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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

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Insgesamt 884 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2016
Ausgeleuchtet
Kunz, Gunnar

Ausgeleuchtet


ausgezeichnet

Berlin, 1926. Im Deutschen Theater wird Emily Sydow von einem herabfallenden Scheinwerfer erschlagen – Mord, wie schnell feststeht. Genauso schnell ist allen klar, dass das Attentat nicht Emily galt, sondern Nora Dernburg. Kommissar Gregor Lilienthal beauftragt seine Frau Diana und seinen Bruder Hendrik, sich genauer im Theater umzusehen, doch einen weiteren Anschlag auf Noras Leben können sie nicht verhindern…

„Ausgeleuchtet“ ist bereits der fünfte Fall für die Lilienthals – und auch in diesen Krimi hat mich das aufgeweckte Ermittlertrio durchweg begeistert.

Was für ein Theater im Theater! Schauspiel nicht nur auf der Bühne, sondern nicht minder dramatisch auch hinter den Kulissen. Kein fröhliches Miteinander, hier herrschen Neid, Eifersucht, Hinterlist und Heuchelei.

Die Spurensuche erweist sich für die Ermittler als sehr knifflig. Der Kreis der Verdächtigen ist groß, denn so mancher im Ensemble hätte einen Grund, Nora Dernburg den Garaus zu machen. Außerdem ist das Beziehungsgeflecht zwischen den Theaterleuten sehr verworren und für Außenstehende kaum zu durchschauen. Hendrik und Diana müssen ihr ganzes detektivisches Geschick auffahren, um dem Täter auf die Schliche zu kommen.

Auch das ganze Drumherum um den spannenden Kriminalfall hat mir sehr gut gefallen. Gunnar Kunz ermöglicht dem Leser interessante Einblicke in die Welt des Theaters - die besondere Magie des Schauspielens wird genauso hervorgehoben, wie die vielfältigen Eigenheiten und Marotten der Schauspieler.
Auch die Beschreibungen von Zeit und Ort sind ausgezeichnet gelungen – der Autor katapultiert den Leser direkt ins Berlin der 1920er Jahre. Das politische und gesellschaftliche Geschehen während der Weimarer Republik wird bestens mit der Krimihandlung verwoben.

„Ausgeleuchtet“ lässt sich angenehm zügig lesen und bietet von der ersten bis zur letzten Seite spannende Unterhaltung - ich konnte prima mit den Ermittlern miträtseln und mitgrübeln.

Bewertung vom 18.04.2016
Miss Wattenmeer singt nicht mehr / Ostfriesen-Krimi Bd.3
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Miss Wattenmeer singt nicht mehr / Ostfriesen-Krimi Bd.3


ausgezeichnet

Neuharlingersiel. Es ist Sommer in Ostfriesland und damit Zeit für die Schlickschlittenrennen-Wältmeisterschaft in Greetsiel. Henner, Rudi und dessen Sohn Sven haben gemeinsam mit Fischzüchter Reent Dönnerschlach als „die Daltons“ teilgenommen und einen hervorragenden dritten Platz erzielt. Die Freude über die Bronzemedaille endet jäh, als Reent auf seine Fischfarm zurückkehrt und seine Frau tot im Stör-Becken findet – Aleke wurde ermordet, wie schnell feststeht…

„Miss Wattenmeer singt nicht mehr“ ist bereits der dritte Ostfriesen-Krimi mit Dorfpolizisten Rudi, Postboten Henner und Lehrerin Rosa in den Hauptrollen - und wieder hat mich das aufgeweckte Ermittlertrio begeistert. Besonders Rosa geht ein weiteres Mal beherzt und unerschrocken zu Werke, um dem Täter auf die Schliche zu kommen – und rutscht dann ganz unversehens in eine für sie sehr brenzlige Situation.

