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Piecewartenoch

Bewertungen

Insgesamt 76 Bewertungen
Bewertung vom 25.12.2021
Die Tagebücher der Apothekerin - Geheimnisse am Kaiserhof Bd.1
Hyuuga, Natsu

Die Tagebücher der Apothekerin - Geheimnisse am Kaiserhof Bd.1


ausgezeichnet

Wenn die Apothekerin kommt, ist keine Giftschlange sicher!
Da hat Maomao einmal Pech und wird beim Kräutersammeln von Menschenhändlern eingesackt und an den Kaiserhof verkauft. Seitdem fristet sie ihre Zeit im Frauenpalast als kleine, unwichtige Dienerin. Doch bei einem Vorfall zwischen den Hohen Damen entschließt sich Maomao dazu ihre Medizinkenntnisse zum Wohle der Palastbewohner zu nutzen. Damit sind ihre ruhigen Tage aber gezählt.
„Die Tagebücher der Apothekerin – Geheimnisse am Kaiserhof“ basiert auf einer Light Novel von Natsu Hyuuga. Eine solche Adaption in Form eines Mangas kann schnell nach hinten losgehen, aber nicht hier!
Das Setting ist ein asiatisch inspirierter Kaiserhof voller Eunuchen, Hofdamen, Kaisergemahlinnen und natürlich Dienern. Maomao spielt dabei die Hauptrolle der Geschichte: Sie ist in dieser vormodernen Zeit ein besonderes, junges Mädchen – nicht nur, dass sie sich mit Heilpflanzen und Krankheiten auskennt und dabei von ihrer unbändigen Neugier und Faszination getrieben wird, nein, sie kann dazu auch noch lesen und schreiben. Was unsere Protagonistin so interessant macht, sind ihre unterschiedlichen Fassetten. Auch durch witzige Handlungen und Charaktereigenschaften wird sie einem gleich sympathisch. Auch die Nebencharaktere sind eigenartige Zeitgenossen, lockern den Manga aber gut auf und geben einen Gegenpol zu Maomao. Besonders bei dem jungen Mann Jinshi, dessen genaue Rolle noch nicht geklärt ist, merkt man, dass er einiges im Schilde führt. Dadurch wird natürlich auch Spannung erzeugt. Mal geht Maomao entspannt Kräuter sammeln, mal gibt es eine junge Dame zu heilen – und unterschwellig erkennt man, dass hinter jeder Ecke Geheimnisse, Lügen und Intrigen stecken.
Der Zeichenstil hingegen ist eine absolute Augenweide. Mit vielen unterschiedlichen Perspektiven und gestalteten Hintergründen, sowie sauber gezeichneten Charakteren wirken die Seiten reich und qualitätvoll. Was meine persönlichen Probleme bei Light-Novel-Adaptionen oft waren, sind zum einen das Pacing und dass entweder zu viel oder zu wenig erklärt wurde. Bei „Der Apothekerin“ ist das ganz anders: Es wird viel geschickt durch Dialoge oder aussagekräftige Bilder erklärt. Auch gibt es bisher keine komplizierten Dinge, sodass der Einstieg in die Reihe leichtfällt. Auch die Geschwindigkeit der Erzählung ist angenehm.
Ich finde, Manga Cult hat sich hier einen echten Knallertitel geschnappt! Natürlich entspricht er mit dem historischen Setting und der Handlung ganz meinem eigenen Geschmack, aber durch witzige und spannende Momente und interessante Charaktere, geschweige denn dem Zeichenstil findet jeder etwas Ansprechendes an dem Manga. Ich werde ihn auf jeden Fall weitersammeln und kann ihn nur in den höchsten Tönen loben und weiterempfehlen. Es ist einfach mal etwas anderes! Probiert es unbedingt aus!

