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Bücherbrunnenkobold

Bewertungen

Insgesamt 88 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2019
Wir können alles sein
Kramer, Johanna

Wir können alles sein


ausgezeichnet

Als Carolina und Brida sich zum ersten mal begegnen, spüren sie sofort, dass zwischen ihnen eine besondere Verbindung besteht, die über eine Freundschaft hinaus geht. Die beiden Frauen fürchten jedoch, dass ihr Umfeld negativ auf ihre Liebe reagieren könnte, zumal auch ein Altersunterschied von 20 Jahren zwischen ihnen liegt und beide in einer festen Beziehung sind. Vor allem Brida kann sich nicht vorstellen, einfach ihren Gefühlen zu folgen und die Menschen, die ihr nahestehen, im Stich zu lassen. Als Carolina die unterdrückten Emotionen nicht mehr aushält, flieht sie nach Schottland um sich ihrer Schriftstellerkarriere zu widmen und Brida hoffentlich zu vergessen.


Ich habe es getan! Ich, die Romance-Hasserin, habe einen romantischen Roman gelesen. Und ich hatte Glück: Mir ist keine langweilige Schnulze in die Hände gefallen, die meine Abneigung bestätigt hätte, sondern dieses tolle Buch, das auf liebenswerte und ehrliche Art eine wunderschöne Liebesgeschichte erzählt.
Was mein Interesse geweckt und wachgehalten hat, waren insbesondere die beiden sympathischen und interessanten Hauptfiguren. Die tiefe Liebe, die sie füreinander empfinden ist natürlich wichtig und macht den Großteil des Romans aus, aber die beiden haben auch ein Alltagsleben, und vor allem sorgfältig ausgearbeitete Charakterzüge. Sie wirken echt, sind zwei intelligente Frauen „mitten im Leben“ und man kann wunderbar mit ihnen mitfühlen. Besonders gefällt mir, dass sie weder leichtfertig noch naiv mit den Veränderungen in ihrem Leben umgehen. Beiden ist klar, dass ihre Entscheidungen Auswirkungen auf andere haben und als Leser spürt man das moralische Dilemma in dem sie sich befinden.
Dazu kommt die wunderbar beschriebene Umgebung, insbesondere die Szenen, die in Schottland spielen. Das Land hat mich nie interessiert, aber nach dem Genuss dieses Romans denke ich, es wäre vielleicht eine Reise wert.
Autorin Johanna Kramer hat einen sehr angenehm zu lesenden Stil. Sie nutzt die Ich-Erzählerform, meist aus Carolinas Perspektive, aber auch Brida erzählt ein paar Kapitel. So erhält der Leser einen umfassenden Einblick in die Gedanken der Figuren, was mir sehr gefällt. Dazwischen finden sich immer wieder Auszüge aus bekannten Gedichten, die meiner Meinung nach sehr passend gewählt sind und meinen Geschmack treffen.
Obwohl ich ungefähr so romanisch bin wie ein Backstein, haben mich einige Textstellen sehr beeindruckt, weil sie es geschafft haben mich zu berühren. Ich habe sogar manche Sätze markiert, was ich wirklich selten mache. Auch die erotischen Szenen fand ich ansprechend und geschmackvoll und da bin ich wirklich zimperlich und nur schwer zu beeindrucken.
Zuletzt möchte ich noch erwähnen, dass das Cover des Romans mich direkt angespriochen hat und einen großen Einfluss darauf hatte, dass ich das Buch überhaupt ausgewählt habe. Die Farbgebung gefällt mir wahnsinnig gut und das Bild der „ineinanderfließenden“ Frauensilhouetten spiegelt das Gefühl, das der Roman vermittelt, sehr gut wieder. Wirft man dann noch einen Blick auf die Homepage der Autorin (https://johannakramer.de/ ), wird ein gut durchdachtes Gesamtkonzept erkennbar, das mich begeistert. Ich liebe es, wenn „alles passt“ :)

Bewertung vom 30.04.2019
The U-Files
Fuchs Alameda, Jörg;Alba, Tina;Gaber, Valerie