Am besten hat mir der lässige Umgangston zwischen den Akteuren gefallen, die Dialoge sind frisch und schwungvoll und lassen die Handlung stets echt und lebendig wirken. Außerdem versprühen die Figuren mit ihren Eigenheiten ganz viel gute Laune. Der Humor ist unverfälscht und natürlich und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt.

Ganz hervorragend gelungen sind Christiane Franke und Cornelia Kuhnert die Beschreibungen der Handlungsorte - ich konnte mir die Schauplätze in Neuharlingersiel und Umgebung sehr gut vorstellen, die Nordseeküsten-Atmosphäre ist durchweg präsent.

„Miss Wattenmeer singt nicht mehr“ ist ein Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet und zum Miträtseln einlädt - ein tolles Lesevergnügen.

Bewertung vom 16.04.2016
Bei Anruf Herzklopfen
Seilstad, Lorna

Bei Anruf Herzklopfen


ausgezeichnet

Des Moines, Iowa im April 1908. Hannah Gregory muss nach dem Tod ihrer Eltern ihr Studium abbrechen, um sich um ihre jüngeren Schwestern Charlotte und Tessa zu kümmern. Die finanzielle Situation der Schwestern ist denkbar schlecht. Als Hannah in Reillys Lebensmittelgeschäft eine Stellenanzeige ins Auge fällt, sieht sie darin die Erhörung ihrer Gebete. Es werden Telefonistinnen gesucht und Hannah ist sich sicher, dass sie die strengen Anforderungen der Telefongesellschaft erfüllen kann – die meisten jedenfalls. Gehorsamkeit war noch nie ihre Stärke, aber diese Kleinigkeit hält sie nicht davon ab, sich zu bewerben.
Nach diesem Lichtblick hat der Tag für Hannah und ihre Schwestern noch schlechte Nachrichten im Gepäck – Anwalt Lincoln Cole steht vor ihrer Tür und teilt ihnen mit, dass die Bank ihr Zuhause aufgrund einer nicht zurückgezahlten Hypothek zwangsversteigern lassen wird…

„Bei Anruf Herzklopfen“ ist das erste Buch, dass ich von Lorna Seilstad gelesen habe und ich bin begeistert - eine schwungvolle Geschichte, bei der Historie, Humor und Romantik nicht zu kurz kommen und auch der christliche Glaube eine Rolle spielt. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt die Höhen und Tiefen der Protagonisten mit.

Lorna Seilstad rückt die Ausbildung und den Alltag der Telefonistinnen im frühen 20. Jahrhundert in den Mittelpunkt ihres Romans. Der Einblick in die Aufgaben der Telefonistinnen und die mit dieser Arbeit verbundenen sehr strengen Regeln waren nicht nur interessant, sondern haben mich auch mehrfach den Kopf schütteln lassen. Die Angestellten hatten fast wie erstarrt vor dem Klappenschrank zu sitzen, durften weder nach links und rechts schauen, nicht die Beine übereinander schlagen und wer sich die Nase putzen musste, hatte um Erlaubnis zu fragen.

Da verwundert es nicht, dass eine lebhafte junge Frau wie Hannah, die eigentlich Rechtwissenschaften studieren möchte, Schwierigkeiten hat, die übertriebenen Bestimmungen einzuhalten. Aber Hannah gibt sich große Mühe. Sie hat sich fest vorgenommen, den Lebensunterhalt für sich und ihre Schwestern zu verdienen. Sie will stark und unabhängig sein und keine Hilfe von anderen annehmen.
Lincoln Cole ist da ganz anderer Meinung. Er ist sich sicher, dass Gott ihn zu den Gregory-Schwestern geführt hat und dass es seine Christenpflicht ist, den Waisen zu helfen. Doch Hannah will die Unterstützung dieses in ihren Augen arroganten, selbstgefälligen Besserwissers nicht. Erst als ihr guter Freund Walt verhaftet wird, bittet Hannah den Anwalt notgedrungen um Hilfe.

