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monerl

Bewertungen

Insgesamt 232 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2020
Fly, Baby, fly!
Edenberg, Sophie

Fly, Baby, fly!


ausgezeichnet

Meine Meinung
Ich bin immer auf der Suche nach besonderen Liebesromanen, die nicht zu kitschig und nicht zu vorhersehbar sind. Bei diesem hier bin ich fündig geworden!

Die Autorin beschreibt eine spannende Dreiecksbeziehung, die weit in die Vergangenheit geht. Der Roman beginnt mit der Protagonistin Lea im Jahr 2019, als sie nach einem Autounfall eine Amnesie erleidet und sich dadurch an die letzten 13 Jahre nicht mehr erinnert.

Mit den Kapiteln wechselt auch die Sicht auf die Story. Mal erfahren wir mehr aus der Vergangenheit von Lea, mal von Anna und auch von Christopher. Dies alles aus den Jahren 1999, 2004, 2007, 2009 und 2016. So setzt sich nach und nach das Puzzel des verlorenen Gedächtnisses zusammen.

Dabei lernen wir eine Lea mit verschiedenen Gesichtern kennen. Sophie Edenberg ist die Charakterisierung ihrer gesamten Figuren ausgezeichnet gelungen! In der einen Szene liebte ich sie, in einer anderen konnte ich sie kaum ertragen. Dies gilt nicht nur für Lea, auch Anna und Christopher hatten mächtige Ecken und Kanten.

Es passiert einiges und die Handlung schreitet schnell voran. Die Seiten flogen regelrecht dahin.

Vielen Autor*innen gelingt nach einer guten Geschichte kein richtig rundes Ende, oder es trieft so vor “Happy End”. Nicht so bei diesem Buch. Es nimmt eine unerwartete Wendung, mit der ich äußerst zufrieden war.

Ein ausgeklügelter Liebesroman, der mehr Spannung als Liebe aufweist.

Bei all meinem Lob habe ich auch klitze kleine Kritikpunkte, die ich bei diesem äußerst gelungenen Debüt verschmerzen konnte. Vielleicht sensibilisieren sie die Autorin für ihre kommende Recherche.

1999 gab es zwar schon Handys, sie waren aber noch nicht gang und gäbe. Zudem war das Telefonieren so teuer, sodass man Handys nicht mit dieser Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit benutzt hat wie heute. Ich kenne jedenfalls keine 11-Jährige, die damals ein Handy in der Schule dabei hatte.

Auch kann ich mich nicht erinnern, dass Facebook Anfang der Jahrtausendwende eine große Rolle im deutschsprachigen Raum innehatte. Das kam erst so ca. 2009 / 2010, wenn ich mich richtig erinnere.

Abgesehen davon ist dies jedoch ein tolles Buch, das ich absolut empfehlen kann!


Fazit
Für alle, die auch mal einen überaus spannenden Liebesroman lesen wollen und sich dabei auch trauen, zu einem Selfpublisher-Buch zu greifen. Sophie Edenberg beweist, dass auch selbst verlegte Bücher überaus gelungen sein können – inhaltlich, orthografisch wie auch äußerlich. Auf die nächsten Bücher der Autorin freue ich mich schon sehr!

Bewertung vom 17.07.2020
Aufblühen
Remsky, Sarah

Aufblühen


gut

Meine Meinung
Vorneweg muss ich erwähnen, dass dies leider ein sehr gutes Beispiel für ein Buch mit schlechtem Klappentext ist!

Ich entschied mich für das Buch, da ich Pflanzen liebe, einen recht grünen Daumen habe und mehr über Pflanzen lernen wollte. Ich freute mich auf wertvolle Tipps, um noch mehr aus meinem grünen Daumen rauszuholen.

Ich fing an zu lesen. Nach den ersten Seiten der Einleitung zu Pflanzen allgemein, befindet man sich im 1. Kapitel plötzlich tief im Leben der Autorin. In ihrem Leben mit der Depression. Sie berichtet wie es dazu kam, wie sie zu der Zeit lebte und was ihr insgesamt den Teppich unter den Füßen weggezogen hatte.

Das irritierte mich, sodass ich nochmals den Klappentext las, um mich zu vergewissern, dass ich das richtige Buch ausgesucht und ob ich eventuell im Klappentext etwas überlesen hatte. Doch dem war nicht so. Der Klappentext deutete nicht auf ein Buch mit Depressionen hin.


