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Bookwood
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Bad Honnef

Bewertungen

Insgesamt 99 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2023
Die Superkräfte der Vögel
Hartmann, Silke

Die Superkräfte der Vögel


ausgezeichnet

Erstaunliches aus der Vogelwelt
Eigentlich bin ich nicht wirklich der Sachbuch-Fan, aber das Buch von Silke Hartmann hat mich ganz schön neugierig gemacht. Geht es hier doch um „Die Superkräfte der Vögel“. Gerne beobachte ich die putzigen Piepmätze in meinem Garten oder in der Natur und war deshalb recht gespannt, was ich in diesem Buch aus dem Kosmos-Verlag wohl noch Neues über sie erfahren könnte.
Ein bisschen musste ich mich doch erst in den etwas unkonventionellen Schreibstil der Autorin hineinarbeiten, denn die Sachbücher, die ich schon gelesen habe, waren in punkto Schreibstil eher nüchtern und wissenschaftlich gehalten. Ich muss aber letztendlich sagen, dass der lockere Plauderton in dem Silke Hartmann in ihrem Buch erstaunliche Fakten über Vögel vermittelt, einen großen Teil des Charms ihres Werkes ausmacht. Ergänzt wird der Text sowohl durch schöne Fotos als auch durch die originellen Zeichnungen der Illustratorin Veró, die an Comics erinnern. Diese gelungene Mischung ist die Grundlage dafür, dass man ein Sachbuch über Vögel in der Hand hält, das witzig ist, aber gleichzeitig auch Wissenswertes vermittelt ohne belehrend zu wirken. Für mich war es eine perfekte Mischung oft zu schmunzeln, aber gleichzeitig auch über außergewöhnliche Entdeckungen aus der Vogelwelt zu staunen. Außerdem hat das Buch mit seinen knapp 200 Seiten die perfekte Länge und überhäuft bei der Lektüre nicht mit Informationen.
Die Auswahl der verschiedenen Kapitelthemen fand ich sehr gelungen. Da war ganz viel Verblüffendes dabei, was manche Vogelart in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Das kräftige Blau des Covers ist sicherlich ein guter Eyecatcher und auch der Titel macht neugierig. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, die Neuerscheinungen des Kosmos-Verlags mal wieder etwas mehr in den Blick zu nehmen. So macht das Lesen von Sachbüchern nämlich wirklich Spaß.

Bewertung vom 18.10.2023
Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


ausgezeichnet

Mal wieder richtig richtig gut
Es gibt ja inzwischen wirklich sehr viele skandinavische Krimis. Einige Autor*innen sind sicherlich besser als andere, aber Viveca Sten sticht für mich mit ihren Büchern da immer ganz besonders hervor. Auch der zweite Band ihrer neuen Serie, die in Åre spielt, ist für mich wieder sehr überzeugend, spannend und kurzweilig. Dabei gefällt mir immer besonders gut, wie hervorragend es der Schriftstellerin gelingt, Atmosphäre zu beschreiben und den Spannungsbogen bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten. Dabei hat sie mit Hanna Ahlander und Daniel Lindskog ein sehr sympathisches Ermittlerduo kreiert, in dem jeder auf seine Art, nicht nur gegen seine eigenen Dämonen kämpft und neben der Aufklärung eines Gewaltverbrechens auch noch mehr oder weniger versucht, das eigene Leben in geregelten Bahnen verlaufen zu lassen.
Dabei tun sich die beiden Ermittler zunächst nicht leicht mit der Lösung ihres neuen Falles. Der ehemalige Skistar Johan Andersson wird tot aufgefunden. Erschreckend ist die Brutalität mit der er ermordet wurde. Doch wer hat diese schreckliche Tat begangen? Angeblich haben ihn alle geliebt und niemand hätte einen Grund gehabt ihn umzubringen.
Doch da ist auch noch die Geschichte von Rebecka. Sie ist schon von Kind an Mitglied in einer extrem konservativen Sekte und mit dem charismatischen Ole verheiratet. Er misshandelt sie und sie beginnt sich zu fragen, ob sie diesem Leben irgendwie entrinnen kann.
Mir hat an der Anlage des Buches besonders gefallen, dass die einzelnen Kapitel immer relativ kurz waren und es demzufolge häufige Perspektivwechsel gab. Deshalb wurde das Buch trotz seiner 500 Seiten nie langweilig, sondern steigerte bis zum Schluss die Spannung.
Die Umschlaggestaltung finde ich sehr schön und passend. Ich freue mich jetzt schon auf den 3. Band mit den Ermittlern Hanna und Daniel.

