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Rezensentin aus BW

Bewertungen

Insgesamt 217 Bewertungen
Bewertung vom 13.05.2021
Küchenirrtümer
Fischer, Ludger

Küchenirrtümer


ausgezeichnet

Eine originelle Idee ist es, die der Lebensmittelexperte und Hobbykoch Ludger Fischer da hatte!

In seinem fröhlich und stilvoll gestalteten Buch „Küchenirrtümer“ setzt er sich mit z. T. überholten Küchenweisheiten und Ammenmärchen auseinander, rückt sie gerade, relativiert, korrigiert oder entkräftet sie.

Mit viel Witz und in locker-legerem Ton widmet er sich von A-Z über 100 überlieferten Schlauheiten und deckt dabei auf, dass die meisten jeglicher Grundlage entbehren oder schlichtweg falsch sind.

Dabei gibt er nicht nur langweilige ja-nein-Antworten, die zum Hinterfragen und Anzweifeln einladen würden.
Stattdessen geht er detailliert und präzise auf die jeweilige Thematik ein und untermauert seine Argumente mit kurzen wissenschaftlichen Erklärungen sowie Forschungs- und Untersuchungsergebnissen so dass man am Ende restlos überzeugt ist.
Das Ganze ist aber nicht langweilig und trocken, sondern vergnüglich, lebendig und z. T. auch amüsant.

Hier einige interessante Behauptungen bzw. Fragestellungen und Irrtümer, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie relevant und praxisnah dieses Buch ist:

Alkohol verdampft beim Kochen?

Den nicht verbrauchten Inhalt von Dosen muss man in einen anderen Behälter umfüllen?

Eier lassen sich leichter pellen, wenn sie kalt abgeschreckt werden?

Pilze und Spinat darf man nicht aufwärmen?

Muscheln soll man nur in Monaten mit „R“ essen?

Sekt wird nicht schal, wenn man einen Silberlöffel in die Flasche steckt?

Ein Soufflé fällt in sich zusammen, wenn man die Ofentür zu früh öffnet?

Ich wurde bereits neugierig auf die Antworten, als ich die Inhaltsangabe durchlas.

Bereichert und verschönt wird diese „Irrtümer-Sammlung“ durch zahlreiche kunstvolle schwarz-weiß-Skizzen, übersichtliche Tabellen, beschriftete Schaubilder und anschauliche Diagramme.

Ich empfehle dieses unterhaltsame, interessante, überraschende und informative Buch sehr gerne weiter. Es eignet sich meines Erachtens auch wunderbar als Mitbringsel oder Geschenk.

Bewertung vom 12.05.2021
Der Verdacht
Audrain, Ashley

Der Verdacht


ausgezeichnet

Eine Familiengeschichte, die sich wie ein Psychothriller liest.

Blythe und Fox bekommen ihr Wunschkind: Violet.

Blythe möchte es besser machen als ihre eigene Mutter Cecilie, die sie mit 11 Jahren verlassen hat.
Aber es gelingt Blythe nicht, ihrer Tochter die Liebe und Zuwendung zu geben, die sie gebraucht hätte. Vom ersten Augenblick an ist es Blythe nicht möglich, ihre Tochter anzunehmen.
Ist es eine postpartale Depression?
Violet reagiert unbewusst darauf, indem sie sich von ihrer Mutter abwendet.
Blythe bemerkt die Ablehnung ihrer Tochter und interpretiert dieses Verhalten als absichtlich und böswillig. Sie unterstellt ihrer Tochter zwei Seiten.
Die unschuldige und süße und die abweisende, bösartige und bedrohliche.
Vollzieht sich in Blythe eine psychotische Entwicklung?

Fox, der Vater, ist ganz vernarrt in seine Tochter und erkennt nicht, was sich da zwischen seiner Frau und seiner Tochter abspielt.

Im Kindergarten wird Violet verhaltensauffällig und die Geburt ihres Brüderchens Sam, den die Mutter annehmen und lieben kann, stellt eine gravierende Zuspitzung dar.

Das zugrundeliegende emotionale Geschehen ist alles andere als erdacht.
Es ereignet sich viel zu häufig.
Eine Mutter, die ein Kind nicht lieben kann, das andere jedoch um so mehr.
Resultierende Rivalität zwischen den Geschwistern.
Wut, Hass, Traurigkeit.
Eine emotionale Tragödie.
Die kanadische Autorin Ashley Audrain hat diesen Faden weitergesponnen und ich verfolgte ihn gespannt.

