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Aglaya

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2017
Amrita
Khorana, Aditi

Amrita


sehr gut

Die Königstochter Amrita soll mit Sikander, dem Herrscher eines anderen Königreiches, verheiratet werden, was ihr überhaupt nicht gefällt. Doch alles kommt anders als sie erwartet und Amrita muss überstützt aus dem Palast fliehen und sich auf eine grosse Reise begeben.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive der Herrscherstochter Amrita in der Vergangenheit erzählt. Durch die gewählte Perspektive konnte ich mich gut in die Protagonistin hineinfühlen und ihre Vorgehensweise nachvollziehen. Allerdings blieben mir dadurch die meisten anderen Figuren eher fern, was vielleicht auch beabsichtigt war. Vor allem zu Beginn sollte sich der Leser ohnehin nicht zu sehr mit den Nebenfiguren anfreunden, Amrita schon bald alle verlassen muss. Wer mich ausser Amrita auch stark beeindruckt hat ist das Orakel Thala, deren Rolle in der Geschichte beinahe ebenso gross wie Amritas ist.

Während die Handlung mit dem Angriff auf den Königshof sehr actionreich beginnt, wandelt sie sich bald in einen Road Trip wie bei Tolkien, wobei sich die Geschichte allerdings deutlich mehr nach "1001 Nacht" als nach "Hobbit" anfühlt. Die Fantasy-Elemente sind zunächst mehr am Rande zu erahnen als wirklich Teil der Handlung, nehmen aber bald einen grösseren Platz ein. Die Reise führt Amrita und Thala dabei in grosse Wälder, weite Wüsten und versteckte Täler, immer auf der Suche nach einer geheimnisvollen Bibliothek. Der märchenartige Charme der Erzählung mit persischen Einflüssen hat mich dabei in seinen Bann gezogen. Handlungstechnisch hätte ich mir allerdings gewünscht, dass Amrita etwas mehr Initiative zeigen müsste, die Reise zu ihrem Ziel gelang ihr für meinen Geschmack etwas gar einfach, zu viele Dinge wurden ihr einfach in den Schoss gelegt.

Der Schreibstil der Autorin Aditi Khorana lässt sich flüssig lesen, sodass ich das Buch mit seinen nur 320 Seiten in kürzester Zeit ausgelesen hatte. Der Verlag empfiehlt es für Leser ab 14 Jahren, aber ich denke, dass auch Zwölfjährige damit zurechtkommen können. Es enthält keine allzu brutalen Szenen, die Jugendliche stark erschüttern könnten und kann, wie man sieht, auch Erwachsene noch begeistern. Allerdings hätte ich mir aus Erwachsenensicht noch etwas mehr Tiefgang erhofft, einige Wendungen, die Amritas Reise etwas schwieriger, aber damit auch spannender gemacht hätten.

Mein Fazit
Märchenhaft, dürfe für Erwachsene aber etwas mehr Tiefgang haben.

Bewertung vom 27.08.2017
Kein guter Ort (eBook, ePUB)
Stäber, Bernhard

Kein guter Ort (eBook, ePUB)


sehr gut

In einem einsamen Hotel in der norwegischen Provinz Telemark wurden vor 15 Jahren der Hotelbesitzer und seine Tochter ermordet, während die zweite Tochter überlebt hat. Da es dort seither spuken soll, interessiert sich die drogenabhängige Janne sehr für das nun verlassene Hotel und stösst dort auf neue Spuren, die sie zusammen mit ihrem Therapeuten Arne verfolgt…

Die Geschichte wird in der Beobachterperspektive erzählt, wobei der Erzähler je nach Szene seinen Fokus auf eine andere Figur legt, in erster Linie die Polizeikommissarin Kari, Janne, die Tochter von Karis Chef und Arne, Jannes Therapeut. Ich hatte den Eindruck, nicht besonders viel über die Figuren zu erfahren, was aber vielleicht auch daran liegt, dass es sich bereits um den dritten Band der Reihe handelt und ich die Vorgänger nicht kenne. Ich konnte der Handlung zwar problemlos folgen, aber vielleicht wären mir die Figuren etwas näher gewesen, wenn ich sie bereits vorher gekannt hätte.

