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ann-marie

Bewertungen

Insgesamt 48 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2021
Ein Rezept fürs Glück
Henry, Veronica

Ein Rezept fürs Glück


ausgezeichnet

Mit Mut, Elan und Freunden Lebenskurven meistern

Ein wunderbarer Titel für einen herzerwärmenden Roman – über Liebe, Vertrauen, Verlust und Versöhnung. Beginnt der Roman auf den ersten Seiten im Jahr 1942 mit einem ersten heimlichen Date von Jilly, der späteren Großmutter von Laura, das auf eine erschütternde Weise jäh beendet wird, so lernt man bereits nach wenigen Seiten Laura kennen, die voller Elan letzte Vorbereitungen für den Wegzug auch ihrer jüngsten Tochter Willow zum Studium in eine weit entfernte Stadt. Diese beiden Handlungsstränge, ein kurzer Lebensabschnitt der jungen Jilly, später von Laura liebevoll "Kanga" genannt, und der gut vierzigjährigen Laura, die sich völlig unvorbereitet in einem gänzlich verwaisten Haus, sprich ohne die beiden Töchter und auch ohne Ehemann, wiederfindet und sich mit einer ungewohnten Lebenssituation arrangieren muss.
Beide Handlungsstränge werden mit sehr viel Geschick und Gespühr spannungs- und abwechslungsreich aufgezeichnet. Dabei werden sehr viele unterschiedliche Romanfiguren ins Leben gerufen, die hervorragend und lebensecht miteinander agieren. Individuelle Charaktereigenschaften, die mit sehr viel Empathie gestaltet werden verleihen dem Romangeschehen eine Authentizität, die glatt vergessen lässt, dass es sich um reine Fiktion handelt.
In diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben die lebenslange Freundschaft von Jilly und ihrer Sandkastenfreundin Ivy. Gemeinsam gealtert, sich gegenseitig durch so manchen Schicksalsschlag getragen, stehen sie sich als über Neunzigjährige noch immer so nahe wie in den belastenden und fordernden Kriegsjahren. Berührend dargestellt und man leidet förmlich mit, als sich eine von Ihnen nach einem Sturz einer Operation unterziehen muss.
Und Laura, die von einer Minute auf die anderen aus ihrem "Heile-Welt-Traum" unsanft in die bittere Realität einer verlassenen Ehefrau plumpst. Lesend mitzuerleben, wie sie sich dieser Herausforderung stellt und – einem Küken gleich – die schützende Hülle des geliebten Hausfrau- und Mutterdaseins abstreift und zu einer willens- und durchsetzungsstarken Persönlichkeit heranreift, die sich mutig und voller Elan auch in bisher unbekannten Aufgaben zu bewähren weiß. Geschmunzelt habe ich dabei über ihren Wutausbruch, der zunächst zum Bruch von einer einzigen Kaffeetasse führte. In einer Art Befreiungsschlag folgten dann weitere sodass beim sich anschließenden Kaffee mit der besten Freundin keine einzige Tasse mehr aufzutreiben war. Für mich ein überaus treffendes Bild für das, was sich in Lauras Gedankenwelt abspielte.
Sam, dem förmlich abzuspüren ist, dass er die von ihm hervorgerufene Situation liebend gerne wieder rückgängig machen würde aber einfach keinen Weg aus diesem selbstverschuldeten Dilemma findet.
Auch für die "Affäre" vergebe ich einige Sympathiepunkte. Sie hat erreicht was sie wollte, um dann festzustellen, dass es doch nicht das ist, was sie wollte … Auch sie durchlebt ihren ganz eigenen Prozess des Sich-Selbst-Findens, aber auch des Sich-Selbst-Loslassens und sich Freiheiten zu gönnen, die sie sich bisher verwehrt hat.
Alles in allem ein Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln vermag. Mit Protagonisten, die berühren, die lebensecht agieren und reagieren, deren Gefühle jederzeit nachvollziehbar sind und die man liebend gerne persönlich kennenlernen möchte. Auch die Geschichte selbst wirkt niemals fiktiv sondern sie könnte sich jederzeit in dieser Art und Weise tatsächlich ereignet haben bzw. sich abspielen. Ein wunderbarer Lesegenuss, den ich sehr, sehr gerne weiterempfehlen kann!

