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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

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Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2016
Das Siechenhaus / Begine Serafina Bd.3
Fritz, Astrid

Das Siechenhaus / Begine Serafina Bd.3


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Das Siechenhaus“ entführt Astrid Fritz den Leser in das spätmittelalterliche Freiburg und wartet mit einer spannenden, schwungvoll erzählten Geschichte auf.

Ein neuer Fall für Serafina Stadlerin - Astrid Fritz rückt in diesem dritten Abenteuer der scharfsinnigen Begine ein interessantes Thema in den Mittelpunkt: die Lepra, eine über viele Jahrhunderte hinweg gefürchtete Krankheit, die für den Erkrankten den Ausschluss aus der Gesellschaft bedeutete. Astrid Fritz vermittelt sehr gut, wie viel Leid und Diskriminierung die Krankheit für den Betroffenen und auch für seine Angehörigen im Gepäck hatte. Wie schlimm muss es da für einen Menschen gewesen sein, wenn er fälschlicherweise für leprös gehalten wurde?

Genau dies scheint das Schicksal des Bäckermeisters Konrad Kannegießer zu sein, der laut dem Ergebnis einer Siechenschau an Lepra erkrankt ist, sich jedoch gesund wähnt und sich zu Unrecht bei den Aussätzigen im Gutleuthaus untergebracht fühlt.
Kannegießer ist fest davon überzeugt, dass es sich bei seinem Hautausschlag um eine allergische Reaktion auf Mehlstaub handelt. Da Leprakranke offiziell als tot gelten, hat er allerdings keine Möglichkeit, selbst beim Rat der Stadt vorzusprechen und bittet daher die Begine Serafina um Hilfe. Als die Verantwortlichen dem Bäckermeister eine zweite Siechenschau verweigern, wittert Serafina eine Verschwörung und beginnt nachzuforschen…

Die muntere Begine ist gleich wieder in ihrem Element und kann es trotz Ermahnung seitens Mutter Catharina nicht lassen, sich in die Geschehnisse einzumischen, denn Serafina hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Freiburg für Gerechtigkeit zu sorgen. Selbstbewusst, furchtlos und gewieft versucht sie die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen und Kannegießer aus seiner Verbannung im Siechenhaus zu befreien.

Auch Stadtarzt Adalbert Achaz ist wieder mit von der Partie, obwohl er Serafina in diesem Fall über weite Strecken keine große Hilfe ist, denn er wird niedergeschlagen und kann sich an nichts und niemanden mehr erinnern.

„Das Siechenhaus“ lässt sich angenehm zügig lesen und bietet von der ersten bis zur letzten Seite spannende, humorvolle Unterhaltung - das Miträtseln und Spekulieren über die Identität des Übeltäters hat großen Spaß gemacht.

Bewertung vom 11.04.2016
Frühjahrsputz / Holzhammer ermittelt Bd.4
Gers, Fredrika

Frühjahrsputz / Holzhammer ermittelt Bd.4


sehr gut

Berchtesgadener Land im Frühjahr. Hauptwachtmeister Franz Holzhammer wird zu einem Einsatz in die Seestraße gerufen: Hotelier Roman Altbauer und Ladenbesitzer Beppo Hirsinger prügeln sich auf offener Straße. Grund des Streits ist der geplante Bau eines Wellnessresorts am Königssee. Die Rauferei kann zügig beendet werden. Als Altbauer kurze Zeit später bei einem Lawinenunglück ums Leben kommt und die Spurenlage am Unglücksort einige Unklarheiten aufweist, liegt der Verdacht nahe, dass hier jemand nachgeholfen hat…

„Frühjahrsputz“ ist bereits der vierte Fall für Franz Holzhammer und sein Team, für mich war dieser Einsatz in Berchtesgaden der erste, den ich mit den sympathischen Ermittlern erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände habe ich alle Akteure gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

Fredrika Gers rückt zwei lokalpolitische Themen in den Mittelpunkt ihres Krimis – zum einen die Zwistigkeiten um ein Hotelgroßprojekt und zum anderen den Streit um sonntägliche Ladenöffnungszeiten. Die beiden strittigen Angelegenheiten hat die Autorin mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und ihrem Hauptwachtmeister damit einen kniffligen Fall beschert.
Undurchsichtige Hintergründe, ein Tathergang, der viele Fragen aufwirft und mehrere Verdächtige bringen Holzhammer & Co. ins Grübeln und laden den Leser zum Miträtseln ein.

