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vielleser18
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Hessen
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Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 823 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2017
Die Tochter des Fechtmeisters
Weiß, Sabine

Die Tochter des Fechtmeisters


sehr gut

Clarissa darf ihren Vater Fritjoff, seines Zeichens Fechtmeister und Fechtlehrer, mit seinen Schülern Marius und Alexander von Rostock nach Frankfurt begleiten. Dort will sie ihn unterstützen einen Buchdrucker zu finden. In Frankfurt angekommen, hat ihr Vater aber kaum Zeit für sein Buch. Was beschäftigt ihn so sehr, außer die Zusammenkunft der Schwertkämpfer? Auf der Rückreise geraten sie in einen heimtückischen Überfall, bei der ihr Vater getötet wird und sie wenig später in Gefangenschaft gerät.

Die Tochter des Fechtmeisters vermittelt nicht nur historisches Wissen, ganz nebenbei, es erklärt dem Leser auch die Fechtkunst. Und dies sehr spielerisch, sehr verwoben in die Geschichte, so dass man auch als Laie in diesem Gebiet keine Schwierigkeiten hat, dem zu folgen. Vor allem aber, wird auch das damalige Leben in seinen vielen Facetten dargestellt. So u.a. am Kaiserhof in Prag, als Fechtmeister in Rostock, als Pater in Passau oder als Gaukler in Frankfurt. Es sind anfangs viele Handlungsstränge, viele Personen, dennoch hatte ich keine Schwierigkeiten mich in dieses Buch hinein zu finden. Nach und nach klärt sich alles auf und wird von der Autorin bis zum Ende hin zusammengeführt.

Gefallen haben mir die Hauptprotagonisten. Da ist zum einen Clarissa, die von ihrem Vater von Kindesbeinen an auch im Fechten unterrichtet worden ist und die dadurch so manche schwierige Situation in ihrem Leben meistern kann.
Leander, der Gaukler, der durch eine Tat seines Vaters keine Bürgerrechte mehr besitzt und mit ihm und einigen anderen als fahrendes Volk durch die Lande zieht. Dennoch bleibt er seinem Gewissen treu und lässt sich trotz Hunger und Not nicht zu allem hinreissen.
Aber auch weitere Protagonisten, die in diesem Buch wichtig sind, wachsen einen beim Lesen ans Herz und in mach einer spannenden Situation bangt man als Leser um sie.

Sabine Weiß hat es geschafft, mich durch die vielen Seiten (fast 700), die dieses Buch hat, hindurch an die Handlung zu binden. Immer wieder neue Aktionen, spannnende Szenen, Hintergrundwissen, aber auch die Liebe fehlt in diesem Buch nicht. Es ist ein Buch, dass vieles an Wissen vermitteln möchte, ein detaillgetreues Bild der damaligen Zeit aufwerfen möchte und dabei dennoch die handelnden Protagonisten nicht aus dem Blick verliert. Die 700 Seiten sind schon eine Herausforderung, dennoch hat es mir die Autorin mit ihrem flüssigen Schreibstil damit leicht gemacht. Hilfreich ist auch das Personenregister am Anfang des Buches (das ich mir aber eigentlich nur vor dem Lesen angeschaut haben, das andere erklärt sich auch beim Lesen) . Interessant ist allerdings auch das Nachwort der Autorin (das bitte aber erst am Ende lesen, damit man nicht zufällig auf die letzte Seite des Buches blättert und sich einiges an Spannung nimmt).

Fazit:

Detaillreicher und sehr gut geschriebener Roman, in dem Liebe, (Fecht)Kampf, und Historie fein verwerbt worden sind.
Für alle Fans von historischen Büchern eine Empfehlung von mir.

