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LaNasBuchclub

Bewertungen

Insgesamt 127 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2023
Atalanta
Saint, Jennifer

Atalanta


gut

Vom eigenen Vater als Säugling verstoßen und zum Sterben im Wald ausgesetzt überlebt Atalanta nur durch die Gunst der jungfräulichen Göttin Artemis. Großgezogen von einer wilden Bärenmutter, bis sie alt genug ist von ihr zu lernen, wird Atalanta unter Artemis Führung zu einer sagenhaften Jägerin, zu einer Heldin, wie es sie nur einmal in ganz Griechenland gibt. Um zu beweisen, dass Atalanta es selbst mit den größten Helden der Antike aufnehmen kann, trägt Artemis ihrem Schützling auf, sich in ihrem Namen Jason und seinen sagenhaften Argonauten auf der Jagd nach dem legendären goldenen Vlies anzuschließen. Verspottet und unterschätzt von ihren Mitstreitern muss Atalanta fernab der Heimat lernen, dass es ihr alles abverlangen wird, sich als Heldin unter ihnen zu beweisen.

Atalanta von Autorin Jennifer Saint gibt erneut einer der eher unbekannten Frauengestalten der griechischen Mythologie eine eigene Geschichte. Und was für eine Frau sie sich hierfür erwählt hat. Kaum einem ist wohl bewusst, dass auf der legendären Argo auch eine Frau mitgesegelt ist. Ein Missstand, dem Jennifer Saint mit diesem Buch begegnet.
Ich bin ein großer Fan von Neuerzählungen griechischer Heldensagen, besonders solche, die den Frauen jener Sagen ihre Aufmerksamkeit schenken und so habe ich mich sehr auf Atalanta gefreut. Nachdem ich das Buch nun beendet habe, will ich nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, denn das trifft nicht zu, aber all zu sehr konnte mich diese Neuerzählung nicht begeistern.

Es ist sicherlich eine ordentliche Herausforderung für jeden Autor und jede Autorin eine Geschichte zu erzählen, die in ihrer Handlung von Anfang bis Ende vorgegeben ist, denn die kreativen Ausgestaltungsmöglichkeiten sind dadurch ganz schön beschränkt. Es kommt finde ich also wirklich drauf an, das Beste aus den Szenen und Figuren herauszuholen. Gerade das ist Jennifer Saint mit Atalana finde ich nicht so gut gelungen, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Geschichte wird ziemlich einfach und flach herunter erzählt. Das funktioniert zu Anfang ganz gut, wo noch nicht viel Ereignisreiches passiert und Atalantas Jahre der Kindheit und des Erwachsenwerdens beschrieben werden. Atalanta versteht viele Dinge noch nicht richtig, weil sie so fernab der Gesellschaft und unter dem Schutz von Artemis heranwächst. Doch spätestens als Atalanta aufbricht, um sich Jason und den Argonauten anzuschließen, hätte ich darauf gehofft, dass die Erzählung etwas spannungsvoller wird. Das passiert jedoch nicht. Jede Herausforderung, Schlacht oder Prüfung, der die Argonauten begegnen, wird kurz, bündig und wenig dramatisch abgehandelt, wie ein Punkt auf einer Checkliste. So kam für mich selbst bei den eigentlich aufregenden Szenen nur wenig Spannung auf.

Ähnlich flach blieb für mich auch die titelgebende Heldin. Durch die Erzählung lernt man zweifellos Atalantas Sage kennen, aber nicht Atalanta selbst und genau darauf hatte ich irgendwie gehofft. Statt einer komplexen, aufregenden und nahbaren Heldin, die sich gegen all die Männer durchsetzt, die auf sie hinabsehen, bekommt man eine eher eindimensionale Protagonistin, deren Entscheidungen und Emotionen für mich nicht sehr nachvollziehbar waren. Hängen blieb vor allem ihre Tendenz sich selbst zu bemitleiden.
Der große Pluspunkt bei diesem Buch war für mich der Schreibstil. Ich fand es super einfach in die Geschichte hineinzufinden und mit dem flüssigen und bildhaften Worten der Autorin flogen die Seiten nur so dahin. Besonders angesichts der fehlenden Spannung war es der Schreibstil, der mich dranbleiben ließ.

Mein Fazit zu Atalanta fällt gemischt aus. Eine Enttäuschung war das Buch nicht direkt, aber es steht definitiv nicht aus der Masse heraus.

