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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 178 Bewertungen
Bewertung vom 23.12.2019
Kastanienjahre
Baumheier, Anja

Kastanienjahre


sehr gut

MEINUNG:
Kastanienjahre ist Anja Baumheiers zweiter Roman nach Kranichland, ihrem Debütroman, der mir sehr gut gefallen hatte. Letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse habe ich die sympathische Autorin auch kennenlernen dürfen. Auch anlässlich des 30jährigen Mauerfalles in diesem Jahr sind beide Bücher die ideale Literatur, meiner Meinung nach.

In dem Roman gibt es wieder zwei Erzählstränge, ein Strang, der in der Gegenwart spielt und einen Strang, der uns mit in die Vergangenheit, ab 1953 nimmt. In der Gegenwart erhält Elise, die inzwischen Zeit in Paris lebt, einen anonymen Brief, der sie dazu bewegt in ihre alte Heimat Peleroich zurückzukehren. Der fiktive Ort Peleroich ist an der mecklenburgischen Ostessküste angesiedelt und die Zukunft des Ortes steht auf dem Spiel.
Peleroich ist ein kleines Dorf, in jeder jeden kennt. Ich hatte etwas Mühe mich hier erstmal mit den ganzen Personen zurecht zu finden, denn die Geschichte beginnt mit dem Kennenlernen von Elises Eltern bzw. deren Geburt. Parallel verlaufen auch noch die Geschichten der anderen Bewohner. Auch Henning wird zu dieser Zeit geboren. Er und Elise wachsen zusammen auf und haben alles in allem eine recht sorgenfreie Kindheit. Da die Geschichte von Anja Baumheier zeitlich recht früh angesiedelt ist, bekommt auch divers Eindrücke, wie man mit der Gründung der DDR und dessen Veränderungen im Leben der Dorfbewohner umgeht. Nicht alle sind damit vollends zufrieden und müssen sich dennoch fügen. Der eine verkraftet es besser, der andere weniger und suchen Fluchtwege in z.B. Suchmitteln, wie z.B. Elises Vater.

Henning und Elisa finden zueinander. Die Beziehung des jungen Paars wird hart auf die Probe gestellt als Henning in die NVA eingezogen wird. In der Zeit ist Jakob, der Enkel des Pastors, ihr eine große Stütze und ganz besonders als Henning zurückkehrt. Die Erlebnisse in der NVA haben bei ihm meiner Meinung nach eine posttraumatische Belaststörung hinterlassen, ähnlich wie es vielen Soldaten geht. Das ist jetzt keine DDR-spezifische Erfahrung. Es hat mir gut gefallen, dass die Autorin hier so vielschichtige Aspekte in de Geschichte verarbeitet. Elise ist zwischen den beiden Männern etwas hin und her gerissen, vor allem als es mit Henning nicht mehr so gut läuft. Das Verschwinden von Jakob ist etwas, was Elisa nie überwunden hat. Elisa träumte immer davon Schneiderin in Paris zu werden. Dieser Traum ist ihr geglückt. Vielleicht kann es auch als eine Art Flucht betrachten, vor alle dem, was in der Vergangenheit passiert ist.


FAZIT:
Anja Baumheier hat mit Kastanienjahre, nach Kranichland, wieder bewiesen, dass sie schreiben und erzählen kann, wie das Leben in der DDR war. Ich schätze an ihren Romanen, dass man merkt, dass sie weiß, wovon sie schreibt und dass sie den Alltag in DDR und die verschiedenen Biografien ihrer Bewohner vielschichtig beleuchtet, ohne dabei wertend zu sein. Die Auflösung/ das Ende von Kranichland gefiel mir im Vergleich ein wenig besser als in diesem Roman.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.12.2019
Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1
Horst, Jørn Lier

Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1


sehr gut

MEINUNG:
Norwegen war das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2019 und auf der Suche nach entsprechenden Autoren bin ich auf Jorn Lier Horst gestoßen. Ich suchte schon lange einem adäquaten Ersatz für die Krimis von Henning Mankell mit dem von mir sehr geschätzten Kurt Wallander, der dann leider an Krebs erkrankt ist, was mich sehr traurig stimmte.
William Wisting ist Witwer und hat zwei erwachsene Kinder sowie eine kleine Enkeltochter, die ihm sehr wichtig ist. Wisting hat seit 24 Jahren einen alten Fall einer vermissten Frau, den er bis heute nicht aufgeklärt hat. Dieser Fall jährt sich nun wieder und Wisting nimmt sich wie jedes Jahr die Fallakten nochmals vor. Außerdem trifft er jedes Jahr den Ehemann der Vermissten, Martin Haugen. Im Gegensatz zu den Jahren davor, ist in diesem Jahr anders, dass er Martin Haugen an besagten Tag nicht Zuhause antrifft und das ein Ermittler aus Oslo, Adrian Stiller, auf ihn zukommt mit neuen Ermittlungserkenntnissen in einem anderen Fall, die auch Auswirkungen auf den Haugen-Fall haben könnten. Damit beginnt die verdeckte Ermittlung, bei der Wisting als eine Art Lockvogel ausgewählt wird auf Grund seiner guten Beziehung zu Martin, eben diesem endlich mal richtig auf dem Zahn zu fühlen.

Wisting und Adrian Stiller haben da sehr unterschiedliche Herangehensweisen die Informationen aus Martin herauszubekommen. Stiller ist ein Stück weit ein Spieler, der auch gerne mal zu ungewöhnlichen Methoden greift und auch nicht davor zurück schreckt Wistings Tochter, die Journalistin ist, eine Exklusivstory für die Neuaufnahme des Falls anzubieten, doch trotz Interessenkonflikte bekommen es Wisting und seine Tochter gut hin. Der Autor bringt mit diesem journalistischen Aspekt nochmals eine ganz andere Sichtweise in die Ermittlungen, was mir sehr gut gefallen hat. Journalisten finden doch immer noch andere Dinge heraus als Polizisten, vielleicht die Leute sich ihnen eventuell lieber offenbaren als den Hütern des Gesetzes. Wistings Tochter zeigt, dass sie auch trotz kleinem Kind ihrem Job nachgehen kann, danke eines tollen Familiennetzwerk.
Mir hat auch gut gefallen, dass Wisting nicht der sonst so typische skandinavische Ermittler mit Alkohol- und/ oder Drogenproblemen sowie unzähligen manchmal unzähligen Frauengeschichten ist, nur um der inneren Leere zu entkommen. Häufig behindern diese privaten Probleme auch die Ermittlung oder nehmen zu viel Platz ein, so dass der eigentliche Fall in den Hintergrund rutscht. Natürlich ist auch Wistings Privatleben Bestandteil des Thrillers, aber eben auf einem gesunden und bodenständigen Maß.



FAZIT:
In Kommissar Wisting habe ich endlich einen würdigen Ersatz über den von mir über viele Jahre geschätzten Kurt Wallander gefunden und das freu mich sehr. Das Buch war durch die kurzen Kapitel sehr flüssig zu lesen und vor allem spannend. Ich freue mich auf Wistings nächsten Fall!

Bewertung vom 18.12.2019
Der Mensch ist böse
Hannes, Julian

Der Mensch ist böse


sehr gut

MEINUNG:

In meiner momentanen Begeisterung für True Crime bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und sah es als genau die richtige Lektüre für mich an. Obwohl ich regelmäßig bei YouTube vorbei schaue, sagte mir Julian Hannes alias Jarow wirklich so gar nichts. Er ist noch relativ jung und daher war ich gespannt, wie er an solche Krimifälle ran geht.

In der Mensch ist böse hat er 13 wahre Kriminalfälle zusammen getragen, die teilweise aufgeklärt und teilweise bis heute unaufgeklärt sind. Da er mit einem sehr alten Fall beginnt, dachte ich zunächst es ist chronologisch geordnet, aber er stellt Fällt willkürlich und vor allem abwechslungsreich zusammen, den z.B. Morde und Vermisstenfällen kommen mehrmals vor. So läuft man nicht Gefahr, dass die Unterhaltung zu eintönig ist. Einige Fälle kannte ich, aber viele wahren mit absolut neu.


