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jacky1304

Bewertungen

Insgesamt 71 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2022
Miss Kim weiß Bescheid
Cho, Nam-joo

Miss Kim weiß Bescheid


sehr gut

Cho Nam-Joo schafft es wieder einmal ein literarisch äußerst gelungenes Werk zu veröffentlichen.
Obwohl ich eigentlich nicht der große Fan von Kurzgeschichten bin, da mir meist die Tiefe der Charaktere fehlt, fand ich dieses Buch toll.
Die Frauen haben mit verschiedenen Themen zu kämpfen, die jedoch alle Bezug zu aktuell vorherrschenden Problemen der koreanischen Kultur haben. Die Ungleichbehandlung von Mann und Frau im Job, Mobbing auf Social-Media und häusliche Gewalt sind nur einige davon. Da diese Thematiken auch in der westlichen Welt zu finden sind, fehlte es mir als Leserin keineswegs an Verständnis für die Protagonistinnen.
Natürlich hat mich nicht jede Geschichte gleich stark angesprochen, aber das muss es auch gar nicht! Da hier acht Frauen und ihre Geschichten skizziert werden, ist mit Sicherheit für jeden etwas dabei, was ihn besonders berührt, bewegt, schockiert oder zum Grübeln bringt.

Danke an die Autorin für ihren Mut über solch wichtige Themen zu schreiben, obwohl sie in ihrem Land wieder einmal ordentlich Gegenwind und sogar Hass erfährt. Unsere Welt braucht mehr mutige, starke Frauen wie Cho Nam-Joo!

Von mir eine klare Empfehlung - und das nicht nur für Frauen. Es würde mich freuen, wenn auch Männer dieses Buch zur Hand nehmen und dadurch vielleicht sogar zum Nachdenken angeregt werden könnten.

Bewertung vom 29.10.2022
Meine bessere Schwester
Wait, Rebecca

Meine bessere Schwester


gut

Zwillinge sind unzertrennlich. Zwillinge wissen immer, was der/die andere denkt. Zwillinge kann nichts auseinander bringen.
Falsch. Denn all diese Punkte treffen auf Hannah und Alice nicht zu.
Die Geschichte beginnt im Jahr 2018 auf einer Beerdigung. Obwohl das Ereignis ein trauriges ist, ist die Darstellung skurril und ziemlich amüsant. Trotzdem merkt der Leser schnell, dass es einige familiäre Probleme gibt: Hannah und Alice haben sich einige Jahre nicht mehr gesehen bzw. miteinander gesprochen. Der Vater ist tot. Bruder Michael ist sehr mit sich beschäftigt und auch die Mutter wirkt äußerst schwierig.

Nun erfährt der Leser nach und nach, was über die Jahre passiert ist. Denn nicht nur die Gründe für die komplizierte Beziehung zwischen den Zwillingen ist interessant - auch die Beziehung von Mutter Celia zu ihrer eigenen Schwester ist erwähnenswert.
Es geht um Konkurrenz, psychische Krankheiten, ungleich verteilte Liebe, Scheidungen, Betrug und vieles mehr.

Das Buch hat mir alles in allem gut gefallen. Der Schreibstil war toll, die Rückblenden gelungen. Auch die familiären Beziehungen fand ich gut dargestellt.
Der ausschlaggebende Grund für „nur“ 3 Sterne ist eindeutig das Ende. Plötzlich geht alles ganz schnell und innerhalb weniger Seiten wird nahezu alles umgeworfen. Für mich wirkt das leider nicht realistisch und eher so als wollte die Autorin das Buch schnell zu Ende bringen. Schade.

Bewertung vom 07.10.2022
Der Sturm
Harper, Jane

Der Sturm


sehr gut

Kiernan, Anfang Dreißig und frisch gebackener Papa, kommt aus familiären Gründen zurück in seine Heimat. Doch statt eines heimeligen Gefühls, reißt dieser Urlaub alte Wunden wieder auf, die der junge Mann nie vollständig verheilen lassen konnte.
Vor 12 Jahren nämlich starb sein älterer Bruder Finn auf tragische Weise während eines Sturms auf See - und Kiernan ist Schuld. Seitdem versucht er mit dieser Last zu leben. Als bei seinem Heimatbesuch dann auch noch eine junge Frau tot am Strand gefunden wird, holt ihn alles wieder ein und er muss sich der Wahrheit stellen: was geschah damals wirklich? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen im Sturm und dem Mord in der Gegenwart? Wem kannst du trauen?