Sie gewährt uns mit ihrem Debütroman einen messerscharfen und tiefgründigen Blick in die Psyche ihrer authentisch dargestellten Figuren.
Sie erzählt von Mutter-Tochter-Beziehungen, von den unterschiedlichen Facetten der Mutterschaft und von der transgenerationalen Weitergabe von Erfahrungen und Verhalten.

Ich empfehle den berührenden Roman „Der Verdacht“ sehr gerne.
Er gewährt einen Einblick in emotionale Untiefen, ist spannend, packend und erschütternd.
Manchmal stockt einem der Atem und man meint, es kaum aushalten zu können.
Unbedingt lesen!

Bewertung vom 11.05.2021
Mein Name ist Selma
Van de Perre, Selma

Mein Name ist Selma


ausgezeichnet

Erschütternd, interessant, wissenswert und lesenswert!

Wir lernen die Jüdin Selma kennen, die 17 Jahre alt war, als der zweite Weltkrieg ausbrach.
Mit der Besetzung der Niederlande durch die Deutschen wurde das Leben für sie, wie für alle Juden, hochgefährlich.
Auf einen Schlag wurden Selma und ihre Familie zu Bürgern zweiter Klasse.
Selma tauchte unter, legte sich einen anderen Namen zu, verbarg ihre jüdische Identität und schloss sich dem Widerstand an.
Von nun an war sie als Margareta „Marga“ van de Kuit als Botin im ganzen Land tätig.
Mit Lebenswille, Engagement, unerschütterlicher Hoffnung und viel Glück im Unglück überlebte sie das Konzentrationslager Ravensbrück und den Krieg.

„Mein Name ist Selma“ ist ein ergreifendes und hochinteressantes Buch über eine starke und mutige Frau.
Der Roman, der durch Fotos und Dokumente ergänzt und bereichert wird, ist nicht nur eine beeindruckende Autobiographie und ein wissenswerter Tatsachenbericht aus der Feder einer Zeitzeugin.
Er ist auch ein bedeutsames Mahnmal gegen das Vergessen und ein Stück unbedingt lesenswerte Literatur, dessen Sprache und Stil mir gefielen.

Hut ab vor der fast hundertjährigen Selma van de Perre, die über ihre unfassbar harte Zeit im Widerstand und über die unfassbaren Grausamkeiten im Konzentrationslager schreibt.

Bewertung vom 09.05.2021
Die Beichte einer Nacht
Philips, Marianne

Die Beichte einer Nacht


ausgezeichnet

Der Roman „Die Beichte einer Nacht“ von der 1886 in Amsterdam geborenen Marianne Philips ist ein Klassiker.
Ein Klassiker, der erstmals 1930 erschien, bedauerlicherweise in Vergessenheit geriet und glücklicherweise im April 2021 von Diogenes wieder neuveröffentlicht wurde.

Wir lernen Heleen kennen, die sich in einer psychiatrischen Klinik befindet.
Eines Nachts, als sie mal wieder nicht schlafen kann weil sie sich von den Anderen im Gemeinschaftsschlafsaal gestört fühlt, wendet sie sich an die Nachtschwester.
Zuerst jammert und beklagt sich Heleen nur, aber nach und nach öffnen sich die Schleusen. Sie erzählt und die Nachtschwester hört zu.
Auf diese Weise erfahren wir vom Leben einer bewundernswerten und mutigen Frau, die keine Chancen hatte und doch ihren Weg ging.

Schon früh musste sie als Älteste für ihre vielen Geschwister Verantwortung übernehmen. Ihr bösartiger Vater und ihre überforderte und gleichgültige Mutter machten ihr das Leben nicht leichter.
Es war vor allem ihre Schönheit, die ihr aus dem ärmlichen Milieu und dem Elend ihrer Herkunft heraushalf.
Dann das Scheitern einer Ehe und der finanzielle Ruin - das brachte neue Schwierigkeiten und neues Unglück.
Und dann doch noch die große Liebe. Zu einem Sportlehrer.
Aber nun ist sie in einer psychiatrischen Klinik...
Was ist da passiert?