The U-Files


ausgezeichnet

Fluffig, flauschig, niedlich und einfach entzückend – Einhörner sind und bleiben die It-Wesen der Mythen und Legenden.
Der Talawah-Verlag hat seine erste Anthologie aus dem Jahr 2017 den beliebten Magiewesen gewidmet. Und ich habe mein Horn, pardon, meine Nase meine ich natürlich, reingesteckt um zu sehen, was die Autorinnen und Autoren sich alles ausgedacht haben.
Schon bei der zweiten Geschichte wusste ich, dass mir die Sammlung gefallen würde, denn da begegnet einem ein Einhorn, das weder niedlich noch flauschig ist und auch das Thema der Erzählung ist recht ernst, was mir sehr gefällt. Ich mag natürlich auch die durchweg „guten“ , engelsgleichen Glitzereinhörner, aber ein bisschen Abwechslung muss halt sein.
Das haben die U-files auch wirklich zu bieten! Jede der 23 Geschichten ist anders und einzigartig, befasst sich mit ganz verschiedenen Motiven und gibt so ein komplexes Bild der mystischen Kreatur wieder.
Hier eine kleine Auswahl meiner persönlichen Favoriten:
„Der letzte Funke“: Eine sehr schöne Dystopie voll Traurigkeit und Hoffnung. Ein eher ungewöhnliche Genre für eine Einhorn-Geschichte, hat mich aber voll überzeugt!
„Sascha“: Ein miesepetriger Büroangestellter macht sich über den Einhornfimmel seiner Kollegin lustig. Dabei begeht er jedoch einen verhängnisvollen Fehler und gerät plötzlich in die merkwürdigsten und (für den Leser) amüsantesten Verstrickungen.
„Wenn du nur fest genug daran glaubst“ greift das Einhorn-Thema auf ungewöhnliche und äußerst liebenswerte Weise auf. Eine unerwartete Geschichte, die ich direkt ins Herz geschlossen habe.

Natürlich hat mich nicht jede einzelne Kurzgeschichte angesprochen, aber die meisten gefielen mir ziemlich gut. Um mir die Sterne-Vergabe etwas zu erleichtern, habe ich mir für jeden Text meine Sterne-Bewertung notiert und erst einmal einen Durchschnitt errechnet. Dieser liegt bei 4,2. Da der Großteil der Geschichten jedoch genau meinen Geschmack getroffen haben und nur ein paar “Ausreißer“ den Schnitt verschlechtern, vergebe ich trotzdem 5 Sterne. Eine Bewertung drückt ja doch auch ein Gefühl aus und nicht nur eine mathematische Tatsache ;)
Ich war bisher keine allzu begeisterte Kurzgeschichten-Leserin, aber ich habe schnell Freude daran gefunden, diese kleinen „Häppchen“ zu meinem Nachmittagskaffee oder auch mal vorm Schlafen zu genießen.
Insgesamt eine sehr schöne Anthologie, die ich jedem Fantasyleser empfehlen kann!

Bewertung vom 06.04.2019
Das Spielmannslied / Abrantes Bd.1
Pavlovic, Juri Susanne

Das Spielmannslied / Abrantes Bd.1


ausgezeichnet

Ich habe „Das Spielmannslied“ nach der Feuerjäger-Trilogie gelesen (man kann es aber auch vorher bzw. unabhängig von der Trilogie lesen) und war – falls irgend möglich - noch begeisterter davon als von den Feuerjägern. Susanne Pavlovic hat einen unglaublich warmen und freundlichen Schreibstil, emotionsgeladen und voller Humor, so dass ich schon nach der ersten Seite völlig im Buch versunken war, als hätte ich nie etwas anderes getan, als Wolframs Geschichten gelauscht.
Die Erzählung ist unterhaltsam und liest sich in rasendem Tempo, ist aber trotzdem nicht oberflächlich, im Gegenteil. Die Figuren sind trotz (oder gerade wegen?) ihrer zahlreichen Charakterschwächen so liebenswert, dass man sie abwechselnd drücken und ohrfeigen will, insbesondere Wolfram, aus dessen Perspektive erzählt wird, kommt in diesem Roman voll zur Geltung (während er bei seinem Auftritt im dritten Feuerjäger-Roman ein wenig von anderen Figuren überschattet wurde). Das Königreich Abrantes ist wieder wunderbar beschrieben und es überrascht mich gar nicht mehr, dass es sich anfühlt als wäre ich schon oft „dort“ gewesen, ähnlich wie bei Büchern, die ich seit meiner Kindheit kenne und in deren Welten ich mich „zu Hause“ fühle.
Ich bin durchweg begeistert von dieser einzigartigen Geschichte (für die ich gerne 6 Sterne vergeben würde) und der Roman gehört, wie auch die Feuerjäger-Trilogie, zu meinen Jahreshighlights. Ich werde ihn ganz sicher noch mal lesen (am Liebsten jetzt gleich :D ), sobald ich mit allen anderen durch bin, was ich von der Autorin finden kann (z.B. den zweiten Abrantes-Roman, „Der Sternenritter“, der direkt ans „Spielmannslied“ anknüpft).

Bewertung vom 19.02.2019
Geborene des Schicksals (eBook, ePUB)
Hainwald, E. F. V.

Geborene des Schicksals (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

ACHTUNG! Spoiler für Band 1 (Geborene des Lichts) und Band 2 (Geborene der Verderbnis)!

