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Aus Liebe zum Lesen
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Rannungen

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Insgesamt 199 Bewertungen
Bewertung vom 05.09.2023
Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz
Popp, Alexandra

Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz


ausgezeichnet

Eine Biografie mit Anfang 30? Wenn man was zu erzählen hat, warum nicht! Alexandra Popp kann in ihrem Alter schon auf eine lange Karriere als eine der erfolgreichsten Fußballerinen Deutschlands zurückblicken und nimmt uns in ihrer Autobiografie „Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz“ bei ihrem Rückblick mit.

Neben den Einblicken in ihr sonst eher gut behütetes Privatleben, macht das Buch für mich vor allem der Fokus auf den Frauenfußball aus. Es ist wahnsinnig interessant die Strukturen im Vereins- und Verbandsgefüge zu sehen, die Bedingungen, unter denen Frauen im Profibereich arbeiten (müssen). Das Buch zeigt die eklatanten Unterschiede zum Männersport auf, aber es wird auch die durchaus positive Entwicklung deutlich.

Außerdem erzählt „Poppi“ viele Anekdoten aus den verschiedenen Mannschaften, in denen sie gespielt hat und noch spielt, sei es vom VfL Wolfsburg oder den Nationalteams, mit denen sie zahlreiche Titel gewonnen hat. Beeindruckt hat mich ihre Durchsetzungskraft, mit der sie alle Hürden auf ihrem Weg übersprungen hat. Dazu zählen persönliche Schicksalsschläge, Verletzungen, aber auch der Spagat zwischen Vereins- und Nationalmannschaftsspielen und der zeitgleichen Ausbildung im Tierpark.

Alexandra Popp gibt in Zusammenarbeit mit Journalistin Mara Pfeiffer einen interessanten Einblick in ihr Leben und ihre Karriere und zeigt, dass es sich lohnt, für seine Träume zu kämpfen.

Bewertung vom 01.09.2023
Nachts erzähle ich dir alles
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


sehr gut

Endlich gibt es wieder einen neuen Roman von Anika Landsteiner „Nachts erzähle ich dir alles“. Léa nimmt sich im Ferienhaus ihrer Familie an der Côte d‘Azur eine Auszeit von ihrem stressigen Leben als Café-Besitzerin in München. Am ersten Abend kommt ein geheimnisvolles junges Mädchen in ihren Garten. Am nächsten Tag ist sie tot. Auf der Suche nach Antworten kommen sich Léa und der Bruder der Verstorbenen immer näher.

Anika Landsteiner erzählt einfühlsam von Verlust, Liebe, vom Finden des eigenen Selbst. Ihre Figuren sind realistisch, haben Ecken und Kanten und funktionieren gut zusammen. Sprachlich konnte mich die Autorin wieder vollends überzeugen - ich mag ihren Schreibstil einfach und bin auch durch diesen Roman nur so geflogen.

Die Story hatte für mich ein paar Schwachpunkte, war an einigen Stellen zu oberflächlich, an anderen zu vorhersehbar und zu konstruiert, was aber durch die authentischen Charaktere zumindest ein Stück weit ausgeglichen wird.

Dennoch ein interessanter Roman, der durch die Schauplätze an der französischen Küste ein bisschen Urlaubsfeeling aufkommen lässt und super in den Sommer passt.

Bewertung vom 25.08.2023
Dotterland
Marth, Karoline Therese

Dotterland


sehr gut

„Ich weiß, dass alle meine Mama gernhaben, aber ich weiß nicht, ob meine Mama mich gernhat.“

In ihrem Debütroman „Dotterland" zieht uns Karoline Therese Marth mitten in die Gedankenwelt der Jugend.

Alles andere als behütet ist Kathleens Kindheit und Jugend. Inmitten der Scheidung der Eltern, Patchworkfamilie, Schule, Freundschaften und ersten Beziehungen steht Kathleen oft ziemlich alleine mit ihren Sorgen und Gefühlen da und dennoch geht sie ihren Weg.

„Ihre Hose hat keine Löcher, und sie trägt ein weißes T-Shirt ohne einen einzigen Fleck. Sie tut mir Leid.“

Dass die Autorin Karoline Therese Marth Sprachkunst studiert hat, merkt man von der ersten Zeile an. Sie hat ihren eigenen, ganz besonderen, aber auch gewöhnungsbedürftigen Schreibstil entwickelt, der direkt und schnörkellos ist und bei dem so viel zwischen den Zeilen steht. Statt klassisch in einer fortlaufenden Handlung, wird Kathleens Geschichte in Ausschnitten erzählt, die von teils großen Zeit- und Gedankensprüngen geprägt sind.

