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urmeli

Bewertungen

Insgesamt 498 Bewertungen
Bewertung vom 07.08.2011
Plötzlich Shakespeare
Safier, David

Plötzlich Shakespeare


ausgezeichnet

Rosa ist mit sich und der Liebe unzufrieden. Jahrelang war sie mit Jan zusammen, den sie bei einem Badeunfall auf Sylt kennengelernt hatte. Nun gut, sie kamen aus sehr unterschiedlichen Familien, während sie mit ihren Freunden auf dem Campingplatz lebten, wohnte Jan in der Ferienvilla seiner Eltern. Und nun meint der erfolgreiche Zahnarzt Jan dass er Olivia, ebenfalls Zahnärztin heiraten will. Nun will Rosa alles daran setzen, Jan und Olivia wieder auseinander zu bringen.
Bei einer Zirkusveranstaltung erlebt Rosa eine Vorstellung des Hypnotiseurs Prospero. Rosa lässt sich zu einer Zeitreise in den Körper eines anderen Menschen ein, um die wahre Liebe kennen zu lernen. Sie, die gerne selbst Gedichte und Geschichten schrieb, landet ausgerechnet im Körper von William Shakespeare. Dieser hat jedoch gerade mit allerhand Schwierigkeiten zu kämpfen.
Eine turbulente, verrückte, komische Geschichte mit immer wieder neuen Wendungen. Es ist ein Vergnügen, dieses Buch zu lesen. Der Schreibstil ist intelligent. Die Handlung bei allem Spaß am Lesen auch philosophisch. Denn - was ist denn die wahre Liebe und wie findet man sie?

Bewertung vom 17.03.2011
Eva schläft
Melandri, Francesca

Eva schläft


sehr gut

Eva reist in Zügen quer durch Italien von Südtirol nach Sizilien. Sie hat erfahren, das der einzige Mensch, den sie als Vater gesehen hatte, im Sterben liegt. Während der langen Reise beobachtet sie die Landschaft, die Mitreisenden und denkt an ihre eigene Vergangenheit, ihr Leben zurück.
Eva wurde Anfang der 60er Jahre in Südtirol geboren. Ihre Mutter Gerda fing als Küchenhilfe in einem Hotel an zu arbeiten, schaffte es im Laufe ihres Lebens zur Chefköchin aufzusteigen. Gerda verliebte sich in Hannes, von dem sie nicht wusste, dass er einer verfeindeten Familie angehörte. Sie wurde schwanger - mit Eva - und nicht nur eine Heirat war ausgeschlossen, sie wurde von ihrem Vater verstoßen und ihre Mutter starb plötzlich an Herzversagen. In dem Hotel konnte sie glücklicherweise weiterarbeiten - ihr gutes Aussehen halfen dabei - jedoch nur so lange, wie Eva keinen störte. Fast ein Jahr lebte Eva in der Küche, doch als sie anfing zu laufen musste sich Gerda von ihr trennen. Sie fand eine Familie, die Eva bei sich aufnahm wie ein eigenes Kind. Eva verlebte dort eine glückliche Kindheit und 2 Monate im Jahr konnte sie mit ihrer Mutter zusammen verbringen. Auch Gerda fand das Glück wieder. Sie verliebte sich in Vito, einem Militärangehörigen aus Sizilien. Und Eva erlebte zu ersten und einzigen Mal wie es ist, einen Vater zu haben. Doch politische und moralische Gründe verhinderten eine Heirat, das Glück aller zerbrach.
Einen weiten Raum nimmt die politische Geschichte Südtirols, die Probleme der deutschsprachigen Minderheit in Italien ein. Ein interessantes Thema, über das zumindest ich, noch nie etwas gelesen hatte. Familienfehden, kulturelle Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden Italiens, Homosexualität, Nationalsozialismus, Inhaftierungen und Zwangsumsiedlungen werden geschickt mit Evas Lebensgeschichte verwoben. Es ist ein flüssiger Schreibstil gewählt worden, dennoch verlangt der Roman durch häufige räumliche, zeitliche und Personenwechsel erhöhte Aufmerksamkeit.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2011
Das Blut der Lilie
Donnelly, Jennifer

