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lesehexe

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2022
Unter dem Eis (eBook, ePUB)
Möller, Lara

Unter dem Eis (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Authentisch und glaubwürdig
Christopher Diecks hat sich nach seinem ersten gelösten Fall als Privatdetektiv voll und ganz auf die neue Herausforderung eingelassen und hat seinen Job beim Umzugsunternehmen gekündigt. Im Restaurant seines Stiefvaters hilft er hin und wieder weiterhin aus.
Eigentlich soll er in seinem neuen Fall den Stalker und Erpresser einer Bauunternehmerin finden. Die Managerin hatte sich auf ein Liebesabenteuer eingelassen und wird nun von ihrem ehemaligen Liebhaber unter Druck gesetzt. Doch es kommt ganz anders als Christopher denkt und der Leser erwartet. Sein Weg führt zunächst über eine junge Frau die gesucht wird. Der anfangs ganz einfach erscheinende Fall wird am Ende nicht nur knifflig, sondern auch gefährlich für den jungen Ermittler.
Mein Eindruck:
Christopher hat aus den Erfahrungen seines ersten Falls gelernt. Und trotzdem tappt er immer wieder in Fallen oder bringt sich selbst in Gefahr. Dennoch bringt ihn seine Beharrlichkeit und seine Spürnase auch dieses Mal wieder ans Ziel. Auch wenn das am Ende nicht so aussieht, wie er es sich erhofft.
Lara Möller hat auch in ihrem zweiten Christopher-Diecks-Band wieder ihrer Fantasie freien Lauf gelassen, wenngleich sie den Showdown am Ende nicht ganz so spektakulär, dafür aber glaubwürdiger gestaltet und somit eine schöne runde Geschichte entwickelt hat. Der Erzählstil ist, wie schon im ersten Band, leicht und unterhaltsam, der Spannungsbogen reicht vom Anfang bis zum Ende. Und auch dieses Mal ist der Täter ein ganz anderer, als erwartet.
Was mir am Charakter des Christopher Diecks gut gefällt ist die Natürlichkeit. Er ist kein Superheld, der Schläge ohne Ende kassiert, um dann im knitterfreien Outfit und komplett ohne Blessuren vom Schauplatz weggeht und dabei noch den bösen Schläger abführt. Im Gegenteil. Er schreit, wenn er Schmerzen hat, liegt am Boden, wenn ein Schlag ihn außer Gefecht setzt, hat Angs, zeigt Nerven und Gefühle.
Meine Leseempfehlung:
Für alle, die einen spannenden Krimi ohne übermäßiges Blutvergießen dafür aber mit viel Mitdenken und Rätseln liebt, liegt bei der Christopher-Diecks-Reihe genau richtig.

Bewertung vom 18.07.2022
Die Spur des Todes (eBook, ePUB)
Möller, Lara

Die Spur des Todes (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein liebenswerter Detektiv in Gefahr

Christopher Diecks ist ein Lebenskünstler, der sich vom Druck der Eltern und deren Erwartungen befreit hat. Mit knapp 30 Jahren lebt er sein Leben, das er durch drei Jobs finanziert: Er hilft in einem Umzugsunternehmen, kellnert im Restaurant seines Stiefvaters und kommt durch Zufall zu einer Beschäftigung als Privatdetektiv. Gerade in diesem Job beweist er ein mehr als gutes Näschen und Kombinationsgabe. Allerdings ist er in manchen Dingen zu arglos und blauäugig, so dass er sich immer wieder selbst in Schwierigkeiten bringt und einiges an Blessuren davonträgt. Am Ende kommt er durch seine Ermittlungen in große Gefahr. Beim Ausräumen eines völlig verwahrlosten Hauses stößt er auf Dokumente und Fotos, ohne zu wissen, dass er Beweisstücke auf einen internationalen Schmuggel in der Hand hält. Am nächsten Tag sind die Fotos und Dokumenten verschwunden, darüber hinaus klafft im Boden eines Raums ein großes Loch, das vermutlich eine Kassette enthalten hatte, die verschwunden ist. Wie brisant sein Fund ist, merkt er erst, als ihm finstere Gestalten auflauern.