Am meisten interessieren mich eigentlich immer die verschiedenen Theorien, die es gibt. Julian Hannes erklärt dem Leser in einer recht einfachen Sprache wie der Fall sich zugetragen hat und eben welche Theorien etc. es gibt. Für meinen Geschmack könnte es ruhig noch ein bisschen weniger umgangssprachlich sein, aber der Autor ist noch recht jung, daher sehe ich es ihm nach. Man darf auch nicht vergessen, dass Julian Hannes nicht vom Fach ist, sondern lediglich ein Laie, der hier die Fakten zusammenträgt.

Nach jedem Kapitel gibt es entweder ein Experten Interview mit dem Kriminal- & Geheimdienstanalyst Mark T. Hofmann oder eine kleine Begrifferläuertungen und diverse Statistiken. Mit diesen fachlichen Fakten kann man den gelesenen Fall für sich nochmal genau einordnen. Spannend zu erfahren, was es alles für Arten von Spürhunden gibt.

FAZIT:

Wenn man sich True Crime interessiert, kommt man glaube ich, um Julian Hannes nicht drum herum. Mir hat gefallen, dass er die Fälle einfach und gut verständlich zusammen getragen hat und das zu jedem Kapitel noch ein paar Fakten vom Experten gab.

Bewertung vom 17.12.2019
Zimmer 19 / Tom Babylon Bd.2
Raabe, Marc

Zimmer 19 / Tom Babylon Bd.2


ausgezeichnet

MEINUNG:
Schlüssel 17 hat mich richtig begeistert und ich mehr als ungeduldig den zweiten Teil um den Berliner Ermittler Tom Babylon erwartet. Vor allem, weil immer noch nicht klar ist, was nun eigentlich mit seiner Schwester Viola passiert ist.

Der „Tatort“ ist diesmal die Berlinale. Hier wird statt des erwarteten Films ein sogenannter Snuff-Film gezeigt, d.h. ein Film, in dem eine Person vor laufender Kamera umgebracht wird. Dabei handelt es sich um die Tochter des Bürgermeisters und dementsprechend schlägt der Film, den nun so viel Leute gesehen haben, riesige Wellen und ruft Tom Babylon und die Psychologin Site Johans, die wir auch schon aus Band 1 kannten, auf den Plan.
Wie üblich bei Marc Raabe sind die ganzen Geschehnisse sehr komplex und es gibt eine Menge Personen, die man erst einmal auseinanderhalten muss. Zwischen den Kapiteln in der Gegenwart gibt es immer mal wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Diesmal bekommen wir Einblick in die von Sita. Zunächst empfand ich das fast ein wenig als störend, weil ich hier noch keinen Zusammenhang sehen konnte, aber natürlich schreibt der Autor solche Teile nicht ohne Grund so ausführlich. Gerade deswegen war ich schon nach wenigen Kapiteln wieder absolut begeistert von der Geschichte. Man sollte hier definitiv auch in der Reihenfolge der Bücher bleiben, weil sich die Rahmenhandlung, nämlich das Verschwinden von Toms Tochter Viola vor 20 Jahren, immer noch über dem Fall schwebt.

Tom ist diesmal etwas weniger besessen Viola zu doch noch zu finden, aber es natürlich schwebt sie immer in seinen Gedanken und erführt auch imaginäre Gespräche mit ihm. Es ergeben sich auch immer so ein paar kleine Hinweise, aber wirklich näher kommt man Viola auch nicht bis auf den Schluss, der mit einem riesigen Cliffhanger endet und jetzt heißt es leider wieder warten!

FAZIT:
Die Reihe um Tom Babylon ist für mich momentan einer der besten Thriller Reihen auf dem deutschen Buchmarkt. Zimmer 19 fand ich noch ein bisschen besser als Schlüssel 17. Der Thriller ist komplex und sehr spannend. Ich konnte ihn kaum aus Hand legen.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 11.10.2019
Der Junge, der träumte / Strange the Dreamer Bd.1
Taylor, Laini

Der Junge, der träumte / Strange the Dreamer Bd.1


ausgezeichnet

MEINUNG:

Von Laini Taylor habe ich bisher nur die Reihe Daughter of Smoke and Bone gelesen und war von dem Einfallsreichtum der Autorin sehr angetan. Umso mehr habe ich mich gefreut als ich erfahren habe, dass es eine neue Reihe von der Autorin auf Deutsch gibt.

