangenheit.

Nein, hier werde ich nicht meine Meinung zum Verhalten der Mutter äußern. Zum Glück erlebte ich deren Situation nie und erlaube mir daher kein Urteil. Das Buch ist aus der Sicht des Jungen geschrieben und seine Erlebnisse mit den unterschiedlichen „Vätern“ waren mitleiderregend. Und nicht nur das, auch die Reaktion anderer Kinder auf seine Herkunft wird erschreckend wahr erzählt. Ein wenig besser verstehe ich jetzt auch, wie es zum Krieg und dem Hass zwischen Kroaten und Serben kam. Die Sprache ist allerdings teilweise vulgär und der Verlag mach darauf aufmerksam, dass bestimmte Ausdrücke nicht der Einstellung von Mitarbeitern entsprechen.

Bewertung vom 14.02.2021
Die Rebellin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.4 (eBook, ePUB)
Lambert, Thérèse

Die Rebellin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Würde „Die Rebellin“ heute leben, dann wäre sie mit Sicherheit keine Frau, die Aufmerksamkeit erregen würde. Nicht so im Jahr 1897. Lou Andreas-Salomé trotzte den allgemein üblichen Anstandsregeln für Frauen. Zudem war sie intelligent und konnte ihre Meinung überzeugend kundtun. Ihr Intellekt zog etliche Männer in den Bann und dazu gehörten auch einige Künstler. Deren Namen sind bis heute bekannt und das waren unter anderem die Herren Nietzsche oder Rée. Sie hatte etliche Geliebte aber die große Liebe blieb ihr verwehrt. Bis, ja bis ein junger Dichter in ihr Leben trat und sie mit Haut und Haaren vereinnahmte. Reiner Maria Rilke gehörte für eine Zeit zu ihrem Leben.

„Die Rebellin“ hat mir eine unterhaltsame Lesezeit beschert. Aber nicht nur das. Ich lernte eine mir bis dato unbekannte Schriftstellerin kennen und erfuhr gleichzeitig, wie abhängig Herr Rilke von Lou war. Aber auch Ausschnitte aus dem Leben weiterer Künstler las ich sehr gerne. Frau Andreas-Salomé wurde in Russland geboren und ihre Familie lebte noch dort. Ihre Liebe zur Heimat und die Fahrten ins ferne Land machen einen interessanten Teil des Buches aus. Ich erfuhr viel über die Menschen in St. Petersburg und Moskau. Was mir nicht so gut gefiel, das waren die Zeitsprünge innerhalb des Buches. Zwar wurde das durch eine Überschrift „angekündigt“, dann Sinn dafür erkannte ich aber nicht. Aber dennoch hat das Buch vier Sterne mehr als verdient und ich empfehle es auf jeden Fall.

Bewertung vom 12.02.2021
Die Stunde der Räuber (eBook, ePUB)
Weinbörner, Udo

Die Stunde der Räuber (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Die Stunde der Räuber“ ist der erste Band über das Leben des Friedrich Schiller. Hier schreibt der Autor Udo Weinbörner, wie er aufwuchs, seine Lehrer „ärgerte“ und schließlich die Uraufführung seines Stücks „Die Räuber“ erlebte. Welche Persönlichkeiten formten ihn? Was verband ihn mit Leonardo Davinci oder warum setzte er sich für den Gefangenen Schubart ein? Spannende Frage, die alle in diesem Buch beantwortet werden.

Friedrich Schiller absolvierte eine militärisch-medizinische Ausbildung und war als Militärarzt tätig. Sein Temperament war bei seinen Vorgesetzten nicht beliebt und er durch seine offene Art machte er sich einige dieser Herren sehr bald zu Gegnern. Seine enge Verbindung zu dem Inhaftierten Daniel Schubart half ihm, sein erstes Stück zu vollenden. „Die Räuber“ fasste alles zusammen, was es an Kritikpunkten gegenüber der Obrigkeit gab. Die Uraufführung fand in Mannheim statt und der Autor konnte kaum fassen, dass sein Stück so erfolgreich war.