Mein Eindruck

In eingängigem, flottem Schreibstil erzählt Lara Möller die Geschichte eines sehr sympathischen Mannes, der pflichtbewusst arbeitet und ermittelt. Dabei charakterisiert sie Christopher, kurz Topher genannt, als sanftmütig, gewitzt und offen für seine Mitmenschen, manchmal etwas unüberlegt und wagemutig. Auch die weiteren Figuren hat sie ausführlich chrakterisiert, so dass man sich alle sehr gut vorstellen kann. Durch den Spannungsbogen, der über das ganze Buch hinweg hochgehalten wird, wird der Leser auf eine abenteuerliche Reise mitgenommen. Allerdings wirkt das Ende der Geschichte etwas chaotisch und unübersichtlich, so dass man sich dann schon mal fragt, wo diese Gestalten plötzlich herkommen.
Meinem Lesespaß hat das allerdings nicht geschadet. Ich habe mich am Ende auf die Fortsetzung gefreut, die ich gerade lese schon fast wieder durch habe.

Meine Leseempfehlung:

Wer Krimis mit spannenden Wendungen mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Ganz unblutig geht es zwar nicht, aber es gibt keine brutalen Massaker.

Bewertung vom 13.07.2022
Opfergrab (eBook, ePUB)
Gebhardt, Ralf

Opfergrab (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannend aber teilweise abstrus
Ein Ermittlerteam, das sich nicht ausstehen kann, ein Staatsanwalt, der von den beiden Kriminalbeamten nichts hält, ein Serienmörder, der immer sonntags tötet und ein Pfarrer, der mehr weiß, als er zugibt und sich auf das Beichtgeheimnis beruft – so könnte die Quintessenz aus dem Thriller „Opfergrab“ lauten.
Mein Eindruck
Ralf Gebhardt ist in seinem Roman tief in die menschliche Psyche eingetaucht. Sowohl in die des Killers, als auch in die der ermittelnden Beamten und des Staatsanwalts. So müssen zwei Kriminalpolizisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, als Notbesetzung der Soko Morde aufklären, die ziemlich brutal ausgeführt sind. Und das ganz ohne Ansatzpunkt und unter Druck des Staatsanwalts. Dabei lässt der überhebliche, von sich eingenommene Kralik, der als Leiter der Soko eingesetzt wird, den ruhigeren, sanfteren Thaler spüren, was er von ihm hält – und das ist nicht viel. Allerdings haben die beiden auch im Staatsanwalt keinen Freund. Als Vorgesetzter, der von der Presse belagert wird, gibt er den Druck auf die Polizisten weiter.
Der Pfarrer ist eine wiederkehrende Konstante, über die die Ermittler immer wieder stolpern. Aber was hat der Priester mit den Morden zu tun? Ist er womöglich selbst der Mörder, oder kennt er diesen? Thaler und Kralik haben Mühe, die Morde aufzuklären. Und auch für den Leser ist es schwierig, hinter das Geheimnis zu kommen.
Die Geschichte wird sowohl aus der Sicht der ermittelnden Beamten als auch aus der des Mörders erzählt, sodass der Leser Infos hat, die den Polizisten fehlen. Dennoch bleibt die Story bis zum Showdown undurchsichtig.
Ein bisschen abstrus wird es am Ende, als der Mörder bereits gefasst ist. Es geschehen Dinge, die stark übertrieben und unglaubwürdig sind, die Ermittler verhalten sich wie Anfänger und das Ende wirkt an den Haaren herbeigezogen. Hätte Gebhardt hier nicht gar so tief in die Action-Kiste gegriffen, wäre dem Roman nichts verloren gegangen. Etwas weniger hätte auch gereicht.
Nichts desto trotz ist die Story spannend und flüssig geschrieben. Wenn der Autor jetzt noch die seitenweise Passagen der Dialoge, die ohne Hinweis auf die entsprechenden Sprecher auskommen, etwas genauer ausarbeitet, so dass man weiß, wer einen Ausspruch getätigt hat, reicht es auch für fünf Sterne.
Meine Lesempfehlung
Wer Thriller mag, bei denen es blutiger zugeht und die Charaktere etwas spezieller sind, wird mit „Opfergrab“ seinen Lesespaß finden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.07.2022
Blutrot die Jagd (eBook, ePUB)
Heubner, Arvid

