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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 06.02.2024
Fred in der Eiszeit
Tetzner, Birge

Fred in der Eiszeit


ausgezeichnet

Wenn man plötzlich 40000 Jahre vor der eigenen Zeit lebt, braucht man Freunde

Fred ist der junge Erforscher, der in so manch andere Zeit zurückversetzt wird. Diesmal nimmt er gerade an einer Höhlentour auf der Schwäbischen Alb teil, als er plötzlich, nur durch einen Feuerrfunken, 40000 Jahre zurück, in einer Eiszeit landet. Das ist eigentlich gar nicht gut, denn wie will ein Junge von heute in dieser unwirtlichen Welt überleben, Nahrung finden, sich gegen Tiere verteidigen und der Kälte trotzen. Doch er hat Glück und trifft auf Bo und dessen Schwester Lu. Die Drei werden schnell Freunde und Fred lernt das harte Leben zu dieser Zeit kennen. Teilweise wird es auch richtig gefährlich, aber zusammen schaffen sie das. Obwohl, als sie auf einen Höhlenlöwen treffen, könnte das auch nicht gut ausgehen.
Eine tolle und auch spannende Geschichte, begleitet von direkten und indirekten Informationen zur Eiszeit vor 40000 Jahren und jeder Menge interessanter zusätzlicher Fakten, das macht dieses Buch aus. Es wird auf eine sehr lockere Art Wissen vermittelt, das Interesse von Kindern geweckt für eine Zeit, die schon so lange vergangen ist und von der man heutzutage doch eher weniger hört. Aber hier funktioniert die Kombination von echtem Geschehen und Lernen perfekt und aus Lernen sollen wird auf eine ganz leichte natürliche Art die Lust darauf. Und die schön gestalteten Bilder dazu, die oft über eine ganze Seite gehen, sie machen alles noch viel lebendiger und präsenter wie das allein durch die Sprache möglich wäre.
Ganz viel Wissen, toll verpackt, machen zudem Lust auf mehr, auf mehr Abenteuer zu Zeiten, von denen wir leider inzwischen nicht mehr so viel vermittelt bekommen. Und weil die Erwachsenen, wenn sie in ihrem Gedächtnis kramen, merken, das da nicht sehr viel parat ist zu diesen uralten Zeiten, ist ein Mitlesen hier eine gute Sache.
Wohin Freds nächste Reise geht, schauen wir mal. Auf jeden Fall lohnt es sich, dann wieder mit dabei zu sein.

Bewertung vom 31.01.2024
Die Insel des Zorns
Michaelides, Alex

Die Insel des Zorns


ausgezeichnet

Spannend, temporeich und verbunden mit vielen Wendungen, bis zum Ziel

Eine kleine griechische Insel, sieben mehr oder weniger eng verbandelte Personen, eine beklemmende sturmdurchzogene Atmosphäre und dann, der Mord. Das Szenario ist verheißungsvoll, nach altbekanntem Muster, denkt man sich. Doch es wird sich zeigen, es kommt anders. Und das beginnt schon damit, dass uns gleich zu Beginn der Mann begrüßt, der uns hier, als einer, der direkt dabei war bei dieser Mordtragödie, als Erzähler durch das Geschehen führt, rückblickend natürlich. Er kommt sehr munter daher, schweift auch ganz gerne mal ab von der direkten Handlung und ergießt sich in Eigenem. Das ist aber gar nicht schlimm, sondern nur der Anfang der Außergewöhnlichkeiten, die man so bei einem mit Thrillerelementen durchgetakteten Kriminalroman nicht erwarten würde. Mit langsamem Kennenlerntempo wird man herangeführt, an die einzelnen Charaktere, lässt die Spannung kommen bis es dann irgendwann einer weniger ist. Und dann geht es rund. Aber natürlich nicht Schritt für Schritt geradeaus, nein, so viele Wendungen, falsche Fährten, manchmal auch bewusst für die Leser gelegt, den Eindruck hat man zumindest, erlebt man selten bei einer 'Mordermittlung'. Da heißt es schon, dabeibleiben. Aber das tut man auf jeden Fall, denn diese Geschichte ist nicht nur spannend. Es macht auch einfach Spaß, sich mitnehmen zu lassen auf diesen Ritt, den der Autor hier für uns kreiert hat.
Klasse Leseunterhaltung für Krimifans und für alle anderen auch.

