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Benutzername: 
carowbr
Wohnort: 
Rheinland-Pfalz

Bewertungen

Insgesamt 154 Bewertungen
Bewertung vom 30.01.2023
Die Perfektionen
Latronico, Vincenzo

Die Perfektionen


sehr gut

Die Protagonisten Anna und Tom sind nach Berlin gezogen und führen dort ein Leben, welches sich als lebensechtes Pinterest-Board eines jeden Millennials beschreiben lässt. Zwischen Frühstücksbowls und Galerieeröffnungen stellt sich ihnen irgendwann die Frage, ob das jetzt alles gewesen ist.

Durch den beschreibenden Erzählstil lässt der Autor vor dem inneren Auge sofort eine Welt entstehen, in die man detailgetreu eintauchen kann. Er entwickelt eine realistische Momentaufnahme des Lebens in Berlin, wodurch das Buch nicht so sehr von Anna und Tom im speziellen handelt, sondern eher den Lifestyle einer Generation im Gesamten portraitiert. Besonders viel erfährt man nicht über die beiden, eher sind sie Stellvertreter einer Kultur des sich-treiben-lassen, alles ausprobieren wollen, etwas links und grün sein, jedoch die Annehmlichkeiten des schönen Lebens nicht missen möchten, individuell sein, aber dennoch mit dem Trend gehen. Wenn auch die Protagonisten auf der Suche nach dem tieferen Sinn sind, ist der Stil nicht rastlos, er beschreibt eine Lebensweise auf das genaueste, ja seziert sie fast in ihren kleinsten Bestandteilen. Dies macht das Buch aus und man findet sich in einer Welt wieder, die man als regelmäßige:r Social Media Nutzer:in bereits zu kennen scheint, aber nie auf diese Weise analysiert und hinterfragt hat. Dabei ist die Erzählung weder wertend noch lebensverändernd, aber eröffnet doch neue Perspektiven. Zusätzlich ist es eine Ode an das Stadtleben mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten, offenen Galerien, Cafés, lockeren Bekanntschaften und spontanen Einfällen, wie man sie nur in jungen, ungezwungenen Jahren erleben kann.
Trotz des kurzen Lesevergnügens (125 Seiten) eine abwechslungsreiche, tiefgründige Erzählung, für Menschen in ihren 20ern und 30ern geeignet und für jene, die ganz in das Lebensgefühl einer anderen Generation eintauchen möchten.

Bewertung vom 11.01.2023
Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


ausgezeichnet

Während Patrick Hedström in mehreren Mordfällen ermitteln muss, recherchiert Erica Falck für ihr neues Buch im Stockholm der 80er Jahre. Nach und nach stellt sich heraus, dass die Geschehnisse miteinander in Verbindung stehen..

Auch der 11. Fall des Ehepaars läuft nach dem üblichen Schema, bei dem jeder in seinem Metier ermittelt und sich für die Leser:innen nach und nach ein Gesamtbild ergibt. Ich habe bereits einige Bücher der Reihe gelesen und habe mich daher auf diesen Band gefreut.
Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Story ist spanned bis zu den letzten Seiten, immer wieder gibt es unerwartete Wendungen oder Erkenntnisse. Ermittelt wird dieses Mal in der Literatur- und Kunstszene, in Familien der Oberschicht, die ihre Geheimnisse gerne verschwinden lassen würden. Zusätzlich erfährt man in Rückblenden immer mehr über Lola's Leben in den 80er Jahren und kann so fleißig miträtseln. Die Personen werden realistisch beschrieben und man taucht durch die nahhbare Schreibweise direkt in die Geschichte ein. Erica und Patrick als Sympathieträger stehen mit ihrer Familie im Vordergrund der Erzählung, aber auch über die anderen Ermittler:innen erfährt man immer wieder Privates. So hat man neben den Grausamkeiten der Mordfälle immer auch schöne Momente, die einen beim lesen zum schmunzeln bringen, mitfühlen lassen oder das Herz erwärmen. Für mich bringen die Bücher genau das mit, was ich mir von einem Krimi erwarte: spannende Mordfälle und Verwicklungen, beschauliches Dorfleben, hinter dem die Abgründe lauern und sympathische Ermittler:innen - ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