Blutrot die Jagd (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein norwegischer Staatsanwalt wird tot auf einer Toilette im Zug Paris-Den Haag aufgefunden. Für Chloé Lambert, die zufälligerweise auf ihrem Weg zum neuen Arbeitgeber, der Europol, im selben Zug sitzt und Tinus Geving, der die neue Kollegin abholen soll, ist der Fall schnell klar: Das war nicht, wie zunächst angenommen ein natürlicher Tod. Der Staatsanwalt wurde ermordet. Da sich die Tat auf überregionalem Gebiet ereignet hat, übernimmt Geving gemeinsam mit Chloé Lambert die Ermittlungen. Sehr zum Missfallen des Vertreters der örtlichen Polizei, der versucht Europol aus den Ermittlungen herauszuhalten und den Fall herunterzuspielen. Für Geving und sein Team beginnt eine aufregende Jagd nach dem Mörder, die über halb Europa führt.
Mein Eindruck
Arvid Heubner hat sich mit diesem Roman die Arbeit von Europol vorgenommen, die den Ermittler Geving wieder einmal in höchste Wirtschafts- und Politikkreise führt. Zu Menschen, die Dreck am Stecken haben und versuchen, dies zu verbergen. Doch die Ermittlungen werden ihm und seinem Team schwer gemacht. Ständig werden die Polizisten ausgebremst und bekommen Steine in den Weg gelegt – und zwar von höchster Stelle. Chloé Lambert, die froh ist, aus Paris weg zu sein, wo sie von ihrem Vorgesetzten nicht ernst genommen worden war, muss zum Lösen des Falles wieder nach Paris zurück, was ihr anfangs nicht gefällt.
Heubner beschränkt sich in diesem Band auf wenige Charaktere, die er deutlich ausgearbeitet hat. Besonders Tinus Geving als Hauptperson und Chloé Lambert kommen stark heraus. Die restlichen Personen sind eher blass, was der Geschichte aber nicht schadet. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen.
Was mich gestört hat, sind die vielen Abkürzungen, die verschiedene Behörden bezeichnen. Zwar sind sie am Ende des Buches mit Erklärungen nachzulesen, doch ist es bei einem E-Book schon lästig und auch ein bisschen umständlich, ständig nach hinten zu hüpfen. Dazu wären zusätzliche Erklärungen oder Umschreibungen im Text nicht schlecht gewesen.
Dies war das zweite Buch der Tinus Geving Reihe, das ich gelesen habe. Beim diesem Roman fiel es mir erheblich leichter, der Geschichte zu folgen. Trotzdem hätten die Ermittlungen für mich etwas spannender sein können. Ich fand sie etwas langgezogen und vorhersehbar. Außer das Ende. Das hat mich dann doch überrascht.
Meine Leseempfehlung
Für Fans von Romanen mit politischem und wirtschaftlichem Hintergrund kann ich das Buch nur empfehlen. Allerdings würde ich „Blutrot – Die Jagd“ eher in das Genre Krimi und weniger als Thriller einordnen.

