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carola1475

Bewertungen

Insgesamt 167 Bewertungen
Bewertung vom 26.02.2024
Die Halbwertszeit von Glück
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück


gut

Glück kommt und geht

Die bekannte Kinder- und Drehbuchautorin Lucy Astner hat unter dem Pseudonym Louise Pelt einen Roman für Erwachsene geschrieben, in dem es um das Glück geht. Das Leben von drei Frauen aus verschiedenen Ländern und in unterschiedlichen Jahrzehnten gerät auf einmal aus den Fugen und Glück scheint verloren, unmöglich und undenkbar.
Das auch haptisch ansprechende farbenfrohe Cover mit seinem vielschichtigen, eher vage gehaltenen Motiv passt gut zum Buch, da auch der Zusammenhang zwischen den Protagonistinnen lange ungewiss bleibt.
Louise Pelt schreibt anschaulich und bildhaft, auch poetisch, und den jeweiligen Situationen ihrer Figuren atmosphärisch angepasst, die Charaktere werden schnell lebendig. Obwohl mir der einnehmende Schreibstil sehr gefällt, finde ich die Figurenzeichnung größtenteils wenig gelungen, zwei der Frauen reagieren für mich übertrieben dramatisch und nicht nachvollziehbar auf ihre Situation. Sympathie, Nähe und Verständnis entwickelte sich bei mir nur für die dritte Frau, Johanna. Auch einige der Nebenfiguren sind nicht glaubwürdig gezeichnet, vieles erscheint konstruiert, um die Handlung voran zu treiben, es gibt irritierende, da wenig glaubhafte Details und offensichtlich wurden die Lebensbedingungen in der DDR nicht ausreichend recherchiert. Da abwechselnd aus den Perspektiven der drei Frauen erzählt wird, bleibt die Geschichte insgesamt unterhaltsam und die Frage, wie es für die jeweilige Protagonistin weitergeht und wie genau die unterschiedlichen Erzählstränge zusammenhängen, hat mein Interesse und meine Neugier wach gehalten. Gelungen finde ich die unerwartete Überraschung gegen Ende.
Der zusammenfassende Rückblick auf das Leben von zwei der Frauen führt fast zu schnell zum Ende und lässt mich mit Fragen zurück, die ich gern noch beantwortet gehabt hätte.
Letztendlich bringt mich die Autorin dazu, über das Glück nachzudenken. Es kann abrupt verschwinden, aber auch überraschend und ganz anders als erhofft, zurückkommen.
Ich vergebe 3,5 Sterne.

Bewertung vom 04.02.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Zukunftsaussichten

Bei den Teilnehmern einer Medikamentenstudie zeigt sich eine überraschende Nebenwirkung – sie erleben eine biologische Verjüngung. Welche weitreichenden und komplexen Konsequenzen das nicht nur für die Probanden hat, erzählt Maxim Leo in seinem neuen Roman 'Wir werden jung sein'.

Das farbenfrohe Cover mit der witzig verfremdeten Sanduhr macht neugierig und deutet an, dass es im Roman um die Zeit geht. Mir gefällt es sehr.
Abwechseln wird aus der Perspektive der beteiligten Probanden und des Projektleiters erzählt, die Emotionen und Überlegungen der Charaktere, unterschiedlich alt und in ganz verschiedenen Lebenssituationen, werden sehr nachvollziehbar vermittelt, durch Informationen aus ihrer Vergangenheit werden die Protagonisten lebendig und nahbar, sie erscheinen authentisch. Das gilt auch für die später hinzu kommende Medizinethikerin. Sie formuliert auf der offiziellen, politischen Ebene moralische, ethische und gesellschaftliche Fragen in Zusammenhang mit einem Verjüngungsmedikament. In der Realität sind diesbezügliche Forschungserfolge tatsächlich in der Zukunft zu erwarten.
Auch die Studienteilnehmer und der Projektleiter müssen sich mit Vor- und Nachteilen der Verjüngung auseinandersetzen, erleben sie am eigenen Leib, sehen sich mit neu entstehenden Problemen konfrontiert und ziehen ihre Konsequenzen, ganz individuell.

