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vielleser18
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Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 819 Bewertungen
Bewertung vom 10.12.2016
Die Stunde des Schmetterlings
Webeling, Pieter

Die Stunde des Schmetterlings


ausgezeichnet

1915, mitten im 1. Weltkrieg. Julius steht in einer französischen Kirche, der Rest des Dorfes liegt in Schutt und Asche. Seine Pistole hat er sich schon an den Kopf gehalten, als ihn im letzten Moment ein Priester vom Schuß abhält. Die beiden kommen ins Gespräch und Julius fängt an seine Lebensgeschichte zu erzählen.

Pieter Webeling erzählt in zwei Erzählsträngen. Einerseits die Unterhaltung zwischen dem Priester und Julius, bei dem es unter anderem auch um Schmetterlinge geht, lt. dem Priester, die schönsten Geschöpfe auf Gottes Erden. Dennoch haben diese mit nur wenigen Tagen nur eine sehr kurze Lebenszeit, die sie aber intensiv nutzen. Es geht in den Unterhaltungen der ungleichen Menschen um die Intensität des Lebens, um das Glück, aber auch die Schuld.


Im zweiten Erzählstrang berichtet Julius über sein Leben. Wie er als einziges lebend geborenes Kind in einem Krämerhaushalt augewachsen ist. Von seinen Freunden Erich, Claus und Theo. Von seiner großen Liebe Elfriede, dem schönsten Mädchen im Dorf.
Von all den Problemen und großen Wünschen und Zukunftsplänen der Freunde. Dann kommt 1914. Krieg. Euphorie. Die Freunde lassen sich mitziehen von dieser Euphorie, wollen sich beweisen. Sie melden sich freiwillig und ziehen in den Krieg, nichts ahnend, was das wirklich für sie bedeuten wird. Sie werden auseinander gerissen, an verschiedenen Fronten eingesetzt. Wir erleben durch Julius Augen seine Erfahrungen, steigen mit ihm in den Schützengraben, in dem es nur noch um Tod oder Überleben geht. Es ist blutig und grausam. Doch es gibt auch einen Lichtpunkt. Heiligabend 1914, als es zu einem spontanen Waffenstillstand zwischen Franzosen udn Deutschen kommt, die zusammen einem Gottesdienst lauschen und sogar gemeinsam Fußball spielen bevor sie wieder in ihre Schützengräben zurück kehren.
Julius erzählt von Schuld und Schuldgefühlen, von Tod und Trauer. von Leid, aber auch von Hoffnung.



Pieter Webeling erzählt mit großer Authentizität vom Kriegsgeschehen. Er hat einen sehr flüssigen Schreibstil und die Geschichte, die er ersonnen hat, hat mich gefesselt und berührt, zum Nachdenken und Mitfühlen gebracht und mich auch am Ende nicht sofort losgelassen.

Fazit:

Vier Freunde und der Krieg. Eine Geschichte voller Hoffnung und Liebe, aber auch Schuld und Verrat. Berührend erzählt, beklemmend und doch so authentisch.

Bewertung vom 03.12.2016
Geigen der Hoffnung
Müller, Titus;Roth, Christa

Geigen der Hoffnung


ausgezeichnet

Zwei Autoren - Titus Müller und Christa Roth - haben hier gemeinsam ein eindringliches und bewegendes Buch geschrieben. Es ist eine Mischung aus Roman und Dokumentation. Beides verbindet die Geigen, Geigen, die von Juden während der NS-Zeit gespielt worden sind.

Das Buch beginnt mit der Beschreibung von Christa Roth. Sie hat in Tel Aviv mehrmals Ammon Weinstein getroffen. Weinstein, Jahrgang 1939, hat über 60 Streichinstrumente wieder aufgearbeitet, sie wieder spielbar gemacht und diese Instrumente sind die "Violins of Hope". Roth erzählt die Geschichte von Ammon Weinstein, wie er zu den Geigen gekommen ist, wie alles begann.

