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Benutzername: 
minjo
Wohnort: 
Reutlingen

Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 24.01.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


sehr gut

Das Cover vermittelt schon sehr dekorativ, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet: eine nicht ganz ernstzunehmende Story aus dem Bereich "Cosy Crime". The Queen herself auf Mördersuche, die Idee an sich ist schon königlich, aber hey, warum eigentlich nicht?

Die Königin ist ganz und gar not amused, denn nach einer Feier auf Schloss Windsor wird ein junger, russischer Pianist unter ausgesprochen peinlichen Umständen tot im Kleiderschrank aufgefunden. Recht schnell ist klar, dass es sich hierbei um Mord handelt und der MI5 wittert sofort einen Auftragsmord durch Putin. Doch der Queen ist schnell klar, dass hier einiges nicht zusammenpasst. Zusammen mit ihrer neuen Privatsekretärin Rozie und einem loyalen ehemaligen Leibwächter geht sie dem Fall nach und nach auf den Grund. Sehr diskret, versteht sich.

Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen, vor allem der leichte, von trockenem englischem Humor durchdrungende Schreibstil. Auf wirklich sympathische Art und Weise werden die Klischees, die man über den britischen Königsfamilie und den Hof kennt, bedient und kann sich vorstellen, wie das Privatleben der Queen und ihrer Familie aussehen könnte. Auch mein persönlicher Lieblingsroyal, Philip, kommt nicht zu kurz und seine "Auftritte" waren für mich ein Highlight. Der Autorin gelang es, die Queen und ihre Angestellten in einem warmen, sympathischen Licht zu zeichnen, wie eine große Familie, die einem schnell ans Herz wächst mit ihren Eigenarten. Mit Rozie hat die Queen eine kluge, warmherzige, gewitzte und vor allem auch schlagkräftige Assistentin an ihrer Seite, die für sie die Ermittlungen außerhalb der Palastmauern durchführt. Über die Opfer und ihr Leben geht es in diesem Roman jedoch nicht primär, der Schwerpunkt liegt klar bei der Queen und ihre Art, einen Fall zu lösen und die echten Ermittler diskret und unerkannt auf die richtige Spur zu führen.

Alles in allem ein entspannter, amüsanter, unblutiger Unterhaltungskrimi, der Lust auf eine Fortsetzung macht.

Bewertung vom 04.12.2020
Die neue Nebenbei-Diät
Lange, Elisabeth

Die neue Nebenbei-Diät


sehr gut

Das Cover ist im für Stiftung Warentest typischen Design gestaltet: Optisch zwar kein Meisterwerk, aber es bringt das Thema des Buchs an die Mann bzw die Frau und fällt im Wust der vielen Ernährungs- und Diätbücher sicherlich auf.

Was mir sehr gut gefällt, ist das Format: es ist nicht zu klein und nicht zu groß, sondern sehr handlich. Ein idealer Begleiter für den Alltag und passt gut in jede Tasche, um auch unterwegs bei Bedarf darauf zurückgreifen zu können.

Mit den positiven Eindrücken geht es auch im Buch weiter: alles ist farblich schön und vor allem übersichtlich gestaltet und durchweg mit ansprechenden Fotos bebildert. Es ist logisch aufgebaut und erleichtert die Orientierung ungemein.
Auf der linken Seite befindet sich meist ein Beispiel, wie viele von uns sich bisher ernähren: nicht immer die cleverste Wahl, wohlgemerkt. Auf der rechten Seite wird eine gesunde Variante gegenübergestellt und man erkennt sehr schnell, was man besser machen kann, um sich gesünder zu ernähren und langfristig Pfunde zu verlieren.

