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Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 601 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2024
Emmas Herzdilemma
Gerstenberger, Stefanie

Emmas Herzdilemma


ausgezeichnet

Wenn eine kleine Entscheidung den großen Unterschied macht….

„Aber auch diese vermeintlich falschen Entscheidungen waren wichtig, denn sie haben in mir ja eine Erkenntnis bewirkt und mich die Dinge danach anders machen lassen.“

Weil die fünfzehnjährige Emma schon wieder gewaltigen Mist gebaut hat, soll sie ihre Ferien in Rom verbringen und dort in Tante Dettes Pension aushelfen. Doch dann erhält sie unerwartet die Möglichkeit, doch in ihrem Heimatort Köln zu bleiben. Von nun an verläuft die Geschichte in zwei Versionen: In der einen bleibt Emma in Köln und versucht, ihrem großem Schwarm Oscar näher zu kommen, in der nächsten fliegt sie nach Rom und lernt dort nicht nur Tante Dette besser kennen, sondern auch den süßen Leo… In welcher Version wartet wohl am Ende das große Liebesglück auf Emma?

Die Geschichte ist lebendig, leicht und flüssig aus Emmas Sicht im Präsens geschrieben.
Anfangs spielt sie in Köln, später entwickeln sich zwei alternative Handlungsstränge.
Mit kleinen Motiven am Anfang eines Abschnitts (Kolosseum für Rom, Dom für Köln) ist jeweils. klar gekennzeichnet, um welche der zwei Varianten es aktuell geht. Das sonnengelbe Cover, macht gute Laune, erinnert an Sommer und hat mich sofort angesprochen. Es passt trotz kleiner Unstimmigkeiten im Bezug auf den Inhalt sehr gut zum Roman. Das Buch richtet sich an Leserinnen (und romantisch veranlagte Leser) ab zwölf Jahren.

Emma ist fast sechzehn und ein Teenager wie aus dem Lehrbuch. Sie nimmt wenig bis keine Rücksicht, kümmert sich hauptsächlich um sich selbst und denkt oft zu wenig nach, um die Konsequenzen ihres Handelns vollständig zu erfassen. Als Opas Hund wegen Emmas Unachtsamkeit verletzt wird, ziehen Emmas Eltern die Reißleine. Emma muss endlich lernen, Verantwortung zu übernehmen. Dabei will Emma doch nichts anderes, als ihrem Schwarm, dem süßen Oscar endlich näher zu kommen. Doch auch in anderen Ländern gibt es süße Typen. Ob wohl beides gleichzeitig geht, Liebe und Erwachsenwerden?

Eine faszinierende Vorstellung, dass eine vermeintlich unbedeutende Entscheidung das ganze Leben nachhaltig verändern kann. Diese Idee wird in „Emmas Herzdilemma“ aufgegriffen und in eine wunderbar süße Liebesgeschichte mit Tiefgang verpackt. Gerade der Handlungsstrang in Rom vermittelt herrlich leichte Italien-Urlaubsatmosphäre mit Dolce Vita und Amore. Man bekommt beim Lesen direkt Lust auf einen Romurlaub. Doch trotz aller Leichtigkeit entwickelt sich Emma auch weiter, übernimmt nun Verantwortung. Auch im verregneten Köln beginnt Emma mit der Zeit, mehr nachzudenken unter hinter die Fassaden von manchen Menschen zu blicken. In beiden Versionen kann sich Emma auf besondere Menschen in ihrer Umgebung verlassen. Die zwei Handlungsstränge werden am Ende sehr stimmig zusammengefügt.
„Emmas Herzdilemma“ ist ein wunderbar leichter, packender, kurzweiliger Liebesroman mit Urlaubsatmosphäre und Stoff zum Nachdenken für alle, die gerne träumen.

