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Lymon
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Werl

Bewertungen

Insgesamt 184 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2023
Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3
Graw, Theresia

Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3


sehr gut

„Der Freiheit entgegen“ heißt dieser Roman, bei dem es sich um Band 3 der Gutsherrinsaga um Dora Twardy handelt. Die steht in diesem Roman jedoch nur noch am äußersten Rand. Der Fokus richtet sich nun ganz auf ihre Tochter Clara, die zusammen mit ihrer von einer Schauspielkarriere träumenden Freundin Sanni nach einem Zerwürfnis München den Rücken kehrt und auf bloßem Gottvertrauen nach Hamburg reist, wo beide - ohne Ausbildung - trotzdem „entdeckt“ werden und ihren Weg zum persönlichen Glück und Erfolg finden. Gespickt ist die zwei Jahre umfassende Handlung mit allerlei kulturellen und politischen Ereignissen der 60er Jahre, von denen die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, die Clara als Gerichtsreporterin mit Fassungslosigkeit miterlebt, am interessantesten. Die schwierige Situation von Frauen, die noch ganz am Anfang ihrer Emanzipation stehen, wird insgesamt gut in Szene gesetzt.

Bewertung vom 14.05.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


ausgezeichnet

„Idol in Flammen“ heißt dieser verstörende Roman aus Japan, der mit einer in Europa noch nicht so verbreiteten Sucht bekannt macht, die aber in Japan schon tiefere Wurzeln gefasst haben wird. Sehr eindrucksvoll wird das ungesunde Fan-Verhalten und die medial inszenierte ebenso erschreckend wie banal wirkende ausbeuterische Fan-Kultur beleuchtet. Am Beispiel der Protagonistin Akari, die am liebsten mit ihrem Idol Masaki gefühlsmäßig verschmelzen würde, die ihr ganzes Dasein und ihren Lebenssinn auf ihr Idol ausgerichtet hat, erfährt der Leser von den massiven Gefahren dieses Phänomens. Neben dem finanziellen Problem, die dieser Starkult für junge Menschen bedeutet - sie verschieben ihre Prioritäten von der Konzentration auf ihre Ausbildung hin zum Jobben, um alle Konzerte und Life-Auftritte ihres Idols miterleben zu können - droht der komplette Selbstverlust und ein realistischer Blick auf persönliche Beziehungen und Weichenstellungen für ein wirklich erfülltes eigenes Leben.
Ein Abgrund tut sich auf, der einen kompletten Kontrollverlust und massive psychische Probleme mit lebensgefährlichen Auswirkungen haben kann.
Man kann nur hoffen, dass sich diese problematischen Entwicklungen nicht auch bei uns weiter ausbreiten. Deshalb bekommt der wachrüttelnde Roman der jungen japanischen Autorin Rin Usami von mir fünf Sterne.

Bewertung vom 09.05.2023
Komplizin
Li, Winnie M

Komplizin


ausgezeichnet

„Komplizin“ heißt dieser Roman, der sich an die „Me Too“-Bewegung anschließt und einen sehr guten Einblick in die Zusammenhänge und Verquickungen von Schuld im Bereich der Filmindustrie liefert. Aus einer Distanz von zehn Jahren öffnet sich die einst sehr hart und ambitioniert arbeitende Co-Produzentin eines erfolgreichen Filmprojekts und bringt endlich den Mut auf, ihren Teil zur Aufklärung von lange zurückliegenden übergriffigen Fällen rund um die Entstehung eines Hollywood-Films beizutragen. Sehr eindrücklich wird dabei ihre persönliche Betroffenheit, ihre Verletzlichkeit und Stärke, aber auch ihre lang anhaltende Weigerung sich eigenes Versagen und Schuldempfinden einzugestehen, beleuchtet. Die Leser erleben mit, wie problematisch menschliche Beziehungen und Abhängigkeitsverhältnisse in einer so hart umkämpften Welt des Ruhmes sein können, wie das Streben nach Erfolg die Menschen auch verführbar macht und sie zu Verhaltensweisen treibt, die sie zuvor nicht für möglich gehalten hätten.
Der Roman ist bewegend, verstörend und sehr aktuell.