Nicht nur Hannah und Lincoln sind mir schnell ans Herz gewachsen, auch alle anderen Akteure haben ihre besonderen Eigenarten und tragen damit bestens zur Unterhaltung bei. Besonders Hannahs 14-jährige Schwester Tessa hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Sie ist sehr gewitzt, behält stets den Durchblick und hat immer eine kluge Antwort parat.

„Bei Anruf Herzklopfen“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir ein paar sehr unterhaltsame Lesestunden beschert. Leseempfehlung für alle, die historischen Liebesgeschichten mögen.

Bewertung vom 14.04.2016
Cool im Pool
Minck, Lotte

Cool im Pool


ausgezeichnet

Loretta goes Hochzeitsfeier – würde sie zumindest gerne, doch Braut Diana bekommt wenige Tage vor der Trauung Muffensausen und steht plötzlich dreckig und in einem völlig zerrupften Hochzeitskleid vor Lorettas Tür. Hochzeit mit Okko fällt aus.
Nach diesem aufregenden Start geht es nicht minder turbulent weiter. Denn nach einigem Hin und Her soll doch geheiratet werden – nicht offiziell auf dem Standesamt, sondern mit einer spontanen Zeremonie im Schrebergarten. Ruckzuck ist alles organisiert, der Brautvater reist mit seinem Lebensgefährten und dessen Schwester an. Alle feiern fröhlich und sind glücklich, bis… ja, bis einer der Gäste tot im Hotelpool liegt.
Und schwupps! steckt Loretta mittendrin in einem neuen Mordfall…

Mit „Cool im Pool“ geht es für Loretta Luchs und ihre Freunde in die mittlerweile sechste Runde - und auch dieses Ruhrpott-Abenteuer kommt wieder mit reichlich Wortwitz, massenhaft Situationskomik und vielen lockeren Sprüchen daher.
Es gelingt Lotte Minck erneut, den Alltag ihrer Protagonisten mit kleinen und großen Katastrophen durcheinanderzuwirbeln und den Leser damit prächtig zu unterhalten.
Der Kriminalfall beginnt diesmal recht spät, aber das hat mich ganz und gar nicht gestört, da es auch ohne die Mordermittlungen sehr viel Aufregung und Trubel gibt.

Es hat mir wieder wahnsinnig viel Spaß gemacht, mit Loretta und ihrer aufgeweckten Einsatztruppe auf Mörderjagd zu gehen. „Cool im Pool“ bietet von der ersten Seite an kurzweilige Unterhaltung - ein tolles Lesevergnügen.

Bewertung vom 13.04.2016
Die Lausitzer Musen
Hübner, Ivonne

Die Lausitzer Musen


sehr gut

Lausitz, 1815. Nach Henriette Müllerin wird auch Gertrude Baumert tot unter dem Mühlrad im Wasser der Löbau aufgefunden. In beiden Fällen gehen die Dorfbewohner von Selbstmord aus. Die 17-jährige Mathilde, die sich mit Gertrude ein Zimmer geteilt hat, bezweifelt jedoch, dass diese sich das Leben genommen hat, ganz einfach, weil es keinen Grund dafür gab. Gemeinsam mit Cornelius und Jakub beginnt sie daher nachzuforschen…

In einem zweiten Handlungsstrang lernt man den Grafen Adrian von Gersdorf und seine junge Frau Josephine kennen. Die Ehe der beiden ist nicht gerade glücklich, während Josephine sich nur inmitten ihrer zahlreichen Puppen wohlfühlt, vergräbt Adrian sich voll und ganz in seiner Malerei…

In ihrem historischen Kriminalroman „Die Lausitzer Musen“ entführt Ivonne Hübner den Leser in ein kleines Dorf ans Löbauer Wasser und wartet mit einer spannenden Geschichte auf. Die Handlungsorte werden von der Autorin sehr detailliert beschrieben, so dass man sich ein gutes Bild von den Schauplätzen machen kann. Die ländliche Atmosphäre des frühen 19. Jahrhunderts wird sehr gut vermittelt.

