Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Büchermaulwurf
Wohnort: 
Dreieich

Bewertungen

Insgesamt 153 Bewertungen
Bewertung vom 16.07.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


ausgezeichnet

Düsteres Familiengeheimnis
Bei ihrem wöchentlichen Besuch findet Eleanor ihre Großmutter Vivianne ermordet vor und sieht dabei kurz den Täter aber aufgrund ihrer Gesichtsblindheit, kann sie ihn nicht beschreiben. Wenig später erfährt sie, dass ihre Großmutter ihr den Gutshof Solhöga vererbt hat, dessen Existenz ihr bisher nicht bekannt war. Zusammen mit ihrem Freund Sebastian und ihrer Tante Veronika fährt Eleanor zu dem Anwesen, nördlich von Stockholm um mit dem Notar Rickard ein Nachlassverzeichnis zu erstellen. Doch schon bald geschehen dort mysteriöse Dinge. Der Gutsverwalter scheint spurlos verschwunden und Eleanor fühlt sich zunehmend verfolgt und beobachtet. Die Situation spitzt sich zu, als sie den Verwalter tot auffinden und ein Schneesturm sie auf dem Gut von der Außenwelt abschneidet.

Camilla Sten legt mit diesem Buch ihren zweiten Thriller vor. Mir hatte „Das Dorf der toten Seelen“ bereits sehr gut gefallen, und ich war gespannt auf ihr neues Buch. Das Cover zeigt ein einsames Haus im Schneesturm und spiegelt so den eisigen schwedischen Winter wieder, dessen Kälte mich beim Lesen frösteln ließ.
Ich mag ihren Schreibstil, der sich angenehm und flüssig lesen lässt. Sie versteht es hervorragend Spannung aufzubauen und eine unheimliche und düstere Atmosphäre zu schaffen. Ich war sehr schnell gefesselt von der Handlung und der Atmosphäre, wollte unbedingt wissen, welche Geheimnisse sich auf Solhöga verbergen und warum Vivianne sterben musste. Als Briefe verschwinden, die Tante niedergeschlagen wird und Eleanor eine mysteriöse Gestalt beobachtet ahnen sie, dass sie nicht allein sind und Viviannes Mörder sich vielleicht unter ihnen befindet.
Die Geschehnisse in der Gegenwart werden von Eleanor in der Ich-Perspektive erzählt, wodurch ihre zunehmende Unsicherheit und Beklemmung hautnah zu spüren ist. Nach dem Auffinden der ermordeten Vivianne war sie traumatisiert und ist immer noch in Behandlung. Sie ist sich oft nicht sicher, ob alles real ist, was sie sieht. Sie hatte kein gutes Verhältnis zu ihrer Großmutter und nach dem Auftauchen eines mysteriösen Tagebuchs wächst ihr Gefühl, sie gar nicht richtig zu kennen. Trotz ihrer Angst versucht sie verbissen hinter das Geheimnis zu kommen und wächst dabei über sich hinaus. Ihre Beeinträchtigung durch die Gesichtsblindheit ist ein spannendes Element, das mir gut gefiel.
Daneben gibt es Rückblicke in die Vergangenheit Mitte der Sechzigerjahre, aus der Sicht des polnischen Hausmädchens Annuschka, die damals auf Solhöga arbeitete. Diese enthüllen Stück für Stück das dunkle Familiengeheimnis, das Auswirkungen bis in die Gegenwart hat und mit einer überraschenden Wendung aufwartet, die ich nicht erwartet hatte.

Der Plot war gut durchdacht, logisch und sehr spannend konstruiert durch die verschiedenen Zeitebenen und mit facettenreichen Figuren von denen mehr als eine verhängnisvolle Geheimnisse verbirgt. Das Setting mit dem einsamen Gutshof war gut gewählt und der einsetzende Schneesturm, der die kleine Gruppe von der Außenwelt abschnitt und sie dem Mörder auslieferte sorgte für eine stetig steigende Spannungskurve und so manche Gänsehaut. Ich konnte das Buch kaum zur Seite legen bis zur Auflösung, die logisch war und alle Antworten lieferte.

