Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Fee04
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 134 Bewertungen
Bewertung vom 03.08.2023
Herr Kuranaga
Mayr, Günther

Herr Kuranaga


sehr gut

„Herr Kuranaga“ von Günther Mayr ist ein Kriminalroman der Österreich und Japan verbindet. Schwere Erkrankungen nach Corona-Impfungen , teilweise mit Todesfolge, lassen den Japaner Herrn Kuranaga und seine österreichischen Freunde zu Detektiven werden.
Herr Kuranaga ist Philosophie-Professor in Wien und Samurai. Sein Freund Känguru oder besser der Wirt Helmut Freisinger, findet die Erkrankungen nach den Impfungen, vor allem bei der Freundin Irmi, unheimlich. Ein Samurai findet jedoch nichts unheimlich, sobald man es versteht und beherrscht. Und doch ist Herr Kuranaga schon mehr Österreicher als Japaner.
Der Fall nimmt durch den befreundeten Anästhesist und Notfallmediziner am Wiener AKH, einer Herrn Kuranaga bekannten Polizistin in Japan und einer Virologin in Hongkong Fahrt auf. Sind Asiaten nicht von den schweren Erkrankungen nach der Impfung betroffen?
Im Wirtshaus zur „Eisernen Hand“ werden nicht nur Ausdrücke wie „Deppata“ vermittelt, es werden auch Diskussionen geführt. Die Hobbyermittlungen führen die Freunde zwischen Wien, London und Asien hin und her.
Die Hinweise sind versteckt zwischen Darknet, Impfgegnern und dem Orchestergraben. Die Gemeinsamkeit ist ein Vogel und seine Töne.
Was es hiermit auf sich hat, kann wohl nur Herr Kuranaga mit seinen asiatischen Beziehungen lösen.
Der Kriminalroman wird humorvoll erzählt, die Protagonisten sind sehr sympathisch und authentisch. Die verschiedenen Kulturen sind bildlich und witzig beschrieben. Ein unterhaltsamer, humorvoller und leichter Roman mit Einblicke in das Leben eines österreichisch-japanischen Samurai.

Bewertung vom 02.08.2023
Shmutz
Berliner, Felicia

Shmutz


sehr gut

Raizl, ein jüdisches Mädchen aus Brooklyn ist sehr klug und hat ein Vollstipendium und einen Computer erhalten. Ein Computer ist normalerweise in einem jüdischen Haushalt nicht erwünscht. In der Freizeit arbeitet Raizl bei einer sehr seltsamen rebezn mit einem angsteinflößendem Stock um Geld für die Familie und vor allem ihre Brüder zu unterstützen, damit sich diese ganz in die Studien der Tora vertiefen können. Oder sie hat einen Termin bei einer Therapeutin, bezahlt von der Mutter, um ihre Angst vor einer Ehe zu heilen. Doch Raizl erzählt dort ganz andere Sachen. Sie ist Pornosüchtig und zwar so extrem, dass sich ihre Gedanken den ganzen Tag nur noch um Sex drehen. Zu Hause muss Raizl zwanghaft die Pornos studieren und auch wenn sie manches abstoßt, treiben diese Exzesse Raizl bis zur Erschöpfung.

Raizl versucht immer loyal gegenüber ihrer Familie zu sein, sie möchte die strikten Regeln einhalten, betet und hilft im Haushalt, kümmert sich um die Geschwister und ihren Großvater, lehnt die Religion nie ab und versucht trotz ihrer Naivität in Bezug auf das Leben mehr auszuprobieren, studiert die anderen Studierenden und genießt ihre Lust nach Internet-Orgasmen. In der Zwischenzeit sucht die Heiratsvermittlerin einen Ehemann und Raizl versucht bei ihren Dates demütig die Regeln einzuhalten, doch innerlich zerfließt sie vor Lust und Scham.