Mit dem Beginn von Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte hatte ich zunächst so meine Probleme. Laini Taylor hat wieder einmal eine komplett neue Fantasywelt geschaffen, in der ich mich erst zurecht finden musste. Dazu gehören auch viele Eigenbegriffe. Schön gemacht war, dass am Anfang der einzelnen Teile, in die das Buch eingeteilt ist, einige Begriffe ähnlich wie im Lexikon erläutert werden. Nach und nach fand ich mich allerdings gut zurecht und konnte sehr gut in die Geschichte eintauchen.

Lazlo Strange ist eine Waise, daher auch der Name Strange und wird von Mönchen groß gezogen, die ihn sehr streng erziehen. Lazlo liebt das Lesen, arbeitet als Bibliothekar und interessiert sich besonders für die sagenumwobene Stadt Weep. Eigentlich hat die Stadt einen anderen Namen, aber seltsamerweise kann sich niemand an den Namen der Stadt erinnern. Die Atmosphäre erinnerte mich seltsamerweise sehr an ein Buch von Walter Moers, genauer gesagt an Die Stadt der träumenden Bücher. Das Leben von Lazlo ist sehr bescheiden bis eine Gruppe Gesandter aus Weep erscheint, die mich an die Dothraki von Games of Thrones erinnerten. Deren Anführer sucht in jeder Stadt besondere Talente und nennen wir es einmal Fachpersonal. Man verwehrt Lazlo die Bewerbung, doch sein Drang diese fremde Stadt, dessen Sprache er sogar erlernt hat, kennenzulernen, treibt ihn dazu trotzdem vorzusprechen und sogar überzeugen zu können.

Ich fand es großartig, dass dies Lazlos erster Schritt war sich ein Stück weit zu emanzipieren, seinen eigenen Weg zu gehen und schlichtweg auch über sich hinauswächst. Schon die Reise nach Weep lässt aus dem schüchternen Bibliothekar ein selbstbewussten, kräftigen jungen Mann werden, der endlich frei ist und die Geheimnisse von Weep erkunden kann. Ein bisschen wird schon an der Oberfläche gekratzt, was es mit Weep und dem Auftrag der bunt zusammen gewürfelten Gruppe auf sich hat. In Weep gibt es nicht nur diese eine Interessengruppe, sondern auch gegenteilige Mächte. Ich denke, es wird hier noch sehr spannend werden.

FAZIT:

Mit Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte hat Laini Taylor wieder eine ganz besonderen Jugendfantasyroman geschaffen, der mich nachdem ich endlich rein gekommen bin, wirklich begeistert hat. Ich denke, dass uns hier noch viele Geheimnisse und Wendungen erwarten werden und freue mich sehr auf den zweiten Band Strange the Dreamer - Ein Traum von Liebe, der am 27. November* erscheint.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2019
Es wird Zeit
Kürthy, Ildikó von

Es wird Zeit


ausgezeichnet

MEINUNG:
Ildikó von Kürthy ist eine Autorin, die mich eigentlich schon sehr lange durch meine „Karriere“ als Leser begleitet. In meiner Schul- und Studiumszeit war sie eine der wenigen Autorinnen, die mich als passionierte Krimi- und Thrillerleserin mit ihren „Frauenromanen“ immer begeistern konnte. Seit ein paar Jahren geht die Autorin nun auch andere Wege. Ihre Sachbücher haben mich bisher nicht so angesprochen, aber als ich hört, dass es einen neuen Roman gibt mit Es wird Zeit war ich sofort wieder Feuer und Flamme.
Nun ist Judith mit ihren fast 50 Jahren, was sie niemals müde wird zu betonen, nicht unbedingt meine altermäßige Zielgruppe bzw. ich befinde mich mit Anfang 30 in einer völlig anderen Lebensphase, aber das machte überhaupt nichts. Bücher und Literatur sind schließlich auch dazu da, in andere Welten, Leben oder in dem Fall eben auch Lebensphasen abzutauchen. Vielleicht kommt der Tag, wo ich nochmal zu diesem Buch greifen werde, aber zurück zu Judith.