Camilla Sten hat erneut einen spannenden und atmosphärisch düsteren Thriller vorgelegt, der absolut empfehlenswert ist.

Bewertung vom 12.07.2022
Flug 416
Newman, T. J.

Flug 416


sehr gut

Tod über den Wolken
Flug 416 ist gerade in L.A. gestartet als der Kapitän Bill Hoffman einen Face-Time-Anruf erhält. Ein Entführer hat seine Frau und Kinder in seiner Gewalt und stellt ihn vor eine schreckliche Wahl: Entweder bringt er das Flugzeug mit 149 Menschen an Bord zum Absturz oder seine Familie stirbt. Verzweifelt versucht Bill eine Lösung zu finden, um das Flugzeug und seine Familie zu retten, aber an Bord befindet sich noch ein Komplize des Entführers und Bill weiß nicht wem er trauen kann. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt…

Angekündigt als spektakulärster Action-Blockbuster des Sommers weckte das Buch bei mir große Erwartungen, die aber mehr als erfüllt wurden. T.J. Newman legt mit ihrem beachtenswerten Debüt einen spannenden und actionreichen Thriller vor, der eine wahre Sogwirkung entwickelt. Einmal begonnen konnte ich ihn nicht mehr aus der Hand legen. Newman, hat selbst viele Jahre als Flugbegleiterin gearbeitet, was man ihren detaillierten Schilderungen der Abläufe im Flugzeug deutlich anmerkt. Die Szenen im Cockpit und das agieren der Crew in der Kabine wirkten sehr authentisch. Mir gefiel auch, dass man etwas über die Beweggründe der Terroristen erfährt, auch wenn ihre Taten natürlich durch nichts zu rechtfertigen sind.

Wechselnde Perspektiven sorgen für konstante Spannung und Tempo. Die Sicht wechselt von den Piloten im Cockpit, zur Crew und den Passagieren in der Kabine und am Boden zu dem Entführer und Bills Familie und den Ermittlungen des FBI. Vor meinen Augen spielte sich ein nervenzerfetzendes Kopfkino ab, was mich tatsächlich an Filme wie „Stirb langsam“ erinnerte. Eine Verfilmung kann ich mir sehr gut vorstellen. Die Charaktere waren so beschrieben, dass ich sie sehr gut vor Augen hatte und mit ihnen mitfiebern konnte. Natürlich werden auch ein paar Klischees bedient und das patriotische kommt bei diesem amerikanischen Thriller auch nicht zu kurz. Mich hat das bei der absolut fesselnden Lektüre dieses hochspannenden und actionreichen Thrillers aber nicht weiter gestört. Allerdings möchte ich so bald kein Flugzeug besteigen.

Mein Fazit:
Ein herausragendes, actionreiches Thrillerdebüt, das Spannung bis zur letzten Seite garantiert. Thrillerfans kommen hier voll auf ihre Kosten.

Bewertung vom 13.06.2022
Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2
Pötzsch, Oliver

Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2


ausgezeichnet

Grandiose Fortsetzung der Totengräber-Reihe
Wien 1894: Inspektor Leopold von Herzfeldt ermittelt diesmal in einem kuriosen Fall. In einem Sarkophag des Kunsthistorischen Museums wurde der fachgerecht mumifizierte Leichnam eines bekannten Professors der Ägyptologie gefunden. Leopold benötigt wieder die Hilfe des kauzigen Totengräbers und Todesexperten Augustin Rothmayer, um alles über die Mumifizierung im alten Ägypten zu erfahren, denn der Professor wurde ermordet. Gleichzeitig werden in mehreren Wiener Bezirken die schrecklich zugerichteten Leichen junger Männer gefunden, die ihrer Männlichkeit beraubt wurden. Und zu guter letzt wurde ein Pfleger im Tiergarten am Prater von einem Löwen zerfleischt. Leopold, Augustin und Julia haben alle Hände voll zu tun und man darf gespannt sein, wie alle diese Fälle zusammenhängen.