Bewertung vom 12.11.2021
Love Paris Dance
Jouhanneau, Anne-Sophie

Love Paris Dance


sehr gut

Ballett ist alles!
…jedenfalls für die siebzehnjährige Mia, ein junges amerikanisches Mädchen, dessen Traum endlich wahr wird und in Paris an einem Ferienprogramm für Balletttänzer teilnehmen kann. Nur blöd, dass ihre Rivalin Audrey ebenfalls angenommen wurde und Mia mit ihr sogar in einem Zimmer schlafen muss. Trotzdem möchte sich Mia voll auf sich und den Unterricht konzentrieren. Wenn da mal nicht Luis wäre, der unwiderstehlich süße und witzige Luis. Und plötzlich gestaltet sich ihr Sommer ganz anders als gedacht.
„Love Paris Dance“ von Anne-Sophie Jouhanneau ist ein ganz bezauberndes Jugendbuch für all diejenigen, die Fernsehserien wie „Dance Academy“ oder „Find me in Paris“ mögen, denn in der Geschichte folgen wir einem Mädchen, das von klein auf Profitänzerin werden möchte und ambitioniert dafür arbeitet, um den Traum in Erfüllung zu bringen. Für Mia ist das Ballett das Einzige auf der Welt. Mit dieser Einstellung trifft sie bei ihrer Mutter aber auf Missfallen. Somit hat sie nicht nur mit dem Training und konstant hohen Druck zu kämpfen, sondern fühlt sich zusätzlich von ihrer Mutter nicht unterstützt. Mia ist eine nahbare Protagonistin, in deren Gefühle man sich schnell einfühlen kann. Ihre sympathische Art kommt vor allem so gut herüber, weil die Autorin mittels des Schreibstils den Charakter ihrer Figur maßstäblich formt. Dieser ist nämlich sehr jugendlich und frisch und passt perfekt zu der sommerlichen Stimmung. Auch die Beschreibungen des Settings sorgen für eine angenehme, aber auch aufregende Atmosphäre: Mal das entspannte nächtliche, mal das geschäftige morgendliche Paris. Besonders gefallen haben mir die Bezüge zur impressionistischen Kunst – eine spannende und interessante Nebenhandlung. Den stressigen und anstrengenden Alltag der Tänzer konnte die Autorin auch super rüberbringen, welcher neben der Liebesgeschichte auch nicht zu kurz kommt. Am besten haben mir die Protagonisten gefallen: Mia als Frohnatur, Audrey als die Perfektionistin und Luis als derjenige, der noch nach seiner Bestimmung sucht. Die Chemie zwischen Mia und Luis hat einfach gepasst. Bei mir schwirrten regelrecht Schmetterling im Bauch herum – einfach nur Zucker, aber ohne zu kitschig zu sein. Auch großartig ist, dass Audrey nicht die klischeehafte Erzfeindin ist, die versucht die Protagonistin zu sabotieren, sondern eine ernstzunehmende Rivalin, die Mia als Tänzerin akzeptiert und professionell bleibt. Zugegeben, am Anfang ist sie nicht unbedingt ein Sympathikus, aber Audrey macht mit Abstand die größte Charakterentwicklung durch, und es ist eine helle Freude ihr dabei zuzusehen.
Das Einzige, was das Buch nicht gut macht, sind die Nebencharaktere, die alle durchweg blass und konturlos geblieben sind. Gerade bei den zwei Freundinnen Lucy und Anouk, die Mia beim Programm gewinnt, hatten gar keine Relevanz für einen der Handlungsstränge und wuchsen mir nicht ans Herz. Bei ihnen konnte ich gar keine Persönlichkeit spüren, ganz anders als bei den Protagonisten.
Schlussendlich hatte ich ganz viel Spaß mit der Geschichte rund um Mia und Luis. Man darf nur nicht viel Action erwarten. Das Buch ist definitiv zum Zurücklehnen gedacht – nicht zum Auf-den-Nägeln-kauen-vor-Spannung. Meine Empfehlung: Lest dieses Buch, wenn ihr von romantischen Tanzfilmen und -serien nicht genug bekommen könnt, am besten in Kombination mit einem warmen Sommertag und einem Liegestuhl ;)