Judith steht an einem typischen Scheidepunkt: Die Kinder sind groß, in Leben wurden die meisten Meilensteine (Hochzeit, Hausbau etc). erreicht und Judith kann nun wieder ihr eigenes Leben leben. Mit dem Tod von Judiths Mutter bricht eine für sehr wichtige Bezugsperson weg, auch das eine Tatsache, die in dieser Lebensphase oft Normalität ist. Judith kehrt nach 20 Jahren in ihre alte Heimat ins Rheinland zurück, welches sie auf Grund einer jahrelangen Lebenslüge verlassen hat und nie wieder zurückkehrte.

Man spürt aber ganz deutlich, wie sehr die Heimat Judith gefehlt hat, wie behütet und sorglos sie aufgewachsen ist und wie viele unvergessliche und liebevolle Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend nun wieder präsent sind. Mit ihrer Wahlheimat Wedel (einer Stadt bei Hamburg) scheint sie nie so ganz warm geworden zu sein als waschechte Rheinländerin. Die Beschreibung der Norddeutschen als ebenfalls Zugezogene, fand ich höchst amüsant und zum Teil so zutreffend und konnte vieles als gebürtige Berlinerin sehr gut nachvollziehen.
Judith ließ nicht nur ihr Elternhaus zurück, sondern auch ihre Freunde, mit denen sie während des Studiums zusammengewohnt hat, u.a. auch Anne, ihrer damals besten Freundin, auf die sie nun wieder trifft. Über allem schwebt diese lebenslange Lüge, die Judith innerlich zerfrisst und viel schlimmer, sie dazu gebracht hat ein Leben zu führen, welches unter Umständen ganz anders gewesen wäre. Auch Anne möchte natürlich wissen, was passiert ist, denn auch zu ihr hat Judith jahrelang keinen Kontakt mehr. Als man erfährt, was es ist, ist es so schade, dass hier nicht vorher eine Kommunikation stattgefunden hat nur auf Grund jahrelanger Schuldgefühle. Es ist dennoch so schön zu sehen, wir Judith und Anne sich wieder annähern und zeigt auch, dass Freundschaft auch nach jahrzehntelanger Funkstille trotzdem von heute auf morgen wieder funktionieren kann. Ich mochte sehr, dass Anne Judith zu keinem Zeitpunkt Vorwürfe gemacht hat. Vielleicht liegt es daran, dass sie sehr krank ist. Es wurde mir gleichzeitig warm und ganz schwer ums Herz, wenn man liest, wie Judith sie auf diesem Weg begleitet und sich immer wieder fragt, wie es für sie im Leben weiter gehen soll.

FAZIT:
Es wird Zeit war meine Monatshighlight, wenn nicht sogar ein Jahreshighlight. Ich habe die Geschichte so sehr genossen, dass ich hoffe sie würde nie enden. Ein Roman zum Lachen und Weinen, der zeigt, dass man auch mit fast 50 nochmal neue Wege in bekannten Orten beschreiten kann und der tief in meinem Leserherzen verankert sein wird.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2019
Für immer Rabbit Hayes (eBook, ePUB)
McPartlin, Anna

Für immer Rabbit Hayes (eBook, ePUB)