Bewertung vom 06.11.2023
Twisted Lies / Twisted Bd.4
Huang, Ana

Twisted Lies / Twisted Bd.4


sehr gut

„Twisted Lies“ ist der finale Band der beliebten „Twisted“-Reihe von Autorin Ana Huang und steht seinen Vorgängern in meinen Augen in nichts nach. Tatsächlich würde ich sogar sagen, dass dieses Buch mir von den vieren am besten gefallen hat. Stella Alonso ist mir schon in den vorherigen Teilen sehr positiv aufgefallen und ich war super gespannt auf ihre Geschichte, besonders nachdem in Twisted Hate angeteasert wurde, dass sie es mit einem unberechenbaren Stalker zu tun hat. Mit ihrer sanften und zurückhaltenden Art war es sehr leicht ihr gegenüber Sympathie zu entwickeln und gleichzeitig wurde es zu einer interessanten Sache die Szenen zu lesen, in denen sie sich traut über ihre üblichen Verhaltensmuster hinauszuwachsen. Einen großen Anteil daran hatte natürlich Christian. Ich finde, mit ihm hat die Autorin wirklich das perfekte Gegenstück für Stella hergezaubert. Während Stella stets versucht, das richtige zu tun und Konflikte zu vermeiden, schreckt Christian vor keiner Konfrontation zurück. Er sucht sie sogar noch. Moralisch gesehen bewegt er sich mit großem Selbstvertrauen in den dunkelsten Ecken der Grauzone.
Mir hat gefallen zu lesen, wie Stella und Christan zueinander finden, denn die Chemie zwischen ihnen ist von Anfang an extrem stark und beide entwickeln sich durch den Einfluss des jeweils anderen in eine tolle Richtung.
Getragen wird ihre Geschichte durch eine solide Storyline, in der es vor allem darum geht, Stella vor ihrem Stalker zu beschützen. Dadurch ergab sich eine gute Spannung, die sich bis zum Schluss halten konnte. Die Auflösung hätte für mich sogar ein paar mehr Seiten vertragen können, denn dafür, dass diese Stalker-Sache durchweg stark aufgebaut ist, fand ich ‚das große Finale‘ etwas hastig herunter geschrieben. Ansonsten fand ich das Tempo der Geschichte aber recht gelungen und zum Glück weniger langatmig als die anderen Teile. Dadurch, dass dies der abschließende Teil der Reihe ist, kommt er mit dem schönen Bonus, dass man auch die Paare aus den anderen Büchern nochmal wiedererlebt.
Insgesamt war „Twisted Lies“ ein toller Romance-Read und ein super Abschluss für diese Buchreihe.

Bewertung vom 29.09.2023
Twisted Hate / Twisted Bd.3
Huang, Ana

Twisted Hate / Twisted Bd.3


gut

Twisted Hate ist der dritte Teil von Ana Huangs beliebter Twisted-Reihe und erzählt die Geschichte der schlagfertigen Anwältin Jules Ambrose und dem attraktiven Arzt Josh Chen.
Da ich Teil eins und zwei der Twisted-Reihe bereits kannte, waren mir Jules und Josh natürlich schon bis zu einem gewissen Punkt vertraut und entsprechend gespannt war ich herauszufinden, was aus ihnen beiden werden würde. Dabei hat nicht geschadet, dass ich ein großer Enemies-To-Lovers-Fan bin.
Ich habe mich von Buch zu Buch zum Ana Huang Fan gemausert und auch Twisted Hate konnte mich insgesamt abholen. Es lässt sich toll lesen, was dem einnehmenden Schreibstil der Autorin geschuldet ist und bringt mit Josh und Jules zwei sehr willensstarke und interessante Protagonisten mit. Die Streitereien zwischen den beiden waren wirklich unterhaltsam und definitiv nicht halbherzig und mir hat außerdem gefallen, dass der enemies-to-lovers Trope sehr konsequent durchgezogen wurde. Oftmals springen die Figuren in solchen Stories von Enemy zu Lover, als würde man einen Schalter umstellen und ich bin froh, dass es mit Josh und Jules anders gelaufen ist. Es ist ein ganz schöner Prozess, den sie durchlaufen, um einander kennenzulernen und zu vertrauen und die emotionale Entwicklung war bei beiden für mich sehr gut nachvollziehbar.
Handlungstechnisch hatte dieser Teil in meinen Augen aber wieder Schwächen. So waren die Streitereien zwar witzig, aber ab einem gewissen Punkt hätte es auch weniger Zankerei, denn ernsthafte und zielführende Unterhaltung sein dürfen. Auch haben mich die Wendungen zum Schluss nicht allzu sehr überzeugen können. Zum einen ist sehr absehbar was passiert. Das geht zum einen zu Last der Spannung und andererseits finde ich es immer recht nervig, wenn sich ein eigentlich kleiner Konflikt zwischen den Protagonisten zu so einer riesigen Sache aufbauscht, obwohl ein einfaches Gespräch das Problem leicht aus der Welt geschafft hätte. In anderen Worten, es gibt eine menge konstruiertes Drama, auf dass ich größtenteils hätte verzichten können.
Tja und dann ist da noch diese Aktion von Josh, auf die ich nicht näher eingehen kann, um Spoiler zu vermeiden. Ich finde nur, dass dieses Handeln ganz gegen seinen Berufsethos als Arzt geht und meiner Meinung nach auch sonst nicht sonderlich zu seinem Charakter gepasst hat. Ich hatte eher das Gefühl, das ist ein Versuch der Autorin ein bisschen mehr Alex-Volkov-Vibes in die Geschichte zu bringen. Hätte ich jetzt in der Form nicht gerbraucht.
Nichtsdestotrotz sind mir Jules und Josh als Paar sehr ans Herz gewachsen und trotz meiner persönlichen Differenzen mit der Handlung, fand ich es richtig unterhaltsam ihre Geschichte zu verfolgen. Es ist hitzig, emotional, (seeehr) spicy und definitiv mitreißend. Und natürlich war es auch sehr schön altbekannte und liebgewonnene Figuren wiederzusehen.
Twisted Hate ist nicht mein liebster Teil der Reihe, aber auf jeden Fall eine Story, die ich nicht missen möchte.

