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seffe64

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2021
Shuggie Bain
Stuart, Douglas

Shuggie Bain


ausgezeichnet

Dieses Buch würde ich nicht unbedingt jemandem geben, der sich einen vergnügten Nachmittag am Strand machen will.
Shuggie Bain ist ein Junge, der mit seiner Mutter Agnes in den 80er Jahren im Arbeiterviertel Glasgows aufwächst. Keine leichte Zeit, keinen einfache Gegend. Zum Überleben und zum anerkannt werden, braucht es Durchsetzungsvermögen und eine gehörige Portion Robustheit. Shuggie ist aber ganz anders gestrickt, er ist ein sensibler Junge, der lediglich bei Agnes auf Verständnis trifft. Leider hat Agnes außer Shuggie noch einen anderen Mittelpunkt im Leben: Alkohol. Immer mehr wird er zum Tröster in einer Welt, in der sie außer Schönheit nichts der Tristesse, Armut und Hoffnungslosigkeit entgegen zu setzen hat. Anders als seine Geschwister, die es schaffen sich abzugrenzen, wird Shuggie in den Strudel hinab gezogen. Je mehr er versucht seiner Mutter zu helfen, umso dramatischer wird alles.
Ein schrecklich gutes Buch, das man manchmal auch zur Seite legen muss. Kein Kind sollte aufwachsen wie Shuggie, aber tief im Inneren weiß man, dass es wahrscheinlich viel mehr solche Schicksale gibt, als man denkt. Toll geschriebenes, beklemmendes Buch.

Bewertung vom 13.08.2021
Julius oder die Schönheit des Spiels
Saller, Tom

Julius oder die Schönheit des Spiels


ausgezeichnet

Die Anlehnung an das Leben des Tennis-Barons war für mich, als begeisterter Tennisspieler, schon alleine Grund genug dieses Buch zu lesen....und es hat sich wirklich gelohnt. Man darf natürlich nie vergessen, in welcher Zeit diese Tragödie spielt. Es gab damals keine Preisgelder, man musste schon gut bei Kasse sein, um sein Leben dem weißen Sport widmen zu können.
Julius, der tragische Held dieses Buches, tat dies mit ganzem Herzen. Für ihn verkörperte Tennis das Leben, wie es sein sollte: ehrlich, offen, fair. Nicht erst seit heute wissen die Meisten, dass das Leben so nicht ist, er aber blendete das komplett aus. Auch die Politik interessiert ihn nicht wirklich. Erst als sein Opa im Zuge von politischen Auseinandersetzungen sein Augenlicht verliert, muss er sich damit auseinandersetzen. Ansonsten dreht sich sein Leben nur um Tennis. Bemerkenswert dabei ist, dass er im Gegenspieler nie einen Gegner, Feind oder etwas in der Art sieht, er sieht in ihm einen Mitspieler, ohne den er die Kunst des Spiels nie ausüben könnte.
Durch die Machtergreifung der verhassten Nazis verschwinden viele Menschen aus seinem direkten Umfeld und wandern aus, dass er seinem Freund dabei hilft, kommt ihn teuer zu stehen. Nachdem er sich im wichtigsten Spiel seines Lebens für sein Gewissen entscheidet, läuft er den Nazis ins offene Messer...mehr wird nicht verraten...;-).....Tolles Buch über einen wahren Gentleman-Sportlers, dem Ehre wichtiger als alles war.

Bewertung vom 16.05.2021
Dein ist das Reich
Döbler, Katharina

Dein ist das Reich


gut

Das Buch "Dein ist das Reich" von Katharina Döbler hat mich sehr interessiert. Auch meine Familie verbrachte, wenn auch aus anderen Gründen, viele Jahre im fernen Ausland und über viele Dinge wurde nicht gesprochen oder man wechselte in eine andere Sprache und wir Kinder bekamen nichts mit. Hinterher stellte sich dann heraus, dass da nichts Weltbewegendes passiert war, also alle Aufregung umsonst.
In diesem Buch ist es auch so, dass die Enkelin zuhört, aber es gibt oft nichts wirklich Interessantes zu hören. Die Großeltern Linette, Johann, Heiner und Marie führten ein, vor allem für die damalige Zeit, schon sehr außergewöhnliches Leben. So zieht sich das Buch auch über 2 Weltkriege und mehrere Länder, von Neuendettelsau bis nach Papua-Neuguinea und leider zieht sich auch das Buch dann doch sehr in die Länge. Vieles bleibt im Dunkeln, oft wird berichtet, was die Brüder und Schwestern berichtet haben, aber nix Genaues erfährt man nicht. Auch die emotionale Seite kommt bissi kurz. Man tat halt, was man als Missionar so tun sollte und fertig. Richtig erschüttert hat mich eigentlich nur die Einstellung der Missionare, die keinerlei Interesse an der Kultur der "Wilden" hatten und ihnen einfach das Leben als Christ überstülpen wollten und auch noch dachten, sie täten was Gutes.....schrecklich.
Insgesamt eine sehr interessante Geschichte, mit der Umsetzung aber habe ich so meine Schwierigkeiten....schade