Im College lernt Raizl die selbstbewusste, freiheitsliebende Sam kennen. Sam ist in der Gothic Szene angesiedelt und genau wie Raizl eine Außenseiterin. Sam und ihre zwei Freunde Kurt und Solo lockern die Szenen zwischen Psalmen und Pornos auf.

Die Autorin hat sehr detailliert das Leben einer jüdischen Familie aufgezeigt. Die strikten Lehren müssen eingehalten werden, es droht Verstoß aus der Familie und aus der Gemeinschaft. Raizl steht zwischen zwei Welten, das moderne, offene Collegeleben und ihrem strengen und zugleich liebevollen Elternhaus, sowie der jüdischen Gemeinschaft in Brooklyn.

Ein sehr pornografischer und trotzdem religiöser Roman. Zwischen Naivität und Pornosucht entdeckt ein Mädchen ihre Bestimmung.

Bewertung vom 23.07.2023
Young Mungo
Stuart, Douglas

Young Mungo


ausgezeichnet

„Young Mungo“ von Douglas Stuart ist ein sehr intensiver und emotionaler Roman um einen jungen, sanften Mann, der zwischen Straßenschlachten, einer kaputten Familie, der Liebe zu seiner alkoholabhängigen Mutter seine wahren Gefühle entdeckt. Diese Art Gefühl bringt Mungo jedoch in sehr große Gefahr-Schwuchteln werden abgestochen heißt es in diesem Viertel.
Glasgow East End in den 90er Jahren ist ein Viertel der Arbeiterklasse. Kämpfe zwischen Protestanten und Katholiken stehen an der Tagesordnung und inmitten dieser Gewalt wächst der junge Mungo auf. Sein Bruder Hamish oder Ha-Ha genannt, ist ein gefürchteter Bandenführer, seine Schwester Jodie ist als einziges Familienmitglied intelligent und kann es zur Uni schaffen und dann ist da noch Mo-Maw, Mungo‘s extrem selbstsüchtige, alkoholabhängige Mutter. In dieser harten, unbarmherzigen Welt lernt Mungo den älteren James, einen Katholiken, kennen.
Der Autor hat zwei verschieden Handlungsstränge aufgebaut, die sich erst zuletzt zusammenfügen. Der Schreibstil ist derb und brutal. Die Kapitel ziehen den Leser zugleich an und stoßen ihn ab. Die Protagonisten werden sehr detailliert beschrieben und auch manche Nebendarsteller wurden so einfühlsam und sensibel gezeichnet, dass man sich direkt in das Millieu der damaligen Zeit versetzt fühlt.
Schonungslos zeigt der Autor ein Bild der 90er Jahre in Glasgow. Die Begebenheiten werden realistisch und authentisch aufgezeigt, die Armut fordert ihren Tribut und nur der harte, starke Mann kann überleben.
Mo-Maw möchte aus ihrem sanften, schüchternen Jungen einen harten Mann machen und gibt ihn zwei Männern mit, die sie beim AA-Treffen kennengelernt hatte. Die beiden sollen ihn über das Wochenende zum Mann machen, zelten, angeln und Männersachen machen.
Mungo wurde an diesem Wochenende zum Mann auf verschiedene Art und Weise und doch wurde seine Seele, sein Innerstes zutiefst verletzt.
Zärtlich und einfühlsam hat der Autor die Szene zwischen den jungen Männern beschrieben. Jede Berührung, jeder Kuss wird zu einer Hoffnung. Eine Liebe gedeiht, trotz aller Widrigkeiten.
Der Roman ist mitreißend, emotional packend und hallt lange Zeit nach.
Eine klare Empfehlung für dieses außergewöhnliche harte und zugleich sanfte Buch.