Mir gefiel dieser erste Band über Herrn Schiller sehr gut. Das lag vor allen Dingen an der gründlichen Recherche des Autors. Zudem bediente er sich einer Sprache, die perfekt der damaligen Zeit entsprach. Ich konnte mir also sehr gut vorstellen, wie die Studios damaliger Zeit lebten. Welche Probleme und Freuden sie umtrieben und welche Macht Herzöge und Ihresgleichen innehatten. Volle fünf Sterne und eine Leseempfehlung gebe ich sehr gerne und freue mich auf den Genuss des zweiten Buches über Friedrich Schiller.

Bewertung vom 11.02.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982 (eBook, ePUB)
Nam-Joo, Cho

Kim Jiyoung, geboren 1982 (eBook, ePUB)


sehr gut

„Kim Jiyoung geboren 1982“ ist ein „Weltbestseller“. Kurz und präzise schreibt die Autorin über eine Frau, die mit Mann und Kind in Südkorea lebt. Als sie schwanger wurde gab sie ihre Arbeit auf um sich ganz dem Nachwuchs widmen zu können. Dass ihr das nicht gut bekommt, zeigt sich schon bald. Sie entwickelt Symptome, die auf eine gespaltene Persönlichkeit hinweisen und beginnt eine Psychotherapie. Dieser Arzt erfährt nun so ziemlich alles aus dem Leben Kims und dem Leser wird schnell klar, woran ihre Erkrankung liegen könnte.

Keine Frage, das Buch ist packend geschrieben und die Beobachtungen gezielt auf den Punkt gebracht. Die Rolle der Frau in Südkorea ist noch immer bestimmt von Zwängen und dem Anspruch, der Umwelt zu gefallen. Also der Familie des Mannes, und auch den Menschen, denen junge Hausfrauen auf der Straße begegnen. Das führt wohl zwangsläufig zu Minderwertigkeitsgefühlen und oft sogar zu Depressionen. Und nein, einen Säugling zu betreuen, das ist keineswegs nur wunderbar und hat mit der ach so hehren Mutterliebe wenig zu tun. Bei allem Lob fehlte mir hier ein schlüssiges oder abschließendes Ende. Daher gebe ich auch nur vier Sterne, empfehle den Kurzroman aber gerne weiter.

Bewertung vom 11.02.2021
Nach der Flut das Feuer (eBook, ePUB)
Baldwin, James

Nach der Flut das Feuer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Autor war 10 Jahre alt als er zum ersten Mal die Polizeigewalt weißer Männer am eigenen Leib spüren musste. Dreißig Jahre später, 1963, schrieb er diese Zeilen, die bis heute an Aktualität nichts einbüßten. Und daher verwundert es nicht, dass es damals wie heute ein Bestseller wurde. Er rief in dem Buch dazu auf, den Rassismus zu bekämpfen und die Vorherrschaft des „Weißen“ zu beenden.

James Baldwin war ein Schriftsteller, der etliche Auszeichnungen erhielt. Sein Traum fand immer wieder Einzug in seinen Werken: Zu erleben, dass kein Mensch aufgrund seiner Hautfarbe, seiner sexuellen Orientierung, seines Glaubens oder seiner Herkunft diskriminiert wird. Leider wurde dieser Traum bis heute, im Jahr 2021, nicht erfüllt. Aber es gibt zum Glück viele, die daran arbeiten und sein Vermächtnis in Erinnerung halten.

Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Jana Pareigis und die schreibt über die Situation heute. Dann folgt ein emotionaler Brief Baldwins an seinen Neffen und danach seine Gedanken zum Rassismus in den USA. Ich werde das Buch mit Sicherheit noch mehrmals lesen. Zu viele wertvolle Erkenntnisse sind hier aufgeführt. Die Rolle der Kirche und die Ansichten von Christen und Muslimen sowie die Willkür der Staatsdiener sind nur zwei Beispiele. Frau Miriam Mandelkow übersetzte das Werk und ihre Gedanken zum N-Wort, welches damals noch nicht als rassistisch galt, sind interessant.