Während die Handlung in der Stadt Bergen rund um die Polizistin Kari beginnt, wechselt sie bald auf's Land in die Provinz Telemark zum Psychiater Arne. Das "Spukhotel" ist natürlich eine ideale Kulisse für eine gespenstische Stimmung, auch wenn nur kurze Teile der Geschichte effektiv dort stattfinden. Während die Handlung einigermassen linear aufgebaut ist und nicht mit Hinweisen geizt, damit auch der Leser miträtseln kann, ist sie doch etwas sehr mit Zufällen gespickt, die die Geschichte etwas unglaubwürdig erscheinen lassen.

Die Stimmung ist sehr düster und unheimlich gehalten, und auch wenn die Auflösung nicht allzu überraschend war, so erschien mir die Geschichte doch stets mitreissend und nie langweilig. Allerdings ist der Thriller in eher geruhsamem Tempo gehalten, sodass hier keine atemlose Spannung, sondern eher ein durchgehendes, unterschwelliges Kribbeln zu erwarten ist.

Der Schreibstil des Autors Bernhard Stäber liess sich flüssig lesen, sodass ich das Buch in kurzer Zeit durchgelesen hatte.

Mein Fazit
Schön unheimlich und nie langweilig.

Bewertung vom 25.08.2017
Tiefe Schuld / Toni Stieglitz Bd.2
Obermeier, Manuela

Tiefe Schuld / Toni Stieglitz Bd.2


gut

In einem Wald wird eine ermordete Frau gefunden, die vor ihrem Tod offenbar über längere Zeit misshandelt wurde. Kommissarin Toni Stieglitz, die selbst Erfahrung mit häuslicher Gewalt hat, ist fest überzeugt, im Ehemann den Täter gefunden zu haben. Doch liegt der Fall wirklich so einfach?

"Tiefe Schuld" ist der zweite Krimi um die Münchner Kommissarin Toni Stieglitz. Das Buch enthält zwar einige Anspielungen auf den ersten Band, ist aber auch ohne Vorkenntnisse gut verständlich.

Die Geschichte wird in der dritten Person in erster Linie aus der Perspektive der Protagonistin Toni erzählt. Ich kannte Toni bereits von ersten Band "Verletzung" her, wo sie mir leider nicht wirklich sympathisch war. Auch hier hatte ich meine liebe Mühe mit ihr. Durch ihre eigenen Erfahrungen ist sie so stark voreingenommen, dass es geraume Zeit dauert, bis sie endlich offen an die Ermittlungen herangeht und auch andere mögliche Optionen als häusliche Gewalt durch den Ehemann in Betracht zieht. Die Schwachstellen, die ich ihr bereits im ersten Band übelgenommen hatte (wo es sich gegen Ende des Buches besserte), ihre ständigen Alleingänge, das Schweigen gegenüber Freunden und Kollegen, das Verweigern jeglicher angebotenen Hilfe, ihre Attacken auf alle, die ihr zu nahe treten. sind auch hier wieder stark zu erkennen. Schade, ich dachte eigentlich, Toni hätte sich gegen Ende des ersten Bandes weiterentwickelt.

Die Handlung ist zunächst spannend aufgebaut, leider verrät die Autorin Manuela Obermeier mit einer einzigen Szene ungefähr in der Buchmitte, worum es hier geht. Für mich war dieser Hinweis so klar, dass die Luft raus war und ich eigentlich nur noch weiterlesen wollte, um herauszufinden, ob ich mit meiner Vermutung recht hatte (ja, hatte ich). Schade, hier wurde viel Potential verschenkt. Für meinen Geschmack nimmt zudem Tonis Privatleben etwas zu viel Platz ein, ich konzentriere mich in Krimis lieber auf den Fall als auf die Ermittler, und in "Tiefe Schuld" steht eindeutig Toni in Fokus, und nicht der aufzuklärende Mord.