Abgesehen von Sarah Remskys Autobiografie, die im Buch sehr offen und ehrlich mit ihrer Depression umgeht und alles schmerzhafte offenlegt, hat mir das Buch recht gut gefallen. Es ist mutig von der Autorin über ihr Leben zu schreiben und ich ziehe meinen Hut vor ihr, dass sie sich das getraut hat. Doch ich hätte diese Kapitel im vorliegenden “Pflanzenbuch” nicht gebraucht. Ich hätte mir ein reines Buch über Pflanzen gewünscht.

Sarah Remsky gibt viele gute und hilfreiche Tipps. So weiß ich jetzt, dass jeder Pflanze, die außerhalb der EU gekauft wird, ein Pflanzengesundheitszeugnis beigefügt werden muss.

Sarah Remsky bietet einen ausführlichen und strukturierten Qualitätscheck, wie eine gesunde Pflanze auszusehen hat. Zudem lernt man auch viel über Licht und Standorte. Ebenso gefiel mir der Abschnitt mit der Möglichkeit, eigene Blumenerde anzumischen, sehr. Sarah Remsky geht auf die verschiedenen Bestandteile ein und liefert ein paar “Erdrezepte” für besseren Pflanzenwachstum. Eine schöne Spielerei ist der Test, mit dem man seine Seelenpflanze herausfinden kann. Ich kann jetzt bei Gelegenheit im Internet nach den von ihr vorgeschlagenen Pflanzen googeln und es mit einer neuer Pflanze probieren.

Neben den autobiografischen Kapiteln habe ich noch Kritik zu der geringen Anzahl von Bildern. Ich hätte mir noch viel, viel mehr Fotos gewünscht, die genau die Pflanzen zeigen, von denen im Buch die Rede ist. Gleich zu Beginn wird eine Zamioculcus Zamiifolin beschrieben, eine Glückfeder, doch wie diese aussieht, wird leider nicht gezeigt. Ich musste erstmal im Internet suchen. Genauso verhält es sich mit den schön und ausführlich beschriebenen Schädlingen. Doch leider gibt es nicht ein einzges Bild dazu.

Auch wäre hierzu ganz passend gewesen ein paar Bilder von geschädigten Blättern, Wurzeln und Pflanzen zu zeigen, wie sie durch die beschriebenen Schädlinge aussehen.

Bei all der Kompetenz von Sarah Remsky und der Ausführlichkeit, der von ihr beschriebenen Themen, wurde leider verpasst, ein ausreichend bebildertes Sachbuch zu liefern. Es gibt für meinen Geschmack zu viel Text und zu wenige Bilder.

Dass in dieses Buch sehr viel Liebe reingesteckt worden ist, kann man sehen und spüren. Es ist wunderschön illustriert, das Cover fühlt sich sehr gut an und innen im Cover findet man auch wieder wunderschöne Zeichnungen von Pflanzen. Ich wünschte, Sarah Remsky hätte zwei separate Bücher zu den beiden Themen – Depression und Pflanzen – gemacht, die sie im vorliegenden Buch versucht hat zu verbinden. Für mich ging dieses Konzept nicht so gut auf.

Fazit
Ein Buch, das eine halbe Autobiografie ist, was dem Klappentext nach nicht zu erwarten war. Wer sich für das Leben der Autorin interessiert und wissen will, wie ihre Liebe zu den Pflanzen wuchs und wie sie sie durch ihre Depression begleitet und gestärkt haben, wird mit diesem Buch sehr glücklich werden. Wer, wie ich, eher ein Sachbuch über Zimmerpflanzen mit Tipps zur “Haltung” und Gesundheit erwartet, wird wohl eher enttäuscht sein.

Bewertung vom 15.07.2020
Gute Geister
Stockett, Kathryn

Gute Geister


ausgezeichnet

Meine Meinung
Dies ist ein Buch, das nicht zu lange in den Regalen ein ungelesenes Dasein fristen sollte, wie es bei mir der Fall war. Einmal begonnen konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen!

