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Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2021
Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1
Maurer, Martin

Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Ein realer Fall als Vorlage für einen gelungenen Kriminalroman

Nick Marzek wechselt 1984 nach einer schweren persönlichen Krise aus Berlin nach München in die Mordkommission. Er fremdelt mit der Stadt, ein richtiges Zuhause hat er sich auch noch nicht geschaffen. Sein einziger Halt ist sein Freund und Kollege Aki. Da passieren kurz nacheinander im Bahnhofsviertel zwei Anschläge, die zunächst auf einen Krieg im Rotlichtmilieu hindeuten. Doch dann gibt es ein Bekennerschreiben, das den Brandanschlag in der Diskothek in ein ganz anderes Licht rückt. Es sieht danach aus, als würde ein Zusammenhang mit vorherigen Morden in Italien bestehen. Nick soll vor Ort herausfinden, ob es sich tatsächlich um eine Anschlagsserie handelt. Der italienischen Sprache selbst nicht mächtig, wird ihm kurzerhand die aus Italien stammende Reinigungskraft Graziella als Dolmetscherin an die Seite gestellt.

Gemeinsam versuchen sie in verschiedenen Orten Norditaliens die Verantwortlichen für die Morde zu finden. Dabei müssen sie sich durch einen Dschungel an Zuständigkeiten und persönlichen Eitelkeiten arbeiten. Daß sie schließlich in einem höchst politischen Fall ermitteln, dessen Ausmaße schwer abzuschätzen sind, konnte niemand erwarten.

Anfangs habe ich mich schwer getan mit der Vielzahl an Personen und Ortsbeschreibungen, aber relativ schnell konnte mich Martin Maurer mit seinem Roman abholen. Die Atmosphäre Mitte der Achtziger-Jahre war sehr gelungen herausgearbeitet. Liebevolle Details, wie der Kampf mit dem Stadtplan, tagelanges Warten auf Informationen, die heute in Minuten verfügbar wären, Musik, die auf Cassetten zusammengestellt wurde - das alles hat sehr dazu beigetragen, sich in die damalige Zeit hinein zu fühlen. Die Beschreibung des Rotlichtmilieus scheint ebenso realistisch wie die Beziehung zur Ordnungsmacht Polizei.

Wie realistisch die späteren Ermittlungen tatsächlich beschrieben wurden, kann ich nicht beurteilen. Vorstellbar scheint es mir. Die Charakterzeichnungen und Beziehungen zueinander scheinen mir sehr glaubwürdig. Auch der Spannungsaufbau ist gelungen. Ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem ich von anfänglicher Skepsis eine Steigerung zu absoluter Faszination erlebt habe.

Mein Fazit lautet in diesem Fall: dranbleiben lohnt sich!

Bewertung vom 02.02.2021
Super Fresh
Hay, Donna

Super Fresh


sehr gut

Sehr ansprechende Rezepte in schöner Optik, aber nicht ganz so einfach umzusetzen wie der Titel verspricht

Dieses hochwertig gestaltete Kochbuch in sehr moderner Optik lässt schon auf den ersten Blick keinen Zweifel an dem Hintergrund der Autorin aufkommen. Das Schwergewicht hat tatsächlich eher einen Magazincharakter: Druck auf schwarzem Untergrund, sehr stylische Fotos, Verwendung mehrerer Schrifttypen in einem Textblock.

Die Kapiteleinteilung ist sehr einfach gehalten, die Namen der Rezepte geben schnörkellos die Zutaten wieder. Das gilt auch für die Zubereitungsanleitungen. Sie sind kurz und leicht verständlich geschrieben und lassen sich problemlos umsetzen. Größere Schwierigkeiten bereitet mir allerdings die Beschaffung der Zutaten. Viele der Rezepte erfordern Zutaten, die ich entweder nur schwer beschaffen kann oder in zu großen Mengen für unseren Haushalt.

Nach anfänglicher Enttäuschung gibt es inzwischen aber einige Rezepte, die es mir sehr angetan haben. Besonders gefallen mir einige Gerichte aus den Kapiteln „ruck-zuck-dinner“ und „ab in den tiefkühler“. Die Zutaten sind wirklich einfach zu beschaffen, die Rezepte lassen sich gut umsetzen und sie sind trotzdem viel mehr als nur „ruck-zuck“.

Mein Fazit nach einer ausführlichen Testphase ist deshalb ein wenig durchwachsen.