Bewertung vom 18.05.2024
Familien-Naturführer
Hedder, Katharina

Familien-Naturführer


sehr gut

Die Vielfalt der Natur entdecken - Mitmach- und Bestimmungsbuch in einem

So vielfältig und abwechslungsreich wie die Natur selbst ist der „Kosmos- Familiennaturführer“. Nach einer kurzen allgemeinen Einleitung werden darin zunächst 50 ausführlich bebilderte Mitmachtipps für „Zuhause und im Garten“, „im Wald“, „auf Feld und Wiese“, „an Bach und See“ sowie „am Meer“ präsentiert. Da finden sich beispielsweise Anleitungen für Blütenanhänger, Rezeptideen wie Pfannkuchen oder Spielideen wie „Eicheln verstecken“. Im Anschluss folgen Porträts und Steckbriefe von 300 Tier- und Pflanzenarten unter den Rubriken „Säugetiere“, „Vögel“, „Reptilien & Amphibien“, „Insekten, Spinnen und Co“, „Würmer, Schnecken und Co“, „Wildblumen & Gräser“ und „Bäume & Sträucher“. Zu jeder vorgestellten Art gehört natürlich ein gut erkennbares Foto, das die Tiere im Ganzen und meist Blüten, Blätter und Früchte der Pflanzen zeigt. Dabei werden wichtige Details anhand des Bildes noch kurz beschrieben und erklärt. Die unterschiedlichen Farben am oberen Rand markieren die verschieden Tier- und Pflanzenklassen und erleichtern das Suchen, wenn man Näheres über ein bestimmtes Lebewesen erfahren möchte oder ein Tier oder eine Pflanze bestimmen will. In diesem Abschnitt gibt es noch zusätzliche „Specials“, z.B. eine Doppelseite, die wichtige Feldfrüchte vorstellt. Am Ende darf ein Register mit allen Tier- und Pflanzennamen natürlich nicht fehlen. Das Buch ist im handlichen DiN A 5 -Format, passt in jeden Rucksack. Alle Texte sind kindgemäß und klar verständlich formuliert. Die Leser werden im Aktivteil direkt in der zweiten Person Plural angesprochen. Übersichtlich werden die Materialien, Zeitbedarf und beste Zeit für die verschiedenen Aktivität aufgelistet. Das Buch richtet sich an Kinder und ihre Eltern.

Natur ist immer ein Erlebnis und bietet so viele Möglichkeiten. Mit diesem Naturführer wird selbst ein Waldspaziergang zum Abenteuer. Man kann sich auf Tierspurensuche begeben, Spiele spielen, Pflanzen bestimmen oder kleine und große Waldbewohner beobachten. Und auch wenn man mal so gar keine Ahnung hat, was man mit seiner Zeit anfangen soll, liefert das Buch zahlreiche verschiedene Ideen. Da kann man spontan mit wenig Material gleich loslegen oder ein Vorhaben mit längerer Vorbereitungszeit planen.
Natürlich sind nicht alle heimischen Tier- und Pflanzenarten im Wissensteil vertreten. Hier mussten einfach Prioritäten gesetzt werden, die möglicherweise nicht jeden Geschmack treffen. Zusätzlich werden Braunbären vorgestellt, die bei uns in freier Wildbahn üblicherweise nicht vorkommen. Interessant finde ich die doppelseitigen, eingeschobenen „Specials“, z.B. die Bilder mancher Vogel-Silhouetten am Himmel oder die Abbildungen von Schmetterlingsraupen und ihren Futterpflanzen. Ein weiterer Pluspunkt, das kostenlos Extra die Kosmos-Plus App mit 81 Tierstimmen.
Insgesamt ein mit Ideen und Sachwissen prall gefüllter, motivierender Naturführer für die ganze Familie, der mit vielen tollen Fotos überzeugt und großen Spaß und Lust auf die Beschäftigung mit der Natur macht. Einmal mehr wird hier gezeigt, wie vielfältig die Natur ist, die voller Überraschungen steckt.

Bewertung vom 17.05.2024
Sternenschweif, Zauberhafter Geburtstag
Chapman, Linda

Sternenschweif, Zauberhafter Geburtstag


gut

Auf der Suche nach einer Einhornfreundin

Laura und Sternenschweif machen sich Sorgen um die verzweifelte, vernachlässigte Stute Schneeflöckchen. Diese soll verkauft werden, doch niemand interessiert sich für sie. Dabei ist Schneeflöckchen doch eigentlich ein verzaubertes Einhorn. Ob es Laura und Sternenschweif gelingt, bis zu Schneeflöckchens sechstem Geburtstag eine Einhornfreundin für Sternenschweif zu finden?