Bewertung vom 21.12.2016
Die Spionin
Coelho, Paulo

Die Spionin


gut

Paulo Coehlo fängt mit dem Prolog gleich mit dem Ende von Mata Hari an. Es ist der 15. Oktober 1917 und es wird ihr Todesdatum werden. Hingerichtet von einem Erschiessungskommando in Vincennes, Frankreich. Nüchtern und gleichzeitig doch emotional werden ihre letzten Schritte beschrieben.

Der nachfolgende Roman gliedert sich in drei Abschnitte. Die ersten beiden stellt der Autor als Abschiedsbrief und Rekapitulation aus der Sicht von Mata Hari, die als Margaretha Zelle in 1876 in Leeuwarden geboren wurde, dar. Darin schildert sie, warum sie bereits in jungen Jahren die Niederlanden verlassen wollte und wie es kam, dass sie von der Liebe nichts hielt. Relativ nüchtern lässt Coehlo sie in diesem fiktiven Brief von ihrer Ehe, in der sie viel Gewalt ertragen musste, und ihren Kindern berichten. Eine Schlüsselszene ist ein miterlebter Selbstmord. Von da an will Margaretha sich und vor allem ihr Leben ändern. Liebe war bei ihr immer nur Mittel zum Zweck. Sie wollte hoch hinaus, berühmt werden und vor allem unabhängig. Sie wollte das Leben, dass sich ihr bot, geniesen.
Bis zum Schluß konnte (und wollte) sie nicht daran glauben, dass sie hingerichtet werden würde. Sie hatte bis zum Schluß gehofft.

Manchmal sind im Brief Fakten eingewoben (so z.B. eine Liste von Gegenständen, die sie hinterlassen hat). Dennoch sind es nur Streiflichter, vielleicht wichtige Wendepunkte, daher bleiben nach dem Lesen bei mir Lücken, was sie alles erlebt hat. Vor allem die Figur der Mata Hari wird hier sehr egozentrisch, naiv und prunksüchtig dargestellt. Es fehlen Gefühle. Am Ende soll sie sich trotzallem verliebt haben, doch diese Gefühle werden hier nur am Rande, unvollständig und wenig nachvollziehbar dargestellt, so dass man den Wandel nicht richtig nachvollziehen kann.

Im dritten Teil kommt dann ein Perspektivwechsel. Der Anwalt berichtet und rechtfertigt sich. Er stellt die größerern Zusammenhänge dar, die, die Mata Hari (angeblich) nicht überblicken konnte. War sie nun Spionin oder nicht ? War sie ein Bauernopfer des anklagenden Anwaltes ? Helfen konnten bzw. wollten ihr auch ihre früheren zahlreichen Verehrer ihr nicht mehr. Sie war ein sinkender Stern und keiner wollte mit ihr herab gezogen werden.
In einem Zeitalter, in der die Männer das sagen hatten, haben Männer über sie, die so völlig anders war, gerichtet. Und am Ende ist es ein Mann, der sie betrauert.

Ein Buch, das mir, die ich über Mata Hari bisher wenig wußte, vieles über ihr Leben und Sterben näher gebracht hat. Mir einige Informationen geliefert hat. Dennoch blieb mir ihre Geschichte zu streiflichtartig erzählt. Es ist keine Biografie - die Segmente, die Coelho hier mit dem fiktiven Roman liefert, haben zwar meine Neugier geweckt, aber mich am Ende etwas ratlos zurück gelassen. Hat er Mata Hari, die als notorische Lügnerin galt, in ihrem (fiktiven) Brief naiv wirken lassen oder war sie es wirklich? Vor allem passt dann ihre zietierte Lyrik nicht dazu. Genauso widersprüchlich sehe ich ihre Liebe am Ende, die ihr (angeblich) zum letzten Verhängnis wurde.
Vieles fehlte mir in diesem Roman, aber es war ein Anstoß mich einmal näher mit ihrer interessanten Figur zu beschäftigen.