„Dotterland“ ist ein ungewöhnlicher Coming-of-Age-Roman, der tief in die Gedankenwelt einer Jugendlichen blicken lässt.

Bewertung vom 09.08.2023
Das Museum des Körpers
Paxton, Jennifer Z.

Das Museum des Körpers


ausgezeichnet

Willkommen im „Museum des Körpers“ von Anatomie-Dozentin Jennifer Z Paxton und Illustratorin Katy Wiedemann, das in gewaltigem Großformat daherkommt.

Die Autorin zeigt uns alles Wesentliche über unseren Körper, vom Skelett, über die Organe bis hin zu den Nervensystemen. Auf einer Seite erklärt sie kurz und bündig die einzelnen Bauweisen und Funktionen der Teile des menschlichen Körpers. Empfohlen wird das Buch ab 8 Jahren. Für diese Altersgruppe ist vielleicht die ein oder andere Textstelle noch ein bisschen komplex.

Bildgewaltig sind die Illustrationen von Katy Wiedemann. Im Stile alter Anatomiebücher zeigt sie ästhetisch anspruchsvoll die im Text vorgestellten Körperteile. Dabei gibt es oft Detailbilder, Querschnitte und verschiedene Sichtwinkel. Aus meiner Sicht wäre es jedoch leserfreundlicher gewesen, die Beschriftungen nicht in der Legende, sondern direkt in der Zeichnung unterzubringen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Darstellung der Entwicklung in der Pubertät, bei der in patriarchaler Tradition der Genitalbereich der Frau im Gegensatz zu dem des Mannes nicht dargestellt wird. Das sollte in einem Anatomiebuch des 21. Jahrhunderts nicht mehr passieren.

Dennoch ist „Das Museum des Körpers“ ein wirklich interessantes Lehrbuch in außergewöhnlich hochwertiger Ausstattung, das nicht nur jugendliche Leser*innen überzeugt.

4,5/5

Bewertung vom 30.07.2023
SAMi - Meine liebsten Kinderlieder

SAMi - Meine liebsten Kinderlieder


gut

Endlich gibt es ein Liederbuch für „SAMi Dein Lesebär“ von Ravensburger. Darauf haben wir schon lange gewartet, denn Kinderlieder machen immer Spaß.

Das Buch enthält die bekanntesten Lieder, wie „Alle meine Entchen“, „Wer will fleißige Handwerker sehen“ und „Weißt du, wieviel Sternlein stehen?“. Leider sind außer den Klassikern keine neuen Lieder dabei. Hier hätten wir uns ein bisschen frischen Wind gewünscht.

Die erste Strophe ist jeweils mit Akkorden versehen, sodass man das Buch auch ohne SAMi mit der Gitarre nutzen kann. Jedes Lied wird von unterschiedlichen Interpreten gesungen, von Erwachsenen, aber auch mit Kinderstimmen und musikalisch begleitet. Einige Interpretationen gefallen uns gut, andere finden sogar die Kinder ein bisschen nervig.

Es werden zunächst alle Strophen gesungen, die auch im Buch abgedruckt sind. Anschließend lädt SAMi zum Tanzen ein, z. B., dass man mit dem Popo wackeln oder hin und her hüpfen soll, dazu wird das Lied nochmal in einer Instrumentalversion gespielt. Mir hätte die Bewegungsempfehlung vor dem Lied besser gefallen. Die Melodie ohne Gesang ist für meine Kids zu langweilig. Die Abbildung vom tanzenden SAMi passt leider nicht immer zur Bewegungsempfehlung und ist nicht selbsterklärend, das hätte man anschaulicher machen können. So muss man das Lied erst komplett anhören, um dann die Bewegungsidee zu hören.

Die hingegen thematisch passenden Illustrationen von Sandy Thißen sind sehr bunt und ähneln Wimmelbildern, so gibt es viel zu entdecken, während man den Liedern lauscht.

Die Idee des SAMi Liederbuchs finden wir gut, die Umsetzung ist ausbaufähig. Vielleicht gibt es ja nochmal einen Folgeband mit neueren Liedern und anschaulicheren Tanzmoves.

Bewertung vom 30.07.2023
Das Haus am Meeresufer
Nicolas, Joséphine

Das Haus am Meeresufer


sehr gut

Ist euch Eileen Gray ein Begriff? Mir war diese bewundernswerte Frau bislang tatsächlich unbekannt. Gut, dass die Architektin Christiane Adlung das nun geändert hat. Unter ihrem Pseudonym Joséphine Nicolas widmet sie sich in ihrem Roman „Das Haus am Meeresufer“ dem Leben und dem Werk der Künstlerin Gray.