Bewertung vom 23.07.2023
So groß ist Gottes Liebe
Bugbird, Tim

So groß ist Gottes Liebe


ausgezeichnet

So groß ist Gottes Liebe“ von Tim Bugbird; Titelbild und Illustrationen von Nadine Wickenden, ist ein liebevoll gestaltetetes Buch für Kinder ab 2 Jahren.
Das Buch ist hervorragend für Kinder geeignet, um ihnen Gottes Liebe für alle Geschöpfe auf Erden näher zu bringen.
Der kleine Hase Flöckchen ist müde vom herumhopsen und jammert, dass seine Pfötchen so schmerzen. Er meint, dass er nicht mehr nach Hause laufen kann. Mama Hase versucht Flöckchen von den Pfotenschmerzen abzulenken und erzählt ihm eine ganz besondere Geschichte.
Mit den Worten „Weißt du eigentlich wie sehr Gott dich liebt?“ zeigt sie dem kleinen Flöckchen auf dem Weg viele wunderbare Dinge, wie Blumen, Regen, Bäume, Flüsse und vieles mehr. Sie erklärt, dass Gottes Liebe nie aufhört und auch in ihm steckt. Deshalb kann auch er viel erreichen.
Unglaublich detailliert und mit wunderschönen Farben versehen sind die Illustrationen.
Kindgerecht wird Gottes Liebe erklärt und die bezaubernden Bilder machen viel Freude beim Entdecken und Vorlesen.
Eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 19.07.2023
Der Schwimmer (MP3-Download)
Norton, Graham

Der Schwimmer (MP3-Download)


ausgezeichnet

„Der Schwimmer“ von Graham Norton ist ein großartiger Kurzkrimi.
Helen lebt mit ihrer unpässlichen Schwester Margaret in einem Haus an der irischen See. Als Helen eines Tages von ihrer Terrasse auf das Meer blickt, sieht sie einen rothaarigen Mann. Helen nickt auf ihrer Terrasse ein und als sie aufwacht, war der Mann verschwunden, jedoch nicht seine Kleidung. Hektisch überlegt Helen, was zu tun ist. Ist der Mann ertrunken?
Im Pub bei dem hübschen Wirt Patrick versucht Helen etwas über den Schwimmer zu erfahren. Patrick hilft der älteren Dame bei den Ermittlungen und Helen fühlt sich sehr albern, aber ein bisschen hat sie sich in den jungen Mann verliebt.
Ihre Schwester Margaret plaudert in der Zwischenzeit mit der Presse über das verschwinden des rothaarigen Mannes. Obwohl sie gar nicht vor Ort war und keine genauen Angaben machen kann.
Helen ist genervt, aber plötzlich überschlagen sich die Ereignisse.
Der Kurzkrimi ist sehr spannend aufgebaut, die Orte und Protagonisten sehr detailliert beschrieben. Der liebliche Charakter von Helen und die quengelnden, lästigen Eigenschaften der Schwester Margaret sind authentisch. Ein Kurzkrimi der von Beginn an fesselt und mich als Leser miträtseln lässt. Bis zuletzt bleibt alles im Dunkeln.
Wundervoll gesprochen von Lina Beckmann. Eine absolut empfehlenswerter Kurzkrimi.