Der Diogenes Verlag hat ein sehr schönen Rahmen für das Buch geschaffen. Das Cover und die Buchgröße passen in das Gesamtkonzept des Verlages. Das Cover ziert ein Bild von Mata Hari, es erweckt beim Leser gleich Interesse an dem Roman. Auch die im Buch vorhandenen Bilder von Mata Hari haben mir sehr gut gefallen.

Fazit:

Interessante Perspektive auf die schillernde Persönlichkeit Mata Hari. Konnte mich allerdings nicht vollständig überzeugen, da der Roman nur streiflichtartig Einblicke in ihr Leben gab .

Bewertung vom 10.12.2016
Schlachtfeld Klassentreffen
Abidi, Heike; Koeseling, Anja

Schlachtfeld Klassentreffen


sehr gut

Schlachtfeld Klassentreffen ist eine bunte Mischung aus Kurzgeschichten, die sich alle um das Wiedersehen nach der Schulzeit drehen. Die Herausgeberinnen Heike Abidi und Anja Koeseling haben die Geschichten verschiedener Autoren zusammen getragen und in einzelne Kapitel sortiert. Vor jedem Kapitel gibt es Wissenswertes rund um Klassentreffen.
Die Autorinnen setzen damit eine Reihe von Büchern fort, die sich um jeweils verschiedene Themen drehen (z.B. Urlaubstrauma, Schlachtfeld Elternabend, Willkommen in der Bürohölle). Anfang 2017 wird ihr nächstes Buch mit dem Titel "Wahnsinn Wartezimmer" erscheinen.

Ich habe nun "Schlachtfeld Klassentreffen" gelesen. Kernaussage des Buches: Klassentreffren sind doch immer faszinierend. Eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Ein Wiedersehen - ob gerne, mit Bauchgrimmen oder auf keinen Fall - hier kommen viele Charaktere zu Wort und sie sind so verschieden wie diese Ansammlung von Kurzgeschichten.
Und irgendwo erkennt man sich oder eigene ehemalige Mitschüler auch wieder.
Da jede Geschichte von einem anderen Autoren stammt, fließen hier auch viele verschiedene Nuancen, Meinungen und Fantasien mit ein. Manche Geschichten spiegeln selbst gemachte Erfahrungen wider (lt. der Herausgeberin), die anderen entspringen der Fantasie des oder der Autor(in). Manche sind überdreht, manche sind nachdenklich, manche überraschen, manche konnten mich auch nicht überzeugen. Aber es ist wie ein Klassentreffen, ich muss mich auch nicht mit jedem verstehen können.


Eine amüsante Geschichtensammlung, nicht alle haben mich gefesselt, aber sehr viele und ich denke, genauso wie jeder Leser andere Voraussetzungen und Vorlieben hat, so spricht auch die eine oder andere Geschichte verschiedene Leser mehr oder weniger an. Aber das Gesamtpaket ist amüsant, kurzweilig und nachdenklich.

Fazit: Es ist ein buntes Potpourri an Erfahrungsschätzen und Fantasie und hat mir gefallen. Da bekomme ich jedenfalls gleich wieder Lust auf unser nächstes Klassentreffen (2018).

Bewertung vom 10.12.2016
Die Stunde des Schmetterlings
Webeling, Pieter

Die Stunde des Schmetterlings


ausgezeichnet

1915, mitten im 1. Weltkrieg. Julius steht in einer französischen Kirche, der Rest des Dorfes liegt in Schutt und Asche. Seine Pistole hat er sich schon an den Kopf gehalten, als ihn im letzten Moment ein Priester vom Schuß abhält. Die beiden kommen ins Gespräch und Julius fängt an seine Lebensgeschichte zu erzählen.

Pieter Webeling erzählt in zwei Erzählsträngen. Einerseits die Unterhaltung zwischen dem Priester und Julius, bei dem es unter anderem auch um Schmetterlinge geht, lt. dem Priester, die schönsten Geschöpfe auf Gottes Erden. Dennoch haben diese mit nur wenigen Tagen nur eine sehr kurze Lebenszeit, die sie aber intensiv nutzen. Es geht in den Unterhaltungen der ungleichen Menschen um die Intensität des Lebens, um das Glück, aber auch die Schuld.


