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Dreieich

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Insgesamt 155 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2022
Schmelzpunkt
Harlander, Wolf

Schmelzpunkt


sehr gut

Spannender Klimathriller
Mit „ Schmelzpunkt“ legt der Bestsellerautor Wolf Harlander seinen dritten Klima-Polit-Thriller vor, in dem die beiden BND-Agenten Nelson Carius und Diana Winkels nach „Systemfehler“ ihren zweiten Auftritt haben. Diesmal bildet die Arktis die atemberaubende Kulisse für seinen rasanten und erschreckend realistischen Thriller.

In der Arktis herrschen ungewöhnlich sommerliche Temperaturen, als der junge Inuk Nanoq Egede bei seiner Touristenführung tausende tote Fische in einer Bucht findet. Zudem schmilzt das Eis der Gletscher rasant und viel schneller als erwartet. Die deutsche Polarforscherin Dr. Hanna Jordan wird hinzugezogen und findet heraus, dass die Fische nicht auf natürliche Weise gestorben sind. Doch ihre Entdeckung ruft Gegner auf den Plan, die bis zum äußersten gehen, um ihre Taten zu vertuschen.
Gleichzeitig ermitteln Nelson Carius und Diana Winkels verdeckt für den BND. Sie sollen die deutschen Interessen in der Arktis wahren und Sabotageakte gegen deutsche Firmen aufklären. Dabei bringen sie sich mehrfach in höchste Gefahr. Denn in der Arktis tobt ein erbitterter Kampf der Anrainerstaaten um Rohstoffe und polare Seewege, der zu eskalieren droht.

Harlander schildert sehr realistisch die dramatischen Folgen der Erderwärmung auf das empfindliche Ökosystem der Arktis und mir lief mehr als einmal ein Schauer über den Rücken. Erzählt aus wechselnden Perspektiven, kommt sehr schnell Spannung auf und ich war gefesselt bis zum Schluss. Die Handlung ist actionreich und die Protagonisten müssen einiges einstecken. Das (nicht immer professionelle) Verhalten von Nelson und Diana konnte mich leider nicht immer überzeugen. Die Landschaftsbeschreibungen der Arktis waren sehr lebendig und ich konnte förmlich das Eis knacken hören. Ich fand es sehr interessant nebenbei einiges über das Leben und die Kultur der Inuit zu erfahren.

Dem Autor ist erneut ein packender Klimathriller gelungen, der auch nach dem Umblättern der letzten Seite nachhallt und zum Nachdenken anregt. Ein Buch , dass ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 14.08.2022
Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1 (eBook, ePUB)
Getz, Kristine

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Überzeugendes Debüt mit hochaktuellem Thema
Kurz nachdem die bekannte norwegische Bloggerin Lotte Wiig ein Bild ihrer zweijährigen Tochter Poppy vor dem Haus der Großeltern gepostet hat, verschwindet das Kind. Die Entführung erschüttert ganz Norwegen, denn Millionen Follower verfolgen das Leben des süßen Mädchens Tag für Tag. Kommissarin Emer Murphy ist wegen einer psychischen Erkrankung eigentlich noch krankgeschrieben, als sie von der Entführung aus den Medien erfährt. Doch eine innere Stimme drängt sie dazu sich trotzdem in den Fall zu stürzen. Sie will Poppy unbedingt finden und setzt deswegen sogar ihre Tabletten ab und riskiert einen Rückfall.

Mit „Poppy“ ist der Autorin Kristine Getz ein überzeugendes Debüt und gleichzeitig der Auftakt einer neuen Reihe um die Kommissarin Emer Murphy gelungen. Für ihr Debüt hat sie ein brandaktuelles Thema gewählt, nämlich das unbedarfte Posten von Bildern der eigenen Kinder auf Social Media und die unter Umständen weitreichenden Folgen die dies haben kann. Der Autorin ist es sehr gut gelungen dieses hochaktuelle, emotionale Thema in ihrem spannenden Thriller zu verarbeiten.