Bewertung vom 29.09.2023
Momo - Das Hörspiel
Ende, Michael

Momo - Das Hörspiel


ausgezeichnet

Zum Inhalt der Geschichte ist im Grunde nicht viel zu sagen, denn den meisten dürfte die Geschichte des gütigen und mutigen Mädchens Momo bekannt sein, das in einem alten Amphitheater zu Hause ist und es mit den skrupellosen grauen Herren aufnimmt, welche die Menschen ihrer Lebenszeit berauben.
Dank der tollen Arbeit von Silberfisch (Hörbuch Hamburg) und einem großen Aufgebot an wunderbaren Sprechern kann man den zeitlosen Klassiker von Michael Ende nun als mitreißendes und atmosphärisches Hörspiel erleben.
Ich habe Momo bereits als Buch im Regal stehen, aber als ich entdeckt habe, dass es zum Jubiläum ein neues Hörspiel gibt, konnte ich nicht widerstehen. Und was bin ich froh, es gehört zu haben!
Ich bin nicht der allergrößte Hörspiel-Fan, da mir Lesung, Musik und Hintergrundgeräusche oftmals zu durcheinander sind, aber bei diesem Hörspiel hat für mich alles gestimmt. Die Sprecher und Sprecherinnen haben einen wirklich tollen Job gemacht den Figuren Leben einzuhauchen, die eingespielte Musik hat mir sehr gefallen und insgesamt waren die Komponenten in diesem Hörspiel toll ausbalanciert. Ich konnte die Geschichte nochmal ganz neu erleben und war absolut hingerissen.
Für Jung und Alt uneingeschränkt empfehlenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2023
Treacle Walker
Garner, Alan

Treacle Walker


weniger gut

Um ehrlich zu sein ist es mir selten so schwer gefallen, eine Bewertung für ein Buch abzugeben, wie für Alan Garner’s „Treacle Walter – Der Wanderheiler“. Es erzählt eine charmante Geschichte, über die Begegnung von Joseph Coppock, einem kleinen Jungen mit schwachsichtigem Auge, der gerne Comics liest und mit Murmeln und seinem Bucker spielt, mit dem sonderbaren Wanderheiler Treacle Walker. Der außergewöhnliche fahrende Händler bringt Wunder und Mythen, Abenteuer und Geheimnisse in das Leben des in sich gekehrten Jungen und aus ihrer Verbindung entwickelt sich eine zauberhafte und kurzweilige Geschichte.
Dieses Buch war in jeder Hinsicht eine interessante Leseerfahrung. Obwohl der Klappentext einen recht guten Eindruck darüber vermittelt, was für eine Geschichte erzählt wird, war ich doch in keiner Weise darauf vorbereitet, was ich zwischen den Buchdeckeln vorgefunden habe. Alan Garners Erzählstil ist die reinste Wortakrobatik. Er spielt mit den Worten, mit dem Rhythmus seiner Sätze und der Dynamik in den Dialogen, was den Text ausgesprochen außergewöhnlich macht. Dabei empfand ich es als sehr verwirrend, dass sich der Text trotz seiner aufwendigen Sprache leicht lesen ließ, ich aber dennoch die meiste Zeit nicht wirklich verstanden habe, was ich da überhaupt lese. Es ist irgendwie wirr und konfus und obwohl ich die Kreativität der Worte faszinierend fand, konnte ich mit dem Buch nicht warm werden, einfach weil ich nur selten Zugang zu den dargestellten Szenen finden konnte.
Unterm Strich finde ich es natürlich schade, dass „Treacle Walker“ meinen persönlichen Geschmack eher verfehlt hat. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass sich so einige von dem schlanken Büchlein begeistern lassen können. Ich schätze es hängt stark davon ab, wie sehr man sich auf den kuriosen Erzählstil einlassen kann.