Im zweiten Erzählstrang berichtet Julius über sein Leben. Wie er als einziges lebend geborenes Kind in einem Krämerhaushalt augewachsen ist. Von seinen Freunden Erich, Claus und Theo. Von seiner großen Liebe Elfriede, dem schönsten Mädchen im Dorf.
Von all den Problemen und großen Wünschen und Zukunftsplänen der Freunde. Dann kommt 1914. Krieg. Euphorie. Die Freunde lassen sich mitziehen von dieser Euphorie, wollen sich beweisen. Sie melden sich freiwillig und ziehen in den Krieg, nichts ahnend, was das wirklich für sie bedeuten wird. Sie werden auseinander gerissen, an verschiedenen Fronten eingesetzt. Wir erleben durch Julius Augen seine Erfahrungen, steigen mit ihm in den Schützengraben, in dem es nur noch um Tod oder Überleben geht. Es ist blutig und grausam. Doch es gibt auch einen Lichtpunkt. Heiligabend 1914, als es zu einem spontanen Waffenstillstand zwischen Franzosen udn Deutschen kommt, die zusammen einem Gottesdienst lauschen und sogar gemeinsam Fußball spielen bevor sie wieder in ihre Schützengräben zurück kehren.
Julius erzählt von Schuld und Schuldgefühlen, von Tod und Trauer. von Leid, aber auch von Hoffnung.



Pieter Webeling erzählt mit großer Authentizität vom Kriegsgeschehen. Er hat einen sehr flüssigen Schreibstil und die Geschichte, die er ersonnen hat, hat mich gefesselt und berührt, zum Nachdenken und Mitfühlen gebracht und mich auch am Ende nicht sofort losgelassen.

Fazit:

Vier Freunde und der Krieg. Eine Geschichte voller Hoffnung und Liebe, aber auch Schuld und Verrat. Berührend erzählt, beklemmend und doch so authentisch.

Bewertung vom 03.12.2016
Geigen der Hoffnung
Müller, Titus;Roth, Christa

Geigen der Hoffnung


ausgezeichnet

Zwei Autoren - Titus Müller und Christa Roth - haben hier gemeinsam ein eindringliches und bewegendes Buch geschrieben. Es ist eine Mischung aus Roman und Dokumentation. Beides verbindet die Geigen, Geigen, die von Juden während der NS-Zeit gespielt worden sind.

Das Buch beginnt mit der Beschreibung von Christa Roth. Sie hat in Tel Aviv mehrmals Ammon Weinstein getroffen. Weinstein, Jahrgang 1939, hat über 60 Streichinstrumente wieder aufgearbeitet, sie wieder spielbar gemacht und diese Instrumente sind die "Violins of Hope". Roth erzählt die Geschichte von Ammon Weinstein, wie er zu den Geigen gekommen ist, wie alles begann.

Abwechselnd in diese Berichterstattung eingebettet, ist der Roman von Titus Müller. Er hat, inspiriert durch verschiedene Dokumentationen, Erzählungen von Nachfahren oder Zeitzeugen, eine bewegende, eindringliche (fiktive) Geschichte geschrieben, die unter die Haut geht. Die sich so oder so ähnlich zugetragen haben könnte. Auch wenn es fiktiv ist, ist es dennoch real, was damals im KZ Dachau und in vielen anderen KZs passiert ist. Titus Müller lässt einen Häftling erzählen, Marek Krol. Als Leser leidet man mit ihm, wenn Aufseher ihn misshandeln. Man spürt die Verzweiflung, den Hunger, die Unmenschlichkeit, die Grausamkeit. Man spürt aber auch den Überlebenswillen Mareks, auch wenn es darum geht, seinen Bruder Stanek durch diese Zeit zu bringen.
Marek ist Geiger, seine Geige wurde gleich bei der Ankunft zerstört, dennoch, er schafft es ins Lagerorchester. Ein Orchester, dass aufspielen muss, wenn andere drakonisch bestraft werden, die die SS-Leute unterhalten sollen und spielen, wenn andere zum harten Arbeitseinsatz müssen, aber sie geben auch Konzerte, bei denen die Insassen zuhören und Hoffnung schöpfen können.
Man spürt beim Lesen die Zweischneidigkeit, das Wechselbad der Gefühle des Protagonisten. Einerseits der Urinstinkt des Überlebens-Wollen und anderseits die Menschlichkeit, die dennoch nicht zerstört werden kann - trotz aller Grausamkeiten, trotz aller Versuche den Protagonisten brechen zu wollen.