Kathryn Stockett lässt im Buch ihre drei Protagonistinnen erzählen. So erfährt man über die Geschehnisse aus Sicht von Aibileen, Minny und Miss Skeeter. Dies sorgt für intensivere Einblicke in die schwarze wie auch weiße Community von Jackson und steigert die Spannung. Zudem erzeugt dieser Schreibstil Nähe zu den Figuren.

Als Leser*in wird man regelrecht in die Zeit der 60er Jahre versetzt, als es die gesetzliche Rassentrennung und Diskriminierung von Schwarzen in den USA gab.

Viele reiche, weiße Haushalte leisteten sich ein schwarzes Dienstmädchen und behandelten es oftmals als Eigentum, mit dem man tun und lassen konnte, was man wollte. War das Arbeitsverhältnis zwischen der Familie und dem Dienstmädchen, wenn die Familie nicht (mehr) zufrieden war, aufgelöst worden, war es überaus schwer für das schwarze Dienstmädchen eine neue Arbeit zu finden. Die schwarzen Frauen waren abhängig von ihren weißen Arbeitgeber*innen, da es für sie kaum andere Arbeit gab.

Umso riskanter, wie auch gefährlich war es für Aibileen und Minny Miss Skeeter bei ihrem Buch zu helfen, legte es doch die wahren Geschichten offen, was schwarze Dienstmädchen bei ihren weißen Arbeitgebern so alles erlebten.

Die Spannung, wie das Buch ausgehen würde, war kaum auszuhalten. Mit dem Wissen, wie schnell seinerzeit schwarze Menschen verurteilt oder auch vom Ku Klux Klan getötet wurden, machten ein gutes wie auch schlechtes Ende möglich.

Ich habe die wunderschöne Sonderausgabe, deren Cover aus bedrucktem Ganzleinen ist, das sich wundervoll anfühlt. Zudem gibt es hier auch einige Kochrezepte aus dem Buch von Minny, der besten Köchin in Jackson.

Fazit
Ein wunderbares Buch, das aufklärt, aufrüttelt, Augen öffnet und aufzeigt wie schlimm es ist und wie furchtbar sich Menschen fühlen, wenn man sie zu Menschen zweiter Klasse degradiert. Es blickt zurück in eine historisch traurige Zeit, die sich zwar gebessert hat, aber den Leser*innen, in Verbindung mit den derzeitigen Nachrichten, auch vor Augen bringt, dass wir heute weder in den USA, noch in Deutschland oder woanders auf der Welt es geschafft haben, Rassismus auszumerzen.
Solange es den Slogen #BlackLivesMatter gibt, so lange sind wir noch nicht am Ende mit der Aufklärung und dem Kampf gegen Rassismus!

Bewertung vom 02.07.2020
Chilli, meine Oma und das totale Chaos / Chilli Bd.2
Szillat, Antje

Chilli, meine Oma und das totale Chaos / Chilli Bd.2


ausgezeichnet

Meine Meinung
Turbulent geht es los, denn plötzlich steht die Oma väterlicherseits vor der Tür. Sie klingelt Sturm und quartiert sich mir nichts, dir nichts für unbestimmte Zeit in Jelkos Familie ein und übernimmt das Familienzepter.

Sie ist herrisch, sie ist streng, eben so, wie man sich eine Offizierswitwe ihres Alters vorstellt. Außen hart und innen… Ja, innen ist sie unerwartet weich!

Das zeigt sich, als sie während eines Zoobesuchs versucht vermeintliche Meerschweinchendiebe dingfest zu machen. Dabei gerät alles durcheinander. Jelko und seine Oma gelangen unter Verdacht, die Meerschweinchen aussetzen zu wollen, und dann ist da ja noch Chilli, Jelkos unsichtbares Feuerfrettchen.

Doch wie kann es sein, dass Oma plötzlich Chilli sehen kann? Und warum hat Chilli sich nicht an die Regeln gehalten, im Hingergrund zu bleiben? Und nun will er Jelko auch noch verlassen und zur Oma ziehen?

Jelko versteht die Welt nicht mehr und ist sehr traurig. Doch am Ende ist alles anders als gedacht. Alles fügt sich und sogar die Oma muss nicht mehr alleine bleiben.

Die Autorin hat eine lustige, ereignisreiche und chaotische Geschichte geschrieben, in der die Leser*innen mit Jelko von einer Sache in die andere stolpern. Sprachlich der Zielgruppe angemessen, sind auch die Dialoge gut gelungen. Manche Wörter und Sätze sind fett und / oder groß geschrieben und lockern damit das Schriftbild auf.

