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cara_lea

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2022
Der große Fehler
Lee, Jonathan

Der große Fehler


ausgezeichnet

Wie vom Diogenes Verlag gewohnt, ist das Buchcover von »Der große Fehler« ebenfalls im schlichten Stil gehalten. Besonders gut hat mir gefallen, dass auf dem Elefanten deutlich eine Stadtkarte von New York zu erkennen ist. Dadurch ist der Bezug zum Inhalt der Geschichte gegeben.

Als ich mit dem Lesen der Geschichte begonnen hatte, war ich gleich von Jonathan Lees Schreibstil angetan. Einige Sätze und Gedankengänge habe ich markiert, weil sie mir so gut gefallen haben und zum Nachdenken angeregt haben. Es ist keine Geschichte, die man mal eben in einem Rutsch weggelesen hat. Man muss sich Zeit nehmen und sich auf die Handlung einlassen.

Das Buch beginnt mit dem Attentat auf Andrew Green und springt dann schnell in die Vergangenheit, genauer gesagt in die Kindheit von Green. Vom Klappentext ausgehend hatte ich eine Mischung aus Kriminalroman und historischen Ereignissen erwartet, da die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Wer jedoch einen spannenden Krimi erwartet, wird enttäuscht werden. Am Anfang habe ich noch gerätselt, wann der Kriminalfall endlich losgehen wird, doch irgendwann war ich so gepackt und fasziniert von Andrew Greens Leben, dass es mich nicht mehr gestört hat.

Ich hätte mir noch mehr Beschreibungen von New York gewünscht, da das Feeling für diese besondere Stadt manchmal gefehlt hat. Dennoch hat man sehr gute Einblicke in die Entwicklung der Stadt bekommen. Ich hatte in diesem Punkt nur wenig Vorwissen und habe mich über die gute Recherchearbeit und die vielen Informationen, die der Autor immer wieder in die Handlung eingefügt hat, sehr gefreut.

Insgesamt hat mich das Leben von Andrew Green und die Liebe für seine Stadt sehr fasziniert. Ich hatte einen historischen Kriminalroman erwartet und habe etwas völlig anderes bekommen: Einen Roman, der sich nur schwer in Worte fassen lässt, aber mich wirklich begeistert hat.

Bewertung vom 14.03.2022
Vertrauen
Mishani, Dror

Vertrauen


gut

Ich war sehr gespannt auf das neue Buch von Dror Mishani. Es war mein erster Band aus dieser Reihe, doch ich hatte nicht das Gefühl, dass es ein Problem dargestellt hat. Im Gegenteil habe ich sehr schnell in die Geschichte hineingefunden und mich mit dem Ermittler Inspektor Avi Avraham anfreunden können.

Der Stil und die Erzählweise der Geschichte hat mich direkt begeistert. Es war anders als gewohnte Kriminalromane. Der Erzählstil war sehr ruhig und einfach gehalten, trotzdem war ich sofort neugierig, wie sich die Geschehnisse entwickeln würden.
Die Geschichte ist in zwei Fälle aufgeteilt, die nebeneinanderher laufen. Für meinen Geschmack hat der Fall um den ausgesetzten Säugling zu viel Raum eingenommen. Die Verdächtige Liora hat mich immer wieder an Grenzen gebracht, und ich hatte nur wenig Interesse, mich länger mit ihr als Person auseinandersetzen zu müssen.

Der ruhige Erzählstil hat mir anfangs außerordentlich gut gefallen, doch ein wenig mehr Tempo und Spannung hätte der Geschichte besonders in der zweiten Hälfte des Buches gutgetan. Das Ende und die Auflösung haben mich dann leider etwas ratlos und ziemlich enttäuscht zurückgelassen. Der Einblick nach Tel Aviv hat mir gut gefallen, es war eine neue und interessante Erfahrung, allerdings hat mich die Geschichte mit einem zwiespältigen Gefühl zurückgelassen.

Bewertung vom 08.03.2022
Via Torino
Leuthner, Aja

Via Torino


gut

Mich hat das Buchcover zu Aja Leuthners "Via Torino" sofort angesprochen und neugierig gemacht. Das Cover vermittelt Italienfeeling und enttäuscht in diesem Punkt absolut nicht.

Die Geschichte handelt von drei starken Frauenfiguren (Großmutter, Tochter und Enkelin). Ich hatte eine andere Erwartungshaltung, als ich an die Lektüre der Geschichte herangegangen bin. Erwartet hatte ich eine gemeinsame Reise der drei Frauen, sodass bei dieser Gelegenheit sich über die Geschehnisse in der Vergangenheit ausgetauscht wird und es Rückblenden geben wird. Das war jedoch nicht der Fall. Die Geschichte startet 1972 mit Rosalia, die ihre Tochter zur Welt bringt. Danach springen die Kapitel und die Perspektiven hin- und her, sodass es mir oftmals schwergefallen ist, der Geschichte folgen zu können. Ich hatte Schwierigkeiten, mich auf eine der Personen tiefer einzustellen.

Die Geschichte von Eleonora behandelt ausführlich die Arbeiterstreiks in Turin. Das hat mir besonders gut gefallen und wirkte sehr gut recherchiert. Dagegen wirkten die anderen Perspektiven etwas flach.

Für meinen Geschmack waren manche Stellen zu langatmig und ich bin über einige Wortwiederholungen gestoßen, die mich aus dem Lesefluss rausgeholt haben.

Insgesamt hat mir das Buch mit einigen Schwächen gut gefallen. Das erhoffte Italienfeeling wurde vermittelt und ich habe einige interessante Einblicke in die Arbeiterstreiks in Turin bekommen. Nicht ganz so positiv waren die vielen Sprünge zwischen den Perspektiven und die Langatmigkeit an einigen Stellen.