Das Blut der Lilie


ausgezeichnet

Der Roman "Das Blut der Lilie" von Jennifer Donnelly spielt in zwei verschiedenen Welten.
Da ist einerseits die 17jährige Diandra Xenia Alpers, von allen nur Andi genannt. Sie besucht eine teure Privatschule in den USA, ihr Vater hat einen Nobelpreis für seine Forschungen zur Genetik erhalten, die französischstämmige Mutter ist Malerin. Sie selbst ist nicht nur in der Musiktheorie bewandert, sie spielt auch selbst sehr gut Gitarre. Es könnte ein rundum glückliches Leben sein, wenn nur nicht ihr jüngerer Bruder brutal ums Leben gekommen wäre. Seitdem hat sich ihr Vater zurückgezogen, ihre Mutter malt nur noch Porträts ihres toten Jungen und Andy selbst übersteht ihre Tage nur mit massiven Medikamenten. Den einzigen Halt findet sie nur noch in ihrer Musik. Als ihre Mutter komplett zusammenbricht und in eine geschlossene Nervenheilanstalt gebracht wird, nimmt ihr Vater sie mit sich nach Paris, wo er an Studien zu Louis Charles, dem Sohn von Louis XVI und Marie Antoinette, beteiligt ist. Sie selbst beschäftigt sich mit ihrer schulischen Abschlussarbeit über den französischen Komponisten Malherbeau. Dabei stößt sie auf ein Tagebuch.
Die junge Alexandrine, von allen Alex genannt, lebt in Paris zur Zeit der Revolution. Ihr größter Traum ist eine Schauspielerkarriere. Da sie als Frau nicht ernst genommen wird, übernimmt sie Männerrollen. Bei einer Aufführung vor dem Königspaar bekommt sie den Auftrag, den kleinen Prinzen Louis Charles fröhlich zu machen. Was zuerst nur nach einer weiteren Rolle für sie aussah, entwickelt sich zu einer echten Zuneigung. Als das Königspaar geköpft wird und der kleine Louis Charles in ein Gefängnis gesperrt wird, sorgt sie für Feuerwerke in Gefängnisnähe, um dem einsamen und kranken kleinen Prinzen zu Verstehen zu geben, dass sie an ihn denkt.
Andi und Alex, diese beiden jungen Frauen, sind sich sehr ähnlich. Die beiden Handlungsstränge sind sehr geschickt miteinander verwoben, man erhält Einblicke in die Zeit der französischen Revolution ohne lehrreichen Zeigefinger. Ein Großteil des Romans ist der Musik gewidmet, ob Barock, Klassik, Pop oder Rap, alles fügt sich harmonisch zusammen. Insgesamt ein äußerst gelungener und spannend geschriebener Roman.
Mein Kritikpunkt gilt nicht der Autorin sondern dem Verlag. Das Cover lässt an einen schnulzigen Liebesroman denken, das Buch (kein Vorableseexemplar) weißt Flecken und reichlich Rechtschreibfehler auf. Schade für die gute Autorin.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2011
Der Ruf der Highlands
Cameron, Amy

Der Ruf der Highlands


gut

Lili Campbell, eine junge und erfolgreiche Lehrerin, verliebt sich in den Vater einer Schülerin. Sie hat Angst vor dem großen Standesunterschied, er ist ein Baronet aus den schottischen Highlands, sie die Tochter einer Köchin, über ihren Vater weiß sie kaum etwas. Als er ihr einen Heiratsantrag macht, scheint ihr Glück komplett, bis Isobel, ihre Schülerin und bald Stieftochter sich von ihr abwendet. Isobel befürchtet, dass auch Lili sie wieder verlässt, genau wie ihre leibliche Mutter. Über den plötzlichen Tod von Isobels Mutter hüllen sich alle in Schweigen. Nur durch hartnäckiges Nachfragen erfährt Lili, dass es etwas mit der Clansfehde der Munroys - in die sie einheiraten will - und den Makenzies handelt. Lilis Glück wird auch noch durch die herrische Art Nialls, ihres Verlobten, getrübt.
Noch vor der Hochzeit findet Lili in dem Nachlass ihrer Mutter nähere Angaben zu ihrem Vater. Er stammt auch aus den Highlands und ist ein ganz anderer, als ihre Mutter immer erzählt hat. Warum hat ihre Mutter sie belogen? Und auch Mhairie, die Großmutter Nialls, hat ihre Geheimnisse die mit den verhassten Clan der Makenzies zu tun haben.
Die Handlung spielt im Jahr 1913/1914, was erklärt, dass Lili sich den Anordnungen ihres zukünftigen Mannes und den Clanswillen fügt - zumindest zuerst. Aus heutiger Sicht ist die Handlung undenkbar. Nach etwa der Hälfte des Buches erfahren wir durch die Rückblende aus dem Leben Mhairies auch die Hintergründe der Stammesfehde. Wie ich finde, sehr geschickt integriert.
Mein Urteil zu dem Roman: ein klassischer Frauenroman voll von Liebe, Irrungen, Intrigen, überraschenden Wendungen und einem happy end. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Auch wenn es kein literarisches Meisterwerk ist, es ist gut lesbar und interessant.