Nicht nur der Kriminalfall ist spannend, Fredrika Gers wartet auch mit einer großen Portion Lokalkolorit auf - Berchtesgaden und Umgebung werden ganz hervorragend in Szene gesetzt. Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze sorgen für eine tolle Alpen-Atmosphäre, neben ganz viel Natur werden auch die örtlichen Besonderheiten hervorgehoben. Zusätzlichen Schwung erhält die Handlung durch den locker eingeflochtenen Dialekt.

Ich habe diesen Ausflug an den Königssee sehr genossen. „Frühjahrsputz“ ist ein spannender Regionalkrimi, der mich durchweg sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 06.04.2016
Der Ritter der Könige / Geraldines-Roman Bd.3
Qunaj, Sabrina

Der Ritter der Könige / Geraldines-Roman Bd.3


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Ritter der Könige“ nimmt Sabrina Qunaj den Leser mit in das 12. Jahrhundert nach Wales und Irland und erzählt basierend auf den historischen Ereignissen von März 1145 bis Oktober 1171 die spannende Geschichte des Flamen Maurice de Prendergast - von seinem Werdegang zum Ritter bis hin zu seinem Mitwirken bei der normannischen Eroberung Irlands.

Der 14-jährige Maurice de Prendergast begegnet während seiner Knappenzeit im Haushalt des Constable of Pembroke dem gleichaltrigen Richard de Clare – die beiden werden nicht nur gute Freunde, sondern Maurice wird nach seiner Ausbildung auch zu Richards treuestem Ritter, als dieser nach dem frühen Tod seines Vaters zum Earl of Pembroke und Striguil aufsteigt.

Maurice und Richard gehen in den folgenden Jahren durch viele Höhen und Tiefen und auch als König Henry II. Richard damit beauftragt, einen Feldzug nach Irland in die Wege zu leiten, ist Maurice mit von der Partie.
Maurice macht sich nicht nur als kluger Taktiker auf dem Schlachtfeld einen Namen, es sind vor allen Dingen die ritterlichen Tugenden und sein Sinn für Gerechtigkeit, die ihn auszeichnen. So zögert er auch nicht, seinen Verbündeten den Rücken zu kehren, als diese von ihm ein Handeln erwarten, das nicht seinem Ehrgefühl entspricht.

Neben Politik und Kriegsgeschehen, Intrigen, Verrat, Freundschaft und Loyalität kommen auch Liebe und Leidenschaft nicht zu kurz. Maurice begegnet im Verlauf der Handlung drei ganz unterschiedlichen Frauen, die sein Leben immer wieder beeinflussen.
Da ist zunächst einmal Elizabeth, die bereits bei ihrer Geburt mit Maurice verlobt wird. Außerdem die etwas bissige, aber äußerst kluge Marared, eine wunderbare Frau, die Maurice liebt und ihm eine aufrechte Freundin ist. Und dann ist da noch die geheimnisvolle Niah, die viele Ereignisse in ihren Visionen vorhersieht.

Die zahlreichen historischen und fiktiven Akteure werden bunt und detailliert beschrieben, bekommen allesamt schnell ein Gesicht, haben Ecken und Kanten und bringen darüber hinaus den nötigen Schwung mit, um den Leser zu fesseln und bestens zu unterhalten.

Es gelingt Sabrina Qunaj zudem ausgezeichnet, ihre Begeisterung für die Historie Wales’ an den Leser weiterzugeben. Der lebendige Schreibstil der Autorin und ihre wundervoll bildliche Erzählweise mit den ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und den facettenreichen Schilderungen der Ereignisse lassen auch diesen dritten Roman rund um das Leben der Geraldines zu einem echten Highlight werden. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.03.2016
Maria Christina
Novak, Rebecca

Maria Christina


ausgezeichnet

In ihrem historischen Tagebuchroman „Maria Christina - Tagebuch einer Tochter“ entführt Rebecca Novak den Leser in das 18. Jahrhundert nach Wien an den kaiserlichen Hof und lässt die Erzherzogin Maria Christina von Österreich von den Dingen erzählen, die sie zwischen Januar 1760 und April 1766 erlebt hat.