„Die Beichte einer Nacht“ ist eine fesselnde und tiefgründige Lektüre in eloquenter und poetischer Sprache.
Keine leichte Kost, aber absolut lesenswert!

Bewertung vom 07.05.2021
Das Geisterschiff (Steidl Nocturnes) (eBook, ePUB)
Middleton, Richard

Das Geisterschiff (Steidl Nocturnes) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Piratenschiff voller fluchender und trinkender Geister.
Es ankert nach einem Wirbelsturm plötzlich auf einem Rübenacker des idyllischen Dörfchens Fairfield, einem Ort zwischen London und der Südküste.
Piraten, Rum und Gespenster.
Der Dorfpfarrer ist jetzt gefragt. Er sollte nach dem Rechten schauen.

„Das Geisterschiff“, die titelgebende Erzählung, ist Middletons bekannteste Kurzgeschichte, aber auch die anderen 12 Erzählungen, die dadurch entstehen, dass die Geister des Schiffes mit den Geistern des Ortes in Kontakt kommen, sind es wert, gelesen und bekannt zu werden!

Es geht in diesem diesem nur 128 Seiten langen und wunderschön gestalteten Kurzgeschichtenband, einer deutschen Erstausgabe, letztlich um Außenseiter bzw. besondere oder außergewöhnliche Figuren.
Wir lernen z. B. einen Jugendlichen aus der englischen Provinz kennen, der in ein fernes Internat kommt. Entgegen vieler seiner Mitschüler hinterfragt er vieles. Er lehnt bequeme und unreflektierte Anpassung sowie verdummenden Drill ab und zieht Individualität der Konformität vor... wie es ihm mit dieser Haltung wohl ergehen wird?
Außerdem begegnen wir einem Polizisten, einem Landstreicher, einem Sargverkäufer und einem Adeligen... und vielen weiteren interessanten Persönlichkeiten.

Der 1882 geborene Richard Barham Middleton war wahrlich ein Meister der kurzen Form. Er war ein präziser Beobachter und talentierter Erzähler.
In aller Kürze brachte er tiefgründige, raffiniert komponierte und packende Geschichten zu Papier, die allesamt einen eigenen Ton haben: Mal gruselig-schaurig, mal melancholisch, mal traurig, mal düster, mal humorvoll.

Ich fühlte mich von der Lektüre sehr gut unterhalten und empfehle sie äußerst gerne weiter!

Bewertung vom 06.05.2021
Jaffa Road
Speck, Daniel

Jaffa Road


sehr gut

Lehrreiche und spannende Unterhaltung.

Dieser Familien- und Generationenroman, in dem es grob gesagt um die Geschichte des Zusammenlebens von Christen, Muslimen und Juden rund um das Mittelmeer geht, hat mich bewegt und gefesselt.
Diese Geschichte, die vor dem Hintergrund des Nahostkonfliktes spielt, ist mitreißend und politisch hochaktuell.

Deutschland, Tunesien, Palästina und Israel.
Verschiedene Zeitpunkte.
Unterschiedliche Personen und unterschiedliche Perspektiven.

In diesem Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt, geht es um so vieles:
Familiengeheimnisse, familiäre Verstrickungen, Vertreibung, Krieg und Nachkriegszeit sind einige Themen, denen wir in diesem Buch begegnen.

Wir lernen Moritz kennen, der als deutscher Wehrmachtsdeserteur von Tunesien aus mit seiner jüdischen Frau Yasmina und Tochter Joelle ein neues Leben in Palästina beginnen will.
Wir erfahren aber auch, dass Moritz aus einer Beziehung zu einer deutschen Frau Nachkommen hat: die Berlinerin Nina Zimmermann, seine Enkelin.
Und dann gibt es noch Elias Bishara, seinen Sohn aus der Beziehung mit Amal. Elias stammt aus Palästina. Von seiner Existenz wusste niemand.

Als Moritz stirbt, treffen Nina, Joelle und Amal aufeinander...eine Konstellation, die neugierig macht und dem Geschehen Spannung verleiht.