Zeemira und Najim haben einen Weg gefunden, dem Einfluss der Hohepriesterinnen und der Schattengilde für einige Zeit zu entkommen. Als Freunde leben sie zusammen und wurden von einer Gemeinschaft friedliebender und wohlgesinnter Menschen aufgenommen.
Fast könnten sie ihrer Vergangenheit den Rücken zukehren, wäre da nicht Jal, den Zeemira trotz der langen Trennung noch nicht aufgegeben hat. Zudem erreichen die beiden endlich Nachrichten aus Madina in ihrem selbstgewählten Exil und wie zu erwarten ist, sind es keine guten Neuigkeiten.

Der Abschlussband der Lichtgeborenen-Trilogie hat es in sich!
Zwar beginnt er verhältnismäßig langsam und friedlich, so dass der Leser die Möglichkeit hat, Zeemira und den unergründlichen Najim noch besser kennenzulernen, aber schon bald überschlagen sich die Ereignisse. Einige Geheimnisse werden gelüftet und es kommen weitere interessante Schauplätze und Personen hinzu.
Obwohl ein Abschnitt des dritten Bandes mich nicht ganz so zu fesseln vermochte wie sein Vorgänger, ist „Geborene des Schicksals“ doch mein persönlicher Favorit der Trilogie.
Der sprachliche Stil des Autors – obwohl schon von Beginn an angenehm zu lesen und überzeugend – hat sich enorm gesteigert und ich hatte beim Lesen das Gefühl, ich kann gar nicht mehr aufhören. Die Verkettungen von Personen und Ereignissen fand ich sehr elegant und wohlüberlegt. Entscheidungen und Handlungen der Hauptfiguren wirkten auf mich stets authentisch und nachvollziehbar, waren aber trotzdem oft unerwartet. So blieb die Spannung beim Lesen stets erhalten, denn nichts war vorhersehbar.
Auch in diesem Band begegnen dem aufmerksamen Leser wieder moralische Fragen und Dilemmata, was einen jedoch nicht davon abhält, das Abenteuer zu voll zu genießen.
Auch das Finale hat mich positiv überrascht und sehr beeindruckt.
Wieder beinhaltet das Buch eine liebevoll gestaltete Karte, auf der die gesamte Gegend um Madina – westlich wie östlich - zu sehen ist, sowie das altbekannte Glossar.

Bewertung vom 19.02.2019
Geborene der Verderbnis (eBook, ePUB)
Hainwald, E. F. V.

Geborene der Verderbnis (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

ACHTUNG, Spoiler für Band 1 (Geborene des Lichts)!

Nachdem Zeemira ihre Heimatstadt verlassen musste und glücklicherweise von ihrem treuen Jal begleitet wird, begibt sie sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, ihre verlorenen Kräfte wiederherzustellen.
Dazu reisen die beiden nach Westen und suchen Städte auf, die Zeemira völlig unbekannt sind und an deren Gepflogenheiten sich anzupassen der freimütigen jungen Frau schwer fällt. Natürlich steckt das Paar schon bald in allerlei Schwierigkeiten und der Zusammenschluss mit altbekannten Freunden und einem neuen Reisegefährten löst nur einen Teil der Probleme.

Im zweiten Band der Trilogie wird der Leser endgültig aus dem gemütlichen, gewohnten Setting herausgerissen und begleitet Zeemira und ihre Freunde auf ein nur mäßig erfolgreiches, dafür aber spannend zu lesendes Abenteuer. Dabei stoßen sie auf immer neue Schwierigkeiten, wodurch die Spannung des Romans durchgehend erhalten bleibt und das nicht nur wegen der ewig im Kopf herumschwirrenden Frage nach einer „großen Auflösung“ der zahlreichen Geheimnisse.
Plötzlich wird Zeemiras Weltanschauung kräftig durchgerüttelt und sie muss sich an einige neue, teils sehr unbequeme Wahrheiten gewöhnen.
Das macht für mich den Reiz dieses zweiten Bandes aus, denn es sind so viele Parallelen zu unserer Realität erkennbar. Dinge glauben, nur weil jemand sie so schön erzählt hat, Vorurteile pflegen, ohne darüber nachzudenken, Gesellschaftsgruppen ausschließen oder anfeinden, die unbequem sind.... Wenn man mit offenen Augen durchs Leben läuft, begegnen einem solche Schemata jeden Tag. Keine Angst, der Autor wedelt nicht lehrmeisterhaft mit dem Zeigefinger! Es bleibt trotzdem eine fantasiereiche Erzählung mit zahlreichen wunderschönen (und auch ein wenig erschreckenden) Figuren und Schauplätzen, die das Kopfkino zum laufen bringen. Nur ist es eben auch eine Geschichte, die zum Nachdenken anregen kann. Wenn man will ;)
Wie auch schon bei Band 1 ist eine Karte enthalten. Dieses mal ist ein weitaus größerer Ausschnitt zu sehen: die Umgebung westlich von Madina, inklusive aller im Buch erwähnter Städte, so dass man Zeemiras Reiseroute gut nachvollziehen kann. Auch ein Glossar ist wieder dabei.