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Aus Liebe zum Lesen
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Rannungen

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Insgesamt 203 Bewertungen
Bewertung vom 20.10.2023
Elijas Lied
Lasker-Berlin, Amanda

Elijas Lied


gut

Drei Schwestern begeben sich auf eine Wanderung, um ihre Verbundenheit in der Kindheit wiederzufinden. Noa und Loth scheinen in ihrem Leben vom rechten Weg abgekommen zu sein. Elija, die mit Trisomie 21 geboren wurde, geht voll in der Schauspielerei auf.

Die Geschichte beginnt spannend und hat durchaus Potenzial. Amanda Lasker-Berlins Schreibstil macht das Lesen allerdings schwer. Zum einen verzichtet sie auf die Kennzeichnung direkte Rede, zum anderen finden Zeitsprünge, sowie der Wechsel der Erzählperspektive teilweise sogar mitten im Absatz statt. In Maßen eingesetzt, sind solche Spielereien mit der Sprache interessant, hier wird allerdings der Lesefluss unheimlich gestört.

Ich konnte leider keine Nähe zu den Protagonistinnen herstellen, am ehesten ist das noch zu Elija gelungen, während vor allem Noa sehr diffus bleibt. Aus meiner Sicht sind die Charaktere nicht richtig herausgearbeitet. Aber auch die Geschichte ist aus meiner Sicht nicht auserzählt und so bleibe ich mit gemischten Gefühlen zurück.

Bewertung vom 28.09.2023
Kapital und Ideologie
Alet, Claire;Piketty, Thomas;Adam, Benjamin

Kapital und Ideologie


ausgezeichnet

Wie gelingt eine gerechtere Welt? Claire Alet und Benjamin Adam machen in ihrer Graphic Novel „Kapitel & Ideologie“ die Thesen des Wirtschaftswissenschaftlers Thomas Piketty aus dessen gleichnamigen Werk erlebbar.

Anhand der Familiengeschichte einer reichen französischen Familie führt uns die Handlung vom ausgehenden 18 Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Dabei werden die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen seit der französischen Revolution erklärt. Es geht um den Adel, Industrialisierung, Kolonialismus, Kriege, Steuern und Sozialleistungen. Trotz des umfangreichen und teilweise schwierigen Stoffs wird alles prägnant und verständlich erklärt.

Besonders interessant finde ich die Vorschläge Thomas Pikettys, wie eine gerechtere Verteilung des Vermögens in der Gesellschaft durch relativ einfache Maßnahmen möglich wäre.

Ich bin begeistert, wie die Autorin Claire Alet und der Comiczeichner Benjamin Adam auf so unfassbar interessante und anschauliche Weise komplexe geschichtliche, wirtschaftliche und soziologische Zusammenhänge erklären. Ich lege diese tolle Graphic Novel wirklich allen sehr ans Herz. Wer bislang nichts mit Comics anfangen konnte, wird erstaunt sein, wie hilfreich das Zusammenspiel von Text und Bild für das Verständnis ist. Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.09.2023
Das krisenfeste Kind
Hasel, Verena Friederike

Das krisenfeste Kind


ausgezeichnet

Wie soll die Schule im 21. Jahrhundert aussehen? Mit dieser Frage hat sich die Psychologin Verena Friederike Hasel in ihrem neuen Buch „Das krisenfeste Kind“ beschäftigt.

Die Autorin hat sich viele Schulen in Deutschland, vor allem aber auch im Ausland, z. B. Finnland angeschaut und hat viele gute Systeme, Konzepte und Ideen mitgebracht, die wir auch in unserem Schulsystem umsetzen könnten, um unseren Kindern besseres Lernen zu ermöglichen. Ein Hauptkritikpunkt am deutschen Bildungssystem ist, dass wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Psychologie und Kognitionsforschung bis heute kaum beachtet werden, anders als in Finnland, wo neue Forschungsergebnisse regelmäßig in der Praxis umgesetzt werden.