Der Schreibstil der Autorin Manuela Obermeier liess sich auch hier wieder flüssig lesen. Ob ich noch weitere Bücher mit Toni Stieglitz lesen werde? Schwierige Frage. Ich möchte Toni gerne mögen, aber sie macht es mir sehr schwer. Da "Tiefe Schuld" erst vor kurzem erschienen ist, wird es sicher noch eine Weile dauern, bis ein nächster Band veröffentlicht wird. Bis dahin habe ich mich vielleicht ausreichend mit Toni versöhnt, um ihr noch eine Chance zu geben. Falls sie dann aber wieder in ihre alten Verhaltensmuster zurückfallen sollte, wird es wohl die letzte gewesen sein.

Mein Fazit
Leider hat sich die Protagonistin nicht weiterentwickelt.

Bewertung vom 12.08.2017
Spectrum / August Burke Bd.1
Cross, Ethan

Spectrum / August Burke Bd.1


sehr gut

Geiselnahme in einem Unternehmen, das Schliessfächer vermietet. Aber die Verbrecher scheinen es nicht auf Geld abgesehen zu haben. Der FBI-Berater Burke soll herausfinden, worum es ihnen geht und wie man sie dingfest machen kann.

Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, wobei der Fokus häufig wechselt und in beinahe jedem Abschnitt woanders liegt. Darum ist es auch schwer, einen klaren Protagonisten zu nennen. Ist es Nic, der aus einer Mafiafamilie stammt, bei der Polizei arbeitet und unbedingt zum FBI möchte? Ist es Burke, der weit überdurchschnittlich intelligent ist, durch sein Asperger Syndrom aber Schwierigkeiten hat, im Alltag zu bestehen? Oder gar Krüger, der südafrikanische Söldner, der noch einen letzten Auftrag ausführen und sich danach zur Ruhe setzen will? Sie alle erhalten etwa gleich viel Platz im Buch, neben vielen weiteren Figuren, die mehr oder weniger intensiv betrachtet werden. Allen voran ist da wohl die südafrikanische Polizistin Isabel zu nennen, die im Thriller aber schlussendlich weniger Raum erhielt, als es der Einstieg andeutete. Bei so vielen Akteuren hatte ich oft Mühe, mir die Namen merken zu können, respektive die Namen wieder den Personen zuordnen zu können, wenn sie nach einer Weile wieder auftauchten. Am interessantesten fand ich jedenfalls Burke, der durch seine Schwierigkeiten im Sozialverhalten oft unfreiwillig komisch agierte. Dass er ein Superman zu sein scheint, der nicht nur alles weiss, sondern auch alles kann, überzeugte mich allerdings nicht wirklich.

Die Handlung besteht aus mehreren Strängen, bei denen erst spät klar wird, wie sie zusammenhängen. Die Geschichte ist sehr komplex aufgebaut, sodass der Thriller aufmerksam gelesen werden muss, um alles zu verstehen. Hier wäre wohl etwas weniger mehr gewesen, da doch einige Handlungsstränge angeschnitten werden, um dann doch im Sand zu verlaufen. Viele Wendungen führen nicht nur die Ermittler, sondern auch die Leser in die Irre, während regelmässig Cliffhanger zu einem "nur noch ein Kapitel, damit ich weiss, wie es weitergeht"-Sog führen. Das Tempo ist sehr hoch gehalten, was man auch daran merkt, dass die komplette Haupthandlung an einem einzigen Tag stattfindet. Das Ende ist einigermassen offen gestaltet und bereitet den Weg für einen Nachfolgerband, erschien mir aber ein wenig überhastet.

Der Schreibstil des Autors Ethan Cross lässt sich flüssig lesen. Da mir die Handlung und auch das neu eingeführte Team gut gefallen hat, werde ich den Nachfolgeband sicher auch lesen.

Mein Fazit
Sehr komplexer und temporeicher Thriller.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.08.2017
Mord im Cottage (eBook, ePUB)
Bednorz, Anna

Mord im Cottage (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Schriftstellerin Aoife zieht sich für eine Weile aus der Grossstadt Dublin in ein kleines Nest an der irischen Küste zurück, um neue Inspiration zu finden. Obschon sie unter einem Pseudonym schreibt und daher eigentlich niemand wissen kann, wer sie wirklich ist, tauchen bald Hinweise auf, dass sich ein Stalker auf ihre Fersen geheftet hat und ihre Bücher zerstört…

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive der Protagonistin Aoife erzählt. Zu Beginn ist nur wenig über sie bekannt, sodass ich lange am Rätseln war, was ihr in Dublin passiert war, bis dann im Laufe der Geschichte die Auflösung kam (die weit weniger spektakulär ist, als ich erwartet hatte). Aoife war mir sympathisch, blieb aber wie auch die anderen Figuren eher blass.