Zum Inhalt: Das bereits bekannte und beliebte Thema Intervallfasten wird in diesem Buch noch um neue Erkenntnisse und Impulse vertieft. Es werden die verschiedenen Formen, sowie deren Vor- und Nachteile erklärt. Die biologischen Zusammenhänge werden in einfachen Worten so erklärt, dass sie leicht verständlich und nachvollziehbar sind. Außer Theorie und Grundlagenwissen ist natürlich die Umsetzung maßgeblich und so findet man sehr viele Tipps und Tricks rund um das Thema, die einem die Umstellung und Integration des Intervallfastens in den Alltag erleichtern. Man merkt schnell: hier muss niemand Hunger leiden, man muss sich nur an eine etwas anderen Zeitrythmus für seine Mahlzeiten gewöhnen. Ganz klar ist auch: es ist keine Crashdiät, sondern eine Zeit- und Ernährungsumstellung, die auf langfristige Sicht zum Erfolg führt.

Ich bin mit Intervallfasten schon etwas länger vertraut und war neugierig, ob ich in diesem Buch neue Informationen und Anregungen finden würde und ich wurde nicht enttäuscht: Ich habe überraschend viel aus diesem Buch mitgenommen und wende es bereits im Alltag an. Es macht wirklich Spaß, in diesem Buch zu blätten und man entdeckt immer wieder ein Schräubchen, an dem man noch drehen kann.

Klare Empfehlung für alle, die langfristig ein gesünderes und vor allem auch schlankeres Leben führen möchten und bereit sind, sich auf das Intervallfasten einzulassen. Es lohnt sich!

Bewertung vom 07.11.2020
Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück
Bernstein, Lilly

Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück


ausgezeichnet

Mitreißend und berührend von der ersten bis zur letzten Seite!

Eigentlich dachte ich erst "nicht schon wieder ein Buch über starke Frauen in der Kriegszeit...", doch das Mädchen auf dem Cover hat mich dann doch neugierig gemacht und ehe ich mich versah, hatte mich die Geschichte auch schon in den Bann gezogen.

Die ersten Seiten zaubern ein fast schon verklärtes Bild über das Leben Anna's in einer kleinen Kölner Backstube. Man meint, die Düfte von frischgebackenem Brot riechen zu können und spürt die Liebe und Geborgenheit in diesem Haushalt. Doch Anna muss früh lernen, was es für bittere Konsequenzen haben kann, ein Geheimnis nicht für sich zu behalten. Ihr Onkel wird eingezogen und an die Ostfront geschickt, von nun an sind Marie und Anna auf sich alleine gestellt. Besonders im bitterkalten Winter 1946/47 - der Krieg war inzwischen vorbei, doch die Bevölkerung litt schrecklichen Hunger und das Schicksal ihres Onkels war unklar - müssen sie um ihr Überleben kämpfen. Anna schließt sich in ihrer Not einer Kinderbande an, um auf dem Schwarzmarkt das allernötigste zu ergattern, um sich und Marie und ihren kranken kleinen Bruder durchzubringen. Ihr Traum, die Bäckerei wiederaufzubauen, scheint in immer weitere Ferne zu rücken, denn Kälte, Hunger, Misshandlung und eine bösartige Intrige machen ihnen das Leben zur Hölle. Doch sie geben nicht auf ...

Die Autorin hat mich mit ihrer lebendigen, bildstarken Sprache sofort abgeholt. Der Schreibstil ist flüssig und hat eine Wärme, die auf die liebenswerten Protagonisten abstrahlt: sympathische Charaktere, die mir sehr schnell ans Herz gewachsen sind und deren Schicksal mich tief berührt haben. Es sind zwar fiktive Gestalten, doch der Krieg, die Kälte- und der Hungersnot, die ausgebombte Stadt, die Schwarzmärkte - all das fand statt und so ist das Schicksal der Bäckerfamilie Odenthal ein Abbild unendlich vieler Familien zu jener Zeit. Der Überlebenskampf hat die Autorin jedenfalls absolut authentisch und atmosphärisch eingefangen und wiedergegeben - ich habe mit Anna, Marie und Karl mitgelitten und habe Joseph, Matthias, Agnes sowie die mutige Hilde mit ihrer Bande sehr ins Herz geschlossen. Es war spannend von der ersten Seite an und der Spannungsbogen riss bis zum Ende nicht ab. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und so war das Wort ENDE zwar gleichzeitig Auflösung und Happy End, doch auch ein bedauerndes Abschiednehmen von liebgewonnenen Freunden.