Bewertung vom 01.07.2022
Detroit Driver (eBook, ePUB)
Möller, Lara

Detroit Driver (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im Bann einer kriminellen Organisation
Alec Boyd lebt physisch wie psychisch am Rande seiner Leistungsfähigkeit. Als Fluchtwagenfahrer rettet er seine Passagiere in halsbrecherischen Aktionen vor dem Zugriff der Polizei. Dadurch fällt er Ramesh Dewari auf, einem in Detroit gefürchteten Unterweltboss auf, der seinen Unterhalt durch Prostitution, illegales Glücksspiel sowie Drogen- und Zigarettenschmuggel verdient. Dewari ist auf der Suche nach einem zuverlässigen Mitarbeiter. Schon bald gewinnt Alec dessen Vertrauen. Eine für beide Seiten gefährliche Freundschaft beginnt. Vor allem für Alec, der immer tiefer in die Organisation eindringt. Denn der hat ein potenziell tödliches Geheimnis.
Mein Eindruck:
Lara Möller ist ein ausgesprochen spannender Thriller gelungen, in dem es zwar Beschreibungen von Gewalttaten gibt, die allerdings nicht so blutig sind, wie in manch anderen Romanen.
Besonders gut haben mir die unterschiedlichen Charaktere gefallen, die die Autorin sehr fein ausgearbeitet hat. Der Leser hat immer die Möglichkeit, sich in die Figuren hineinzuversetzen oder deren Aktionen und Reaktionen vorherzusehen oder zu verstehen. Vor allem die beiden Hauptpersonen sind ihr besonders gut gelungen: Dewari, der seine zwei Gesichter zeigt, sich mal brutal, man sensibel und freundschaftlich zeigt und manipulativ auf seine Mitarbeiter einwirkt und Alec, der nicht immer mit den Entscheidungen, Taten und Aufgaben, die ihm gestellt werden, einverstanden ist, der zeitweise psychisch daran zu nagen hat und an seine Grenzen gerät. Mehr als einmal steht er vor der Entscheidung für oder gegen die Organisation.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, gut und flüssig zu lesen. Lara Möller nimmt den Leser von Anfang an mit auf eine spannende Reise nach Detroit, der einst blühenden Stadt der Autohersteller, die, den Beschreibungen nach zu urteilen, mittlerweile heruntergekommen ist. Dennoch bringt sie das ganz besondere Flair, das einer solchen Stadt anhaftet, mit in die Geschichte ein. Einerseits durch die rasanten Fahrten und aufregenden Verfolgungen, die Alec meistert, andererseits durch die Liebe des Protagonisten zu Autos und zum Autoschrauben. Alec arbeitet zu Beginn in einer Kfz-Werkstatt, wo er nach Feierabend einen Impala wieder herrichtet.
Es macht Spaß, Alec bei der Arbeit in der Werkstatt zu beobachten, bei den Fluchtfahrten mit im Auto zu sitzen oder die latent explosive Stimmung zu spüren, die immer dann herrscht, wenn Alec und Dewari zusammentreffen.
Meine Leseempfehlung:
Für alle, die auf Action und Spannung stehen, die auch die Beschreibung von Kampfszenen und Schießereien vertragen, ist das Buch auf jeden Fall zu empfehlen. Auch Leser, die es sonst blutiger mögen, werden ihren Spaß an dem Roman haben. Von mir gibt es satte fünf verdiente Punkte.