Schon nach wenigen Seiten war ich von der Geschichte gefesselt, die abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten erzählt wird. Eingestreute Beiträge aus den Sozialen Medien (Instagramm-/Twitterbeiträge und Beiträge aus verschiedenen Foren) lockern das ganze zusätzlich auf und machen es sehr realistisch. Getz versteht es sehr gut die Spannung aufzubauen und den Leser mit falschen Fährten in die Irre zu führen. Es bleibt spannend bis zum Schluss und ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Ich fand die Handlung gut durchdacht und schlüssig. Das Ende hielt noch eine Überraschung bereit, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Gut gefallen haben mir die unterschiedlichen Charaktere, die nicht nur Sympathien hervorrufen.
Emer Murphy ist als neue Ermittlerfigur ein ausgefallener, interessanter Charakter, den ich sofort mochte. Obwohl sie noch krankgeschrieben ist, stürzt sie sich in den Entführungsfall, um die kleine Poppy zu finden. Im Verlauf der Handlung erfährt man auch warum sie der Fall so berührt. Ich mochte auch ihre skurrile Großmutter Marceline, eine bekannte Wahrsagerin mit eigener Fernsehshow, die der Meinung ist, dass Emer eine „Gabe“ hat, so wie sie. Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt. Ich hoffe man erfährt im nächsten Band auch etwas mehr über ihren Partner Mons Tideman.
Die Familie Wiig hingegen ist durchweg unsympathisch. Vater Jens ist nur an den Werbeeinnahmen und an den steigenden Zahlen der Follower und Likes auf dem Blog interessiert und setzt dazu skrupellos seine kleine Tochter ein. Mutter Lotte verbirgt ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit und lässt sich von ihrem Mann bestimmen. Erst als ihr Geheimnis ans Licht kommt, konnte ich sie etwas besser verstehen. Die Schwiegereltern Marie und Sverre Wiig waren auch keine Sympathieträger. Die Geheimnisse, die die einzelnen Personen verbergen und die erst nach und nach enthüllt werden, machen den Reiz der Geschichte aus.

Fazit: Ein spannender Thriller mit hochaktuellem Thema und einer ungewöhnlichen Ermittlerin, der wachrüttelt und zum Nachdenken anregt. Ich sehe gespannt dem nächsten Band entgegen und vergebe eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 16.07.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


ausgezeichnet

Düsteres Familiengeheimnis
Bei ihrem wöchentlichen Besuch findet Eleanor ihre Großmutter Vivianne ermordet vor und sieht dabei kurz den Täter aber aufgrund ihrer Gesichtsblindheit, kann sie ihn nicht beschreiben. Wenig später erfährt sie, dass ihre Großmutter ihr den Gutshof Solhöga vererbt hat, dessen Existenz ihr bisher nicht bekannt war. Zusammen mit ihrem Freund Sebastian und ihrer Tante Veronika fährt Eleanor zu dem Anwesen, nördlich von Stockholm um mit dem Notar Rickard ein Nachlassverzeichnis zu erstellen. Doch schon bald geschehen dort mysteriöse Dinge. Der Gutsverwalter scheint spurlos verschwunden und Eleanor fühlt sich zunehmend verfolgt und beobachtet. Die Situation spitzt sich zu, als sie den Verwalter tot auffinden und ein Schneesturm sie auf dem Gut von der Außenwelt abschneidet.