Die Geschichte ist in gut verständlicher, recht schlichter Sprache verfasst. Die Schrift ist etwas größer, der Zeilenabstand etwas weiter, so dass das Lesen für wenig geübte Leser erleichtert wird. Viele mädchenhafte Bilder gestalten die Seiten abwechslungsreich. Die sechs Kapitel umfassen meist fünf bis sieben Seiten, das letzte ist etwas länger. Am Ende sind verschiedene Kreativseiten angehängt. Hier gibt es z.B. viele Ausmalseiten, einen Steckbrief zum Ausfüllen und ein Rätsel, so können sich die Kinder ihre eigene Einhornwelt gestalten. Außerdem bietet das Buch noch eine besondere Überraschung. Das Buch richtet sich an pferdebegeisterte Kinder, vornehmlich Mädchen ab sieben Jahren zum Selberlesen. Zum Vorlesen eignet es sich auch schon für jüngere Kinder ab fünf Jahren.

Sternenschweif- Fans kennen Laura und ihr verzaubertes Einhorn Sternenschweif aus den vielen anderen Büchern der Reihe. Laura kann ihr Pony Sternenschweif in ein Einhorn verzaubern. Für viele Mädchen sicher eine traumhafte Vorstellung, würden sie doch bestimmt gerne mit Laura tauschen. Auch Schneeflöckchen ist ein verzauberteres Einhorn, hat aber ihre Einhornfreundin, die sie verwandeln kann, bisher noch nicht getroffen…

Wer ist denn nun Schneeflöckchens Freundin? Diese Frage zieht sich durch die Geschichte. Die Lösung ist ungewöhnlich und überraschend, bezieht die Leserinnen mit ein. Das Buch erzählt von einer ganz besonderen magischen Freundschaft. Es enthält viele für die Reihe so typischen Bilder. Meine Tochter und ich sind keine leidenschaftlichen Pferdefans und daher vermutlich nicht die richtige Zielgruppe für das Buch. Ich finde die Geschichten der Serie generell etwas zu „rosa“, klischeehaft und kitschig. Auch könnte für meinen Geschmack die Handlung durchaus etwas interessanter und spannender sein.
Wer aber von Pferden und Einhörnern fasziniert ist und die bisherigen Bände gerne gelesen hat, wird sicher auch den neuesten Band „Zauberhafter Geburtstag“ mögen.

Bewertung vom 07.05.2024
Ungeheuer lieb Bd.1
Kaiblinger, Sonja

Ungeheuer lieb Bd.1


sehr gut

Ein ungeheuer anhängliches Monster und viele Turbulenzen - schräge, witzige Geschichte mit ausbaufähigem Ende

Dass der zehnjährige Ludwig sich gelegentlich in der Mülltonne wiederfindet, ist leider nichts Ungewöhnliches. Für den fiesen Klassenbösewicht Egon gehört es nämlich dazu, Ludwig zu schikanieren und ihn hin und wieder in den Müll zu stecken. Doch diesmal endet Ludwigs unfreiwilliger Ausflug völlig überraschend. Ludwig entdeckt in der Mülltonne einen Leidensgenossen. Und der ist wuschelig, lila, ziemlich gefräßig, sieht merkwürdig drollig aus und erweist sich als ungeheuer anhänglich. So verfolgt das Wesen Ludwig von nun an auf Schritt und Tritt. Ludwig will seinen neuen Begleiter zunächst schnell wieder loswerden, verursacht dieser doch allerhand Chaos. Doch dann siegt Ludwigs Forscherdrang und er möchte untersuchen, woher das Wesen eigentlich stammt und wie es sich sonst so verhält. In seiner kleinen Schwester Carla findet er eine Verbündete Ob die Geschwister bald mehr wissen?