Bewertung vom 18.10.2023
Wellenkinder
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


sehr gut

Mutterliebe ist stärker als alles andere
Wirklich ein berührendes Buch das Liv Marie Bahrow da mit ihrem Roman „Wellenkinder“ verfasst hat. Es zeigt, dass Mutterliebe stärker sein kann, als alles andere und zeigt gleichsam auch, was die Gefühllosigkeit von Menschen bewirken kann. Sie erzählt gleich mehrere Geschichten von Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten erschütternde Dinge erlebten und berichtet davon, wie diese Erlebnisse noch auf ihre Kinder in der Jetzt-Zeit Auswirkungen haben.
Im Mittelpunkt der Story steht aber auch der Familienvater Jan, der vor den Trümmern seiner Ehe steht, jedoch den Kampf aufnimmt, diese noch zu retten.
Besonders beeindruckt hat mich dabei die Geschichte von Oda, die in den 70er Jahren aus der DDR fliehen will, in den Strudel eines ungeheuerlichen Verrats gerät und schließlich, als sie schon fast aufgegeben hatte, doch noch ihr Kind wiederfindet.
Versucht man einmal den Inhalt des Buches zusammenzufassen, stellt man fest, dass in den gut 400 Seiten des Romans sehr viel erzählt wird. Dies geschieht aber so interessant und mit immer wieder durchgeführten Blickwechseln der einzelnen Protagonist*innen, dass der rote Faden immer deutlicher wird und das Ende dann nicht wirklich überraschend ist, was der Güte des Romans m.E. Jedoch keinen Abbruch tut.
Die Frauengestalten des Buches haben mich durchweg überzeugt. Etwas schwächer ist für mich die Figur des Jan geraten, der sich an einigen Stellen der Geschichte doch etwas zu sehr selbst bemitleidet. Etwas problematisch fand ich auch das ewig quengelnde Kleinkind Connie, das mir an einigen Stellen doch zu viel Raum einnimmt.
Alles in allem hat mir der Roman aber absolut gefallen und ich würde ihn auf jeden Fall weiterempfehlen. Die Covergestaltung finde ich ausgesprochen schön. Die türkise Farbe, die den Einband dominiert passt sehr gut zu der übrigen Gestaltung.

Bewertung vom 09.09.2023
Vom Himmel die Sterne
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