Die schwarz-weiß Zeichnungen von Zapf runden das ganze Buch ab. Ich finde sie sehr gelungen. Jede Zeichnung passt zu einem Abschnitt des Textes auf einer Doppelseite. Somit kann man auch mal beim Lesen verweilen, die Augen ausruhen und die Fantasie ein bisschen spielen lassen. Ein gelungenes Buch für abenteuerlustige junge Leser*innen. Ein bisschen mehr Chilli-Zauber und etwas weniger Oma, dann hätte ich auch die volle Sternezahl vergeben.

Fazit
Eine lustige Geschichte, in die man auch gut reinkommt, wenn man Band 1 nicht kennt. Durch das schöne und bunte Cover ist es ebenso ein Hingucker im Regal. Mal sehen, wie es nun meiner 11jährigen Nichte gefällt. Ihr Fazit werde ich dann später ergänzen.

Bewertung vom 26.06.2020
Ein Spektakulärer Schulausflug (echt jetzt...) / Tom Gates Bd.17
Pichon, Liz

Ein Spektakulärer Schulausflug (echt jetzt...) / Tom Gates Bd.17


ausgezeichnet

Meine Meinung
Dies ist nun schon der 17. Band der Reihe, der auf Deutsch übersetzt wurde. Treue Leser*innen werden sich freuen aber auch Neueinsteiger*innen, denn der Band ist so konzipiert, dass man ihn auch lesen kann, ohne beim ersten Buch begonnen zu haben.

Der Klappentext bringt einem die Story nahe und man kann dann sogleich in die Geschichte hineinspringen.

Dieses Buch ist ein Comic Roman, eine abgeschlossene Geschichte, die recht große Teile mit Zeichnungen und Sprechblasen enthält, wie man sie aus Comics oder Graphic Novels kennt.

Zudem gibt es nicht nur kleine Zeichnungen und Sprechblasen, einige Worte oder Sätze aus dem Fließtext sind auch unterschiedlich hervorgehoben. Manchmal fett gedruckt, manchmal ALLES GROSSGESCHRIEBEN und in einer anderen Schriftart, kursiv oder auch unterstrichen bzw. in einer anderen Schriftgröße oder auch alles zusammen.

Dazwischen findet man die lustigen Zeichnungen von Tom, seinen Freunden und auch seiner Familie, immer passend zum Text. Dabei ist alles, Text wie auch Zeichnungen, schwarz-weiß. Bunt ist nur das Cover. Und das ist ein echter Hingucker! Wäre ich ein*e Cover-Käufer*in, würde ich das Buch ganz bestimmt lediglich aufgrund des Covers kaufen. Genau richtig für Kinder und Jugendliche, die das bunte Cover sicherlich auch sehr anspricht.

Inhaltlich finden sich Schüler*innen ganz bestimmt wieder. Wer war nicht schonmal zu spät zum Unterrichtsbeginn erschienen oder hat die Hausaufgaben vergessen oder sogar gemacht aber vergessen sie einzustecken!? Sicherlich hat auch jede*r Schüler*in eine*n Mitschüler*in, die einem so richtig auf den Keks gehen. Manchmal nervt auch die Familie und treibt einen in den Wahnsinn.

Die Story bietet viele Lacher und es ist den Schüler*innen möglich, sich mit Tom und seinem Alltag zu identifizieren.

Am Ende bekommt man eine tolle Anleitung, um sich eine Kazoo zu basteln und damit zu tröten und Spaß zu haben. Ebenso kann man eine eigene Glückwunschkarte schreiben und die beigefügte Vorlage von Tom benutzen.

Fazit
Der Autorin Liz Pichon ist ein lustiges Buch gelungen, das Kinder und Jugendliche optisch anspricht und durch die Geschichte und die Zeichnungen zum Lesen animiert. Tom, seine Familie und Freunde sind zudem so goldig, dass man sich schon auf das nächste Abenteuer oder den nächsten Schicksalsschlag freut und somit den nächsten Band kaum erwarten kann. Was will man mehr?! Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.06.2020
Der Weizen gedeiht im Süden
Schulz, Erik D.