Bewertung vom 01.05.2021
Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern
O'Connor, Nuala

Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern


ausgezeichnet

Vorneweg muss ich eines sagen: nach dem Titel erwartete ich die spannende Geschichte einer Frau, die unter schwierigsten Bedingungen mit ihrem Mann lebte und die ein ausgesprochenes Faible für die Literatur hatte. Das mit ihrem mann trifft zu 100 Prozent zu. Nur von der Liebe zu Büchern kann ich nix feststellen. Kurze Zusammenfassung: das Zimmermädchen Nora verliebt sich in James Joyce und verlässt mit ihm ihre heimat, obwohl er sich weigert sie zu heiraten. Die nächsten jahre sind ziemlich desaströs. James ist dem Suff verfallen und interessiert sich nur für Alkohol und sein literrisches Werk. Entsprechend katatsrophal sieht es auch mit den Finanzen aus und man möchte nicht wirklich mit Nora tauschen und fragt sich schnell, wie sie das alles erträgt. Für mich ist das Buch eine herbe Enttäuschung, lauter unsympathische Menschen, die nix auf die Reihe kriegen udn bei denen anscheinend nur der häufig beschriebene Sex wirklich funktioniert. Kein Buch über eine starke Frau.

Bewertung vom 29.04.2021
Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2
Kellerhoff, Lutz W.;Kellerhoff, Lutz Wilhelm

Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2


ausgezeichnet

Wenn 3 Autoren zusammen ein Buch schreiben, dann verdient das vorneweg schon mal Respekt. Viele Köche.....hier ist der Brei aber sehr gut gelungen.

Nachdem die radikale Linke Morddrohungen gegen einen jüdischen Richter ausgestoßen hat, wird Kommissar Wolf Heller zur Überwachung abgestellt und es kommt natürlich so, wie zu erwarten ist. Kaum kümmert er sich kurz um einen vermeintlichen Fall von Kindesmisshandlung/-vernachlässigung, schon schlägt der Mörder zu und erwürgt die Frau des Richters. Was auf den ersten Blick relativ klar erscheint, ist in Wahrheit sehr viel komplexer. Eine spannende Geschichte beginnt und am Ende.....spoiler ich dann doch nicht.

Das Faszinierende daran ist, dass es noch gar nicht soooo lange her ist, aber Viele nur ein sehr unvollkommenes Bild dieser Etappe der deutschen Geschichte haben. Auch mir war gar nicht mehr so bewusst, wie verhasst die Juden bei Teilen der Bevölkerung war. Und das gar nicht so lange nach dem Krieg, ironischerweise war es damals der linke Rand der Gesellschaft. Viel Vergessenes wird hier wieder hervorgekramt, das macht echt Spaß. Birgt aber auch Gefahren, denn die meisten LeserInnen werden mit vielen Details nix anfangen können. Vielleicht noch mit Teufel, Ströbele, Schily, evtl auch Cohn-Bendit. Aber wenn da von Rainer und Uschi gesprochen wird und der K1, sehe ich viele Fragezeichen in den Augen blinken.
Spannender Krimi, bei dem es ein bissi zu sehr darauf angelegt wird zu zeigen, dass man gut recherchiert hat udn deswegen zu viele namen bringt, mit denen Viele nix anfangen können.

