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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
ElliP
Wohnort: 
Hessen

Bewertungen

Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2023
Putin im Wartezimmer
Lou, Bihl

Putin im Wartezimmer


gut

Die Idee ist verrückt, skurril, lustig und hat etwas sehr Einnehmendes – ein Wartezimmer voller unterschiedlicher Patienten, die das gemeinsame Ziel teilen, ihren Leibesumfang zu reduzieren. Grandios, schon auf den ersten Seiten Lou Bihls Roman "Putin im Wartezimmer" war ich gefangen und die syrische Putzfrau Amira hat es mir besonders angetan, die erfrischend spontan und unkonventionell ihre Gedanken als Ich-Erzählerin mit uns teilt. Dann dürfen wir noch aus der Perspektive der Frau Doktor, beliebt, äußerst geschätzt, menschlich und den Menschen zur Seite stehend, die Gedanken, Gefühle und Motivation erleben – so eine wunderbare Hausärztin wünsche ich mir! Die Menschen im Wartezimmer bilden ein Teilabbild der Gesellschaft – Politiker, Professor, demente Wissenschaftlerin, Computer-Nerd, Putzfrau, von 19 bis 73 Jahren und aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten stammend. Und in diesen Sitzungen wird in der Regel im Vorfeld wild diskutiert – über Gott und die Welt und vor allem über den Krieg in der Ukraine. Fakten und Hintergrundinformationen werden detailliert geliefert und der eigene Horizont erweitert. Allerdings war mir der politische Diskurs zu ausufernd. Ich war mehr an den persönlichen Geschichten der Charaktere als an den Gesprächen über Selenskyj, Putin, Panzer und Co interessiert. Vielleicht liege ich falsch, aber mir kam es so vor, als ob die Aufklärung und Wissensvermittlung über den Krieg in der Ukraine, Reaktionen der Politiker, Maßnahmen und Gegenmaßnahmen im Bundestag und im EU-Parlament im Mittelpunkt standen und die Geschichte um die übergewichtige Therapiegruppe eher Mittel zum Zweck war. Schade, über Kevin, Amira und Mrs. Glück hätte ich gerne noch mehr erfahren...

Bewertung vom 08.07.2023
Lost in London
Amis, Catherine

Lost in London


ausgezeichnet

Catherine Amis hat mit diesem Rätsel-Krimi eine reizvolle Methode zum Englischlernen umgesetzt: die basalen Kompetenzen werden trainiert, das Leseverständnis wird geschult und gleichzeitig die Lust am Englischen vertieft – was kann man sich Besseres wünschen?

Ich glaube, dass das Buch selbst für Schüler, die sonst keine Leseratten sind, reizvoll ist und eine kleine Herausforderung darstellt. Haben sie es dann geschafft, ist die Lösung eine Belohnung und Englisch wird en passant wiederholt, ideal für 6. (oder auch 7.) Klasse!

Ein großes Kompliment gilt auch der Optik - sehr schön gestaltet, tolle Graphiken, die Figuren werden lebendig und ich arbeite / lese gerne im Buch. Die Schrift ist gut zu lesen, abwechslungsreich, das Springen im Buch gefällt mir, es hat einen gewissen Kitzel, sich mit dem Fall, den Charakteren, dem Diebstahl zu beschäftigen.
Es hat Spaß gemacht das Buch zu lesen – schöne, knifflige Rätsel, unterhaltsam, lustige Ideen! (Die Buslinie herauszufinden fiel mir ja etwas schwer... ;))
Für Schüler wirklich sehr reizvoll und eine coole "challenge"!

Bewertung vom 30.06.2023
Die Tochter des Doktor Moreau (MP3-Download)
Moreno-Garcia, Silvia