Abwechselnd in diese Berichterstattung eingebettet, ist der Roman von Titus Müller. Er hat, inspiriert durch verschiedene Dokumentationen, Erzählungen von Nachfahren oder Zeitzeugen, eine bewegende, eindringliche (fiktive) Geschichte geschrieben, die unter die Haut geht. Die sich so oder so ähnlich zugetragen haben könnte. Auch wenn es fiktiv ist, ist es dennoch real, was damals im KZ Dachau und in vielen anderen KZs passiert ist. Titus Müller lässt einen Häftling erzählen, Marek Krol. Als Leser leidet man mit ihm, wenn Aufseher ihn misshandeln. Man spürt die Verzweiflung, den Hunger, die Unmenschlichkeit, die Grausamkeit. Man spürt aber auch den Überlebenswillen Mareks, auch wenn es darum geht, seinen Bruder Stanek durch diese Zeit zu bringen.
Marek ist Geiger, seine Geige wurde gleich bei der Ankunft zerstört, dennoch, er schafft es ins Lagerorchester. Ein Orchester, dass aufspielen muss, wenn andere drakonisch bestraft werden, die die SS-Leute unterhalten sollen und spielen, wenn andere zum harten Arbeitseinsatz müssen, aber sie geben auch Konzerte, bei denen die Insassen zuhören und Hoffnung schöpfen können.
Man spürt beim Lesen die Zweischneidigkeit, das Wechselbad der Gefühle des Protagonisten. Einerseits der Urinstinkt des Überlebens-Wollen und anderseits die Menschlichkeit, die dennoch nicht zerstört werden kann - trotz aller Grausamkeiten, trotz aller Versuche den Protagonisten brechen zu wollen.

Diese Geschichte von Titus Müller geht wahrlich unter die Haut, sie bewegt. Christa Roths Teil unterstreicht den wahren Kern, unterstreicht, dass dies nicht (alles) fiktiv war. Ammon Weinstein und seine "Violins of Hope" gibt es wirklich und jede dieser Geigen hat auch eine Geschichte. Der journalistische Teil hat mir vom Erzählstil zwar etwas weniger gefallen, es hätte linearer sein können und manche Nebenschauplätze weniger. Aber trotzdemhat sie eine eindrucksvolle Beschreibung von dem Menschen Weinstein geschaffen. Die Autorin hat ihn mehrmals getroffen, man spürt auch ihre Gefühle bei diesem Bericht.
Sie passt vor allem im Kontext zu Müllers Geschichte, die dadurch eine große Authentizität erhält.

Am Ende gibt es noch farbige Aufnahmen von Ammon Weinstein und seinen Violins of Hope, sowie im Nachwort von Titus Müller Hinweise zur wahren Geschichte, die ihn inspieriert hat.


Fazit:
Geigen der Hoffnung - Geigen voller Erinnerung.
Eindringlich und bewegend erzählen die Autoren die wahre Geschichte von Ammon Weinstein und eine auf wahre Begebenheiten basierende Erzählung eines KZ-Häftlings in Dachau.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.12.2016
Der Henker von Bad Berging
Hirschel, Katja

Der Henker von Bad Berging


ausgezeichnet

Gleich vornweg: das ist ein Krimi der ganz anderen Art ! Es ist auf jeden Fall einer, bei dem man Humor haben muss, denn es ist auch eine Komödie, eine Mischung aus schwarzer Sartire, manchmal skurilen Protagonisten und herrlichem (bayrischem Dialekt (für ungeübte mit Übersetzung), aber dennoch gibt es auch einem unheimlich grausligem Fall....

Zum Inhalt:
Bad Berging ist eine Kleinstadt in Bayern (die es leider nur im Buch gibt), die unversehens in den Mittelpunkt einer norddeutschen Spezialeinheit rückt, denn hier scheinen die Fäden einer grausamen neuen Mordserie zusammen zu laufen. Zwei Opfer hat es schon gegeben, doch da es unheimlich offensichtliche Parallelen zu dem amerikanischen Serienkiller Harry Raven gibt, wird es wohl nicht bei den beiden bleiben. Der Mörder spielt mit der Polizei, trappiert die Köpfe der Opfer, der Rumpf fehlt...
Jens Kessler, Star-Profiler und seine neue berufliche Partnerin Rita Hubschmid sind kein eingespieltes Team, hier wird noch gehackt und gestochen, verbal....werden sie sich abstimmen und miteinander den Fall lösen können ?
In Bad Berging trifft der Leser auf Kommissar Maus und seine Kollegen, diese sind manchen schon von Katja HIrschels erstem Band "Der Semmelkönig" bekannt. Diese werden vom Profi-Team regelrecht überrollt. Werden sie sich behaupten können ? (...im Fall der Enthauptungen....-))).
Es gibt noch weitere Schauplätze, entschwundene Hunde und aufgeregte Damen, eine atemberaubende Englischlehrerin und ihre Abendkursklasse, bei denen sehr viele ein Auge auf sie geworfen haben, aber auch ein Baron, der nicht nur auf Wildjagd geht, sondern auch ein Auge auf die Lehrerin geworfen hat.