Während der Klappentext einen astreinen Regiokrimi erwarten lässt, dreht sich die Handlung mehr um Aoifes neues Leben auf dem Land und vor allem ihr Liebesleben. Der Stalker, respektive dessen Spuren, tauchen zwar immer wieder auf, nehmen aber nicht die Hauptrolle der Geschichte ein. So bleibt die Spannung leider grösstenteils auf der Strecke und beschränkt sich auf die Frage, wer denn nun der Drahtzieher hinter den "Büchermorden" ist. Auch die Katze, die im Untertitel so prominent erwähnt wird, spielt nur eine kleine Nebenrolle. Der Krimi-Teil enthält weder Gewalt noch Blut, sodass das Buch auch für sensible Leser und/oder Kinder geeignet ist. Aufgrund des starken Fokus' auf die Liebesgeschichte würde ich das Buch allerdings eher Frauen empfehlen, die auch ein Herz für Liebesgeschichten haben.

Der Schreibstil der Autorin Anna Bednorz lässt sich flüssig lesen, allerdings enthält das Buch einige Schreibfehler. Auch inhaltlich sind einzelne Widersprüche zu finden. Da hätte das Lektorat sorgfältiger arbeiten müssen. Die Beschreibung des Dorfes und dessen Bewohner vermögen zu überzeugen und auch an Humor hat die Autorin nicht gespart.

Mein Fazit
Schöne Liebesgeschichte mit wenig Krimi.

Bewertung vom 05.08.2017
Die Lieferantin
Beck, Zoë

Die Lieferantin


gut

Die "Lieferantin" beliefert London mit Drogen. Niemand weiss, dass die junge Ellie hinter diese Pseudomym steckt, die den Drogenhandel nicht aus finanziellen, sondern aus politischen Gründen betreibt. Im Post-Brexit England macht sie sich grosse Feinde, denn Drogenkonsum soll noch schärfer verfolgt werden als früher, während ihre Arbeit vor allem den anderen Drogenhändlern ein Dorn im Auge ist.

Die Geschichte wird in der dritten Person aus wechselnder Perspektive erzählt, dabei werden mehrere Handlungsstränge verknüpft. Die Handlung begleitet Mo, die ihre innere Leere mit Heroin zu überdecken versucht, auf ihren Begegnungen mit wachsendem Rassismus, Leigh, der für das Verschwinden eines Gangsters verantwortlich ist, Ellie, die den Drogensüchtigen wenigstens sauberen Stoff liefern will und Declan, der als Sprössling einer Drogenhändlerfamilie seinen Vater beeindrucken will, indem er gegen die "Lieferantin" vorgeht. Da die einzelnen Szenen aus Sicht des jeweiligen Protagonisten geschildert werden, erhält der Leser einen guten Einblick in die Gedanken und Gefühle der Protagonisten, sodass ich mich gut in sie hineinfühlen, wenn auch nicht immer ihr Vorgehen nachvollziehen konnte. So wirklich ans Herz gewachsen ist mit allerdings niemand, da alle Figuren mindestens eine Eigenschaft aufwiesen, die ich absolut inakzeptabel fand.

Die Geschichte selbst spielt in einer nahen Zukunft, in der der Brexit vieles am Leben auf der britischen Insel geändert hat. So hat sich der Rassismus stark ausgedehnt und dunkelhäutige Bürger müssen jederzeit damit rechnen, auf dem Arbeitsweg verprügelt zu werden. Drogen werden von der Politik als Ursache allen Übels angesehen und es wird geplant, Drogenabhängige von allen Leistungen des Gesundheitssystems auszuschliessen und wenn möglich hart zu bestrafen (das von der Autorin dafür geschaffene Wort "Druxit" wird leider erst spät erklärt, sodass ich lange nicht verstand, was damit gemeint ist). Und offenbar hat sich Schottland von England abgespalten, jedenfalls muss nun bei der Einreise aus England der Pass vorgezeigt und eine Sicherheitskontrolle passiert werden.