Maria Christina, die von ihrer Familie kurz „Mimi“ genannt wird, war das fünfte Kind der Kaiserin Maria Theresia und des Kaisers Franz I. Stephan – die Lieblingstochter der Kaiserin, was unter den zahlreichen Geschwistern immer wieder für Unmut und Eifersucht sorgte.
Mimi hat zu ihrem 17. Geburtstag von ihrer Mutter ein Tagebuch bekommen. Nicht ganz das erhoffte Geschenk, ein kostbares Armband wäre ihr lieber gewesen. Den besonderen Wert des Tagebuchs erkennt sie daher erst später und so erfolgt der erste Eintrag in das Büchlein erst nach fast einem dreiviertel Jahr. Mimi hat ein Gespräch zwischen Prinz Albert von Sachsen und seinem Bruder Clemens belauscht und ist empört darüber, wie wenig schmeichelhaft die Herren über sie reden.

Nachdem der Anfang gemacht war, folgen viele weitere Einträge und man erfährt auf sehr unterhaltsame Weise, was es hieß, eine Erzherzogin am Wiener Hof zu sein.
Das Tagebuch bietet einen interessanten Blick hinter die Kulissen, bei dem natürlich Mimis Gedankenwelt und ihr Gefühlsleben die zentrale Rolle spielen.
Facettenreich schildert die Erzherzogin das aufregende Hofleben - eine Welt voller Licht und Schatten. Pracht, Prunk und Luxus stehen einem strengen höfischen Zeremoniell gegenüber. Es gilt, Traditionen, Etikette und steife Regeln einzuhalten, die manchmal anstrengend und belastend sind, wie ein zu eng geschnürtes Korsett.
Neben Politik, Kriegsgeschehen und einigen herben Schicksalsschlägen ist auch das turbulente Familienleben ein Thema; die intensive Freundschaft zu ihrer Schwägerin Isabella nimmt einen großen Part ein, genauso wie der lebhafte Briefwechsel zwischen Mimi und Prinz Albert von Sachsen. Und ein bisschen Klatsch und Tratsch aus der Adelswelt gibt es auch.

Besonders gut hat mir der muntere, ab und zu fast kecke Ton in Mimis Stimme gefallen – Rebecca Novak lässt ihre Protagonistin schwungvoll, emotional, oft mit einer guten Portion Witz und manchmal auch mit spitzer Zunge aus ihrem Alltag berichten.

Das Lesen dieser historischen Liebesgeschichte hat großen Spaß gemacht. Es war sehr unterhaltsam, Maria Christina und ihre Welt kennenzulernen, sie ein Stück auf ihrem Lebensweg zu begleiten und die vielen glücklichen Momente und auch die trüben Zeiten mit ihr zu teilen.

Bewertung vom 23.03.2016
Der falsche Prophet
Rausch, Roman

Der falsche Prophet


sehr gut

In seinem historischen Roman „Der falsche Prophet“ nimmt Roman Rausch den Leser mit auf eine Reise in das 15. Jahrhundert nach Franken und erzählt die Geschichte des Schafhirten und Spielmannes Hans Behem, dem „Pfeifer von Niklashausen“.

Roman Rausch hat die historischen Ereignisse vom Frühjahr und Sommer 1476 in dem kleinen fränkischen Dorf Niklashausen mit einer spannenden Geschichte verknüpft und ein umfassendes und glaubwürdiges Bild der damaligen Geschehnisse gezeichnet.

Das ausgehende Mittelalter ist eine schwierige Zeit. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weit auseinander – die arme Bevölkerung wird von den Reichen drangsaliert und ausgebeutet. Das ist auch in Niklashausen nicht anders – die Unterdrückten lechzen nach besseren Zeiten, sehnen sich nach einem Weg aus ihrer Not.