Der erste Band der Totengräber-Reihe hatte mich bereits begeistert und der zweite ist eine geniale und spannende Fortsetzung, die sogar noch besser war. Das gelungene Cover knüpft in seiner Gestaltung an den ersten Band an und man erkennt sofort die Totengräber-Reihe wieder, was mir sehr gut gefällt.

Ich habe mich sehr auf das Wiedersehen mit den Hauptfiguren gefreut und darauf wieder etwas mehr über sie zu erfahren. Das schöne an Reihen ist, dass die Personen von Band zu Band mehr Tiefe bekommen. Julia Wolf ist inzwischen Tatortfotografin und muss sich bei der Wiener Polizei in einer Männerdomäne als einzige Frau behaupten. Doch die schrecklich zugerichteten Leichen der jungen Männer machen ihr zu schaffen. Sie hat diesmal eine größere Rolle, denn sie ermittelt auf eigene Faust in dem Tiergartenfall. Dabei zeigt sie Scharfsinn, Mut und Empathie was sie mir sehr sympathisch machte. Totengräber Augustin schreibt inzwischen an seinem zweiten Buch „Totenkulte der Völker“. Passende Auszüge daraus sind wieder einigen Kapiteln voran gestellt. Außerdem sorgt er sich um die kleine Anna, die ihn an seine Tochter erinnert und die ihm die Fürsorge wegnehmen will. Leopold muss in mehreren Fällen gleichzeitig ermitteln, weswegen seine Beziehung zu Julia leidet. Bei den Ermittlungen gerät er zeitweilig an seine Grenzen und mehr als einmal in Gefahr. Mit Hilfe von Julia und Augustin gelingt es ihm aber Stück für Stück die Puzzleteile zusammenzusetzen und den/die Täter zu entlarven. Es hat mir viel Spaß gemacht den dreien bei ihren Ermittlungen über die Schulter zu schauen. Die Auflösung war eine echte Überraschung mit der ich nicht gerechnet hatte.
Das Wienerische in den Dialogen sorgte für das richtige Flair, wichtige Begriffe werden am Ende des Buches für „Piefkes“ dabei erklärt. Eine Karte von Wien anno 1894 und ein Personenverzeichnis runden alles ab.

Auch in diesem Band ist wieder die akribische Recherche von Pötzsch zum historischen Hintergrund zu spüren. In einem Nachwort schreibt er selbst einiges dazu. So gab es tatsächlich die entwürdigenden Völkerschauen im Tiergarten und die Mumienpartys in Adelskreisen. Auch der Blick die Wiener Kanalisation mit der Zwingburg war authentisch und beeindruckend.
Ich mag den Erzählstil von Oliver Pötzsch sehr, denn er schafft es mich mit wenigen Zeilen ins historische Wien zurückzuversetzen. Und das so fesselnd, dass ich das Buch kaum beiseite legen konnte. Seine Idee, das erste Mordopfer als Mumie auftauchen zu lassen, fand ich grandios, da ich selbst ein Faible für die ägyptische Geschichte und Archäologie habe.

Insgesamt war es eine grandiose, spannende Fortsetzung der Reihe, die ich wieder sehr genossen habe. Ich bin jetzt schon sehr gespannt auf den dritten Band.