Bewertung vom 07.10.2021
Die Frauen aus der Marktgasse / Atelier Rosen Bd.1
Lamballe, Marie

Die Frauen aus der Marktgasse / Atelier Rosen Bd.1


sehr gut

Auf der Suche ...

Die Autorin, auch Verfasserin der Café-Engel-Saga, widmet sich im ersten Band ihrer neuen Saga einem wichtigen Handwerkszweig des Neunzehnten Jahrhunderts: dem Genre der Putzmacherinnen in Form des Ateliers Rosen in Kassel.
Betrieben in zweiter Generation von Charlotte Rosen, deren zwanzigjährige Tochter Elise sehr erfolgreich in die Fußstapfen ihrer Mutter tritt und umsorgt von Charlottes Mutter, die ihre Aufgaben im Atelier gegen die Führung des Haushalts eingetauscht hat. Aber nicht nur der Lebensunterhalt der drei Rosen-Damen muss durch das Putzmacheratelier sichergestellt werden, vielmehr erzielen auch Babette und Therese, letztere gemeinsam mit ihrem Sohn Moritz, ihr Einkommen aus einer Tätigkeit im Atelier – mit anderen Worten: Charlotte Rosen trägt eine große Verantwortung und ist auf regelmäßige, vor allem zahlungskräftige Kundschaft angewiesen.
Der Roman beginnt mit der Aussicht und der Hoffnung von Charlotte, nun auch Damen der gehobenen Gesellschaftsschicht, d.h. des Adels, als Kundinnen gewinnen zu können, da Elise als Beraterin der adligen Sybilla von Schönhoff ausgewählt wird. Wohlwissend, dass sich Elise nun keinen Fehler erlauben darf und darauf hoffend, dass sich im Zuge von Elises Fertigkeiten und ihrer Freundschaft zu Sybilla mehr und mehr Kundinnen aus dem Bekanntenkreis ihrer neuen Freundin im Atelier einfinden, mangelt es nicht an warnenden Worten zur Vorsicht von Charlotte an Elise.
Turbulente Ereignisse haben mich in den gut 520 Seiten dieses Romans in ihren Bann gezogen. Dabei gibt es nicht nur sehr interessante Einblicke in die damalige Tätigkeit einer Putzmacherin sondern auch die nachnapoleonische Zeit in Adelskreisen und im städtischen Bürgertum wird auf eine sehr interessante und detailreiche Weise beschrieben und überzeugend, glaubhaft und überaus verständlich und nachvollziehbar in die Romanhandlung mit einbezogen. Elise, Hauptfigur des Romans, zeichnet sich durch Schlagfertigkeit, Klugheit Gewissenhaftigkeit und Mut aus und diese Charaktereigenschaften werden mit sehr viel Empathie kreiert. Eine Persönlichkeit, die als lebensecht und lebensnah bezeichnet werden kann. Das gleiche gilt für den auf mich sehr sympathisch wirkenden Ziehbruder Moritz, Sohn von Therese, der gemeinsam mit Elise aufwächst. Im Gegensatz zu Elise alles andere als tugendhaft, der es faustdick hinter den Ohren hat und so manch krummen Weg beschreitet. Aber doch auch sehr charmant und nicht so recht weiß, wohin mit seinen Gefühlen.
Auch wenn die Protagonisten mich überzeugt haben, so konnte ich mich mit einigen Ereignissen oder Verhaltensmustern nicht so ganz identifizieren bzw. nachvollziehen. Blieben mir unverständlich und ließen mich schon mal fragend zurück. Dies insbesondere im Hinblick auf die Folgen der geplatzten Verlobung von Sybilla auf ihre Freundschaft zu Elise. Aber sei's drum: auf alle Fälle eine abwechslungsreiche und spannende Handlung mit einigen unvorhersehbaren Wendungen und einem offenen Ende, das zur Vorfreude auf den Folgeband führt. Mein Ausflug in das Atelier Rosen hat sich gelohnt und ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickelt.