Besonders geeignet ist dieses Kochbuch für Menschen, die ohnehin viel frisches Gemüse z.B. für Smoothies im Haushalt haben. Etliche Rezepte verwenden beispielsweise Schwarzkohl oder Grünkohl in geringen Mengen. Hinzu kommen einige asiatische, insbesondere japanische Zutaten, die es zumindest bei uns nicht in jedem Supermarkt gibt.

Wegen dieser Einschränkungen gibt es von mir einen Punkt Abzug.

Bewertung vom 07.01.2021
Das Eis schmilzt
Fuchs, Arved

Das Eis schmilzt


ausgezeichnet

Noch ist es nicht zu spät, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen.

Arved Fuchs reist seit vielen Jahren in Regionen, die für die meisten Menschen unerreichbar sind. Die Bilder und Beschreibungen dieser Reisen haben schon immer fasziniert und entsprechend schön sind sie auch in diesem Buch, gleichzeitig aber auch unsagbar deprimierend. Der Autor beschreibt in leisen, eindringlichen Tönen den Wandel der Natur durch die durch Menschen verursachte Umweltzerstörung. Er lässt uns teilhaben an ersten abenteuerlichen Exkursionen, als er in menschenleere Regionen vorstieß, und absurden Begegnungen mit Kreuzfahrtschiffen 40 Jahre später an denselben Orten. Neben erschreckenden Beispielen für Fehlverhalten in ganz unterschiedlichen Bereichen zeigt Arved Fuchs aber auch bemerkenswerte Beispiele für einen anderen, verantwortungsvollen Umgang mit unserem Planeten.

Das Buch ist auf 250 Seiten in 16 Kapitel unterteilt, in sehr leicht verständlicher Sprache geschrieben und reich bebildert. Der erste Teil kann eher als Bestandsaufnahme und Problematisierung bezeichnet werden, der zweite Teil zeigt Lösungswege und anhand einiger ausgewählter Beispiele auch gelungene, ermutigende Umsetzungen.

Anders als viele andere Publikationen zu diesem sehr ernsten Thema macht Arved Fuchs Mut. Wenn wir jetzt handeln, dann ist es noch nicht zu spät. Es gibt genügend Ansätze in ganz unterschiedlichen Bereichen, die bereits funktionieren. Und anders als in den letzten Jahrzehnten gibt es seit „Fridays for Future“ eine breite Bewegung, die sich dem Klimawandel entgegenstellen will und umfangreiche Maßnahmen einfordert.

Arved Fuchs liefert mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Diskussion und vielleicht wird sein eher leiser, nichtsdestotrotz eindringlicher Appell gerade deshalb gehört.

Das Buch bekommt eine klare Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 03.01.2021
Uri Buri - meine Küche
Jeremias, Uri;Mangold, Matthias F.

Uri Buri - meine Küche


ausgezeichnet

Viel mehr als (nur) ein Kochbuch

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass Uri Buri bzw. Uri Jeremias ein mir völlig unbekannter Name war, bevor ich dieses Buch erstmals gesehen habe. Und auch dann hat mich das Cover nicht sonderlich angesprochen. Ein weiteres Fischkochbuch eben, das ich eher desinteressiert aufgeschlagen habe. Doch dann hat mich bereits das kurze, aber sehr eindrückliche Vorwort von Uri Buri gepackt. Dieser Mann hat eine Lebensphilosophie, die sein ganzes Handeln bestimmt. Was er macht, das macht er richtig und umfassend. Folgerichtig ist "Uri Buri - Meine Küche" viel mehr als ein Kochbuch.

Eine sehr ausführliche Einleitung beschreibt das Leben und das Team Uri Buris. Wunderschöne Fotos ergänzen diesen Text. Erst dann folgt ein noch ausführlicherer Teil, in dem es ausschließlich um Fisch geht: Einkauf, Verarbeitung und die verschiedenen Zubereitungsarten. Und erst dann folgt der in einem normalen Kochbuch zu erwartende Rezeptteil. Überwiegend handelt es sich dabei natürlich um Fischrezepte, es gibt aber auch einige Salate, Desserts und Beilagen.
Überrascht hat mich die Einfachheit dieser Rezepte. Wenige Zutaten, eine sehr präzise Zubereitungsanleitung und zum Abschluss Anmerkungen, die Anregungen beinhalten, manchmal aber auch einfach nur sehr unterhaltsam sind. Zu jedem dieser Rezepte gibt es ein Foto, das passend zu Uri Buri ohne Schnickschnack einfach nur ein sehr appetitlich aussehendes Gericht darstellt.