Maxim Leos Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und macht Spaß, er schreibt lebendig, mit Humor, subtiler Komik, scharfsinnig und auf den Punkt. Er vermittelt glaubwürdig, verständlich und offensichtlich gut recherchiert die Hintergründe der verschiedensten Themen wie Leistungssport, Kinderwunschtherapien, Molekularbiologie, Zell-Reprogrammierung. Dem Autor ist eine sehr lesenswerte, spannende und runde Geschichte gelungen.
'Wir werden jung sein' hat mich nicht nur sehr gut unterhalten, sondern auch eine mögliche Zukunftsperspektive gezeigt, die bei mir mehr Bedenken als freudige Erwartung auslöst.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2024
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Atmosphärische und fesselnde Spannung

Kommissarin Leo Asker wird mitten in der Untersuchung eines Vermisstenfalls zu einer ihr bisher völlig unbekannten Abteilung weg 'befördert', sie muss einem Ermittler aus Stockholm Platz machen, mit dem sie eine unschöne Vergangenheit verbindet. In der 'Abteilung für hoffnungslose Fälle' mit den neuen skurrilen Kollegen stößt sie jedoch auf einen Hinweis zu den vermissten jungen Leute und ermittelt so auf eigene Faust weiter.

Die gruselige Atmosphäre des Prologs setzt sich in den atmosphärischen Beschreibungen der verlassenen Orte fort und auch beim unheimlichen Verschwinden der beiden jungen Leute Smilla und MM, begeisterte Urban Explorer. Von Anfang an spannend finde ich auch, dass einige der Charaktere einen geheimnisvollen Hintergrund haben und es vorerst oft nur Andeutungen gibt. Vor allem Leo Asker macht mich neugierig, sie ist eine ungewöhnliche Protagonistin.

Geschickt eingebundene Rückblenden enthüllen allmählich Leos Vergangenheit und machen so ihr gutes Gespür für Menschen und für ihre Umgebung glaubhaft. Auch die Figurenzeichnung anderer Charaktere ist gelungen und sorgt bei mir für die verschiedensten Emotionen, von Beklemmung über Staunen und Erheiterung bis Abneigung.

Während Leos Ermittlungen immer mehr Puzzleteile an die richtige Stelle fallen lassen, gerät sie als Person ins Visier des Täters, über dessen Identität sowohl Leo als auch der Leser lange nur Mutmaßungen anstellen können. Der durchgehend spannende Krimi gipfelt in einem fesselnden Showdown.

Der Schreibstil ist lebendig, bildhaft und sehr angenehm zu lesen, durch häufige Perspektivwechsel gibt es kapitelweise kleine Cliffhanger, die zusätzlich für Spannung sorgen. Das düstere Cover passt zum Thema der Geschichte.

'Stille Falle' hat mich bestens unterhalten, ich freue mich auf weitere Bänden der neuen Serie um Leo Asker und darauf, mehr über Leos Kollegen aus dem 'Dezernat für hoffnungslose Fälle' zu erfahren, ich bin sicher, dass da noch die ein oder andere Überraschung wartet.

Bewertung vom 29.12.2023
Die Strafe / Erdmann und Eloglu Bd.3
Borck, Hubertus

Die Strafe / Erdmann und Eloglu Bd.3


ausgezeichnet

Fesselnd und vielseitig, ein Thriller mit Tiefgang

In ihrem dritten gemeinsamen Falle haben es Franka Erdmann und Alpay Eloğlu vom LKA Hamburg mit mehreren Toten zu tun, die im Feuer umgekommen sind. Die Ermittler entdecken eine Spur, die auf einen Zusammenhang zwischen den Fällen deutet und eine beunruhigende Schlussfolgerung erlaubt.

Für mich ist 'Die Strafe' das erste Buch, das ich aus der Reihe gelesen habe und ich hatte keine Verständnis- oder Eingewöhnungsschwierigkeiten. Die glaubwürdige Figurenzeichnung der Protagonisten und kurze Rückblicke in die Vergangenheit haben mir den Einstieg in die Reihe leicht gemacht. Auch alle anderen Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, erscheinen authentisch und berühren, sogar die Beweggründe des Täters aufgrund seiner Erfahrungen kann ich nachvollziehen.

Hubertus Borck ist ein erfahrener Autor, er schreibt lebendig und bildhaft, die Geschichte ist kurzweilig, fesselnd, spannend und wendungsreich. In den Dialogen zwischen Franka und Alpay blitzt Humor auf und Hamburger Lokalkolorit wird atmosphärisch vermittelt. Erdmann und Eloğlu sind sympathische, äußerst engagierte Ermittler, denen ihr aktueller Fall keine Ruhe lässt, besonders die erfahrene Franka überzeugt durch ihre Kombinationsstärke, aber auch die Ermittlungsarbeit des Teams wird realistisch beschrieben.

Gekonnt verknüpft der Autor die Krimihandlung mit dem aktuellen gesellschaftlichen Thema der Klimaaktivisten und deren Aktionen, ohne die Mordermittlung aus dem Fokus zu verlieren. So gelingt Hubertus Borck ein überzeugender, vielseitiger Thriller mit Tiefgang, der mich bestens unterhalten hat.