Der Weizen gedeiht im Süden


ausgezeichnet

Meine Meinung
Dies ist eines dieser Bücher, die unscheinbar daherkommen und wenn man sie gelesen hat, lange nachwirken.

Es geht hier um Endzeit, die Postapokalypse in Europa. Durch politische Unstimmigkeiten und verbale Kriege kommt es zum Äußersten, womit keiner gerechnet hat. Die Finger am roten Knopf widerstanden nicht, sondern drückten ihn. Der Atomkrieg zerstörte ganz Europa. Dass dies geschehen könnte dachten sich ein paar kluge Köpfe und bauten an verschiedenen Standorten Bunker, in denen eine Anzahl von Menschen sich für sehr teures Geld ihren Platz in der Zukunft sichern konnten. Der erste Teil spielt in so einem Bunker in der Schweiz.

Wir lernen in diesem ersten Teil das Leben im Bunker und die wichtigsten Bewohner kennen. Und auch hier findet sich leider ein “Diktator”, der die vollumfängliche Macht an sich gerissen hat. Es stellt sich heraus, dass das Leben im Bunker nicht mehr sicher ist. Eine kleine Gruppe Menschen wagt den Widerstand und die Flucht nach oben.

Glücklicherweise ist Milizkommandant Haemmerli Teil der Gruppe. Er ist ortskundig und sieht sich in der Lage die Gruppe auf ihrer Flucht über die Alpen und dann weiter nach Afrika zu führen.

Als die Gruppe es dann endlich nach oben schafft, trifft nicht nur sie der Schlag. Der Autor hat das postapokalyptische Europa sehr gut dargestellt. Die verseuchte Landschaft, die extreme Kälte und der radioaktive Schnee, all das wirkt sehr authentisch und deshalb so beängstigend!

Die unterschiedlichen Charaktere mit ihren verschiedenen Eigenschaften reagieren natürlich nicht gleich auf die aufkommenden Strapazen und auch hin und wieder notwendige Gewalt. Es geht hier ums nackte Überleben, da kann man sich nur bedingt Empathie und Herzensgüte leisten.

Obwohl Teil 2 der schlimmste war, was das Überleben und die Gewalt der Natur angeht, übertrifft der dritte und letzte Teil für mich alles. Es ging mir psychisch nahe. Denn dort, in Afrika angekommen, erlebt der Rest der Gruppe, der es in den Sudan geschafft hat, ebenso schreckliche Zustände und teilweise unwürdige Behandlung, wie die heutigen Flüchtlinge in den verschiedenen Flüchtlingcamps quer durch Europa!

Alleine schon wegen des dritten Teils ist dieses Buch sehr lesenswert! Es bringt die Flüchtlingssituation zu den Europäern, die erstmals am eigenen Leibe erfahren wie es ist, nicht als vollwertiger Mensch behandelt zu werden. Wie es ist, einen Drecksplatz zugewiesen zu bekommen und sich um ein paar Nahrungsmittel zu prügeln, zu wissen, dass nur eine kleine Gruppe von Menschen es schaffen wird von dort wegzukommen und die Restlichen für Monate, sogar Jahre, ohne Zukunft dort festsitzen werden. Dafür lobe ich Erik D. Schulz!

Ich bin durch die Seiten geflogen und kann mir schließlich vorstellen, dass dieses Buch auch verfilmt wird. Als Film würde es funktionieren und ein breiteres Publikum ansprechen.

Meine kleine Kritik ist, dass es gut und gerne ein paar Kämpfe und Verstrickungen mehr hätte geben dürfen. Manchmal war es ein bisschen zu glatt. Ich hätte auch sehr gerne mehr über jeden Abschnitt erfahren! Diese Geschichte hätte noch intensiver und umfassender erzählt werden können, als auf 400 Seiten passte. Eventuell wäre der Stoff sogar für eine Trilogie geeignet gewesen, mit Buch 1 “Im Bunker”, Buch 2 “Das neue Europa” und Buch 3 “Als Flüchtlinge in Afrika”.

Fazit
Toller Plot, spannend und authentisch geschrieben, mit unterschiedlichen und interessanten Protagonisten gespickt, die viel durchmachen müssen, nahestehende Menschen sterben sehen und mehr als einmal aufgeben wollten. Und doch schafft es der Autor ein rundes Buch abzuliefern, das neben schlimmen auch schöne und hoffnungsvolle Zeiten zeigt. Absolut lesenswert, gerade in der jetzigen Zeit!