Bewertung vom 13.09.2021
Wellenflug
Neumann, Constanze

Wellenflug


sehr gut

Zeitgeschichte – hautnah, bewegend, berührend
Die Autorin hat ihre eigene Familiengeschichte in Auszügen ihrem Roman "Wellenflug" zu Grunde gelegt und verleiht ihm dadurch eine ganz besondere Authentizität.
Beginnend in den 1870er Jahren mit der noch sehr jungen (und späteren Urgroßmutter der Autorin), Anna lernt man ein kleines Mädchen kennen, dass bereits sehr früh großes Interesse für das Unternehmen ihres Vaters, ein erfolgreicher Stoffhändler, den es aus dem kleinen Ort Gleiwitz in Oberschlesien bis nach Leipzig geführt hat. Anna wächst in diesem großbürgerlichen Haushalt auf, wobei ihrem Vater sehr daran gelegen ist, die familiäre Herkunft vergessen zu lassen und auch mit Hilfe der nächsten Generation erfolgreich weiter aufsteigen zu können.
Diesen Weg beschreitet Anna durch die Heirat mit den Söhnen des Großindustriellen Louis Reichenheim. Früh verwitwet heiratet sie Julius, den Bruder ihres verstorbenen ersten Ehemannes und gründet mit ihm eine große Familie. Wobei sie große Hoffnungen – der damaligen Erwartungshaltung entsprechend – an den erstgeborenen Sohn, Heinrich, knüpft.
Aber Heinrich erfüllt in keinster Weise die in ihn gesetzten Hoffnungen. Er kann den Konventionen seiner Familie nichts abgewinnen, widersetzt sich den jüdischen Traditionen und schert sich nicht um den Standesdünkel seiner Familie. Dem. Er entwickelt sich zu einem (reichen) Lebemann und zieht das Nachtleben in Berlin den Familiengeschäften vor. Zum großen Entsetzen von Anna heiratet Heinrich die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Garderobiere Marie, wandert mit ihr nach Amerika aus, um dann im Zuge des Ersten Weltkriegs nach Deutschland zurückzukehren und zu bleiben.
Der Roman, gegliedert in die beiden Frauengestalten Anna und Marie vermittelt eindrucksvoll einen Blick hinter die großbürgerliche Fassade und lässt teilhaben an der ganz persönlichen Entwicklung von zwei Frauen, die auf ihre eigene Weise um ihre Familie kämpfen.
Dabei steht für Anna die Familientradition über allem, was letztendlich auch dazu führt, dass sie mit Heinrich bricht. Erschütternd für mich, dass bis zum Tod von Anna keine Versöhnung erfolgte. Vor allem auch vor dem Hintergrund des aufziehenden Nationalsozialismus.
Marie hingegen nimmt den Kampf um den "Menschen" Heinrich auf und zeigt ihre Treue und Liebe ihm gegenüber ganz besonders durch die Aufnahme seines nichtehelichen Sohnes (der spätere Großvater der Autorin) als ihren eigenen.
Der Autorin ist es, auch durch ihren flüssigen und leichten Schreibstil gelungen, das Leben dieser beiden Frauen und ihre jeweiligen Beweggründe empathisch und überzeugend nachzuzeichnen. Wobei mir Anna dann doch leidgetan hat, weil ich sie zunächst als fröhliches und unbeschwertes kleines Mädchen kennenlernen durfte, das sich dann mit zunehmendem Alter immer mehr der elterlichen Erwartungshaltung entsprach und mit zunehmender Härte und Unversöhnlichkeit, gerade gegenüber Heinrich reagierte. Mit Marie konnte ich dann bis in die 1950er Jahre weiterziehen und war erstaunt über ihre große Liebe und unerschütterliche Treue zu Heinrich, gerade zu Zeiten, in denen ein jüdisches Leben nicht viel Wert war und auch Heinrich recht bald zu den Opfern der NS-Zeit zählte.

Bewertung vom 30.08.2021
Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1
Schier, Petra

Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1


ausgezeichnet

Das Kreuz ist zurück

Im vorliegenden ersten Band einer neuen Trilogie erhält die bereits aus der s.g. Kreuz-Trilogie bekannte Reliquie eine erneute Bedeutung.
Vier Freunde, die bereits als Kinder befreundet waren und die Gassen in und die Gegend um Koblenz erkundeten, gehen als Erwachsene zwar getrennte Wege, doch dies ändert nichts an ihrer tiefen Verbundenheit.
Aus Reinhild und Gottfried wurde ein Ehepaar, der kleine Hannes ist bereits 5 Jahre alt. Palmiro, Adoptivsohn von Reinhilds Schwager, trägt sich mit dem Gedanken, ein eigenes Handelskontor zu eröffnen, nachdem er eine umfassende und gründliche Ausbildung bei seinem Vater durchlaufen hat. Und Conlin, der sich geweigert hat, als zweitgeborener adliger Sohn eine Klosterlaufbahn einzuschlagen genießt zwar seine Freiheit, wird jedoch unerwartet mit einer Tätigkeit als Händler konfrontiert.
Doch das Leben hält so manchen Schicksalsschlag für die vier Freunde bereit und es müssen weitreichende Entscheidungen getroffen werden.
Mit Hilfe dieser Charaktere, einem leichten und flüssigen Schreibstil, detailreichen und authentischen Beschreibungen des Alltags im 14. Jahrhundert gelingt eine hervorragende Zeitreise und man findet sich bereits nach wenigen Seiten in einem anderen Jahrhundert wieder. Auch wenn der Roman in Kapitel unterteilt ist, so finden sich in jedem Kapitel unterschiedliche Handlungsstränge, bei denen die Aktionen der Charaktere jedes mal gekonnt zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Dabei besonders bemerkenswert die leisen und unterschwelligen Andeutungen und Anmerkungen, die auf einige Geheimnisse hindeuten. Wobei sich letztendlich vieles im Laufe der Erzählung dann ganz anders entwickelt bzw. darstellt, als man es zunächst vermuten könnte.
Die Charaktere vor allem von Palmiro, Reinhild und Colin sind mit sehr viel Empathie gestaltet worden. Wobei gerade in der Charaktere von Colin eine bemerkenswerte und einfallsreiche persönliche Entwicklung zu verzeichnen ist., die zu beschreiben mit sehr viel Kreativität in Worte gefasst wurde.
Als besonders hilfreich erweist sich gerade zu Beginn des Romans die bereits auf den ersten Seiten enthaltene sehr informative Zusammenstellung der Protagonisten und der familiären und sonstigen Verbindungen. Recht schnell hat man diese verinnerlicht und bewegt sich bei fortlaufendem Lesegenuss wie unter Freunden.
Ein überaus gelungener Roman. Mit einem ganz besonderen Aspekt, der auf eine sehr berührende, glaubwürdige und überzeugende Weise aufbereitet wird. Es gibt überaus spannende Lesemomente aber auch Abschnitte, bei denen man fast ungläubig den Kopf schütteln möchte. Dank der hervorragenden Recherchearbeiten besteht jedoch keinerlei Zweifel an der Glaubwürdigkeit.
Ein wunderbarer historischer Lesegenuss, bei dem man die Folgebände kaum erwarten kann.

Bewertung vom 30.08.2021
Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit / Töchter Amerikas Bd.1
Carey, Ella

Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit / Töchter Amerikas Bd.1


sehr gut

Stark sein – Stark bleiben
Eine voraussichtlich überaus interessante Trilogie über die Töchter Amerikas, so der Titel dieser Serie. Im ersten Band begegne ich der überaus talentierten Lily Rose, die ihre Leidenschaft des Kochens und Backens als Sous-Chefin im bekannten Restaurant Valentino's perfektionieren möchte. Und die durch die Kriegswirren im fernen Europa gezwungen ist, die gesamte Verantwortung für das Restaurant zu übernehmen, nachdem ihr Kollege Tom, den sie über alles liebt, eingezogen wird. Muss sich Liliy daraufhin nicht nur der alleinigen Verantwortung für den Betrieb des Restaurants stellen, was sich im Zuge der zunehmenden Lebensmittelrationierung als überaus schwieriges Unterfangen erweist. Lily muss sich zudem dem steten Drängen ihrer Mutter auf eine Verbindung mit einem Jugendfreund, der zudem noch der gehobenen Gesellschaftsschicht angehört, zur Wehr setzen. Wobei sie selbst der gleichen Gesellschaftsschicht angehört und ihr heißgeliebter Beruf nach Ansicht der Mutter alles andere als geeignet erachtet wird. Lily kämpft an unterschiedlichen Fronten, weiß sich zu wehren und behauptet ihre Einstellung.
Ein sehr interessanter Roman über die Jahre ab dem Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg. Dabei gelingt der Autorin eine spannende und fesselnde Kombination von zwei unterschiedlichen Bereichen: auf der einen Seite eine junge und starke Frau, die sich emanzipiert und erfolgreich in eine Männerdomäne eindringt. Und auf der anderen Seite die persönlich und beruflich belastende Situation, die sich aus der Zeit der kriegerischen Auseinandersetzung ergibt.
Die wichtigsten und tragenden Charaktere sind überzeugend in Worten, Gedanken und Verhalten dargestellt. Es gelingt sehr schnell und sehr leicht zunächst in die Kochwelt von Lily, aber auch in ihre familiären Verpflichtungen, Erwartungshaltungen und Auseinandersetzungen einzutauchen und sie hautnah mitzuerleben. Und berührend die Entwicklung der Beziehung zu Tom, verbunden mit der fassungslosen Ohnmacht, nachdem er lange als vermisst gilt.
Wunderbare Lesemomente, ein sehr eingängiger und flüssiger Schreibstil lassen den Roman zu einem wahren Lesegenuss werden. Und steigern die Vorfreude auf die beiden Folgebände, in denen es um Frauen in Berlin und in Paris gehen wird.

