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Benutzername: 
SusanK
Wohnort: 
Osnabrück

Bewertungen

Insgesamt 191 Bewertungen
Bewertung vom 24.09.2023
Always love you / Ikonen ihrer Zeit Bd.11
Faber, Hanna

Always love you / Ikonen ihrer Zeit Bd.11


gut

Bereits bei ihren Auftritten im Kirchenchor fällt die großartige Stimme von "Nippy" auf, wie die Tochter von Cissy Houston von hren Freunden genannt wird. Ihren Wunsch, Profi-Sängerin zu werden, unterstützt die Mutter durch hartes Training, und ihre beste Freundin Robyn Crawford widmet ihr ihr komplettes Leben, um für sie da zu sein. Dagegen belasten unglückliche Liebesbeziehungen und vor allem Drogen die sensible Sängerin und Schauspielerin, deren HIts "I will always love you", "I wanna dance with somebody" und viele mehr sie zu der erfolgreichsten und bekanntesten Soul-Sängerin aller Zeiten gemacht haben.

Die Romanbiografie "Always love you" von Hanna Faber ist der 10. Band aus der Serie "Ikonen ihrer Zeit" aus dem Ullstein Verlag, die sich bedeutenden Frauen und ihren Schicksalen widmet. In diesem Band huldigt die Autorin der stimmgewaltigen schwarzen Sängerin Whitney Houston, deren Hits wohl allen Leser*Innen bekannt sind.

Hanna Faber hat gut gut recherchiert und ergänzt die zahlreichen Fakten um das Leben von "Nippy" mit fiktiven Dialogen, inneren Monologen der Sängerin und ergänzenden Handlungen. So konnte ich sehr viel über die private Whitney Houston, ihre Karriere und die Hintergründe dazu erfahren, was mir bis dato nicht bekannt war. Der flüssige, angenehme Schreibstil der Autorin garantiert ein unterhaltsames Lesevergnügen.

In diesem Zusammenhang gefiel es mir, dass die Beziehung von Whitney zu ihrer Freundin Robyn einen großen Raum einnimmt, die als Jugendfreundin, Geliebte und persönliche Assistentin einen wichtigen und dauerhaften Platz im Leben der großen Sängerin besetzte. Leider galt das auch für die Drogen, die sie fast ihr ganzes Leben begleiteten und schließlich zum frühen Tod der charismatischen Frau führten, sowie ihr starker Glaube, der oft zum Ausdruck kommt.
Die Figuren sind authentisch und in vielen Dimensionen ausgearbeitet und gut greifbar durch die schonungslose Darstellung.

Ein Manko für mich war, dass die Grammy-Verleihung Anfang 1994, in der Houston drei Grammys verliehen wurden, die Romanbiografie einrahmt und dazwischen nicht chronologisch erzählt wird, sondern in jedem Kapitel zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her gesprungen wird, was den Lesefluss immer wieder bremste.

Nicht ganz nachvollziehbar scheint mir auch, dass das Buch 1994 auf dem Höhepunkt von Whitney Houstons KArriere endet und die folgenden Jahre und vor allem ihren tragischen Tod komplett ausblendet, was für mich zu einem runden Bild des Weltstars einfach dazugehört hätte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass durch "Always love you" bei mir sowohl viele Erinnerungen geweckt wurden, als auch viel Neues zu erfahren war über diese Ikone der Musik, so dass ich diese unterhaltsame Lektüre durchaus weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 15.09.2023
Zarentod
Trauboth, Jörg H.

Zarentod


ausgezeichnet

Der russische Präsident Iwan Pavlenko wird aufgrund seines Auftretens von Freunden und Feinden mit den Zaren vergleichen. Im Ukraine-Krieg zeigt er seine wahren Absichten: er will den Krieg gegen die NATO auf Gedeih und Verderben. Während die westliche Welt abwartend agiert, wird der Oli­garch Alexei Sokolow tätig, will Iwans größenwahnsinnigen Pläne verhindern und plant den Tod des Präsidenten. Doch seine Pläne drohen zu scheitern ....