Man braucht etwas, um in diese rasante Geschichte hinein zu finden. Die Wechsel sind atemberaubend, es erzeugt eine gehörige Dynamik, in die man sich erst einmal einfinden muss. Nebenhandlungen, Nebeninformationen, Nebendarsteller, alles muss für den Leser erst einmal sortiert werden. Helfen tut ein Personenregister im Anhang. Dennoch haben mir die schnellen Wechsel gefallen, so bleibt es spannend. Doch dieser Krimi legt nicht nur Wert auf Spannung, sondern auf die humorigen, schrulligen, skurilen, überdrehten Protagonisten. Ebenso auf die verbalen Auseinandersetzungen im bayrischen Dialekt. Für Leser mit Schwierigkeiten beim Verständnis ist jedesmal eine Fußnote mit der Übersetzung ins Hochdeutsche eingefügt, aber ich denke, die meisten werden, wie ich, diese nicht benötigen.

Katja HIrschel legt Fährten, führt auch den Leser aufs Glatteis und man sollte der Handlung bis zum Schluß genau folgen, dann hat man auch "die letzte Nuss geknackt" (hier zitiere ich mal die Autorin).
MIr hat das Mitraten gefallen, die Wendungen, die Auflösung, aber auch den Showdown gegen Ende des Romans.

Fazit:
Wer gerne überaus humorvolle Krimikomödien liest, wer schwarzen Humor, Dialekt mag und dennoch blutigen Spuren nachjagen möchte, dem kann ich die Krimikömödien von Katja HIrschel ans Herz legen.

Bewertung vom 25.11.2016
Winterblüte
Bomann, Corina

Winterblüte


sehr gut

1900, Heiligendamm. Christian Baabe, Sohn eines Gästehausbesitzers, findet am Strand eine junge Frau, in der Hand hält sie einen Ast. Sie ist nicht bei Bewußtsein, atmet aber noch. Er nimmt sie auf seinem Pferd mit nach Hause. Der Arzt stellt keine schwerwiegenden Verletzungen fest, doch die junge Frau, hat, als sie wieder zu sich kommt, keine Erinnerungen mehr. Baabes nehmen sie in ihrem Haus auf, und die Tochter, Johanna, gibt ihr erst einmal den Namen Barbara, nach dem Ast, der nach altem Brauch Anfang Dezember abgeschnitten wird und ins Wasser gestellt darauf wartet an Weihnachten zu blühen und Wünsche zu erfüllen. So einen Barbarazweig hielt die Gestrandete nämlich in ihren Händen. Doch warum wird sie nicht vermisst ? Warum war sie im Wasser ?
Doch auch Johanna Baabe hat Probleme, denn ihre Mutter will sie veheiraten. Die Kandidaten, die sie ihr ausgesucht hat, möchte sie nicht heiraten und den einzigen, den sie heiraten will, den darf sie nicht ehelichen, mit dem darf sie noch nicht einmal sprechen, weil ein alter Familienstreit ihre Beziehung unmöglich macht.

Ein moderner Romeo&Julia-Roman, viel Liebe, viele Verwicklungen. Dazu ein historisches Ambiente, denn der Roman spielt Anfang des 20. Jahrhunderts. Er dreht sich um Liebe, Eifersucht, Geheimnisse und Zwietracht.
Die Personen, die die Autorin Corina Bomann hier zum Leben erweckt hat, sind sehr gut zum Leben erwacht. Sie haben Gefühle, sie entwickeln sich, sie überraschen aber auch. Am Ende ist zwar vieles vorhersehbar - aber das ist wohl eher ein typisches Genreproblem.
Gefallen hat mir der Schreibstil von Corina Bomann, der immer flüssig, immer sehr schöne Bilder im Kopf des Lesers zaubern kann.

Dennoch brauchte ich eine zeitlang um in den Roman hineinzufinden. Ob es am Beziehungsgeflecht oder am historischen Setting lag, kann ich nicht sagen. Aber nachdem ich mich hinein gefunden hatte, flogen die Seiten beim Lesen dahin und der Roman war schnell ausgelesen.