Während sich die Handlung oberflächlich in erster Linie um Drogenhandel zu drehen scheint, ist jedoch eine politische Dystopie in meinen Augen der wahre Handlungsträger. Was passiert, wenn Rechtsextremen freie Hand gelassen wird; wie passt sich das Leben der Bürger den politischen Gegebenheiten dann an? So interessant diese Fragestellung auch ist, leider hat das für mich nicht viel mit einem Thriller zu tun. So wartete ich bei der Lektüre ungeduldig, dass nun endlich der "Thrill" beginnen würde, und die "Lieferantin" Ellie sich auf die Flucht vor ihren Gegnern befindet, wie im Klappentext angekündigt. Doch dieser Aspekt spielt nur eine Nebenrolle, überdeckt vom "was wäre, wenn".

Der Schreibstil der Autorin Zoë Beck lässt sich flüssig lesen und ist gut verständlich, ohne zu einfach oder langweilig zu sein.

Mein Fazit
Interessantes dystopisches Politdrama, aber kein Thriller.

Bewertung vom 18.07.2017
Sieh nichts Böses / Kommissar Dühnfort Bd.8
Löhnig, Inge

Sieh nichts Böses / Kommissar Dühnfort Bd.8


sehr gut

In einem Park wird eine Leiche gefunden, die dort schon länger gelegen hat. Durch den Zeitablauf fällt es Kommissar Tino Dühnfort schwer, die Tat zu rekonstruieren und den Täter zu finden. Gleichzeitig läuft auch bei ihm zu Hause nicht alles so rund, wie es zunächst den Anschein gemacht hat.

"Sieh nichts Böses" ist bereits der 8. Krimi um die Polizisten Gina Angelucci und Tino Dühnfort. Die Bände sind jeweils in sich abgeschlossen und können auch einzeln gelesen werden. Das Privatleben entwickelt sich zwar von Band zu Band weiter, verstehen kann man aber auch die Nebenhandlungen gut ohne Vorkenntnisse.

Die Geschichte wird in der dritten Person in der Vergangenheit aus der Sicht eines allwissenden Beobachters erzählt. Die Handlung ist dabei aus mehreren Strängen aufgebaut. Neben dem Mordfall, den es aufzuklären gibt, spielt auch das Privatleben von Gina und Tino eine grosse Rolle, daneben Ginas eigener Kriminalfall (den der Leser allerdings nicht aktiv, sondern nur durch ihre Erzählungen mitverfolgen kann), der Alltag des Ehepaars Lindental sowie des Schuldenberaters Jasper Seyboth. Wie bei der Buchreihe üblich, zeigt sich im Laufe des Buches, wie die einzelnen Stränge zusammenhängen. Die Autorin Inge Löhnig versteht es dabei geschickt, ihre Leser immer wieder auf falsche Fährten zu locken, sodass die Beweise gegen einen Verdächtigen überwältigend erscheinen, mit der nächsten Spur dann aber alles wieder ganz anders erscheint. Als vorhersehbar würde ich den Krimi daher nicht bezeichnen, obschon ich schon einige (nicht viele) Seiten vor den Ermittlern auf den Täter gekommen bin.

In Inge Löhnigs Büchern spielt nicht nur der Krimi eine Hauptrolle, sondern auch das Privatleben der Ermittler und weiterer beteiligter Figuren. Vor allem in Bezug auf die beiden Protagonisten winkt die Autorin hier für meinen Geschmack allerdings etwas zu heftig mit der Moralkeule. Wer sich nicht vom Kriminalfall und den Ermittlungen ablenken lassen möchte, sollte sich bei der Wahl der Lektüre lieber anderweitig umsehen. In "Sieh nichts Böses" kann der Leser zudem, wie auch in den früheren Bänden der Reihe, die Tat teilweise beobachten. Dabei geht es meist mehr um das "warum" als um das "wer und wie". Die vielen Figuren haben mich teilweise etwas verwirrt, bis ich im Griff hatte, wer wer ist und was er mit der Geschichte zu tun hat.