Nach einem kurzen Prolog, in dem man den grausigen Mord an der jungen Henriette Müllerin miterlebt, lernt man die Hauptakteure kennen.
Da ist zunächst einmal der Arzt Cornelius Waldeck. Cornelius ist gebildet, wirkt aber auf den ersten Blick ein wenig schusselig. Er macht sich viele Gedanken über seine Mitmenschen und steht nicht gerne im Mittelpunkt.
Jakub, ein Müllergeselle auf Wanderschaft, ist freundlich und hilfsbereit. Er will kein Aufsehen erregen und versucht, jeglichem Ärger aus dem Weg gehen.
Mathilde ist Magd im Wirtshaus. Dem netten, zuverlässigen Mädel fehlt es ein wenig an Selbstbewusstsein.

Die Spurensuche dieses ungewöhnlichen Ermittlertrios verläuft in sehr ruhigen Bahnen. Da die drei bei ihren Ermittlungen stets im Rahmen ihrer Möglichkeiten bleiben, wirkt das ganze Geschehen durchweg echt und glaubwürdig. Der Blick des Lesers wird im Verlauf der Handlung in unterschiedliche Richtungen gelenkt, so dass man bis zum Schluss über die Identität des Täters mitgrübeln kann.

„Die Lausitzer Musen“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir ein paar spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert. Obwohl die Krimihandlung nur langsam in Schwung kommt, hat es mir großen Spaß gemacht, in das Jahr 1815 zu reisen und die Akteure bei ihren Ermittlungen zu begleiten.

Bewertung vom 13.04.2016
Der Fuß vom Monte Scherbelino
Wider-Groth, Stefanie

Der Fuß vom Monte Scherbelino


ausgezeichnet

Stuttgart. Am Birkenkopf - im Volksmund auch Monte Scherbelino genannt, da der Hügel nach dem Zweiten Weltkrieg mit Trümmerschutt aufgeschüttet wurde – wird ein Sportschuh gefunden, in dem noch ein Fuß steckt. Auch der Rest der Leiche wird während einer Suchaktion recht schnell entdeckt, doch um wen es sich bei dem Toten handelt, bleibt für die Ermittler zunächst unklar…

In einem zweiten Handlungsstrang lernt man die Kassiererin Florina Kappel kennen. Florina vermietet zur Aufbesserung ihres Gehaltes ein Zimmer ihrer Wohnung an Kurzzeitgäste. Einer ihrer Gäste, Luggi Frey, hat vor einigen Wochen eine Reistetasche und einen Trekkingrucksack zurückgelassen und sich seitdem nicht mehr gemeldet. Dafür bekundet jetzt Finanzberaterin Holde Hirn, die des Öfteren bei Florina logiert, großes Interesse an diesen Gepäckstücken...

„Der Fuß vom Monte Scherbelino“ ist bereits der sechste Fall für KHK Reiner Emmerich und sein Team, für mich war dieser Einsatz in Stuttgart der erste, den ich mit den sympathischen Ermittlern erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände habe ich alle Akteure gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

Stefanie Wider-Groth wartet in diesem Krimi mit einer tollen Mischung aus Spannung, humorvollen Dialogen und aktuellen Themen wie Steuerhinterziehung und Geldschmuggel auf.
Die Autorin erzählt den Krimi mit viel Schwung. Es geht in diesem Buch frisch, locker und lebhaft zu, die Akteure wirken dabei nicht oberflächlich, sondern beleben mit ihren Eigenarten die Szenerie und tragen damit bestens zur Unterhaltung bei.
Die während der Ermittlungen von Emmerich und Co. gesammelten Informationen und Erkenntnisse bringen im Verlauf der Geschichte einige Wendungen und Überraschungen mit sich, so dass ich bis zum Schluss prima über Täter und Hintergründe mitgrübeln und miträtseln konnte.

Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht - „Der Fuß vom Monte Scherbelino“ ist ein spannender, kurzweiliger Krimi mit einem äußerst sympathischen Ermittlerteam.

Bewertung vom 12.04.2016
Das Siechenhaus / Begine Serafina Bd.3
Fritz, Astrid

Das Siechenhaus / Begine Serafina Bd.3


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Das Siechenhaus“ entführt Astrid Fritz den Leser in das spätmittelalterliche Freiburg und wartet mit einer spannenden, schwungvoll erzählten Geschichte auf.

Ein neuer Fall für Serafina Stadlerin - Astrid Fritz rückt in diesem dritten Abenteuer der scharfsinnigen Begine ein interessantes Thema in den Mittelpunkt: die Lepra, eine über viele Jahrhunderte hinweg gefürchtete Krankheit, die für den Erkrankten den Ausschluss aus der Gesellschaft bedeutete. Astrid Fritz vermittelt sehr gut, wie viel Leid und Diskriminierung die Krankheit für den Betroffenen und auch für seine Angehörigen im Gepäck hatte. Wie schlimm muss es da für einen Menschen gewesen sein, wenn er fälschlicherweise für leprös gehalten wurde?

Genau dies scheint das Schicksal des Bäckermeisters Konrad Kannegießer zu sein, der laut dem Ergebnis einer Siechenschau an Lepra erkrankt ist, sich jedoch gesund wähnt und sich zu Unrecht bei den Aussätzigen im Gutleuthaus untergebracht fühlt.
Kannegießer ist fest davon überzeugt, dass es sich bei seinem Hautausschlag um eine allergische Reaktion auf Mehlstaub handelt. Da Leprakranke offiziell als tot gelten, hat er allerdings keine Möglichkeit, selbst beim Rat der Stadt vorzusprechen und bittet daher die Begine Serafina um Hilfe. Als die Verantwortlichen dem Bäckermeister eine zweite Siechenschau verweigern, wittert Serafina eine Verschwörung und beginnt nachzuforschen…

Die muntere Begine ist gleich wieder in ihrem Element und kann es trotz Ermahnung seitens Mutter Catharina nicht lassen, sich in die Geschehnisse einzumischen, denn Serafina hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Freiburg für Gerechtigkeit zu sorgen. Selbstbewusst, furchtlos und gewieft versucht sie die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen und Kannegießer aus seiner Verbannung im Siechenhaus zu befreien.

Auch Stadtarzt Adalbert Achaz ist wieder mit von der Partie, obwohl er Serafina in diesem Fall über weite Strecken keine große Hilfe ist, denn er wird niedergeschlagen und kann sich an nichts und niemanden mehr erinnern.

„Das Siechenhaus“ lässt sich angenehm zügig lesen und bietet von der ersten bis zur letzten Seite spannende, humorvolle Unterhaltung - das Miträtseln und Spekulieren über die Identität des Übeltäters hat großen Spaß gemacht.

Bewertung vom 11.04.2016
Frühjahrsputz / Holzhammer ermittelt Bd.4
Gers, Fredrika

Frühjahrsputz / Holzhammer ermittelt Bd.4


sehr gut

Berchtesgadener Land im Frühjahr. Hauptwachtmeister Franz Holzhammer wird zu einem Einsatz in die Seestraße gerufen: Hotelier Roman Altbauer und Ladenbesitzer Beppo Hirsinger prügeln sich auf offener Straße. Grund des Streits ist der geplante Bau eines Wellnessresorts am Königssee. Die Rauferei kann zügig beendet werden. Als Altbauer kurze Zeit später bei einem Lawinenunglück ums Leben kommt und die Spurenlage am Unglücksort einige Unklarheiten aufweist, liegt der Verdacht nahe, dass hier jemand nachgeholfen hat…