Mir gefiel das Setting sehr. Eine niedliche Kleinstadt an der Küste, in der quasi jeder jeden kennt. Eine eingeschworene Gemeinschaft, die aber nun durch den Tod der jungen Frau erneut hart erschüttert wird. Die Ereignisse lösen Zwietracht zwischen den Bewohnern aus und plötzlich meint jeder jemanden zu kennen, der in die Sache involviert gewesen sein könnte.

Anfangs hatte ich einige Probleme mit den zahlreichen Personen. Da wir immer wieder zwischen der Vergangenheit und Gegenwart hin und her springen, gibt es etliche Namen, die man sich erstmal merken muss. Dazu kommt noch das Beziehungskonstrukt rund um Kiernan und seine Jugendfreunde. Wer hatte damals was mit wem? Wer konnte wen nicht leiden etc.
Doch sobald das Thema durch war, war ich total in der Geschichte gefangen. Man möchte unbedingt die Wahrheit erfahren und rätselt pausenlos mit Kiernan mit. Mal wirkt X verdächtig, kurze Zeit später macht Y etwas, das ihn/sie in den Vordergrund rückt.

Das Ende hat mich zwar überrascht, aber nicht überzeugt. Irgendwie hatte ich mir aber mehr erhofft. In Hinblick auf die zahlreichen Personen, die ich im Laufe der Geschichte im Verdacht hatte, hätte eines ihrer Motive - für mich - plausibler gewirkt.

Ich würde die Geschichte nicht wirklich als Thriller bezeichnen. Für mich handelt es sich eher um einen Spannungsroman. Es geht viel um typisches Dorfgetratsche, familiäre Konflikte, gut gehütete Geheimnisse. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel haben eine angenehme Länge.
Für mich kein wirkliches Highlight, aber trotzdem lesenswert.

Bewertung vom 02.10.2022
Ein Alman feiert selten allein
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein


sehr gut

Zuerst muss ich sagen, dass ich Weihnachten und alles was damit zusammenhängt liebe. Demnach auch Weihnachtsbücher - obwohl sie oft nur so vor Kitsch überlaufen.
Ganz anders ist dieses Buch, was mir deshalb sehr gefallen hat.

Wir begleiten die 27-Jährige Elif, die das erste Mal Weihnachten bei ihren potenziellen Schwiegereltern verbringen wird und sich nicht im geringsten bewusst ist, an welche Weihnachtsfreaks sie dabei geraten wird: schon im September werden die Einladungskarten verschickt, Excel-Tabellen mit detaillierten Zeitangaben für das heilige Fest geschrieben und alle Familienmitglieder in einer Whatsapp-Gruppe versammelt, die ab dann täglich mit Updates gefüttert wird.
Auf eine sehr humorvolle, oft den Spiegel vorhaltende Weise erzählt uns Elif wie sie die Vorbereitungen auf das große Treffen und vor allem Weihnachten selbst bei den Neubauers wahrnimmt.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Ich möchte Elifs Art zu berichten und ihren Humor. Die Geschichte hat mich oft zum Lachen gebracht und das eine oder andere Mal an meine Familie denken lassen.
Die Charaktere sind besonders, jeder hat so seine Macken und irgendwie hat mich das Ganze an den Film „Eine schöne Bescherung“ denken lassen.

Von mir eine echte Empfehlung für die Vorweihnachtszeit! Eine etwas andere, aber wirklich tolle Weihnachtsgeschichte, die uns „Almans“ vor Augen führt, wie ermüdend es für seit Jahren in Deutschland lebende Türken ist, immer wieder denselben klischeebehafteten Vorurteilen und Fragen ausgesetzt zu sein.

Bewertung vom 06.09.2022
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


ausgezeichnet

Ich bin generell ein großer Fan von Herrn Strobels Büchern und freue mich daher immer sehr, wenn ein neues Werk angekündigt wird. So wirklich enttäuscht hat mich nämlich noch keins seiner Bücher.
Aber dieses hier ist „next level“! Zum Glück hatte ich Urlaub und entsprechend Zeit es zu lesen. Denn ich konnte es beim besten Willen nicht aus der Hand legen und habe es innerhalb eines Tages verschlungen.
Der Einstieg ist, wie bei Strobels Büchern gewohnt, direkt spannend. Trotzdem schafft es der Autor die Spannung immer noch weiter aufzubauen. Im Laufe der Geschichte kommen als Leser so viele Leute als möglicher Täter infrage, dass man irgendwann gar nicht mehr weiß, was man glauben soll.
Das Ende hat mich dann komplett überrumpelt. Damit hätte ich wirklich nie gerechnet…

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind angenehm kurz und mir gefallen die Perspektivwechsel. Besonders als der Anwalt ins Spiel kommt, wird es nochmal richtig interessant.
Die Charaktere hat der Autor sehr gut ausgearbeitet. Figuren, die man anfangs total sympathisch fand, werden plötzlich hinterfragt und verdächtigt. Man weiß irgendwann gar nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist. Genial!