Bewertung vom 19.06.2022
Der Killer (eBook, ePUB)
Hardinghaus, Christian

Der Killer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannend, blutrünstig, gut geschrieben
„Der Killer – giftige Rache“ ist ein Thriller mit hohem Tempo und giftigen Szenen. Einerseits geht es um den leicht durchgeknallten Kriminaloberkommissar Echtner, der wegen psychischer Probleme vorübergehend in den Innendienst versetzt wurde und auf berufliche Rehabilitation hofft. Auf der anderen Seite steht der Serienmörder Konrad, der, zerfressen von Rachegefühlen, diejenigen jagt und qualvoll tötet, die vermeintlich Schuld am Tod seiner Tochter haben. Aber wer jagt am Ende wen? Sicher ist – so viel kann man verraten - die beiden kommen sich sehr nah.
Meine Meinung:
Es gibt viele Thriller und die meisten folgen einem System: Der Killer wird immer wieder nur kurz ins Spiel gebracht, das Hauptaugenmerk liegt auf den Polizisten, die ihn jagen. Bei Hardinghaus´ Roman „Der Killer – giftige Rache“ ist das anders. Beide Seiten bekommen gleich viel Raum eingeräumt. Heißt: Man verfolgt von Anfang an sowohl den Killer Konrad, der sich nach einer Figur der Kindersendung „Sesamstraße“ Inspektor Schlehmil nennt, als auch Kommissar Echtner, dessen psychische Probleme sukzessive sichtbarer werden.
Was Konrad sich so alles einfallen lässt, um seine Opfer leiden zu lassen, ist schon grausam. So etwas muss man sich erst einmal ausdenken. Was Echtner auf die Beine stellt, um den Killer zu entlarven, steht dem in nichts nach. Als Leser könnte man hin und wieder eher Sympathie für den Mörder entwickeln und weniger für den Polizisten, der im Großen und Ganzen im Gegensatz zu seinem Gegenspieler recht unsympathisch rüberkommt.
Die Psyche der beiden Protagonisten hat Hardinghaus sehr fein und tiefgründig angelegt und ausgearbeitet. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd und macht Spaß. Der Autor entwickelt von Anfang an eine unglaubliche Spannung, die den Leser förmlich an den Roman bindet. Die giftigen Szenen sind sehr blutrünstig und brutal. Aber dafür ist es ja auch ein Thriller, den man in den Händen hält.
Ein, zwei Stellen waren für mich etwas verwirrend und schienen mir unlogisch – bis ich die Auflösung gelesen habe. Das Ende hätte ich mir so nicht vorgestellt. Obwohl es schon am Anfang einen Hinweis gibt, den ich aber nicht als solchen wahrgenommen hatte. Ich war einerseits überrascht, andererseits muss ich sagen: Chapeau Herr Hardinghaus. Gut gelöst.
Meine Leseempfehlung:
Von mir gibt es ganz klare fünf Sterne. Zartbesaitete Leser sollten sich lieber anderen Büchern zuwenden. Aber da stellt sich ohnehin die Frage, ob sie überhaupt einen Thriller oder vielleicht doch besser einen Krimi lesen sollten. Für alle, die einen richtig kernigen Thriller bevorzugen, ist „Der Killer“ in jedem Fall empfehlenswert.

Bewertung vom 14.06.2022
Seeleneis (eBook, ePUB)
Dützer, Volker

Seeleneis (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gänsehaut am laufenden Band

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet! Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang“, sagt schon Friedrich Schiller in seinem Gedicht „Die Glocke“. Bekannter ist das Sprichwort in der Form: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet.“ Dieses hätte sich Lisa durch den Kopf gehen lassen sollen, bevor sie sich auf Vicent van Dyk eingelassen hat. Der smarte Wissenschaftler hat ihr in einer schwierigen Lage geholfen und sie so in einer toxischen Beziehung an sich gebunden. Das Fatale: van Dyk forscht an der Überwindung des Todes, am ewigen Leben.
Meine Meinung:
Das war mal wieder ein Roman, der mich von Anfang bis zum Ende gefesselt hat. Volker Dützer schreibt in flüssigem, gut lesbarem Stil und zieht den Leser dabei schon gleich von Anfang an so in die Geschichte, dass man sich fast als Teil des Geschehens fühlt. Oft genug ist man geneigt, der Protagonistin, der Unfallchirurgin Lisa Wegner Tipps zu geben oder sie zu warnen. Gleichzeitig ist man einerseits angetan vom Charme des Wissenschaftlers, andererseits abgestoßen von seinen emotionalen Ausbrüchen.
Der Autor befasst sich in der Geschichte mit einer Frage, die so alt sein dürfte wie die Welt: Was passiert nach dem Tod, kann man diesen überwinden und ewig leben? Nun weiß ich nicht, wie weit die Forschung in diesem Bereich tatsächlich ist. Aber vorstellen kann ich mir so manches. Und die Erklärungen, die Dützer dazu liefert, könnten auch passen.
Die Charaktere hat er meiner Meinung nach sehr gut ausgearbeitet. Den Wahn, dem van Dyk verfällt, die Angst, die Lisa beherrscht und den schier endlosen Ehrgeiz von Kommissar Wolzow, der keine Ruhe gibt, obwohl der eigentliche Fall bereits abgeschlossen ist und damit ein gutes Näschen beweist, kann man als Leser gut nachvollziehen.
Das eigentliche System, das dem Plot zugrunde liegt, ist kein neues. Worauf ich hier anspiele, will ich nicht näher erläutern. Ich will ja nichts verraten. Wer das Buch liest, wird mit der Zeit aber merken, was ich meine. Aber obwohl es nicht neu ist, hat Dützer es sehr spannend verarbeitet.
Titel und Cover passen nicht immer zum Inhalt eines Buches. Aber in diesem Fall passt es schon sehr gut.
Meine Leseempfehlung:
Für alle, die auf Gänsehautfeeling und Spannung stehen ist der Thriller in jedem Fall zu empfehlen.