sehr gut

MEINUNG:
Die letzten Tage von Rabbit Hayes hat mein Leserherz gebrochen. Ich glaube, selten hat mich ein Buch emotional über Tage so beschäftigt wie dieses. Ich bin froh, dass ich nun den zweiten Band zeitnah lesen konnte, weil der Ausgang vom ersten Teil natürlich von Anfang an klar war. Für immer Rabbit Hayes hört dort auf, wo Band 1 geendet ist: Mit dem Tod von Rabbit.
Der Tod von Rabbit hinterlässt bei allen Familienmitgliedern neben dem Verlust und der Trauer unterschiedliche Gefühle und jeder geht damit auch auf seine Weise um. David verlässt zusammen mit Rabbits Tochter Juliet Irland und kehrt in seine Wahlheimat USA zurück. Seine ältere Schwester Grace erfährt, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls an Brustkrebs erkranken kann und Molly und Jack, die Eltern gehen sehr unterschiedlich mit Rabbits Tod um und entfremden sich dadurch.
Man spürt, dass Rabbit immer noch allgegenwärtig ist und alle Familienmitglieder versuchen irgendwie mit der entstandenen Lücke zurechtzukommen und das zunächst jeder für sich, denn niemand möchte den anderen gerne mit seinem Kummer und Problemen belasten. Trotzdem ist Familie Hayes durch und durch ehrlich zueinander und besonders Molly nimmt selten ein Blatt vor den Mund. Mir gefällt es, dass sie sich weniger als andere Familien gegenseitig etwas vormachen und dass sie trotz allem, was passiert oder was gesagt wird, einander lieben und für einander einstehen. Das mochte ich schon am ersten Teil sehr.
Band 1 und 2 kann man nicht wirklich vergleichen. Das Sterben von Rabbit im ersten Teil hat eine ungeheure Wucht, die man natürlich in Band 2 nicht noch einmal so antrifft, dennoch ist dieser zweite Teil einfach notwendig gewesen, um auch das gebrochene Leserherz zu heilen. Es dauert ein bisschen bis Familie Hayes wieder zueinander findet in dem ganzen Wirrwarr aus Trauer, Schuldgefühlen und eigenen Sorgen. Besonders Molly macht es einem schwer, da sie fast schon verbohrt und engstirnig ist. Den Grund dafür erfährt man dann erst zum Schluss.

FAZIT:
Nach Rabbits Tod hat ich Für immer Rabbit Hayes einfach gebraucht! Ich bin froh, dass es diesen zweiten Band gibt und man weiß, wie Familie Hayes mit dem Verlust umgeht. Es ist schön zu lesen, dass Familie Hayes auch nach Rabbits Tod noch zueinander hält, auch wenn diese Zeit keine einfache für sie war.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 15.08.2019
Ein wirklich erstaunliches Ding
Green, Hank

Ein wirklich erstaunliches Ding


sehr gut

MEINUNG:
Ich hatte nicht den Eindruck, dass man um dieses Buch in diesem Frühjahr vorbeigekommen ist, denn es war auch das erste Buch im Imprint Bold vom dtv Verlag. Ehrlich gesagt habe ich trotz der Kenntnis vom Klappentext keine so richtige Vorstellung gehabt, was mich hier inhaltlich erwartet.
April und ihr guter Freund Andy finden eines Nachts den sogenannten „Carl“, eine Roboter-Skulptur, die auch in anderen Städten auftauchen, doch April und Andy sind die ersten, die ihr Video dazu ins Netz stellen. Was und wer die Carls sind ist unklar, rückt aber schnell in den Fokus von Wissenschaftlern und natürlich der halben Welt. April und Andy stehen plötzlich von jetzt auf gleich im Zentrum der Medien und natürlich gibt es auch Gegner als April beschließt sich als Marke mit ihrer Entdeckung des Carls zu verkaufen.
Ganz groß im Fokus der Geschichte stehen soziale Medien, wie Facebook, Twitter, Instagram und YouTube. April und ihre Freunde nutzen alle Kanäle zum Austausch über die Entdeckung der Carls und ihnen schlägt auch ein wahnsinniges Interesse entgegen, was sie von jetzt auf gleich zu Personen des öffentlichen Lebens macht. Die Wucht des ganzen Medienrummels, denn besonders April natürlich auch entfacht, in dem sie sich öffentlich äußert, wird am Anfang etwas naiv eingeschätzt, besonders von April. Das störte mich auch etwas an ihrem Charakter. Ich empfand sie als viel zu gutgläubig und naiv, auch wenn ihre Absichten durch und durch gut und ehrenhaft waren.
Die plötzliche Berühmtheit hat auch Konsequenzen auf ihr Privatleben, denn natürlich interessieren sich Medien nun plötzlich für alles an ihr. Der Autor stellt hier sehr gut den plötzlichen Aufstieg und auch Fall einer Person wie April auf, die durch ein Ereignis zur Berühmtheit wird, nur weil sie es als erste Person zu fällig entdeckt hat. Neben den Auswirkungen von Social Media, ist aber auch die Geschichte der Carls wirklich super konstruiert. Ich hatte nicht erwartet, dass sie in dieser Tiefe Teil des Romans sein wird. Denn es wird hier wirklich richtig analysiert, was es mit den Carls auf sich hat, wobei auch Träume eine große Rolle spielen. Durch die Geschichte der Carls wird die ganze Story auch zu einem modernen Sci-Fi-Roman.