Die Tochter des Doktor Moreau (MP3-Download)


ausgezeichnet

Was für ein gelungener Roman! Wenn man mal wieder in eine neue Welt voller Fantasie, Abenteuer, Dramatik eintauchen möchte, ist dieser Roman von Silvia Moreno-Garcia genau der Richtige! Allen voran ist Carlota die großartige Protagonistin, klug, unkonventionell, mit Herz, Mut, Charisma und Leidenschaft und immer für eine Überraschung gut. Auch die anderen Charaktere werden vielschichtig beschrieben, ihr intellektueller Vater, ein Wissenschaftler, der für seine Forschung und Experimente lebt, die anderen Mitbewohner, Freunde und Angestellte des luxuriösen Anwesens mitten im mexikanischen Dschungel und die schillernden Eindringlinge, die diese Idylle eines Tages mit unlauteren Motiven stören wollen. Unsere Heldin Carlota kämpft für das Bestehen ihrer Welt, lernt, das Wesentliche zu erkennen und nicht dem scheinbar Offensichtlichen zu verfallen.
Die Geschichte spielt mit H. G. Wells‘ Romanvorlage The Island of Dr. Moreau, einzelne Charaktere tauchen erneut auf, eine Fortsetzung der Geschichte findet statt. Für das Verständnis ist diese Inspiration allerdings nicht nötig, man muss den Vorläufer nicht kennen, aber vielleicht ist es von Interesse, diesen Roman im Nachgang zu lesen. Zwei Sprecher erwecken die Figuren zum Leben. Schön, diese unterschiedlichen Perspektiven von einer Frau und einem Mann präsentiert und interpretiert zu bekommen, eine sehr gelungene Lesung!
Spannend, ein gelungener Abenteuer- und Schauerroman voller großartiger Einfälle, mitreißend von Beginn an und auch der Schluss hält, was er verspricht - eine Lese- und Hörempfehlung, beste Unterhaltung pur!

Bewertung vom 28.06.2023
Ein Garten voller Bücher
Donati, Alba

Ein Garten voller Bücher


gut

Die Schriftstellerin Alba Donati schafft sich ihr kleines Paradies, die kleinste Buchhandlung der Welt, und schreibt ein Tagebuch, in dem sie von diesen 6 Monaten ihres Lebens erzählt. Sie erfüllt sich einen Traum und eröffnet eine Buchhandlung, allen Schwierigkeiten – italienischer Bürokratie, Corona, Geldmangel, größeren und kleineren persönlichen Problemen und Rückschlägen zum Trotz. Diese wahre Geschichte hat sicherlich auch Charme und Herz, genau wie die Autorin, wir nehmen Teil an den verwickelten Freundschafts- und Verwandtschaftsbeziehungen im kleinen toskanischen Dorf Lucignana, das keine 200 Einwohner aufweisen kann. Und trotz allem verwirklicht Donati ihren größten Wunsch, lebt und liebt die Literatur und ihren Garten und pflegt außerdem ihre fast 100-jährige Mutter.
Ich muss dennoch gestehen, dass mich diese sprunghaften Geschichten um ihren Buchladen und die vielfältigen Beziehungen eher langweilen – am spannendsten sind für mich die abwechslungsreichen Bücherlisten am Ende jeden Kapitels. Immer wieder finde ich berühmte Werke, Bestseller, Klassiker, Unbekanntes, ergänze meine eigenen Leselisten, überdenke sie, streiche und füge hinzu. Inwieweit wurden diesen Listen bei der deutschen Übersetzung verändert und dem hiesigen Buchmarkt angepasst? Das wäre noch eine weitere interessante Frage.
Das Buch ist optisch geschmackvoll und großzügig gestaltet, aber der Inhalt kann leider nicht mithalten.