Bewertung vom 01.05.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Packende Fortsetzung der Karlstad-Reihe
Dies ist der zweite Einsatz des ehemaligen FBI-Agenten John Adderley im schwedischen Karlstad. Der erste Band des Autorenduos Mohlin & Nyström („Der andere Sohn“) hatte mich bereits begeistert und ich war entsprechend gespannt auf die Fortsetzung, die mich tatsächlich nicht enttäuschte. Das rote Cover hat großen Wiedererkennungswert und passt sehr gut zum ersten Band. Die Handlung setzt nahtlos am Ende des ersten an. Zum bessern Verständnis der Zusammenhänge rate ich diesen am besten zuerst zu lesen.
John, der in Karlstad im Zeugenschutz unter falscher Identität als Fredrik Adamsson für die örtliche Polizei arbeitet, wird von seiner Vergangenheit mit tödlicher Wucht eingeholt. Der Besuch seines alten Freundes Trevor, mit dem er in den USA einen nigerianischen Drogenring infiltriert hatte, setzt eine Kette von tödlichen Ereignissen in Gang. Gleichzeitig muss John seinen zweiten Fall lösen. Die junge Geschäftsführerin einer erfolgreichen Dating-App wird nach einem „Dating in the Dark“ ermordet aufgefunden. Die Schwester der Toten gerät schnell ins Visier der Ermittlungen. Das Verhältnis der beiden Schwestern war eher schwierig und von Abhängigkeit und Neid geprägt. Je tiefer John in der Vergangenheit der Schwestern gräbt, um so deutlicher wird, dass die Motive des Mordes dort zu suchen sind.
Das Autorenduo versteht es auch diesmal wieder einen gut durchdachten Plot, der aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, spannend und temporeich in Szene zu setzen. Ich war nach kurzer Zeit so gefesselt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mochte. John ist diesmal stark unter Druck, denn neben dem verzwickten Fall wird er außerdem noch mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Kann er seinem alten Freund noch vertrauen? In Lebensgefahr und unter Druck zeigt er schließlich Seiten seines Charakters, die ich zwar nicht gutheißen, aber trotzdem nachvollziehen konnte. Bis zum gut gewählten Ende habe ich mitgefiebert, wie sich alles auflöst. Das Auftauchen seiner kleinen Nichte am Ende lässt auf eine weitere Fortsetzung hoffen, auf die ich schon sehr gespannt bin.
Für mich war das wieder hervorragende Unterhaltung und Kopfkino vom Feinsten, deswegen vergebe ich 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.04.2022
Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1


sehr gut

Vielversprechender Auftakt einer neuen dänisch-deutschen Ermittler-Reihe

Der dänische Autor Dennis Jürgensen startet mit „Gezeitenmord“ eine neue Reihe um das dänisch-deutsche Ermittlerduo Lykke Teit und Rudi Lehmann mit einem komplexen Fall, der es in sich hat.

Lykke Teit wird von Kopenhagen nach Südjütland geschickt um die Ermittlungen in ihrem ersten eigenen Mordfall zu leiten. Der elfjährige Villads hat bei Ebbe im Watt die eingegrabene Leiche eines Mannes entdeckt. Da die Leiche im Grenzgebiet gefunden wurde, soll Lykke mit dem erfahrenen Flensburger Kommissar Rudi Lehmann zusammenarbeiten. Die örtliche Polizei ist anfangs nicht gerade begeistert von den auswärtigen Ermittlern. Aber es gilt nicht nur den Mordfall zu lösen, denn Villads ist seit dem grausigen Fund im Watt spurlos verschwunden. Und er ist nicht das erste vermisste Kind. Bereits vor einem Jahr verschwand im nahegelegenen Dorf Melum ein kleines Mädchen, welches nie gefunden wurde. Gibt es eine Verbindung zu dem alten Fall?

Lykke und Rudi sind ein Ermittlerduo, dass mir schnell sympathisch wurde. Trotz des Altersunterschieds arbeiten die beiden harmonisch zusammen und entwickeln rasch gegenseitiges Vertrauen, so dass wir auch erfahren, welche Probleme sie aus der Vergangenheit belasten. Am Ende entsteht sogar eine Freundschaft zwischen beiden. Beide Charaktere waren für mich authentisch und ihr Zusammenwachsen zu einem Team überzeugte.

Bereits mit der ersten düsteren Szene im Watt war ich mitten im Geschehen. Es beginnt schon sehr spannend mit dem Leichenfund im nebeligen Watt. Der Schwerpunkt lag auf den Ermittlungen, die immer wieder neue Spuren und Verdächtige zu Tage förderten und so den Spannungsbogen hoch hielten. Es hat Spaß gemacht dem sympathischen Duo über die Schulter zu schauen und mit zu rätseln. Der Fall war komplex und gut durchdacht und war mit dem alten Fall verflochten. Selbst als der Täter feststand, zog die Spannung nochmals an und es endete mit einem Showdown, der es in sich hatte. Damit hatte dieser Auftakt alles, was einen guten Krimi ausmacht.
Der Schreibstil war leicht und flüssig und kurze Kapitel ließen die Seiten nur so dahin fliegen. Das Cover mit dem einsamen Strand bei Ebbe rundet alles ab, stimmt wunderbar auf die Geschichte ein und hat mir sofort gefallen.