FAZIT:
Ein wirklich erstaunliches Ding las sich für mich eher, wie ein Sci-Fi-Roman für junge Leute und dennoch gepaart mit vielen Aspekten aus unserer modernen Social-Media-Welt. Dem Autor gelingt es hier die guten und schlechten Seiten in einem ansprechenden Romankontext zu verpacken. Bin gespannt, was wir noch von Hank Green lesen werden.

Bewertung vom 13.06.2019
Fünf Sterne für dich
Lucas, Charlotte

Fünf Sterne für dich


gut

MEINUNG:
Eigentlich lese ich von der Wiebke Lorenz, die sich hinter dem Pseudonym Charlotte Lucas verbirgt, lieber Thriller. Letztes Jahr habe ich Wir sehen uns beim Happy End gelesen und fand die Geschichte war mal etwas anders. Ein bisschen verliebt bin ich auch immer in die schöne Gestaltung der Bücher, denn der Verlag bleibt sich auch bei diesem Buch treu.

Konrad ist alleinerziehend. Warum das so ist ahnt man zunächst nur ein wenig, weil es immer wieder Erinnerungsfetzen gibt. Für Konrad ist seine 12-jährige Tochter Mathilda sein Ein und Alles. Konrad ist mit Mathilda fluchtartig von Köln nach Hamburg gezogen. Dort besucht Mathilda ein Gymnasium. Beim ersten Elternabend wird Konrad, ganz gegen sein Naturell, zum Elternsprecher ernannt. Sein Job ist etwas ungewöhnlich: Er schreibt professionell Rezensionen und neigt auch sonst dazu viele Dinge gerne zu bewerten. So auch Mathildas Lehrerin Pia.

Pia ist eine junge, sehr engagierte Lehrerin und die zusammen mit einem anderen Kollegen teilt sie sich die Leitung von Mathildas Klasse. Man merk recht schnell, dass es in der Klasse ein paar Ungleichgewichte gibt, die vor allem durch die neue Sitzordnung von Pia entstanden, ist. Die Abläufe in der Klasse und deren Gefüge rücken, entgegen meiner Erwartung, ziemlich schnell in den Vordergrund. Man kann sagen, dass Mathildas Klasse und deren Probleme hier eindeutig im Vordergrund stehen und nicht vermeintliche Liebesgeschichte zwischen Pia und Konrad.

Am Rand des ganzen Geschehens gibt auch viele Nebencharaktere, die zu dem ganzen Schlamassel ihren Beitrag leisten. Zum einen ist da die Mutter von Pauline, die am meisten gegen die neue Sitzordnung aufbegehrt, weil sie neben Finn-Lasse sitzt, den man sofort als Außenseiter abgestempelt hat. Dann ist da noch Tom Wohlfahrt, der zweite Lehrer der Klasse. Tom ist ein totaler Chauvinist, versucht Pia rumzukriegen und sieht auch sonst alles sehr, sehr locker. Diese Charaktere erzeugen in der Geschichte natürlich sehr viel Reibung und Konflikte, aber mir war es zum Teil oft viel zu überspitzt und bekam dann auch schnell so einen gewissen Nerv-Faktor. Ich habe mich auch wiederholt gefragt, ob die Jugend von heute wirklich so oberflächlich ist, wie hier dargestellt. Manches Verhalten, auch von den Eltern, hat mich innerlich auf die Palme gebracht, aber genau das sollte sicherlich auch der Effekt sein.