Auch das Cover gefällt mir sehr. Das Spiel mit „Fake“ und „Fakt“ ist kreativ - auch, dass es eine limitierte Anzahl „Fakt“-Cover gibt, ist eine gut durchdachte Marketingstrategie.

Mir fällt wirklich nichts ein, was ich bemängeln könnte - außer, dass ich nun wieder eine Weile auf den nächsten Strobel-Thriller warten muss.
Absolute Leseempfehlung von mir!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2022
Triskele
Kühmel, Miku Sophie

Triskele


sehr gut

Mone hat sich im Alter von 65 Jahren umgebracht und hinterlässt ihre drei Töchter und eine Katze. Die Töchter sind ungeplanter Weise in Abständen von jeweils 16 Jahren zur Welt gekommen.
Mercedes ist 48, homosexuell und lebt für ihre Arbeit. Mit Kindern und Tieren kann sie nichts anfangen.
Mira ist 32 und der Freigeist der Familie. Sie reist viel, ist ungebunden und ständig unterwegs.
Matea ist gerade mal 16, wohnte noch Zuhause und hängt ständig am Computer.

Unterschiedlicher könnten die Schwestern kaum sein und aufgrund der Altersunterschiede können sie bis dato auch nicht besonders viel miteinander anfangen. Doch durch den Suizid der Mutter rücken die Frauen immer mehr zusammen. Wir begleiten die Drei während des ersten Trauerjahres und erfahren aus jeder Perspektive wie ihre Kindheit und wer Mone für sie war.

Ich fand alle Charaktere sehr gut gestaltet und habe durch die Rückblicke eine ziemlich gute Vorstellung von Mutter Mone bekommen. Welche Gründe führten zu ihrem Selbstmord? Warum die großen Altersunterschiede zwischen den Töchtern? Wie war das Leben in der DDR?

Ein wunderschön geschriebener Roman mit einigen Textstellen, die es wert sind, markiert zu werden, um dann in Ruhe noch einmal darüber nachzudenken.

Bewertung vom 23.08.2022
Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1
Etzold, Veit

Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1


gut

Laura ist Wertpapierberaterin in einer Berliner Bankfiliale und relativ zufrieden mit ihrem Leben - zumindest bis es komplett auf den Kopf gestellt wird. Erst gerät sie in einen Banküberfall, dann wird ihr der Mietvertrag ihres Hauses vollkommen überraschend gekündigt und zu guter Letzt tun sich auch privat einige Probleme auf.
Wir begleiten die Protagonistin über knapp eineinhalb Wochen und bekommen ihren ganz persönlichen Albtraum hautnah mit.

Zuerst muss ich sagen, dass ich die Thriller von Veit Etzold liebe. Der Schreibstil ist angenehm, die Kapitel sind relativ kurz und fast immer mit einem Cliffhanger versehen. Für mich handelt es sich bei „Die Filiale“ eher um einen Spannungsroman als um einen klassischen Thriller. Das Grundthema finde ich sehr interessant, allerdings wurden mir die Fachbegriffe irgendwann zu viel. Der Autor hat Ahnung von der Materie - er war selbst Banker, wie sich im Nachwort herausstellt - und das merkt man. Was anfangs informativ war, wurde mir spätestens nach der Hälfte und den Erklärungen zum Dark Pool im Dark Web zu viel.

Schade fand ich auch, dass im Klappentext etwas erwähnt wird, was erst im letzten Drittel des Buches passiert. Das hätte man meiner Meinung nach nicht „verraten“ müssen. Der Überraschungseffekt geht so leider stark verloren.

Nun aber genug kritisiert, kommen wir zum Positiven:

Das Cover gefällt mir unglaublich gut. Es ist düster, interessant gestaltet und fühlt sich auch ganz toll an (Kombination von glatter und mattierter Fläche) - für manche Leser ist das durchaus wichtig!

Super fand ich auch das Ende. Das ist Veit Etzold wie ich ihn „kenne“ und liebend gerne lese. Ein perfekter, unvorhersehbarer Cliffhanger, der einen neugierig auf die Folgebände macht.

Fans von blutrünstigen Thrillern kommen hier nicht auf ihre Kosten. Wer aber in Erwartung eines Spannungsromans an die Sache rangeht und sich bestenfalls auch noch (etwas) mit Finanzthemen auskennt, wird das Buch gerne lesen.