Camilla Sten legt mit diesem Buch ihren zweiten Thriller vor. Mir hatte „Das Dorf der toten Seelen“ bereits sehr gut gefallen, und ich war gespannt auf ihr neues Buch. Das Cover zeigt ein einsames Haus im Schneesturm und spiegelt so den eisigen schwedischen Winter wieder, dessen Kälte mich beim Lesen frösteln ließ.
Ich mag ihren Schreibstil, der sich angenehm und flüssig lesen lässt. Sie versteht es hervorragend Spannung aufzubauen und eine unheimliche und düstere Atmosphäre zu schaffen. Ich war sehr schnell gefesselt von der Handlung und der Atmosphäre, wollte unbedingt wissen, welche Geheimnisse sich auf Solhöga verbergen und warum Vivianne sterben musste. Als Briefe verschwinden, die Tante niedergeschlagen wird und Eleanor eine mysteriöse Gestalt beobachtet ahnen sie, dass sie nicht allein sind und Viviannes Mörder sich vielleicht unter ihnen befindet.
Die Geschehnisse in der Gegenwart werden von Eleanor in der Ich-Perspektive erzählt, wodurch ihre zunehmende Unsicherheit und Beklemmung hautnah zu spüren ist. Nach dem Auffinden der ermordeten Vivianne war sie traumatisiert und ist immer noch in Behandlung. Sie ist sich oft nicht sicher, ob alles real ist, was sie sieht. Sie hatte kein gutes Verhältnis zu ihrer Großmutter und nach dem Auftauchen eines mysteriösen Tagebuchs wächst ihr Gefühl, sie gar nicht richtig zu kennen. Trotz ihrer Angst versucht sie verbissen hinter das Geheimnis zu kommen und wächst dabei über sich hinaus. Ihre Beeinträchtigung durch die Gesichtsblindheit ist ein spannendes Element, das mir gut gefiel.
Daneben gibt es Rückblicke in die Vergangenheit Mitte der Sechzigerjahre, aus der Sicht des polnischen Hausmädchens Annuschka, die damals auf Solhöga arbeitete. Diese enthüllen Stück für Stück das dunkle Familiengeheimnis, das Auswirkungen bis in die Gegenwart hat und mit einer überraschenden Wendung aufwartet, die ich nicht erwartet hatte.

Der Plot war gut durchdacht, logisch und sehr spannend konstruiert durch die verschiedenen Zeitebenen und mit facettenreichen Figuren von denen mehr als eine verhängnisvolle Geheimnisse verbirgt. Das Setting mit dem einsamen Gutshof war gut gewählt und der einsetzende Schneesturm, der die kleine Gruppe von der Außenwelt abschnitt und sie dem Mörder auslieferte sorgte für eine stetig steigende Spannungskurve und so manche Gänsehaut. Ich konnte das Buch kaum zur Seite legen bis zur Auflösung, die logisch war und alle Antworten lieferte.

Camilla Sten hat erneut einen spannenden und atmosphärisch düsteren Thriller vorgelegt, der absolut empfehlenswert ist.

Bewertung vom 12.07.2022
Flug 416
Newman, T. J.

Flug 416


sehr gut

Tod über den Wolken
Flug 416 ist gerade in L.A. gestartet als der Kapitän Bill Hoffman einen Face-Time-Anruf erhält. Ein Entführer hat seine Frau und Kinder in seiner Gewalt und stellt ihn vor eine schreckliche Wahl: Entweder bringt er das Flugzeug mit 149 Menschen an Bord zum Absturz oder seine Familie stirbt. Verzweifelt versucht Bill eine Lösung zu finden, um das Flugzeug und seine Familie zu retten, aber an Bord befindet sich noch ein Komplize des Entführers und Bill weiß nicht wem er trauen kann. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt…

Angekündigt als spektakulärster Action-Blockbuster des Sommers weckte das Buch bei mir große Erwartungen, die aber mehr als erfüllt wurden. T.J. Newman legt mit ihrem beachtenswerten Debüt einen spannenden und actionreichen Thriller vor, der eine wahre Sogwirkung entwickelt. Einmal begonnen konnte ich ihn nicht mehr aus der Hand legen. Newman, hat selbst viele Jahre als Flugbegleiterin gearbeitet, was man ihren detaillierten Schilderungen der Abläufe im Flugzeug deutlich anmerkt. Die Szenen im Cockpit und das agieren der Crew in der Kabine wirkten sehr authentisch. Mir gefiel auch, dass man etwas über die Beweggründe der Terroristen erfährt, auch wenn ihre Taten natürlich durch nichts zu rechtfertigen sind.