„Frühjahrsputz“ ist bereits der vierte Fall für Franz Holzhammer und sein Team, für mich war dieser Einsatz in Berchtesgaden der erste, den ich mit den sympathischen Ermittlern erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände habe ich alle Akteure gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

Fredrika Gers rückt zwei lokalpolitische Themen in den Mittelpunkt ihres Krimis – zum einen die Zwistigkeiten um ein Hotelgroßprojekt und zum anderen den Streit um sonntägliche Ladenöffnungszeiten. Die beiden strittigen Angelegenheiten hat die Autorin mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und ihrem Hauptwachtmeister damit einen kniffligen Fall beschert.
Undurchsichtige Hintergründe, ein Tathergang, der viele Fragen aufwirft und mehrere Verdächtige bringen Holzhammer & Co. ins Grübeln und laden den Leser zum Miträtseln ein.

Nicht nur der Kriminalfall ist spannend, Fredrika Gers wartet auch mit einer großen Portion Lokalkolorit auf - Berchtesgaden und Umgebung werden ganz hervorragend in Szene gesetzt. Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze sorgen für eine tolle Alpen-Atmosphäre, neben ganz viel Natur werden auch die örtlichen Besonderheiten hervorgehoben. Zusätzlichen Schwung erhält die Handlung durch den locker eingeflochtenen Dialekt.

Ich habe diesen Ausflug an den Königssee sehr genossen. „Frühjahrsputz“ ist ein spannender Regionalkrimi, der mich durchweg sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 06.04.2016
Der Ritter der Könige / Geraldines-Roman Bd.3
Qunaj, Sabrina

Der Ritter der Könige / Geraldines-Roman Bd.3


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Ritter der Könige“ nimmt Sabrina Qunaj den Leser mit in das 12. Jahrhundert nach Wales und Irland und erzählt basierend auf den historischen Ereignissen von März 1145 bis Oktober 1171 die spannende Geschichte des Flamen Maurice de Prendergast - von seinem Werdegang zum Ritter bis hin zu seinem Mitwirken bei der normannischen Eroberung Irlands.

Der 14-jährige Maurice de Prendergast begegnet während seiner Knappenzeit im Haushalt des Constable of Pembroke dem gleichaltrigen Richard de Clare – die beiden werden nicht nur gute Freunde, sondern Maurice wird nach seiner Ausbildung auch zu Richards treuestem Ritter, als dieser nach dem frühen Tod seines Vaters zum Earl of Pembroke und Striguil aufsteigt.

Maurice und Richard gehen in den folgenden Jahren durch viele Höhen und Tiefen und auch als König Henry II. Richard damit beauftragt, einen Feldzug nach Irland in die Wege zu leiten, ist Maurice mit von der Partie.
Maurice macht sich nicht nur als kluger Taktiker auf dem Schlachtfeld einen Namen, es sind vor allen Dingen die ritterlichen Tugenden und sein Sinn für Gerechtigkeit, die ihn auszeichnen. So zögert er auch nicht, seinen Verbündeten den Rücken zu kehren, als diese von ihm ein Handeln erwarten, das nicht seinem Ehrgefühl entspricht.

Neben Politik und Kriegsgeschehen, Intrigen, Verrat, Freundschaft und Loyalität kommen auch Liebe und Leidenschaft nicht zu kurz. Maurice begegnet im Verlauf der Handlung drei ganz unterschiedlichen Frauen, die sein Leben immer wieder beeinflussen.
Da ist zunächst einmal Elizabeth, die bereits bei ihrer Geburt mit Maurice verlobt wird. Außerdem die etwas bissige, aber äußerst kluge Marared, eine wunderbare Frau, die Maurice liebt und ihm eine aufrechte Freundin ist. Und dann ist da noch die geheimnisvolle Niah, die viele Ereignisse in ihren Visionen vorhersieht.