Bewertung vom 17.08.2022
Sanfte Einführung ins Chaos
Orriols, Marta

Sanfte Einführung ins Chaos


gut

Marta und Dani, beide um die 30 Jahre, sind seit zwei Jahren ein Paar. Die Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt, als Marta überraschend schwanger wird und für sich entscheidet, dass sie dieses Baby nicht bekommen möchte. Die nächsten sechs Tage, bis zum bevorstehenden Abtreibungstermin, stürzen beide in ein Gefühlschaos: Zweifel, Ängste und Wünsche.

Das Thema hat mich sehr angesprochen, leider ist die Umsetzung aber meiner Meinung nach nicht perfekt gelungen.

Mir gefällt, dass wir die Geschichte aus der Sicht von Dani und Marta erzählt bekommen und sie durch die einzelnen Tage bis zum Abtreibungstermin begleiten. Leider bleibt aber vieles recht oberflächlich. Das Paar lebt die Tage nebeneinander her, geht sich quasi aus dem Weg und redet kaum miteinander. Jeder hängt seinen Gedanken nach, traut sich aber nicht diese mit seinem Partner zu teilen. Lieber umgeht man alle möglichen Konfrontationen. Das entspricht für mich nicht dem Verhalten von Ü30-Jährigen und vor allem nicht einem Paar, das schon seit 2 Jahren zusammen ist. Wo ist die Offenheit, die eine solche angeblich tiefe Partnerschaft ausmacht? Warum wissen die beiden so wenig über die familiäre Vergangenheit des jeweils anderen? Warum steht man eine solche Situation nicht zusammen durch?
Das alles führte letztendlich dazu, dass mir Marta und Dani egal waren. Ich hatte beim Lesen zu keinem einen Draht. Mich hat lediglich gereizt zu wissen, wie die ganze Geschichte ausgeht.

Für mich reicht es leider nicht für mehr als 3 Sterne. Das Thema ist wichtig und verdient auf jeden Fall Gehör! Die Umsetzung ist aber eher mau. Schade.

Bewertung vom 16.08.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


sehr gut

Schockierend, fesselnd, aufwühlend. Dieses Buch hat mich an vielen Stellen wütend gemacht und am Ende nachdenklich zurückgelassen. Ela lebt mit ihren Eltern in einem kleinen Dorf im Hunsrück und erzählt aus ihrer Sicht, wie sich die Ehe ihrer Eltern über die Jahre verändert hat und warum das vermeidliche Übergewicht der Mutter alle Zukunftspläne des Vaters zunichte macht. Zu Beginn versteht die 6-Jährige Ela nicht, warum das Gewicht ihrer Mutter ständig das Hauptgesprächsthema ist. Beim Essen wird nicht nur genau beobachtet wie viel die Mutter isst, der Vater kritisiert das Aussehen seiner Frau aufs Schärfste und zerstört damit den Familienfrieden in zahlreichen Situationen. Er beginnt sie vor anderen Leuten bloßzustellen und stellt dann immer mehr Bedingungen, um sie zum Abnehmen zu zwingen. Als wäre das noch nicht genug muss sie sich auch noch den gehässigen Kommentaren und dem abwertenden Verhalten ihrer im selben Haushalt lebenden Schwiegereltern aussetzen. Die Mutter hüpft von einer erfolglosen Diät zur nächsten, schließt sich den WeightWatchers an, ignoriert bestmöglich das Interesse ihres Mannes für andere Frauen und versucht ihm alles recht zu machen - bis das Blatt sich eines Tages wendet und sie langsam aber sicher beginnt sich aufzulehnen und aus ihrem „Käfig“ auszubrechen. Mir gefiel die Entwicklung, die Elas Mutter im Laufe der Geschichte durchmacht, aber auch die von Ela selbst. Der Leser begleitet ihre Familie über einige Jahre und merkt, wie sie mit zunehmendem Alter den Äußerungen ihres Vater immer kritischer gegenübersteht. Sie erzählt uns, welche Auswirkungen das „Gewichtsthema“ auf ihre Kindheit hatte, ohne dass ihre Eltern auch nur ansatzweise ahnen, wie sehr die Situation das junge Mädchen belastet. Man spürt die Verzweiflung der Tochter, die sich einerseits mehr Zeit mit ihrer Mutter, die sich viel zu viel zumutet, wünscht und andererseits komplett zwischen den Stühlen steht und immer wieder zur Vermittlerin werden muss. Um Streitereien zu verhindern, versucht sie sogar ins Geschehen einzugreifen. Gut gefallen hat mir, dass die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der kindlichen und der erwachsenen Ela, die ihre Mutter in der Gegenwart zu ihrer Sicht der damaligen Ereignisse befragt, geschildert wird. So erfährt der Leser, was dazu geführt hat, dass der Protagonistin die Augen geöffnet wurden und wann sie begriffen hat, wie groß das Leid der Mutter wirklich war. Erwähnenswert finde ich auch die Großeltern väterlicherseits. Der Dialekt hat mich im Lesefluss zwar ein wenig gehemmt, aber immer wieder Schmunzeln lassen. Zumal besonders die Äußerungen der Oma meiner Meinung nach typisch für ihre Generation sind. Auch wenn das Verhalten der Mutter mich in manchen Situationen den Kopf hat schütteln lassen, habe ich zum Ende des Buches mehr und mehr Klarheit bekommen und auch nachvollziehen können, warum sie so gehandelt hat. Was für eine unglaublich starke Frau! Mich hat „Lügen über meine Mutter“ sehr zum Nachdenken angeregt und ich hoffe, dass dieser Roman die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. Lasst euch bitte nicht vom Cover abschrecken - das finde ich leider furchtbar. Ich habe mich etliche Male aufgeregt, habe mitgefühlt und mitgelitten. Habe gehofft, gebangt und angefeuert. Eine klare Leseempfehlung, auch wenn für mich noch ein Fünkchen zum absoluten Highlight gefehlt hat.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.07.2022
Holiday - Sieben Tage. Drei Familien. Ein tödliches Geheimnis.
Logan, T.M.