sehr gut

Sallie Kincaid - eine absolut sympathische Heldin
Das Buch „Vom Himmel die Sterne“ der Autorin Jeanette Walls ist für mich eine der positiven Überraschungen des Literaturjahres 2023. Fand ich ihr Erfolgsbuch „Schloß aus Glas“ schon sehr besonders, so muss ich sagen, dass die Verfasserin mich mit diesem Werk noch mehr überzeugen konnte.
Der Roman spielt in Amerika in Virginia zu den Zeiten der Prohibition. Die Heldin der Geschichte, Sallie Kincaid, ist die Tochter des mächtigen Dukes, der im gesamten County mit seinem Familienclan das Sagen hat. Doch Sallie, die anfangs im Schoße der Familie aufwächst, obwohl ihr Vater nach dem mysteriösen Tod ihrer Mutter, neu geheiratet hat, wird als Mädchen zu ihrer Tante verbannt nachdem sie ihren kleinen Bruder in Gefahr gebracht hat. Erst nach dem Tod ihrer Stiefmutter kehrt sie in ihr Elternhaus zurück, um fortan auch für ihren Vater zu arbeiten. Als ein tragischer Unfall passiert, muss Sallie Entscheidungen treffen, die die junge Frau emotional stark belasten und sie zwingen, als Frau in einer von Männern dominierten Welt ihre Rolle zu finden.
Sally Kincaid ist eine Protagonistin, die mir durch und durch sympathisch ist. Sie lehnt sich überzeugend gegen die Rolle auf, die Frauen in den 40er und 50er Jahren zugewiesen wurde. Sie geht ihren eigenen, manchmal sehr steinigen Weg, ohne dabei die Empathie gegenüber ihren Mitmenschen zu verlieren. Das tut sie mit einer Konsequenz, die man sich oft für seinen eigenen Lebensweg wünschen würde.
„Vom Himmel die Sterne“ ist keiner leichter Unterhaltungsroman. Die Tiefgründigkeit des Romans wird aber durch den tollen Schreibstil von Jeanette Walls so meisterhaft gut verpackt, dass es wirklich Spaß macht, das Buch zu lesen. Spannend ist es zudem und manche unvorsehbare Wendung der Geschichte, besonders in den Schlusspassagen, fesseln bis zum Ende Werkes. Für mich ein absoluter Lesegenuss, den ich nur allen, die starke Frauenpersönlichkeiten mögen, empfehlen kann.

Bewertung vom 09.09.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


ausgezeichnet

Lebenswege im 19. Jahrhundert
Anna-Maria Caspari beschreibt in ihrem Roman „Perlenbach“ die Lebenswege dreier sehr unterschiedlicher Menschen. Der Bauernjunge Wilhelm entflieht seinem armen Elternhaus, weil er im wohlhabenden Stoff-Fabrikanten Becker einen Förderer findet, der ihm eine Ausbildung in seiner Fabrik ermöglicht. Durch ein Missverständnis muss er jedoch in Schande in sein Heimatdorf zurückkehren und dort sein Leben neu ordnen. Während seiner Zeit in der Tuchfabrik in Monschau entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen Wilhelm, der Arzttochter Louise und dem Fabrikantensohn Jacob. Doch was sie als Heranwachsende verband, wird beim Eintritt ins Erwachsenenleben durch bestehende Konventionen und Standesgrenzen zerstört. Louise und Jacob, die beide versuchen, sich auf ihre eigene Art gegen diese Konventionen zu wehren, schaffen dies nur teilweise, Wilhelm findet für sich letztendlich auch einen Weg, in seinem Eifeldorf glücklich zu werden.
Mich hat der Roman von Anna-Maria Caspari sehr beeindruckt. Sie beschreibt das Leben in der Eifel sehr treffend. Wer diesen Landstrich kennt, weiß wie karg das Leben dort in den kleinen Dörfchen im 19. Jahrhundert gewesen sein muss. Louise als wissbegierige junge Frau, die ein Medizinstudium zu dieser Zeit anstrebte und Jacob, der durch sein „Anderssein“ nur ein Leben am Rande der Gesellschaft führen kann, auch diese beiden haben, obwohl begütert und durch ihre Familien privilegiert, einen steinigen Lebensweg, den die Autorin einfühlsam beschreibt. Das Buch ist wirklich ein sehr gelungener historischer Roman, der eher leise Töne anschlägt, aber trotzdem in den Gedanken noch lange nachhallt. Ich habe mir jetzt auch den Vorgängerband gekauft, der ja auch in Wollseifen spielt und bin schon sehr gespannt auf die Lektüre. Die Covergestaltung spricht mich ansolut an und ist gut ausgesucht.