Hans Behem versteht die Menschen mit seiner fröhlichen Musik für sich einzunehmen. Diese Beliebtheit des unbedarften jungen Mannes will die gewiefte Freifrau Clarissa von Winterfeld für ihr politisches Intrigenspiel ausnutzen. Sie verspricht ihm für ein kleines Schauspiel eine fürstliche Belohnung. Hans geht darauf ein, erhofft sich eine bessere Zukunft für sich, seine Geliebte Elsbeth und sein ungeborenes Kind. Zu spät bemerkt Hans, dass er ausgetrickst wurde. Als Elsbeth stirbt, sinnt er auf Rache und verbündet sich mit dem Begarden Jeronimus, dem Dorfpfarrer Ulrich und der Bademagd Magdalena. Die Vier inszenieren ein „Wunder“, das überzeugend auf ihre Mitmenschen wirkt. Als Bote der Jungfrau Maria verspricht Hans den Armen Gerechtigkeit. Die Nachricht von dem Wunder, dass ein Ende der Knechtschaft verheißt, kommt gerade recht - die Menschen glauben Hans und ziehen ins Taubertal, um den „heiligen Jüngling“ sprechen zu hören.

Roman Rausch macht es mir leicht, die Euphorie der Menschen damals nachzuvollziehen. Hans fasziniert die Massen, seine klaren Worte sind mitreißend. Kaum jemand stellt das angebliche Wunder, dass die heilige Mutter Gottes zu Hans gesprochen hat, infrage, zu groß ist der Wunsch nach Veränderung, nach einem Leben ohne Leid und Elend. Hans und seine Mitstreiter haben Erfolg - was als gut inszeniertes Schauspiel begonnen hat, wird zu einer ungeahnten Massenbewegung, wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht im ganzen Land. Doch der Erfolg hat auch Uneinigkeiten im Gepäck, die die vier Gefährten schon nach kurzer Zeit mehr und mehr auseinander driften lassen.

Besonders gut gefallen hat mir, wie Roman Rausch die Wandlung des jungen Hans Behem schildert. Ein ungebildeter Spielmann und Herumtreiber, der aus dem Nichts kommt, der es versteht, den Menschen Hoffnung zu geben, dem sein kometenhafter Aufstieg zu Kopf steigt, der irgendwann seine eigenen Lügen glaubt, der sich schließlich unantastbar fühlt. Hans wird unvorsichtig und es kommt, wie es kommen muss: Er bezahlt teuer für seine aufrührerischen Reden.

Auch das Verhalten der Bischöfe und Landesherren wird nachvollziehbar dargestellt. Diese beobachten die Vorgänge im Taubertal zunächst gelassen und rangeln darum, wer für die Angelegenheit zuständig ist. Erst als zigtausende Menschen nach Niklashauen strömen und der Schlachtruf „Schlagt die Pfaffen tot!“ immer lauter wird, greift die Obrigkeit ein. Mit Unterstützung eines Verräters aus Hans’ engstem Umfeld ist der Aufruhr schnell beendet und damit auch Hans’ Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit.

„Der falsche Prophet“ hat mir sehr gut gefallen. Ein historischer Roman, dem man die intensive Recherche anmerkt; ein Buch, das sehr realistisch den Aufstieg und Fall eines mittelalterlichen Revolutionärs dargestellt - empfehlenswert für Leser, die sich für die deutsche Historie interessieren.

Bewertung vom 23.03.2016
Diabolisches Spiel
Gungl, Petra K.

Diabolisches Spiel


ausgezeichnet

Agnes Feder kehrt Wien den Rücken und folgt ihrem Lebensgefährten Siebert nach London. Hier hat die Juristin für Medizinrecht einen Job bei dem Pharmaunternehmen SARFUR bekommen. Als es im Zuge einer Testreihe für ein neues Medikament zu rätselhaften Todesfällen kommt, schiebt Chef Walter Bernty die Schuld dafür kaltblütig anderen in die Schuhe. Auch Agnes gerät nach dem Tod einer für die Tests verantwortlichen Ärztin ins Visier der Polizei…

„Diabolisches Spiel“ ist bereits der zweite Teil rund um die Erlebnisse der Juristin Agnes Feder. Auch ohne Kenntnis des ersten Bandes habe ich die handelnden Personen gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir Informationen fehlen würden.