Hervorheben möchte ich noch das wunderschöne Cover, es bezaubert wirklich und die fühlbaren goldenen Verästelungen und der blühende Zweig machen es zu einem wahren Eyecatcher.

Fazit:
Wer gerne Liebesromane liest, die sich um Liebe, Eifersucht und Geheimnisse in einem historischen Setting drehen, dem kann ich den neuen Roman von Corina Bomann empfehlen.

Bewertung vom 19.11.2016
Tödliche Verdächtigungen
Stolzenburg, Silvia

Tödliche Verdächtigungen


ausgezeichnet

Dies ist der dritte Band des Stuttgarter-Ermittlerduos Anna Benz und Markus Hauer, es geht diesmal auch um Annas privates Umfeld, denn ihr leiblicher Vater Robert, den sie erst vor kurzem kennen gelernt hat, wird verdächtigt seine Mitarbeiterin ermordet zu haben.

Die ersten beiden Bände "Tödliche Jagd" und "Die Fliege" hatte ich auch schon mit Genuss und Spannung gelesen. Es ist zwar von Vorteil, wenn man die (private) Entwicklung der ersten beiden Bände kennt und die Bücher in der richtigen Reihenfolge liest, aber m.E. nicht unbedingt zwingend erforderlich um alles zu verstehen.

Was mich immer wieder fasziniert, ist, dass Silvia Stolzenburg es immer wieder schafft auf ca. 270 Seiten einen packenden, überaus spannenden Krimi zu schreiben, den man kaum aus der Hand legen möchte. Es gibt keine Längen, es ist von der ersten Seite bis zum Schluß actionreich und spannned und auch informativ. Zum Beispiel schildert sie diesmal ziemlich interessant den Aufenthalt im Gefängnis Stammheim. Und wa s ich noch besonders hervorheben möchte, die Autorin bleibt bei ihren Schilderungen authentisch. Nichts wirkt übertrieben oder an den Haare herbeigezogen. Im Gegenteil, im Anhang erklärt sie, wie ihre vielen Kontakte im Polizei- und Kriminaltechnikbereich ihr wertvolle Tipps gegeben haben.

Gefallen hat mir auch das Ermittlerduo. Anna Benz ist eine mutige und vor allem couragierte Frau, die sich für die Aufdeckung der Verbrechen einsetzt, im privaten mit ihrem Freund Jens auf Radtouren geht und sich damit auseinander setzen muss, dass sie erst sehr spät ihren leiblichen Vater kennen lernen durfte. Dieser hat eine bipolare Störung und das macht Anna Angst, da auch sie schon psychologische Hilfe brauchte. Ihr Kennenlernen stand durch ihre Ängste unter keinem guten Stern. Es dauerte lange, bis sie sich überwinden konnte ihn zu besuchen. Robert Kirchberger ist ein berühmter Maler, der seine Bilder in die ganze Welt zu hohen Preisen verkauft. In diesem Fall sezt Anna sich über alle Vorschriften und Vorgaben ihres Chefs hinweg - denn sie glaubt nicht, dass ihr Vater schuldig ist.

Mir hat die Entwicklung von Anna - jetzt auf alle drei Bände gesehen - sehr gut gefallen. Man konnte ihre innere Zerrissenheit spüren, ihre vorsichtigen Versuche der Kontaktaufnahmen mit erleben und ihre Veränderungen beobachten.
Im vorliegenden Band rätselt man lange mit, denn was für ein Motiv gibt es ? Warum musste Marilene sterben ? Vor allem Anna gerät diesmal selbst in tödliche Gefahr. Also Spannung über Spannung, Nervenkitzel und Action.

Ich bin gespannt auf weitere Krimis aus der Feder von Silvia Stolzenburg. Auch ihre historischen Romane sind sehr empfehlenswert !

Fazit:
Ein Krimi, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Verwickelt, überraschend, sehr, sehr spannend und vor allelm authentisch. Keine Längen - dafür viel Freude beim Lesen !