Liebe Autorin Lilly Bernstein:
BITTE denken Sie über eine Fortsetzung nach!!! Diese Geschichte hat so unglaublich viel Potential, sie weiterzuerzählen: Wie geht es mit Marie und Matthias und ihrer Bäckerei weiter, was wird aus Anna und Joseph, aus Agnes und ihren Kindern sowie ihrem auf die schiefe Bahn geratenen Sohn Willibald, verwirklicht der kleine Karl seinen Wunsch, Arzt zu werden, usw.

Dieses Buch ist ein kleines Juwel und damit ganz klare Weiterempfehlung!

Bewertung vom 03.10.2020
Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2
Horowitz, Anthony

Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2


sehr gut

Inhalt:
Ein reicher Scheidungsanwalt wird tot in seinem Haus aufgefunden, erschlagen mit einer edlen Flasche Wein. Schnell scheint klar zu sein, wer hinter diesem Mord steckt. Doch genauso schnell muss die Polizei und Detektiv Hawthorne auch feststellen, dass dieser Fall komplexer ist, als er am Anfang schien ...

Erzählperspektive & Schreibstil:
Ein Autor, der selbst eine der tragenden Rollen in seinem Roman spielt - die Idee ist zwar nicht neu, aber trotzdem in seiner Umsetzung ungewöhnlich und originell. Neben Detektiv Hawthorne fungiert der Autor somit gleichzeitig als Hauptperson und als Erzähler. Der Mord in Highgate ist bereits der zweite Fall, bei dem Horowitz den Detektiv bei seinen Ermittlungen begleitet, da er als Schriftsteller über Hawthorne schreiben soll. Es macht durchaus Spaß, den Fall aus der Sicht des Autors kennenzulernen und der typisch britische Humor kommt dabei auch nicht zu kurz. Der Krimi liest sich flüssig und bietet eigentlich alles, was das Herz eines (Krimi-)Lesers begehrt: ein rätselhafter Mord und viele Verdächtige, die alle ein Motiv haben könnten. Spannung kommt erst im letzten Drittel auf, dennoch ist der Roman kurzweilig und nie langweilig. Parallelen zu DEM berühmten Ermittlerpaar Sherlock Holmes und Watson sind erkennbar, ob das so gewollt war oder ob hier die persönlichen Vorlieben des Autors miteingeflossen sind, ist schwer zu sagen. Trotz allem eine gelungene Umsetzung.

Persönliche Meinung:
Einige Charaktere gaben dem Krimi zwar die entsprechende Würze, sind für meinen Geschmack aber etwas zu klischeehaft, z.B. die toughe Ermittlerin Cara Crunshaw, die nicht nur das Bild des "Bad Cops" verkörpert, sondern auch mit wenig schmeichelhaften Beschreibungen ihres Äußeren einhergeht.
Während der Autor noch im Dunkeln tappt, erlebt man Hawthorne als überlegen und oft sogar herablassend. Für mich ergibt sich kein wirklich klares Bild seiner Person: zwar will er, dass Horowitz über ihn schreibt, gleichzeitig ist er aber extrem bedacht darauf, keine persönlichen Details preiszugeben. Dadurch bleibt er für mich undurchsichtig und ehrlich gesagt - aufgrund der Beschreibungen des Autors - auch ziemlich unsympathisch. Seiner Kompetenz tut all das natürlich keinen Abbruch, wie erwartet erfasst er die Hintergründe recht zügig und es gelingt ihm, den Fall vor der Polizei zu lösen.

Mein Fazit:
Dieses Buch ist ein weiterer Band einer bestehenden Serie, ist in sich aber aber ein abgeschlossener Fall. Ich habe den ersten Band nicht gelesen, habe mich aber rasch zurechtgefunden. Einige Fragen zur Person Hawthorne sind für mich jedoch offen geblieben - vielleicht wurden diese ja im ersten Band erklärt oder es ist Absicht, um die Neugier auf das nächste Buch anzufeuern. Es ist auf jeden Fall ein solider Krimi mit interessanten Charakteren und einem schlüssigen Abschluss.