Bewertung vom 14.08.2023
Ingenium
Trussoni, Danielle

Ingenium


gut

Seit Jess Price wegen eines brutalen Mordes verurteilt und ins Gefängnis gesteckt wurde hat sie kein Wort mehr gesprochen. Zu niemandem. Doch als ihre Gefängnispsychologin auf ihren Wunsch hin Kontakt zu Mike Brink aufnimmt, zeigt sich Jess endlich bereit, ihr Schweigen zu brechen. Nur er kann es schaffen ihre Unschuld zu beweisen.
Ein mystisches Rätsel hat Jess in diese Lage gebracht. Und nur der namenhafte Rätselmeister aus New York kann ihr dabei helfen jenes Rätsel zu lösen.
Mike ist fasziniert von der jungen Autorin und ihrer Geschichte und weil er ein Rätsel nicht ungelöst lassen kann, erklärt er sich bereit ihr zu helfen. Doch Mike und Jess haben mächtige Gegenspieler und des Rätsels Lösung ist so viel weitreichender, als sie es je für möglich gehalten hätten.

"Ingenium - Das erste Rätsel" von Danielle Trussoni ist ein Thriller, der mich im Zwiespalt zurückgelassen hat. Rein von der Optik ist das Buch eine 10 von 10. Das Cover passt hervorragend zu einem Thriller, die Farben sind in echt noch viel schöner als auf dem Foto und der Farbschnitt ist ein absoluter Hingucker. Inhaltlich hingegen hat mich "Ingenium" nicht vom Hocker gerissen.
Die Idee Mike Brink, der nach einem schweren Unfall in seiner Jugend eine einzigartige Begabung für Rätsel und systematische Zusammenhänge entwickelt hat, als "Ermittler" einzusetzen, hat mich auf Anhieb gepackt. Im Kern gilt es einen mysteriösen Mordfall aufzuklären, (zumindest lässt die Autorin uns in dem Glauben, dass es nur darum ginge) und mit Mike hat sie einen Protagonisten ins Leben gerufen, der eine einzigartige Perspektive auf die Dinge mitbringt. Es war spannend mal einem Charakter zu folgen, der keinen polizeilichen Hintergrund hatte, ähnlich wie Professor Langdon aus den Dan Brown Romanen.
Anfangs war ich sehr mitgerissen vom Aufbau der Geschichte, der Charaktervorstellung und der Einführung in das Titelgebende erste Rätsel. Der Schreibstil ist fesselnd, temporeich und einnehmend. Ein tolles Detail, dass das Lesen sogar etwas interaktiver gestaltet hat war, dass jedes erwähnte Rätsel auch einmal abgedruckt wurde. Das hat mir sehr gefallen.
Erzählt wird hauptsächlich aus der Perspektive von Mike selbst, wobei es auch immer mal wieder Kapitel gibt, die aus der Sicht anderer Charaktere geschildert werden. Das hat die Handlung nochmal abwechslungsreicher gestaltet.
Gewöhnungsbedürftig fand ich hingegen den Umgang mit Rückblenden oder Erkläranteilen. Obwohl Hintergrundinformationen hilfreich sind, war mir die Umsetzung irgendwie unausgeglichen. Beispielsweise wird Mike an einer Stelle im Buch von einem Professor Gupta angerufen. Das Telefonat wird gleich am Anfang erzählerisch unterbrochen, um erstmal seitenlang ihre Kennenlerngeschichte widerzugeben. An anderer Stelle wird der Haupterzählstrang für mehrere Kapitel hintereinander unterbrochen, um Tagebucheinträge und damit Geschehnisse der Vergangenheit widerzugeben. Natürlich ist nicht uninteressant, was man da zu lesen bekommt, allerdings waren diese Passagen teilweise so ausschweifenden, dass ich darüber ein wenig aus dem Hauptertzählstrang rausgefallen bin.
Womit ich schließlich nicht zurecht gekommen bin und was auch meinen Hauptkritikpunkt an der Geschichte ist, war die Richtung, in die sie irgendwann abgedriftet ist. Die "Bindung" zwischen Mike und Jess war nicht meins, die Einbeziehung von Übernatürlichem und besonders religiösem Mystizismus hat mich nicht abholen können und ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich das Buch vermutlich gar nicht erst gelesen hätte, wäre mir der Einschlag ins Paranormale vorher bekannt gewesen. Und obwohl die Auflösung für die Geschichte durchaus schlüssig ist, hat auch diese mich nicht wirklich überzeugen können .
Es ist schade, denn an sich finde ich die Idee des rätsellösenden Protagonisten genial und bis zu einem gewissen Punkt konnte mich das Buch auch unterhalten. Ich denke am Ende kommt es sehr auf die persönlichen Präferenz beim Lesen an, ob man mit der Geschichte glücklich wird oder nicht. Von mir gibt es für "Ingenium - Das erste Rätsel" 2,5 Sterne.