Bewertung vom 10.11.2016
Die Kaminski-Kids: Der Selfie-Betrüger (eBook, ePUB)
Meier, Carlo

Die Kaminski-Kids: Der Selfie-Betrüger (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Handys, WhatsApp. Fast jeder Jugendliche hat eines, benutzt den Messenger-Dienst. Nachrichten werden schnell verschickt, schnell geteilt, genauso wie Fotos. In der Schule der Kaminski-Kids gab es jüngst einen Fall, bei dem ein Mädchen ein kompromittierendes Foto verschickt hat, als Liebesbeweis, und nun kennt es die ganze Schule. Wer hat es weiter verteilt ? Das Mädchen hat die Schule verlassen, ein (Übel-)Täter wurde nicht überführt.
Als Doro von Kevin aufgefordert wird, ein "schönes" Selfie zu machen, ahnen Simon und Deborah Kaminski, dass Kevin hinter der damaligen Affäre stecken könnte. Sie warnen Doro, doch die glaubt an ihren großen Schwarm und die große Liebe und verfängt sich in Kevins Beteuerungen, bis ......ja, bis sich die Ereignisse überschlagen und sogar Simon in Verdacht gerät mit falschen Karten zu spielen.

Die Kaminski-Kids-Bücher sind eine Reihe für Jugendliche. Empfohlenes Alter ist 8-10 Jahre. Ich habe es zusammen mit meinem 8jährigen Sohn gelesen. Es ist nicht gruselig, jedoch spannend, aber nicht so, dass man hinterher nicht (ein)schlafen kann. Wir kannten bisher nur die gekürzten Short-Story-Bücher. Auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bände kommt man mit dieser Geschichte zurecht, da in jedem Buch ein neuer Fall behandelt wird.

Hier hat mir besonders gefallen, dass ein aktuelles, sehr sensibles Motto thematisiert wurde: Handys und seine Gefahren. Mobbing, das Ausnutzen von Mitschülern, aber auch das Einschüchtern und Erpressen von Gleichaltrigen. Viele Themen, bei denen es wichtig ist, dass die Kinder und Jugendlichen sensibilisiert werden, damit sie in ähnlichen Situationen richtig reagieren können und sich insbesondere der Gefahren der Weiterleitung von Bildern und Nachrichten, gerade in Gruppen-Chats bewusst werden.

Meinem Sohn hat diese Geschichte sehr gut gefallen, sie ist spannend geschrieben und man muss einfach immer weiter lesen. Trotz aller Spannung gibt es aber auch humorvolle Passagen, bei denen auch mal gelacht werden kann. Für Kinder auch zum Vorlesen oder miteinander lesen geeignet, nicht nur wegen der Textmenge, sondern auch um gemeinsam darüber zu sprechen. Schöne Sw-Bilder lockern den Text auf.

Fazit:
Spannende Geschicht für junge Leser über ein wichtiges zeitgemäßes Thema: WhatsApp und Mißbrauch von Selfies

Bewertung vom 06.11.2016
Als der Himmel zerriss
Rapp, Stephanie

Als der Himmel zerriss


ausgezeichnet

Emily Winslow und ihr Vater ziehen nach Irland, dorthin, wo sie einen Landsitz und Ländereien geerbt haben. Doch die irischen Pächter wehren sich gegen die anglikanischen Besitzer und da Charles Winslow sein Gut nicht selber verwalten kann, stellt der Roland Tuppence als Verwalter ein. Ein Mann, der durchgreifen kann.

Emily, aufgewachsen in London, kam schon dort mit der Oberflächlichkeit ihrer Mitmenschen in den höheren Kreisen nicht klar und hier im - für sie - einsamen Irland, versucht sie die Pächter und ihre Familien kennnen zu lernen und zu verstehen, doch außer von Brendan O`Neill, stößt sie auch auf viel Ablehnung und teilweise auch Hass. Sie lernt aber auch die Nöte der Bewohner kennen, die in einfachen Hütten leben und sogar Familien, die alles verloren haben und in Erdlöchern hausen müssen.

Es sind jedoch nicht nur die Standesunterschiede und der Wohlstand der sie trennt, sondern auch ihre Religion. Hier trifft die Anglikanerin auf Katholiken und Methodisten.


Für mich war es das erste Buch von Stephanie Rapp. Die Autorin hat bereits mit "Die Gehilfin des Buchdruckers" und "Ungeschmickt in London" Romane geschrieben.
Beim vorliegenden Roman hat mich von Anfang an die Zeit und das Land Irland interessiert. Meine Erwartungen an das Buch wurden weit übertroffen. Nicht nur, dass die Autorin mich hat vollends eintauchen lassen in diese schwere und schwierige Zeit, nein, sie hat die historischen Fakten mit vielen Details, ohne zu überladen, geschmückt, hat nicht nur ein Roman mit viel Herz, sondern vor allem einen authentischen Roman mit vielen Höhen und Tiefen für die Protagonisten geschrieben.