Bewertung vom 26.10.2021
Das Zeitalter der Drachen
Nuyen, Jenny-Mai

Das Zeitalter der Drachen


sehr gut

Seit Jahrhunderten verstecken sich die Bewohner von Ydras Horn in der unterirdischen Zwergenfestung, wenn jemand von den mysteriösen Geisterschatten befallen ist. Dann können sie sich nämlich darauf einstellen, dass bald ein Drache den Befallenen fordern und sie belagern wird. Doch Ydras Horn hält immer zusammen, auch wenn es manchmal Monate dauert, bis die Schatten auf der Haut wieder verschwinden. Doch eines Tages trifft es Nireka, die die Gemeinschaft nicht erneut in Gefahr bringen möchte und auf der Suche nach dem Ursprung der Drachen aus der Festung flieht.
In „Das Zeitalter der Drachen“, einem Fantasyeinzelband von Jenny-Mai Nuyen, geht es viel um die Frage, wie viel ist ein Leben wert und ist es legitim eines im Austausch vieler zu opfern. An der Spitze der Geschichte stehen zwei mutige Frauen als Protagonistinnen, die in einer eindeutig patriarchalen Welt leben. Daher schwingt auch die Auseinandersetzung mit der Unterdrückung von Frauen mit. Die Protagonistinnen haben mit Vorurteilen zu kämpfen und müssen sich konstant behaupten, um überhaupt ernst genommen zu werden. Dieser Aspekt macht die Geschichte sehr aktuell. Doch gleichzeigt hat man eine klassische Fantasywelt mit Elfen, Zwergen und Drachen. Und einem großartigen Magiesystem, das genauso ist wie der Schreibstil. Dieser gestaltet sich nämlich ebenso bezaubernd: Mit viel Poesie und Kreativität in der Formulierung zeugt er von einem eindeutigen Wiedererkennungswert und lässt die Geschichte dadurch noch qualitätvoller erscheinen. Auch viele Ideen des Buches wirkten innovativ und unheimlich fantasievoll. Trotz klassischen Fantasyvölkern steckt in der Geschichte eine ordentliche Portion an Einfallsreichtum! Das hat beim Lesen besonders Spaß gemacht. Man hatte das Gefühl, wow, sowas habe ich noch nie gelesen. Außergewöhnlich gut hat mir das Ende gefallen, denn das war alles andere als erwartet und sehr berührend. Ich habe die Charaktere im Lauf der Geschichte richtig ins Herz geschlossen. Nireka ist ein herzensguter und mutiger Mensch, und Aylen gibt zwar viel an mit ihren Fähigkeiten, möchte aber wie Nireka nur das Beste für alle. Aber leider wirkten die Nebencharaktere eher blass oder unsympathisch. Stichwort Totema, mit ihm bin ich zum Beispiel gar nicht warm geworden. Was mir ebenfalls negativ aufgefallen ist, ist der Mittelteil, der sich sehr auf Rückblicke in die Vergangenheit fokussiert und dass darunter die Spannung der eigentlichen Handlung leidet. Er ist deutlich langatmiger als der dynamischere Anfang und das actiongeladenere Ende. Auch der Weltenaufbau hätte etwas detailreicher ausgeführt und besser erklärt werden können. Nichtsdestotrotz fühlt sich Nuyens Fantasygeschichte wie ein Mix aus Diana Wynne Jones‘ Büchern und den Filmen vom Ghibli Studio an – etwas cosy und sehr fantastisch, aber mit einem Unterschied: Sie ist eindeutig für ältere Leser. Neben einigen stumm gestellten philosophischen Fragen, spritzt auch mal etwas Blut und fliegen manchmal ein paar Leichenteile durch die Luft – Wie das nun einmal so ist, wenn man es mit menschenfressenden Drachen zu tun hat.
Zusammengefasst handelt es sich bei dem Einzelband um eine absolute Empfehlung für diejenigen, die mal genug von Buchreihen haben und eine knackig, in sich abgeschlossene Geschichte mit Drachen und Zauberern möchten. Ich persönlich hatte eine wundervolle Lesezeit!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2021
Ansuz / Das Flüstern der Raben Bd.1
Sølvsten, Malene

Ansuz / Das Flüstern der Raben Bd.1


gut

Die siebzehnjährige Anne hatte es als Pflegekind in ihrem Leben nicht immer einfach gehabt. Ihr einziger Freund ist ein junger Mann und ein Wolfshund namens Monster. Und alles was sie möchte, ist einfach nur das neue Schuljahr in der nordjütländischen Kleinstadt zu überstehen – möglichst ohne aufzufallen. Leider kreuzen zwei neue Schüler auf, Matthias und Luna, die an Anne einen Narren gefressen haben. Plötzlich erschüttert ein Mord nach dem anderen die Kleinstadt. Und Anne muss feststellen, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt, als sie je ahnte.

Ich habe mich unheimlich auf dieses Buch gefreut: Tolles Cover, eine dänische Autorin und die Story klang auch ganz gut. Nur hatte ich nicht ganz mitgeschnitten, dass es sich um Urban Fantasy handelt. Lesen will gelernt sein! Und leider ist genau diese Fantasy-Richtung nicht Teil meines Beuteschemas. Aber die achthundert (!) Seiten wurden trotzdem durchgezogen – man muss es ja wenigstens ausprobieren. Letztendlich hat mir das Buch eher mittelmäßig gefallen. Leider konnte ich die große Begeisterung der anderen Leser*innen nicht gänzlich nachvollziehen. Aber warum?

