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Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 184 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


ausgezeichnet

MEINUNG:

Das Buch wurde mir auf der Leipziger Buchmesse sehr ans Herz gelegt von dem Team von hanserblau. Sie haben mich einfach total damit in den Bann gezogen, so dass ich mich der Liebesgeschichte von Will und Rosie nur schwer entziehen konnte.

Ein bisschen hat mich die Geschichte sofort an Cecelia Ahern - Für immer vielleicht (auch als Love Rosie bekannt), vor allem weil es dort auch eine Rosie gab. Sie und Alex haben auch immer wieder die Chance verpasst zueinander zu finden. Ich habe fast eine ähnliche Story erwartet, aber zwischen Will und Rosie ist ein bisschen anders. Beide kennen sich seit der Schulzeit und dort beginnt das Buch auch. Wir begleiten beide bis sie Mitte 30 sind. Will gibt dem Zwillingsbruder von Rosie Nachhilfe und so entsteht schnell auch ein Kontakt zu Rosie. Um beide ist es schnell geschehen. Es ist die große Liebe, die viele von uns vielleicht nur einmal im Leben finden. Für Rosie ist allerdings erstmal die Musik und der Schulabschluss wichtiger als eine Romanze mit Will. Doch dann gibt es einen großen Schicksalsschlag, der alles für immer verändert.

Bei Geschichte, wie die von Rosie und Will, stellt sich mir immer die Frage, warum es so schwer ist zueinander zu finden und ob es nicht ein reines Kommunikationsproblem ist. Ein bisschen ist es das auch zwischen Will und Rosie, aber es ist noch ein bisschen mehr. Ich war von der ersten Seite an gefesselt von beiden und was zwischen ihnen entstanden ist. Die Autorin beschreibt die große Zuneigung zueinander sehr subtil, aber dennoch spürbar. Die Spannung steigert sich natürlich noch, da Rosie am Anfang nicht möchte und später gibt eine Million andere Gründe die gegen einander sprechen. Als LeserIn und Fan von großen Liebesgeschichten hofft man einfach ständig, dass sie nachgeben.

Rosies wichtigste Bezugsperson ist ihr Zwillingsbruder Josh. Das Verhältnis zur Mutter ist schwierig, da diese sehr streng ist und vor allem Leistung und Disziplin erwartet. Mal wieder auch der mir recht verhasste Umstand, dann sie von Rosie erwartet, dass sie schlank ist und bleibt, d.h. Sport und weniger Essen als z.B. ihr Bruder. Der Vater ist eigentlich unsichtbar. Rosie ist introvertiert und durch und durch Künstlerin. Sie lebt für die Musik. Will ist das komplette Gegenteil. Er gilt als Rebell, weil er Motorrad fährt und von der Schule jetzt auch nicht so viel hält. Will lässt sich nicht irgendwelche Erwartungen zwängen. Er wächst zusammen mit seiner jüngeren Schwester bei der Großmutter auf, die eine äußerst liebevolle und kluge Frau ist und mit Abstand mein liebster Nebencharakter. Die Mutter hat die beiden einfach verlassen und einen Vater gibt es sowieso nicht. Der Verlust der Mutter macht Will zu schaffen, auch wenn er dies nicht zu geben will. Im Gegensatz so Rosie weiß Will sehr genau, was er möchte.

Die Wege von beiden trennen sich mehrfach, aber sie bleiben durch nächtliche Telefonate immer in Kontakt. Im Mittelteil gab es manchmal ein paar kleinere Längen, wo ich mich gefragt habe, was noch kommen wird bzw. was passieren muss, damit sie sich endlich entscheiden. Allerdings kommt immer wieder das Leben und die Umständen dazwischen.

FAZIT:

Vom Ende der Nacht ist für DIE Lovestory im Sommer 2023 und ich war sofort verliebt in die Story. Man möchte einfach, dass Will und Rosie endlich zusammen kommen und ich habe dies mit angehaltenem Atem verfolgt. Ein großer Lesetipp für alle, die gerne große Liebesgeschichten mögen, ohne dabei zu kitschig zu sein.