Bewertung vom 21.01.2011
Das Lied der roten Erde
Corbi, Inez

Das Lied der roten Erde


sehr gut

Moira ist eine rebellische junge Dame aus gutem protestantisch-irischem Haus. Als durch Moiras Verhalten - sie hat den Debütantinnenball verlassen um bei der Geburt eines Fohlens dabei zu sein - die Geschäftspartner ihres Vaters nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollen, sehen ihre Eltern keinen anderen Ausweg als sie mit dem viel älteren Arzt McIntyre zu verheiratet. Doch Moira muss sich nicht nur in eine ungeliebte Ehe fügen, ihre neue Heimat wird Neuholland, so hieß Australien früher, sein. Alistair McIntyre ist an sich kein schlechter Mensch, doch welches Geheimnis birgt er, woran ist seine erste, geliebte Frau plötzlich verstorben?
Auf dem Schiff nach Australien werden auch zwangsdeportierte Sträflinge transportiert und Moira erlebt die Härte mit der dort kleinste Vergehen oder Unachtsamkeiten geahndet werden. Deportierte Frauen haben keinerlei Rechte, Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Unter den Sträflingen befindet sich auch Duncan O'Sullivan von dem Moira besonders angezogen wird. Ihre Wege kreuzen sich auch auf dem Festland immer wieder und sie verlieben sich ineinander. Als die Beiden von Alistair McIntyre erwischt werden, beschließen sie zu fliehen. Doch die australische Wildnis ist unbarmherzig.
Ein Australienroman, der Einblicke in den Beginn der Kolonisation des Kontinents gewährt. Das Hauptaugenmerk wird auf die britisch-irischen Einwanderer und Sträflinge gelegt, die Aborigines werden nur am Rande einbezogen. Schade. Aber auch so ist es ein interessanter Liebesroman mit teils überraschenden Wendungen und äußerst lesenswert. Die Handlung ist so aufgebaut, das eine Fortsetzung möglich ist. Ich würde mich darauf freuen, am weiteren Leben von Moira und Duncan teilnehmen zu können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2010
Kein Wort zu Papa
Heldt, Dora

Kein Wort zu Papa


sehr gut

Christine bekommt einen seltsamen Anruf von ihrer Freundin. Marleen und ihr noch verheirateten Freund werden in Dubai festgehalten, wegen unsittlichen Verhaltens. Marleen führt eine Pension auf Norderney und da sie sich nun nicht selbst darum kümmern kann, soll Christine bis zu ihrer Rückkehr die Pension leitet. Doch keiner darf wissen, dass sie in Dubai in Haft ist. Als Journalistin mit nur kleinen Auftragsjobs hat sie zwar jede Menge Zeit, jedoch nicht die geringste Ahnung, wie sie das bewerkstelligen soll. Doch sie bekommt Hilfe. Ines, ihre jüngere Schwester, nimmt Urlaub. Gesa, eine junge Studentin, erhöht ihre Stundenzahl - glücklicherweise sind noch Semesterferien. Pierre, der Barkeeper der Pension kennt einen angehenden Koch im 2. Lehrjahr, der gerade Urlaub auf der Insel macht. Adelheid hatte früher selbst eine Pension geleitet und hilft, obwohl sie es finanziell nicht nötig hat, mit.
Da sie Marleen absolute Verschwiegenheit versprochen hat, verstrickt sie sich in immer mehr Lügengeschichten, warum Marleen auf ihrem Urlaub nicht zurückkehrt. Als durchsickert, dass Christine die Pension leitet, gibt es für ihre Eltern kein Halten mehr, auch sie mischen nun kräftig in der Pension mit und stochern in den Geheimnisses um Marleen aber auch um einige Pensionsgäste und -mitarbeiter herum.
Auch in dem Roman Urlaub mit Papa drehte sich alles um die Pension auf Norderney. Die Personen wachsen einen richtig ans Herz. Sie sind äußerst liebenswert geschildert, trotz oder gerade wegen der Unzulänglichkeiten und Schrulligkeiten. Ein Roman mit vielen Geheimnissen und Verwicklungen, aber dennoch behält man immer die Übersicht. Ein richtiger gute Laune Roman mit sehr viel Humor, leicht zu lesen aber nicht banal.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2010
Hart aber Hilde
Haskamp, Bettina