Diese Geschichte von Titus Müller geht wahrlich unter die Haut, sie bewegt. Christa Roths Teil unterstreicht den wahren Kern, unterstreicht, dass dies nicht (alles) fiktiv war. Ammon Weinstein und seine "Violins of Hope" gibt es wirklich und jede dieser Geigen hat auch eine Geschichte. Der journalistische Teil hat mir vom Erzählstil zwar etwas weniger gefallen, es hätte linearer sein können und manche Nebenschauplätze weniger. Aber trotzdemhat sie eine eindrucksvolle Beschreibung von dem Menschen Weinstein geschaffen. Die Autorin hat ihn mehrmals getroffen, man spürt auch ihre Gefühle bei diesem Bericht.
Sie passt vor allem im Kontext zu Müllers Geschichte, die dadurch eine große Authentizität erhält.

Am Ende gibt es noch farbige Aufnahmen von Ammon Weinstein und seinen Violins of Hope, sowie im Nachwort von Titus Müller Hinweise zur wahren Geschichte, die ihn inspieriert hat.


Fazit:
Geigen der Hoffnung - Geigen voller Erinnerung.
Eindringlich und bewegend erzählen die Autoren die wahre Geschichte von Ammon Weinstein und eine auf wahre Begebenheiten basierende Erzählung eines KZ-Häftlings in Dachau.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.12.2016
Der Henker von Bad Berging
Hirschel, Katja

Der Henker von Bad Berging


ausgezeichnet

Gleich vornweg: das ist ein Krimi der ganz anderen Art ! Es ist auf jeden Fall einer, bei dem man Humor haben muss, denn es ist auch eine Komödie, eine Mischung aus schwarzer Sartire, manchmal skurilen Protagonisten und herrlichem (bayrischem Dialekt (für ungeübte mit Übersetzung), aber dennoch gibt es auch einem unheimlich grausligem Fall....

Zum Inhalt:
Bad Berging ist eine Kleinstadt in Bayern (die es leider nur im Buch gibt), die unversehens in den Mittelpunkt einer norddeutschen Spezialeinheit rückt, denn hier scheinen die Fäden einer grausamen neuen Mordserie zusammen zu laufen. Zwei Opfer hat es schon gegeben, doch da es unheimlich offensichtliche Parallelen zu dem amerikanischen Serienkiller Harry Raven gibt, wird es wohl nicht bei den beiden bleiben. Der Mörder spielt mit der Polizei, trappiert die Köpfe der Opfer, der Rumpf fehlt...
Jens Kessler, Star-Profiler und seine neue berufliche Partnerin Rita Hubschmid sind kein eingespieltes Team, hier wird noch gehackt und gestochen, verbal....werden sie sich abstimmen und miteinander den Fall lösen können ?
In Bad Berging trifft der Leser auf Kommissar Maus und seine Kollegen, diese sind manchen schon von Katja HIrschels erstem Band "Der Semmelkönig" bekannt. Diese werden vom Profi-Team regelrecht überrollt. Werden sie sich behaupten können ? (...im Fall der Enthauptungen....-))).
Es gibt noch weitere Schauplätze, entschwundene Hunde und aufgeregte Damen, eine atemberaubende Englischlehrerin und ihre Abendkursklasse, bei denen sehr viele ein Auge auf sie geworfen haben, aber auch ein Baron, der nicht nur auf Wildjagd geht, sondern auch ein Auge auf die Lehrerin geworfen hat.