"Zarentod" ist der vierte Band der Marc-Anderson-Reihe des Erfolgsautors Jörg H. Trauboth. Da alle Bücher eigenständige, in sich abgeschlossene Werke sind, lässt sich auch dieses Buch problemlos ohne Vorkenntnis der ersten drei Bände lesen; da die agierenden Figuren um Marc Anderson sich weiterentwickeln, bietet jedoch die Lektüre aller Bände den größeren Genuss.

Der Autor war Generalstabs­offizier in der Luftwaffe und Waffensystem­offizier-Lehrer und hat Erfahrungen im internationalen Krisenmanagement. DIeses liest und spürt der Leser deutlich in diesem Lesestoff, denn Trauboths Begeisterung für die Themen springt einen geradezu an. MIch haben die Erwähnung der vielen Details und Namen (nicht nur der Waffen) jedoch nicht gestört; machten sie doch die Erzählung sehr viel realistischer.

Überhaupt sind die Parallelen zur aktuellen weltpolitischen Lage überdeutlich, was nicht nur bei den Darstellungen der Figuren, ihren Handlungen und dem Ukraine-Krieg ersichtlich ist; auch die gewählten Namen der Handelnden lassen direkt auf reale Personen schließen (genannt werden sollen hier beispielhaft der Bundeskanzler Kai Schuster, der Altbundeskanzler Gert Schreiber oder der Kanzleramtsleiter Wolfram Fuchs). Dennoch verweist der Autor unbedingt darauf, dass es sich um einen rein fiktiven Roman handelt, was man sich gerade bei den Absichten des Zaren und der folgenden Aktionen unbedingt ins Gedächtnis rufen muss. Diese Szenarien haben mich sehr beeindruckt und zum Nachdenken und Diskutieren angeregt.

Während in den ersten Bänden die Figur des Marc Anderson im Fokus steht, wechselt in diesem Band die Perspektive häufig zwischen den wichtigen handelnden Akteuren; die Wechsel sind jedoch sehr gut gekennzeichnet und nach vollziehbar; für mich ergab sich so ein umfassendes, actionreiches Bild.

Dieser Thriller war für mich in seiner Komplexität hochspannend; die Spannungskurve stieg in der Mitte des Buches nochmals deutlich durch die dramatischen Geschehnisse an und endete in einer befriedigenden Auflösung, in der alle losen Enden ihre Aufklärung fanden.

Die Ausarbeitung der Figuren gefällt mir sehr; bis zu den Nebenfiguren sind alle multidimensional und zeigen durchaus überraschende Züge, wodurch eine zusätzliche Spannung entsteht.

Jede*r Leser*in, der einen komplexen und spannenden Politthriller zu schätzen weiß und sich von dem großen Detailswissen und der Begeisterung des Autors für seine Themen, die für viel Authenzität sorgen, nicht abschrecken lässt, findet mit "Zarentod" eine beeindruckende Lektüre, die ich gerne weiterempfehle.

Triggerwarnung: Wer ohnehin Flugangst hat und mit entsprechenden Szenarien seine Probleme, sollte dieses Buch nur lesen, wenn er mit der Fiktion zurechtkommen kann.

Bewertung vom 10.09.2023
Die Akte Madrid / Lennard Lomberg Bd.2
Storm, Andreas

Die Akte Madrid / Lennard Lomberg Bd.2


sehr gut

In Granada wird ein wertvolles Gemälde, das eigentlich als verschollen galt, gestohlen und sein Besitzer, der deutsche Verteidigungsminister Franziskus Ritter beauftragt den Kunstexperten Lennard Lomberg mit der Suche. Brisant ist, dass das Gemälde im Zusammenhang mit der hochexplosiven Geschichte des Vaters der MInisters zusammenhängt und seiner Karriere ein jähes Ende bescheren könnte...
Im MIttelpunkt der Handlung steht diesmal das sagenumwobene Gemälde der (fiktiven) Künstlerin Alma Arras, ein Porträtgemälde mit dem Titel ""Tormenta en ciernes, übersetzt: Ein Sturm zieht auf. Es zeigt Salvador Dalí, Luis Buñuel und Federico García Lorca im Café Gijón von Madrid.