Daniel Speck, der seine Protagonisten abwechselnd zu Wort kommen lässt, hat, soweit ich das beurteilen kann, umfangreiche Recherchen getätigt, um diesen spannenden und unterhaltsamen Roman zu schreiben, der wach rüttelt, Denkanstöße gibt und sich für eine friedliche Toleranz zwischen den Kulturen ausspricht.

„Jaffa Road“ ist ein lesenswerter Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 02.05.2021
Mahlstrom
Inokai, Yael

Mahlstrom


ausgezeichnet

Schon mal vorweg: Das Buch ist spannend wie ein Krimi und besticht durch seine wundervolle Sprache und intensive Atmosphäre.

Die ruppigen und engstirnigen Bewohner eines namenlosen kleinen Schweizer Bergdorfes werden durch den Suizid der zweiundzwanzigjährigen fülligen Barbara aus dem Alltag gerissen und aufgerüttelt.
Die scheinheilige und scheinbar makellose und anständige Fassade der Dörfler bekommt Risse.
Erst verfallen sie in eine Schockstarre und dann wird die verunsicherte Dorfgemeinschaft rührig.
Plötzlich kommen schlimme Geheimnisse ans Licht.
Plötzlich stehen eine einst unter dem Mäntelchen des Schweigens verborgene Gewalttat und ein homosexueller Junge im Raum.

Barbara war eigenbrötlerisch und eigensinnig. Sie hatte es in ihrem kurzen Leben nicht leicht. Obwohl sie eine hervorragende Schülerin war, durfte sie nicht das Gymnasium besuchen.
Sie musste die Prügel ihres Bruders Adam einstecken und er, der Bruder, durfte aufs Gymnasium... und scheiterte mit dem Abschluss.
Der Vater verwehrte Barbara jegliche Anerkennung. Obwohl sie nach der Schule in der Baufirma ihres Vaters treue und hervorragende Dienste geleistet hat, strafte er sie mit Geringschätzung.
Und jetzt hat sie sich ertränkt.
In den mit Steinen beschwerten Mantel des Bruders gehüllt, ist sie ins Wasser gegangen.
Erst sieben Tage später wird sie gefunden.

Neben Barbara lernen wir auch den schmächtigen Yann kennen.
Yann, der mit seinen Eltern aus der Stadtwohnung hierher ins Haus auf dem Land gezogen ist.
Yann, das Einzelkind aus der Stadt hat es hier im Dorf, wo jedes Kind viele Geschwister hat, nicht einfach.
Der Dialekt.
Die bereits bestehenden Grüppchen.
Er ist ein Zugezogener.
Er wird ein Außenseiter.

In einem weiteren Erzählstrang lernen wir eine Gruppe von Kindern kennen.
Eine alte Geschichte, ein grausames Ereignis im Winter vor elf Jahren, ihr Geheimnis, wird durch Barbaras Tod wieder ans Tageslicht befördert.

Wir erfahren Adams, Noras und Yanns Perspektiven.
Und noch eine vierte.
Aber wessen Sicht ist diese vierte?
Dieses Nichtwissen steigert die Spannung. Cleverer Schachzug!

Die 1989 in Basel geborene Yael Inokai ist eine präzise Beobachterin. Sie schreibt unaufgeregt, knapp, prägnant und atmosphärisch und gibt in einer klaren und poetischen Sprache hieb- und stichfeste Einblicke in den Mikrokosmos dieser dörflichen Welt.

Indem sie die höchst individuell komponierten Figuren tiefgründig, vielschichtig und authentisch zeichnet und indem wir mehrere Perspektiven kennenlernen und betrachten, entsteht letztlich ein interessantes und gehaltvolles Bild eines Schweizer Dorfes.

Ich empfehle diesen außergewöhnlichen, besonderen und eindringlichen Roman von Yael Inokai, der 2018 mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet wurde, sehr gerne weiter.

Bewertung vom 02.05.2021
Glück hat einen langsamen Takt
Borrmann, Mechtild

Glück hat einen langsamen Takt


ausgezeichnet

Im Verlauf dieser Kurzgeschichtensammlung lernen wir auf nur 192 Seiten die Schicksale verschiedener Figuren kennen.