Bewertung vom 02.08.2023
Alles muss man selber machen
Berg, Ellen

Alles muss man selber machen


ausgezeichnet

Wie findet frau im Alltagschaos zwischen Geldsorgen, Rabenvätern und anderen Pappnasen heut zu Tage noch Gerechtigkeit und Liebe? Na, ganz einfach – Frau nimmt die Sache selbst in die Hand!
Naja, ganz so einfach ist es dann doch nicht; zumindest nicht für Nele und ihre beiden Freundinnen Fiona und Hermine. Während für Nele der Traum vom eigenen Kosmetikstudio in immer weitere Ferne rückt, weil sie jeden Cent dreimal umdrehen muss, um ihre beiden Kinder zu versorgen, wird Fionas bequemes mittelständiges Leben aufs schwerste erschüttert, als ihr frisch gefeuerter Gatte ihr eröffnet, er habe das ganze Familienvermögen am Aktienmarkt verloren. Auch für Hermine läuft es nicht besser, denn in Folge einer Rückstufung, erhält sie nicht mehr die Gelder, die sie braucht, um ihre pflegebedürftige Mutter zu versorgen. Bei dieser ausgewachsenen Pechsträhne kommt das Trio mit gutem Willen und netten Worten nicht mehr weiter. Ein neuer Plan muss her! Dumm nur, dass ihr neuer Plan sie gefährlich nah an die Grenzen des Legalen bringt. Noch dümmer, Nele könnte endlich ihren Traummann getroffen haben – und der ist ausgerechnet Polizist!

„Alles muss man selber machen“ von Autorin Ellen Berg war wirklich ein großer Spaß. Ich hatte schon eine Weile kein Buch mehr in der Hand, dass mich so zum Lachen bringen konnte. Nicht nur, wurde mit Nele, Fiona und Hermine ein herrlich sympathisches Trio geschaffen, sie hangeln sich auch von einer komischen Situation in die Nächste und das alles untermalt von cleverem und urkomischen Wortwitz. Abgesehen vom tollen Humor konnte mich der Schreibstil auch durch seine flüssige, leichtgängige und mitreißende Art begeistern. Man startet mit einem Prolog in die Geschichte, der gleich einen guten Hinweis darauf gibt, in was für ein Schlamassel sich die drei Damen im Laufe des Buches hineinmanövrieren, um dann nach und nach zu erfahren, wie es dazu kommen konnte. Dieser Aufbau hat mir auf Anhieb gut gefallen, weil es einerseits angeteasert hat, was man von der Handlung erwarten kann, ohne dabei zu viel vorwegzunehmen.
Neles Geschichte zu verfolgen war toll. Sie ist ein sehr nahbarer Charakter, gleich von Beginn an und es fällt leicht mit ihr mitzufühlen. Sie hat zwei zauberhafte Kinder, denen sie alles bieten will, doch weil deren Vater sang und klanglos abgehauen ist, kommt sie finanziell vorn und hinten nicht zurecht. Leider weiß sie nur nicht wirklich, wie sie für sich selbst einstehen soll. Für ihre Kinder macht sie, alles, aber für sich selbst? Um diesem Problemchen abzuhelfen hat ihr die Autorin aber zwei tolle Freundinnen an die Seite gestellt.
Ich fand die persönliche Entwicklung bei Nele, genauso wie bei den anderen Charakteren, durchweg superschön ausgearbeitet und vor allem glaubhaft. So wie Nele, haben auch Fiona und Hermine charakterliche Baustellen, an denen es zu arbeiten gilt, aber als Gruppe ergänzen sie sich toll, sodass jede von ihnen genau deshalb über sich hinauswachsen kann. Wo die eine zu zaghaft ist, ist die andere mutig, wo die eine zu forsch ist, gleicht es die andere aus.
Es ist ein Roman, fast wie aus dem Leben gegriffen. Natürlich ein bisschen lustiger, aufregender und romantischer, als man es vom echten Leben vielleicht erwarten würde, aber eben herrlich lebensecht und mit einer tollen Botschaft über Mut, Freundschaft und Zuversicht. „Alles muss man selber machen“ ist meiner Meinung nach ein Buch, das man diesen Sommer nicht verpassen sollte.