Bewertung vom 25.05.2020
Die Lilienbraut
Simon, Teresa

Die Lilienbraut


ausgezeichnet

Meine Meinung
Mit ihrem neuen Roman nimmt die Autorin ihre Leser*innen nun mit nach Köln. Wie gewohnt begleiten wir in zwei Handlungssträngen die Protagonist*innen in der Gegenwart auf der Suche nach ihren Wurzeln in der Vergangenheit. Beide Handlungsstränge verbindet ein Geheimnis, das über Tagebucheinträge nach und nach aufgedeckt wird. Dabei tauchen wir mit der Protagonistin Liv in die Geschichte Kölns zur Zeit des 2. Weltkriegs ein, beginnend im Mai 1940, und erleben lesend die beiden furchtbaren Angriffe “Tausend-Bomber-Angriff” sowie den “Peter-und-Paul-Angriff” in Köln mit.

Dieses Mal werden wir von besonderen Düften verzaubert und erfahren einiges über das Unternehmen 4711, das vielen durch den gleichnamigen Duft als – Kölnisch Wasser – bekannt ist. Wie Nellie lernen wir, wie Düfte kreiert werden und was Kopf-, Herz- und die Basisnote bedeuten.

Auch in diesem Roman ist die intensive Recherche von Teresa Simon zu Historie, Stadt und Themen zu erkennen. Das macht zu einem großen Teil das besondere Lesevergnügen aus. Kantige Charaktere vervollständigen das Buch und lassen die Geschichte authentisch wirken, in der historische Fakten mit der Fantasie der Autorin wundervoll harmonieren. Dieses Mal lernen wir eine ganz besonders vielfältig bunte Mischung an Figuren kennen, deren Herkunft ihre eigenen Geschichten schreibt.

Teresa Simon ist das Pseudonym einer sehr bekannten deutschen Autorin, auf deren gekonnte Umsetzung ich mich immer verlassen kann, wenn es um Familiengeschichten, Geheimnisse und Geschichten #GegenDasVergessen geht.

Fazit
Ein Unterhaltungsroman auf hohem Niveau, der durch Sprache, Ortskenntnis, Spannung und Tragik besticht. Im historischen Nachwort erfahren Leser*innen u. A. auch über die Edelweißpiraten, für die es in Köln-Ehrenfeld eine Gedenktafel gibt. Und wer nach dem Lesen Hunger bekommen hat, kann die Rezepte ausprobieren, die sich als Schmankerl am Ende des Buches befinden.

Bewertung vom 16.05.2020
Unruhige Zeiten / Die Porzellan-Erbin Bd.1
Busch, Florian

Unruhige Zeiten / Die Porzellan-Erbin Bd.1


ausgezeichnet

(4,5 Sterne)

Meine Meinung
Eine Saga ganz nach meinem Geschmack! Eine historische Trilogie, die uns nach Deutschland ins 19. Jahrhundert bringt, in eine Zeit noch vor dem Deutschen Kaiserreich. Die Saga beginnt mit dem preußisch-österreichischen Krieg von 1866, die die Träume von Gräfin Thyra von Hardenstein und ihrem Vater zerschmettert. Die Vereinigung zweier großer Familienzweige sollte Porzellan als Massenware hervorbringen, das sich nicht nur die Oberschicht leisten kann. Doch dann geschieht das traurige Unglück, das alles verändert.

Dieses Unglück trifft auch Wilhelm Leuschenthal und seine Frau Theresa, die auf Gut Hohensandau, das Thyra von Hardensteins Ehemann Ferdinand gehört, ihren Dienst leisten.

Der Autor bringt gleich mehrere Geheimnisse ins Spiel, die einige Verwicklungen vorbereiten und viel Potential für die weiteren Bände bieten.

Florian Busch, das offene Pseudonym von Stephan M. Rother, zeigt auch in diesem Auftakt seine sprachliche Gewandtheit. Sein überdurchschnittlich guter Sprachstil sticht hervor und bringt große Lesefreude. Die historischen Begebenheiten verknüpft der Autor gekonnt mit seinen Figuren, die sehr authentisch denken und handeln.