Holiday - Sieben Tage. Drei Familien. Ein tödliches Geheimnis.


sehr gut

Kate, Rowan, Jennifer und Izzy sind seit der Schulzeit befreundet, haben sich mit den Jahren aber voneinander entfremdet: Kinder, Job, Alltag verliefen in verschiedene Richtungen - man verlor sich aus den Augen.
Nun verbringen die Frauen zusammen mit ihren Männern und Kindern eine Woche Urlaub in einem Luxusbungalow in Frankreich. Doch was als erholsame, spaßige Zeit geplant war, wird für Kate zeitnah zum Albtraum. Ihr Mann Sean scheint eine Affäre zu haben und als ob das nicht bereits schockierend genug wäre, handelt es sich um eine ihrer drei Freundinnen. Statt ihren Mann mit dem Wissen der Untreue zu konfrontieren, versucht Kate die Tage unter der französischen Sonne für Detektivarbeit zu nutzen und kommt bald einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur….

Ich habe dieses Buch verschlungen! Der Schreibstil ist leicht zu lesen, die Kapitel recht kurz mit entsprechendem Cliffhanger. Kate erzählt aus der Ich-Perspektive, was uns an ihren Gefühlen und Gedanken hautnah teilhaben lässt.
Zwischendurch gibt es aber auch Rückblenden oder Kapitel, die die anderen Charaktere in den Mittelpunkt stellen. So entsteht nach und nach ein großes Fragezeichen im Kopf des Lesers. Ständig steht jemand Neues im Verdacht, ich habe durchgehend mit gerätselt. Die Auflösung war für mich nicht vorhersehbar und ist gut gelungen.
Mir gefiel, dass alle Charaktere in der Geschichte vollkommen verschieden sind. Wir haben den leicht nerdigen Sohn, die verzogene 5-Jährige, den launischen, ständig trinkenden Ehemann, die draufgängerischen Teenagerjungs, die Weltenbummlerin, die Vollblut-Mama und die ehrgeizige Karrierefrau. Ein bunter Mix, der das Zusammenleben der Personen unheimlich unterhaltsam gemacht hat.

Leider kam mir die Beschreibung der Umgebung ein wenig zu kurz. Die Handlung spielt hauptsächlich im Bungalow und auf dem angrenzenden Grundstück. Vom Frankreich-Flair bekommt man nicht wirklich etwas mit. Die Story hätte genau so gut in jeden anderen südeuropäischen Land spielen können - schade.

Lobend erwähnen möchte ich aber noch das Cover. Dieses wurde meiner Meinung nach sehr gut gewählt und ich hätte mir das Buch im Laden definitiv genauer angesehen.

Abschließend lässt sich sagen, dass es für mich zwar kein typischer Thriller, aber ein sehr lesenswerter Spannungsroman war. Perfekt um die Geschichte im Urlaub zu lesen, während man selbst am Pool liegt und gar nicht merkt, wie schnell die Zeit verfliegt.
Empfehlung von mir!