Alles in allem ist dies ein gelungener Auftakt der neuen dänischen Reihe, die ich auf jeden Fall im Auge behalten werde. Ich bin schon gespannt in welchem Fall Lykke und Rudi als nächstes ermitteln.

Bewertung vom 03.03.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Noch besser als der erste Band!
Was habe ich mich gefreut, wieder nach Coopers Chase zu kommen, um mit den vier rüstigen und äußerst scharfsinnigen Senioren Elisabeth, Joyce, Ron und Ibrahim ihren zweiten Fall zu lösen. Der zweite Fall für den Donnerstagsmordclub von Richard Osman steht dem ersten in nichts nach und ist sogar noch besser.

„Langsam könnte wirklich wieder etwas Aufregendes passieren“, so beginnt Joyce ihre erste Tagebucheintragung. Und sie muss nicht lange darauf warten, denn der Exmann von Elisabeth (seines Zeichens Agent beim MI5) taucht in Coopers Chase auf und sucht die Hilfe des Donnerstagsmordclubs. Bei einem Undercovereinsatz von ihm sind Diamanten im Wert von 20 Millionen Pfund verschwunden und nun ist die Mafia hinter ihm her und der MI5 ist auch nicht gerade begeistert. Und schon hat der Donnerstagsmordclub einen neuen Fall, in dem es schon bald die ersten Toten gibt.
Gleichzeitig müssen die Senioren sich auch um Ibrahim kümmern, der bei einem Ausflug in die Stadt beraubt und schwer verletzt wurde. Natürlich wollen sie auch hier für Gerechtigkeit sorgen und den Täter zur Rechenschaft ziehen, gewitzt wie immer und nicht immer mit legalen Mitteln. Es ist wieder schön zu sehen, wie sie sich umeinander sorgen und füreinander da sind. Unterstützung bekommen sie dabei natürlich von Bogdan.
Und auch Chris Hudson und Donna de Freitas sind natürlich wieder mit dabei, diesmal auf der Jagd nach der ortsansässigen Drogenhändlerin Connie Johnson.
Am Ende schaffen es die scharfsinnigen Senioren tatsächlich alle Fälle miteinander zu verbinden und zu lösen. Es endet mit einer Überraschung und auf den letzten Seiten erfahren wir den Hintergrund des Buchtitels.
Mich hat auch dieser gut durchdachte, spannende Fall mit zahlreichen Wendungen wieder in Atem gehalten. Der britische Humor der immer wieder aufblitzt, bringt einen zum Schmunzeln und es gibt auch wieder skurrile Charaktere, von denen mir Martin Lomax besonders gut gefiel. Er ist ein schräger Mittelsmann zwischen Verbrechersyndikaten, der für deren illegale Geschäfte Anzahlungen entgegen nimmt, wie Bargeld aber auch Gemälde, Gold, Diamanten oder sogar ein entführtes Rennpferd.

Für mich war es ein spannender Fall voller Herz und Humor, der auch ernste Momente hatte (Stichwort Demenz oder Einsamkeit) und der mir großes Lesevergnügen bereitet hat. Ich warte sehnlichst auf die Fortsetzung.
Wer britische Krimis mag, sollte diese Reihe keinesfalls verpassen, mit dem Tip am besten mit Band 1 zu starten.

Bewertung vom 06.02.2022
Der Gräber
Persson Winter, Fredrik

Der Gräber


gut

Verschenktes Potenzial
Das Buchcover fand ich sehr gut gewählt. Es transportiert eine unheilvolle, düstere Stimmung und der dunkle Keller mit dem Erdhaufen unterstreicht perfekt die Handlung.