Bewertung vom 27.12.2023
White Zero
Falk, Thilo

White Zero


gut

Fakten und Anliegen überzeugen mehr als die fiktionale Umsetzung

Das Cover passt zum Buch und macht neugierig, die Eiswüste vor dem Brandenburger Tor macht auch haptisch Eindruck.
Mitteleuropa leidet seit einem halben Jahr unter extremen Minusgraden, Infrastruktur und Versorgung sind nicht mehr gewährleistet und die Ursache der katastrophalen 'Eiszeit' ist ungeklärt.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und der herrschende Mangel an praktisch allem wird gut beschrieben. Immer wieder werden skurrile Meldungen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und auch Klatsch und Tratsch eingeschoben, die teilweise schon karikieren.

Neben dem Erzählstrang um die Geophysikerin Jana Hollmer gibt es Alltagsszenen anderer Charaktere, die sehr ausschweifend erzählt werden und so die Geschichte in die Länge ziehen, bevor ein Zusammenhang erkennbar wird. Die Figurenzeichnung ist meist klischeehaft, schwarz-weiß gehalten, und trotz detaillierter Beschreibung konnte ich keine Nähe zu den Protagonisten aufbauen, es fehlten mir die Emotionen.

Thilo Falk vermittelt viele interessante Fakten rund ums Klima, liefert jedoch eine sehr unrealistische Ursache für die mitteleuropäische Eiszeit. Auch, dass Jana Hollmer praktisch als Einzelkämpferin dargestellt wird und die Lösung wie im Actionthriller erfolgt, finde ich wenig glaubwürdig.

Im Nachwort erinnert der Autor daran, dass unser Handeln immer Auswirkungen auf die Umwelt haben kann und er legt den Fokus auf Superreiche, die sich alles erlauben können, und auf die Ausbeutung von Menschen in technologisch weniger hoch entwickelten Ländern. Bis auf die oben erwähnten Mängel in der Figurenzeichnung wird dies im Buch anschaulich dargestellt und entspricht auch den Tatsachen, aber die Einbindung der fiktionalen Handlung hat mich nicht überzeugt, von meinen Erwartungen an einen Thriller mal ganz abgesehen.

Bewertung vom 11.12.2023
Die Wahrheit über unsere Drogen
#DerApotheker;Schleh, Carsten

Die Wahrheit über unsere Drogen


sehr gut

Kompakte und fundierte Informationen über heutige Drogen

Schon das bunte Cover und der unverblümte Titel machen neugierig auf das Buch. Mir hat es gut gefallen, es ist informativ und ausreichend ausführlich, um Laien grundlegendes Wissen und ebenso erstaunliche Details über die 16 heute angesagten Drogen zu vermitteln. Besonders interessiert war ich an unseren alltäglichen Drogen Kaffee und Zucker, die ich schließlich täglich konsumiere, und an den Schlaf- und Schmerzmitteln.
Der Aufbau vom geschichtlichen Hintergrund der Drogen mit ihrer Entdeckung/Entwicklung, über die gewünschte bzw. tatsächliche Wirkweise bis zu den Begleiterscheinungen/Auswirkungen ist durchdacht und gelungen. Wobei die erstrebte positive Wirkung genau so erwähnt wird wie die Risiken und die Entwicklung einer möglichen physischen und/oder psychischen Abhängigkeit.
Chemische Einzelheiten werden so knapp wie möglich, aber detailliert wie nötig geschildert. #DerApotheker informiert über den Hintergrund der Droge und ihre pharmakologische Wirkung im Körper, Dr. Carsten Schleh steuert die toxikologischen Aspekte und interessante Fallbeispiele aus Fachpublikationen bei. Beide Autoren haben bereits erfolgreiche Bücher geschrieben, und mit 'Die Wahrheit über unsere Drogen' ihr erstes gemeinsames Buch vorgelegt.

Durch eine nicht wirklich nötige Rahmenhandlung wird jedoch der Leser direkt angesprochen, was mir gefallen hat. Aufklärung ohne erhobenen Zeigefinger haben die Autoren meiner Meinung nach gut umgesetzt.
Sehr gut und ausführlich ist auch das Quellenverzeichnis am Ende des Buchs, während die Gliederung des Textes optimaler hätte gestaltet werden können mit Hervorhebungen, Zusammenfassungen oder Grafiken.
Ich habe einiges Neues und Wissenswertes aus dem Buch mitgenommen und ich kann es jedem Leser empfehlen, der sich kompakt und fundiert über unsere heutigen Drogen informieren will.