Bewertung vom 01.09.2023
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


sehr gut

Guter erster Aufschlag für ein neues Ermittlerduo
Fredrika Storm heißt die junge Kommissarin, die im Krimi „Schwarzvogel“ von Frida Skybäck für die Polizei im schwedischen Lund ermittelt. Von ihrem letzten Einsatz traumatisiert, ist sie quasi in ihre alte Heimat geflüchtet und versucht dort wieder Halt in ihrem Leben und Orientierung in ihrem Beruf zu finden. Allerdings scheint Fredrikas Familie in das Verbrechen verwickelt zu sein, das die Ermittlerin aufklären soll. Deshalb tut sie sich zunächst schwer in ihrer Rolle, zumal sie auf eine Wand des Schweigens trifft und besonders ihr Vater scheint etwas zu verbergen zu haben. Hatte er ein Verhältnis mit dem Mädchen, das im Eis einbrach und im See ertrank?Hängt ihr Tod zusammen mit dem Verschwinden von Fredrikas Mutter, zu dem ihr Vater auch beharrlich schweigt?
Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin ein sehr interessantes und gegensätzliches Ermittlerpaar kreiert hat, indem sie Fredrika den intellektuellen Henry zur Seite gestellt hat. Beide bewahren ihre Geheimnisse, nähern sich aber trotzdem rasch an, weil die Chemie zwischen ihnen einfach stimmt. Da ist aber noch Luft nach oben für eine gute Zusammenarbeit in den angestrebten Folgebänden. Manche Dinge auf der privaten Ebene bleiben im Auftaktband etwas im Dunkeln. Das macht natürlich auch neugierig auf die Fortsetzung. Der Fall an sich war spannend geschildert und endet doch eher überraschend. Außerdem ist das Buch absolut nicht brutal, was die nicht so hartgesottenen Krimifans freuen wird. Alles in allem eine klasse Lektüre für Fans skaninavischer Mordfälle. Das Cover ist sehr ansprechend und passend. Von mir erhält das Buch auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.08.2023
Eine glückliche Familie
Kabler, Jackie

Eine glückliche Familie


gut

Wem kann man noch trauen?
Jackie Kabler beschreibt in ihrem Roman „Eine glückliche Familie“ wie das Leben einer alleinerziehenden Mutter plötzlich zum Albtraum wird. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Beth, deren Alltag mit den Kindern und der fordernden Berufstätigkeit als Praxismanagerin zwar immer wieder turbulent ist, die ihr Leben aber eigentlich im Griff zu haben scheint. Doch plötzlich gerät ihre Welt aus den Fugen, denn eines Tages steht ihre Mutter vor der Tür, die die 10-jährige Beth bei ihrem Vater zurückließ und ohne ein Wort damals von ihrer Familie wegging. Beth kann es kaum fassen und nimmt ihre Mum Alice mit offenen Armen in ihr Haus auf. Doch auf einmal geschehen seltsame Dinge: Sachen verschwinden, jemand scheint Beths Unterlagen und Schubladen zu durchwühlen und schließlich taucht ein intimes Video von ihr auf Social Media auf, das so unglaublich ist, dass Beth ihre Arbeit zu verlieren droht. Und da ist auch noch der schwarze Fleck aus ihrer Vergangenheit: war sie wirklich schuldig am Freitod ihrer Mitschülerin Lucy? Plötzlich kann Beth sich auf niemanden mehr verlassen. Wer spielt solch ein böses Spiel mit ihr? Ihre Haushälterin und auch ihre Freundinnen geraten in den Verdacht, ihr so übel mitzuspielen. Beth kann eigentlich niemanden mehr trauen, oder doch?
Die Story hat mir eigentlich vom Aufbau her ziemlich gut gefallen. Der Albtraum für Beth entwickelt sich langsam und steigert sich stetig, wobei ich den Plot dann schon wieder etwas zu vorhersehbar fand. Beth wirkt schon stellenweise sehr naiv und ihre Person ist phasenweise nicht so wirklich überzeugend gezeichnet. Teilweise fand ich sie sogar etwas nervig. Die Idee für das Buch ist originell, die Handlung hätte aber durchaus noch subtiler sein können, um die Glaubhaftigkeit zu steigern. Trotzdem ein absolut unterhaltsamer Spannungsroman, der durch seinen angenehmen Schreibstil angenehm zu lesen ist.
Die Umschlaggestaltung ist ok. Was ich nicht so glücklich finde ist der gewählte Titel, der m.E. den Inhalt nicht so passend beschreibt, aber das kann man vielleicht auch anders sehen.