Zum Schluss gibt es noch Erläuterungen zu den Endnoten und hier auffallend viele Verweise auf Kirchenlieder. Aber auch Hinweise auf antiquarische Bücher, die ihre Aktualität nicht einbüßten. Wussten Sie zum Beispiel, dass es in den Staaten den Begriff „Dreifünftel-Mensch“ gab? Ich nicht aber hier erfuhr ich es. Fünf Sterne und eine dringende Leseempfehlung gebe ich für dieses Highlight.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.02.2021
Die verdammte Generation (eBook, ePUB)
Hardinghaus, Christian

Die verdammte Generation (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Während andere Nationen ihrer Helden gedenken, hat dieses Erinnern stets einen faden Beigeschmack. Ja, es scheint teilweise so als schämten wir uns unserer Väter und Großväter. Weil sie beteiligt waren am Zweiten Weltkrieg. Weil sie ja wissen m u s s t e n, was in den Konzentrationslagern geschah. In dem Sachbuch „Die verdammte Generation“ lässt der Autor die „Verdammten“ selbst zu Wort kommen. Er interviewt 13 Männer und gibt ihnen Gelegenheit, die Zeit des Zweiten Weltkriegs aus ihrer Sicht zu schildern. Er ist keiner von den 1960ern, die pauschal alle Männer der Wehrmacht als Nazis abstempelten. Herr Hardinghaus wollte den Vorurteilen ein Ende setzen und das ist ihm gelungen.

Christian Hardinghaus schreibt zu den Verdammten:
- Verdammt zum Kämpfen
- Verdammt zum Schweigen
- Verdammt, weil sie am Krieg teilnahmen

Es ist noch nicht lange her da hatte ich auf Facebook eine Diskussion mit einer jungen Frau. Die ließ sich nicht davon abbringen, dass ihr keiner erzählen könnte, die Deutschen hätten von den Gräueltaten an Juden, Sinti und Roma sowie Behinderten nichts gewusst. Sie war von ihrer festgefahrenen Meinung nicht abzubringen. Nun gehört sie zu einer anderen Generation als ich und hat keinen Vater, der im Krieg gedient hat. Aber bitte, ich appelliere an jeden jungen Menschen, der diese Zeilen liest, „Die verdammte Generation“ zur Hand zu nehmen. Ihr werdet viel mehr Verständnis für Eure Vorväter haben und auch die Zeichen der heutigen Zeit ganz anders wahrnehmen. Und nein, ich bekomme keine Prozente beim Verkauf des Buches und auch Herr Hardinghaus ist nicht darauf aus, dass es ein Bestseller wird. Das hat er nämlich nicht nötig.

Einige Punkte, die ich aus dem Buch mitnehme:

- Es muss differenziert werden, wer einfacher Landser war und zum Militärdienst gezwungen wurde und wer als Leitender der Ideologie Hitlers folgte. Das waren nämlich nur sehr wenige.

- Lest euch einmal durch, welche Lügen bei der Wanderausstellung mit dem Namen „Reemtsma-Ausstellung“ verbreitet wurden. Sie dienten ausschließlich dazu, die Soldaten zu verunglimpfen.

- Der Autor beleuchtet ganz klar, wie sich die Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Wehrmacht änderte. Die Beurteilung kam häufig von Außen und auch die Furcht, als Rechter oder Nazi bezeichnet zu werden, spielt eine Rolle.

- Und noch eins: In den nächsten Tagen jährt sich wieder die Bombardierung Dresdens. Mit welchem Recht wurde diese schöne Stadt dem Erdboden gleichgemacht? Hier gab es keine Soldaten oder Nazis. Hier suchten Flüchtlinge aus den Ostgebieten Schutz, Verwundete Heilung und Frauen und Kinder wachten über die Häuser und warteten auf ihre Väter.