Bekannt wurde Eileen Gray durch ihre Lackarbeiten und besonderen Möbelstücke, die sie in ihrer Pariser Galerie „Jean Desert“ verkaufte. Herzstück ihrer Arbeit war aber wohl das von ihr entworfene und gebaute Haus E.1027, das namensgebend für den Roman war und dessen wahre Erbauerin nach und nach in Vergessenheit geriet. Nicht zuletzt durch den Einfluss keines Geringeren als Le Corbusier, der sich durch die Künstlerin in „seinem Metier“, der Architektur, bedrängt, wenn nicht gar bedroht fühlte. Sosehr, dass er den Charakter der Villa später durch seine Wandmalereien veränderte oder verschandelte (das ist Auslegungssache).

Genau mit diesem Konflikt zweier großer Köpfe beschäftigt sich der Roman. Die Autorin nähert sich den unterschiedlichen Sichtweisen, den konträren Meinungen, der schwierigen Beziehung zwischen Gray und Le Corbusier, zwischen denen Eileens Lebensgefährte Jean Badovici steht, der gleichzeitig ein enger Freund Le Corbusiers ist. Ein großes Augenmerk legt die Autorin glücklicherweise auch auf die Darstellung der künstlerischen Tätigkeit Eileen Grays. Sie beschreibt detailliert die Arbeitsweisen, die Gedanken und Thesen der Künstlerin.

Schwierig war für mich der Einstieg ins Buch. Der Schreibstil der Autorin ist mir zu blumig, zu künstlerisch, zu gewollt, einfach zu viel des Guten und scheint mir ein bisschen unpassend für die klare Denkerin Eileen Gray. Außerdem gab es durchaus ein paar Längen. Dennoch war es ein interessantes, intensives Leseerlebnis, das die Mühen definitiv wert ist.

Bewertung vom 27.07.2023
Nur einmal mit den Vögeln ziehn
Frank, Sylvia

Nur einmal mit den Vögeln ziehn


sehr gut

Das Autorenpaar Prof. Dr. Sylvia Vandermeer und Frank Meierewert, hat sich unter dem Pseudonym Sylvia Frank in ihrem neuen Roman „Nur einmal mit den Vögeln ziehn“ der Endphase der DDR gewidmet, in der beide aufgewachsen sind.

Wir begleiten 5 sehr unterschiedliche Protagonist*innen von 1977 bis 1990 durch ihre Kindheit und Jugend hindurch in einem Land mit dessen System sie alle mehr oder minder hadern. Es gibt aber auch jede Menge persönliche Hürden und so schlagen alle unterschiedliche Wege ein, die sich zum Teil auch hier und da mal kreuzen. So entsteht ein umfassendes Bild vom Aufwachsen in Ost-Deutschland, wo es zu der Zeit zusehends brodelt und bröckelt.

Während mir weite Teile des Buchs richtig gut gefallen haben, fehlt mir am Ende ein bisschen die Reflektion der Situation der Figuren in Zeiten des Umbruchs, der Wende und des Ankommens im geeinten Deutschland. Ich hoffe, dass dies im geplanten Folgeband noch ausgearbeitet wird, denn es handelt sich ja um eine schwierige Situation, der meines Erachtens bei der medialen Aufarbeitung der DDR zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Die Vielzahl der Haupt- und vor allem Nebenfiguren, deren Wege sich manchmal auch noch überschneiden, fand ich manchmal etwas unübersichtlich. Dennoch konnten mich die Lebensgeschichten der 5 jungen Menschen gut unterhalten und haben mir ein Stück Zeitgeschichte gezeigt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2023
Architektur - verständlich gemacht. Die illustrierte und verständliche Baustilkunde zu Stil, Entwicklung und Geschichte der Baukunst vom antiken Griechenland bis heute. Mit Grund- und Aufrissen, Detail- und Gesamtansichten
Davidson Cragoe, Carol

Architektur - verständlich gemacht. Die illustrierte und verständliche Baustilkunde zu Stil, Entwicklung und Geschichte der Baukunst vom antiken Griechenland bis heute. Mit Grund- und Aufrissen, Detail- und Gesamtansichten


sehr gut

Ich habe mal wieder ein Architekturbuch gelesen, und zwar diesmal zur Architekturtheorie: „Architektur verständlich gemacht - Ein illustrierter Führer zur Baustilkunde“ von der Dozentin für Architekturgeschichte Carol Davidson Cragoe.