Anne als Protagonistin hat mich anfangs von ihrem Charakter her sehr gestört. Für mich hat ihr Auftreten gegenüber ihren Mitmenschen nichts mit Taff sein zu tun. Sie ist einfach durchgängig aggressiv und unfreundlich. Um so interessanter gestaltet sich ihre Charakterentwicklung. Langsam, ganz subtil verändert sie sich im Lauf ihrer Freundschaft zu Luna und Matthias. Das hat mir gut gefallen. Dadurch, dass sie immer mehr positive Verbindungen knüpft, gewinnt Anne an wahrer Stärke. Doch ihre missgelaunte Art hat mir trotzdem zugesetzt. Bis zum Schluss bin ich nicht warm mit ihr geworden. So ging es mir mit den meisten Charakteren. Es gab einige, die ich sehr mochte, aber sie blieben immer distanziert. Ich konnte keine emotionale Verbindung zu ihnen aufbauen. Besonders betraf das aber die „Liebesgeschichte“ – dies bezüglich, keine Sorge, es gibt weder zu viel noch zu wenig Liebesdrama hier drin. Diese war nicht glaubhaft und völlig kalt – die Autorin hat es nicht geschafft, dass ich für den Love Interest schwärme, noch bei Liebesszenen mir das Herz aufging.

Auch der Schreibstil der Autorin ist einfach nur Mittel zum Zweck – also dafür da, um die Geschichte zu erzählen und für mehr nicht. Wenige Beschreibungen, nichts Poetisches oder Besonderes, was den durchschnittlichen Schreibstil herausstechen ließe. Dementsprechend wirkte die Welt auch karg und blass. Aber vielleicht ist es ja gewollt, dass man sich nicht wohlfühlt. Schließlich gleitet die Geschichte mehrfach für Jugendliteratur in düstere Gefilde.

Noch ein letztes Problem, dass ich mit dem Buch hatte, ist die Länge. Die Geschichte ist sehr unausgewogen – auf den ersten vierhundert Seiten tappt man die meiste Zeit im Dunkeln, dann bekommt man mit einem Schlag alles gesagt (Oh Wunder, es redet mal jemand mit Anne) und danach passiert zwar noch einiges, aber nichts mehr wirklich Spannendes. Zumindest für mich. (Das lag aber auch an meiner eigenen Schussligkeit. Ich habe ein Talent dafür mich selbst zu spoilern - selbst, wenn ich einfach nur die Seiten durch die Finger gleiten lasse. Facepalm!) In meinen Augen gab es immer wieder Durststrecken, wodurch sich die Geschichte ein wenig langatmig und daher auch so langwierig angefühlt hat. Da hätte ich mir gewünscht, dass an der einen oder anderen Stelle gekürzt wurden wäre. Besonders am Anfang braucht die Geschichte lange, um Fahrt aufzunehmen.

Das hört sich jetzt alles sehr negativ an, aber so schlecht fand ich das Buch gar nicht. Was ich sehr mochte, neben den vielen liebenswerten Nebencharakteren, sind die mysteriösen Aspekte der Geschichte. Sie laden förmlich zum Miträtseln und -raten ein, was hinter dem einen steckt und was es mit dem anderen auf sich hat. Das hat richtig Spaß gemacht.

Wer außerdem auf sehr storylastige Bücher steht, ist bei „Ansuz“ genau richtig. Es gibt unheimlich viele Handlungssträn

Bewertung vom 13.10.2021
Tage der Mondschnecke
Allen, Kate

Tage der Mondschnecke


ausgezeichnet

Lucy und Fred sind beste Freunde seit Ewigkeiten. Gemeinsam kreieren sie über die Sommerferien einen Naturführer über lokale Tier- und Pflanzenarten. Eines Tages wird von einem Fischer ein Hai gefangen und die Freunde nutzen die Möglichkeit, das Tier aufzunehmen. Aber der Anblick des Hais wirft in Lucy Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter, die Meeresbiologien war, auf. Ein aufregender und aufwühlender Sommer steht ihr bevor.