Petra Gungl versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichte wird flüssig und spannend erzählt und es gelingt der Autorin hervorragend, die Emotionen ihrer Protagonistin wiederzugeben, so dass ich durchweg mit Agnes mitfühlen und mitfiebern konnte.

Petra Gungl hat Agnes Feder eine besondere Gabe mit auf den Weg gegeben. Agnes kann Gedanken sehen, Gefühle lesen und Erinnerungen wahrnehmen, wenn sie ihr Gegenüber berührt oder intensiven Blickkontakt hat. Außerdem hat Agnes Träume und Visionen, die sie in das 15. Jahrhundert in ihr früheres Leben als Heilerin Violet Huntington katapultieren.
Nach und nach stellt Agnes fest, dass die Ereignisse damals und heute Verbindungen aufweisen. Die Juristin gerät in einen Strudel aus Realität und Träumen, aus Gegenwart und Vergangenheit, aus Lügen und Intrigen. Sie muss beweisen, dass sie mit den mysteriösen Vorgängen bei SAFUR nichts zu tun hat und sie muss um ihre Liebe zu Siebert kämpfen. Und auch als Violet ist ihr Leben alles andere als einfach.

„Diabolisches Spiel“ ist eine äußerst gelungene Mischung aus Spannung, Romantik und Historie, die durch Agnes’ spirituelle Erlebnisse einen ganz besonderen Touch bekommt. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.03.2016
Tintenspur
Starr, Mel

Tintenspur


ausgezeichnet

Oxford/Bampton, 1365. Magister John Wyclifs Bücher wurden gestohlen! Er bittet Hugh de Singleton, der mittlerweile für sein kriminalistisches Gespür bekannt ist, die Bücher zu suchen. Hugh kommt der Bitte mit Freuden nach, gibt ihm der Auftrag in Oxford doch die Gelegenheit, Kate Caxton, der Tochter eines Tintenmachers, den Hof zu machen. Doch er ist nicht der einzige Verehrer der schönen Kate – Hugh hat mit Sir Simon einen ebenso hartnäckigen wie hinterhältigen Konkurrenten. Und auch in Sachen Bücherdiebstahl hat Hugh mit allerlei Unwegsamkeiten zu kämpfen und ist sich seines Lebens nicht mehr sicher…

In „Tintenspur“ – dem dritten Fall für Chirurg und Burgvogt Hugh de Singleton - wandert man mit Hugh und seinen pfiffigen Begleiter Arthur durch die Straßen Oxfords, um dem Bücherdieb auf die Schliche zu kommen. Gewissenhaft geht Hugh dabei jeder kleinen Spur nach und teilt dem Leser seine Beobachtungen und Gedanken zu allen Vorkommnissen mit.

Die Ermittlungen verlaufen in ruhigen Bahnen - einmal mehr ist es nicht die Krimihandlung, die diesen Mittelalterkrimi so unterhaltsam und lesenwert macht, sondern die humorvolle Sprache, die Mel Starr seinem Protagonisten mit auf den Weg gegeben hat. Besonders hat es mich gefreut, dass in diesem Band Lord Gilbert Talbot wieder mit von der Partie ist. Die Dialoge zwischen dem Burgvogt und seinem Dienstherrn bringen eine Menge Schwung in die Geschichte und gehören für mich ganz eindeutig zu den Highlights in diesem Roman.

Es hat mir wieder großen Spaß gemacht, mit Hugh de Singleton auf Verbrecherjagd zu gehen – „Tintenspur“ bietet eine spannende und vor allen Dingen unterhaltsame Reise in das mittelalterliche England.