In Göteborg fordert ein grausamer Serienmörder jedes Jahr am 6. November ein neues Opfer. Er gräbt sich durch die Erde in die Keller seiner Opfer und verschleppt sie mit sich hinab in die Tiefe. Der sogenannte „Gräber“ hinterlässt keine Spuren, die Polizei findet nur jedesmal ein Erdloch im Keller und Blutspuren der Opfer. Da die Leichen nie gefunden werden und auch sonst keine Spuren, tritt die Polizei seit Jahren auf der Stelle.
Da findet die Lektorin Annika Granlund ein erdverkrustetes Manuskript vor der Tür ihres Verlags, dessen Inhalt sie erschauern lässt. Es ist die schauerliche Autobiographie des vermeintlichen Serienkillers, des „Gräbers“, die viele Parallelen zum wahren Täter aufweist. Sie entscheidet sich schließlich das Manuskript zu veröffentlichen, um den Verlag vor dem Konkurs zu bewahren, nicht ahnend welche düsteren Geheimnisse sie an die Oberfläche befördert.

Ich fand das Cover und die Leseprobe sehr vielversprechend, leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, denn der Thriller wandelte sich im weiteren Verlauf immer mehr in einen Horrorroman mit Mysteryelementen. Über der gesamten Handlung liegt eine düstere und unheimliche Atmosphäre.
Die Story beginnt anfangs sehr spannend direkt am letzten Tatort der Gräbers. Sie wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt, zum einen aus der, der leitenden Ermittlerin Cecilia Wreede und zum anderen aus Sicht der Lektorin Annika. Später kommen noch Rückblicke aus Sicht des Schriftstellers Jan Apelgren der vor 6 Jahren spurlos verschwand hinzu. Jedes Kapitel startet zudem mit einem kurzen Auszug aus dem Manuskript, womit der Gräber selbst zu Wort kommt. Dies trägt sehr zur unheimlichen und düsteren Grundstimmung bei und verursacht so manche Gänsehaut.

Cecilia Wreede führt die Ermittlung zusammen mit ihrem Kollegen Jonas Andren und steht bereits zum 5. Mal an einem Tatort des Gräbers ohne Leiche und ohne Spuren. Doch leider fehlte mir bei diesem Strang eine richtige Ermittlertätigkeit. Außer ein paar Zeugenvernehmungen haben die beiden nicht viel ermittelt und standen dem Fall eher hilflos gegenüber. Beide Charaktere blieben mir zu blass.
Durch Annika Granlund erhält man interessante Einblicke in das Verlagswesen, aber auch ihre familiären Probleme nehmen einigen Raum ein. Das gerät im Mittelteil etwas langatmig. Sie will das Manuskript des verschollenen Schriftstellers Jan Apelgren unbedingt veröffentlichen, um den Verlag und damit ihren Job zu retten und damit ihren Traum vom eigenen Haus. Um das zu erreichen schreckt sie nicht davor zurück, ihn für tot erklären zu lassen. Sie war für mich auch keine Sympathieträgerin.

Der Handlungsverlauf war leider etwas vorhersehbar, aber im letzten Drittel steigerte sich die Spannung wieder bis zum Showdown. Etwas zwiespältig habe ich die eingefügten Horror- und Mysteryelemente empfunden. Sie deckten sich nicht mit meinen Erwartungen einer spannenden Jagd auf einen unheimlichen Serienkiller. Das Ende konnte mich leider nicht ganz überzeugen und für mich blieb einiges offen und auch unlogisch.

Für mich ist es ein Buch mit einem ungewöhnlichen Genremix, den ich aufgrund der Leseprobe so nicht erwartet hatte. Die geniale Idee, eines Serienmörders, der gleich einem Phantom in den Kellern seiner Opfer erscheint und diese mit sich nimmt, hat viel Potenzial, dass hier leider verschenkt wurde. Ich empfehle es daher eingeschränkt weiter und vergebe 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.01.2022
Thirteen / Eddie Flynn Bd.4
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