Wechselnde Perspektiven sorgen für konstante Spannung und Tempo. Die Sicht wechselt von den Piloten im Cockpit, zur Crew und den Passagieren in der Kabine und am Boden zu dem Entführer und Bills Familie und den Ermittlungen des FBI. Vor meinen Augen spielte sich ein nervenzerfetzendes Kopfkino ab, was mich tatsächlich an Filme wie „Stirb langsam“ erinnerte. Eine Verfilmung kann ich mir sehr gut vorstellen. Die Charaktere waren so beschrieben, dass ich sie sehr gut vor Augen hatte und mit ihnen mitfiebern konnte. Natürlich werden auch ein paar Klischees bedient und das patriotische kommt bei diesem amerikanischen Thriller auch nicht zu kurz. Mich hat das bei der absolut fesselnden Lektüre dieses hochspannenden und actionreichen Thrillers aber nicht weiter gestört. Allerdings möchte ich so bald kein Flugzeug besteigen.

Mein Fazit:
Ein herausragendes, actionreiches Thrillerdebüt, das Spannung bis zur letzten Seite garantiert. Thrillerfans kommen hier voll auf ihre Kosten.

Bewertung vom 13.06.2022
Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2
Pötzsch, Oliver

Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2


ausgezeichnet

Grandiose Fortsetzung der Totengräber-Reihe
Wien 1894: Inspektor Leopold von Herzfeldt ermittelt diesmal in einem kuriosen Fall. In einem Sarkophag des Kunsthistorischen Museums wurde der fachgerecht mumifizierte Leichnam eines bekannten Professors der Ägyptologie gefunden. Leopold benötigt wieder die Hilfe des kauzigen Totengräbers und Todesexperten Augustin Rothmayer, um alles über die Mumifizierung im alten Ägypten zu erfahren, denn der Professor wurde ermordet. Gleichzeitig werden in mehreren Wiener Bezirken die schrecklich zugerichteten Leichen junger Männer gefunden, die ihrer Männlichkeit beraubt wurden. Und zu guter letzt wurde ein Pfleger im Tiergarten am Prater von einem Löwen zerfleischt. Leopold, Augustin und Julia haben alle Hände voll zu tun und man darf gespannt sein, wie alle diese Fälle zusammenhängen.

Der erste Band der Totengräber-Reihe hatte mich bereits begeistert und der zweite ist eine geniale und spannende Fortsetzung, die sogar noch besser war. Das gelungene Cover knüpft in seiner Gestaltung an den ersten Band an und man erkennt sofort die Totengräber-Reihe wieder, was mir sehr gut gefällt.

Ich habe mich sehr auf das Wiedersehen mit den Hauptfiguren gefreut und darauf wieder etwas mehr über sie zu erfahren. Das schöne an Reihen ist, dass die Personen von Band zu Band mehr Tiefe bekommen. Julia Wolf ist inzwischen Tatortfotografin und muss sich bei der Wiener Polizei in einer Männerdomäne als einzige Frau behaupten. Doch die schrecklich zugerichteten Leichen der jungen Männer machen ihr zu schaffen. Sie hat diesmal eine größere Rolle, denn sie ermittelt auf eigene Faust in dem Tiergartenfall. Dabei zeigt sie Scharfsinn, Mut und Empathie was sie mir sehr sympathisch machte. Totengräber Augustin schreibt inzwischen an seinem zweiten Buch „Totenkulte der Völker“. Passende Auszüge daraus sind wieder einigen Kapiteln voran gestellt. Außerdem sorgt er sich um die kleine Anna, die ihn an seine Tochter erinnert und die ihm die Fürsorge wegnehmen will. Leopold muss in mehreren Fällen gleichzeitig ermitteln, weswegen seine Beziehung zu Julia leidet. Bei den Ermittlungen gerät er zeitweilig an seine Grenzen und mehr als einmal in Gefahr. Mit Hilfe von Julia und Augustin gelingt es ihm aber Stück für Stück die Puzzleteile zusammenzusetzen und den/die Täter zu entlarven. Es hat mir viel Spaß gemacht den dreien bei ihren Ermittlungen über die Schulter zu schauen. Die Auflösung war eine echte Überraschung mit der ich nicht gerechnet hatte.
Das Wienerische in den Dialogen sorgte für das richtige Flair, wichtige Begriffe werden am Ende des Buches für „Piefkes“ dabei erklärt. Eine Karte von Wien anno 1894 und ein Personenverzeichnis runden alles ab.