Bewertung vom 08.07.2023
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

„22Bahnen“ ein Roman /Hörbuch an welchem man in diesem Jahr nicht vorbeikommt. Der Debütroman von Caroline Wahl wurde unglaublich einfühlsam und packend von Carolin Haupt erzählt.
Anfangs war die wörtliche Rede im Hörbuch etwas gewöhnungsbedürftig. Die Sprecherin bringt die Story mit ihrem sachlichen und ruhigen Erzählton dem Zuhörer sehr nahe.
Tilda, Mathematikgenie und Schwester von der kleinen, schüchternen Ida hat leider kein fröhliches Studentenleben. Die Mutter ist seit dem Weggang von Tildas Vater vor Jahren depressiv und alkoholabhängig. Tilda kümmert sich schon immer um ihre kleine Schwester Ida; das Mutter-Monster ist oft nicht zurechnungsfähig und Ida erst 10 Jahre alt. Man kann die beiden nicht alleine lassen, man weiß nie was einen zu Hause erwartet. Welches Monster kommt heute zum Vorschein?
Tilda‘s Professor lockt mit einer begehrten Promotion in Berlin und Tilda versucht aus der schüchternen Ida eine Kämpferin zu machen. Nur dann kann sie ihre Heimatstadt verlassen. Denkt Tilda.
Aber Ida ist kreativ und lieb, somit alles andere, nur keine Kämpferin.
Und doch steckt mehr in Ida als Tilda ihr zutraut.
Dann war plötzlich Viktor, der Russe, der Bruder des toten Ivan, in Thildas geliebten Schwimmbad. Und er schwimmt die Bahnen noch schneller als sie, seine Bewegungen sind wunderschön. Stopp!
Viktor ist sein Bruder! Der Bruder von Ivan und dieser ist Tod. Tilda war mit Ivan befreundet. Soll sie Viktor darauf ansprechen? Es ist alles so kompliziert und Viktor so schweigsam.
Die Autorin schreibt unaufgeregt über Tildas Leben im traurigsten Haus der Fröhlichstrasse, über das fehlende Familienleben, über das Fehlen von Geborgenheit und Sicherheit und die Angst vor Spiegeleiern.
Die Story lässt einen nicht mehr los, ist sehr anrührend und wirkt nach. Der Zusammenhalt der Geschwister ist sehr feinfühlig beschrieben, beide erkämpfen sich auf ihre Art die Freiheit.
22 Bahnen schwimmt Tilda, sooft es geht, bevor sie sich wieder in der Fröhlichstrasse der Erziehung ihrer Schwester, den Haushalt und das Mutter-Monster kümmert.
Trotz der Schwere der Themen behält der Roman seine Leichtigkeit.
Hoffnung auf ein bisschen Freude blitzt immer wieder durch die düstere Gegenwart.
Die Protagonisten sind sehr authentisch beschrieben und wachsen alle drei -Tilda, Ida und Viktor- über sich hinaus. Der Schreib-/Erzählstil ist außergewöhnlich unf modern.
Ein absolut empfehlenswertes Hörbuch.
Ich war unglaublich begeistert.

Bewertung vom 05.07.2023
Das Glück im Sternbild Zebra
Laurain, Antoine

Das Glück im Sternbild Zebra


ausgezeichnet

“Das Glück im Sternbild Zebra” von Antoine Laurain lässt die Sterne heller leuchten,
Der Autor verbindet die Geschichten aus ferner Vergangenheit und Gegenwart wie ein Paralleluniversum.

Die Zeit spielt eine andere Rolle.

Xavier ist Vater und geschiedener Makler und muss aus einer verkauften Wohnung in Paris ein Teleskop mitnehmen; eine wunderschöne Gelegenheit mit seinem Sohn das Sternenbild zu erforschen.
Selbst richtet er das Teleskop auf ein weit entferntes Haus in seinem Stadtviertel und erblickt eine wundervolle Frau, die etwas in ihm berührt. Als er ein Zebra in ihrer Wohnung erblickt, wird er neugierig und doch versteht er dieses Bild vor seinen Augen nicht. War es eine Täuschung? Was hat es mit dem Zebra auf sich?

Die Frau kommt gezielt in sein Büro und Xavier benimmt sich wie ein verliebter Tollpatsch. Das Chaos ist unabwendbar, oder doch?
Ein weiser alter Italiener beschreibt der Frau aus Xavier’s Teleskop den schönsten Liebesbeweis mit einfachen Worten. Er bittet jedoch darum, nicht Jahrhunderte auf die Liebe zu warten.

Wird ein Stern das Schicksal beeinflussen?

Der Astronom Guillaume Le Gentil begibt sich im 18. Jahrhundert mit diesem Teleskop auf eine abenteuerliche Reise in Richtung Indien, er reist im Auftrag des Königs um den Venustransit aufzuzeichnen. Widrige Umstände kommen ihm in die Quere und doch gibt er nicht auf. Zwischen allen Turbulenzen beschäftigt sich Guillaume mit dem Leben und seinen Reisen in den indischen Meeren.
Ein weiser Mann sagt Guillaume voraus, dass er seinem Glück und seiner Liebe am Ende der Reise begegnet.
Was auch immer dies zu bedeuten hat.