Bewertung vom 20.08.2021
Die streng geheime Tier-Quassel-Maschine / Emil Einstein Bd.1
Kolb, Suza

Die streng geheime Tier-Quassel-Maschine / Emil Einstein Bd.1


ausgezeichnet

Grandioser Erfinder und Tierfreund
Emil Einstein, ein überaus talentierter und begabter Tüftler und Erfinder, widmet seine ganze Energie der Entwicklung einer Tier-Quassel-Maschine. Um sich endlich mit seiner Mäusefreundin Bertha unterhalten zu können. Und wer weiß, vielleicht gelingt ihm auf diese Weise auch der Austausch mit anderen Tieren ….
Leider will die Maschine einfach nicht so funktionieren, wie sie sollte. Und als sich dann zu seinem sechsten Geburtstag auch noch der lang gehegte Wunsch nach einem Hund nicht erfüllt – schlimmer geht nimmer, oder?
Wenn Emil nicht aus heiterem Himmel einen kleinen verletzten Waldkauz findet, dem er sich nicht nur annimmt, sondern auch dazu führt, dass es in seinem Kopf – wie bei jeder neuen Erfindung – beginnt zu kribbeln und Emil die Lösung des bestehenden Problems mit seiner Tier-Quassel-Maschine findet.
Dieses Kinderbuch, laut Verlag geeignet für Kinder ab 5 Jahre, besticht nicht nur durch eine überaus spannende, einfallsreiche und berührende Geschichte, sondern vor allem auch durch die wunderbare Illustration. Gibt es bereits auf dem Cover sehr viel zu entdecken, so setzt sich dies im Buch selbst fort. Auf sehr vielen Seiten finden sich kleine, überaus liebevoll gestaltete Illustrationen und so manche Seite wird diesem Effekt gewidmet. Dabei lässt sich bildlich vieles von dem entdecken, was zuvor gelesen wurde.
Ein wunderbares Kinderbuch in einem einnehmenden und bezaubernden Erzählstil und mit einer Geschichte, die überaus wichtige Themen wie Freundschaft und Hilfsbereitschaft auf eine sehr überzeugende und kindgerechte Weise vermittelt. Und nach meiner Einschätzung durchaus auch für etwas ältere Kinder, die lesegeübt sind, geeignet ist.

Bewertung vom 16.08.2021
Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1
Popp, Susanne

Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1


sehr gut

Eine Mutter wird Geschäftsfrau – und das im 19. Jahrhundert!
Dem vorliegenden Roman liegt die Familiengeschichte eines noch heute existierenden Tee-Fachhandels zu Grunde. Allerdings ist der Roman weniger der Ware "Tee" als vielmehr der Entstehung dieses ehemaligen Kolonialwarengeschäfts hin zum Fachgeschäft und der damit verbundenen persönlichen Entwicklung der Gründerfamilie gewidmet. Diese bestand Mitte des 19. Jahrhunderts aus Tobias und Friederike Ronnefeldt und ihren zunächst 4 Kindern.
Lag die Verantwortung für das Geschäft auch überwiegend bzw. ausschließlich in den Händen des Ehemannes, so nutzte seine Ehefrau es immer wieder gerne, im Bedarfsfall unterstützend im Ladengeschäft auszuhelfen. Wusste sie doch ihre 4 Kinder in diesen Fällen gut versorgt. Dass sie damit der zur damaligen Zeit vorherrschenden Rolle einer Frau, ihren Haushalt hervorragend zu führen, sich der Kindererziehung zu widmen und tunlichst aus den Geschäften des Ehemannes herauszuhalten, auf keinen Fall entsprach, wird ihr durchaus bewusst gewesen sein. Und doch lässt bleibt sie sich selbst treu und übernimmt während einer längeren Abwesenheit ihres Ehemannes die gesamte Geschäftsführung – und dies überaus erfolgreich. Umso schwieriger ihre Position nach der Rückkehr des Ehemannes und seiner Erwartungshaltung, diese Stellung wieder aufgeben zu müssen bzw. die Absicht, diese Aufgabe weiter wahrnehmen zu wollen– genügend Konfliktstoff für die kommenden Jahre.
Ein wunderbarer historischer Roman, der zu überzeugen weiß und der mich sehr schnell in seinen Bann gezogen hat. Auch, weil es sich um reale Personen handelt, deren Geschichte mit schriftstellerischer Freiheit nachgezeichnet wird, wobei ich die Einbindung in die zur damaligen Zeit vorherrschenden Klischees als überaus gelungen bezeichnen würde. Gerade in der Person von Friederike wird das ganze Dilemma von Frauen, die aus den vorgegebenen Regeln und Verhaltensweisen ausbrechen möchten, und dies nicht zum Eigennutz, sondern – in der vorliegenden Geschichte - zum Wohl und Wachsen eines Handelsgeschäfts, überaus deutlich, verständlich und nachvollziehbar dargelegt.
Ein wunderbarer Roman, dem hoffentlich schon bald eine Fortsetzung folgen wird.

Bewertung vom 15.08.2021
Die Heimkehr der Störche / Die Gutsherrin-Saga Bd.2
Graw, Theresia

Die Heimkehr der Störche / Die Gutsherrin-Saga Bd.2


sehr gut

Mutig das eigene Leben gestalten
Historische Romane, vor allem, wenn sie nicht bereits nach einem Band beendet sind, zählen zu meinem bevorzugten Lesestoff. So habe ich bereits mit großem Interesse den Vorgängerband dieses Romans, "So weit die Störche ziehen", gelesen. Sind im ersten Band der s.g. Gutsherrin-Saga die Jahre 1939 bis 1945 Themenschwerpunkt, so ist der zweite Band der Nachkriegszeit bis zum Bau der Berliner Mauer gewidmet.
Dora, Hauptprotagonistin, ist mit ihrer Familie auf einem Bauernhof in der Lüneburger Heide mehr oder weniger gestrandet. Und steht inzwischen vor der entscheidenden Frage, ob und wie ihr Leben weiter verlaufen soll. Und mit dieser Frage Doras wird man bereits nach wenigen Seiten konfrontiert, da sich Dora ohne Wissen der Familienmitglieder um einen Studienplatz der Veterinärmedizin an verschiedenen Universitäten beworben und ihr tatsächlich ein Studienplatz angeboten wird. Als sie dann unerwartet durch das Rote Kreuz den letzten Aufenthaltsort ihres geliebten und schmerzlich vermissten Curt erfährt, wagt sie gemeinsam mit ihrer Pflegetochter Clara den Umzug nach Ostberlin. Dort will sie nicht nur ihr Studium aufnehmen, sondern hofft auf nähere Informationen bis hin zum Auffinden von Curt. Eine Unterkunft findet sich bei den Schwiegereltern ihres Bruders, doch dass es sich bei dem Schwiegervater um einen hohen Parteifunktionär.
Und auch in diesem Band hat mich die Autorin mit ihrer einnehmenden Schreibweise sofort wieder eintauchen lassen in die Vergangenheit. Dieses mal intensiv in die ostdeutsche Vergangenheit, indem sie auf eine sehr geschickte Weise die Entstehungsgeschichte der DDR mit bzw. an Hand von Dora zum Leben erweckte. Und gerade die Kombination mit einem Parteifunktionär im direkten und täglichen Alltag verleiht dem Roman eine ganz besondere Intensität und lassen hautnah spüren und miterleben, wie sich die Menschen in Ost und West gefühlt haben, wie und was sie gedacht haben und welche Konsequenzen in Erwägung gezogen wurden. Jetzt lässt dich viele rückblickend sehen, doch mit Hilfe dieses Romans lebt man förmlich in dieser schicksals- und entscheidungserheblichen Zeit. Berührend, aufrüttelnd, verstörend, fragend aber auch dankbar für die spätere Entwicklung Deutschlands.