Mit "Die Akte Madrid" findet die Lomberg-Reihe des deutschen Autoren Andreas Storm, der im letzten Jahr sein viel beachtetes Erstlingswerk ""Das neunte Gemälde" veröffentlichte, ihre erste Fortsetzung. Und auch, wenn es wieder vertraute Figuren und kleinere Anspielungen auf den ersten Fall gibt, lässt sich das Buch problemlos ohne Vorkenntnisse lesen und bildet einen abgeschlossenen Fall.

Wie bereits im ersten Buch handelt es sich nicht um einen klassischen Whodunnit,; der KUnstexperte Lomberg, unterstützt von seiner Freundin Sina und seiner Tochter, ermittelt nicht wirklich, sondern Storm erzählt in unterschiedlichen Handlungssträngen und Zeitebenen die Geschichten von der Künstlerin Alma Arras und dem einstigen Honorargeneralkonsul der Bundesrepublik Deutschland in der Provinz Málaga, Julius. Ritter. Dabei legt er Stück für Stück die Vergangenheit dar und nimmt seine Leser mit in die Zeit des spanischen Bürgerkrieges und der grausamen Franco-Diktatur und findet ZUsammenhänge mit den deutschen Nazis und der jungen Bonner Republik.. Die (kurzen) Kapitel sind überschrieben mit Ort und Zeit der Handlung, und es ist nötig, sich wirklich darauf zu konzentrieren, wenn man nicht den Faden verlieren will. Doch die individuelle Erzählweise des Autors und die gepflegte Sprache von Lomberg und seinesgleichen vermochten es wieder, mich in den Bann zu ziehen.

Storm erzählt von komplexen Figuren, spannender deutscher und spanischer Geschichte und wieder einmal von der Beutekunst und bringt wichtige historischen Fragen und Themen dem interessierten Leser näher. Neben spannender Unterhaltung gibt es auch viel INformatives über Politik und Geschichte zu lernen.

Nach etwas zähem Beginn konnte mich die Handlung voll in ihren Bann ziehen und ich fieberte mit bis zu einem rundum befriedigenden Ende.

Ein Personenverzeichnis, das historische Personen von fiktiven Figuren abgrenzt, HIntergrundinformationen gibt und Anlehnungen an real existierende Personen erklärt, rundet das Buch ab.

Für mich ein großes Lesevergnügen, das ich jedem empfehlen kann, der sich von seiner Lektüre nicht einfach nur berieseln lassen möchte, sondern einen echten Mehrwert mag.

Bewertung vom 05.09.2023
Ostfriesengier / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.17 (2 MP3-CDs)
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesengier / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.17 (2 MP3-CDs)


gut

Die neue Amtsleiterin Elisabeth Schwarz ist die neue Chefin von Ann-Kathrin Klaasen und Kollegen. Sie will neue Töne einführen und nutzt das Schachspiel in ihren Einzelgesprächen. Schon bei ihrer Einführung explodiert das Fahrzeug von Dirk Klatt; wenig später wird der ITler KEvon ermordert. Ist ein Polizistenmörder unterwegs? Ann-Kathrin und das Team der Kripo Aurich ermitteln. Und dann kommt auch noch ein zweiter Fall dazu: Die Servierkraft Anneliese aus dem Café ten Kate verschwindet und schnell kommt heraus, das dies nicht ihr richtiger NAme ist. Was hat sie zu verbergen?

"Ostfriesengier" ist bereits der 17. Fall um die Kriminalkommissarin Ann-Kathrin Klaasen und es gibt wieder einmal einen, nein, sogar zwei interessante Fälle, skurrile Situationen, Komik, Ostfriesland-Flair und viel allzu Menschliches.

Ich bin sicher, dass eingefleischte Fans von Klaus-Peter Wolf auch diesen Band lieben werden, hält sich der Autor doch ans Gewohnte. Locker und leicht, mit einem Augenzwinkern erzählt Wolf von der neuen Chefin und bösen Buben. DIe markante Stimme des Autors, der sein Buch selbst eingelesen hat, macht einen besonderen Reiz.

Nur irgendwie konnte Wolf bei mir nicht mehr punkten. In Schneller Folge kommen die doch sich sehr ähnelnden Krimis auf dem MArkt; und sie verkaufen sich gut, denn die Begeisterung für Ostfriesland und die bekannten Figuren ist groß. Doch irgendwie fehlt das Neue. Darüber hinaus wäre es vielleicht besser gewesen, der Autor hätte sich auf einen Fall konzentriert und diesen sauber geschildert. SO ging doch ein wenig durcheinander.