Dieses Buch ist für mich viel mehr als ein Kochbuch und ich kann nicht sagen, welcher Teil mir am besten gefallen hat. Ein absolutes Highlight in diesem Genre!

Bewertung vom 27.12.2020
Unter uns das Meer
Gaige, Amity

Unter uns das Meer


sehr gut

Gescheiterter Rettungsversuch einer Ehe

Das Ehepaar Partlow lebt mit den noch recht kleinen Kindern in einer amerikanischen Vorstadt. Während Michael beruflich erfolgreich, aber unzufrieden ist, leidet Juliet unter Depressionen und hat ihre Dissertation immer wieder verschoben. Nicht nur deshalb kriselt es in der Ehe. Als Michael eine gemeinsame einjährige Weltreise auf einem Segelboot vorschlägt, um sich wieder anzunähern, reagiert Juliet zunächst mit Ablehnung. Michaels Segelerfahrungen sind eher rudimentär, Juliet hat überhaupt keinen Bezug zum Segeln. Trotzdem kaufen die beiden ein Boot und lassen sich auf das gewagte Abenteuer ein.

Bereits zu Beginn ist der unglückliche Ausgang dieser Reise bekannt, doch man weiß nicht genau, was eigentlich passiert ist. Die Autorin erzählt abwechselnd aus Juliets und Michaels Blickwinkel. Dabei lässt sie Michael in Form von Logbucheinträgen während der Reise zu Wort kommen. Er nutzt dieses Buch auch als eine Art Tagebuch, in dem er sich sowohl über aktuelle Erlebnisse, Gefühle und Gedanken als auch über die Vergangenheit und Gegenwart mit Juliet auslässt. Juliets Sichtweise wird anfangs nach Ende der Reise in Rückblenden beschrieben. Ergänzt und vertieft wird das Bild durch den Blickwinkel der siebenjährigen Tochter, die die Reise und die neue Verfügbarkeit des Vaters genießt. Der Sohn ist noch zu klein, um als aktiv beschreibende Person das Bild abzurunden.

Diese Art des Erzählens war durchaus faszinierend, wenn auch nicht immer ganz einfach zu lesen. Im Laufe des Romans entstand wie bei einem Puzzle ein vollständiges Bild, das zumindest bei mir nicht unbedingt meinen Erwartungen entsprach. Auch die Charakterzeichnungen waren gelungen. Aus anfänglich eher groben Umrissen entstanden gegen Ende sehr detaillierte und glaubwürdige Persönlichkeiten. Dabei haben sich meine Sympathien nach und nach verschoben. Je mehr ich über Michael und Juliet erfahren habe, desto weniger konnte ich bestimmte Handlungsweisen und Überzeugungen nachvollziehen oder teilen.

Das Ende lässt mich ein bisschen ratlos zurück. Einerseits hat die Autorin durch ihre Erzählweise eine Spannung aufgebaut, die es stellenweise auch mit einem Thriller aufnehmen könnte. Andererseits wird dann soviel in die Geschichte gepackt, dass es einfach zu viel des Guten ist. Hinzu kommt, dass mir als Nicht-Seglerin einige Stellen dann doch zu langatmig waren. Dafür kann die Autorin aber nichts.

Insgesamt kann ich das gut geschriebene Buch deshalb mit leichten Einschränkungen empfehlen.

Bewertung vom 13.12.2020
Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2
Horowitz, Anthony

Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2


gut

Zu hohe Erwartungen werden (meist) enttäuscht

Anthony Horowitz spielt in seinem Roman selbst eine Hauptrolle – diese Idee ist originell.

Im zweiten Fall des Duos Horowitz - Hawthorne wird ein prominenter Scheidungsanwalt ermordet aufgefunden. Auf den ersten Blick scheint der Fall eindeutig, eine ebenso prominente Künstlerin hat ihn zuvor in einem Restaurant bedroht. Horowitz, der als Drehbuchautor mit einer Verfilmung komplett ausgelastet ist, hat einer dreiteiligen True Crime-Serie mit dem ebenso genialen wie undurchschaubaren ehemaligen Detective Hawthorne zugestimmt. Er muss jetzt widerwillig zwischen Filmset und Ermittlungsorten hin und her eilen. Als ihm dann noch die absolut unsympathischen und unkorrekt handelnden ermittelnden Polizisten Steine in den Weg legen, ist sein Ehrgeiz geweckt, den Fall vor allen anderen zu lösen. Und der stellt sich als komplexer heraus als erwartet.