Bewertung vom 10.01.2023
Mensch ohne Hund
Nesser, Håkan

Mensch ohne Hund


sehr gut

Wie immer bei Håkan Nesser zieht sich die Geschichte etwas in die Länge und die Auflösung des Falles kommt nur langsam voran, dafür sind die menschlichen Abgründe dieses Mal umso tiefer.
Teilweise fast philosophisch entspannt sich die Erzählung über eine Familie, die zwar nach außen normal scheint, deren Beziehungen jedoch zerklüftet sind.
Barbarotti beweist wie immer seinen guten Spürsinn und Håkan Nesser sein Schreibtalent.

Bewertung vom 10.01.2023
Nacht ohne Schatten / Kommissarin Judith Krieger Bd.3
Klönne, Gisa

Nacht ohne Schatten / Kommissarin Judith Krieger Bd.3


gut

Die Suche nach dem Mörder entwickelt sich in viele Richtungen und wurde mir irgendwann zu unübersichtlich. Es passiert viel, es wird an allen Ecken und Enden ermittelt und zusätzlich verfolgt man mehrere handelnde Personen, die alle ihre eigene Agenda haben.
Gestört hat mich auch dieses Bild der kaputten Ermittlerin, die ihr Privatleben und ihre Emotionen nicht hinten anstellen kann, was man in 80% der Krimis hat.
Spannend war die realistische Darstellung unseres gesellschaftlichen Frauenbildes und die Thematik der Gewalt gegen Frauen, was die Kommissarin und die Leser hilflos zurücklässt.

Bewertung vom 10.01.2023
Projekt Lightspeed
Miller, Joe;Sahin, Ugur;Türeci, Özlem

Projekt Lightspeed


sehr gut

Eine chronologische Aufarbeitung der Entwicklung des ersten COVID-19-Impfstoffes, welche vor allem die beiden Wissenschaftler von Biontech, Özlem Türeci und Ugur Sahin, in den Mittelpunkt rückt. Spannende Einblicke in die Entwicklung, politische Hürden, private Momente und Erinnerungen, und natürlich der wissenschaftliche Hintergrund - all das wird in diesem Buch dargestellt.
Für den Laien war es mir zwischenzeitlich zu wissenschaftlich, hier habe ich dann nur überflogen.

Bewertung vom 10.01.2023
Ein ganzes Leben
Seethaler, Robert

Ein ganzes Leben


weniger gut

Die Lebensgeschichte des Protagonisten konnte mich leider nicht fesseln, dies lag zum einen am Schreibstil, aber auch an dem für mich belanglosen Inhalt. Ich habe die Quintessenz dieser komprimierten biografischen Erzählung nicht greifen können. Dazu war die Erzählweise eintönig und auf eine nichts-sagende Weise philosophisch angehaucht, wenn auch ohne tieferen Sinn.

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Bewertung vom 10.01.2023
Allmen und die Libellen / Johann Friedrich Allmen Bd.1
Suter, Martin

Allmen und die Libellen / Johann Friedrich Allmen Bd.1


gut

Die Hauptperson dieses Romans empfand ich beim lesen als dermaßen unsympathisch, dass ich den ausschweifenden Erzählungen über die Belanglosigkeiten seines Lebens nicht länger als nötig folgen wollte. Aufgrund der begrenzten Anzahl der Seiten habe ich mich dann doch dazu durchgerungen, das Buch bis zum Ende durchzulesen, auch in der Hoffnung, eventuell doch noch überzeugt zu werden. Tatsächlich nahm die Geschichte noch Fahrt auf und die interessante Story überwog die unangenehmen Persönlichkeitsbeschreibungen des Protagonisten, sodass ich noch 3 Sterne geben würde.