Apropos aufwühlend, denn „Tage der Mondschnecke“ von Kate Allen ist genau das. Das Buch beginnt ruhig und bewahrt sich das bis zum Ende, doch immer wieder gibt es ergreifende und schockierende Wendungen, die den Leser kalt erwischen und mitreißen, und somit eine große Spannung aufbauen, die bis zum Schluss bleibt und einen immer weiterlesen lässt. Schnell wird man in Lucys Leben gesogen und entwickelt Gefühle für die einzelnen Charaktere, die so unheimlich liebenswert und vielschichtig daherkommen. Sie wirken wie reale Menschen mit all den nur zu menschlichen Problem. Es fällt so leicht, Empathie für die Charaktere zu fühlen. Denn eine große Rolle in diesem Kinderbuch spielt Verlust und die unterschiedlichen Arten von Liebe. Jeder Charakter in der Geschichte musste den Verlust eines geliebten Menschen ertragen. Und so lernen wir gemeinsam mit Lucy mit der Trauer umzugehen. Unmerklich entwickelt sich aus großem Elend etwas Wunderschönes. Das Buch fokussiert sich auf die unsichtbaren Sticke zwischen den Menschen und wie sich ihre Beziehungen verändern. Kate Allen schafft eine bewegende Geschichte mit ganz viel Feingefühl und Emotion für Jung und Alt. Besonders trägt dazu der Schreibstil, der an die Erzählperspektive der zwölfjährigen Lucy angepasst ist. Auf authentische Art erzählt die Autorin von einem Sommer in den 90er Jahren, mit Discman, Haustelefon und Fahrrädern. Auch trägt das Setting sehr zu der fast schon melancholischen Atmosphäre bei, denn die Geschichte spielt an der Ostküste der USA in einer realen Stadt. Man fühlt sich mit dem rauschenden Meer, den Möwen und Hügeln fast wie in einem Film. Mich hat das Buch tief berührt und ist zu einem absoluten Herzensbuch geworden. Auch schafft es schnell einen für die Meereswelt zu begeistern. Besonders gut gefallen mir auch die vielen Illustrationen, die für jedes der vielen, vielen Kapitel geschaffen wurden. Das zeugt von so viel Liebe, wenn solche Feinheiten in ein Buch eingebaut werden. Sie runden das Buch passend ab, denn Lucy zeichnet ebenfalls sehr gerne.

Ich empfehle dieses Buch so sehr! Es ist außergewöhnlich und ein kleiner Diamant in den Regalen der Buchhandlungen, der hoffentlich jeden verzaubern wird. Bei mir hat es definitiv funktioniert. Ich hatte eine wundervolle Lesezeit mit viel Gefühlschaos und feuchten Augen. Einfach fantastisch!

Bewertung vom 24.09.2021
Ist das verboten oder darf ich das?
Friedlaender, Adrienne

Ist das verboten oder darf ich das?


gut

„Ist das verboten oder darf ich das?“ ist das neue Sachbuch von Adrienne Friedlaender, in dem sie Tabus in unserer Gesellschaft benennt und unter den Prüfstand stellt. In vierzehn Kapitel plaudert die Autorin aus dem Nähkästchen, gesteht Fauxpas und spricht ehrlich über ihre Gefühle. Dabei nimmt sie die unterschiedlichsten Themen durch: Von den Problemen einer Mutter über das Schweigen über Sex hinzu deutlich ernsterem Stoff wie das Reden über den Tod oder Häusliche Gewalt. Gerade aufgrund des Covers und witzig klingenden Klappentexts hat mich letztes etwas überrascht. Ich finde es gut, dass Friedlaender auch so ein sensibles, todgeschwiegenes Thema bespricht, habe aber einfach nicht damit gerechnet. Anfangs wusste ich nicht so recht, was ich mit dem Buch anfangen sollte, es war gar nicht so, wie ich es erwartet hatte. Es ging viel ums Muttersein – schwierig für Menschen, die das nicht betrifft, sich damit zu identifizieren und dem zu folgen. Ich war ein wenig gelangweilt und dachte: „Hm, irgendwie bin ich nicht die Zielgruppe für dieses Buch.“ Doch Kapitel um Kapitel später war dieser Gedanke vergessen. Es machte mir irgendwann richtig Spaß, die Autorin auf ihrer Reise, mit Tabus zu brechen, zu begleiten und wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Wie nichts war das Buch ausgelesen. Besonders haben mir die feministischen Töne gefallen. Die Gedanken in dem Buch sind zwar nicht revolutionär, regen aber zu nachdenken und reflektieren an. Offen und schonungslos berichtet die Autorin aus ihrem eigenen Leben. Manchmal habe ich mich in ihrer aufregenden, unkonventionellen Biografie etwas verloren gefühlt, mal ist sie verheiratet, mal hat sie vier Kinder, dann springt sie in der Zeit zurück und es sind wieder zwei, und dann ist sie wieder alleinerziehend. Ich hätte mir eine kurze chronologische Zusammenfassung gewünscht, damit ich bei den Zeitsprüngen nicht so verwirrt gewesen wäre. Friedlaenders Schreibstil ist förmlich ein Sprachgymnastikspektakel. Oft habe ich deswegen geschmunzelt und ein paar Mal musste ich auch laut auflachen wegen dem ein oder anderen Witz. Doch ich hatte mehr Humor und mehr Bauch-festhalten-Lachen erwartet.
Letztendlich konnte mich das Buch überzeugen durch die offenen, ehrlichen Worte mit einer Prise Humor. Für Fans solcher Bücher eine absolute Empfehlung. Ich werde mir aber erst einmal wieder einen Roman gönnen ;)