Die Parallelen zu Sherlock Holmes, Doctor Watson und Lestrade sind so gewollt und eindeutig, dass sie unmöglich übersehen werden können. Trotzdem bleiben die Charaktere für mich hier ein bisschen zu blass. Horowitz ist der Autor mit vielen erfolgreichen Büchern, der auch als Drehbuchautor arbeitet. Faktisch korrekt, aber als Person nicht wirklich greifbar. Und Hawthorne bleibt nebulös. Clever, belesen, charakterlich eher schwierig. Die Besetzung der Rolle von Lestrade mit einer weiblichen, geistig etwas beschränkten Polizistin mit einem brutalen, skrupellosen Assistenten empfinde ich als ein bisschen fragwürdig. Die anderen, in diesem Fall auftretenden Personen zeichnen sich auch nicht unbedingt durch ein korrektes Verhalten aus. Insofern gibt es hier durchaus Parallelen zu der Sherlock Holmes Vorlage, aber Horowitz überzeichnet, ohne wirkliche Sympathien zu wecken.

Für mich war es tatsächlich das erste Buch dieses Autoren, obwohl mir der Name seit vielen Jahren als Jugendbuchautor und später als Autor der Sherlock Holmes Romane bekannt ist. Vielleicht bin ich genau aus diesem Grund ein bisschen enttäuscht. Der Schreibstil ist wirklich gut lesbar und vermutlich wäre es genau das richtige Buch, um es an einem verregneten Wochenende oder im Urlaub entspannt in einem Rutsch zu lesen. Tatsächlich habe ich viel zu lange gebraucht, weil es mich nicht wirklich fesseln konnte. Ich denke, meine Erwartungen waren einfach viel zu hoch und konnten nur enttäuscht werden.

Mein Fazit: Wirklich gut zu lesen, tolles Cover, nicht ganz so überzeugende Charakterzeichnungen.

Bewertung vom 03.10.2020
Ein Mann der Kunst
Magnusson, Kristof

Ein Mann der Kunst


ausgezeichnet

Herrliche Satire auf den Kunstbetrieb

Herrlich überzeichnet, dabei aber auch sprachlich überzeugend erzählt Kristof Magnusson von einem exzentrischen Maler, der sein eigenes Museum bekommen soll. Dazu ist aber die Zustimmung aller Mitglieder des Fördervereins erforderlich. Der eitle Kurator des Museums will die jährliche Reise des Vereins dazu nutzen, auch die Zweifler zu überzeugen.

Der Kunstbetrieb wird pointiert karikiert, Eitelkeiten und Machtkämpfe sind sicher etwas überspitzt dargestellt, aber doch so nah an der Realität, dass sie glaubwürdig sind. Kristof Magnusson hält dem Bildungsbürgertum mit diesem gesellschaftskritischen Roman den Spiegel vor.

Man muss kein Kunstliebhaber sein, um dieses Buch zu mögen. Eine gewisse Nähe zum Kulturbetrieb sollte trotzdem vorhanden sein, um die wunderbar entwickelten Details wirklich schätzen zu können.

Bewertung vom 27.09.2020
Vegan! Das Goldene von GU

Vegan! Das Goldene von GU


ausgezeichnet

Empfehlenswertes Schwergewicht nicht nur für Neueinsteiger

Auf 400 Seiten finden sich Basics und ausgeklügelte Rezepte für Veganer und die, die einfach lecker essen wollen, dazu aber nicht unbedingt tierische Produkte brauchen.
Grob unterteilt ist das Buch in Frühstück, Salate, Suppen, Hauptgerichte, Küchenklassiker und natürlich Süsses. Bei vielen Rezepten ist die Zutatenliste überschaubar bzw. ein Großteil der Zutaten ist im Normalfall vorrätig. Die Beschaffung der fehlenden Nahrungsmittel sollte auch keine große Herausforderung darstellen.
Die Arbeitsschritte sind sehr leicht verständlich geschrieben, meist auf einer Buchseite untergebracht und zusätzlich veranschaulicht durch ein sehr ansprechendes ganzseitiges Foto.
Aufgrund des Gewichtes von immerhin 1,5 kg klappen die Seiten beim Kochen nicht zu.
Mein Fazit nach inzwischen mehreren ausprobierten Gerichten ist durchweg positiv, allerdings sollte man sich vorher überlegen, ob man dieses Monstrum tatsächlich auch nutzen will.

