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kuddel

Bewertungen

Insgesamt 697 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2024
Cato und die Dinge, die niemand sieht
Goldewijk, Yorick

Cato und die Dinge, die niemand sieht


ausgezeichnet

Zeitreise mal anders

Dieses Buch hat mich wirklich überrascht, ich hatte nicht mit einer so besonderen und schönen Geschichte gerechnet.
Das Mädchen Cato wächst ohne Mutter auf, diese ist bei der Geburt verstorben. Der Vater hat den Tod der Ehefrau bisher nicht verarbeitet und so ist Cato häufig sich selbst überlassen. Sie ist ein bisschen schräg und sich dessen auch bewußt. An dem Verlust der Mutter trägt sie ähnlich wie der Vater schwer. Eines Tages ergeben sich für sie ganz neue Möglichkeiten, sie lernt Frau Kano kennen. Bei ihr gibt es Filme, "die nirgends laufen, die du aber schon immer sehen wolltest". Cato gibt der Hoffnung, die sie hier findet, nach und begibt sich auf eine ganz besondere Reise.
Der Autor erzählt in einer eingängigen Sprache eine besondere und berührende Geschichte, die mich durchgehend gefesselt hat. Die Figuren sind allesamt sehr gut ausgestaltet. Die zu verfolgende Entwicklung der Hauptfiguren ist glaubhaft. Die Mischung der mysteriösen Ereignisse und der Entwicklung der Familie, die einen tragischen Verlust verarbeiten muss, ist hier gut gelungen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


sehr gut

Rückblicke

Maria ist alleinerziehende Mutter von zwei Teenager-Mädchen und erfolgreich in der Werbebranche. Eine Frau, die im Leben steht und dies meistert, auch wenn das mitunter ziemlich stressig ist. Sie freut sich auf den Ausflug mit ihren Mädchen und einer befreundeten Familie mit kleinen Kindern. Gerade an der Berghütte angekommen erreicht sie der Notruf der Mutter: der Vater hatte einen Unfall. Maria muss zur Unterstützung zurück auf den elterlichen Einödhof.
Martina Bogdahn erzählt in einem leichten angenehmen Tonfall. Die Geschichte ist gespickt mit vielen Rückblicken in Marias Kindheit. Jeder Schritt und jede Tätigkeit scheint eine Erinnerung wachzurufen. Die Kindheit von Bauernkindern war hart und arbeitsreich, es gibt aber auch viele schöne Anekdoten. Die Verbundenheit mit dem Bruder und der Familie ist Maria abhanden gekommen, das Verhältnis ist in eine Sprachlosigkeit abgerutscht. Nun gibt es Gelegenheit Dinge wieder zu Tage zu fördern und anzusprechen. Ob und wie dies gelingt, kann jeder für sich hier nachlesen. Es gibt eine anschauliche Gegenüberstellung von Großstadt- und Landleben, die gelegentlich in Klischees abdriftet.
Eine unterhaltsame Geschichte über die Selbstbesinnung einer Frau, die jedoch einige Stränge am Ende offen lässt. Einige Episoden fand ich unnötig und hätte statt dessen mehr über die Maria von heute erfahren, über ihr aktuelles Leben und ihre eigene kleine Familie. Die Autorin hat einen anderen Schwerpunkt gesetzt. Das Buch lässt sich leicht lesen und ist unterhaltsam. 3.5 Sterne, die ich aufrunde, wo es nötig ist.

Bewertung vom 12.03.2024
Hoopers Agility
Houscht, Ramona

Hoopers Agility


ausgezeichnet

super Anleitung

Hoopers ist eine neue Trendsportart für Hund-Mensch-Teams. Eigentlich sind wir Agility-Fans, aber aufgrund der Größe unseres neuen Hundes hatten wir Sorge um seine Gelenke und haben uns daher zum Hoopers umorientiert.

Beim Hoopers wird der Hund durch einen Parcours geführt, in dem sich unterschiedliche Geräte befinden, die er durchlaufen oder umrunden muss: Loops (kleine Tore), Tunnel, Tore, Tonnen. Der Mensch läuft jedoch nicht mit, sondern verbleibt in einem kleinen Führbereich, von dem er den Hund dirigiert. Der ausführende Mensch muss also nicht besonders sportlich sein, Handicaps oder auch Rollstühle sind hier kein Problem. Von Nöten ist eine gute Körpersprache, um den Hund aus der Distanz genau führen zu können. Zur Führung können Hör- und Sichtzeichen angewendet werden. Während der Hund diverse Meter im Parcours zurücklegt, bleibt sein Mensch also auf der Stelle und vollführt allenfalls mal eine angedeutete Drehung. Ein genaues Achten aufeinander und gutes Timing sind unerlässlich und vertiefen die Bindung im Team. Immer neue Anordnungen im Parcours sorgen für Abwechslung und Spaß.