Bewertung vom 14.09.2021
Fuchsland
Frixe, Katja

Fuchsland


sehr gut

Juno lebt nicht irgendwo, nein, sondern in Fuchsland, ein Ort, wo das Glück Zuhause ist und das Leben ganz unbeschwert. Doch das ändert sich als der neue Wolkenhändler, ein Junge namens Fino, abstürzt und die Magie aus dem Leben der Fuchsländer zu schwinden scheint. Jetzt gilt es, den Mut zusammen zu nehmen und sich Vorurteilen, Bosheit und der dunkle Vergangenheit Fuchslands zu stellen. Ob Juno und ihre Freunde ihre Heimat retten können?
Fuchsland ist nicht nur ein magisches Land, sondern auch ein magisches Buch. Die Welt ist mit viel Fantasie gestaltet und absolut kindgerecht. Zu dem werden wichtige Werte vermittelt und schwierige Themen gut behandelt. Nicht unerheblich dabei ist die mutige Protagonistin Juno, die wir durch die Geschichte hinweg begleiten. Auf eine sympathische, einfühlsame Art begegnet sie uns und ist unheimlich leicht ins Herz zu schließen. Im Gegenzug zu ihren Mitmenschen punktet sie nicht durch Engstirnigkeit, sondern durch Offenherzigkeit. Durch das Aufkommende Misstrauen dem fremden Jungen gegenüber entwickelt sich eine unheilvolle Spannung und man unterstützt Juno und Co. umso mehr in ihrem Abenteuer. Diese Dynamik trägt die Handlung immer weiter und lässt keinen Raum für langweilige oder -wirrige Momente. Der Schreibstil passt zu dem sehr gut: Perfekt zum Vorlesen, aber auch zum Selbstlesen für die Jüngeren gut geeignet. Einfach, locker, flüssig lesbar und dabei immer voller Fantasie und mit ein bisschen Witz. Man lernt die unterschiedlichsten Charaktere kennen, zum Beispiel ein sprechendes Amulett. Was es wohl damit auf sich hat?
Das Einzige, was ich ein wenig kritisiere, ist die Kürze des Buches und dass ich etwas höhere Erwartungen an die Goldfüchse hatte. Gerade auf dem Cover ist so einer sehr präsent, weswegen ich mir vorstellte, sie würden eine größere Rolle spielen. Am Ende wird zwar einiges aufgeklärt, aber zu vor erschienen sie mir eher wie Randfiguren im Vergleich zu dem wunderschönen Cover. Aber es ist eine moderate Länge für Kinder. Für mich als Fantasy-Leserin hätte es noch etwas länger und epischer sein können. Doch es ist nun mal ein Kinderbuch und somit gilt das Motto: In der Kürze liegt die Würze. Und ich finde, das erfüllt Fuchsland in Hinblick auf jüngere Leser*innen.
Ein gelungenes Kinderbuch mit wunderschön-fantastischen Illustrationen und einer magischen Welt, in der der Tiefgang auf gar keinen Fall zu kurz kommt. Eine absolute Empfehlung!

Bewertung vom 02.09.2021
Luftpiraten - Im Himmel ist die Hölle los (Luftpiraten, Bd. 2)
Orths, Markus

Luftpiraten - Im Himmel ist die Hölle los (Luftpiraten, Bd. 2)