ausgezeichnet

Herausragender Justizthriller
Dem New Yorker Strafverteidiger Eddie Flynn wird überraschend ein Job als Zweitanwalt im Team des Starverteidigers Rudy Carp angeboten. Dieser vertritt den prominenten Schauspieler Bobby Solomon, den Liebling Hollywoods, der verdächtigt wird, seine Frau und deren Liebhaber ermordet zu haben. Obwohl die Beweislast erdrückend ist, willigt Eddie ein, in den Fall einzusteigen, da er von der Unschuld Bobbys überzeugt ist. Bereits am ersten Verhandlungstag steigt Carp aus dem Fall aus und Eddie steht mit der Verteidigung allein da. Der Fall erscheint zunächst aussichtslos, bis Eddie sich in eigene Ermittlungen stürzt, unterstützt von der Ex-FBI-Agentin Harper. Schon bald beschleicht die beiden der Verdacht, dass Bobbys Schuldspruch Teil eines perfiden Plans des wahren Täters ist. Ein eiskalter Killer, der sich mit ihnen im Gerichtssaal befindet und noch lange nicht fertig ist.

Steve Cavanagh hat hier einen Thriller vorgelegt, der die Bezeichnung völlig zu recht verdient. Ich war total gefesselt von den ersten Seiten, bis zum wendungsreichen, nervenzerfetzenden Showdown. Die Idee, dass ein Serienkiller es in die Jury schafft, um seinen Fall vor Gericht „live“ zu verfolgen fand ich einfach genial umgesetzt. Man weiß zwar bereits zu Beginn, wer der wahre Mörder ist, das tut der Spannung aber keinen Abbruch. Erst kurz vor dem Ende wird enthüllt, hinter welchem Geschworenen er sich verbirgt.
Es gibt zwei Erzählperspektiven, einmal die von Eddie und dann die des Killers, die sich immer abwechseln. Beide sind gleichermaßen spannend, denn die eine versetzt den Leser in den Kopf des Killers und die andere lässt ihn den Prozess und die Ermittlungen der Verteidigung hautnah miterleben.

Ich fand die Charaktere sehr gut gezeichnet und besonders Eddie war mir sehr sympathisch. Vor seiner Karriere als Strafverteidiger war er tatsächlich Trickbetrüger, er kennt also auch die andere Seite des Gesetzes. Mit seinem Mentor, dem Richter Harry Ford, gelang es ihm die Seiten zu wechseln und sein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen. Um Bobby zu helfen seine Unschuld zu beweisen, verzichtet er sogar auf eine zweite Chance mit seiner Familie.
Der Charakter des Serienkillers Kane ist in seiner unheimlichen Intelligenz, Skrupellosigkeit, Kaltblütigkeit und Brutalität und seiner Bereitschaft über Leichen zu gehen ein guter Gegenspieler für Eddie und sorgte damit immer wieder für Gänsehaut bei mir. Abgerundet wird sein bösartiger Charakter noch durch seine angeborene Schmerzunempfindlichkeit und die Fähigkeit andere perfekt zu imitieren. Im Verlauf des Buches erfährt man mehr über seine Vergangenheit und seine Beweggründe.

Der Prozess nimmt weite Teile der Handlung ein, ist aber genauso spannend erzählt, da er über zahlreiche Überraschungen und Wendungen verfügt. Die gesamte Handlung erstreckt sich über nur 5 Tage, das Erzähltempo ist damit sehr hoch und erfährt am Ende noch eine Steigerung. Nebenbei erfährt man viel über das amerikanische Rechtssystem mit einer Jury, die urteilt. Man erlebt die Auswahl der Geschworenen mit (zwischen den Kapiteln gibt es kurze Dossiers der Verteidigung zu jedem einzelnen) und auch die Korruption unter Cops spielt eine Rolle. Man spürt beim Lesen, dass der Autor (selbst Anwalt) weiß, worüber er schreibt.
Es ist bereits der 4. Band der Eddie Flynn-Reihe, man kann ihn aber trotzdem sehr gut unabhängig davon lesen.

Mein Fazit:
„Thirteen“ ist der beste Justizthriller, den ich in den letzten Jahren gelesen habe. Hier war alles vorhanden, was einen herausragenden Thriller ausmacht. Der genial erdachte Plot, spannend und temporeich umgesetzt und mit einigen Überraschungen und Wendungen hielt mich bis zuletzt in Atem.
Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung der Reihe. Absolut empfehlenswert!