Das Buch ist super für Einsteiger geeignet, alles wird sehr verständlich und nachvollziehbar von Anfang an erklärt. Auch Fortgeschrittene kommen hier auf ihre Kosten. Viele Bilder, Übungsaufgaben mit hilfreichen Zeichnungen und Parcoursvorschläge runden das Buch ab. Sowohl für den Hund als auch den Menschen gibt es Übungen, die hilfreich sind und zu einem korrekten Lauf führen. Tipps zur Fehleranalyse sind in jedem Kapitel zu finden.

Selten habe ich so ein ansprechendes ausführliches und praktisches Buch rund um die Hundebeschäftigung gelesen. Super.

Bewertung vom 10.03.2024
Der Fluss der Erinnerung
Flanagan, Kelly

Der Fluss der Erinnerung


sehr gut

Was wäre, wenn?

Kelly Flanagan ist Psychologe, in diesen Debütroman lässt er viel Fachwissen aus seiner Arbeit einfließen. Dieses Wissen ist aber gut in die Handlung eingeflochten, so dass man nie das Gefühl hat ein Sachbuch zu lesen oder belehrt zu werden. Der Erzählstil ist trotz teils ernster Themen leicht und führt gut durch den Roman. Ich brauchte ein wenig um in das Buch zu kommen, aber der Schreibstil hat mich zunehmen gefangen genommen.

Wir lernen Elijah Campbell kennen, der gerade mit einer Schreibblockade kämpft. Albträume und Panikattacken plagen ihn. Seine Frau ist mit der Tochter zu ihren Eltern gezogen, der Verlust trifft ihn schwer.

"Wer hat schon Zeit , seinem Schmerz zuzuhören, wenn er gleichzeitig seinen Träumen nachjagt?"

Mit Hilfe eines Therapeuten versucht Elijah seine Probleme aufzuarbeiten. Man erfährt, was in seiner Kindheit und der Ehe geschah, was zu seinem Verhalten geführt hat. Der Versuch Kindheitserfahrungen aufzubrechen und aufzuarbeiten gelingt hier, soviel kann man - aufgrund des Klappentextes - ohne Spoilern verraten. Einiges ist allerdings heftig und ich hätte eine Triggerwarnung wegen der suizidalen Gedanken für angebracht gehalten. Zumindest gibt es am Ende des Buches Kontaktangaben für seelisch kranke Menschen bzw mögliche Anlaufstellen für Menschen, die glauben an psychischen Erkrankungen zu leiden.

Der Protagonist begibt sich zurück an Orte der Kindheit und führt imaginäre Gespräche mit für ihn wichtigen Personen. Die Wirkungen seiner Handlungen und der Gespräche werden gut geschildert. Mir war diese Methode bisher völlig fremd. Die Auseinandersetzung und Versöhnung mit der eigenen Vergangenheit, aber auch das Annehmen können von Hilfe wirken realistisch. Das Elijah zunehmend wieder auf Gott vertraut und sich auf seine Hilfe und Gnade einlässt, ist authentisch in die Handlung eingeflochten. Dieser Aspekt gefiel mir.

Die Geschichte wirkt glaubhaft und hat mich nachdenklich zurückgelassen. Zwangsläufig fragt man sich auch: was wäre, wenn? Das eine oder andere Gespräch mit Menschen aus meiner Vergangenheit würde ich aus heutiger Sicht auch gerne nochmal führen. Das Verständnis für Menschen mit seelischen Problemen steigt durch diese Lektüre, ob man das Buch als Betroffener lesen sollte, kann ich nicht beurteilen, stelle es mir aber schwierig vor.

Lesenswert!

Bewertung vom 09.03.2024
Dein Gestern bestimmt nicht dein Morgen
Merg, Eva

Dein Gestern bestimmt nicht dein Morgen


sehr gut

Veränderung ist möglich

Eva Merk ist gerade Anfang 30 und legt hier bereits ein autobiografisches Werk vor. Ohne "Promi-Status" ist das eher ungewöhnlich. Sie möchte mit dieser Geschichte Mut machen, dass es Wege aus Verletzungen gibt, die man in der Kindheit erfahren hat und die sich belastend auf die geistige und körperliche Gesundheit auswirken.