Bewertung vom 10.12.2023
Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4


ausgezeichnet

Überzeugender vierter Band um den Donnerstagsmordclub

Obwohl sie sich ein Jahr ohne Morde zu Weihnachten gewünscht hatten, müssen die vier Freunde aus der Seniorenresidenz Coopers Chase erneut ermitteln und wieder wird es sehr persönlich für den Donnerstagsmordclub, denn das Mordopfer war ein alter Freund von Stephen, Elizabeths Ehemann.
Gewohnt mutig, einfallsreich und ohne Berührungsängste gehen Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim den komplexen Fall um eine verschwundene Heroinlieferung und mit vielen Verdächtigen an, wieder unterstützt von Donna, Chris und Bogdan, die inzwischen auch zu guten Freunden geworden sind und einfach dazu gehören.

Erzählt wird aus zahlreichen Perspektiven und Richard Osman gibt seinen Figuren Tiefe, sie sind nahbar. Menschliches Miteinander und Beziehungen zueinander spielen in diesem Band eine große Rolle und der Autor schreibt über Demenz, Loslassen, Liebe, Einsamkeit und Trauer sehr einfühlsam und tiefgründig und hat mich durchaus berührt.
Das Buch bietet natürlich auch wieder viel Situationskomik, skurrile Dialoge mit Wortwitz, trockenen Humor und britischen Charme (Kompliment an die hervorragende Übersetzerin Sabine Roth) und ich habe mich besonders darüber amüsiert, wie sehr Joyce von Elizabeth gelernt hat, sie wächst fast über sich hinaus und unterhält auch diesmal wieder mit ihren köstlichen Tagebucheinträgen.

Ich empfehle Neueinsteigern in die Serie unbedingt, auch den ersten Band zu lesen, da der Autor leider darauf verzichtet, noch einmal auf die Hintergründe der Protagonisten einzugehen. Mit dem Wissen aus dem ersten 'Donnerstagsmordclub' macht das Buch meiner Meinung nach noch mehr Spaß. Das Cover passt zu den Vorgängerbänden und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Mir hat der vierte Band um den Donnerstagsmordclub sehr gut gefallen und ich empfehle ihn gern nicht nur Lesern von Cosy Crime.

Bewertung vom 26.11.2023
Ausgelöscht
Prammer, Theresa

Ausgelöscht


sehr gut

Spannender beklemmender Thriller um manipulierte Erinnerungen

In Wien und in Berlin tauchen nach drei Wochen zwei Frauen wieder auf, die selbst der Meinung sind, nur zwei Tage verschwunden gewesen zu sein. Beide haben die gleichen Erinnerungen und Erinnerungslücken an die Entführungen. Die Psychologin und Erinnerungsforscherin Lea Goldberg arbeitet mit den Ermittlern an der Aufklärung der Fälle.

Es gibt zwei Handlungsstränge in der rätselhaften Geschichte, die sich abwechseln. Lea Goldberg erzählt in der Gegenwart aus der Ich-Perspektive, so dass ich ihren Gedanken und Gefühlen sehr nah komme. Sie hat vor einem Jahr selbst ein Trauma erlitten, so dass sie nicht nur die professionelle Therapeuten-, sondern auch die Patientensicht aus eigenem Erleben kennt. Die zweite Handlung spielt 'damals', hier wird von einem personalen Erzähler das problematische Leben einer namenlosen Frau geschildert.
Leas ist eine sympathische Protagonistin, deren Erlebnisse mich berührt haben, während mir die beklemmende Entwicklung der namenlosen Frau 'damals' im Mittelteil des Buchs fast zu viel war, zu detailliert erzählt und zu viel Raum einnehmend.

Theresa Prammers Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen, sie hat mich auf falsche Fährten gelockt und mein Miträtseln führte lange in Sackgassen. Ihre Figuren sind interessante Charaktere, die Sympathie oder Antipathie wecken, die Protagonistin Lea besitzt Tiefe, handelt jedoch nicht immer glaubwürdig. Die wissenschaftliche Basis des Thrillers, nämlich manipulierte Erinnerungen, ist ein faszinierendes Thema, das die Autorin einfallsreich und spannend bis zum großen Showdown umgesetzt hat.