Bewertung vom 26.06.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


sehr gut

Geschichte einer Obsession
Fan-Sein als Lebensinhalt, der Starkult steht im Zentrum von Akaris Leben – sie kennt alles von ihrem Idol, lebt für ihn, ist Superfan, arbeitet, um Fan-Artikel kaufen zu können und tut alles, um ihm anscheinend zu helfen, um ihm in ihrer Fantasie nah sein zu können. Der Zugang zur Welt ist extrem einseitig, ohne Freundschaften oder positive Beziehungen in der Realität. Sie lebt nicht vollständig, wenn sie sich nicht mit ihrem Idol beschäftigt, es ist wie ein Schwarz-Weiß-Film und die Farbe beginnt erst, wenn Masaki, Mitglied einer J-Pop-Gruppe, auftaucht – im Konzert, im Film, im Video, im Netz.
Den Abgrund ahnen wir, Akaris Familie hilft ihr nicht, kann ihr nicht helfen, da sie alle, Vater, Mutter, Schwester, so mit sich selbst beschäftigt sind und sie ihnen auch keine Möglichkeit bietet. Tatsächlich habe ich keine Idee, was die junge Frau retten könnte... sie müsste eine Therapie beginnen, Gespräche führen, erkennen, wie schlecht es ihr geht. Aber ohne Wunsch nach Veränderung verändert sich natürlich auch nichts...
Für mich war der Roman „Idol in Flammen“ von Rin Usami wie eine Novelle oder eine lange Kurzgeschichte - bedrückend, intensiv, auf wenigen Seiten wird atmosphärisch dicht die Gefühlslage der Protagonistin, ihre extreme Abhängigkeit von ihrem Idol beschrieben. Wir lernen sie nur in diesem einen, wichtigen Aspekt kennen, sonst bleibt sie eher eindimensional und wird nicht greifbar. Trotzdem war es für mich ein intensives Leseerlebnis - ich hatte nicht richtig Mitleid, da für mich dieses Verhalten so abstrus ist, aber dennoch war ihre Gefühlswelt nachvollziehbar und glaubwürdig beschrieben, eine krankhafte Obsession, Liebe zu einem unerreichbaren Idol, die Lebenswelt einer unglücklichen jungen Frau, die in ihre Wunschwelt flüchtet – kann es da noch einen Lichtblick geben?

Bewertung vom 17.06.2023
Classical Piano Masterpieces. Piano Sheet Music Book with 65 Pieces of Classical Music for Intermediate Players (+Free Audio)
Levante, Christina

Classical Piano Masterpieces. Piano Sheet Music Book with 65 Pieces of Classical Music for Intermediate Players (+Free Audio)


ausgezeichnet

Reise durch die Welt der Musik
Diese 65 Klavierstücke sind tatsächlich Meisterstücke aus 5 Jahrhunderten, von den Barockgrößen Bach, Händel und Vivaldi über die Klassiker Mozart und Beethoven, dann über die Romantik von Schumann, Tschaikowski und Mendelssohn zu Debussy und Prokofjew und schließlich zum Jazz-Standard von Scot Joplin. Viele bekannte Stücke stehen neben unbekannteren Werken, was eine gelungene Mischung darstellt. Es sind Bearbeitungen z.T. schwierigerer Originalversionen oder auch von Streichquartetten, Teilen aus Sinfonien oder einzelne Variationen wie z.B. „Die Moldau“, ein Tanz aus dem Ballett „Romeo und Julia“ oder ein Abschnitt der „Mondscheinsonate“.
Für den Pianisten hat diese Sammlung alles, was das Herz begehrt – gut spielbare Sätze mit Hilfen beim Fingersatz, ein leicht lesbares Notenbild, einen mittleren Schwierigkeitsgrad, wunderschöne Musik, die zum Vorspielen bei unterschiedlichen Anlässen bestens geeignet ist. Die Stücke sind effektvoll gesetzt, das klare, übersichtliche Notenbild erleichtert das Spiel, und sie sind auch für das Vom-Blatt-Spiel bestens geeignet.
Als Zusatz gibt es die Möglichkeit, sich die Audio-Dateien, von einem professionellen Pianisten eingespielt, herunterzuladen, was beim Lernen und Üben helfen und unterstützen kann.
Eine klare Empfehlung, besonders auch für junge Menschen, die die Schönheit der „klassischen Musik“ gerade kennenlernen – diese Mischung kann bereichern und sie lädt zum Entdecken und Verzaubern ein.

Bewertung vom 16.06.2023
Die schlafenden Geister des Lake Superior (MP3-CD)
Aaronovitch, Ben

Die schlafenden Geister des Lake Superior (MP3-CD)