Sie kann sich noch an eine glückliche frühe Kindheit erinnern, doch mit der schweren Krebserkrankung der Großmutter ändert sich für Eva alles. Die überforderte Mutter überträgt der Tochter ihre Pflichten, um sich Freiraum für die Pflegeleistungen und die eigene Überlastung zu verschaffen. Ohne Einweisung soll das Kind den Haushalt, Schule und Hausaufgaben, die kleine Schwester etc. managen. Die Überforderung führt zu Missverständnissen, die zu ihren Lasten gehen. Hier beginnen die Probleme, die sich immer weiter ausweiten. Auf der Suche nach Annahme lässt sie sich nicht immer auf die richtigen Menschen ein. Sie probiert vieles aus, Punkt, Satanismus, Alkohol,Sex, Missbrauch führen zum Selbstmordversuch und immer weiter in die Krise.

Klinikaufenthalte und Therapeuten helfen nur bedingt, die Wende erfährt Eva, als sie zum Glauben findet. Sie gelangt zu der Erkenntnis, dass die gemachten Erfahrungen nicht unbedingt ihre Zukunft beeinflussen müssen, dass sie selbst ihr Leben in die Hand nehmen kann.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen, der Ausdruck ist eher einfach, so kann man die 190 Seiten zügig bewältigen. Der Inhalt ist interessant und auch die Aussage finde ich - gerade für Menschen mit ähnlichem Schicksal - wichtig. Dennoch fehlt mir hier etwas. Die Autorin listet die Erlebnisse aus der Zukunft heraus betrachtet hintereinander auf, so bleibt der Text teilweise seltsam emotionslos. Evtl. benötigt die Autorin diese spürbare Distanz auch immer noch, das kann ich nicht beurteilen. Für mich blieb das Erzählte daher aber fern, der Funke sprang nicht über, bei einigen Erlebnissen fehlten mir die Gefühle einfach.

nsgesamt betrachtet eine lesenswerte mutmachende Geschichte, die bezeugt, dass es sich immer lohnt nach Auswegen zu suchen, zu kämpfen und Hilfe anzunehmen. Es ist schön zu lesen, dass jemand durch die Liebe zu Jesus Heilung erfahren hat und dadurch Zuversicht und Kraft erhält, um auch anderen Betroffenen zu helfen, sowohl im Alltag, im Beruf als auch mit diesem Buch.

Bewertung vom 07.03.2024
Wunderbar wir
Stennie

Wunderbar wir


sehr gut

Wir-Zeit für Paare

Ein interaktives Buch für Paare um miteinander ins Gespräch zu kommen, Möglichkeiten zu entdecken mehr über sich als Einzelnen aber auch als Paar zu erfahren, Anregungen zum Weiterdenken, Andersmachen u.v.m.

"Die Kunst zu lieben besteht darin, sich nahe zu sein, ohne sich zu nahe zu treten, sich täglich zu sehen ohne alltäglich zu werden, eins zu sein und doch zwei zu bleiben." - Jochen Marias

Die Autorin und ihr Ehemann bieten hier in 50 Kapiteln unterschiedlichste Themen an, die tolle Impulse geben. Hier wird gefühlt nichts tabuisiert, es geht im Positiven wie im Negativen um Gefühle, Dankbarkeit, Wünsche, Anstoß nehmen, Finanzen, Lasten, Verschwiegenheit, Codewörter ... Es gibt zu jedem Thema einleitende Worte, Zitate, und eine Aufgabe, bei der beide Partner etwas aufschreiben können. So kann man später immer mal wieder hineinsehen und den Standort ggfs neu bestimmen. Das Papier ist dick genug, damit nichts durchdrückt und das Buch durch die Nutzung eigentlich nur gewinnt. Illustrationen, Fotos und Farbgebung sind eher zurückhaltend in Naturtönen. Mir gefallen die gedeckten Farben ganz gut. Sie lenken nicht zu sehr ab, bieten aber Passendes. Aufgelockert werden die Kapitel durch Zitate und Bibelsprüche. Die christliche Grundeinstellung steht für die Autoren im Mittelpunkt ihres Lebens, das ist hier auf liebevolle Weise immer deutlich zu spüren.

Auch nach vielen Jahren Ehe kann man mit diesen Impulsen noch Dinge neu bewerten, entdecken und in anregende Gespräche kommen. Besonders die Seiten auf denen man seine Dankbarkeit ausdrücken oder Komplimente macht, gefallen uns sehr.