Bewertung vom 31.01.2024
Notizen zu einer Hinrichtung
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung


ausgezeichnet

12 Stunden bis zur Hinrichtung und die beschadeten Menschen, die zurückbleiben

Ansel Packer hat gemordet und nun ist es soweit. Man hat ihm seine Hinrichtung mitgeteilt. Der Countdown läuft. Ansel ist ruhig und aufgewühlt zugleich, denn so gerne würde er der Welt erklären, Verständnis erfahren für das, was geschehen ist. Die Uhr tickt und man bekommt Gelegenheit, diesen Mann zu begleiten, duch diese letzten Stunden, einen Einblick zu bekommen, in sein innerstes Sein. Doch hierauf liegt nicht der Hauptfokus in dieser Erzählung. Die Autorin stellt einen anderen Aspekt in den Vordergrund. Was hat dieser Mann, der Sohn, der Tatverdächtige, auf seinem Lebensweg, auf dem Weg durch seine Taten, in all der Zeit, die die Ermittlungen zu seiner Ergreifung angedauert haben, ausgelöst, was hat er den Seelen der Frauen angetan, die ihm sehr nahe waren oder gekommen sind. Seine Mutter, die Ermittlerin, die Opfer, wie sind sie gegebenenfalls zurückgeblieben, mit welchen Beschädigungen müssen sie weiterleben. Ist eine Art Befreiung möglich, ein Leben, das ganz und gar ihres ist. Wie das aufgegriffen wird, wie man tief hineinsieht in die Seelen dieser Frauen, die irgendwie alle Opfer sind, das ist intensiv und sehr berührend. Und es ist beeindruckend aufgearbeitet für uns Leser. Und auch die Varibilität der unterschiedlichen Perspektiven trägt seinen Teil dazu bei, um diesen Roman zu etwas Großem zu machen
Ein beeindruckendes Buch, dem man sich unbedingt annehmen sollte. Es bietet Intensität und Tiefe. Und das Verarbeiten danach bleibt nicht aus.

Bewertung vom 26.01.2024
Tegan and Sara: Junior High - Chaos im Doppelpack
Quin, Sara;Quin, Tegan

Tegan and Sara: Junior High - Chaos im Doppelpack


ausgezeichnet

Mitten hinein in den Sturm der Jugend, im Zwillingsdoppelpack und sehr authentisch

Die eineiigen Zwillinge Tegan und Sara, in und über Kanada hinaus ein bekanntes Musikerduo, erzählen eine Geschichte. Leicht abgewandelt und in der Gefühlswelt Jugendlicher sehr authentisch ist es die ihre, als sie nach einem Umzug die Schule wechseln müssen. Neue Umgebung, Selbstbehauptung in dem diversen Pool der neuen Mitschüler, ein bisschen Liebe und natürlich das eigene Gefühlschaos, das mit der Pupertät und dem Erwachsenwerden so einhergeht, das ist heftig, turbulent und mit jeder Menge Höhen und Tiefen angefüllt.Und wenn man zudem, so nahe miteinander verbunden, in getrennte Klassen geschickt wird, dann macht das diese Zeit, nicht gerade leichter.
Diese Geschichte, die ist einfach toll, wunderbar echt rübergebracht in dieser besonderen Graphic Novel-Form, in der die Bilder eben nicht mit Farbe überfrachtet sind und es einem so noch viel mehr Fokussierung auf die Personen und die Handlung selbst erlaubt. Als jugendlicher Leser fühlt man sofort eine Verbindung zu dem, was diese zwei jungen Menschen hier erleben. Und das Buch macht auch ein bisschen Mut, das dies eben jedem so geht und das es okay ist, wenn es in der eigenen Gefühlswelt in mehr wie einem Bereich mal eine Weile ganz schön drunter und drüber geht.