Man braucht etwas, um in diese rasante Geschichte hinein zu finden. Die Wechsel sind atemberaubend, es erzeugt eine gehörige Dynamik, in die man sich erst einmal einfinden muss. Nebenhandlungen, Nebeninformationen, Nebendarsteller, alles muss für den Leser erst einmal sortiert werden. Helfen tut ein Personenregister im Anhang. Dennoch haben mir die schnellen Wechsel gefallen, so bleibt es spannend. Doch dieser Krimi legt nicht nur Wert auf Spannung, sondern auf die humorigen, schrulligen, skurilen, überdrehten Protagonisten. Ebenso auf die verbalen Auseinandersetzungen im bayrischen Dialekt. Für Leser mit Schwierigkeiten beim Verständnis ist jedesmal eine Fußnote mit der Übersetzung ins Hochdeutsche eingefügt, aber ich denke, die meisten werden, wie ich, diese nicht benötigen.

Katja HIrschel legt Fährten, führt auch den Leser aufs Glatteis und man sollte der Handlung bis zum Schluß genau folgen, dann hat man auch "die letzte Nuss geknackt" (hier zitiere ich mal die Autorin).
MIr hat das Mitraten gefallen, die Wendungen, die Auflösung, aber auch den Showdown gegen Ende des Romans.

Fazit:
Wer gerne überaus humorvolle Krimikomödien liest, wer schwarzen Humor, Dialekt mag und dennoch blutigen Spuren nachjagen möchte, dem kann ich die Krimikömödien von Katja HIrschel ans Herz legen.

Bewertung vom 25.11.2016
Winterblüte
Bomann, Corina

Winterblüte


sehr gut

1900, Heiligendamm. Christian Baabe, Sohn eines Gästehausbesitzers, findet am Strand eine junge Frau, in der Hand hält sie einen Ast. Sie ist nicht bei Bewußtsein, atmet aber noch. Er nimmt sie auf seinem Pferd mit nach Hause. Der Arzt stellt keine schwerwiegenden Verletzungen fest, doch die junge Frau, hat, als sie wieder zu sich kommt, keine Erinnerungen mehr. Baabes nehmen sie in ihrem Haus auf, und die Tochter, Johanna, gibt ihr erst einmal den Namen Barbara, nach dem Ast, der nach altem Brauch Anfang Dezember abgeschnitten wird und ins Wasser gestellt darauf wartet an Weihnachten zu blühen und Wünsche zu erfüllen. So einen Barbarazweig hielt die Gestrandete nämlich in ihren Händen. Doch warum wird sie nicht vermisst ? Warum war sie im Wasser ?
Doch auch Johanna Baabe hat Probleme, denn ihre Mutter will sie veheiraten. Die Kandidaten, die sie ihr ausgesucht hat, möchte sie nicht heiraten und den einzigen, den sie heiraten will, den darf sie nicht ehelichen, mit dem darf sie noch nicht einmal sprechen, weil ein alter Familienstreit ihre Beziehung unmöglich macht.

Ein moderner Romeo&Julia-Roman, viel Liebe, viele Verwicklungen. Dazu ein historisches Ambiente, denn der Roman spielt Anfang des 20. Jahrhunderts. Er dreht sich um Liebe, Eifersucht, Geheimnisse und Zwietracht.
Die Personen, die die Autorin Corina Bomann hier zum Leben erweckt hat, sind sehr gut zum Leben erwacht. Sie haben Gefühle, sie entwickeln sich, sie überraschen aber auch. Am Ende ist zwar vieles vorhersehbar - aber das ist wohl eher ein typisches Genreproblem.
Gefallen hat mir der Schreibstil von Corina Bomann, der immer flüssig, immer sehr schöne Bilder im Kopf des Lesers zaubern kann.