Bewertung vom 04.04.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


sehr gut

MEINUNG:

Ich muss sagen, dass das Buch nicht meinem klassischen Beuteschema entspricht, aber ich mich hat das Buch einfach angesprochen. Das lag sicher auch daran, dass ich häufig gesehen habe. Mir gefällt sehr das schöne Cover in rot mit dem Türschild, welches man so häufig in Hotelzimmern sieht. Es passt perfekt zum Inhalt.

Molly Gray ist 25 Jahre alt und sie ist mit großer Leidenschaft Zimmermädchen im Regency Grand Hotel. Molly ist glücklich und zufrieden, wenn die Zimmer ordentlich und die Gäste glücklich und zufrieden sind. Diese doch recht heile Welt wird zerstört als der reiche Mr. Black von ihr tot in seinem Zimmer aufgefunden wird. Diese Tatsache zerstört nicht nur ihren Sinn für Sauberkeit, sondern stellt auch ihr Leben gehörig auf den Kopf, denn sie wird prompt zur Hauptverdächtigten.

Ich habe parallel zum Lesen auch in das Hörbuch herein gehört und es ist wunderbar vertont von Anna Thalbach. Sie haucht Molly einen unverkennbaren und vor allem äußerst liebenswerten Charakter ein. Molly ist auch der Haupt- und Herzenscharakter von dieser Geschichte. Molly ist für ihr Alter einfach anders. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie bei ihrer Großmutter aufgewachsen ist. Jedenfalls hat sie hohe Moral- und Wertevorstellungen. Sie behandelt jede Person mit Respekt und Höflichkeit und versteht häufig nicht und erkennt auch nicht, wenn man ihr das nicht im gleiche Maße gegenüber bringt. Sie nutzt niemanden aus und verschafft sich Vorteile. Diese Charakterzüge bringen sie leider in die missliche Lage, dass sie irgendwann verdächtigt wird. Mir war eigentlich klar, dass sie es nicht ist. Viele der Leute unterschätzen Molly und halten sie vielleicht von geringerer Intelligenz, aber das ist ein Trugschluss.

Ich würde The Maid als Cosy Crime bezeichnen. Natürlich gibt es einen Mordfall, aber die Ermittlung ist eher an Columbo, übrigens die Lieblingsserie von Molly und ihrer Großmutter, und Agatha Christie angelehnt. Normalerweise lese ich deutlich „härteren Stoff“, aber die Autorin hat eine runde Geschichte geschrieben. Es gibt sogar noch einige nicht vorhersehbare Wendungen. Eigentlich habe ich vor allem mit Molly mitgefiebert, dass sie sich von den Vorwürfen wieder befreien kann. Es wird nicht wirklich ein Ort benannt, wo es spielt und die Zeit ist auch nicht ganz klar. Mir ist aufgefallen, dass die Autorin noch von der UdSSr in Bezug auf eine Person, die sie Chernobyl nennen. Angesicht der aktuellen geopolitischen Lage sicher keine besonders gute Idee. An der Stelle habe ich mich dann auch gefragt, ob der Autorin nicht bekannt ist, dass die UdSSr nicht mehr besteht und empfinde das als schlecht recherchiert. Das wäre dann aber mein einziger Kritikpunkt zu der Geschichte.

FAZIT:

The Maid hat wider Erwarten richtig gut gefallen. Mit Molly Grey hat die Autorin eine außergewöhnliche Protagonistin geschaffen, die mir wirklich sehr ans Herz gewachsen ist. Die Konstruktion des Kriminalfalls war ebenfalls in sich stimmig, wendungsreich und lässt am Ende keine Fragen offen.

Bewertung vom 02.04.2020
Das Gerücht
Kara, Lesley

Das Gerücht


ausgezeichnet

MEINUNG:
Paula Hawkins sagt über die Geschichte „Eine Geschichte über Paranoia und Verdächtigungen, die einem Schauer über den Rücken jagt.“ Dieses Zitat und dass es von Paula Hawkins ist, haben mich neugierig auf das Buch gemacht.