Bewertung vom 07.06.2022
Der Mädchensammler (eBook, ePUB)
Krain, Guido

Der Mädchensammler (eBook, ePUB)


weniger gut

Das Potenzial leider nicht ausgeschöpft
Es geht um die junge Gräfin Philine von Montenbrück und einen Ring negrophiler Männer, die ihre sexuelle Befriedigung beim Schänden toter Mädchenkörper, die wie Puppen hergerichtet wurden, finden. Es geht um Korruption und Geklüngel bis in die höchsten Ebenen, wobei auch die Polizei involviert ist. Und es geht um einen jungen Arzt, der Philine bei ihrem Bestreben, den Negrophilenring zu sprengen, unterstützt.

Meine Meinung

Eigentlich geht es in „der Mädchensammler“ um ein Thema, das reichlich Potenzial bietet. Leider hat der Autor mindestens die Hälfte davon nicht genutzt. Im Gegenteil: Der Stoff, der gut in die psychische Tiefen des Menschen gehen könnte, bleibt platt, zeigt hin und wieder die Mentalität von Bud Spencer und Terence Hill, die mit „Schießprügeln“ hantieren, einem Mann „den Schaft zu fressen“ geben und „Automisshandler auf einem dicken Hobel“ verfolgen. Gleichzeitig findet man sich immer wieder bei Rosamunde Pilcher, beispielsweise wenn von der jungen Gräfin die Rede ist. Zu viel will ich an dieser Stelle nicht verraten. Selbst der Autor hat folgende Passage in seiner Geschichte: „Der Tag hätte eher zu einem Plot gepasst, den jemand aus einem Rosamunde-Pilcher-Roman und dem Tagebuch von Niccolò Machiavelli zusammengestückelt hatte“. Genau so habe ich mich beim Lesen gefühlt.
Beim Schreibstil bin ich immer wieder über hölzerne Ausdrücke gestolpert. So beschreibt Krain beispielsweise Philine, als sie aufwacht als „die gerade Erwachte“. Es gibt den „über den Jordan Helfer“, den „Möchtegernmörder“ und den „Mannberg“, der einen Berg von einem Mann beschreiben soll.
Einerseits ist mir die Sprache zu flapsig, andererseits dann wieder zu steif. Manchmal hat man auch den Eindruck, der Autor habe ein Synonymbuch zu Rate gezogen und sich für den einen oder anderen Ausdruck einfach den spektakulärsten ausgesucht hat.
Den Charakteren fehlt es eindeutig an Tiefe. Die Motivationen und Gedanken sind nicht oder kaum zu erkennen, Gründe für Philines Handeln, die in der Vergangenheit liegen, werden nur kurz angerissen und oberflächlich abgehandelt.
Was die Handlung selbst angeht: die ist stellenweise absolut hanebüchen. Ich weiß, das ist nur eine Geschichte und in einer solchen darf es auch mal unrealistisch sein. Aber das, was in diesem Buch passiert, liest sich wie die Aneinanderreihung von Prügel- und Schlägerszenen mit Einsatz von Waffen.
Der Einstieg ins Buch ist spannend – bis auf die Tatsache, dass Philine auf High Heels nachts in die Katakomben einer alten Burg hinabsteigt. Dann kommt wie gesagt die leider nicht so ganz gelungene Story. Wer durchhält, wird allerdings am Ende mit einem überraschenden und grusligen Ende belohnt.