Das größte Ärgernis war für mich jedoch, dass Klaus-Peter Wolf viel Werbung macht. Zum einen gibt es einige Querverweise auf seine anderen Reihen (um Dr. Sommerfeldt und Rupert), genervt hat mich aber, dass ständig Wolfs Lebensgefährtin Bettina Göschl und ihre Mitmach-Kinderlieder, vor allem die "Piraten", auftauchten. Abgesehen davon, dass diese Werbung doch zweifelhaft ist, war es einfach zu viel, dass Göschl immer wieder Szenen hatte und sich in jede Ermittlung schob.

Kann man sicher lesen oder hören zur leichten Unterhaltung, für mich wird es keinen 18. Band mehr geben.

Bewertung vom 05.09.2023
Die schwarze Lilie
Schümer, Dirk

Die schwarze Lilie


gut

1348, Zeit der großen Pest. Florenz ist eine der größten Handelsmetropolen der Welt, die Kaufleute bestimmen die Geschicke der Stadt, die Bankiere agieren weit über die Stadtgrenzen hinaus. Der Deutsche Wittekind Tentronk, der bisher ziellos durch die Welt streifte, findet Arbeit als Agent bei dem superreichen Bankier Pacino Peruzzi, ein Zuhause, Freunde und sogar die Liebe zu der Witwe Cioccia. Als die Söhne des Padrino einer nach dem anderen ermordet werden und der Vater seltsam emotionslos bleibt, sucht Wittekind nach Motiv und Mörder und gerät selbst in größte Gefahr....

"Die schwarze LIlie" ist die Fortsetzung von dem historischen Roman "Die schwarze Rose" des deutschen Autors Dirk Schümer, die jedoch völlig problemlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.

Die Geschichte wird erzählt aus der Ich-Perspektive der Figur Wittekind in flüssiger und angenehm zu lesender Schreibweise. Gewöhnungsbedürftig ist jedoch, dass wörtliche Rede nicht in Anführungszeichen gesetzt ist! Und auch die zahlreichen fremdsprachigen und historischen Bezeichnungen sowie die alten Bezeichnungen von Orten und Gebieten hatten ein häufiges Googeln meinerseits zur Folge - hier wäre eine Glossar hilfreich gewesen. Sicher habe ich einige der teilweise auch ironischen Anspielungen überlesen; als Beispiel sei der Name von Wittekinds Lieblingsschänke genannt, die mit dem Namen "Purgatorium" (dem "Fegefeuer") auch auf Dates Kreise der Hölle anspielt.

Dirk Schümer ist Fachmann für mittelalterliche Geschichte; sein Wissen und seine umfassenden historischen Recherchen finden sich in Hülle und Fülle in dem Buch. Nicht nur in den ausufernden Beschreibungen von Figuren, Florenz und weiterem verliert sich der Autor in teils überflüssigen Details. So droht dem Leser der Verlust des roten Fadens; viele Beschreibungen und Informationen bringen nicht die Geschichte voran und gehen deutlich zu Lasten der Spannung. Wenngleich die zahlreichen Morde und ihre Aufklärung einen historischen Krimi vermuten lassen, geht dieser fast unter; die Handlung nimmt eigentlich erst im letzten Drittel Fahrt auf. Doch hier gab es dann für mich ein anderes Manko: Wie durch ein Wunder wurden die in Lebensgefahr Schwebenden immer im letzten Moment zufällig gerettet; Ungereimtheiten und Übertreibungen führten zu einer gewissen Unglaubwürdigkeit. Dass zu guter Letzt das Ende mich frustriert zurückgelassen hat, passte da fast schon ins Bild.

Großartig sind dagegen die zahlreichen mehr oder weniger versteckten Anspielungen:
Zum einen finden sich etliche Größen aus der Literatur wieder; Dante Alighieri bzw. sein Sohn deklamieren die Göttliche Komödie, der Schankwirt Meo ist der Sohn des italienischen Dichters Cecco Angiolieri, Giovanni Boccaccio, noch erfolglos, erlebt zusammen mit der Hauptfigur sein echtes Decamerone, William von Baskerville (bekannt aus "Der Name der Rose") ist ein Freund von Wittekind...
Und auch die Handlung zeigt einige Parallelen zur Welt der Gegenwart: in Florenz tobt mit der Pest eine verheerende Pandemie,- der Bankier Peruzzi ist - wenig moralisch - aus dem Bankencrash wieder emporgestiegen und auch der Krieg auf der Krim spielt eine nicht unerhebliche Rolle.