Auch in diesem Band ist wieder die akribische Recherche von Pötzsch zum historischen Hintergrund zu spüren. In einem Nachwort schreibt er selbst einiges dazu. So gab es tatsächlich die entwürdigenden Völkerschauen im Tiergarten und die Mumienpartys in Adelskreisen. Auch der Blick die Wiener Kanalisation mit der Zwingburg war authentisch und beeindruckend.
Ich mag den Erzählstil von Oliver Pötzsch sehr, denn er schafft es mich mit wenigen Zeilen ins historische Wien zurückzuversetzen. Und das so fesselnd, dass ich das Buch kaum beiseite legen konnte. Seine Idee, das erste Mordopfer als Mumie auftauchen zu lassen, fand ich grandios, da ich selbst ein Faible für die ägyptische Geschichte und Archäologie habe.

Insgesamt war es eine grandiose, spannende Fortsetzung der Reihe, die ich wieder sehr genossen habe. Ich bin jetzt schon sehr gespannt auf den dritten Band.

Bewertung vom 02.06.2022
Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3 (eBook, ePUB)
Benedict, Marie

Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Agathas Geheimnis
Im Dezember 1926 verschwand Agatha Christie spurlos. Ermittler fanden ihr leeres Auto an einem einsamen See. Niemand wußte, wo sie sich aufhält. Ihr Verschwinden löste eine beispiellose Suchaktion und Fahndung in England aus. Nach elf Tagen tauchte sie plötzlich wieder auf und behauptete an Amnesie gelitten zu haben. Bis heute weiß niemand, was damals wirklich geschah.

In ihrem 3. Buch über starke Frauenfiguren hat sich Marie Benedict mit der Biografie von Agatha Christie beschäftigt, insbesondere ihr mysteriöses Verschwinden im Jahr 1926, dessen Hintergründe bis heute nicht bekannt sind.

Ich wusste bisher kaum etwas über Agathas Leben und ihr mysteriöses Verschwinden war mir neu und weckte mein Interesse.
Es war mein erstes Buch von Marie Benedict, die mich mit ihrem angenehmen Schreibstil zu meiner Überraschung schon sehr bald fesselte. In ihrem spannenden Roman thematisiert sie das mysteriöse elftägige Verschwinden der weltberühmten Krimiautorin und bietet eine äußerst realistische Erklärung dafür an, wie es wirklich gewesen sein könnte.
In Rückblenden erfährt man aus Agathas Sicht wie sie ihren künftigen Ehemann Colonel Archibald Christie kennenlernt und wie sich ihre Beziehung und Ehe im Laufe der Jahre entwickelt. Agatha wurde so erzogen, dass sie ihren Ehemann und seine Bedürfnisse über alles stellen muss, sogar über ihre eigene Tochter. Die Zwänge der damaligen Zeit sind sehr gut aufgezeigt. Die Beziehung ist zuerst sehr glücklich, bis sich der Colonel nach seiner beendeten Karriere als Pilot verändert. Man erfährt auch einiges über die Anfänge ihrer Karriere als Krimiautorin.
Bei eigenen Recherchen im Internet stellte ich fest, dass ihr Leben sowie ihr Verschwinden und die anschließende Suche sehr authentisch beschrieben werden.
Der andere Erzählstrang ist in der Gegenwart und beschreibt die Zeit nach ihrem Verschwinden und wie ihr Mann Archi damit umgeht. Er gerät zusehends unter Druck und in den Verdacht seiner Frau etwas angetan zu haben.
Beide Erzählstränge sind sehr spannend angelegt und ich wollte einfach immer weiter lesen. Für mich war es ein wahrer Pageturner, der spannend bis zur letzten Seite war. Der Reiz lag für mich darin, dass hier Realität und Fiktion perfekt miteinander verflochten wurden und Marie Benedict dem Lesenden am Ende eine sehr plausible und realistische Erklärung für Agathas Verschwinden bietet. Mich hat es begeistert und ich lege es allen Krimifans, die auch Agathas Krimis mögen, wärmstens ans Herz.