Dennoch brauchte ich eine zeitlang um in den Roman hineinzufinden. Ob es am Beziehungsgeflecht oder am historischen Setting lag, kann ich nicht sagen. Aber nachdem ich mich hinein gefunden hatte, flogen die Seiten beim Lesen dahin und der Roman war schnell ausgelesen.

Hervorheben möchte ich noch das wunderschöne Cover, es bezaubert wirklich und die fühlbaren goldenen Verästelungen und der blühende Zweig machen es zu einem wahren Eyecatcher.

Fazit:
Wer gerne Liebesromane liest, die sich um Liebe, Eifersucht und Geheimnisse in einem historischen Setting drehen, dem kann ich den neuen Roman von Corina Bomann empfehlen.

Bewertung vom 25.11.2016
Eine Fackel im Dunkel der Nacht / Elias & Laia Bd.2
Tahir, Sabaa

Eine Fackel im Dunkel der Nacht / Elias & Laia Bd.2


sehr gut

Es herrscht das Imperium. Es gibt mit Markus einen neuen Imperator, Helena ist sein Handlanger, der "Blutgreif" und die Kommandantin, Elias Mutter, ist weiterhin hinter Laias und Elias hinterher. Elias ist eine ehemalige Maske, ausgebildet um zu töten u d zu gehorchen, Soldat und Diener des Imperiums, doch er hat es geschafft, die Maske abzustreifen und menschlich zu bleiben. Laia und er fliehen aus Schwarzkliff. Hier setzt die Fortsetzung an. Sie schließt sich damit nahtlos an den ersten Teil. Sie wollen Darin, Laias Bruder, aus dem berüchtigten Gefängnis Kauf befreien um die Kundigenrevolte voranzutreiben.

Die Autorin Sabaa Tahir hat die Geschichte aus wechselnden Perspektiven erzählt, so erfahren wir mehr über Elias, Laia, aber auch (neu in diesem Band) Helena, der einstigen Freundin von Elias im Ausbildungsinternat der Masken, Schwarzkliff. Die oft rasanten Szenen werden durch die Wechsel noch angefeuert, oftmals durch ein Cliffhanger am Ende eines Abschnittes. Außerdem fühlt man sich in die Gedankenwelt der Protagonisten mit ein. Warum sie wie und warum reagieren. Sich verändern. Was ihre Ziele sind.

Es ist manchmal nicht leicht in dieser fantastischen Welt, die Nachtbringer, Seelenfänger, die Zwischenwelt einzusortieren, doch auch ich, der aus diesem Genre nicht allzu oft Bücher liest, bin damit zurecht gekommen. Es ist eine harte, brutale Welt, in der nicht viel Rücksicht auf menschliches genommen wird, in dem die Herrschenden nur nach Macht streben und rücksichtslos alle Feinde in den eigenen Reihen umbringen. Kein Widerspruch geduldet wird, keine andere Meinung.

Das Buch ist keine leichte Kost, denn es gibt viele Opfer, die Altersempfehlung liegt bei 14 Jahren, was ich etwas zu niedrig angesetzt empfinde. Dabei reiht es sich allerdings in Bücher wie die Panem-Trilogie mit ein, die ich als ähnlich empfinde.

Den ersten Teil habe ich vor über einem Jahr gelesen, beim Lesen des zweiten Teils waren mir die meisten Handlungen aus dem ersten Teil wieder präsent, obwohl hier nicht viel Wert auf Wiederholung der Begebenheiten gelegt wird. Aber ich denke, das Wichtigste wird erklärt, so dass man auch (notfalls) ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes in die Handlung hinein findet.