Die Figuren sind gut beschrieben und vor allem Wittekind und Cioccia, die das Element der "LIebe" in den Roman einbringen, waren mir durchaus sympathisch. Schön, dass sie auch nicht die üblichen jungen Helden sind, sondern sich bereits im fortgeschrittenen Alter befinden! Cioccia weist darüber hinaus noch eine Besonderheit auf: An ihr zeigt der Autor das Frauenbild der Zeit auf und zeichnet mit ihr eine starke Frau, die sich der Haltung der Frau als besondere "Sklavin" nicht unterwerfen will; sie widersetzt sich Wittekinds Heiratsplänen und bleibt lieber eine selbstbestimmte Witwe.
Eine kleine Nebengeschichte in der Handlung zeigt den special interest des Autors, der auch berufenes Mitglied der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur ist: er zeigt den jüngsten Sohn der Familie Peruzzi als begeisterten "Calcio"-Spieler, einem Ballspiel, das als Vorläufer des Fußballs gilt.

Ein Personenverzeichnis und eine Stadtkarte von Florenz 1348 runden das Werk ab, dessen gut 600 Seiten durchaus gestrafft werden könnten.

Trotz guter Ideen und raffinierten Anspielungen konnte Dirk Schümer nicht vollends überzeugen; die Opulenz zeigte sich einfach zu weitschweifig.

Bewertung vom 16.08.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


gut

1911 wird eines der wohl berühmtesten Gemälde der Welt, die Mona Lisa von Leonardo da Vinci - genannt "La Jaconde" -aus dem Pariser Louvre gestohlen. Ganz Paris ist in Aufruhr und stellt die Frage, wie so etwas passieren konnte. Die Polizei ermverbindet ittelt fieberhaft und befragt Hunderte von Beschäftigten des Museums und sogar der Maler Pablo Picasso gerät unter Verdacht. Hauptkommissar Lenoir Juhel von Sûreté Générale erhält einen besonderen Ermittlungsauftrag....

Der deutsche Schriftsteller Tom Hillenbrand hat viel recherchiert und verbindet im vorliegenden Roman zahlreiche historische Fakten nicht nur um den Diebstahl der "Joconde", sondern allgemein aus der Zeit der Belle Èpoque, und überlässt es auch seinen Lesern laut Nachwort zu unterscheiden, was hierbei frei erfunden, interpretiert oder wahr ist.

Gemäß der amerikanischen Schriftstellerin, Verlegerin und Kunstsammlerin war Paris "der Ort, wo sich das zwanzigste Jahrhundert befand" und so schreibt Hillenbrand ausführlich vom Louvre und seinen Kunstwerken, aber vor allem von zahlreichen historischen Personen, die das Leben vor Ort so bunt machten. Wir lesen von dem Maler Pablo Picasso, seinem Freund, dem Kunstkritiker Guillaume Apollinaire, der Ausdruckstänzerin Isadora Duncan und ihrem Guru, dem Satanisten Aleister Crowley, den Musikern Igor Strawinsky und Claude Debussy, dem Couturier Paul Poiret, den brutalen Anarchisten der Bonnot-Bande und Frankreichs größtem Detektiv, Alphonse Bertillon, dem Italiener Vincenzo Peruggia und vielen mehr, wir reisen mit zu Künstlercafés, Spelunken, in den Bois de Boulogne, die Oper und zu privaten Festen. Dabei springt der Autor von Figur zu Figur, von Ort zu Ort und Zeit zu Zeit und es erfordert höchste Konzentration, alles richtig einzuordnen.