Mein Fazit
Spannender Krimi mit viel Privatleben

Bewertung vom 08.07.2017
Darcy - Der Glückskater und der Geist von Renfield Hall (eBook, ePUB)
Schulz, Gesine

Darcy - Der Glückskater und der Geist von Renfield Hall (eBook, ePUB)


gut

Darcy ist ein dreifarbiger Glückskater und auf Reisen. Alle paar Wochen oder Monate schaut er bei jemand anderem vorbei und bleibt dort eine Weile. Dieses Mal trifft es die junge Witwe Freda, die alleine in ihrem grossen Haus lebt und nicht weiss, wie sie dessen Unterhalt bezahlen soll…

Die Geschichte wird in der dritten Person aus wechselnder Perspektive erzählt. Freda und Darcy (ja, einige Kapitel werden aus der Sicht der Katze erzählt) kommen dabei am häufigsten zu Wort. Dabei fand ich Darcys Kapitel allerdings oft etwas zäh zum Lesen, da sie meistens das vorherige Kapitel noch einmal wiederholten, nur aus anderer Sicht. Das fand ich nur sehr bedingt unterhaltsam. Sehr viel tut der titelgebende Kater im Roman allerdings nicht, in erster Linie frisst er leckere Mahlzeiten und liegt in der Gegend rum, wie es Katzen nun mal tun. Er bleibt auch eher eine Randfigur und hat mit der eigentlichen Handlung kaum etwas zu tun. Die Hauptrolle spielt klar Freda, die mir sofort sympathisch war, aber auch etwas blass blieb.

Anhand des Klappentexts hatte ich (aus welchen Gründen auch immer), auf einen Krimi geschlossen und auch durch fast das ganze Buch hindurch auf den Beginn der Krimihandlung gewartet. Wirklich enttäuscht war ich nicht, als eine solche nicht eingesetzt hat, aber ich hätte mich dennoch darüber gefreut. So habe ich einen lockeren, ziemlich kurzen Roman erhalten, der da Leben einer Witwe in ihrem Herrenhaus beschreibt. Durchaus unterhaltsam, aber ich bezweifle, dass mir die Geschichte lange im Gedächtnis bleiben wird, da sie nicht wirklich etwas Besonderes an sich hat.

Der Schreibstil der Autorin Gesine Schulz lässt sich flüssig lesen, sodass sich das Buch auch aufgrund seiner geringen Seitenanzahl gut mal zwischendurch lesen lässt, wenn man Lust auf etwas Unterhaltung ohne Aufregung hat.

Mein Fazit
Kurzweilig, aber eher inhaltsarm.

Bewertung vom 21.06.2017
Dem Kroisleitner sein Vater / Polizeiobermeister Frassek Bd.1
Schult, Martin

Dem Kroisleitner sein Vater / Polizeiobermeister Frassek Bd.1


gut

¨ Im kleinen Dorf St. Margrethen in der Steiermark wird der 104jährige Alois Kroisleitner tot aufgefunden. Alles deutet auf Mord hin. Doch wer hätte ein Motiv gehabt, den alten Mann umzubringen?

Die Geschichte wird aus der Sicht eines allwissenden Beobachters erzählt, der Einblick in die Gedanken und Gefühle aller Figuren hat. So wird munter zwischen den Figuren hin- und hergewechselt und der Leser erfährt über alle etwas.

Die Handlung besteht im Grunde aus drei Strängen, die jedoch alle miteinander verbunden sind. Da ist einerseits der titelgebende Karl Kroisleitner, der mit dem Tod seines Vaters und dem schlechten gesundheitlichen Zustand zurecht kommen muss. Ein weiterer Strang dreht sich um den berliner Polizisten Frassek, der ebenfalls vor kurzem seinen Vater verloren hat, ständig mit seiner Ex-Frau streitet und zu allem Überfluss noch Ärger mit seiner pubertierenden Tochter hat. Drittens geht es um die junge Emma, die ihre erfolgreiche Musikkarriere in England als Amy (mit dickem Lidstrich und schwarzem Beehive, sie heisst aber nicht Winehouse) an den Nagel hängt und in ihr Heimatdorf zurückkehrt. Daneben gibt es noch viele weitere Figuren mit ihren eigenen Problemen, die ich hier aber aus Platzgründen nicht alle aufzählen mag.