Ein schönes interaktives Buch für Menschen, die zusammengehören und wollen das dies so bleibt. Auch als Geschenk sehr gut geeignet.

Bewertung vom 07.03.2024
Nature Guide Wildpflanzen
Ester, Theresa

Nature Guide Wildpflanzen


sehr gut

Was wächst da?

Das Buch Wildpflanzen aus dem Kosmos Verlag stellt 89 Wildpflanzen vor, denen man häufiger begegnet, wenn man in der Natur unterwegs ist. Es ist ein Buch für Einsteiger in das Thema, sehr übersichtlich und gut strukturiert. Das Schöne ist, das man hier direkt vor der Haustür fündig werden kann und schnell Erfolgserlebnisse beim Bestimmen der Pflanzen hat.

Die Autorin stellt auf direkte frische Art ihr Hobby und die Pflanzen vor.
Die Farbe der Blüten gibt einen ersten Anhaltspunkt, um die Pflanze im Buch zu finden. Innerhalb der Farbe ist die Pflanze dann recht schnell gefunden. Die Pflanzen werden jeweils auf einer eigenen Buchseite vorgestellt. Es gibt Fotos von der Pflanze und zu ihren Besonderheiten. In einer tabellarischen Übersicht erhält man Angaben zur Größe, typischen Merkmalen, Blütezeit, Lebensraum, was man sammeln kann. Dann folgen ein paar "persönliche" Infos zur Pflanze. Die Hinweise zur Giftigkeit bzw. zu ähnlichen Pflanzen mit denen Verwechslungsgefahr besteht, hätten deutlicher hervorgehoben werden können. Verwendungshinweise und einige wenige Rezepturen sind ebenfalls beigefügt.
Das Buch ist leicht und handlich, es lässt sich gut unterwegs mitführen, damit man es direkt in der Natur zu Rate ziehen kann.
Schönes Einsteigerwerk in die Welt der Wildpflanzen.

Bewertung vom 06.03.2024
LONELY PLANET Bildband Du lebst nur einmal

LONELY PLANET Bildband Du lebst nur einmal


sehr gut

Inspiration für Entdecker

Ein Reisebuch mit vielen ungewöhnlichen Inspirationen, die die Abenteur- und Reiselust wecken. Viele unterschiedliche Erfahrungsberichte wecken Reiselust.

Das Buch gliedert sich in fünf Teile: eine Stunde, einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr

Die Welt ist groß und bunt, man kann eine Menge erleben. Dieses Buch will nicht Ziele auflisten, die man abarbeiten kann, sondern hilft mit ungewöhnlichen Anregungen die Welt auszukosten, sich zu freuen und vielleicht auch besondere Herausforderungen anzunehmen. Natürlich sind da viele Dinge bei, die die Meisten nicht genauso umsetzen können oder wollen, aber man bekommt vielleicht Lust spontan etwas ähnliches zu machen. Die Welt und das Leben auskosten, sei es nun vor der Haustür oder an einem anderen Ort, ist ein Wunsch, der hier automatisch beim Schmökern entsteht.

Ob es nun um Wasserfallduschen, Freien Fall, Sternenkino, Spuk, Vulkane, Tanzen lernen, Herbstferien, Inseln oder Fernwanderungen geht. Alle Tipps haben etwas besonders und wirken dennoch machbar. Hier kann jeder Inspiration für sein persönliches Abenteuer finden und es dann auf sich zuschneiden. Das Leben ist schön, man sollte es genießen. Mit diesen Tipps hat man dazu hinterher sicherlich noch mehr Ideen und Lust.

Einziger Wermutstropfen: Die Schrift hätte etwas größer sein können, das Lesen war so auf die Dauer etwas anstrengend und die Berichte hätte ruhig etwas länger sein dürfen.

Ein sehr schönes Buch, das ich gerne empfehle.

Bewertung vom 05.03.2024
Die Halbwertszeit von Glück
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück


gut

schicksalshafte Augenblicke

Luise Pelt hat hier eine tolle Idee umgesetzt. Sie erzählt über drei verschiedene Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten an weit voneinander entfernten Orten leben und die doch irgendwie miteinander verbunden sind. Bei allem geht es um das Glück, wie empfindet man es, wem steht es zu, wie vergänglich ist es und was passiert, wenn man es für immer verloren glaubt.