Bewertung vom 10.01.2023
Das wunderbare Weihnachtshotel
Schaler, Karen

Das wunderbare Weihnachtshotel


gut

Weihnachtsroman nach dem typischen Schema. Eine leichte Lektüre um in Weihnachtsstimmung zu kommen, wenn man nicht besonders viel erwartet. Die Story ist vorhersehbar, die beschriebenen Situationen wirken künstlich und überfrachtet mit nicht vorhandener Tiefe. Die Figuren sind klischeehaft, der Schreibstil sehr einfach. Bei einer Lektüre wie dieser ist dies allerdings zu erwarten, daher gibt es 3 Sterne.

Bewertung vom 10.01.2023
Je tiefer das Wasser
Apekina, Katya

Je tiefer das Wasser


gut

Mein Interesse an diesem Buch wurde vor allem durch das schöne Cover geweckt.
Inhaltlich gesehen war mir bis zur Hälfte des Buches nicht ganz klar, worauf es hinausläuft. Ohne zu spoilern kann man vor allem von einer Geschichte sprechen, welche die Themen generationales Trauma, psychische Erkrankungen, belastende Familiensituationen, Missbrauch und auch Suizid behandelt.
Der Erzählstil der Autorin ist roh und taucht ganz ein in die Gefühlswelten der handelnden Personen. Die Geschichte hat mich zwar aufgrund ihres aufwühlenden Inhaltes beeindruckt, wirklich angenehm war mein Leseerlebnis jedoch nicht.

Bewertung vom 14.11.2022
Frau in den Wellen
Kramlovsky, Beatrix

Frau in den Wellen


gut

Kind oder Karriere - vor dieser Entscheidung stehen viele Frauen in ihrem Leben. Für Joni funktioniert beides, bis sie zum öffentlichen Ziel wird.

Die zugrundeliegende Thematik ist spannend, keineswegs frei von Vorurteilen und stellt auch heute noch ein beliebtes Diskussionsthema dar. Darauf beschränkt sich der Roman jedoch nicht, sondern schneidet viele weitere gesellschaftsrelevante Themen an. Dies habe ich im Verlauf als immer störender empfunden, da so keine der Themen in der Tiefe, sondern aufgrund der Masse nur noch oberflächlich behandelt wurden. Denn eigentlich gelingt Joni durch zahlreiche Unterstützung im Alltag das Zusammenspiel aus Kind und Karriere sehr gut, wodurch sie durchaus eine Inspiration sein könnte. Bei diesen zahlreichen Beziehungen kann man keine Entwicklung beobachten, sondern sieht immer nur Ausschnitte, zu denen man im Schnelldurchlauf eine Entstehungsgeschichte vorgelegt bekommen hat. Dadurch wirkt die Schilderung ihres Lebens rastlos, wie eine Aneinanderreihung von Ereignissen und Personen ohne dass man als Leser:in eine Entwicklung verfolgen könnte. Vor allem gegen Ende verzettelt sich der Roman in seinen Erzählsträngen, und die eigentliche Thematik des Cybermobbings läuft nur noch so nebenher.

Für den angenehmen Lesefluss war es mir eine Erzählart zu viel, der Sinn der drei Stilmittel hat sich mir auch bis zum Schluss leider nicht erschlossen und die Geschichte unnötig überladen. Der Schreibstil an sich war eindringlich und nah dran am Innenleben der Personen, wenn auch Joni mir bis zum Ende nie ganz nah kommen konnte.

Leider muss ich daher zusammenfassend sagen, dass dies kein Buch für mich war, ich war froh, als ich es durch hatte. Dennoch fand ich einige Gedankengänge spannend und entlarvend, wie tief verankert gewisse Rollenverteilungen und -zuschreibungen doch sind.