Bewertung vom 26.09.2020
Unter uns das Meer
Gaige, Amity

Unter uns das Meer


sehr gut

Von minjo
Das schöne Cover mit der dramatischen Welle, die im nächsten Moment alles zu verschlingen droht, hat mich sofort in den Bann gezogen. Es ließ mich vermuten, dass es sich hier um ein dramatisches Ereignis auf dem Meer handelt, was meine Neugier geweckt hat.

Die Buch überraschte und überzeugte mich (anfangs) mit dem spannenden Perspektivwechsel zwischen Juliet und Michael. Juliet schreibt ihren Part in der Gegenwart - nachdem sie mit ihren Kindern wieder zuhause ist - und taucht immer wieder in ihre Zeit auf der Segelyacht als auch in ihre traumatische Kindheit ein. Die Idee, Michaels Sicht als Logbuch einzuflechten, ist durchaus gelungen und und man lernt so beide Charaktere und auch beide Sichtweisen kennen. Allerdings musste ich feststellen, dass sich dadurch keine Nähe aufgebaut hat, beide Protagonisten blieben mir bis zum Schluss leider etwas fremd. Im letzten Teil mischte sich dann auch die Perspektive der 7-jährigen Tochter darunter. Zu Beginn waren die Perspektivwechsel auch noch logisch, doch im Verlauf des Buches wurden diese immer sprunghafter und auch der Wechsel in die verschiedenen Zeiten (Kindheit von Juliet und Michael, die Zeit auf der Yacht und die Gegenwart) schien mir nicht immer logisch. Wenn es Dialoge gab, wurden diese ohne Anführungsstriche und Hinweise auf den jeweiligen Sprecher eingefügt, was ich oft verwirrend fand.

Suboptimal fand ich auch den Anhang "Bruchstücke für ein Ganzes", hier muss man sich als Leser selbst seine Schlüsse ziehen, wie das Leben für Juliet weiterging, was ich sehr schade finde, denn gerade ihre Entwicklung vom "Opfer, das sich in seiner Rolle häuslich eingerichtet hat" (Michaels Vorwurf an Juliet) zur starken mutigen Frau, die es schafft, eine Yacht mit geringen Segelkenntnissen alleine über das karibische Meer zu segeln, die nach der Trauerbewältigung mit ihrer Tochter das Segeln wieder aufnimmt, die ihrer Mutter verzeiht und später scheinbar doch noch ihre Dissertation nachholt - all das hätte mich mehr intessiert als die ellenlangen Beschreibungen zuvor. Ich fand es auch seltsam und einfach nicht ausreichend, dass Michaels Schicksal letztlich nur in einem kurzen Absatz erläutert wurde. Letztendlich fand ich das Buch langatmig und meine eigentliche Erwartung einer Geschichte, die auf einer Yacht auf dem Meer stattfindet, hat sich nicht erfüllt, denn diesers Part kam definitiv zu kurz.

Was ich jedoch positiv hervorheben möchte, ist der ganz besondere Schreibstil der Autorin: scheinbar mühelos packt sie in bildgewaltiger Sprache unglaublich viel über ihre Hauptpersonen in ihre Sätze, trotzdem liest es sich leicht und elegant. Oftmals stieß ich auf Sätze, die mich gar nicht mehr losließen, weil sie zugleich einfach, aber doch tiefgründig sind und mich animierten, länger darüber nachzudenken, wie z.B. gleich der erste Satz "Wo genau nimmt ein Fehler seinen Anfang"? Das gefiel mir außerordentlich gut!

Mein Fazit: Es ist auf jeden Fall ein interessantes Buch in einem schönen Schreibstil. Leider hat es mehr Fragen offen gelassen als beantwortet, trotzdem hat es mich beeindruckt und wird mich noch einige Zeit beschäftigen. Aus diesem Grund habe ich das Buch dann in der Gesamtbewertung mit vier Sternen bedacht.