Bewertung vom 30.07.2023
Das Mädchen, das in den Wellen verschwand
Oh, Axie

Das Mädchen, das in den Wellen verschwand


sehr gut

„Das Mädchen, das in den Wellen verschwand“ von Axie Oh ist ein mitreißender und berührender Fantasyroman, der seine Inspiration in der koreanischen Mythologie gefunden hat.
Erzählt wird die Geschichte der jungen Mina, deren Heimat seit Generationen von verheerenden Stürmen heimgesucht wird. Die Dorfbewohner glauben, dass die Unwetter die Rache des mächtigen Meeresgottes für ein Unheil sind, das er vor vielen Jahren durch die Menschen erlitten hat und der Legende nach, wird nur seine wahre Braut dieses Unglück beenden. Also wirft man Jahr um Jahr das schönste Mädchen in die Fluten, in der Hoffnung jene wahre Braut würde sich endlich zeigen.
Mina hätte man für diese Rolle nie erwählt, doch als beim diesjährigen Ritual ihre Familie in Gefahr gerät, stürzt sie sich freiwillig in die Fluten, um sie zu retten. Als Gefangene der Geisterwelt muss sie nun dem Meeresgott als Braut gegenübertreten und einen Weg finden, die Stürme für immer zu beenden, ohne dabei selbst zum Geist zu werden.
„Das Mädchen, das in den Wellen verschwand“ war wirklich ein ganz besonderes Buch und das nicht nur wegen seines atemberaubenden Covers. Es ist voll von magischen Bildern, liebevoll gezeichneten Figuren und einer so lebendigen Geisterwelt, dass man sich ganz und gar darin verlieren kann. Wer den Film „Chihiro’s Reise ins Zauberland“ kennt und liebt, der wird dieses Buch bestimmt ähnlich toll finden. Die Erzählung hat einen unverkennbaren Märchencharakter, sodass es allein schon deshalb zu einem besonderen Leseerlebnis wird. Dabei ist der Schreibstil kurzweilig und bildhaft, einfach absolut mitreißend.
Die Handlung ist fesselnd und emotional, mit vielen spannungsgeladenen Szenen. Insgesamt war mir das Erzähltempo allerdings ein wenig unausgeglichen. Durch das zügige Tempo wird es zwar nie so wirklich langweilig, aber während sich manche Stellen gezogen haben, hätte ich mir bei anderen gewünscht, dass sie weniger abrupt aufgelöst worden wären. Nichtsdestotrotz ist es eine wunderschöne Erzählung über Familie, Liebe, Aufopferung und Zuversicht, die absolut verzaubert.
Mit Mina hat die Autorin eine leidenschaftliche und couragierte Protagonistin erschaffen, die ich sehr gerne begleitet habe. Das galt im Grunde für alle Figuren. Jede hat etwas Besonderes an sich und repräsentiert auf individuelle Weise eine Charaktereigenschaft, einen inneren Konflikt oder dergleichen, was die Geschichte insgesamt sehr vielseitig und emotional macht.
Ich bin so froh über dieses Buch gestolpert zu sein, denn es waren ein paar wundervolle Lesestunden, die ich in dieser magischen Welt verbringen durfte.