Bewertung vom 01.05.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Packende Fortsetzung der Karlstad-Reihe
Dies ist der zweite Einsatz des ehemaligen FBI-Agenten John Adderley im schwedischen Karlstad. Der erste Band des Autorenduos Mohlin & Nyström („Der andere Sohn“) hatte mich bereits begeistert und ich war entsprechend gespannt auf die Fortsetzung, die mich tatsächlich nicht enttäuschte. Das rote Cover hat großen Wiedererkennungswert und passt sehr gut zum ersten Band. Die Handlung setzt nahtlos am Ende des ersten an. Zum bessern Verständnis der Zusammenhänge rate ich diesen am besten zuerst zu lesen.
John, der in Karlstad im Zeugenschutz unter falscher Identität als Fredrik Adamsson für die örtliche Polizei arbeitet, wird von seiner Vergangenheit mit tödlicher Wucht eingeholt. Der Besuch seines alten Freundes Trevor, mit dem er in den USA einen nigerianischen Drogenring infiltriert hatte, setzt eine Kette von tödlichen Ereignissen in Gang. Gleichzeitig muss John seinen zweiten Fall lösen. Die junge Geschäftsführerin einer erfolgreichen Dating-App wird nach einem „Dating in the Dark“ ermordet aufgefunden. Die Schwester der Toten gerät schnell ins Visier der Ermittlungen. Das Verhältnis der beiden Schwestern war eher schwierig und von Abhängigkeit und Neid geprägt. Je tiefer John in der Vergangenheit der Schwestern gräbt, um so deutlicher wird, dass die Motive des Mordes dort zu suchen sind.
Das Autorenduo versteht es auch diesmal wieder einen gut durchdachten Plot, der aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, spannend und temporeich in Szene zu setzen. Ich war nach kurzer Zeit so gefesselt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mochte. John ist diesmal stark unter Druck, denn neben dem verzwickten Fall wird er außerdem noch mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Kann er seinem alten Freund noch vertrauen? In Lebensgefahr und unter Druck zeigt er schließlich Seiten seines Charakters, die ich zwar nicht gutheißen, aber trotzdem nachvollziehen konnte. Bis zum gut gewählten Ende habe ich mitgefiebert, wie sich alles auflöst. Das Auftauchen seiner kleinen Nichte am Ende lässt auf eine weitere Fortsetzung hoffen, auf die ich schon sehr gespannt bin.
Für mich war das wieder hervorragende Unterhaltung und Kopfkino vom Feinsten, deswegen vergebe ich 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.04.2022
Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1


sehr gut

Vielversprechender Auftakt einer neuen dänisch-deutschen Ermittler-Reihe

Der dänische Autor Dennis Jürgensen startet mit „Gezeitenmord“ eine neue Reihe um das dänisch-deutsche Ermittlerduo Lykke Teit und Rudi Lehmann mit einem komplexen Fall, der es in sich hat.