Wie meine Aufzählung der Handlungsstränge erahnen lässt, spielt der Kriminalfall eine eher untergeordnete Rolle. Zumindest der Fall, der sich um den Tod des alten Kroisleitners dreht, denn der ist nicht der einzige, der hier aufgeklärt werden muss. Viel Raum hingegen erhalten die Figuren und das Dorfleben, durch das sich Frassek kämpfen muss, um den Überblick zu erhalten, sodass ich das Buch eher als Millieustudie mit Krimi-Elementen bezeichnen möchte und weniger als „reinrassigen“ Krimi.

Der Schreibstil des Autors Martin Schult lässt sich flüssig lesen, die vielen Namen und stellenweise mundartlichen Dialoge liessen mich allerdings zwischendurch etwas ins Stocken kommen.

Mein Fazit
Wenig Krimi, viel Steiermark

Bewertung vom 29.05.2017
Die Rebellin / Stormheart Bd.1
Carmack, Cora

Die Rebellin / Stormheart Bd.1


sehr gut

Die Prinzessin Aurora stammt aus einer Familie, die mit magischen Kräften Stürme beeinflussen kann. Doch ihr scheint jede Magie zu fehlen, weshalb sie verheiratet werden soll, um diesen Umstand zu verstecken. Am Vorabend ihrer Hochzeit flieht sie aus dem Palast und schliesst sich einer Gruppe von Sturmjägern an.

Die Geschichte wird in der dritten Person in der Vergangenheit erzählt, zum grössten Teil aus der Sicht von Aurora und dem jungen Sturmjäger Lock. Kurze Abschnitte werden jedoch auch aus anderer Perspektive geschildert, beispielsweise aus der von Auroras Dienerin Nova. Aurora war mir gleich sympathisch. Sie weiss zwar nicht immer, was sie will, aber immerhin weiss sie genau, was sie nicht will. Sie mag keine Prinzessin sein und immer nur dem Hofprotokoll folgen, sie will ihre eigenen Entscheidungen treffen können und der Welt zeigen, dass sie sich auch gut selbst beschützen kann. Sie findet kaum etwas schlimmer, als sich schwach und hilflos zu fühlen. Allerdings geht sie teilweise etwas gar naiv an die Dinge heran. Den männlichen Protagonisten Lock scheint ein Geheimnis zu umgeben, das wohl erst in den Nachfolgebänden gelüftet werden wird.

Die Handlung ist zu eine gewissen Grad vorhersehbar, wird aber trotzdem nie langweilig. Eine Welt, in der die Menschen Stürme beeinflussen und ihnen das Herz herausreissen können, war mir bisher noch nicht bekannt und erschien mir originell. Allerdings nimmt für meinen Geschmack in der zweiten Buchhälfte die obligate Liebesgeschichte einen etwas zu grossen Part ein, weshalb ich das Buch eher weiblichen Lesern empfehlen würden (oder wenn, dann nur männlichen mit einer ausgeprägten romantischen Ader). Da "Stormheart – Die Rebellin" der Auftaktband einer Trilogie ist, ist die Handlung nicht in sich abgeschlossen, sondern endet relativ offen, um die Leser neugierig auf die beiden Nachfolgebände zu machen. Der Verlag empfiehlt das Buch ab 14 Jahren, was ich für eine gute Richtlinie halte. Die Brutalität hält sich stark in Grenzen, zu expliziten Sexszenen kommt es nicht.

Der Schreibstil der Autorin Cora Carmack liesst sich flüssig, allerdings erschienen mir die Dialoge zeitweise etwas zu modern für die doch eher mittelalterlich geprägte Welt, in der die Geschichte spielt.


Mein Fazit

Interessante Handlung mit sympathischer Protagonistin. Ich freue mich schon auf den nächsten Band.