Bewertung vom 26.01.2024
Als Zofe küsst man selten den Traumprinz (oder doch?) / #London Whisper Bd.3 (1 MP3-CD)
Ley, Aniela

Als Zofe küsst man selten den Traumprinz (oder doch?) / #London Whisper Bd.3 (1 MP3-CD)


sehr gut

Noch einmal alles geben und dann nach Hause

Zoe ist als Zeitreisende in der Regency-Zeit gelandet und hat hier als Zofe die Sichtweise ihrer jungen Herrin und deren Freundinnen ziemlich aufgemischt. Das eröffnet diesen ganz neue Perspektiven für ihre Rolle als Frau in der Gesellschaft. Und, nun ja, auch mit ihren Kreatitionen in der Mode hat sie Begeisterung ausgelöst und Mut zu Neuem verbreitet. Doch jetzt will sie, natürlich zusammen mit ihrem Hayden, der ebenfalls Zeitreisender ist, zurück in ihre eigene Zeit und dort ihre Liebe auf die ganz normale, im Vergleich doch sehr entspannte Art, leben. Aber das ist gar nicht so einfach und da ist noch ein heftiges Abenteuer zu bestehen. Denn es gibt da jemand, der ihrer beider Rückreiseplan vereiteln und das Ganze für sich ausnutzen will. Also wird es auch beim letzten Teil dieser Trilogie noch einmal richtig spannend.
Eine sehr einfallsreiche Fantasygeschichte findet hier ihren Abschluss und sie ist, wie schon die beiden Vorgänger, perfekt auf Augenhöhe für das jugendliche Publikum. Es geht um genau die Dinge, die bei diesen so Thema sind und natürlich um die Liebe. Und, sehr gut gemacht, die Geschichte ist auch durchzogen davon, wo die Rolle der Frau angesiedelt und wie eingegrenzt sie war, in der damaligen Gesellschaft. Dies wird in kleinen Schritten aufgebrochen und das beginnt im Kopf. Funktioniert zu jeder Zeit und das kommt hier sehr gut rüber.
Also ich fand es gut. Und die Hörbuchfassung steht dem Buch in nichts nach.

Bewertung vom 12.01.2024
Angriff der Molchgehirne / Battle of Schools Bd.1 (3 Audio-CDs)
Röndigs, Nicole

Angriff der Molchgehirne / Battle of Schools Bd.1 (3 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Zwei verfeindete Schulen und eine supertolle lustige Geschichte dazu

Für Jo ist ein Umzug angesagt und das bedeutet auch eine neue Schule. Die Meisten würden nicht gerne so ganz neu anfangen, aber Jo ist richtig froh darüber. Er ist ein toller Sänger, hat auch eine Auszeichnung dafür bekommen, aber seine Mitschüler an der alten Schule haben ihn dafür verspottet. Das war ziemlich schlimm. Und so soll jetzt alles besser werden. In der Stadt gibt es zwei Schulen mit unterschiedlichem Schwerpunkt, die Naturwissenschaften sind es an der einen, Musik an der anderen. Natürlich entscheidet sich Jo gegen das Musikalische, denn damit möchte er erst einmal nichts mehr zu tun haben. So wird es die Emmy-Noether-Gesamtschule und Jo glaubt, jetzt wird alles gut. Doch weit gefehlt, denn die beiden Schulen sind regelrecht verfeindet, spielen sich ständig böse Streiche und Jo ist nun mitten drin. Und als dann noch ein Musical-Wettbewerb ausgerufen wird und die Gewinner-Schule als Preis ein neues Schwimmbad bekommt, ist auch die Musik wieder da, denn Jo soll es rausreißen, da seine neue Schule durch ihre Ausrichtung auf Naturwissenschaften schon ziemlich im Nachteil ist.
Was für ein lustiges Buch, es geht zwar auch ziemlich heftig zu, Streich um Streich, Gezerre und das immer dagegen sein, aber es passt gerade so, dass nie eine Grenze überschritten wird. Es bleibt spaßig. Und angenehm unterschwellig klingen auch Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt und Fairness an, die der Geschichte ein gutes Gerüst verschaffen und der Leserschaft, neben jeder Menge Lachen, ein gutes Gefühl.
Und wenn es euch gefallen hat, - wird es bestimmt - , dann darf auch verraten werden, es geht weiter. Band 2 ist schon auf der Zielgeraden und die letzten Seiten geben schon mal einen Vorgeschmack darauf, der auch zeigt, keine Angst, es wird nicht zu kuschelig zwischen den Schülern. Neues Ungemach ist im Anmarsch,. Aber auch da findet sich dann bestimmt wieder eine Lösung, mit der wir alle leben können. Bis dann.