Bewertung vom 03.05.2023
Schlaflose Ferien / Pferdeflüsterer-Mädchen Bd.6
Mayer, Gina

Schlaflose Ferien / Pferdeflüsterer-Mädchen Bd.6


sehr gut

„Pferdeflüsterer-Mädchen - Schlaflose Ferien“ heißt dieser sechste Band der Jugendbuchreihe für junge Mädchen. Die Aufmachung des Covers spricht vor allem Mädchen an. Inhaltlich könnte das Buch jedoch auch für Jungen, die sich für Pferde interessieren, spannend sein. Die Covergestaltung ist insofern eventuell nicht so gut gewählt, da sie so nicht Jungen ansprechen wird.
Auch wenn man die Bände 1-5 nicht gelesen hat, kann man problemlos der Geschichte folgen. Ruby und ihre Freunde vom Pferdehof Ocean Ranch passen während der Abwesenheit des Besitzers auf dessen Pferde auf. Neben den PFerden der Ranch haben sie dann plötzlich noch ein weiteres Pferd zu versorgen, das schlimm zugerichtet in ihre Obhut gebracht wird. Dann finden die Kinder einen gefährlichen Gegenstand in der Box des Pferdes und sie sind alarmiert. Was hat es mit diesem Pferd auf sich?

Bewertung vom 28.04.2023
Die unglaubliche Grace Adams
Littlewood, Fran

Die unglaubliche Grace Adams


gut

„Die unglaubliche Grace Adams“ heißt dieser etwas schrille Roman, in dem es um eine Familie geht, die auseinanderzubrechen droht. Die Covergestaltung wirkt etwas übertrieben theatralisch und kitschig. Gewöhnungsbedürftig ist in einigen Teilen auch der Inhalt. Stellenweise wird zu häufig zwischen den verschiedenen Zeitebenen gewechselt und die Charaktere bleiben streckenweise zu zweidimensional. Umgekehrt wird die psychisch aus dem Gleichgewicht geratene Grace aber auch sehr anschaulich mit ihrer Wut und in ihren abstrusen, zum Teil unfreiwillig komischen Gedanken, ihren Aggressionsausbrüchen und Nöten geschildert. Sie ist eine kämpferische Frau, die verzweifelt versucht, Fehler der Vergangenheit wieder auszubügeln und ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Wenig gelungen und unpraktisch erscheint mir die Umschlagseite.

Bewertung vom 23.04.2023
Mit dem Mut zur Liebe
Lind, Hera

Mit dem Mut zur Liebe


ausgezeichnet

„Mit dem Mut zur Liebe“ heißt Hera Linds neuester Roman nach einer wahren Geschichte. Auch wenn der Titel sowie die Covergestaltung etwas pathetisch wirken, wird die Lebensgeschichte Dieto Kretzschmars einen überwältigenden Eindruck bei den Lesern hinterlassen. Es beginnt mit einer furchtbaren Flucht aus dem brennenden Dresden, den der vierjährige Dieter zusammen mit seinem acht Jahre älteren Bruder und seiner Mutter erlebt. Auf Drängen der großen Schwester entschließt sich die Familie kurze Zeit später nach dem Kriegsende nicht dazu, mit den zu Freunden gewordenen amerikanischen Zwangsarbeitern zu fliehen, sodass sie traumatischen Erlebnissen mit den einrückenden russischen Soldaten ausgeliefert sind. Doch die Familie hält zusammen und kämpft sich durch die schwerste Zeit. Dann lernt Dieto seine große Liebe kennen, die ihn mit der bunten Welt der Künstler, Artisten und glamouröser Shows in Kontakt bringt. Sein Lebensweg ist vorgezeichnet, doch die Grenzen der DDR stehen seinem Freiheitsdrang im Weg…
Ein beeindruckendes Lebenszeugnis voll Wärme, Energie und lebensbejahender Zuversicht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2023
Kathmandu & ich
Jähnel, Sven