Darin zeigt sich die Autorin zunächst die gängigsten westlichen Baustile von griechischer Architektur, über Gotik und Klassizismus bis hin zur Moderne, Bauwerkstypen und -materialien, um sich dann den einzelnen Bauteilen, wie Fenstern, Säulen und Dächern zu widmen. Anhand mehr und mal weniger bekannter Bauwerke erklärt sie wichtige Details und Besonderheiten, mit Hilfe derer man Gebäude zeitlich und stilistisch einordnen kann.

Die Illustrationen sind detailreich, monochrom gezeichnet, was an einigen Stellen sinnvoll und anschaulich ist, während hier und da auch Fotos zur besseren Wahrnehmung geeigneter gewesen wären. Mir hätte an manchen Stellen der Übersichtlichkeit halber auch eine Stichwortliste besser gefallen, wenn im Fließtext nur Aufzählungen aneinandergereihten werden.

Dennoch schafft es Carol Davidson Cragoe einen guten Überblick über die wichtigsten Epochen in der Architekturgeschichte zu geben und deren Charakteristika herauszuarbeiten.

Bewertung vom 17.07.2023
Das Summen unter der Haut
Lohse, Stephan

Das Summen unter der Haut


ausgezeichnet

Es ist Sommer 1977, Julle ist 14 und zum ersten Mal verliebt - in seinen neuen besten Freund Axel.

Stephan Lohse schreibt über die Jugend, erste gemeinsame Feiern, die Schule, das Freibad, eben alles, was 14-Jährige so beschäftigt. Man fühlt sich direkt wieder in die eigene Teenagerzeit zurückkatapultiert, was nicht zuletzt am außerordentlich Schreibtalent des Autors liegt. Mit seinen Bildern erzeugt er einen regelrechten Sog.

Ich war wie gefesselt und habe das Buch (leider) in einem Rutsch durchgelesen. Wie im echten Leben bleibt Vieles ungesagt. In die Gedankenwelt des Protagonisten hingegen tauchen wir tief ein. Ebenso realistisch wie diese sind auch die Figuren angelegt. Stephan Lohse schafft es, trotz des begrenzten Textumfangs, eine Vielzahl an Nebenfiguren in die Geschichte einzuweben, die durch ihre Individualität bestechen.

„Das Summen unter der Haut“ ist ein großartiger Sommerroman, der sich wie ein Spaziergang durchs Fotoalbum liest.

Bewertung vom 16.07.2023
Wird alles gut?
Dragonwagon, Crescent

Wird alles gut?


sehr gut

„Wird alles gut?“ „Ja, das wird es.“ Das fragt das kleine Mädchen in Crescent Dragonwagons gleichnamigen Buch. Wird auch wieder alles gut, wenn es blitzt und donnert? Wenn ich sauer bin? Wenn ich bei der Theatervorführung meinen Text vergesse? Auf diese und weitere Fragen antwortet ihr die Mutter, wie es wieder gut wird.

Die Frage, ob es wieder gut wird, stellen wir uns wohl alle immer wieder und Kinder wohl noch viel öfter. Einiges, was die Protagonistin bewegt, kommt uns bestimmt bekannt vor und die Antworten können wir auf unser eigenes bzw. das Leben unserer Kinder übertragen. Der ein oder andere Vorschlag ist gut umsetzbar. Einige Antworten hingegen konnten mich und meine Kinder nicht richtig befriedigen. So finde ich die Erläuterungen zum Gewitter z. B. wenig hilfreich, denn auf die Angst, die hinter der Frage des Kindes steckt, wird nicht eingegangen.

Die Zeichnungen von Jessica Love gefallen uns sehr gut. Sie sind realistisch, kindgerecht, dezent bunt und abwechslungsreich. Sie illustrieren den Text auf sehr ansprechende Art und Weise. Besonders gut gelungen finde ich die Figuren und insbesondere die Gesichter, die aus meiner Sicht in vielen Büchern nicht schön gestaltet sind.

„Wird alles gut?“ beschäftigt sich mit wichtigen Fragen und erklärt einige davon kindgerecht und hilfreich, bei anderen konnte mich die Antwort nicht ganz zufriedenstellen, sodass wir noch selbst nach der richtigen Antwort für uns suchen mussten. Zum Nachdenken regt das Buch aber auf jeden Fall an und dazu, die Ängste unserer Kinder zu ergründen und ihnen diese ein Stück weit zu nehmen.