Bewertung vom 08.01.2024
Angst um Alafair
Burke, James Lee

Angst um Alafair


ausgezeichnet

Dave-Robicheaux, sein 20. Fall und die extrem raue Südstaatenwelt

Dave-Robicheaux hat es mit Frau und Tochter Alafair nach Montana verschlagen. Zusammen mit seinem Freund Clete und dessen Tochter Gretchen will er hier Urlaub machen, auf einer abgelegenen Farm weit außerhalb. Doch dann wird Alafair fast von einem Pfeil getroffen. Für sie fühlt sich das an, als ob der brutale Serienmörder Asa Surrette auferstanden ist, von den Toten, obwohl eigentlich feststeht, dass dieser bei einem Gefangenentransport ums Leben kam. Und auch der Mord an der Enkelin eines dort ansässigen Milliardärs gibt Rätel auf. Auf jeden Fall ist die Lunte, die Dave Robicheauxs Ermittleraktivitäten zum Brennen bringt, bei der Bedrohung der eigenen Familie kurz und so stürzen sich die Männer und die Töchter dazu mitten hinein in diesen Pfuhl der Unbeschreiblichkeiten.
Dies ist, ganz klar, ein echter Burke, der das Flair der Südstaaten rüberbringt wie kein Zweiter. Hier ist es rau, die menschliche Zivilisation tickt anders und das ausführende Organ der Staatsgewalt, darauf wartet hier keiner. Man bereinigt Dinge selbst, eine Waffe hat jeder im Anschlag, die Guten und die Bösen. Und gewinnen tun meistens der Stärkeren. Mit sowas kennt sich Dave Robicheaux aus. Krimi ist relativ wenig vom dem, was hier passiert. Selbst als Thriller werden Grenzen gesprengt. Spannung pur, auf jeder verdammten Seite und die Brutalität und Gewalt, die sich durch diese Geschichte pflügt, hat, selbst im Burke-Universum, schon ziemlich die obere Spitze erreicht. An diesem extremen Erleben führt kein Weg vorbei, wenn man sich entscheidet, hier dabei zu sein.
Für alle, die, wahrscheinlich Robicheaux-erprobt, sich seinen 20. Fall nicht entgehen lassen wollen, in alter neuer Manier, echt stark.