Meine Leseempfehlung

Für zart besaitete Gemüter ist das Buch nicht geeignet. Stellenweise geht es ganz schön brutal zur Sache. Ansonsten gibt es von mir für Pro- und Epilog zwei gut gemeinte Sterne.

Bewertung vom 29.05.2022
Tödlicher Abschied (eBook, ePUB)
Strick, Sabine

Tödlicher Abschied (eBook, ePUB)


sehr gut

Unaufgeregte, spannende Knobelei
Yvonne, die Mutter zweier erwachsener Kinder, ist egozentrisch, vermögend, lebenslustig, geschieden und neu verlobt. Eines Morgens wird sie tot aus der Seine gefischt. In ihrem Auto liegt ein Abschiedsbrief, vor der Brücke, von der sie offensichtlich gesprungen ist, stehen ihre teuren Designer-Schuhe. Für die Pariser Kriminalpolizei ist schnell klar: Das war Selbstmord. Warum sonst hätte Yvonne einen Abschiedsbrief schreiben sollen. Doch ihr Verlobter Bernard glaubt nicht an einen Suizid. Kriminalkommissarin Jennifer Demesy gibt ihm den Tipp, ihren Vater, den Privatdeketiv Dominique zu engagieren. Ein guter Tipp, wie sich am Ende erweist. Obwohl auch Dominique kurz davor ist, dem Urteil der Kripo zuzustimmen.
Die Geschichte:
Es ist zum Verzweifeln: Dominique und seine Frau Giuliana tun alles, um Yvonnes mysteriösen Tod aufzuklären. Für einen Selbstmord hatte sie eigentlich keinen Grund. Ihr ging es gut. Sie war finanziell unabhängig und konnte sich alles leisten, sie ging gern aus und genoss das Leben und sie war mit einem vermögenden Mann verlobt. Warum also, hätte sie von einer Brücke springen sollen? Nach Aussage ihrer Familie und Bekannten zeigte sie in jüngster Zeit keine depressiven Züge. Aber wer kann schon hinter eine Fassade blicken?
Dominique und Giuliana nehmen die Suche nach der Wahrheit auf, ermitteln Undercover in einem exklusiven Single-Club, setzen sich mit den Kindern in Verbindung, reisen nach Südfrankreich und Italien. Das Bild, das sich von Yvonne abzeichnet, könnte widersprüchlicher nicht sein. Die einen bezeichnen sie als lebenslustig, großzügig, freundlich, die anderen als selbstsüchtig, gefühllos und protzig, als eine Frau, die mit den Gefühlen der Männer spielt.
Meine Meinung:
Sabine Strick zeichnet ihre Charaktere sehr gut aus, zeigt deren Stärken und Schwächen auf, gibt ihnen genug Herz und Verstand, spielt mit verschiedensten Typen. Es gibt die Klatschbase, den mysteriösen, verschlossenen Singlemann, den großmäuligen und den charmanten, die neidische und eifersüchtige Singlefrau – kurz: die Autorin lässt es sowohl im Singleclub als auch in der Familie der Toten menscheln. Die Autorin schickt ihre Ermittler in ein Milieu, in dem Intrigen, Neid, Eifersucht und Hass vorherrschen und lässt sie beiläufig noch ein anderes Verbrechen aufdecken.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Wer hier einen Thriller erwartet, wird enttäuscht sein. Es ist auch kein Krimi. Vielmehr handelt es sich bei „Tödlicher Abschied“ um einen Detektivroman, der fast komplett ohne hektische Verfolgungsjagd und Schießerei auskommt. Hier sind vielmehr der Verstand und die Kombinationsgabe gefragt. Die Fähigkeit, ein Puzzle aus eintausend Teilen zusammenzusetzen.
Meine Empfehlung:
Für Krimifans, denen die Thriller zu hart sind, die auch nach der Lektüre noch ruhig schlafen wollen, ist dieser Detektivroman genau richtig. Die vorherigen Bände muss man nicht unbedingt gelesen haben. Das Nötigste an Hintergrundwissen fließt in die Geschichte mit ein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.05.2022
Eiskalt das Schweigen (eBook, ePUB)
Heubner, Arvid