gut

Die Geschichte um die kluge und toughe Agentin Kimberley ist von Magie und Übernatürlichem geprägt – Eismonster, die plötzlich in der Kälte auftauchen, verzauberte Seenlandschaften, ein Hotel, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht und eine Expedition, bei der vor hunderten von Jahren ein großes Unglück passiert sein muss, denn keiner der Forscher ist je zurückgekehrt. Das FBI ist involviert, aber die Aktenlage sieht nicht gut aus; es gibt einen mysteriösen Anruf eines ehemaligen Agenten, eine Person verschwindet, Kreaturen, die entfernt an Tiere erinnern tauchen auf, die Natur spielt verrückt – da kann nur Kimberley helfen und mit ihrer unkonventionellen Herangehensweise, ihrem Mut und Charme überwindet sie viele Gefahren und Herausforderungen und auch das Herz kommt nicht zu kurz.
Die Geschichte ist spannend, voller Einfälle und ich mag die originelle Heldin, dennoch bin ich leider etwas enttäuscht, denn ich wurde nicht richtig gepackt. Der Erzählstil ist mir zu umständlich und langatmig, zu viele Details und Nebensächlichkeiten werden viel zu genau beschrieben. Diese Methode erinnert mich an Sherlock Holmes, aber da machen die genauen Beobachtungen einen Sinn und ergeben häufig des Rätsels Lösung.
Das Cover gefällt mir sehr gut - die Schrift ist schön, alt, verschnörkelt, etwas geheimnisvoll und dann gibt es viel zu entdecken, man muss genau hinsehen, dann erkennt man den röhrenden Hirsch, den heulenden Wolf, den grimmigen Geist aus Rauch in der Schneekugel, das untergehende Schiff und die Hand eines Skeletts, das den Kaffeebecher hält. Schön, witzig, etwas makaber – auf alle Fälle sehr gelungen.
Vielleicht ist dieser Fantasy-Krimi aber eher für Jugendliche geeignet, die den ersten Band schon gelesen haben, denn dann ist der Einstieg in die Geschichte und das Setting leichter.

Bewertung vom 02.06.2023
Clementine
Walden, Tillie

Clementine


gut

Endzeitstimmung, jeder gegen jeden – ein Szenario wie aus einem Horrorfilm.
Es wird gestochen, gebissen, geheult und gestöhnt, gepfählt und es tropft Blut. Die letzten Tage sind gekommen, die Erde ist von Zombies bevölkert und nur noch wenige Menschen existieren, immer auf der Hut vor ihren entsetzlichen Feinden. Clementine, die jugendliche Heldin des Romans, hat eine Aufgabe zu erfüllen, und wir begleiten sie auf ihrer Reise in den Norden, ohne zu wissen, was es dort gibt, wen sie treffen möchte, ohne Verständnis für die Gefahren, in die sie sich begibt. Warum bleibt sie nicht in der kleinen Stadt, ein sicherer Hafen mit Menschen, die ihr wohlgesonnen scheinen?
Aber es gibt noch mehr Fragen, die offen bleiben. Wieso? Warum? Wie hat sie ihren Unterschenkel verloren und warum hat sie diese seltsame Prothese? Was ist mit ihrer Familie passiert? Was will sie im Norden? Was für ein Ziel verfolgt sie?
Es geht unglaublich düster in dieser Graphik-Novel zu und Lichtblicke gibt es kaum. Die Zeichnungen von Tillie Walden sind sehr eindrücklich und gekonnt gestaltet, aber sie zeigen auch jeden Schrecken im Detail, auf jeder Seite wird gekämpft und gelitten und der Tod wartet nur auf seinen Augenblick. Das subtile Grauen, das wir aus H. P. Lovercrafts Romanen kennen, zeigt sich hier nicht. Auch das wohlige Gruseln eines E. A. Poes hat mich bei dieser Lektüre nicht erfasst – stattdessen nur Gewalt, Brutalität, Grimm und Niedertracht. Nihilismus auf jeder Seite des Buches – das ist mir zu viel, eine Geschichte wie ein Splattermovie – nichts für schwache Nerven!