Bewertung vom 07.03.2016
Morgens leerer, abends voller
Keller, Tobias

Morgens leerer, abends voller


sehr gut

Wanne-Eickel. Das Leben des Junglehrers Fabian Dreher entwickelt sich ganz und gar nicht so, wie der 28-Jährige es sich vorgestellt hat. Job und Verbeamtung sind in Gefahr, wenn Fabis 9a bei der anstehenden Lernstandserhebung kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt – das Problem: Fabi und seine „verhaltensoriginellen“ Schüler sind gleichermaßen lustlos und gelangweilt. Außerdem kommt Fabis Freundin Tine völlig verwandelt von ihrem mehrmonatigen Mexikoaufenthalt zurück - die neuerdings militante Tierschützerin und überzeugte Veganerin erwartet nicht nur, dass Fabi sie bei ihren neuen Ansichten tatkräftig unterstützt, sondern quartiert auch kurzerhand den fetten, überheblichen Kater Poseidon in die gemeinsame Wohnung ein. Damit nicht genug, bei einer unmöglich zu gewinnenden Wette riskiert Fabi den „Weisen Horst“, sein geliebtes Auto…

Cover und Kurzbeschreibung von „Morgens leerer, abends voller“ haben mich ein witziges Buch erwarten lassen – eine Erwartung, die fast durchgehend erfüllt wurde. Einzig Fabis recht intensive Überlegungen über die Zusammenstellung der besten Deutschen Fußballnationalmannschaft aller Zeiten empfand ich als langweilig, weil ich absolut nicht fußballinteressiert bin.

Tobias Keller hat einen flotten, angenehm zu lesenden Schreibstil. Schnell ist man mittendrin im Geschehen, steht mit Fabi vor seinem Problemberg und sucht mit ihm und seinen Freunden einen Ausweg aus dem Dilemma. Zunächst wenig erfolgreich, bringt die im Vollrausch eingegangene Wette Fabi und Co. schließlich auf Trab – mit einfallsreichen und ungewöhnlichen Methoden soll die Lernstandserhebung ein Erfolg werden. Am Ende aller Bemühungen kommt es dann ganz anders, als gedacht.

Die überspitzte, klischeehafte Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Besonders die Szenen in der Schule und die Passagen, in denen Kater Poseidon eine Rolle spielt, waren äußerst humorvoll. Die Dialoge sind zum Teil in Slang geschrieben und verleihen der Handlung damit eine Extraportion Schwung. Und die ab und an ziemlich derbe Ausdrucksweise passt gut zu den männlichen Protagonisten. Alles in allem ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Bewertung vom 02.03.2016
Tot ermittelt es sich schlecht / Digby Bd.1
Tromly, Stephanie

Tot ermittelt es sich schlecht / Digby Bd.1


sehr gut

Zoe Webster ist nach der Scheidung ihrer Eltern mit ihrer Mutter von Brooklyn nach River Heights gezogen, einem kleinen Kaff im New Yorker Hinterland. Eines Morgens steht ein junger Mann in einem schwarzen Anzug vor ihrer Haustür – Digby. Mit Digbys Auftauchen beginnt für Zoe eine äußerst turbulente Zeit, aber das ahnt die 16-Jährige zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

Stephanie Tromly hat einen lockerleichten und angenehm flott zu lesenden Schreibstil und wartet hier mit einer rasant erzählten Geschichte auf, die mich schnell in ihren Bann gezogen hat.

Die gesamte Handlung lebt von Digby und seinen abgedrehten Aktionen. Man muss bei ihm auf alles gefasst sein. Zu jeder Zeit. Überall. Das muss auch Zoe erfahren, denn sie rauscht mit ihm von einem Schlamassel in den nächsten.
Digbys eigentliches Ziel ist es, den Fall um die Entführung seiner kleinen Schwester aufklären und er scheint auch schon einen genauen Plan zu haben, doch den kennt nur er allein. Trotzdem schafft er es immer wieder, seine Mitmenschen und vor allen Dingen Zoe von seinen verrückten Ideen zu überzeugen und zum Mitmachen zu bewegen.
Auch wenn seine Vorhaben auf den ersten Blick immer spontan und fast überhastet wirken, hat er alles bis ins kleinste durchdacht – Digby ist wirklich gewieft und es macht Spaß, ihn bei einen abenteuerlichen Ermittlungen zu begleiten.

„Digby #01“ ist ein peppiger Jugendroman, der mit viel Action und einer herrlich überdrehten Hauptfigur punkten kann.