Bewertung vom 12.04.2021
Unterwasserflimmern
Schaller, Katharina

Unterwasserflimmern


ausgezeichnet

Im Debutroman "Unterwasserflimmern" wird, ganz grob gesagt, von einer Protagonistin erzählt, die aus ihrem Leben ausbrechen will, ihren Partner betrügt und sich auf die Suche macht. So ungefähr könnte man es zusammenfassen.
Nachdem sie feststellt, dass ihr Partner Zukunftspläne hinter ihrem Rücken macht, ein Grundstück für das spätere Haus kauft und deutlich macht, dass er nun auch an gemeinsame Kinder denkt, wird ihr alles zu eng und sie flüchtet aus der Beziehung. Ihrer Meinung nach fühlt sie sich noch nicht reif genug und möchte ihre Freiheit nicht aufgeben.
So weit, so schlecht. Könnte eine ganz spannende Geschichte werden……ist es aber nicht. Obwohl man an etlichen Stellen merkt, dass die Autorin sehr wohl schreiben kann, gefällt mir der Schreibstil insgesamt überhaupt nicht. Es ist zu verworren, ohne Linie und manchmal schlicht und ergreifend auch unlogisch. Dass man keinerlei Gespür für die Frau bekommt, macht es nicht besser und an etlichen Stellen wirkt das Vokabular einfach zu gewollt. Da wird dann auf eine sexualisierte Sprache zurückgegriffen die….ja, genau, was will die Autorin damit erreichen? Auch das ist unklar, schockieren kann man damit heutzutage auf jeden Fall nicht mehr. Insgesamt ein Buch über eine Frau, die das, was sie hat nicht will, aber auch nicht weiß, was sie vielleicht glücklich machen könnte und so von Bett zu Bett taumelt und einfach nur verwirrt wirkt. Schade, ich glaube fest, dass die Autorin viel Besseres schreiben kann.

Bewertung vom 01.04.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


ausgezeichnet

Ganz ehrlich, ich hatte nach der Leseprobe schon mit einem guten Buch gerechnet, aber das hier, das ist um Klassen besser als nur gut.
Man könnte damit rechnen, dass August Snow nach seinem trinkfreudigen Jahr auf Reisen, Rache dafür will, dass er die Stadt nach seinem Kampf gegen Korruption so schnell verlassen musste. Aber Pustekuchen, er will sein altes mexikanisches Viertel, in dem er mit seinem schwarzen Vater und seiner mexikanischen Mutter aufwuchs, wieder aufbauen und sicher machen. Diese Liebe zu seinen Eltern und seinem Viertel spürt man das ganze Buch durch, nie übertrieben, immer glaubhaft, immer eine zarte Melancholie über der Gewalt.
Natürlich kommt es anders und natürlich gewinnt am Ende August. Aber wie das geschrieben ist, wie er neue und alte Freunde findet und wiederfindet, wie er versucht Gutes zu tun ohne damit anzugeben, das ist schon richtig klasse geschrieben. Ich würde bedenkenlos noch viel mehr Sterne geben udn hoffe nur, dass der Auto weiter macht und august Snow ein langes Bücherleben bekommt. Alle Daumen hoch!!!

Bewertung vom 28.03.2021
Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1
Jensen, Svea

Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1


ausgezeichnet

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, ist jetzt nicht die Krone der Krimikunst, auch kein Thriller, aber anständig und solide gemacht.

Anna Wagner und der örtliche Dienststellenleiter Hendrik Norberg sind die Protagonisten. Anna Wagner vom LKA ließ sich von München in den Norden versetzen, weil ihr nach einer hässlichen Scheidung nach Luftveränderung ist und Hendrik Norberg ließ die anstehende beförderung zum Chef der Mordkommission in Itzehoe sausen, weil er nach dem Tod seiner Frau bei seinen Kindern sein wollte. So treffen also 2 privat angeschlagene Ermittler aufeinander und müssen sich erst mal an den anderen gewöhnen.

Zu Beginn sieht es so aus, als ginge es um 2 Fälle. Eine verschwundene junge Frau und 2 totgefahrene Brüder inklusive Fahrerflucht. Erst im Lauf der Zeit wird deutlich, dass alles zusammenhängt und die Adoptivfamilie der Verschwundenen rückt in den Mittelpunkt. Die Auflösung zeigt dann, wie verkommen manche Menschen sein können und wie weit sie gehen, um die eigene Haut zu retten.