Lykke Teit wird von Kopenhagen nach Südjütland geschickt um die Ermittlungen in ihrem ersten eigenen Mordfall zu leiten. Der elfjährige Villads hat bei Ebbe im Watt die eingegrabene Leiche eines Mannes entdeckt. Da die Leiche im Grenzgebiet gefunden wurde, soll Lykke mit dem erfahrenen Flensburger Kommissar Rudi Lehmann zusammenarbeiten. Die örtliche Polizei ist anfangs nicht gerade begeistert von den auswärtigen Ermittlern. Aber es gilt nicht nur den Mordfall zu lösen, denn Villads ist seit dem grausigen Fund im Watt spurlos verschwunden. Und er ist nicht das erste vermisste Kind. Bereits vor einem Jahr verschwand im nahegelegenen Dorf Melum ein kleines Mädchen, welches nie gefunden wurde. Gibt es eine Verbindung zu dem alten Fall?

Lykke und Rudi sind ein Ermittlerduo, dass mir schnell sympathisch wurde. Trotz des Altersunterschieds arbeiten die beiden harmonisch zusammen und entwickeln rasch gegenseitiges Vertrauen, so dass wir auch erfahren, welche Probleme sie aus der Vergangenheit belasten. Am Ende entsteht sogar eine Freundschaft zwischen beiden. Beide Charaktere waren für mich authentisch und ihr Zusammenwachsen zu einem Team überzeugte.

Bereits mit der ersten düsteren Szene im Watt war ich mitten im Geschehen. Es beginnt schon sehr spannend mit dem Leichenfund im nebeligen Watt. Der Schwerpunkt lag auf den Ermittlungen, die immer wieder neue Spuren und Verdächtige zu Tage förderten und so den Spannungsbogen hoch hielten. Es hat Spaß gemacht dem sympathischen Duo über die Schulter zu schauen und mit zu rätseln. Der Fall war komplex und gut durchdacht und war mit dem alten Fall verflochten. Selbst als der Täter feststand, zog die Spannung nochmals an und es endete mit einem Showdown, der es in sich hatte. Damit hatte dieser Auftakt alles, was einen guten Krimi ausmacht.
Der Schreibstil war leicht und flüssig und kurze Kapitel ließen die Seiten nur so dahin fliegen. Das Cover mit dem einsamen Strand bei Ebbe rundet alles ab, stimmt wunderbar auf die Geschichte ein und hat mir sofort gefallen.

Alles in allem ist dies ein gelungener Auftakt der neuen dänischen Reihe, die ich auf jeden Fall im Auge behalten werde. Ich bin schon gespannt in welchem Fall Lykke und Rudi als nächstes ermitteln.

Bewertung vom 23.03.2022
Der Herzgräber (eBook, ePUB)
Williams, Jen

Der Herzgräber (eBook, ePUB)


sehr gut

Solides Thrillerdebüt
Mit dem „Herzgräber“ hat die preisgekrönte, englische Fantasy-Autorin Jen Williams Ihren ersten Thriller vorgelegt. Es ist eine düster atmosphärische Geschichte um die Journalistin Heather und den Serienmörder Michael Reave.

Das ausdrucksstarke Cover war für mich der Auslöser zu diesem Buch zu greifen. Das rote Blatt auf dem Waldboden untermalt wunderbar die düstere Story um den Serienkiller Reave.

Mit dem Erzählstil kam ich gut zurecht und war schnell in der Geschichte gefangen. Das meiste wird aus Heathers Sicht erzählt. Dazwischen sind immer wieder Kapitel mit Rückblicken in die Vergangenheit eingestreut (überschrieben mit „Früher“), in denen man mehr über Reave, seine Kindheit und Jugend und die Hippie-Kommune erfährt. Diese Einblicke verursachten mir so manche Gänsehaut. Von diesen Rückblicken hätte ich mir sogar noch mehr gewünscht. Es war spannend, die Geschichte aus wechselnden Perspektiven (Gegenwart und Vergangenheit) zu verfolgen, die Spannung war aber nicht durchgängig auf hohem Niveau. Trotzdem wollte ich das Buch nicht zur Seite legen.