Es ist Wahnsinn, wie viele Ideen und Verbesserungsvorschläge Verena Friederike Hasel in ihrem Buch vorstellt. Besonders gut gefällt mir, dass sie alle Behauptungen durch zahlreiche Studien und Erkenntnisse aus der Forschung untermauert. Dabei ist ihr Schreibstil locker, interessant und gut lesbar und so wird das Buch geradezu ein Page-Turner.

Alle, die mit Kindern zu tun haben, ob Eltern, Lehrer*innen oder auf sonst irgendeine Art und Weise, sollten dieses Buch lesen! Es ist wahnsinnig interessant, wie wir Menschen lernen und so kann wohl jeder etwas für sich und (seine) Kinder mitnehmen und vielleicht greifen ja endlich auch die Bildungsverantwortlichen Hasels Vorschläge auf und machen unsere Schulen zu den Lernorten, die sie eigentlich sein sollten.

Bewertung vom 05.09.2023
Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz
Popp, Alexandra

Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz


ausgezeichnet

Eine Biografie mit Anfang 30? Wenn man was zu erzählen hat, warum nicht! Alexandra Popp kann in ihrem Alter schon auf eine lange Karriere als eine der erfolgreichsten Fußballerinen Deutschlands zurückblicken und nimmt uns in ihrer Autobiografie „Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz“ bei ihrem Rückblick mit.

Neben den Einblicken in ihr sonst eher gut behütetes Privatleben, macht das Buch für mich vor allem der Fokus auf den Frauenfußball aus. Es ist wahnsinnig interessant die Strukturen im Vereins- und Verbandsgefüge zu sehen, die Bedingungen, unter denen Frauen im Profibereich arbeiten (müssen). Das Buch zeigt die eklatanten Unterschiede zum Männersport auf, aber es wird auch die durchaus positive Entwicklung deutlich.

Außerdem erzählt „Poppi“ viele Anekdoten aus den verschiedenen Mannschaften, in denen sie gespielt hat und noch spielt, sei es vom VfL Wolfsburg oder den Nationalteams, mit denen sie zahlreiche Titel gewonnen hat. Beeindruckt hat mich ihre Durchsetzungskraft, mit der sie alle Hürden auf ihrem Weg übersprungen hat. Dazu zählen persönliche Schicksalsschläge, Verletzungen, aber auch der Spagat zwischen Vereins- und Nationalmannschaftsspielen und der zeitgleichen Ausbildung im Tierpark.

Alexandra Popp gibt in Zusammenarbeit mit Journalistin Mara Pfeiffer einen interessanten Einblick in ihr Leben und ihre Karriere und zeigt, dass es sich lohnt, für seine Träume zu kämpfen.

Bewertung vom 01.09.2023
Nachts erzähle ich dir alles
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


sehr gut

Endlich gibt es wieder einen neuen Roman von Anika Landsteiner „Nachts erzähle ich dir alles“. Léa nimmt sich im Ferienhaus ihrer Familie an der Côte d‘Azur eine Auszeit von ihrem stressigen Leben als Café-Besitzerin in München. Am ersten Abend kommt ein geheimnisvolles junges Mädchen in ihren Garten. Am nächsten Tag ist sie tot. Auf der Suche nach Antworten kommen sich Léa und der Bruder der Verstorbenen immer näher.

Anika Landsteiner erzählt einfühlsam von Verlust, Liebe, vom Finden des eigenen Selbst. Ihre Figuren sind realistisch, haben Ecken und Kanten und funktionieren gut zusammen. Sprachlich konnte mich die Autorin wieder vollends überzeugen - ich mag ihren Schreibstil einfach und bin auch durch diesen Roman nur so geflogen.

Die Story hatte für mich ein paar Schwachpunkte, war an einigen Stellen zu oberflächlich, an anderen zu vorhersehbar und zu konstruiert, was aber durch die authentischen Charaktere zumindest ein Stück weit ausgeglichen wird.