Hart aber Hilde


sehr gut

Auch wenn der Roman "Hart aber Hilde" heißt, so ist die Hauptperson Pia, die 42-jährige alleinerziehende Mutter des fast erwachsenen Niklas. Um über die Runden zu kommen, hat sie gleich mehrere Jobs. Als ausgebildete Floristin leidet sie unter einem grapschenden Chef, in dem Copy-Shop von Felix und an manchen Abenden und Wochenenden serviert sie Getränke in einer Kneipe. Dennoch reicht das Geld vorne und hinten nicht. Denn Niklas Erzeuger Klaus-Dieter, KaDe in Freundeskreises, hat sich aus dem Staub gemacht. In besonders frustrierenden Momenten sitzt Pia an ihrer Nähmaschine und peppt Kleidung so auf, das man die Herkunft aus dem Secondhandshop nicht mehr erkennt. Nachdem ihr Chef mal wieder die Finger nicht von ihr nehmen konnte hat sie wütend gekündigt. Um ihre einzige Chance auf ein geregeltes Einkommen zu nutzen und rechtzeitig zu einem Vorstellungsgespräch zu kommen, leiht sie Felix Auto aus. Beim Herausfahren aus der Parklücke passiert es: Sie fährt eine ältere Dame um. Hilde. Aber Hilde ist hart im Nehmen, außer einem Armbruch ist ihr nichts passiert, doch aus dem Job in dem Blumengeschäft wird nun nichts mehr. Auch Felix ist so sauer, dass sie dort auch nicht mehr auftauchen braucht. Das einzige, was ihre Stimmung hebt, sind die Besuche bei Hilde. Nachdem sie wieder Mut gefasst hat und Bewerbungen verschickt hat sie wieder einen Job, diesmal in einem Kosmetikstudio in dem sie die Termine vereinbaren und sich um die Organisation zu kümmern hat. Ausgerechnet die chaotische Pia. Doch die Arbeit gefällt ihr und so langsam fasst sie wieder Fuß. Zusätzlich tummeln sich noch jede Menge Verehrer um sie. Felix verzeiht ihr und erlässt ihr die Schulden aus der Fahrzeugreparatur wenn sie mit ihm als ihr Freund zu "Wer wird Millionär" fährt, bei dem er als Kandidat eingeladen ist. Sebastian ist der Leiter des Altenheims in dem Hilde wohnt. Dieser lädt sie auf sein Segelboot ein. Auch Paul, Hildes Sohn, lädt sie zu sich übers Wochenende ein. Als dann Eva, Pias beste Freundin, erzählt, dass sie KaDe auf den Kapverdischen Inseln in ihrem Urlaub gesehen hat, kommen nicht nur alte Gefühle bei Pia auf. Sie fliegt dorthin, nicht nur um KaDe zu finden sondern auch ihren Sohn, der sich auf die Suche nach seinem, für ihn unbekannten, Vater macht.
Ein herrlich chaotisches Buch mit vielen Verwicklungen. Wie man sich trotz ständig neuer Schwierigkeit und Geldsorgen nicht unterkriegen lässt. Es ist schon ein Frauenroman, jedoch auf hohem Niveau. Der Schreibstil zeichnet sich mit viel Wortwitz und sehr guten schriftstellerischen Können aus. Die Personen und die Handlung sind satirisch überzeichnet, das Ende wirkt extra übertrieben, sodass man bei allem Mitleiden mit Pia die Fiktion der Handlung nicht vergisst.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.