Bewertung vom 27.09.2020
Ein Sonntag mit Elena
Geda, Fabio

Ein Sonntag mit Elena


sehr gut

Ruhige und nachdenklich stimmende Familiengeschichte

Nach dem Tod seiner Frau vor einigen Monaten lebt der 67jährige Vater dreier längst erwachsener Kinder alleine in der Turiner Wohnung. An diesem Sonntag hat er seine älteste Tochter mit ihrer Familie zum Essen eingeladen und kocht deshalb zum ersten Mal in seinem Leben die Rezepte seiner verstorbenen Frau nach. Doch dann klingelt das Telefon, seine Enkelin hatte einen Unfall und die Familie ist in der Klinik. Er kann nichts tun, als auf weitere Informationen zu warten. An seinem Lieblingsplatz im Park trifft er auf Elena, eine alleinerziehende Frau, und ihren Sohn, der dort mit seinem Skateboard Tricks probiert. Sehr zögernd fangen die beiden Erwachsenen ein Gespräch an, an dessen Ende er Elena und ihren Sohn zum Essen einlädt.

Die Geschichte wird aus der Perspektive der jüngeren Tochter erzählt, zu der er zu diesem Zeitpunkt kaum Kontakt hat. Nachdem der Vater beruflich ständig im Ausland war, sehnt er sich als Rentner jetzt nach der Nähe zu seinen Kindern. Doch die leben ihr eigenes Leben, auch räumlich weit entfernt vom Vater. So erfahren sie auch erst viele Jahre später von der für beide Parteien einschneidenden Begegnung an diesem Sonntag.

Fabio Geda hat einen leisen und sehr ruhigen Roman ohne besondere Höhen und Tiefen geschrieben. Das Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Lebenswelten, Erwartungen und Hoffnungen in Familien werden in seiner Geschichte sehr berührend veranschaulicht. Seine Erzählung stimmt nachdenklich, manchmal traurig, am Ende aber auch optimistisch und ist dann vielleicht sogar ein kleines bisschen zu süßlich.

Bewertung vom 02.08.2020
HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! - 55 fantastische Reiseziele in Deutschland
Rooij, Jens van

HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! - 55 fantastische Reiseziele in Deutschland


ausgezeichnet

Kein Reiseführer im herkömmlichen Sinn - schön, aber nur eingeschränkt praxistauglich

Dieser Reiseführer der etwas anderen Art passt eigentlich perfekt in die jetzige Zeit. Es gibt so viele Orte in Deutschland, die tatsächlich eine Reise wert sind, ohne dass man sich dessen bewusst ist.

Das Buch ist unterteilt in Norden und Süden, die tollen Fotos, lesenswerten Begleittexte und ausgewählten Adresstipps sind perfekte Anregungen für einen Urlaub im eigenen Land. Und selbst wenn man keinen einzigen Ort selbst besucht, allein die Fotos lohnen sich.

Die Gegenüberstellung von 55 weltberühmten Sehenswürdigkeiten, die wohl bei den meisten Menschen Fernweh auslösen, mit verblüffend ähnlich aussehenden Bauwerken oder Landschaften in Deutschland stellt das Reiseverhalten vieler Deutscher ein bisschen in Frage. Bei genauerem Hinsehen muss man allerdings feststellen, dass die Adresslinks häufig auf nicht ganz so preiswerte Unterkünfte bzw. Highlights verweisen und die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oft einigermaßen beschwerlich ist. Das ist schade, denn es könnte ein perfektes Buch in Zeiten von Corona und fridays for future sein. So bleibt es ein wunderschön gemachtes Buch mit schönen Bildern und Anregungen für einen Kurztrip in der näheren Umgebung, vielleicht auch für eine Reise im eigenen Land. Es ersetzt aber keinen Reiseführer und richtet sich doch eher an Menschen, die über ausreichende finanzielle Grundlagen und meist auch ein eigenes Fahrzeug verfügen.