Bewertung vom 30.07.2023
No Longer Alone / Mulberry Mansion Bd.3
Niemeitz, Merit

No Longer Alone / Mulberry Mansion Bd.3


sehr gut

Willow und Maxton sind wie Tag und Nacht. Während Maxton den Frieden und die Einsamkeit des Gartens bevorzugt, fühlt Willow sich am sichersten mit oberflächlichen Bekanntschaften und aufregenden Partynächten. Dennoch verbindet die beiden mehr als nur das gemeinsame Leben in der Mulberry Mansion. Willow und Maxton sind beste Freunde. Doch auch als solche gibt es Ecken in ihrer beider Leben, die sie lieber nicht ans Licht ihrer Freundschaft holen wollen.
Als Maxton jedoch vor eine Reihe kniffliger Herausforderungen gestellt wird, ist es für Willow keine Frage ihn zu unterstützen. Selbst wenn es bedeutet sich Erinnerungen und Gefühlen zu stellen, die sie bisher sorgfältig umgangen haben.
„No longer Alone“ ist der letzte Teil von Merit Niemeitz’s wunderschöner Mulberry Mansion Reihe und trifft einen Mitten ins Herz. Nachdem man Maxton und Willow in den anderen Teilen schon ein wenig kennenlernen konnte, wagt man in diesem Teil, in ihrer ganz eigenen Geschichte, einen Sprung in die Tiefen ihrer Seelen. Und wie es immer mit Merit Niemeitz’s Charkateren ist, sind auch Willow und Maxton so echt und wunderbar, dass daraus ein Tauchgang wird, aus dem man nur ungerne wieder auftaucht. Maxton habe ich schon vorher ungemein gerne gemocht und inzwischen gehört er mit seiner ruhigen und loyalen Art zu meinen Lieblingen der Reihe. Zu lesen, wie sich seine Figur entfaltet und entwickelt, zu erfahren, mit was für Problemen er zu kämpfen hat war fesselnd. Dabei fand ich es allerdings sehr schade, dass die Maxton-Kapitel im Vergleich zu denen von Willow wirklich deutlich seltener waren. So lernt man ihn vorrangig aus Willows Perspektive kennen und ich hatte das Gefühl, dass ihm das nicht ganz gerecht wird.
Willow auf der anderen Seite lernt man sehr intensiv in all ihren Facetten kennen. Wie wenig sie in den letzten Bänden über sich preisgegeben hat, ist erst im Laufe ihres eigenen Buchs wirklich deutlich geworden, denn hinter ihrer Figur verbirgt sich viel mehr als die lebensfrohe Partygängerin. Dabei ist es der Autorin gut gelungen Willows traumatische Erfahrungen und deren Folgen in die Geschichte einzubeziehen. Natürlich hätte ich mir gewünscht, Willow hätte sich in manchen Szenen anders verhalten, aber mit ihrem Hintergrund war ihr Handeln schlüssig und die Entwicklung, die sie durchgemacht hat, umso schöner. Ihr Wachstum und der allgemeine Umgang mit ihrem Trauma wirkt alles in allem sehr glaubhaft.
Natürlich sind eine gute Geschichte und authentische Charaktere nur die halbe Miete, um am Ende ein tolles Buch zu erhalten. Es sind die Worte, die alles lebendig werden lassen, die Bilder in unserem Kopf heraufbeschwören und unsere Gefühle ansprechen. Und Merit Niemeitzs Worte waren wieder einmal magisch. Ihr Schreibstil zieht einen in diese Geschichte hinein, in die Seelenwelt von Maxton und Willow, und macht „No longer alone“ genauso wie die anderen Teile der Mulberry Mansion zu einem wundervollen und berührenden Romance-Read. Dennoch sei am Schluss nochmal darauf hingewiesen, dass es thematisch wirklich kein einfaches Buch ist und man die Trigger-Warnung unbedingt berücksichtigen sollte, wenn man sich dafür entscheidet es zu lesen.