Dabei wurden nicht nur die Standesunterschiede der verschiedenen Protagonisten thematisiert, sondern vor allem ihre unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Alles sind Christen, doch die Differenzen und Probleme in der damaligen Zeit waren unter Anglikanern und Katholiken in Irland für lange Zeit unüberwindlich. HInzu kam die Herrschaft der Oberschicht aus England und die Armut der einheimischen Bevölkerung.

Die Protagonisten, sei es die Hauptperson Emily, oder die weiteren Akteure des Romans, sind von Stephanie Rapp so lebendig beschrieben worden, die vielen sehr spannenden Stellen im Roman haben mich atemlos weiterlesen lassen, genauso wie die vielen Fragen, die man sich beim Lesen gestellt hat und die sich erst nach und nach auflösen, so dass die Spannung die ganze Zeit sehr hoch ist. Es geht aber auch um den christlichen Glauben, um Vergebung und natürlich auch um die große Liebe.

Am Ende ist noch ein sehr interessanter und ausführlicher Anhang, in dem die Autorin noch ihre Recherchen und die historischen Fakten, die sie mit eingebaut hat, erklärt.


Fazit:
Ein faszinierender, lebendiger, spannender und sehr interessanter Roman über die Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts in Irland. Hier treffen Welten aufeinander: Englische Oberschicht und irische Landbevölkerung. Anglikaner auf Katholiken. Reich und arm.
Voller Gefühle, nicht nur für die Protagonisten, sondern auch für den Leser !
Klare Leseempfehlung - für mich ein Lesehighlight dieses Jahres!

Bewertung vom 29.10.2016
Killer-Tschick
Loibelsberger, Gerhard

Killer-Tschick


sehr gut

Penny Lanz ist einigen vielleichts schon vom Fernsehformat SoKo Donau - Soko Wien ein Begriff. Gerhard Loibelsberger hat die Figur nun einem rasanten, abwechslungsreichen und actionreichen Krimi die Hauptrolle spielen lassen.

In Wien tauchen immer mehr illegale Zigaretten auf. Aber das schlimme daran ist, dass sie mit Arsen und Rattengift verseucht sind und schon einigen älteren Menschen in Wien das Leben gekostet haben. So gibt es im Prolog schon gleich die erste Tote. Penny Lanz und ihre Kollegen begeben sich in Wien auf die Jagd nach den Zigaretten und finden einen immer größer werdenden Sumpf von illegalen und mafiosen Strukturen vor. Alles ist aber anfangs noch nicht zu durchblicken. Parallel erfährt der Leser vom Kleinkriminellen Bojko Schiwkow, dem ehemaligen bulgarischen Gewichtheber, der immer wieder überfallen wird. Wer jagt ihn und warum soll er sterben ? Bojko weiß sich aber seiner Haut zu wehren und setzt so manchen Angreifer für immer schachmatt, taucht immer wieder unter.

Der Krimi mit viel Wiener Dialekt (keine Angst, auch als Nicht-Wiener hatte ich keine Schwierigkeiten und für jedes Wienerische gibt es auch gleich als Fußnote eine Übersetzung) besticht durch viel Action, zwei parallelen Erzählsträngen, die erst am Schluß zusammengeführt werden. Die Protagonistin Penny Lanz wird dem Leser symphatisch, auch wenn sie ihren eigenen Kopf und auch so manches Laster hat.

Lange tappt man als Leser über die HIntergründe im Dunkeln und auch wenn man, wie ich, im letzten Drittel ahnt, was bzw. wer hinter allem steckt, bleibt es durch die dann einsetztenden sehr spannenden und sich überschlagenden Ereignisse interessant.

Manchmal gibt es zwar Szenen, die mir zu stakkatohaft oder nach einer Drehbuchmanier geschrieben worden sind, diese halten sich jedoch in Grenzen.

Fazit:

Auch wer Penny Lanz von der Soko Wien nicht aus dem Fernsehen kennt, wird mit Spannung diesen actionreichen Krimi lesen können.
Actionreich, rasant und mit viel Wiener Schmäh geschrieben.
Doch Vorsicht: wer illegale Zigaretten konsumiert, wird es sich wahrscheinlich danach zweimal überlegen, diese noch anzuzünden...