Eiskalt das Schweigen (eBook, ePUB)


sehr gut

Macht, Gier und Intrigen
Tinus Geving ermittelt in höchsten politischen und wirtschaftlichen Ebenen

Sie sind aufgebrochen zu einem Silentium-Trip vor dem Abitur und kommen nicht zurück. Sechs Schülerinnen und ein Lehrer eins Elite-Internats, das eigentlich eine Schule für schwierige höhere Töchter ist, werden vermisst. Tinus Geving, der nach einem traumatischen Europol Einsatz zum LKA gewechselt hat, übernimmt die Ermittlungen, die sich als besonders schwierig erweisen. Denn bei den Eltern der Schülerinnen, die alle Töchter einflussreicher Väter sind, trifft er auf eine Wand des Schweigens und der Ablehnung. Was sich mit der Zeit herausstellt: Geving ermittelt in einem Sumpf aus Überwachung, Macht, Gier und Intrigen, die sich bis ins Internatsleben ziehen.
Meine Meinung: Das war jetzt mal ein Buch, das ich nicht so schnell durch hatte wie sonst. Zum einen liegt es sicherlich am Thema Wirtschaft und Politik, das mir persönlich nicht so sehr liegt. Zum anderen hatte ich hin und wieder das Problem, die vielen Personen und deren Positionen zu sortieren und zuzuweisen. Dennoch finde ich die Story spannend. Gibt sie doch Einblicke in die Welt der Mächtigen eines Landes. Wenn es sich auch um eine erfundene Geschichte handelt, so kann ich mir doch vorstellen, dass es in der realen Welt teilweise so oder so ähnlich abläuft, wie Arvid Heubner es hier beschreibt.
Der Autor hat einen angenehmen, flüssigen und leicht zu lesenden Schreibstil, der ohne Geschnörkel auskommt. Die Charaktere hat Heubner gut beschrieben, es fällt leicht, sich die einzelnen Protagonisten vorzustellen und in die Lage einzelner Personen zu versetzen. Besonders Geving, der bei seinem Europol-Einsatz seine Kollegin und Geliebte verloren hat, ist ihm gut gelungen. Die Flashbacks, die den Ermittler immer wieder quälen, waren für mich anfangs irritierend, da sie mich immer wieder aus der eigentlichen Geschichte herausgerissen haben. Dass sie doch einen direkten Zusammenhang mit dem aktuellen Fall haben, stellt sich erst am Ende des Buches heraus, an dem das Intrigengewirr allgemein verständlich aufgedröselt wird.
Der Showdown resultiert aus mehreren Erzählsträngen, die im Lauf der Lesezeit zusammengeführt werden. Teilweise sind die Ermittlungen langatmig, was das Tempo der ganzen Geschichte ausbremst.
Mein Fazit: Für Fans von Politik- und/oder Wirtschaftsthrillern ist der Roman absolut empfehlenswert. Wer sich in dieser Welt auskennt, wird noch mehr Feinheiten herausfinden. Für mich persönlich war die Story etwas zu komplex und kopflastig. Mir wurden auch die Opfer im Verlauf zu sehr nach hinten gedrängt. Sie dienen lediglich als Aufhänger für die Geschichte. Dennoch vergebe ich viereinhalb Punkte. Denn wie gesagt: Es war nicht so unbedingt mein Thema.