Die Wissenschaftlerin Johanna lebt 1987 nach einem persönlichen Schicksalsschlag als Einsiedlerin im Grenzgebiet der DDR. Sie findet eine verletzte flüchtige Jugendliche und hilft ihr.
Holly stellt ihr Leben 2003 in Los Angeles nach einem tragischen Unglück auf den Kopf und wirft ihre ursprünglichen Chancen über Bord.
Mylène steht 2019 in Paris kurz vor der Hochzeit mit einem reichen und allgemein begehrten Junggesellen. Sie hadert mit ihrem Leben nachdem sie ein überraschendes Erbe gemacht hat.
In recht kurzen Kapiteln erhält man abwechselnd Einblick in die Perspektiven der drei Frauen. Durch diese Abwechslung und den angenehmen Erzählstil fliegen die Seiten hier nur so dahin. Man möchte gerne erfahren, wie es ihnen weiterhin ergeht und was die Geschichten verbindet, wenn es denn so sein sollte. Hier kann man herrlich miträtseln und wird doch immer wieder von Wendungen überrascht.
Gut gefiel mir die Erklärung des Titels aus der Geschichte heraus.
Leider gibt es im Plot aber deutlich Luft nach oben, zu viel wirkt konstruiert. Einige Gegebenheiten waren schlicht unmöglich, u.a. die Regelungen zur Adoption. Vor allem die historischen Ungereimtheiten zur DDR sind ärgerlich, hier hätte besser recherchiert werden müssen.
Johannas Geschichte ist für mich die berührendste, die anderen Frauen wirken sehr überspannt und klischeehaft. Manche Verhaltensmuster bringen mich zum Kopfschütteln, auch dienen einige Entwicklungen nicht der Entwicklung der Geschichte, sondern eher als Seitenfüller. Die im Klappentext angekündigten starken Frauen habe ich vermisst. Nach der tollen Ausgangsidee, habe ich hier deutlich mehr erwartet. Die Verbindung der Frauen in unterschiedlichen Zeiten und Orten bietet soviel Potential.

Ein kurzweiliger Roman, der sich gut lesen lässt, jedoch mit Schwächen ausgeführt wurde

Bewertung vom 21.02.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Über schwere Entscheidungen

Chani ist glücklich mit dem Mann ihrer Träume verheiratet. Sie leben in Jerusalem, fern von der gängelnden Verwandtschaft in London. Baruch lässt sich zum Rabbi ausbilden, sie ist Ehefrau und jobbt in einem Blumenladen. Die strengen Regeln der orthodoxen Gemeinde lassen sich hier gut aushalten. Das sie nicht schwanger wird, stellt jedoch ein großes Problem dar, Baruch müsste sich von ihr trennen. Zunehmend verliert sie die Nerven.

Eve Harris hat hier die Fortsetzung zu der Hochzeit der Chani Kaufmann geschrieben und lässt auch alle anderen Figuren aus dem ersten Teil gekonnt auferstehen. Die Eltern der Beiden, die so unterschiedlich sind und ganz andere Ansätze im Miteinander leben. Rivka und Chaim, die die Hochzeit Chani begleitet haben, sind getrennt und kämpfen an ganz anderen Fronten. Rivka versucht sich in der „Außen“-Welt zurechtzufinden, Chaim darf als Rabbi nicht ohne gehorsame Frau sein. Hier zeigen sich ganz andere Probleme, trotz Liebe kann dies Paar einfach nicht gemeinsam leben, weil die strengen Regeln der Gemeinde dies nicht zulassen. Für ihre Kinder bricht eine Welt zusammen, sie tragen emotional schwer an den Auswirkungen dieser Entwicklung und ihr Leben sowie ihre Zukunftsaussichten sind unmittelbar betroffen. Avromi, der älteste Sohn und Freund Baruchs versucht einen ganz anderen Ausstieg.

Für viele der Figuren stehen wichtige Entscheidungen an, die weitreichende Folgen haben können. Eve Harris zeigt gekonnt den inneren Zwiespalt und die Auswirkungen der Entscheidungen auf die Anderen.
Die Autorin gibt hier auf sehr vielfältige Weise Einblicke in das Alltagsleben orthodoxer Juden. Das ist ihr aufgrund der guten Ausgestaltung aller Figuren sehr authentisch gelungen. Immer wieder blitzt auch jiddischer Humor durch. Der Erzählstil nimmt einen gefangen und lassen die Seiten dahinschmelzen.
Diese orthodoxen Gemeinden haben eine Lebensweise, die sich sehr drastisch von unserer unterscheidet und es war wieder spannend dort Einblicke zu bekommen.