Bewertung vom 08.01.2024
Die Frau, die es nicht mehr gibt
Nielsen, Maiken

Die Frau, die es nicht mehr gibt


ausgezeichnet

Das Flair der Provence, junges Leben sucht seinen Weg und ein großes Geheimnis

Alex hat gerade das Abitur hinter sich bebracht und will sich nun eine Auszeit nehmen. Ein Jahr gibt sie sich fürs Reisen, quer durch Europa und auch dafür, sich selbst zu erkunden und was sie aus ihrem Leben machen will. Mit der Kamera immer im Anschlag landet sie schließlich ein einem französischen Dörfchen, in der herrlichen Provence, weit ab von dem, was sich in dieser Zeit, in den 1980er Jahren, so regt in Deutschland, in Europa und auch in der Welt. Und das ist nicht ohne. Der RAF-Terrorismus ist sehr präsent und von den in Europa aufgestellten Atomraketen stehen gleich welche nebenan. Aber an diesem herrlichen Fleckchen Erde, hier hat sich im Laufe der Zeit eine bunte Menschenschar eingefunden, Suchende aller Art und auch soche, die nicht gefunden werden wollen, sind mit dabei. Und Alex findet hier ihr zwar nicht sehr langes, aber unvergessenes Glück. Sie lernt die gleichaltrige Mado kennen, die ihr eine Bleibe anbietet und sehr schnell bildet sich aus ihnen beiden und Mados Freunden Loic und Fantomas eine inspirierende freundschaftlich verbundene Gemeinschaft, die alles teilt. Und für Alex tut sich zudem eine langsam wachsende große Liebe auf. Auch in dieser abgeschotteten Blase hat man sein Päckchen zu tragen, aber man ist ja nicht allein. Doch Mado hütet ihr Geheimnis still und eines Tages ist sie verschwunden. Erst 30 Jahre später wird Alex und so auch den Lesern das Geheimnis rund um die Frau, die es nicht mehr gibt, offenbart. Und darauf hat man ja schließlich gewartet, die Andeutungen aus der damaligen Zeit schwirren einem unentwegt im Kopf herum, Und dann. Alex trifft auf diese Frau, die Mado einst war und sie erfährt die Hintergründe. Die immer wieder angeklungenen politischen Geschehnisse, sie finden nun ihren Weg 'ins Licht' und ein Schock ist es schon.
Dieser Roman ist, ganz vorne weg, leicht und voller Atmosphäre, sehr unterhaltsam und durch diese kleine Gruppe Menschen so lebhaft und auch spannend dargeboten, dass es eine wahre Freude ist. Und dann ist da noch etwas, etwas Bedrohliches, eine große düstere Wolke, die darauf wartet, die Sonne zu verdunkeln. Das erzeugt ein beständiges zusätzliches Prickeln und die Erkenntnis, das dieses Buch letztendlich doch etwas anders ist und so des Lesens doppelt wert. Denn die Frau, die es nicht mehr gibt hat es wahrlich in sich und ohne ihr Geheimnis zu erfahren geht hier doch wohl keiner weg.

Bewertung vom 04.01.2024
Und hinter mir das Nichts
Obermanns, Berthe

Und hinter mir das Nichts


ausgezeichnet

Wenn man allen Halt verliert und ganz von innen auseinanderbricht

Die junge Psychotherapeutin Sara Becker betreibt eine eigene Praxis, die sie nicht allzusehr herausfordert Ihr Leben hat einen wenig aufregenden Takt, hält es so aber in einer Balance, die ihre äußere Fassade als authentisch wirken lässt. Doch dann erhält sie die Nachricht, dass einer ihrer Patienten sich das Leben genommen hat. Ihrem ersten Impuls, habe ich etwas falsch gemacht, hätte ich seine Absicht erkennen müssen, folgt die Prüfung der Unterlagen. Doch Sara kommt zu dem Schluss, dass da nichts darauf hingedeutet hat. Eigentlich wäre damit alles erledigt, doch die Sache lässt sie nicht los. Mehr noch, die Suche nach dem Warum, auf die sie sich begibt, sie führt zur Eskalation, ihres eigenen Seins. Die Termine ihre Patienten sagt sie ab, die gerade aufgenommene auch räumliche Zweisamkeit mit ihrem Freund beendet sie abrupt,. Die Suche ist nun eine Suche nach sich selbst, das Aufbrechen all der bewusst verdrängten, 'vergessenen' Erinnerungen führt zu einem vollständigen Zusammenbruch. Und Realität und Vision, einer geradezu dämonischen Gedankenwelt, lässt sie immer mehr abdriften, zieht sie hinab immer näher hin zu einem Ort, der zur Frage führt, ist das Leben etwas, was ich noch will.
Welch ein packender, unendlich intensiver und präziser Roman über einen Menschen, der tiefe Abgründe in sich trägt und nie den Mut, die Kraft gefunden hat, diese aufzuarbeiten. Und nun, gibt es noch ein Zurück, den Abzweig, eine letztmögliche Wahl, geboten in einer Entscheidung mit einem Dafür oder Dagegen. Der Roman, er nimmt einen mit, hinein in eine Erlebenswelt, der sich keiner vollständig entziehen kann. Und wenn man wieder auftaucht aus diesem Stück Literatur, - wirklich ganz groß - , heißt es, die Wunden lecken. Denn jeder trägt hier welche davon. Sie sind hoffentlich nicht so tief.
Die Kunst der Worte, hier erlebt man sie.