Wir lernen den 17-jährigen Till kennen, der noch nie verliebt war bis... tja, bis er die neue Freundin seines Vaters kennen lernt.
Christa wuchs bei einer kaltherzigen und bigotten Mutter auf, der alte Karl Petzold wird immer vergesslicher und kann die Dinge immer weniger ein- und zuordnen.
Da ist ein Junge, der sich beklagt, dass er kein neues Fahrrad bekommt und wir lesen von einem Mann, der entgegen dem Willen seiner Frau sämtliche Weihnachtsbäume in den Garten pflanzt, so dass die Sicht auf die umliegenden Rapsfelder immer mehr versperrt wird.
Ein Mädchen aus der Ukraine hofft, dass es in ihrem Au Pair-Jahr in Westeuropa ihr Glück findet.

Das sind nur einige Beispiele, die einen Eindruck vermitteln sollen, in welche Art von Lebensgeschichten wir Einblick erhalten.

Es war mir unschwer möglich, mich in diese feinfühlig, unaufgeregt und psychologisch stimmig erzählten Geschichten fallen zu lassen.
Die Autorin überzeugte mich mit ihren zwanzig sehr unterschiedlichen, atmosphärischen, berührenden und ergreifenden Erzählungen, die in klarer, unprätentiöser und schlichter Sprache geschrieben sind.

Ich empfehle „Glück hat einen langsamen Takt“ sehr gerne weiter. Es ist ein kurzweiliges Buch mit einer großen Themenvielfalt, das Denkanstöße gibt, nachhallt und prima unterhält.

Bewertung vom 30.04.2021
Alles glänzt
Woodson, Jacqueline

Alles glänzt


ausgezeichnet

Was für ein großartiges, besonderes, berührendes und aktuelles Werk!

Sehr poetisch, atmosphärisch und authentisch erzählt die 1963 geborene amerikanische Schriftstellerin Jaqueline Woodson die Geschichte einer schwarzen Familie über drei Generationen hinweg, in deren Mittelpunkt die Mutter Iris und ihre Tochter Melody stehen, in der aber auch die Großeltern von Melody und ihr Vater Aubrey zu Wort kommen.

Die 1969 geborene Iris wurde als Teenager von Aubrey schwanger und brachte Melody zur Welt.
Trotz ihres Mutterseins kann sie auf dem recht weit entfernten Oberlin College Literatur studieren, weil ihre Tochter in Brooklyn vom Kindsvater Aubrey und ihren Eltern Sabe und Po’Boy erzogen wird.
Iris mutiert dabei von der Mutter zur Besucherin.
Auf dem College verliebt sich Iris in eine Frau, die nicht begeistert reagiert, als sie erfährt, dass Iris Mann und Tochter hat.

Die Tochter Melody muss die Familientradition, z. B. den durch den Debütantinnenball markierten Eintritt in die Gesellschaft, fortsetzen, die ihre Mutter vor ca. sechzehn Jahren übersprungen hat. Auf dem Ball muss sie das damals eigens für ihre Mutter geschneiderte Kleid anziehen, in das ihre damals schwangere Mutter Iris aufgrund ihrer zunehmenden Leibesfülle nicht mehr hinein gepasst hat.
Widerrede gibt es nicht. Großmutter Sabe besteht darauf. Das Familienerbe muss erhalten werden.

Tradition - Halt gebend? Einengend?

Es ist unglaublich interessant all den Figuren zu lauschen, die nacheinander und abwechselnd zu Wort kommen. Die verschiedenen Perspektiven kennenzulernen ist äußerst unterhaltsam, erhellend und aufschlussreich.

In dem Roman, der Hoffnung und Zuversicht gibt, geht es um eine ungeplanten Schwangerschaft, um eine konfliktreiche Mutter-Tochterbeziehung, um familiären Zusammenhalt und um Klassen-, Schicht- und Rassenzugehörigkeit.

„Alles glänzt“ ist packend und ergreifend. Ein absolut lesenswertes Buch, das zu meinen Highlights gehört.

Bewertung vom 25.04.2021
Dein bestes Brot
Erdin, Judith

Dein bestes Brot


ausgezeichnet

Gleich vorneweg:
An dem Backbuch „Dein bestes Brot“ von Judith Erdin habe ich große Freude!

Beim ersten Durchblättern war ich schon ganz am Anfang von der Rezeptübersicht angetan.
Miniaturfotos der Brote bieten mit Angabe von Bezeichnung und Seitenzahl einen wunderbaren Überblick und ermöglichen ein schnelles und gezieltes Auffinden der Rezepte.