Bewertung vom 24.11.2023
In einem Land nach unserer Zeit 1: Die Erwachte
Schaumlöffel, Anette

In einem Land nach unserer Zeit 1: Die Erwachte


ausgezeichnet

Hoffnung nach dem Klimakollaps

'In einem Land nach unserer Zeit' ist ein Spin-off von Anette Schaumlöffels SciFi-Romans 'Eine zweite Chance', der mir auch ausgesprochen gut gefallen hat.
Im vorliegenden ersten Band 'Die Erwachte' sind 500 Jahre vergangen, seit die menschengemachte Eiszeit das Leben auf der Erde fast ausgelöscht hat. Eine Katze, die in eine verborgene Station gelangt ist, weckt eine Frau aus dem Kälteschlaf. Praktisch ohne Erinnerungen an ihr Leben oder den Grund, aus dem sie in der Station ist, hilft ihr die perfekte Technikausstattung genau so wie die kleine Katze, mit der Situation zurecht zu kommen.

Erzählt wird aus Reginas Perspektive, so bin ich ihren Gefühlen und Gedanken ganz nah, weiß aber auch nicht mehr, als sie selber herausfindet und allmählich erinnert. Dadurch fand ich die Geschichte sehr spannend. Anette Schaumlöffel gelingt es, Regina als Figur authentisch darzustellen, ihre anfängliche Verwirrung, das Staunen über den vorher nie gekannten lebendigen Wald, wie auch ihre Entwicklung im Lauf der Geschichte sind glaubwürdig. Auch andere Charaktere werden durch ihre Eigenarten lebendig, selbst wenn sie nur einen kurzen Auftritt haben.
Wie der Klimakollaps aussah, sowohl wissenschaftlich als auch gesellschaftlich, wird leicht verständlich dargestellt, alles basiert auf unserem heutigen Status quo und beschreibt eine mögliche Zukunft. Auch bei der technischen Ausstattung der Station beweist Anette Schaumlöffel ihren Einfallsreichtum und mit Katzen kennt sie sich ebenfalls aus, Alice und ihr Verhalten haben mir viel Spaß gemacht.
Anette Schaumlöffels Schreibstil ist klar, lebendig und humorvoll, ich lese ihre Hoffnung vermittelnden Geschichten immer mit Vergnügen und freue mich auf den zweiten Band 'Die Reisende', zu dem es am Ende des Buchs eine kurze Leseprobe gibt.

Bewertung vom 21.11.2023
Stunde um Stunde
Fox, Candice

Stunde um Stunde


ausgezeichnet

Wenn Verzweiflung zum Handeln zwingt

Ein verzweifeltes Elternpaar, dessen 5jährige Tochter Tilly vor zwei Jahren spurlos verschwunden ist, dringt in ein forensisches Labor der Strafverfolgungsbehörden ein, nimmt Geiseln und droht mit der stündlichen Vernichtung von DNA-Beweismaterial, falls der Fall um ihre Tochter nicht wieder aufgenommen wird.

Das Buch beginnt 'vier Tage vorher', als der aufgeflogene Undercover-Ermittler Charlie Hoskins schwer verletzt aus dem Meer gezogen wird. 'Zwei Tage vorher' verliert die junge Lynette Lamb noch vor ihrem ersten Einsatz ihren Job bei der Polizei von Los Angeles.
Die beiden Ermittler tun sich zusammen, um herauszufinden, was mit Tilly passiert ist. Lamb will unbedingt Polizistin sein und Hoskins muss seine in den letzten fünf Jahren gesammelten Beweise vor der Vernichtung im Labor retten, wenn seine Arbeit nicht umsonst gewesen sein soll.

Der spannende Thriller hat drei Erzählperspektiven, die sich meist nach einem Cliffhanger abwechseln und sich perfekt ergänzen. Hoskins und Lamb ermitteln, wobei die junge Lynette ihr Talent im Laufe der Geschichte unter Beweis stellt, Chief Saskia Ferboden vom LAPD, die zwischen allen Stühlen sitzt, egal, welche Entscheidung sie für ihr Vorgehen gegenüber den Geiselnehmern trifft, und die Geisel Gary Bendigo, Leiter der Labore, der versucht, am Leben zu bleiben. Alle Charaktere überzeugen, sie sind glaubhaft und authentisch, auch der Zeitdruck und die bedrohliche Atmosphäre werden deutlich. Hierzu passt ebenfalls das düstere Cover mit der zerbrochenen Ampulle.

Candice Fox schreibt bildhaft und packend, es ist schwierig, eine Lesepause einzulegen. Die Dialoge zwischen Hoskins und Lamb sind teilweise humorvoll/ironisch und auch die telefonischen, lange vergeblichen Versuche, einander zu finden, die Hoskins und seine Lebensretterin unternehmen, empfand ich bei dem hohen Erzähltempo als willkommene Auflockerung.
Mich hat 'Stunde um Stunde' gut unterhalten und ich empfehle das Buch trotz einiger brutaler Szenen gern Lesern von Krimis und Thrillern weiter. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.