Der Raub von da Vincis Meisterwerk und seine Entdeckung erst zwei Jahre später bilden dabei den Rahmen für eine Vielzahl von Episoden und Einschüben, die eine mögliche (!) Aufklärung bieten; eine Verfolgung und Aufklärung durch die Polizei bzw. Juhel findet eigentlich nicht statt. Wer (wie im Klappentext angegeben) einen historischen Kriminalroman erwartet, sieht diesen unter einer Pracht an Intrigen, Kunst und Kultur verschwinden.

Der zumeist in kurzen Sätzen geschriebene Roman enthält eine Vielzahl an Fremd- und Fachwörtern, von denen ich zugeben muss, dass mir nicht alle bekannt waren und ich zwischenzeitlich googeln musste, und zitiert einige Originalquellen.

Wenn ich auch bisher ein großer Fan von Tom Hillenbrand bin und alle seine Bücher gelesen habe, konnte mich dieses Buch nicht wie gewohnt abholen und fesseln und ich brauchte ungewöhnlich lange für die Lektüre, was ich auf die unglaubliche Vielzahl an Puzzleteilchen zurückführe und dass sehr lange im Unklaren blieb, wie diese zusammenhingen und kein echter Spannungsbogen zustande kam. Auch gelang es mir nicht, eine Beziehung zu einer der Figuren aufzubauen, die zwar interessant mehrdimensional beschrieben wurden, doch nicht besonders sympathisch waren.

Sicher ist "DIe Erfindung des Lächelns" kein Buch, das sich zur Entspannung einfach nebenbei lesen lässt, das aber für Kunst- und Geschichtsinteressierte eine Fülle an Informationen ausbreitet und seine Leser anregt, sich eigene Gedanken über einen der größten Kunstraube aller Zeiten zu machen.

Bewertung vom 15.08.2023
In Schweden stirbt es sich am schönsten
Motte, Anders de la;Nilsson, Måns

In Schweden stirbt es sich am schönsten


ausgezeichnet

Im schwedischen Österlen findet alljährlich ein riesiger Antiquitätenmarkt statt. Als der zwielichtige Händler Nalle Persson mit einem antiken Dolch im Rücken tot aufgefunden wird, hofft die junge Kommissarin Tove Esping, endlich ihren ersten Mordfall aufklären zu können. Doch ihr Chef vertraut auf den Stockholmer Kriminalkommissar Peter Vinston, der gerade in der Gegend Urlaub macht und stellt ihn Tove zur Seite ...

"In Schweden stirbt es sich am schönsten" ist der zweite Fall aus der Reihe der "Österlen Morde" aus der Feder der preisgekrönten schwedischen Kriminal-Autoren Anders de la Motte und Måns Nilsson , der sich problemlos ohne Kenntnis der vorherigen Bandes ("Der Tod macht Urlaub in Schweden") lesen lässt.

Das Autorenduo hat einen herrlich skurrilen Wohlfühl-Krimi ohne viel Blutvergießen geschaffen. Mit viel Leichtigkeit und schrägem Humor fliegen die Seiten nur so dahin und ich war richtig enttäuscht, nach 385 schon am Ende angekommen zu sein.

Der Krimi hat eine schöne, ansteigende Spannungskurve mit einigen großartigen Wendungen und es macht Spaß, den Ermittlern bei der Aufklärung zu folgen. Besonders interessant fand ich hier, dass ein spannendes juristisches Problem behandelt, über das ich mir zuvor noch niemals Gedanken gemacht hatte und sogleich im Deutschen Recht recherchieren musste, ob die Antwort auch in Deutschland so gilt. (Ja!) Die Auflösung in einem dramatischen Auftritt auf großer Bühne klingt an die herausragenden KLassiker an, ist stimmig und das Buch ist in sich abgeschlossen.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Figuren, die mit viel Liebe und Sorgfalt sowie einem Augenzwinkern gezeichnet sind. Besonders ins Herz geschlossen hatte ich sogleich den Stockholmer Kriminalkommissar Peter Vinston, der sich sogar in der sommerlichen Hitze stets formell kleidet und sogar eine Fusselbürste zur Hand hat, wenn er in das "hundeverseuchte" Auto seiner Kollegin einsteigt. Dass seine energische Kollegin aus ganz anderem Holz geschnitzt ist, sorgt für einiges Konfliktpotential; aber in die Urlaubsatmosphäre der reizvollen Provinz Skane passt, wie sich beide zusammenraufen. Und auch die Nebenfiguren sind höchst skurril und mit viel Witz beschrieben.

Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt und gebe eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.08.2023
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
Knecht, Doris

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe


ausgezeichnet

Eine Frau steht am Wendepunkt ihres Lebens: DIe Zwillinge, die sie ohne den Vater großgezogen hat, werden nach der Matura die Familienwohnung verlassen und auf eigenen Füßen stehen. Und so muss auch die Mutter die nun zu große und zu teure Wohnung verlassen, ein neues Zuhause finden und sich einem neuen Lebensabschnitt stellen. So beginnt sie, ihre Wohnung zu entrümpeln und stellt sich den zahlreichen Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit, ihre Familie und einschneidende und belanglosere Erfahrungen.

Die Wiener Schriftstellerin und Kolumnistin hat mit "Eine vollständige LIste aller Dinge, die ich vergessen habe" einen biografisch anmutenden Roman geschrieben, der mich zutiefst berühren konnte und sicher noch lange nachhallen wird.

Die Kinder ziehen aus; das bedeutet für die Eltern - oder eben hier die alleinerziehende Mutter - dass auch für sie ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Von diesem Punkt aus lässt Doris Knecht ihre Ich-Erzählerin, die tatsächlich namenlos bleibt, mit großer Intensität von ihrem gelebten Leben, ihren Wünschen, Träumen und Hoffnungen, berichten. Einen Großteil nehmen dabei die Gedanken und Überlegungen der Erzahlerin ein; ihre Erlebnisse werden meist im Nachgang berichtet. In kurzen Kapiteln erfahren wir von bedeutenden Ereignissen (wie unter anderem Abtreibungen, Drogenerfahrungen) sowie belanglosen Begebenheiten ihres Lebens (wie dem richtigen Platz für einen Esstisch) in einer Tiefe und Intensität, die die Leser*Innen nicht nur teilhaben lässt an dem erzählten Leben, sondern auch zum Nachdenken über ihr eigenes Sein anregt. In manchen der Gedanken habe ich mich (ebenfalls im mittleren Alter mit erwachsenem Nachwuchs und einem Neuanfang) absolut wiedergefunden, einige konnte ich problemlos nachempfinden, andere waren mir unbekannt; dennoch zog mich die authentische Figur völlig in ihren Bann und ich durchlitt mit ihr gemeinsam den entscheidenden Schritt in ein neues Leben. Ängste, sanfte Hoffnungen, Traurigkeit und Melancholie und dabei ein wunderbarer Humor begleiten die Ich-Erzählerin und somit auch die Leser*Innen bei dem anstehenden Schritt, der doch so unaufgeregt erfolgt. Besonders gefallen hat mir dabei der großartige Erzählstil und eben der feine Humor im Ernsten sowie die feministische Haltung der Autorin.

Und obwohl ich sonst gar kein Freund von sanft dahinplätschernder Handlung, ständigen Orts- und Zeitebenenwechseln und vor allen offenen Fragen bin, zog mich die Autorin völlig in ihren Bann. Für mich war die Erzählung absolut stimmig - und macht Lust auf weitere Bücher von Doris Knecht.

Ein ganz wunderbares Buch, das sicher zu meinen Jahres-Highlights gehört und das ich unbedingt weiterempfehlen möchte.

Bewertung vom 18.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


sehr gut

Sanne ist eine Macherin: Neben einem Vollzeitjob und Familie mit zwei inzwischen erwachsenen Kindern, die flüggeg werden, kümmert sie sich auopferungsvoll um ihre Eltern. Da diesen das einst selbst gebaute Haus mit großem Garten mehr und mehr über den Kopf wächst, beschließt Sanne, die Eltern in eine altersgerechte Wohnung umzusiedeln, was diese nur mit Widerwillen geschehen lassen. Ihre beiden Schwestern Gitti und Petra hingegen sind entsetzt.. Alle müssen sich nun mit dem Verlust ihres Elternhauses arrangieren, mit dem Kindheitserinnerungen wach werden - und gleichzeitig ihr eigenes Leben seine gewohnten Bahnen verlässt.