Joanna ist alleinerziehende Mutter und zieht zusammen mit ihrem Sohn aus London zurück in ihren kleinen Heimatort, um auch ihrer Mutter, die dort noch lebt, wieder näher zu sein. Joanna muss in dem Ort wieder neuen Anschluss finden und versucht dies zunächst bei anderen Müttern. Um deren Aufmerksamkeit zu bekommen, erzählt im Buchclub über eine aufgeschnapptes Gerücht: Eine Mörderin könnte unter ihnen leben. Damit setzt sie ungewollt eine Ketter von Ereignissen in Gang, die sie am Ende nur noch schwer kontrollieren kann und die sie selbst in Gefahr bringt.

Die Autorin greift hier zwei große und auch interessante Kernthemen auf. Zum einen die Macht eines in die Welt gesetzten Gerüchts und auch das Thema vom Leben dem Abbüßen einer Strafe wegen Mordes. Ersteres Thema ist gut umgesetzt worden. Man sollte am Ende daraus lernen, dass man aufpassen sollte, was man zu wem sagt, denn die Konsequenzen können verheerend werden. Das passiert Joanna auch. Dazu kommt, dass man Misstrauen gegenüber den falschen Personen schafft und das unschuldige Personen unter Umständen dafür geächtet werden. Man muss allerdings sagen, dass Joanna auch ein bisschen vom Vater ihres Sohnes angestachelt wird, der Journalist ist und eine große Story für ein Buch wittert. Sie selbst möchte sich irgendwie interessant machen und somit Anschluss finden.

Im Großen und Ganzen läuft die Geschichte ziemlich nach Schema F ab und bietet für mich in den ersten beiden Dritteln wenig Spannung, auch wenn natürlich so einiges passiert und Joanna natürlich in Aufruhr ist. Die erst ziemlich spät kommende, wirklich gut gemacht Wendung, kann noch ein bisschen was retten, denn endlich kommt es zum zweiten großen Thema in diesem Roman, was für mich allerdings fast ein bisschen zur kurz kommt, obwohl es wahnsinnig interessant ist. Man kann sich hier viele große Fragen stellen. Darf eine Person, die jemanden ermordet hat, nach der Strafe ein normales glückliches Leben führen? Darf diese Person eine Familie gründen und von dieser geliebt werden? Darf man die Vergangenheit ruhen lassen? Darf man sogar verzeihen? Auf jeden Fall wird klar, dass man nicht mehr in das alte Leben zurück kann und z.T. nur in einem Zeugenschutzprogramm leben kann.

FAZIT:
Das Gerücht ist eine solide Geschichte, die für mich aber insgesamt zu wenig Spannung aufwies und mir ein wenig schwer machte voran zu kommen. Dennoch wurde hier eine interessante Kernthemen verarbeitet, allen voran der Verlauf und die Folgen von Gerüchten. Ich sehe bei der Autorin noch Potential nach oben.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 10.02.2020
Tiefer Fall / Doggerland Bd.2
Adolfsson, Maria

Tiefer Fall / Doggerland Bd.2


sehr gut

MEINUNG:
Doggerland. Tiefer Fall ist der zweite Fall von Ermittlerin Karen Eiken Hornby. Ihr erster Fall Doggerland. Fehltritt hatte mir sehr gefallen und dementsprechend war ich sehr gespannt auf diesen nächsten Fall.
Karen Eiken Hornby leidet immer noch unter den körperlichen Beeinträchtigungen aus dem Ende des ersten Falls und ist krankgeschrieben Zuhause bis sie einen Anruf von ihrem Chef bekommt. Auf der Insel Noorö wurde ein Toter gefunden, bei dem es sich höchst wahrscheinlich um Mord handelt. Mit Noorö hat Karen auch eine persönliche Verbindung, denn dort hat sie einen Teil ihrer Kindheit verbracht, da ihre Familie väterlicherseits von dort stammt.