Auch der Hürtgenwald und der D-Day in der Normandie ist ein Thema. Ich schreibe jetzt nicht noch mehr, sonst kommt der Aufschrei, dass ich ja zu viel ausplaudere. Aber wie heißt es? „Wenn das Herz voll ist, dann geht der Mund über.“

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2021
Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1 (eBook, ePUB)
Hancock, Anne Mette

Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Anne Mette Hancocks erster Thriller war ein Volltreffer. Er landete direkt auf der Bestsellerliste Dänemarks und wird auch in Deutschland erfolgreich sein. In „Leichenblume“ geht es um die Medienvertreterin Heloise Kaldan, die sich als Enthüllungsjournalistin bereits einen Namen machte. Während sie momentan um ihren Job kämpfen muss, bekommt sie eine brisanten Brief. Er ist so explosiv, weil er von einer Mörderin kommt. Die wird schon seit einigen Jahren per Steckbrief gesucht. Auch der Kommissar Erik Schäfer findet neue Spuren in diesem Fall und auch die führen zu Heloise Kaldan. Die beiden kennen sich noch nicht gut und wissen nicht, ob sie sich vertrauen können. Für Heloise beginnt eine spannende und zuweilen lebensgefährliche Suche nach der Briefschreiberin.

„Leichenblume“ hat die Bezeichnung Thriller wahrlich verdient. Spannend von Beginn an und erfrischende Dialoge sind nur zwei Pluspunkte. Auch der Fall wirkt nicht konstruiert sondern glaubwürdig. Hier geht es nicht um die Tätersuche sondern um den Grund für die Tat. Das ist ein ganz neuer Ansatz und er gefiel mir sehr gut. Immer gab es neue Aktionen und Wendungen. Langeweile kam zu keinem Zeitpunkt auf. Die privaten Befindlichkeiten der Ermittler sind nicht übertrieben und liegen im Rahmen des Üblichen. Außerdem weiß ich jetzt, welche Eigenschaften die #Leichenblume auszeichnen. Ich freue mich schon sehr auf eine Fortsetzung der Reihe und gebe gerne fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.02.2021
Ich und der Andere
Kaizik, Jürgen

Ich und der Andere


ausgezeichnet

Zitat aus dem Buch „Ich und der Andere“ :
„Warum trinke ich? Damit ich Gedichte schreiben kann.“

Eigentlich wollte er ja zum Film aber dann gründete er kurz entschlossen eine Band. Gemeint ist Jim Morrison, das Gesicht und die Stimme der „Doors“. Zunächst tingelten sie in Vororten der großen Städte und traten in kleinen Szenekneipen auf. Ihr Leben wurde geprägt durch Sex, Drogen und Alkohol und schon bald glaubte keiner mehr so recht an einen Erfolg. Dabei wollten sie doch nur auf die Missstände der Regierung aufmerksam machen und ein Sprachrohr der jungen Leute sein. Alles änderte sich als ein Typ im Publikum sitzt, der absolut nicht zu den üblichen Gästen passt. Für Jim ist die Begegnung mit ihm der Schlüssel zum Erfolg und da er den Dichter sehr mag, nannte er ihn schlicht und einfach Hölderlin.

Das Buch ist keine reine Biographie obwohl viele Fakten über Jim Morrison nachzulesen sind. Wie er zu dem wurde, was er war: „ein aufsässiger und ruheloser junger Mann.“ Welche Rolle sein Vater dabei spielte und das hat meine Einstellung zu Jim sehr verändert. The Doors gehörten damals zur besten Musik und teilweise überholten sie sogar die Beatles auf den vorderen Plätzen der Charts. Im Gegensatz zu den heutigen „Stars“ wollten die Musiker damals die Welt verändern. Sie sangen gegen den Vietnamkrieg, gegen die Verfolgung der Indianer oder den Rassismus. Angst hatten sie nicht vor den Staatsdienern und etliche mussten auch einige Zeit im Gefängnis verbringen.

In „Ich und der Andere“ erwähnt der Autor unter anderem, wie „Riding in the storm“ und „Light my fire“ entstanden sind. Jim Morris war nämlich nicht nur ein guter Sänger, er war ein begnadeter Lyriker. Sehr beeindruckend empfand ich die Schilderung über das Geschehen in Woodstock. Bis heute gilt sein Grab als Wallfahrtsort für eingefleischte Fans und sein früher Tod sorgt bis jetzt für wilde Spekulationen. Wenn ich jetzt seine Stimme höre, sehe ich einen völlig anderen Menschen vor mir als vor dem Lesen des Buches. Das Ende ist der Phantasie des Autors geschuldet und war nicht so mein Fall. Trotzdem gebe ich fünf Sterne und eine Leseempfehlung.