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Bewertung vom 22.02.2022
Die Feuer
Thomas, Claire

Die Feuer


sehr gut

"Die Feuer" von Claire Thomas ist ein interessanter Roman, der durch sein toll gestaltetes Buchcover sofort ins Auge fällt. Mir hat die Gestaltung und die Farbwahl wirklich gut gefallen.
Die Geschichte spielt in Australien. Der Handlungsort ist ein Theater in Melbourne. An diesem Abend wird ein Theaterstück von Samuel Beckett aufgeführt, das drei Frauen besuchen. Während immer wieder eine Beschreibung über das Theaterstück auf der Bühne einfließt, geht es vordergründig um die Frauen und ihre unterschiedlichen Leben. Doch was auf den ersten Blick noch nicht gleich ersichtlich ist, wird im Verlauf des Buches immer deutlicher: Die Frauen haben vieles gemeinsam. Vor allem die Sorgen und Probleme, die das Leben mit sich bringt.

Während Winnie, die weibliche Figur in Samuel Becketts Theaterstück, ihre eigenen Gedanken und Gefühle preisgibt, interpretierte jeder der drei Frauen im Theatersaal das Gesehene auf ihre Weise, und es regt sie dazu an, über das eigene Leben und ihre Rolle darin nachzudenken.

Die Themen, die in diesem Roman behandelt werden, sind so vielfältig, dass es an einigen Stellen manchmal zu viel wird. Das Thema Klimakatastrophe wird durchgängig präsentiert, und beim Lesen kam die Vermutung auf, dass die Buschfeuer (die nur am Rande erwähnt werden) eher Mittel zum Zweck waren, um auf das eigentliche Thema aufmerksam zu machen.

Mir hat der Schreibstil und der Aufbau des Roman sehr gut gefallen. Wechselnde Kapitel, unterschiedliche Perspektiven, dazwischen immer wieder Bühnenszenen eingebaut. Es war zu keinem Moment langweilig, doch die schiere Masse an schwierigen Themen war manchmal etwas zu viel des Guten, da alles nur oberflächlich angerissen wurde.
Ich habe mit den Frauen gelitten und war bestürzt über ihre Erlebnisse, doch richtig nah bin ich ihnen dabei trotzdem nicht gekommen.

Insgesamt war es eine interessante Lektüre, und der Aufbau der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Trotzdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass viele schwierige Themen behandelt werden und es keine leichte Kost ist. Vielleicht aber auch gerade deswegen hat es mir gut gefallen.

Bewertung vom 12.10.2021
Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7 (eBook, ePUB)
Hjorth, Michael; Rosenfeldt, Hans

Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7 (eBook, ePUB)


gut

Ein solider Teil der Reihe mit einigen Schwächen!

Der siebte Band der Sebastian Bergmann Reihe fängt mit einem spannenden und interessanten Fall an, der jedoch leider bereits zur Mitte des Buches plötzlich und schnell aufgeklärt wird. Die Zusammensetzung des Ermittlerteams hat sich geändert, was schade war, weil das alte Team für meinen Geschmack deutlich besser funktioniert hat. Ungewohnt war, dass Sebastian Bergmann nicht in den Fall und die Ermittlungen involviert war. Grundsätzlich war sein Charakter in diesem Band kaum wiederzukennen und hat sich ziemlich verändert. Insgesamt rückt der Fall sehr in den Hintergrund, es geht hauptsächlich um das Privatleben der Teammitglieder. Das war schade, da der Fall sehr interessant gewesen ist.

Die erste Hälfte des Buches ist teilweise recht langatmig und hat sich beim Lesen gezogen. Die zweite Hälfte ist dagegen sehr spannend. Es ergeben sich einige Verwicklungen und am Ende gibt es überraschende Wendungen und Cliffhanger, die auf jeden Fall neugierig auf den nächsten Band machen. Die starke zweite Hälfte des Buches hat den schwachen Anfang wieder ausgeglichen, dennoch war der siebte Band leider nicht so stark wie seine Vorgänger.

Bewertung vom 15.09.2021
Heimat muss man selber machen
Trinkwalder, Sina

Heimat muss man selber machen


gut

Leider war mir die Autorin Sina Trinkwalder und ihre Firma "manomama" bisher nicht bekannt. Ich bin froh, dass ich das durch die Lektüre des Buches ändern konnte. Ein interessanter und vor allem ungewöhnlicher Berufsweg den Sina Trinkwalder bisher gegangen ist. Mit der Gründung von "manomama" ist sie ein großes Risiko eingegangen und hat Neues gewagt! Sie berichtet von diesem Weg und vor allem von den vielen Stolpersteinen, mit denen sie und ihre Kolleg*nnen konfrontiert wurden, bevor aus dem Arbeitsplatz Heimat werden konnte.

Mit 200 Seiten war die Lektüre knapp bemessen und vielleicht lag gerade darin für mich der Haken. Die Autorin packt viele Informationen in wenige Seiten und deckt dabei ein breites Spektrum von Themen ab. Je weiter das Buch vorangeschritten ist, desto mehr Mühe hat es mich gekostet ihren Ausführungen zu folgen.

Das Buch hat mich definitiv zum Nachdenken angeregt und Emotionen hervorgerufen, die nicht ausschließlich positiv waren. Aber gerade dann fängt Umdenken und Veränderung an. Nur über Dinge zu lesen, mit denen man ohnehin schon konform geht, regt keine Veränderung an. Daher bin ich sehr froh, mehr über das Konzept von "manomama" und Sina Trinkwalders Gedanken und Einstellungen erfahren zu haben.

Definitiv ein wichtiges Buch, das durch wichtige Themen zum Nachdenken anregt und viele Missstände in unserer Gesellschaft beleuchtet.