FAZIT:
Ehrlich gesagt habe ich auf Grund des Klappentextes hier eine völlig andere Geschichte erwartet und zwar in erster Linie eine Liebesgeschichte und keine Schulgeschichte, was es im Grunde war. Leider war mir vieles auch einfach zu überspitzt dargestellt. Auch wenn es ein fiktiver Roman ist, spielt er dennoch in der realen Welt, doch vieles fand ich wenig realistisch. Die fast 600 Seiten waren auf Grund meiner geringen Begeisterung leider ziemlich zäh zu lesen. Ich werde lieber bei den Thrillern der Autorin bleiben.

Bewertung vom 16.05.2019
Die Verlobten des Winters / Die Spiegelreisende Bd.1
Dabos, Christelle

Die Verlobten des Winters / Die Spiegelreisende Bd.1


sehr gut

MEINUNG:
Die Verlobten des Winters ist der Auftakt einer neuen Jugenfantasyreihe, die meines Wissens nach aus vier Bänden bestehen soll, zumindest sind diese vom Verlag angekündigt. Ich bin so ein bisschen auf das Buch aufmerksam geworden, weil es mit Harry Potter verglichen worden ist. Nun wissen wir alle, dass Harry Potter nicht nachzuschreiben ist, aber das Harry-Potter-Feeling kommt doch in einigen Geschichten auf.

Die Welt in Die Spiegelreisende ist in sogenannte Archen aufgeteilt. Ophelia stammt von der Arche Anima und wird daher auch als Animistin bezeichnet. Jeder Arche wohnt auch ein Familiengeist inne, von dem alle Bewohner der Arche abstammen, sprich alle sind miteinander verwandt und sind eine große Familie. Ophelia ist sehr introvertiert und lebt ein Stück weit in ihrer eigenen Welt, zu der kaum jemand Zutritt hat. Nun soll Ophelia endlich verheiratet werden und zwar nicht mit einem Animisten, sondern mit Thorn, einem Adligen der Arche des Pols im hohen Norden. Ophelia hat keine Wahl und muss mit Thorn an den eisigen Pol reisen, um ihn dort zu heiraten.
Die Welt der Archen ist sehr mystisch und magisch. Man braucht ein bisschen Zeit, um sich da zu orientieren. Vieles bleibt aber auch noch verborgen. Genauso wie Ophelia haben auch die Bewohner des Pols bestimmte magische Fähigkeiten. Durch eine Heirat können solche Eigenschaften auf den jeweils anderen übertragen werden. Als Ophelia am Pol ankommt landet sie in einem Meer aus Intrigen und dunklen Machenschaften. Niemand ist ihr so richtig wohlgesonnen und es schwer jemanden wirklich zu vertrauen. Dazu kommt die eisige Kälte, die sie nicht gewohnt ist. Thorn hat nicht wirklich viel Zeit für sie und so wird Ophelia bei Thorns Tante „geparkt“. Die Beziehungen untereinander sind zum Teil sehr komplex und nicht immer ganz durchschaubar. Doch zwischen Thorn und Ophelia entwickelt sich, wenn sie sich denn mal sehen, eine Art vertrauensvolle, Respektbeziehung, denn Thorn scheint nicht sehr viele Verbündete zu haben.

Dafür, dass Ophelia recht grausam in diese Welt gestoßen wird, meistert sie die vielen Fallstricke recht gut, vor allem als sie diese erkennt. Auch ihr ist man nicht so richtig wohlgesonnen und natürlich stellt sie ihr immer wieder brennend die Frage, warum ausgerechnet sie ausgewählt worden ist, Thorn zu heiraten. In diesem Band wird dazu ein bisschen an der Oberfläche gekratzt, aber viel mehr werden wir wohl erst im zweiten Band erfahren, der 27. Juli 2019 erscheinen wird.

FAZIT:
Die Verlobten des Winters ist ein sehr vielversprechender Auftakt einer neuen Jugendfantasyreihe, die ich als sehr innovativ und voller neuer Ideen empfand. Ophelia ist eine Anti-Heldin, die ich bereits von der ersten Seite an mochte, vor allem, weil viel mehr in ihr steckt als auf den ersten Blick zu erahnen ist. Die Geschichte ist voller Intrige, Fallstricke und bei niemanden kann man sich so richtig sicher sein, die ihr Potential vermutlich aber erst vollends in Band 2 entfalten wird. Freue mich sehr auf Band 2!