Ich mochte Karen wieder einmal, die in der Vergangenheit schon so viel Kummer erleben musste, schon im ersten Band sehr. Sie ist zum Teil für Fremde nur recht schwer zugängig und lässt nur wenige hinter ihre Fassade gucken. Ihr privates Umfeld, quasi ihre selbstgewählte Familie, ist ein wirklich bunter Haufen, der allerdings immer zu ihr hält. Manchmal ist es ihr auch zu viel Nähe. Man merkt, dass sie es nicht gewohnt ist und sie ist in ihren Gefühlen dazu auch sehr ambivalent. Einerseits braucht sie die Gesellschaft, andererseits fehlt ihr ein wenig die Rückzugsmöglichkeit. Ich hatte aber den Eindruck, dass sie immer mehr wieder zurück in ein Leben findet, welches sie eigentlich schon abgeschrieben hatte bzw. welche sie sich nicht erlaubt hat zu leben.

Die Mordermittlung auf Noorö zwingt Karen auch mit ihrer Familie zu sprechen und sie gerät dort in ein paar Gewissenkonflikte. Es passiert vieles parallel zum Fall in Karens Privatleben und es passiert leider das Übliche in solchen Fällen: Der Fall rückt etwas in den Hintergrund und so geht auch die Spannung etwas verloren bzw. sie ist generell auf einem recht niedrigen Level. Ich wusste aber bereits aus dem ersten Band worauf ich mich hier einlasse.

FAZIT:
Mit Tiefer Fall habe ich genau das bekommen, was ich erwartet habe: Einen atmosphärischen, skandinavischen Thriller, der viel Augenmerk auf den ermittelnde Polizistin Karen Eiken Hornby liegt. Wer hier einen rasanten Thriller erwartet, der ist mit diesem Buch nicht gut beraten.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.12.2019
Laufen
Bogdan, Isabel

Laufen


ausgezeichnet

MEINUNG:
Die Autorin Isabel Bogdan war mir zunächst nur als Übersetzerin bekannt. Dann habe ich von ihr Der Pfau gelesen (für mich immer noch eines das schönste Buchcover, die ich je gesehen habe) und war zunächst angetan, aber noch nicht restlos überzeugt von der Autorin.

Die Ich-Erzählerin hat vor ungefähr einem Jahr ihren Lebensgefährten verloren und befindet sich immer noch in der Phase mit dem Verlust fertig zu werden. Neben der Trauer spielen natürlich auch Schuldgefühle eine große Rolle, denn er litt unter Depressionen und sie hängt immer wieder den Gedanken nach bestimmte früher hätte erkennen zu müssen. Diesen Gedanken hängt sie beim Laufen nach, mit dem zu Anfang des Romans beginnt. Das Laufen stellt hier den Rahmen der Geschichte her und steht analog auch für die Entwicklung, die sie in der Zeit macht. Mit dem Fortschritt des Laufens kämpft sie sich Stück für Stück wieder zurück ins Leben, welches für sie auch lebenswert und vor allem freier von Schuldgefühlen ist.

Die Ich-Perspektive sind wir als Leser ganz nah an ihren Gedanken, die sich natürlich um das Hier und Jetzt und damit dem DANACH spielen, aber um das DAVOR. Wir erfahren, wie die beiden sich kennen gelernt haben, wir ihr Leben zusammen war, was sie aneinander geliebt und gehasst haben. Wir erfahren, dass sie keine Kinder hatten und wir dabei lässt die Protagonistin uns immer an ihren Gefühlen teilhaben. Natürlich reflektiert sie auch immer bei gewissen und betrachtet einige Dinge nun aus einer anderen Perspektive. Es ist für sie nicht immer ganz einfach, wenn dabei auch Gefühle der Erleichterung oder gar Freude aufkommen, denn jemand der trauert, dem stehen solche Gefühle nicht zu oder könnten als Verrat gewertet werden. Ich fand diese sehr ehrliche Darstellung des Trauerprozesses sehr intensiv, aber sehr ehrlich und authentisch. Man merkt, dass Trauer immer wieder in Schleifen verläuft und es Tage gibt, die sie wieder weit zurückwerfen. Auch für ihr Umfeld ist es nicht einfach, sie dort aufzufangen. Von manch einem bekommt sie mehr Rückhalt und darf ganz sie selbst sein und von anderer Seite gibt es Unverständnis und auch Berührungsängste. Auch das sind meiner Meinung nach zwei völlig authentische Muster.