Der Roman wird in zwei verschiedenen Zeiten erzählt, die Geschichten der beiden romantischen Protagonisten Guillaume und Xavier werden auf sehr talentierte Weise zusammengeführt.

Laurain schreibt auf poetische, liebenswerte Weise einen Roman über die Sterne, ein altes Teleskop, verpasste Gelegenheiten, falsche Wege und die Kunst seine Gefühle zu offenbaren.

Nicht immer kann man es abwarten, den Transit der Venus vor der Sonne zu begutachten.

Vielmehr wird dem Leser optimistisch aufgezeigt, seine Chancen zu ergreifen und das Leben zu leben.

Liebenswert, voller Leichtigkeit schreibt Laurain über die Tiefe der Gefühle und rätselhaften Wege, welche das Schicksal aufzeigt.
Seine Formulierungen sind unwiderstehlich, ein Genuss für mich als Leser.

Großartig umgesetzt hat er die Erzählungen über das Sternenbild, die Abenteuer einer Reise im Jahr 1760 und die Sehnsüchte eines Romantikers in Paris.
Ein absolutes Lesehighlight.

Bewertung vom 17.06.2023
Nicht ein Wort zu viel
Winkelmann, Andreas

Nicht ein Wort zu viel


ausgezeichnet

“Nicht ein Wort zu viel” von Andreas Winkelmann überzeugt mich als Thriller-Fan.

“Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben.“ Buchbloggerin Faja ist verantwortlich für eine Lesung und hat keine Zeit für die Scherze ihres Internet-Bekannten Claas. Er sitzt in Folie gewickelt, geknebelt und mit dieser sonderbaren Botschaft an Sie gerichtet auf einem Stuhl. Claas ist bekannt für seine seltsamen Scherze.
Bis sich herausstellt, dass es sich nicht um einen Scherz handelt. Es ist purer Ernst und Realität-Claas ist Opfer eines Verbrechens. Und der Mörder hat es auf Buchblogger abgesehen, seine Forderung ist utopisch: Eine Geschichte aus fünf Wörtern soll ein Menschenleben retten?

Und falls es nicht klappt, wer trägt die Schuld?

Der Ermittler Jaro ist belesen und ahnt, dass sich der Mörder auf die Aussage von Ernest Hemingway bezieht:
For sale: Baby shoes. Never worn.
Sechs Wörter in der englischen Sprache und doch beinhaltet es ein Drama; es ist eine Kurzgeschichte.
5 Wörter in Deutsch: Zu verkaufen: Babyschuhe, nie getragen.

Was für ein perfides Spiel wird hier gespielt? Ist es ein gekränkter Autor? Wer möchte Rache üben an den friedlichen Lesern?

Die Handlung ist sehr komplex, es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und die Spannung wird hoch gehalten. Die Protagonistin Faja hat eine schlimme Vergangenheit und es ist denkbar, dass dies in Zusammenhang mit den Morden steht. Die Polizisten Simon und Jaro versuchen in alle Richtungen zu ermitteln und doch fühlt es sich an, als wären sie immer zwei Schritte hinter den Ereignissen. Die Zeit läuft den beiden Ermittlern davon, der Mörder geht strukturiert und gewissenhaft vor, ein Entkommen ist nur mit der richtigen Geschichte möglich. Oder doch nicht?

Andreas Winkelmann zieht den Leser in einem Strudel der Verwirrung, Irreführung und Angst; seine Schreibweise ist mitreißend und detailgetreu. Die Protagonisten sind authentisch und die Szenen von Grauen erfüllt. Winkelmann beschreibt die Kritik der Buchblogger und Buchjunkies, die oftmals kränkende Rezensionen und die sozialen Medien sehr reell. Der Bezug zur Literatur und Buchszene ist sehr gut ausgearbeitet und realistisch dargestellt. Liebe, Hass, Trauer, Enttäuschung und Demütigung spielen eine große Rolle in diesem Thriller und gefesselt bis zur letzten Seite rätselt man, wer der Mörder ist und auf welcher Grundlage die Morde geschahen.