Bewertung vom 09.03.2021
Die dritte Frau
Fleischhauer, Wolfram

Die dritte Frau


gut

Vor Jahren schrieb ein junger Autor einen historischen Roman über das geheimnisvolle Renaissance-Gemälde »Gabrielle d’Estrées und eine ihrer Schwestern«. Trotz jahrelanger Recherchen gelang es ihm nur zum Teil, das Rätsel um den Tod der schönen Herzogin zu lösen, die wenige Tage vor ihrer Hochzeit mit dem französischen König Heinrich IV. unter bis heute ungeklärten Umständen starb. Nun aber werden dem Autor unbekannte Quellen zugespielt – und zwar von einer direkten Nachfahrin der zweiten Frau auf dem Gemälde….soweit der erste Teil des Klappentextes, der als Einstieg genügen mag.

Dass dies wahrscheinlich eher ein nicht zu einfach zu lesendes Buch ist, war mir da schon klar. Allerdings hoffte ich noch auf die Spannung, die da versprochen wurde. Diese kam allerdings nur spärlich zustande.

Das Buch erzählt eigentlich mehrere Geschichten. Da ist zunächst die Geschichte des Autors, der viel zu spät das Angebot annimmt von Familienangehörigen die wahre Geschichte erzählt zu bekommen. Leider ist der Mann schon tot und die Geschichte könnte zu Ende sein. Manchmal kommt es dann aber doch anders, denn die Nichte des Mannes, der das Angebot machte, lebt noch und übt auf den Autor eine Anziehungskraft aus, die weit über das Verlangen nach Aufklärung hinaus geht.
Die zweite Geschichte ist eigentlich keine Geschichte, sondern ein Ausflug in die Zeit, als das Gemälde entstand. Das könnte richtig interessant und spannend sein, dieses Mal wäre weniger aber mehr gewesen. Das war einfach zu ausführlich und für mich auch zu verwirrend, ich habe da oft den Faden verloren und nochmal nachschauen müssen, wer mit wem warum in welcher Beziehung stand. Das hat das Lesevergnügen arg geschmälert und ich finde auch, dass die beiden Parts parallel nebeneinander herlaufen. Oft ist es bei einem solchen Aufbau eines Buches so, dass die Teile miteinander verzahnt sind, hier leider nicht.

Das Buch rettet letztendlich, meiner Meinung nach, der Schreibstil, der gefällt mir ausgesprochen gut, aber nochmal würde ich das Buch nicht lesen wollen.

Bewertung vom 09.03.2021
Sommer der Träumer
Samson, Polly

Sommer der Träumer


gut

London 1960: Als ihre Mutter stirbt, verliert die achtzehnjährige Erica Hart den Boden unter den Füßen. Da bekommt sie einen Brief von Charmian Clift, einer Freundin ihrer Mutter, die sie auf die griechische Insel Hydra einlädt. Erica zögert nicht lange und reist mit ihrer großen Liebe Jimmy in den Süden. Auf Hydra werden sie Teil einer Künstlergemeinschaft…

Das ist ein Teil des Klappentextes und aufgrund dessen hatte ich mir auch ein schönes, spannendes Buch erhofft. Aber leider wurde die Hoffnung nicht so wirklich erfüllt.

Das Leben auf der Insel ist natürlich komplett anders als in London und vor allem weit weg vom Vater, was ihr und ihrem Bruder Bobby sehr wichtig ist. Durch Charmain werden sie sehr schnell Teil einer Künstlergemeinschaft aus Schriftstellern, Musikern und anderen Künstlern und lernen deren Art zu leben kennen. So ganz anders ist diese Welt und anfangs auch sehr viel faszinierender, schnell merkt Erica aber auch, dass man Problemen und Schwierigkeiten nicht einfach entfliehen kann indem man sich auf eine Insel begibt. Auch unter diesen so freien Menschen gibt es jede Menge Spannungen und ihr wird klar, dass es zwar ein schöner Sommer mit interessanten Menschen ist, aber nicht die Lösung für ihr komplettes Leben.

Die Beschreibungen der Insel, der verschiedenen Charaktere und der Schwierigkeiten unter- und miteinander sind sehr gut gelungen, aber es ist nicht wirklich eine Geschichte draus entstanden, die mich wirklich gefesselt hätte. Das Buch schleppt sich ziemlich dahin und war keines dieser Werke, das man am liebsten gar nicht aus der Hand gelegt hätte. Schade, hatte mir da wirklich mehr erhofft.