FAZIT:
Mit Laufen hat mich Isabel Bogdan restlos überzeugt. Die Trauerarbeit einer Frau, die ihren Lebensgefährten verloren hat, verpackt mit dem Thema des Laufens war für mich großartig und vor allem sehr einfühlsam umgesetzt. Besonders gefiel mir, dass sie auch Gedanken und Gefühle angesprochen hat, die man glaubt in so einer Phase nicht haben zu dürfen. Selten so eine Geschichte in der Art gelesen, die so sehr mein Herz berührt hat und die auch wichtig ist, weil hier auch Tabu-Themen angesprochen werden über die viel mehr gesprochen werden müsste.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.12.2019
Hotel Cartagena / Chas Riley Bd.9
Buchholz, Simone

Hotel Cartagena / Chas Riley Bd.9


ausgezeichnet

MEINUNG:
Hotel Cartagena ist wieder ein Band um die Staatsanwältin Chastity Riley, von der es schon zahlreiche Vorgängerbände gibt. Die mit dem Deutschen Krimipreis 2019 und Friedrich-Glauser-Preis 2019 prämierte Autorin weiß einfach, weiß einfach wie Krimis abseits des Main Streams schreibt. Ich habe nicht alle Bände gelesen, aber ein paar kommen schon zusammen.

Wir befinden uns wieder in Hamburg. Diesmal finden Geschehnisse nur in einem beengten Raum statt, nämlich in einer Hotelbar im Hamburger Hafen. Dort kommt es zu einer Geiselnahme und mittendrin ist Chastity Riley mit ihren Kollegen. Falls es im Vorgängerband divers private Vorkommnisse bei ihr gab, dann entziehen die sich leider meiner Kenntnis. Chastity scheint zu jeden der anwesenden besonders Beziehungen zu haben und auch mehr als einem der männlichen Kollegen ihr Herz, naja vielleicht auch ihren Körper geschenkt zu haben. Ich habe gelernt, dass sie keine einfache Person ist und auch nicht sonderlich gut jemanden an sich heranlässt.

Eigentlich ist aber nicht Chastitys Geschichte, die hier erzählt wird, sondern wie von einem deutschen jungen Mann, der durch Zufall in Kolumbien, Cartagena gelandet ist und dort in die hiesigen Drogengeschäfte abrutscht. Fraglich ist, ob er überhaupt eine richtige Wahl hatte. Die Geschichte des jungen Mannes gipfelt in der Geiselnahme, in die durch Zufall auch Chastity und ihre Kollegen mithinein gezogen werden. Dieser Moment, in dem man nichts tun kann, außer Abwarten, nutzt Chastity um ihren Gedanken nachzuhängen und über die einige zwischenmenschliche Beziehungen nachzudenken. Da ich nicht alle Bände gelesen habe, entzieht das hier etwas meiner Kenntnis.

Herausragend ist wieder Simone Buchholzs prägnante Sprache, mit der ich sie unter tausenden Texten erkennen würde. Kurz und vor allem sehr schlagfertig bringt sie oft Textstellen zustande über die man nur staunen kann und die man sich am liebsten alle anstreichen würde.

FAZIT:
An Simone Buchholzs Krimis liebe ich einfach ihre so charakteristische Sprache, von der man sich wünscht, dass man so sprechen könnte. Inhaltlich war diesmal etwas anders, das sich alles in dem Hotel abgespielt hat. Die Story fand ich interessant, aber nicht herausragend. Chastity konnte ihre Genialität daher auch nur begrenzt zeigen.

Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.12.2019
Kastanienjahre
Baumheier, Anja

Kastanienjahre


sehr gut

MEINUNG:
Kastanienjahre ist Anja Baumheiers zweiter Roman nach Kranichland, ihrem Debütroman, der mir sehr gut gefallen hatte. Letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse habe ich die sympathische Autorin auch kennenlernen dürfen. Auch anlässlich des 30jährigen Mauerfalles in diesem Jahr sind beide Bücher die ideale Literatur, meiner Meinung nach.

In dem Roman gibt es wieder zwei Erzählstränge, ein Strang, der in der Gegenwart spielt und einen Strang, der uns mit in die Vergangenheit, ab 1953 nimmt. In der Gegenwart erhält Elise, die inzwischen Zeit in Paris lebt, einen anonymen Brief, der sie dazu bewegt in ihre alte Heimat Peleroich zurückzukehren. Der fiktive Ort Peleroich ist an der mecklenburgischen Ostessküste angesiedelt und die Zukunft des Ortes steht auf dem Spiel.
Peleroich ist ein kleines Dorf, in jeder jeden kennt. Ich hatte etwas Mühe mich hier erstmal mit den ganzen Personen zurecht zu finden, denn die Geschichte beginnt mit dem Kennenlernen von Elises Eltern bzw. deren Geburt. Parallel verlaufen auch noch die Geschichten der anderen Bewohner. Auch Henning wird zu dieser Zeit geboren. Er und Elise wachsen zusammen auf und haben alles in allem eine recht sorgenfreie Kindheit. Da die Geschichte von Anja Baumheier zeitlich recht früh angesiedelt ist, bekommt auch divers Eindrücke, wie man mit der Gründung der DDR und dessen Veränderungen im Leben der Dorfbewohner umgeht. Nicht alle sind damit vollends zufrieden und müssen sich dennoch fügen. Der eine verkraftet es besser, der andere weniger und suchen Fluchtwege in z.B. Suchmitteln, wie z.B. Elises Vater.

Henning und Elisa finden zueinander. Die Beziehung des jungen Paars wird hart auf die Probe gestellt als Henning in die NVA eingezogen wird. In der Zeit ist Jakob, der Enkel des Pastors, ihr eine große Stütze und ganz besonders als Henning zurückkehrt. Die Erlebnisse in der NVA haben bei ihm meiner Meinung nach eine posttraumatische Belaststörung hinterlassen, ähnlich wie es vielen Soldaten geht. Das ist jetzt keine DDR-spezifische Erfahrung. Es hat mir gut gefallen, dass die Autorin hier so vielschichtige Aspekte in de Geschichte verarbeitet. Elise ist zwischen den beiden Männern etwas hin und her gerissen, vor allem als es mit Henning nicht mehr so gut läuft. Das Verschwinden von Jakob ist etwas, was Elisa nie überwunden hat. Elisa träumte immer davon Schneiderin in Paris zu werden. Dieser Traum ist ihr geglückt. Vielleicht kann es auch als eine Art Flucht betrachten, vor alle dem, was in der Vergangenheit passiert ist.


FAZIT:
Anja Baumheier hat mit Kastanienjahre, nach Kranichland, wieder bewiesen, dass sie schreiben und erzählen kann, wie das Leben in der DDR war. Ich schätze an ihren Romanen, dass man merkt, dass sie weiß, wovon sie schreibt und dass sie den Alltag in DDR und die verschiedenen Biografien ihrer Bewohner vielschichtig beleuchtet, ohne dabei wertend zu sein. Die Auflösung/ das Ende von Kranichland gefiel mir im Vergleich ein wenig besser als in diesem Roman.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.12.2019
Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1
Horst, Jørn Lier

Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1


sehr gut

MEINUNG:
Norwegen war das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2019 und auf der Suche nach entsprechenden Autoren bin ich auf Jorn Lier Horst gestoßen. Ich suchte schon lange einem adäquaten Ersatz für die Krimis von Henning Mankell mit dem von mir sehr geschätzten Kurt Wallander, der dann leider an Krebs erkrankt ist, was mich sehr traurig stimmte.
William Wisting ist Witwer und hat zwei erwachsene Kinder sowie eine kleine Enkeltochter, die ihm sehr wichtig ist. Wisting hat seit 24 Jahren einen alten Fall einer vermissten Frau, den er bis heute nicht aufgeklärt hat. Dieser Fall jährt sich nun wieder und Wisting nimmt sich wie jedes Jahr die Fallakten nochmals vor. Außerdem trifft er jedes Jahr den Ehemann der Vermissten, Martin Haugen. Im Gegensatz zu den Jahren davor, ist in diesem Jahr anders, dass er Martin Haugen an besagten Tag nicht Zuhause antrifft und das ein Ermittler aus Oslo, Adrian Stiller, auf ihn zukommt mit neuen Ermittlungserkenntnissen in einem anderen Fall, die auch Auswirkungen auf den Haugen-Fall haben könnten. Damit beginnt die verdeckte Ermittlung, bei der Wisting als eine Art Lockvogel ausgewählt wird auf Grund seiner guten Beziehung zu Martin, eben diesem endlich mal richtig auf dem Zahn zu fühlen.

Wisting und Adrian Stiller haben da sehr unterschiedliche Herangehensweisen die Informationen aus Martin herauszubekommen. Stiller ist ein Stück weit ein Spieler, der auch gerne mal zu ungewöhnlichen Methoden greift und auch nicht davor zurück schreckt Wistings Tochter, die Journalistin ist, eine Exklusivstory für die Neuaufnahme des Falls anzubieten, doch trotz Interessenkonflikte bekommen es Wisting und seine Tochter gut hin. Der Autor bringt mit diesem journalistischen Aspekt nochmals eine ganz andere Sichtweise in die Ermittlungen, was mir sehr gut gefallen hat. Journalisten finden doch immer noch andere Dinge heraus als Polizisten, vielleicht die Leute sich ihnen eventuell lieber offenbaren als den Hütern des Gesetzes. Wistings Tochter zeigt, dass sie auch trotz kleinem Kind ihrem Job nachgehen kann, danke eines tollen Familiennetzwerk.
Mir hat auch gut gefallen, dass Wisting nicht der sonst so typische skandinavische Ermittler mit Alkohol- und/ oder Drogenproblemen sowie unzähligen manchmal unzähligen Frauengeschichten ist, nur um der inneren Leere zu entkommen. Häufig behindern diese privaten Probleme auch die Ermittlung oder nehmen zu viel Platz ein, so dass der eigentliche Fall in den Hintergrund rutscht. Natürlich ist auch Wistings Privatleben Bestandteil des Thrillers, aber eben auf einem gesunden und bodenständigen Maß.



FAZIT:
In Kommissar Wisting habe ich endlich einen würdigen Ersatz über den von mir über viele Jahre geschätzten Kurt Wallander gefunden und das freu mich sehr. Das Buch war durch die kurzen Kapitel sehr flüssig zu lesen und vor allem spannend. Ich freue mich auf Wistings nächsten Fall!

Bewertung vom 18.12.2019
Der Mensch ist böse
Hannes, Julian

Der Mensch ist böse


sehr gut

MEINUNG:

In meiner momentanen Begeisterung für True Crime bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und sah es als genau die richtige Lektüre für mich an. Obwohl ich regelmäßig bei YouTube vorbei schaue, sagte mir Julian Hannes alias Jarow wirklich so gar nichts. Er ist noch relativ jung und daher war ich gespannt, wie er an solche Krimifälle ran geht.

In der Mensch ist böse hat er 13 wahre Kriminalfälle zusammen getragen, die teilweise aufgeklärt und teilweise bis heute unaufgeklärt sind. Da er mit einem sehr alten Fall beginnt, dachte ich zunächst es ist chronologisch geordnet, aber er stellt Fällt willkürlich und vor allem abwechslungsreich zusammen, den z.B. Morde und Vermisstenfällen kommen mehrmals vor. So läuft man nicht Gefahr, dass die Unterhaltung zu eintönig ist. Einige Fälle kannte ich, aber viele wahren mit absolut neu.