Die Reihe ist noch nicht abgeschlossen, es sollen noch weitere Folgen. Dennoch bin ich mit dem Ende dieses Buches zufrieden, denn es schließt die Handlung ab und lässt aber noch viel Spielraum für eine Fortsetzung ohne dass es einen fiesen Cliffhanger am Ende gibt.

Fazit:
Spannender 2. Teil, der m.E. noch besser ist als der erste, zumindest was die Entwicklung und die Spannung angeht.

Bewertung vom 19.11.2016
Tödliche Verdächtigungen
Stolzenburg, Silvia

Tödliche Verdächtigungen


ausgezeichnet

Dies ist der dritte Band des Stuttgarter-Ermittlerduos Anna Benz und Markus Hauer, es geht diesmal auch um Annas privates Umfeld, denn ihr leiblicher Vater Robert, den sie erst vor kurzem kennen gelernt hat, wird verdächtigt seine Mitarbeiterin ermordet zu haben.

Die ersten beiden Bände "Tödliche Jagd" und "Die Fliege" hatte ich auch schon mit Genuss und Spannung gelesen. Es ist zwar von Vorteil, wenn man die (private) Entwicklung der ersten beiden Bände kennt und die Bücher in der richtigen Reihenfolge liest, aber m.E. nicht unbedingt zwingend erforderlich um alles zu verstehen.

Was mich immer wieder fasziniert, ist, dass Silvia Stolzenburg es immer wieder schafft auf ca. 270 Seiten einen packenden, überaus spannenden Krimi zu schreiben, den man kaum aus der Hand legen möchte. Es gibt keine Längen, es ist von der ersten Seite bis zum Schluß actionreich und spannned und auch informativ. Zum Beispiel schildert sie diesmal ziemlich interessant den Aufenthalt im Gefängnis Stammheim. Und wa s ich noch besonders hervorheben möchte, die Autorin bleibt bei ihren Schilderungen authentisch. Nichts wirkt übertrieben oder an den Haare herbeigezogen. Im Gegenteil, im Anhang erklärt sie, wie ihre vielen Kontakte im Polizei- und Kriminaltechnikbereich ihr wertvolle Tipps gegeben haben.

Gefallen hat mir auch das Ermittlerduo. Anna Benz ist eine mutige und vor allem couragierte Frau, die sich für die Aufdeckung der Verbrechen einsetzt, im privaten mit ihrem Freund Jens auf Radtouren geht und sich damit auseinander setzen muss, dass sie erst sehr spät ihren leiblichen Vater kennen lernen durfte. Dieser hat eine bipolare Störung und das macht Anna Angst, da auch sie schon psychologische Hilfe brauchte. Ihr Kennenlernen stand durch ihre Ängste unter keinem guten Stern. Es dauerte lange, bis sie sich überwinden konnte ihn zu besuchen. Robert Kirchberger ist ein berühmter Maler, der seine Bilder in die ganze Welt zu hohen Preisen verkauft. In diesem Fall sezt Anna sich über alle Vorschriften und Vorgaben ihres Chefs hinweg - denn sie glaubt nicht, dass ihr Vater schuldig ist.

Mir hat die Entwicklung von Anna - jetzt auf alle drei Bände gesehen - sehr gut gefallen. Man konnte ihre innere Zerrissenheit spüren, ihre vorsichtigen Versuche der Kontaktaufnahmen mit erleben und ihre Veränderungen beobachten.
Im vorliegenden Band rätselt man lange mit, denn was für ein Motiv gibt es ? Warum musste Marilene sterben ? Vor allem Anna gerät diesmal selbst in tödliche Gefahr. Also Spannung über Spannung, Nervenkitzel und Action.

Ich bin gespannt auf weitere Krimis aus der Feder von Silvia Stolzenburg. Auch ihre historischen Romane sind sehr empfehlenswert !

Fazit:
Ein Krimi, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Verwickelt, überraschend, sehr, sehr spannend und vor allelm authentisch. Keine Längen - dafür viel Freude beim Lesen !