Im folgenden Vorwort berichtet Judith Erdin, die den Beruf der Bäckerin und Konditorin erlernt hat, äußerst sympathisch und motivierend davon, wie es ihr nach einigen Misserfolgen Schritt für Schritt gelungen ist, in der heimischen Küche genauso leckere Resultate zu erzielen, wie in der professionellen Backstube.

Im folgenden Theorieteil gibt Frau Erdin erstmal etliche nützliche Tipps zum Backwerkzeug.
Außer einem Bäckerleinen, einem Brotbackstein und Backmalz hatte ich alles zu Hause, so dass ich nach kürzester Zeit loslegen konnte.

Aber vorher habe ich mir noch die Informationen über die verschiedenen basalen Brotzutaten und deren Einfluss auf den Teig zu Gemüte geführt.
Auch ihre Anmerkungen zum Kneten und zur Teiggare waren hilfreich.
Dass man mit Hilfe des Fenstertests feststellen kann, ob der Teig genügend geknetet ist und dass sich hinter dem Begriff „Teiggare“ die Ruhezeit, also das „gehen lassen“ verbirgt, war mir vorher nicht klar.

Aufs Formen des Broten geht Judith Erdin ebenso ein, wie aufs Backen und aufs Aufbewahren.
Sie hat mich überzeugt, dass ein Brotbackstein durchaus Sinn macht und als ich das gleiche Brot einmal auf dem neu erworbenen Backstein und ein anderes Mal auf einem Backblech gebacken habe, war ich froh, ihn mir zugelegt zu haben, weil das Ergebnis tatsächlich noch besser war.

Diese paar Seiten durchzulesen war keineswegs unnötig, denn Judith Erdin gab nicht nur interessante, sondern auch nützliche Tipps und vermittelte aufschlussreiches Hintergrundwissen.

Nach dieser theoretischen Einführung ging’s dann endlich los!

Die Rezepte werden wunderbar beschrieben, so dass sie problemlos nachzubacken sind.
Hilfreich sind dabei die Foto-Schritt für Schritt-Anleitungen, die Judith Erdin manchmal zur besseren Anschaulichkeit eingefügt hat.

Praktisch, kreativ und abwechslungsreich ist, dass Frau Erdin die Grundteige jeweils etwas abwandelt und so aus einem Grundteig mehrere unterschiedliche Brote oder Brötchen gebacken werden können.
Durch diesen Kniff entstehen aus 14 Grundrezepten zahlreiche geschmackvolle Variationen.

Ich habe inzwischen Einiges nachgebacken und wir waren immer begeistert vom Ergebnis.

Bei den Mohnhörnchen habe ich den Mohn durch Sesam ersetzt, weil ich nur Sesam daheim hatte. Geschmeckt haben sie äußerst lecker. Hier waren die Schritt-für-Schritt-Fotos extrem hilfreich, weil ich sonst nicht verstanden hätte, wie ich die Teigplatten formen und rollen muss.

Die Tomaten-Kräuter-Focaccia ist ein Highlight und die Sandwich-Brötchen machen das Picknick zu etwas ganz Besonderem.

Die Hamburgerbrötchen sind der Knüller! So luftig und saftig kriegt man sie garantiert in keinem Supermarkt oder Schnellrestaurant.

Wer den heimeligen Geruch von frischem Brot in seinem Zuhause liebt, gern ofenfrisches Brot mit seinen Liebsten verzehrt und Lust darauf hat, seine Backwaren selbst herzustellen, sollte sich „Dein bestes Brot“ von Judith Erdin gönnen.

Sowohl Anfänger als auch erfahrene Hobbybäcker werden ihre Freude damit haben.
Es ist eine moderne, abwechslungsreiche und bunte Rezeptsammlung mit Gelinggarantie und zahlreichen wunderschönen Fotos, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Die Backwaren sind lecker und natürlich frei von jeglichen künstlichen Zusatzstoffen.
Gerade heute, wo die Kettenbäckereien mit ihrer z. T. faden Massenware Hochkonjunktur haben, die engagierten Familienbetriebe dicht machen und die Biobäcker noch rar gesäht sind, lohnt es sich, selbst den Backofen anzuwerfen.