Dennoch ein interessanter Roman, der durch die Schauplätze an der französischen Küste ein bisschen Urlaubsfeeling aufkommen lässt und super in den Sommer passt.

Bewertung vom 25.08.2023
Dotterland
Marth, Karoline Therese

Dotterland


sehr gut

„Ich weiß, dass alle meine Mama gernhaben, aber ich weiß nicht, ob meine Mama mich gernhat.“

In ihrem Debütroman „Dotterland" zieht uns Karoline Therese Marth mitten in die Gedankenwelt der Jugend.

Alles andere als behütet ist Kathleens Kindheit und Jugend. Inmitten der Scheidung der Eltern, Patchworkfamilie, Schule, Freundschaften und ersten Beziehungen steht Kathleen oft ziemlich alleine mit ihren Sorgen und Gefühlen da und dennoch geht sie ihren Weg.

„Ihre Hose hat keine Löcher, und sie trägt ein weißes T-Shirt ohne einen einzigen Fleck. Sie tut mir Leid.“

Dass die Autorin Karoline Therese Marth Sprachkunst studiert hat, merkt man von der ersten Zeile an. Sie hat ihren eigenen, ganz besonderen, aber auch gewöhnungsbedürftigen Schreibstil entwickelt, der direkt und schnörkellos ist und bei dem so viel zwischen den Zeilen steht. Statt klassisch in einer fortlaufenden Handlung, wird Kathleens Geschichte in Ausschnitten erzählt, die von teils großen Zeit- und Gedankensprüngen geprägt sind.

„Dotterland“ ist ein ungewöhnlicher Coming-of-Age-Roman, der tief in die Gedankenwelt einer Jugendlichen blicken lässt.

Bewertung vom 09.08.2023
Das Museum des Körpers
Paxton, Jennifer Z.

Das Museum des Körpers


ausgezeichnet

Willkommen im „Museum des Körpers“ von Anatomie-Dozentin Jennifer Z Paxton und Illustratorin Katy Wiedemann, das in gewaltigem Großformat daherkommt.

Die Autorin zeigt uns alles Wesentliche über unseren Körper, vom Skelett, über die Organe bis hin zu den Nervensystemen. Auf einer Seite erklärt sie kurz und bündig die einzelnen Bauweisen und Funktionen der Teile des menschlichen Körpers. Empfohlen wird das Buch ab 8 Jahren. Für diese Altersgruppe ist vielleicht die ein oder andere Textstelle noch ein bisschen komplex.

Bildgewaltig sind die Illustrationen von Katy Wiedemann. Im Stile alter Anatomiebücher zeigt sie ästhetisch anspruchsvoll die im Text vorgestellten Körperteile. Dabei gibt es oft Detailbilder, Querschnitte und verschiedene Sichtwinkel. Aus meiner Sicht wäre es jedoch leserfreundlicher gewesen, die Beschriftungen nicht in der Legende, sondern direkt in der Zeichnung unterzubringen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Darstellung der Entwicklung in der Pubertät, bei der in patriarchaler Tradition der Genitalbereich der Frau im Gegensatz zu dem des Mannes nicht dargestellt wird. Das sollte in einem Anatomiebuch des 21. Jahrhunderts nicht mehr passieren.

Dennoch ist „Das Museum des Körpers“ ein wirklich interessantes Lehrbuch in außergewöhnlich hochwertiger Ausstattung, das nicht nur jugendliche Leser*innen überzeugt.

4,5/5

Bewertung vom 30.07.2023
SAMi - Meine liebsten Kinderlieder

SAMi - Meine liebsten Kinderlieder


gut

Endlich gibt es ein Liederbuch für „SAMi Dein Lesebär“ von Ravensburger. Darauf haben wir schon lange gewartet, denn Kinderlieder machen immer Spaß.

Das Buch enthält die bekanntesten Lieder, wie „Alle meine Entchen“, „Wer will fleißige Handwerker sehen“ und „Weißt du, wieviel Sternlein stehen?“. Leider sind außer den Klassikern keine neuen Lieder dabei. Hier hätten wir uns ein bisschen frischen Wind gewünscht.