Die zahlreichen historischen und fiktiven Akteure werden bunt und detailliert beschrieben, bekommen allesamt schnell ein Gesicht, haben Ecken und Kanten und bringen darüber hinaus den nötigen Schwung mit, um den Leser zu fesseln und bestens zu unterhalten.

Es gelingt Sabrina Qunaj zudem ausgezeichnet, ihre Begeisterung für die Historie Wales’ an den Leser weiterzugeben. Der lebendige Schreibstil der Autorin und ihre wundervoll bildliche Erzählweise mit den ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und den facettenreichen Schilderungen der Ereignisse lassen auch diesen dritten Roman rund um das Leben der Geraldines zu einem echten Highlight werden. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.03.2016
Maria Christina
Novak, Rebecca

Maria Christina


ausgezeichnet

In ihrem historischen Tagebuchroman „Maria Christina - Tagebuch einer Tochter“ entführt Rebecca Novak den Leser in das 18. Jahrhundert nach Wien an den kaiserlichen Hof und lässt die Erzherzogin Maria Christina von Österreich von den Dingen erzählen, die sie zwischen Januar 1760 und April 1766 erlebt hat.

Maria Christina, die von ihrer Familie kurz „Mimi“ genannt wird, war das fünfte Kind der Kaiserin Maria Theresia und des Kaisers Franz I. Stephan – die Lieblingstochter der Kaiserin, was unter den zahlreichen Geschwistern immer wieder für Unmut und Eifersucht sorgte.
Mimi hat zu ihrem 17. Geburtstag von ihrer Mutter ein Tagebuch bekommen. Nicht ganz das erhoffte Geschenk, ein kostbares Armband wäre ihr lieber gewesen. Den besonderen Wert des Tagebuchs erkennt sie daher erst später und so erfolgt der erste Eintrag in das Büchlein erst nach fast einem dreiviertel Jahr. Mimi hat ein Gespräch zwischen Prinz Albert von Sachsen und seinem Bruder Clemens belauscht und ist empört darüber, wie wenig schmeichelhaft die Herren über sie reden.

Nachdem der Anfang gemacht war, folgen viele weitere Einträge und man erfährt auf sehr unterhaltsame Weise, was es hieß, eine Erzherzogin am Wiener Hof zu sein.
Das Tagebuch bietet einen interessanten Blick hinter die Kulissen, bei dem natürlich Mimis Gedankenwelt und ihr Gefühlsleben die zentrale Rolle spielen.
Facettenreich schildert die Erzherzogin das aufregende Hofleben - eine Welt voller Licht und Schatten. Pracht, Prunk und Luxus stehen einem strengen höfischen Zeremoniell gegenüber. Es gilt, Traditionen, Etikette und steife Regeln einzuhalten, die manchmal anstrengend und belastend sind, wie ein zu eng geschnürtes Korsett.
Neben Politik, Kriegsgeschehen und einigen herben Schicksalsschlägen ist auch das turbulente Familienleben ein Thema; die intensive Freundschaft zu ihrer Schwägerin Isabella nimmt einen großen Part ein, genauso wie der lebhafte Briefwechsel zwischen Mimi und Prinz Albert von Sachsen. Und ein bisschen Klatsch und Tratsch aus der Adelswelt gibt es auch.

Besonders gut hat mir der muntere, ab und zu fast kecke Ton in Mimis Stimme gefallen – Rebecca Novak lässt ihre Protagonistin schwungvoll, emotional, oft mit einer guten Portion Witz und manchmal auch mit spitzer Zunge aus ihrem Alltag berichten.

Das Lesen dieser historischen Liebesgeschichte hat großen Spaß gemacht. Es war sehr unterhaltsam, Maria Christina und ihre Welt kennenzulernen, sie ein Stück auf ihrem Lebensweg zu begleiten und die vielen glücklichen Momente und auch die trüben Zeiten mit ihr zu teilen.