gut

Frankas Mutter verschwindet spurlos und kommt völlig verändert zurück: Statt aufbrausend wie ein Sturm ruhig wie ein Lufthauch. Nun sorgt aber ein Böses Biest in Ätheria für Unruhe – okay, für mehr Unruhe, als ohnehin schon unter den Luftpiraten herrscht. Zwolle stürzt sich in die Rettung seiner Freunde. Ob es ihm gelingt?
Nun ist es so weit, aus einem Einzelband für eine Reihe und ohne zu viel zu verraten, in diesem zweiten Band wurde auch schon angedeutet, dass höchstwahrscheinlich die Geschichte in eine dritte Runde gehen wird. Für Fans großartig.
Leider haben mich die Luftpiraten bereits verloren. Warum, werde ich versuchen zu schildern, doch konzentrieren möchte ich mich erst einmal auf die positiven Seiten dieses Buches.
Für mich steht fest, dass die Welt der Luftpiraten unheimlich facettenreich und wunderbar kreativ gestaltet ist, mit vielen liebevollen Details, die zeigen, dass sich viele Gedanken gemacht wurden und Liebe und Mühen in der Welt stecken. Die Idee dahinter gefällt mir total.
Das allerbeste an diesem Buch sind für mich aber die Illustrationen: wunderschön und sehr passend. In meinen Augen haben sie die Geschichte aufgefrischt und Spaß in die Sache gebracht. Meine Lesezeit haben sie deutlich verschönert. Ich kann wirklich nur schwärmen. Die Wesen der Welt sehen unheimlich knuffig aus. Vor Niedlichkeit habe ich mich im Bett hin und her gerollt.
Ich kann mir vorstellen, dass das Buch für Kinder viel Spaß bedeutet und Freude bringt, doch meiner Meinung nach sind Beleidigungen wie „Du Sack“ oder „Du Flasche“ etwas zu extrem, wobei das ja im Gegensatz zu der sehr unangebrachten Szene aus dem ersten Band nix ist.
Jedoch hat für mich auch nicht die Handlung funktioniert: Es entstand einfach keine Spannung, weil die Handlung unterbrochen wird von entweder einer Szene, die keinerlei Relevanz für die Handlung hat und eigentlich höchste Alarmstufe herrscht – Stichwort: Fußballspiel (Was?! Warum!?) – oder langen Textabschnitten, die ein Detail der Welt erklären, obwohl gerade – ja, genau – höchste Alarmstufe herrscht und die Erzählperspektive doch eher bei den Charakteren bleiben sollte, um eben nicht die Spannung zu verlieren. Leider hat meine Aufmerksamkeit dadurch sehr gelitten. Ich wollte mich auf die Handlung wirklich einlassen, aber es ist mir einfach nicht gelungen. Da haben kuschligen Charaktere wie Kasper oder Donna auch nicht geholfen.
Auch der Schreibstil hat es für mich nicht rausreißen können. Eher im Gegenteil, was witzig sein sollte, hat mich oft nicht einmal zum Schmunzeln gebracht. Er passt ohne Frage zu der Geschichte, wirkte aber zu gewollt.
Ich hatte gehofft, ein Kinderbuch am Ende in den Händen zu halten, dass ich weiterempfehlen kann. Leider konnten die Luftpiraten mich nicht überzeugen, oft war es einfach zu drüber, zu viel. Ich brauche nicht noch einen Band. Aber ich wünsche allen anderen viel Spaß beim Lesen!

Bewertung vom 28.08.2021
Die beste Zeit ist am Ende der Welt
Barnard, Sara

Die beste Zeit ist am Ende der Welt


ausgezeichnet

Einfach nur WOW. Was habe ich da gerade gelesen? Ich glaube, eines der besten Bücher in meinem ganzen Leben!
Peyton hat genug, genug von ihren Fake Freunden, von der stressigen Schule, von allem und sich selbst, und bricht aus, springt in den nächsten Flieger: Von Großbritannien nach Vancouver, Kanada. Dort leben schließlich die glücklichsten Menschen und ein wenig Glück hat die Siebzehnjährige wirklich nötig. Als sie auf Beasey und einige andere Backpacker trifft, gelangt sie auf eine Reise nicht nur quer durch das Land, sondern zu sich selbst, und findet das, was sie glaubte, nie haben zu können: wahre Freundschaft.
Leute, ich kann gar nicht in Worte fassen, wie umwerfend das Buch in meinen Augen ist. Es strahlt so viel Wärme aus. Immer weiterzulesen, tiefer zu tauchen, fühlt sich an wie Nachhausekommen – einfach nur schön. Angefangen bei unserer Protagonistin Peyton King, deren Leben geprägt durch Mobbing echt nicht leicht war: Ihre Vergangenheit wird so authentisch erzählt, dass man denkt, sie sei eine reale Person. Immer wieder schwangt die „Kameraperspektive“ (nenne ich es mal) zwischen Gegenwarte, dem Hier und Jetzt, und dem, was bisher geschah. Immer wieder hatte ich Angst, mehr über das zu erfahren, was Peyton zu gestoßen ist. Ihre Probleme sind dabei mehr als nur real, und das machte es mir auch so leicht, mich mit ihr zu identifizieren. Viele Dinge, die sie fühlt, fühle und fühlte ich auch schon mal in meinem Leben. Diese Zugänglichkeit ist wesentlich, um sich in dieser Geschichte fallen zu lassen und genau das schafft die Autorin. Peyton macht eine unglaubliche Charakterentwicklung durch. Man hat richtig Spaß, ihr dabei zuzugucken und sie anzufeuern. Man freut sich über die kleinen Erfolge und leidet mit ihr mit bei Misserfolgen oder nur allzu menschlichen Entscheidungen, die nicht immer gut waren. Und auch die Backpackertruppe ist durch weg ein sympathischer, quirliger Haufen, den man einfach nur lieben muss! Natürlich gibt es auch ein paar Charaktere, die nicht gerade mit ihrem Charme glänzen, aber die wirkliche Welt wird ja auch nicht nur von gutherzigen, verständnisvollen Menschen bevölkert.
Die Geschichte an sich gestaltet sich eher als ruhig und weniger turbulent. Der Fokus liegt auf Peytons Reise und Entwicklung, wie sie Freundschaften schließt und versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Dabei gab es aber keine einzige Sekunde, in der ich dachte: „Langweilig!“. Im Gegenteil, die Seiten schwirrten nur so an mir vorbei. Ich habe es in jedem Moment gefühlt und wollte gar nicht, dass es zu Ende geht. Und ja, ein wenig feucht waren meine Augen wirklich, als ich die letzten Seiten las. Mich bewegte die Geschichte so unheimlich und ganz viel Energie und Stärke habe ich ebenfalls daraus gesogen. Sara Barnard wusste anscheinend einfach, wie sie es schreiben muss. Denn wie sie schreibt und ihre Charaktere diese innere Reise erleben lässt, ist nicht nur authentisch, sondern einfühlsam zugleich. Bei mir hat sie einen Nerv getroffen – und es kommt nicht oft vor, dass ein Buch das schafft. Denn manchmal habe ich das Gefühl, ein Herz aus Stein zu besitzen. Aber Peyto, oh Peyto, sie ist eindeutig mein Wow-Moment, sie hat mein Herz erweicht! Diese (Lese-)Zeit mit der wundervollsten Gruppe und dem Wohnmobil Justin war ein Erlebnis, dass ich nicht missen möchte.
Aber müssten hier nicht noch ein paar kritische Worte kommen? Kann ja nicht alles positiv gewesen sein, oder? Hm, na ja. Die Sache ist die: Ich habe wirklich überlegt, aber mir fällt beim besten Willen nichts, absolut nichts ein, was mich gestört hätte. Keinen Schimmer!
Nicht ohne Grund bekommt dieses Buch von mir nicht nur 5 von 5 kuschligen Lagerfeuern und eine riesige, dicke, fette Leseempfehlung, sondern auch einen Platz in meinem Herzen.