Ute Mank setzt sich in ihrem Roman "Elternhaus" mit einem schwierigen Thema, das die Allermeisten von uns betrifft, auseinander: Was tun, wenn die eigenen Eltern alt werden, wie weit darf und muss man sich einmischen und was bedeutet schließlich der Verlust des eigenen Elternhauses für Erwachsene? Dabei erzählt die Autorin abwechselnd aus der Sicht der ältesten Schwester Sanne und der mittleren Petra, die beide zueinander einen recht konträren Charakter und Lebensentwurf haben. Tief taucht die Autorin ein in die Gedanken und Gefühlswelt der Schwestern, ihrer Kindheit im Elternhaus - und deren eigenes Leben mehr und mehr aus den Fugen gerät.

Trotz des heiklen Themas und der kleinen und großen Katastrophen entwickelte sich beim Lesen ein ganz eigener Sog und ich wurde voll in die Geschichte hineingezogen.DAs Ende würde ich nur bedingt als offen bezeichnen, da eigentlich keine Probleme mehr gelöst werden müssen, sondern sich alle mit ihrer - neuen - jeweiligen Situation - mehr oder weniger - abgefunden haben.

Die Figuren wirken absolut authentisch und als Leser findet man sich in der ein oder anderen wieder.

Für mich ist "Elternhaus" ein Buch, das eine ganz eigene Dynamik entwickelt und tief berührt sowie zum NAchdenken anregt. MIr hat der Roman sehr gefallen und ich empfehle ihn allen Leser*Innen, die sich nicht einfach nur berieseln lassen möchten mit ihrer Lektüre,

Bewertung vom 16.07.2023
Was bisher verloren war / Vergissmeinnicht Bd.2 (eBook, ePUB)
Gier, Kerstin

Was bisher verloren war / Vergissmeinnicht Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Für Quinn ist es schon zur Normalität geworden, in den Saum zu wechseln und dort seine Verletzungen vergessen zu können und mit großer Stärke Abenteuer zu erleben. Kein Wunder, dass auch Matilda gerne mit eigenen Augen sehen möchte, was es dort alles zu erleben gibt. ....

"Was bisher verloren war" ist der zweite Teil der "Vergissmeinnicht"-Trilogie von Kerstin Gier. Natürlich gilt es wieder für Quinn, allerhand Abenteuer zu bestehen, und nun wird auch Matilda immer mutiger und tritt mehr und mehr aus seinem Schatten.

Die Fantasy-Welt hat Kerstin Gier sehr schön ausgearbeitet und es gibt immer mehr zu entdecken für die Hauptfiguren und die Leser*Innen. Interessant ist es, wie die Welt des Saums mehr und mehr auf die reale Welt übergreift; besonders viel Vergnügen hatte ich mit Baximilian, dem Wasserspeier-Dämon. In diesem Zusammenhang macht der eingewobene feine Humor unheimlich viel Spaß.

Kerstin Gier hat einen schönen Spannungsbogen geschaffen und von Anfang bis Ende fieberte ich mit. Dabei gibt es zum einen den großen Bogen um Quinns geheimnisvolle Rolle im Saum, aber auch viele kleinere Geschichten, die uns Leser in Atem halten.

Mir gefällt, wie sich in der "Vergissmeinnicht"-Welt viele Anspielungen auf die anderen Werke der Autorin finden lassen, wie z. B. die Geheimloge und der Wasserspeier-Dämon aus der Edelstein-Trilogie, die Traum-Korridore aus Silber usw. Bei Gier gibt es ja immer einen beliebten Jungen, der eine Beziehung mit dem Mauerblümchen eingeht. Diese Anspielungen sind ein Mehrwert für Leser, die sich in den Büchern auskennen, aber sie stören auch keinesfalls bei Nicht-Kennen, sondern passen harmonisch in das Gegenwärtige.

Die Figuren sind sehr liebevoll mehrdimensional und authentisch und lassen sich mit ihren Handlungen gut nachvollziehen. Nicht nur für Young Adults ist die Teenager-Liebe sympathisch geschildert.

Obwohl ich eigentlich keine LIebhaberin des Fantasy-Genres bin, liebe ich die Urban Fantasy von Kerstin Gier und mir hat der zweite Band "Was bisher verloren war" noch besser gefallen als der erste "Was man bei LIcht nicht sehen kann" und ich warte sehnsüchtig auf das große Finale!