In diesem ersten Band lernen Leser*innen bereits einiges über Porzellan, seine Herstellung und wie es dazu kam, dass dies als das weiße Gold bekannt war.

Die verschiedenen Handlungsebenen sind gut angelegt, mit Spannung gespickt und deuten auf eine umfassende Saga, auf deren Fortsetzung ich jetzt schon gespannt warte.

Hin und wieder gab es ein paar gedankliche Wiederholungen einiger Charaktere und kleine Längen im Erzählen, die mir den Schluss dann ein bisschen zu flott erscheinen ließen. Denn gegen Ende werden die Zeitspannen etwas größer und das Ende kommt gefühlt recht plötzlich.

Zum Hörbuch
Dass die Geschichte mit mehreren Sprechern umgesetzt wurde, empfinde ich als sehr positiv. Somit gibt es Abwechslung beim Hören, auch wenn Richard Barenberg überdurchschnittlich viel liest. Ich konnte mich beim Hören sehr gut in die Geschichte fallen lassen.

Fazit
Der Beginn einer überaus spannenden und sprachlich wundervollen Familiensaga, die aus der Reihe der historischen Familienromane schon jetzt deutlich hervorsticht. Machtgefälle zwischen Herrschaften und Dienern, Geheimnisse, heimtückische Machenschaften, Kriege und Liebe; von allem etwas, von nichts zu viel und nie zu kitschig! Absolute Lese- und Hörempfehlung!

Bewertung vom 15.05.2020
Der Herr der Flöhe / Dog Man Bd.5
Pilkey, Dav

Der Herr der Flöhe / Dog Man Bd.5


ausgezeichnet

Meine Meinung
Der fünfte Band ist ein weiteres Abenteuer von Dog Man, Cat Kid und ihren Freunden. Die böseste Katze der Welt, der große Petey, darf natürlich auch hier nicht fehlen. Wer die Reihe noch nicht kennt, bekommt gleich zu Beginn eine kurze Zusammenfassung, was bisher geschah und wie Dog Man zu Dog Man wurde. Somit kann man mit jedem Band neu einsteigen.

Wie man es bereits kennt, bricht Petey aus dem Gefängnis aus und geht zu Dog Mans Hundehütte. Diesmal will er Cat Kid retten! Retten? Ja, das fragten wir uns auch. Dass Petey etwas Gutes tun möchte klingt seltsam. Ist das nur ein Trick, um Cat Kid von Dog Man zu trennen, um ihn dann böse zu machen?

Mit viel Action kämpft auch hier das Gute gegen das Böse. Doch es ist etwas anders als sonst. Die böseste Katze der Welt kämpt auf der Seite der Superhelden! Wie konnte das geschehen? Wer mehr über den großen Petey wissen will und wie seine Kindheit war, sollte unbedingt zu diesem Band greifen.

Wem die letzten Bände der Dog Man-Reihe gefallen haben, der wird auch mit Band 5 seinen Spaß haben. Es gibt viele lustige “Flip-O-Ramas” (Daumenkinos), die zu Dog Man dazugehören. Je öfter man sie ausführt, desto geübter wird man, ohne die Seiten zu verknicken.

Große und kleine Leser*innen haben am Ende die Möglichkeit sich zeichnerisch auszuprobieren. Zum Schluss gibt es 6 Anleitungen, wie man die Superhelden und die Bösewichte in einfachen Schritten nachzeichnen kann. Dies finde ich ganz toll, da insbesondere Kinder animiert werden sich künstlerisch zu betätigen und auszuprobieren.

Die Buchgestaltung ist wie gewohnt hochwertig, denn der Comic ist ein gebundenes Hardcover mit dickeren, glatten, glänzenden und farbigen Seiten. Das Buch hält einiges aus und ist als Reihe sehr schön im Regal anzuschauen, denn die Buchrücken sind alle gleich gestaltet, nur die Untertitel und die Farben sind anders.

Fazit
Eine spannende und lustige Comicreihe, die Kinder zum Lesen animieren kann. Lässt sich aber auch jüngeren Kindern vorlesen, die selbst noch nicht lesen können. So kann man gemeinsam die Bilder anschauen und lachen. Band 6 der Reihe erscheint voraussichtlich im September 2020. Wir warten schon gespannt!