Bewertung vom 06.08.2023
Der Frühling ist in den Bäumen
Revedin, Jana

Der Frühling ist in den Bäumen


weniger gut

Bleibt mir leider zu sehr an der Oberfläche
So ganz war ich mir schon zu Beginn meiner Lektüre nicht sicher, ob der neue Roman von Jana Revedin „Der Frühling ist in den Bäumen“ wirklich das richtige Buch für mich ist.
Da ich mich aber durchaus gerne auf Neues und Anderes einlasse, entschied ich mich aber dann doch dafür, den Roman, der mit seinen 250 Seiten ja auch recht überschaubar ist, zu lesen.
Begeistern konnte mich das Buch dann leider nicht so recht. Meines Erachtens lag es daran, dass Vieles nur oberflächlich erzählt wird und ich als Leserin an manchen Stellen einfach mehr erfahren hätte.
Die Idee, hauptsächlich einen Tag im Leben einer Protagonistin, in diesem Fall ist es die 24-jährige Journalistin Renina, zu beschreiben, durch den sich ihre gesamte Lebenssituation gravierend ändern wird, ist grundsätzlich gut, aber in diesem Fall bleiben einfach zu viele lose Enden und Fragen zurück, als das man den Roman für eine Runde Sache halten könnte.
Renina hat „spontan“ Fred geheiratet, der sie komplett durch seine Obsessionen vereinnahmt und sie von ihren Freunden und auch von ihrer Familie entfremdet hat. Als sie eines Morgens in einem Hotelbett zusammen mit Kollegen ihres Mannes aufwacht und sich nicht mehr an die Nacht erinnern kann, erkennt sie wie schamlos Fred sie für seine eigenen Interessen ausnutzt und beschließt, sich von ihm zu trennen. Zum Glück kann sie auf die Unterstützung ihrer Freunde und ihrer Familie zählen.
Mich hätten doch sehr mehr Details über die Beziehung von Fred und Renina interessiert. Die Figur des Fred ist mir einfach zu ungenau gezeichnet. Außerdem finde ich es nicht stimmig, dass die taffe Journalistin so naiv gegenüber den Machenschaften ihres Mannes ist. Teilweise wirkt die Story auch so konstruiert, besonders der Schluss, bei dem Marlene Dietrich dann erstaunlicher Weise noch selbst auftritt. Alles in allem konnte man den Roman eigentlich gut lesen, überzeugt hat er mich allerdings nicht. Vielleicht versuche ich es einmal mit einem anderen Buch von Jana Revedin.

Bewertung vom 21.07.2023
Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1
Perbandt, Anna

Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1


sehr gut

Freundinnen fürs Leben
„Frühlingstöchter“ von Anna Perbandt erinnert zu Anfang etwas an das Buch „Der Trotzkopf“, das vielleicht manche Leserin noch aus der Kindheit kennt. Eine der Protagonistinnen ist nämlich die adlige Eleonore von Jagow, die bis zu ihrem 16. Lebensjahr relativ frei von gesellschaftlichen Regeln und Zwängen auf dem Gut ihrer Familie in der Nähe der Hansestadt Lübeck aufwächst. Ihre Eltern kümmern sich wenig um eine angemessene Erziehung, denn ihre Mutter ist schwermütig und ihr Vater ständig auf Reisen. So kommt diese Aufgabe ihrem älteren Bruder Henry zu, der, weil er sich für längere Zeit in Lübeck aufhalten muss, beschließt, Nora in einem dortigen Mädchen-Internat unterzubringen. Anfangs sträubt sich seine Schwester dagegen, zumal sie sich auch nicht von Karl trennen möchte, dem Sohn der Köchin, mit dem die junge Comtess aufgewachsen ist. Als dieser jedoch auch nach Lübeck geht, um dort im Hafen zu arbeiten, willigt Nora schließlich ein, um in Karls Nähe bleiben zu können. In Lübeck angekommen macht sie sich auf die Suche nach ihm und wird von der jungen Lehrerin Gesche Petersen aus einer brenzligen Situation gerettet. Gesche und Henry fühlen sich direkt zueinander hingezogen, doch ihr Standesunterschied macht einen glücklichen Ausgang ihrer Liebe eigentlich unmöglich.
„Frühlingstöchter“ bildet den ersten Band einer Fortsetzung, die die Schicksale junger Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Fokus stellt. Dabei geht es in erster Linie allgemein um die Rolle der Frauen als Anhängsel ihrer Männer und um die Standesunterschiede, die zu dieser Zeit noch sehr ausgeprägt waren.
Grundsätzlich werden diese Themen gut dargestellt, allerdings fehlt mir an einigen Stellen des Buches doch etwas der Tiefgang. Ich hätte mir noch etwas mehr detailliertere Beschreibung mancher Hintergründe gewünscht, z.B. bezüglich des unterschiedlichen Alltags der Grafenfamilie und ihrer Bediensteten. Auch die Figur des jungen Karls bleibt mir etwas zu sehr an der Oberfläche. Gefallen hat mir die Figur der Fanny, die sich genötigt sieht, einen ihr völlig unbekannten älteren Mann zu heiraten, nur um die Rolle des armen Waisenkindes abstreifen zu können. Ich mochte im Großen und Ganzen auch die Figur der zweiten Protagonistin Gesche Petersen, allerdings gleiten mir die Beschreibungen ihrer Gefühle zu Henry manchmal doch etwas zu sehr ins Kitschige ab.
Alles in allem ist für mich „Frühlingstöchter“ eine angenehme wenn auch leichte Sommerlektüre gewesen. Wer keine höheren Ansprüche z.B. an geschichtlich gut fundierte Hintergrundinformationen stellt, wird den Roman bestimmt auch mögen. Für die Folgebände sehe ich aber noch „etwas Luft nach oben“ und bin gespannt, wie es mit Nora, Karl, Gesche und Henry weitergeht.
Die Covergestaltung ist wirklich gut gelungenen passt sehr schön zur Geschichte.

Bewertung vom 21.07.2023
Nicht ein Wort zu viel
Winkelmann, Andreas

Nicht ein Wort zu viel


ausgezeichnet

Fesselnde Lektüre
Für mich sind die Thriller von Andreas Winkelmann immer ein absolutes Muss. Und so habe ich mich auch nach Erscheinen seines neuen Buches „Nicht ein Wort zu viel“ mit Begeisterung in die Lektüre gestürzt. Was mir besonders an den Krimis des Autors gefällt ist, dass die Themen, die er in den Mittelpunkt stellt, immer total am Puls der Zeit angesiedelt sind.
Sein neuestes Werk spielt in der Welt der Social Media. Die Mitglieder einer Buchblogger-Gruppe werden quasi gezwungen, einigen ihrer Mitblogger*innen beim Sterben zuzusehen. Nur die anderen können sie noch retten, indem sie dem perfiden Mörder eine überzeugende Geschichte in fünf Worten erzählen. Was hier etwas konstruiert klingt, wird jedoch ihn einer abwechslungsreichen Handlung mit diversen Wendungen und einem guten Plot erzählt, die spannend vom Anfang bis zum Ende ist. Der ermittelnde Zielfahnder Jaro, ein etwas kaputter Typ mit unkonventionellen Ermittlungsstrategien, wird gut ergänzt durch seinen ruhigen Kollegen Simon Schierling, der selbst einen tragischen Schicksalsschlag in der Familie verkraften muss. Die Protagonistin Faja, durch ihre Kindheitserlebnisse traumatisierte, erlebt einen weiteren Albtraum, mit dem sie fertig werden muss. Dabei ist ihr die Psychotherapeutin Aylin, die mit ihrer locker-ironischen Art, oft allen ein Lächeln ins Gesicht zaubert, eine große Hilfe. Sie ist auch eine meiner Lieblingsfiguren des Buches.
Ich konnte den Thriller von Andreas Winkelmann wieder nicht aus der Hand legen und warte schon voller Ungeduld auf sein nächstes Werk.
Die Covergestaltung hat einen hohen Wiedererkennungswert, weil alle Bücher des Autors so ähnlich aussehen. Das gefällt mir!