Das Setting des Thrillers hat mir wirklich gut gefallen, aber leider wurde ich mit der Protagonistin Heather nicht wirklich warm. Sie handelte für mich nicht realistisch und nachvollziehbar. So ignoriert Sie die mysteriösen Vorkommnisse im Haus ihrer Mutter, statt den Detective zu informieren. Im Alleingang versucht sie das Geheimnis um ihre Mutter zu lüften, anstelle die Polizei einzuweihen, wobei sie sich natürlich in Lebensgefahr begibt. Trotzdem habe ich mich von der Handlung und der wunderbar düsteren Atmosphäre gerne in den Bann ziehen lassen. Die schaurigen Märchen, die Reave Heather während ihrer Gespräche im Gefängnis erzählt, tragen ebenso zu der besonderen Atmosphäre bei.

Insgesamt war es für mich ein solides Thrillerdebüt, welches noch Luft nach oben lässt. Leider haben mich die vielen Schreibfehler etwas gestört, da sie meinen Lesefluss immer wieder unterbrochen haben. Ich fühlte mich trotzdem gut unterhalten und vergebe dafür gerne 4 Sterne.

Bewertung vom 03.03.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Noch besser als der erste Band!
Was habe ich mich gefreut, wieder nach Coopers Chase zu kommen, um mit den vier rüstigen und äußerst scharfsinnigen Senioren Elisabeth, Joyce, Ron und Ibrahim ihren zweiten Fall zu lösen. Der zweite Fall für den Donnerstagsmordclub von Richard Osman steht dem ersten in nichts nach und ist sogar noch besser.

„Langsam könnte wirklich wieder etwas Aufregendes passieren“, so beginnt Joyce ihre erste Tagebucheintragung. Und sie muss nicht lange darauf warten, denn der Exmann von Elisabeth (seines Zeichens Agent beim MI5) taucht in Coopers Chase auf und sucht die Hilfe des Donnerstagsmordclubs. Bei einem Undercovereinsatz von ihm sind Diamanten im Wert von 20 Millionen Pfund verschwunden und nun ist die Mafia hinter ihm her und der MI5 ist auch nicht gerade begeistert. Und schon hat der Donnerstagsmordclub einen neuen Fall, in dem es schon bald die ersten Toten gibt.
Gleichzeitig müssen die Senioren sich auch um Ibrahim kümmern, der bei einem Ausflug in die Stadt beraubt und schwer verletzt wurde. Natürlich wollen sie auch hier für Gerechtigkeit sorgen und den Täter zur Rechenschaft ziehen, gewitzt wie immer und nicht immer mit legalen Mitteln. Es ist wieder schön zu sehen, wie sie sich umeinander sorgen und füreinander da sind. Unterstützung bekommen sie dabei natürlich von Bogdan.
Und auch Chris Hudson und Donna de Freitas sind natürlich wieder mit dabei, diesmal auf der Jagd nach der ortsansässigen Drogenhändlerin Connie Johnson.
Am Ende schaffen es die scharfsinnigen Senioren tatsächlich alle Fälle miteinander zu verbinden und zu lösen. Es endet mit einer Überraschung und auf den letzten Seiten erfahren wir den Hintergrund des Buchtitels.
Mich hat auch dieser gut durchdachte, spannende Fall mit zahlreichen Wendungen wieder in Atem gehalten. Der britische Humor der immer wieder aufblitzt, bringt einen zum Schmunzeln und es gibt auch wieder skurrile Charaktere, von denen mir Martin Lomax besonders gut gefiel. Er ist ein schräger Mittelsmann zwischen Verbrechersyndikaten, der für deren illegale Geschäfte Anzahlungen entgegen nimmt, wie Bargeld aber auch Gemälde, Gold, Diamanten oder sogar ein entführtes Rennpferd.

Für mich war es ein spannender Fall voller Herz und Humor, der auch ernste Momente hatte (Stichwort Demenz oder Einsamkeit) und der mir großes Lesevergnügen bereitet hat. Ich warte sehnlichst auf die Fortsetzung.
Wer britische Krimis mag, sollte diese Reihe keinesfalls verpassen, mit dem Tip am besten mit Band 1 zu starten.