Kathmandu & ich


sehr gut

„Kathmandu& ich“ heißt dieser Roman, der sich gut als Urlaubslektüre eignet. Erik schlittert in die Rolle eines Reiseführers für seine Clique, um Jule näher zu kommen, seine heimliche Liebe. Nun geht es aber nicht ins Allgäu, sondern nach Nepal.
Und Jule, gerade von ihrem Freund auf unschöne Weise verlassen, hat auch gar kein Interesse an Erik. Kann das gut gehen?
Interessant ist die Anlage des Romans, denn Erik erzählt dieses humorvolle Abenteuer aus dem Rückblick seiner Tochter.
Wesentlich interessanter als die Liebeskummergeschichte ist das, was man en
passant über dieses fernöstliche Land und seine Leute erfährt, über das einfache Leben, die Art der Menschen und ihre Kultur. Zudem gibt es einige verrückt-lustige Situationen, die einfach das Leben geschrieben hat. Für Auflockerung sorgt auch die wechselnde Erzählperspektive.

Bewertung vom 21.04.2023
Wolf
Stanisic, Sasa

Wolf


ausgezeichnet

“Wolf“ heißt dieser Kinder- und Jugendroman, in dem es um Kemi geht, einen Jungen, der von seiner Mutter in ein Ferienlager geschickt wird, zu dem er eigentlich keine Lust hat. Er ist ein intelligenter und introvertierter Junge, der viel lieber allein ist, liest und Schwierigkeiten hat, sich in einer Gruppe Gleichaltriger zu behaupten. Mit dabei ist auch Jörg, auf den es Mark und seine Buddys abgesehen haben. Kemi erfährt immer mehr von Jörg, der viele Fähigkeiten hat, für die die anderen Kinder aber keinen Blick haben.
Ein sensibles, phantasiereiches Buch mit verrückt-tollen Zeichnungen; ein Buch über Freundschaft, Akzeptanz von Anderssein und Respekt. Ein ernstes Buch, das aber auch voller skurriler Gestalten, Witz und Originalität ist. Nicht alles wird aufgelöst, so bleiben einige Fragen offen, was aber auch nicht verkehrt ist.

Bewertung vom 09.04.2023
Samuels Buch
Finzi, Samuel

Samuels Buch


sehr gut

"Samuels Buch" heißt dieser autobiografische Bericht des bekannten Fernsehschauspielers Samuel Finzi, der sehr ehrlich und mit einer gehörigen Portion Witz vom Leben mit all seinen staatlichen Beschränkungen im damaligen kommunistischen Bulgarien erzählt. Selbst aus einer Künstlerfamilie stammend, merkt er immer mehr, wie das politische System ihn einengt und seiner Selbstentfaltung im Wege steht. Besonders schlimm wird es für ihn während der zweijährigen Militärzeit. Doch allmählich kristallisiert sich sein persönlicher Weg immer klarer heraus. Über verschiedene Kontakte gelangt er nach Paris, Bonn und schließlich nach Berlin.
Eindrucksvoll ist der Erzählstil, der durch die Betrachtung des Terrakotta-Küchenbodens immer wieder neue Erzählfäden aufnimmt. Das Cover vermittelt etwas von der Leichtigkeit der Künstlerseele.

Bewertung vom 26.03.2023
Ich, ein Sachse
Meffire, Samuel;Kittstein, Lothar

Ich, ein Sachse


ausgezeichnet

„Ich, ein Sachse“ heißt dieser autobiografische Roman, in dem der Autor Samuel Meffire in vielen Rückblicken seinen schwierigen Lebensweg schildert. Während er selbst gerade auf die Welt kommt, stirbt fast zur selben Zeit sein Vater. Diesen Schock und den Verlust ihrer Liebe überwindet seine Mutter nicht. Leidtragender ist der Sohn, Samuel. Die prekäre Beziehung zu seiner Mutter begleitet den Sohn sein Leben lang. Sie hat ihm eingeimpft, immer das Beste aus sich herauszuholen und niemals aufzumucken. Das hinterlässt Spuren: Meffiere setzt sich selbst unter einen großen Erwartungsdruck, kämpft gegen Ablehnung, Rassismus und ein gewaltbereites Umfeld an, bis er selbst im Sumpf von Gewalt und Gefahr unterzugehen droht. Er hat in einen Abgrund gesehen, viel zu viel erlebt und kämpft immer wieder gegen seine eigenen Dämonen an, bis er doch noch seinen Weg zum Glück findet.