Am meisten interessieren mich eigentlich immer die verschiedenen Theorien, die es gibt. Julian Hannes erklärt dem Leser in einer recht einfachen Sprache wie der Fall sich zugetragen hat und eben welche Theorien etc. es gibt. Für meinen Geschmack könnte es ruhig noch ein bisschen weniger umgangssprachlich sein, aber der Autor ist noch recht jung, daher sehe ich es ihm nach. Man darf auch nicht vergessen, dass Julian Hannes nicht vom Fach ist, sondern lediglich ein Laie, der hier die Fakten zusammenträgt.

Nach jedem Kapitel gibt es entweder ein Experten Interview mit dem Kriminal- & Geheimdienstanalyst Mark T. Hofmann oder eine kleine Begrifferläuertungen und diverse Statistiken. Mit diesen fachlichen Fakten kann man den gelesenen Fall für sich nochmal genau einordnen. Spannend zu erfahren, was es alles für Arten von Spürhunden gibt.

FAZIT:

Wenn man sich True Crime interessiert, kommt man glaube ich, um Julian Hannes nicht drum herum. Mir hat gefallen, dass er die Fälle einfach und gut verständlich zusammen getragen hat und das zu jedem Kapitel noch ein paar Fakten vom Experten gab.

Bewertung vom 17.12.2019
Zimmer 19 / Tom Babylon Bd.2
Raabe, Marc

Zimmer 19 / Tom Babylon Bd.2


ausgezeichnet

MEINUNG:
Schlüssel 17 hat mich richtig begeistert und ich mehr als ungeduldig den zweiten Teil um den Berliner Ermittler Tom Babylon erwartet. Vor allem, weil immer noch nicht klar ist, was nun eigentlich mit seiner Schwester Viola passiert ist.

Der „Tatort“ ist diesmal die Berlinale. Hier wird statt des erwarteten Films ein sogenannter Snuff-Film gezeigt, d.h. ein Film, in dem eine Person vor laufender Kamera umgebracht wird. Dabei handelt es sich um die Tochter des Bürgermeisters und dementsprechend schlägt der Film, den nun so viel Leute gesehen haben, riesige Wellen und ruft Tom Babylon und die Psychologin Site Johans, die wir auch schon aus Band 1 kannten, auf den Plan.
Wie üblich bei Marc Raabe sind die ganzen Geschehnisse sehr komplex und es gibt eine Menge Personen, die man erst einmal auseinanderhalten muss. Zwischen den Kapiteln in der Gegenwart gibt es immer mal wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Diesmal bekommen wir Einblick in die von Sita. Zunächst empfand ich das fast ein wenig als störend, weil ich hier noch keinen Zusammenhang sehen konnte, aber natürlich schreibt der Autor solche Teile nicht ohne Grund so ausführlich. Gerade deswegen war ich schon nach wenigen Kapiteln wieder absolut begeistert von der Geschichte. Man sollte hier definitiv auch in der Reihenfolge der Bücher bleiben, weil sich die Rahmenhandlung, nämlich das Verschwinden von Toms Tochter Viola vor 20 Jahren, immer noch über dem Fall schwebt.

Tom ist diesmal etwas weniger besessen Viola zu doch noch zu finden, aber es natürlich schwebt sie immer in seinen Gedanken und erführt auch imaginäre Gespräche mit ihm. Es ergeben sich auch immer so ein paar kleine Hinweise, aber wirklich näher kommt man Viola auch nicht bis auf den Schluss, der mit einem riesigen Cliffhanger endet und jetzt heißt es leider wieder warten!

FAZIT:
Die Reihe um Tom Babylon ist für mich momentan einer der besten Thriller Reihen auf dem deutschen Buchmarkt. Zimmer 19 fand ich noch ein bisschen besser als Schlüssel 17. Der Thriller ist komplex und sehr spannend. Ich konnte ihn kaum aus Hand legen.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.