Die erste Strophe ist jeweils mit Akkorden versehen, sodass man das Buch auch ohne SAMi mit der Gitarre nutzen kann. Jedes Lied wird von unterschiedlichen Interpreten gesungen, von Erwachsenen, aber auch mit Kinderstimmen und musikalisch begleitet. Einige Interpretationen gefallen uns gut, andere finden sogar die Kinder ein bisschen nervig.

Es werden zunächst alle Strophen gesungen, die auch im Buch abgedruckt sind. Anschließend lädt SAMi zum Tanzen ein, z. B., dass man mit dem Popo wackeln oder hin und her hüpfen soll, dazu wird das Lied nochmal in einer Instrumentalversion gespielt. Mir hätte die Bewegungsempfehlung vor dem Lied besser gefallen. Die Melodie ohne Gesang ist für meine Kids zu langweilig. Die Abbildung vom tanzenden SAMi passt leider nicht immer zur Bewegungsempfehlung und ist nicht selbsterklärend, das hätte man anschaulicher machen können. So muss man das Lied erst komplett anhören, um dann die Bewegungsidee zu hören.

Die hingegen thematisch passenden Illustrationen von Sandy Thißen sind sehr bunt und ähneln Wimmelbildern, so gibt es viel zu entdecken, während man den Liedern lauscht.

Die Idee des SAMi Liederbuchs finden wir gut, die Umsetzung ist ausbaufähig. Vielleicht gibt es ja nochmal einen Folgeband mit neueren Liedern und anschaulicheren Tanzmoves.

Bewertung vom 30.07.2023
Das Haus am Meeresufer
Nicolas, Joséphine

Das Haus am Meeresufer


sehr gut

Ist euch Eileen Gray ein Begriff? Mir war diese bewundernswerte Frau bislang tatsächlich unbekannt. Gut, dass die Architektin Christiane Adlung das nun geändert hat. Unter ihrem Pseudonym Joséphine Nicolas widmet sie sich in ihrem Roman „Das Haus am Meeresufer“ dem Leben und dem Werk der Künstlerin Gray.

Bekannt wurde Eileen Gray durch ihre Lackarbeiten und besonderen Möbelstücke, die sie in ihrer Pariser Galerie „Jean Desert“ verkaufte. Herzstück ihrer Arbeit war aber wohl das von ihr entworfene und gebaute Haus E.1027, das namensgebend für den Roman war und dessen wahre Erbauerin nach und nach in Vergessenheit geriet. Nicht zuletzt durch den Einfluss keines Geringeren als Le Corbusier, der sich durch die Künstlerin in „seinem Metier“, der Architektur, bedrängt, wenn nicht gar bedroht fühlte. Sosehr, dass er den Charakter der Villa später durch seine Wandmalereien veränderte oder verschandelte (das ist Auslegungssache).

Genau mit diesem Konflikt zweier großer Köpfe beschäftigt sich der Roman. Die Autorin nähert sich den unterschiedlichen Sichtweisen, den konträren Meinungen, der schwierigen Beziehung zwischen Gray und Le Corbusier, zwischen denen Eileens Lebensgefährte Jean Badovici steht, der gleichzeitig ein enger Freund Le Corbusiers ist. Ein großes Augenmerk legt die Autorin glücklicherweise auch auf die Darstellung der künstlerischen Tätigkeit Eileen Grays. Sie beschreibt detailliert die Arbeitsweisen, die Gedanken und Thesen der Künstlerin.

Schwierig war für mich der Einstieg ins Buch. Der Schreibstil der Autorin ist mir zu blumig, zu künstlerisch, zu gewollt, einfach zu viel des Guten und scheint mir ein bisschen unpassend für die klare Denkerin Eileen Gray. Außerdem gab es durchaus ein paar Längen. Dennoch war es ein interessantes, intensives Leseerlebnis, das die Mühen definitiv wert ist.