Bewertung vom 17.07.2023
Die Tochter des Doktor Moreau
Moreno-Garcia, Silvia

Die Tochter des Doktor Moreau


sehr gut

Carlota Moreau wächst wohl behütet in einem paradiesischem Landgut in Yaxaktun auf. Eine Halbinsel, so abgeschieden, dass sich nur äußerst selten andere Menschen dorthin verirren. Doch das ist auch gut so, denn Carlotas Vater, der ehrenwerte Doktor Moreau, braucht die Abgeschiedenheit für seine Experimente. Versteckt im Dschungel, verborgen hinter den Mauern der Hazienda züchtet der Doktor im Auftrag seines Geldgebers Herrn Lizalde sonderbare Geschöpfe heran, die zum Teil menschlich, zum Teil tierisch sind, dafür bestimmt ihrem Herren zu dienen. Gemeinsam mit dem Gutsaufseher Montgomery Laughton und Haushälterin Ramona sorgt Carlota dafür, dass ihr kleines Paradies über die Jahre ein harmonischer und statischer Ankerpunkt für seine außergewöhnlichen Bewohner bleibt. Doch ihr friedlicher Alltag wird empfindlich gestört, als plötzlich der Sohn von Moreaus Gönner auf dem Gut erscheint. Der charmante und neugierige Eduardo Lizalde hat ein Auge auf die schöne Carlota geworfen und seine Avancen lösen schon bald eine Kettenreaktion aus, die Geheimnisse zu Tage fördern wird, welche vielleicht besser im Dunklen geblieben wären.
Der neue Roman der mexikanisch-kanadischen Autorin Silvia Moreno-Garcia ist eine fesselnde und aufreibende Neuinterpretation des Klassikers „Die Insel des Dr. Moreau“ und entführt seine Leserschaft in den schillernden und geheimnisvollen Dschungel Mexikos. „Die Tochter des Doktor Moreau“ war für mich das zweite Buch der Autorin und ich merke allmählich, wie ich mich zum Fan mausere. Nachdem „Der mexikanische Fluch“ sich als absolut unvorhersehbare Erzählung entpuppte, hat auch dieser Roman mich in vielerlei Hinsicht überraschen können. Es ist ein enorm atmosphärisches Buch, mit spannenden und vielschichtigen Charakteren, interessanten Beziehungen und schleichender Dramatik. Zudem ist es der Autorin geglückt diese klassische Science-Fiction Story mit realen historischen Ereignissen der mexikanischen Landesgeschichte zu verblenden, was die Erzählung nochmal um einiges vielschichtiger und glaubhafter gemacht hat.
Der Schreibstil der Autorin hat mir wieder sehr gefallen. Sie baut innerhalb weniger Seiten eine fesselnde Atmosphäre auf, beschreibt die Geschehnisse sehr bildhaft und drückt sich sprachlich sehr ansprechend aus. Zwar habe ich einige Seiten gebraucht, um mich in der Geschichte einzugewöhnen, aber sobald dieser Punkt erreicht war, war es, als könne man nicht aufhören zu lesen. Und für mich lag der Grund dafür nicht in der Spannung, sondern an der packenden Erzählweise. Moreno-Garcia hat einfach so eine Art ihre Leser festzuhalten, die ihr ganz eigen ist.
Geschrieben wird im Wechsel aus der Perspektive von Carlota und Montgomery. Zu Anfang kam es dadurch häufiger Mal zu Dopplungen in der Erzählung, da die Autorin eine Szene aus zwei Perspektiven erzählte, das ließ jedoch im Verlauf des Buches nach. Mir persönlich hat das nur geringfügig was ausgemacht, ich kann aber auch verstehen, dass es die Geschichte für andere Leser langatmig oder zäh werden lassen könnte.
Montgomery und Carlota sind auf ihre Weise komplexe und interessante Figuren, deren Entwicklung ich gerne verfolgt habe. Carlota hat ein sehr sanftes Wesen, geht nicht besonders gut mit Konflikten um und ist zu Anfang, jedenfalls in meinen Augen, weniger erwachsen, als sie nach außen hin zu vermitteln versucht. Mit allem, was man über ihren Charakter erfährt, ist ihre Figur jedoch sehr authentisch und nachvollziehbar ausgestaltet. Das macht ihre Entwicklung, insbesondere die Emanzipation weg von ihrem Vater, umso eindrucksvoller. Ähnliches lässt sich über Montgomery sagen, der mit seiner tragischen Vergangenheit und abhandengekommener Lebensfreude nicht immer die besten Entscheidungen trifft, mit seiner Aufrichtigkeit und Loyalität dennoch viele Sympathiepunkte sammelt.
Die Geschichte im Gesamten fand ich gut ausgearbeitet, wobei ich mir ein wenig mehr Spannung für die Handlung gewünscht hätte. Wenn man die Geschichte von Doktor Moreaus Insel kennt, sind manche Wendungen in diesem Roman weniger überraschend und es braucht finde ich mehr, um die Spannung wirklich aufrecht zu erhalten. Etwa ab der Mitte gelingt das auch gut, besonders das Finale ist sehr nervenaufreibend geschrieben, dafür entwickelte sich die erste Hälfte aber ein wenig zu gemächlich.
Unterm Strich habe ich „Die Tochter des Doktor Moreau“ trotz der Längen hier und da sehr gerne gelesen und war wieder vollkommen mitgerissen von der faszinierenden Atmosphäre die Silvia Moreno-Garcia in diesem Roman geschaffen hat.