Bewertung vom 20.08.2021
Wie ich Pepa fand und mein Pech verlor
Völzow, Daniel

Wie ich Pepa fand und mein Pech verlor


sehr gut

Fritz und seine Mutter brauchen Unterstützung im Haushalt, aber mit Pepa, einem jungen Mann, der furchtbar kocht und ziemlich unbeholfen für Ordnung sorgt, haben die beiden nicht gerechnet. Und dass seit seinem Auftauchen Fritz gar kein Pechspilz mehr ist, kommt dem Jungen auch sehr merkwürdig vor. Was steht nur dahinter?
„Wie ich Pepa fand und mein Pech verlor“ ist eine Geschichte über einen kleinen Jungen, der in seinem Leben nicht oft Besuch vom Glück bekommen hat, doch jetzt klopft es an und Fritz merkt, dass es manchmal eher darum geht, anderen eine Freude zu machen. Einfühlsam erzählt Daniel Völzow, wie Fritz und Pepa ein Abenteuer nach dem anderen erleben. Der Humor in und zwischen den Zeilen, aber auch der, der in den Illustrationen steckt, zaubert immer wieder ein Schmunzeln auf die Lippen. So bestechend sind auch die Figuren und die Beziehungen zwischen ihnen: Die Dynamik zwischen Fritz und seiner Mutter kommt authentisch rüber und die Szenen zwischen den beiden sind mir ziemlich nah gegangen, da sie auch mit Problemen zu kämpfen haben, die einen nicht kalt lassen. Der Schreibstil passt für die Zielgruppe sehr gut: Super zum Vorlesen oder für die Kinder zum Selbstlesen. Kinder können aus der Geschichte viel mitnehmen. Selbst ich als Nicht-mehr-ganz-so-Junge habe das ein oder andere gelernt.
Was mir leider etwas gefehlt hat bei all der Kreativität, war die Ausführlichkeit. Ich hätte mir mehr Details gewünscht, mehr Beschreibungen vom Setting, mehr von den Charakteren. Auch wenn die Geschichte an sich auf den zweihundert Seiten gut rüberkam, wäre es mir lieb gewesen insgesamt mehr zu erfahren.
Und doch hatte ich eine wundervolle Lesezeit mit dem Buch, das es schafft, immer wieder zwischen witziger Leichtigkeit und gefühlvoller Schwere zu wechseln. Ein Kinderbuch mit unerwartetem Tiefgang. Ich kann Fritz und Pepa einfach nur weiterempfehlen!