Bewertung vom 02.06.2023
Dunkelzeit
Flanagan, Erin

Dunkelzeit


ausgezeichnet

Eine Kleinstadt im Nirgendwo in den USA, jeder kennt jeden, man feiert, trinkt und arbeitet gemeinsam, teilt Freundschaften, gemeinsame Erlebnisse, die Highlights des Jahres, Erntedankfest, Weihnachten, Taufe und Konfirmation, aber auch Neid, Missgunst und Eifersucht. Atmosphärisch dicht wird in Erin Flanagans Kriminalroman „Dunkelzeit“ diese Gemeinschaft beschrieben, die sich elementar aufeinander verlässt, die aber auch immer wieder mit den eigenen Sehnsüchten und Träumen, die nicht erfüllt werden können, zu kämpfen hat.
In dieser Situation verschwindet plötzlich Peggy, Teenager und Milos Schwester, verliebt, sportlich, hübsch, angehimmelt von vielen, Cheerleaderin und It-Girl. Die ganze Stadt wird aus ihrer Lethargie gerissen und schnell legt man sich auf den Schuldigen fest: Hal, ein junger Mann, der nicht der Norm entspricht, geistig beeinträchtigt ist und dem man jetzt alles zutraut. Es ist einfach, einen Täter im Blick zu haben, jeder scheint mit dieser einfachen Lösung zufrieden zu sein. Aber es gärt im Untergrund, Gräben tun sich auf und die Außenseiter Alma und Clyle versuchen, ihrem Schützling beizustehen und der Wahrheit ans Licht zu verhelfen. Aber was ist wahr? Vorurteil? Was ist gesicherte Realität? Nicht nur Hal verstrickt sich in Lügen und Widersprüche. Nichts ist mehr, wie es einmal war, die Idylle ist zerstört.
Dieser Krimi beschreibt die Charaktere detailliert und eindrücklich und die vergessenen Träume und Wünsche der Protagonisten spielen eine wesentliche Rolle: unerfüllte Mutterschaft, missglückte Emanzipationsversuche, aggressives Machoverhalten. Besonders die Frauen haben es in dieser traditionellen, unterschwellig frauenverachtenden Umgebung schwer. Und trotzdem halten diese nicht zusammen, sondern begegnen sich eher als Konkurrenz und beäugen sich skeptisch als Rivalinnen.
„Dunkelzeit“ ist kein typischer Thriller, dafür aber eine interessante Charakter- und Gesellschaftsstudie, spannend und unterhaltsam, sprachlich anspruchsvoll.
Ein aufschlussreicher Blick auf die fehlende Emanzipation der 80-ger Jahre auf dem Land in den USA, traurig, trostlos, männerdominiert - ich würde es Peggy, Alma und den vielen anderen wünschen, dass sie ihre Träume verwirklichen und neuen Wege wagen könnten.

Bewertung vom 13.05.2023
Schreibwelten
Johnson, Alex

Schreibwelten


ausgezeichnet

Eine wunderschöne, besondere Form der Büchergeschichte bzw. der Geschichte der Autoren über 500 Jahre Weltliteratur, die Alex Johnson in seinem Werk „Schreibwelten“ verfasst. Ein Sachbuch, das alle Vorstellungen von einem Sachbuch sprengt, eher ein Teppich aus 1001-Nacht, gewebt aus bunten Farben, Illustrationen, unterschiedlichen Ornamenten und Bildern. Geschichten werden erzählt, es wird bestens unterhalten, man möchte tiefer eintauchen in diese vergnüglichen, skurrilen und erstaunlichen Anekdoten über Autorinnen und Autoren vor allem aus dem englischsprachigen Raum. Und am liebsten möchte man gleich „Mrs. Dalloway“, „The Picture of Dorian Grey“, „Lolita“ oder „Ullyses“ aus dem Regal ziehen und mit dem Schmökern und Wieder-Entdecken beginnen.
Die Liebe und Leidenschaft zur Literatur, zum Entstehungsprozess von Romanen, die Besonderheiten beim Schreiben stehen im Zentrum und man möchte verweilen, überspringen, eintauchen, entschlüpfen, sehen, staunen. Das Sammelsurium regt zum Blättern und Vertiefen ein, kein Buch, das von vorne bis hinten in einem durchgelesen werden sollte, sondern ein Buch wie ein Spaziergang, wie eine Reise, bei dem Abkürzungen und Pausen gewählt und gewährt werden können.
Das Buch regt die Sinne und den Intellekt auf wunderbare Weise an, da es die Liebe zum Schreiben und zum Buch zum Thema macht, bekannte Größen vor allem der angelsächsischen und amerikanischen Literaturgeschichte stehen neben einigen Franzosen, einem Russen und einem berühmten zeitgenössischen Japaner. Leider sind keine deutschsprachigen AutorInnen dabei – aber vielleicht wäre das ein großartiges neues Projekt?
Augen und Herzen werden geöffnet und der Horizont erweitert - eine klare Stöber- und Leseempfehlung für alle Bücherfreunde!