Bewertung vom 04.01.2024
Für Dancing Boy
Johnsen, Sara

Für Dancing Boy


sehr gut

Eine dystopische Gesellschaft, die einem sehr nahe erscheint und ein ganz persönliches Erleben

Man lebt in einer eher nahen Gesellschaft von morgen, mit dezent ummantelten Elementen eines Wandels hin, zu einer zunehmend dystopischen Welt. Themen, auch unserer Zeit, treten hier weit offener hervor und führen zu Entwicklungen. Eine davon ist das von Lizz und ihrem Mann betriebene Institut zu Erfüllung sexueller Lust, im Einzelpersonenmodus und ausdrücklich, auf Vorgabe der zunehmend totalitären Staatsführung, ohne persönliche Betreuung. Das Geschäft des Paares wird gut genutzt und so wohnen sie, ihrem formalen Status entsprechend, im besten Viertel der Stadt. Doch sie werden von ihrer Umgebung gemieden und dieses Außenseitersein fühlt sich gerade auch für ihre Tochter sehr schmerzhaft an. Der graue empathielose Alltag, der auch in Lizz's Ehe gelebt wird, die Verzweiflung ihres Kindes, auch hier gibt es so gut wie keine Nähe mehr und ihre eigene Vergangenheit, die diese Geschichte zu einem größeren Teil, in Rückblenden, ausmacht, sie ist eine ganz eigene persönliche Dystopie, die uns sehr intensiv, hart und schnörkellos in der Sprache, aufgezeigt wird. Da ist die Entscheidung in jungen Jahren, vom Staat gefördert, als Leihmutter zu fungieren und die nie vergangene Sehnsucht, nach dem 'eigenen Kind', ihrem Dancing Boy, den sie damals weggegeben hat, die auch sexuelle Ausnutzung in ihrem eigenen Elternhaus und noch manches mehr, was mit dazu beiträgt, sich so nach Zugehörigkeit und menschlicher Zuneigung zu sehnen und sie doch bisher nie verspürt zu haben.
Dieses Buch, es ist besonders, weit weg vom gern gelesenen unterhaltsamen Wohlfühl-Mainstream. Es ist intensiv, gewaltig in seiner gewählten eher einfachen und direkten Sprache. Und dann ist da doch auch eine gewisse Verlorenheit, die nicht nur die Hauptprotagonistin Lizz, sondern auch, auf andere Art, die Leserschaft selbst, ergreift. Und trotzdem ist man gepackt von diesem durchaus auch mutigen Buch, mutig auch im Bezug darauf, dass der Zugang dazu sicher nicht jedem gelingt. Die Autorin wird das wissen und sie nimmt es in Kauf, um auf ihre bewusst gewählte Art viele der Themen anzusprechen, die unsere Gesellschaft auch heute, im Hier und Jetzt, umtreiben.
Ich finde das gut.
Und wenn die Geschichte zu Ende ist, klingt da eine Menge nach.