Ein absolutes Lesehighlight und eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 15.06.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


sehr gut

“Blue Skies” von T.C.Boyle zeigt uns eine Zukunft mit den katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels.

Es handelt sich um eine Familie aus Kalifornien, die Eltern Ottilie und Frank leben, genau wie ihr erwachsener Sohn Cooper in Kalifornien und die bildhübsche Tochter Cat lebt mit ihrem Lebensgefährten Todd in Florida in einem Haus am Strand. Nur ist der Strand fast verschwunden, es regnet unglaublich viel und Überschwemmungen sind in Florida an der Tagesordnung. Hingegen geht Kalifornien in Flammen auf, die Dürre ist kaum mit anzusehen, das Wasser sehr knapp und die Hitze unerträglich. Um das Klima zu schonen, stellt Ottilie die Ernährung um und versucht mit Insekten, Heuschrecken und Mehlwürmer etwas zum Klimawandel beizutragen.

Im Staat Florida hingegen versucht sich Cat als Influencerin
und erwirbt spontan eine Tigerpython. Willie ist noch eine sehr kleine Python und aufgrund Cats Unkenntnis im Umgang mit Schlangen, kann er entkommen. Um ihre Likes und Follower zu vermehren diente die Python wunderbar als Accessoire. Deshalb muss eine neue Schlange angeschafft werden-Willie 2. Aber Willie 2 ist bereits viel größer …! Ob Cat mit dieser Schlange ein Unglück provoziert? Sollte man nicht sehr erfahren sein, um sich solch ein Haustier anzuschaffen?

Der Roman spielt in einer Zukunft, mit Szenarien die vorstellbar sind und den Leser in Bezug auf die Klimakrise wachrütteln kann.

Der Autor hat ein Umweltszenario erschaffen, welches realistisch und Angst einflößend zugleich ist. Und gefühlt bewegen wir uns im Jetzt stetig darauf zu.

Die Protagonisten werden sehr authentisch in ihren jeweiligen Rollen beschrieben; Cooper, ein Sonderling und angehender Biologe der Familie, der schon als
Kind gerne über die Natur und das Klima philosophiert hat. Frank, Vater und Arzt, welcher immer noch seine Kinder finanziert und über Generationen hinweg von seinen Patienten gebraucht wird.
Bis sein Sohn ihn dringend braucht. Es geht um Leben und Tod.
Ottilie, Mutter, Ehefrau und die gute Seele, welche sich auf Experimente u.a.Grillen-/Bienenzucht für eine bessere Welt und ein gesundes Klima einlässt. Und die wunderschöne Tochter Cat, welche etwas gelangweilt ihr Leben in Florida lebt, sie zelebriert aktiven Sex mit Todd und genießt fast zu sehr den Alkohol. Bis ihr die Exzesse zum Verhängnis werden.

Das Buch berührt und regt sehr zum Nachdenken an. Was in Zukunft auf uns zukommt und was wir nicht mehr ändern und aufhalten können, wird hier präzise und kritisch dargelegt.

T.C.Boyle hat einen sehr intensiven Roman über eine Familie in Zeiten des Klimawandels geschrieben. Die Höhen und Tiefen, Ängste und Hoffnungen werden klar und manchmal auch sarkastisch offenbart und die Schicksale der einzelnen Protagonisten sind heftig und überwältigend. Abwechselnd wird aus Sicht der verschiedenen Hauptprotagonisten erzählt und somit bleibt der Spannungsbogen sehr gut erhalten.

Warnhinweise bei Phobien:
Heuschrecken, Schlangen und Insekten sind häufiger Bestandteil der Handlung.