Die Geschichte wird aus Ludwigs Sicht in Ich-Form erzählt, sie ist direkt, erfrischend, kindgemäß und mit viel Humor formuliert. Die witzige Ausdrucksweise passt zum aufgeweckten, cleveren Ludwig, wirkt authentisch. Dass Ludwig teilweise in sein Diktiergerät spricht und seine Sprachaufnahmen eins zu eins abgedruckt werden, gestaltet die Sprache zusätzlich lebendig und abwechslungsreich. Die bunten, comicartigen Illustrationen zur Geschichte sehen lustig aus und zeigen klar die Gefühle der dargestellten Figuren. Dass sich einige der Abbildungen wiederholen und sie nicht an allen Stellen optimal zum Inhalt passen, ist ein kleiner Wermutstropfen. Insgesamt ist die Seitengestaltung recht ausgewogen und aufgelockert. Dank der vielen kleinen, motivierenden Bilder fühlen sich Kinder von der Textmenge sicher nicht überfordert. Die Schrift ist zudem etwas größer gedruckt, der Zeilenabstand ein wenig weiter. Im Anhang gibt es als Extra noch Mitmachseiten, ein Rezept für ein eigenes Schleimmonster. Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

Ludwig ist ein Nerd und weiß es auch. Er ist schlau, wissbegierig und auf dem besten Weg ein echter Wissenschaftler zu werden. Schon zweimal hat er den jährlichen Biowettbewerb gewinnen können. Seine große Stärke ist, dass er sich auch von Fieslingen wie Egon nicht aus dem Konzept bringen lässt. Ludwig wird von seiner unerschrockenen, coolen Schwester Carla unterstützt, die ihn immer wieder überrascht.
Ludwigs größte Sorge gilt seinem neuen Kumpel, dem lila Ungeheuer, das recht unberechenbar immer wieder Katastrophen aller Art provoziert. Aber irgendwie ist es doch auch ziemlich faszinierend, ganz schön niedlich und ein mehr als interessantes Forschungsobjekt, kann es doch sogar ein paar einzelne Worte sprechen.
Dass Fiesling Egon Ludwig nicht nur permanent drangsaliert, sondern nun auch zum ernstzunehmenden Konkurrenten beim Biologiewettbewerb avanciert, bereitet Ludwig Kopfzerbrechen. Gar nicht so einfach, sich auf einen Wettbewerb zu konzentrieren, wenn man nebenher noch ein Ungeheuer außer Rand und Band unter Kontrolle halten muss. Definitiv eine lila-bunte, abwechslungsreiche Figurenkonstellation, die hier für Aufregung sorgt!

Ludwig hat eine ziemliche Monsteraufgabe, wenn es darum geht, das Ungeheuer vor anderen zu verstecken und zu beschützen. Ein sehr turbulentes, fantasievolles Abenteuer erleben er und seine Schwester Karla dabei. Es kommt immer wieder zu echt schrägen, urkomischen Szenen, die die Geschwister herrlich pragmatisch meistern. Dass ihre Geschwisterbeziehung dabei gestärkt wird, sie erkennen, dass sie sich aufeinander verlassen können, gefällt mir sehr gut. Das Ende empfinde ich allerdings als zu plötzlich. Es mündet in einem ziemlich gemeinen Cliffhanger. Das Buch ist in sich nicht abgeschlossen und auf Fortsetzung ausgelegt, manche wichtige Fragen bleiben daher unbeantwortet. Der Handlungsstrang rund um Ludwigs Wettbewerbsbeitrag hat mich leider nicht ganz überzeugt. Er wirkt recht unausgegoren, auch hier hier geht mir alles viel zu schnell. Trotz der kleinen Mängel aber dennoch ein originelles, buntes, witzig überdrehtes, einfallsreiches Buch für alle, die gerne fantasievolle Geschichten zum Lachen mit individuellen Figuren mögen.

Bewertung vom 29.04.2024
Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4
Blum, Antonia

Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4


sehr gut

Viele Herausforderungen und Neuanfänge - rundum gelungener Abschlussband der Schmökerserie

1948 ist der zweite Weltkrieg zwar endlich vorbei, wirkt aber noch lange nach. Emmas Tochter Lissi hat ihr Studium der Medizin erfolgreich abgeschlossen und erhält nun den Chance, ihrer Tante Marlene nachzueifern und als Assistenzärztin an der Kinderklinik Weißensee zu arbeiten. Doch ihr Einstand gestaltet sich alles andere als einfach. Der Direktor der Klinik glaubt, dass Lissi wegen ihres nach einer Polio-Infektion deformierten Beines zu stark beeinträchtigt ist und deshalb nicht die Leistung bringen kann, die man von ihr erwartet. Lissi muss sich doppelt anstrengen, um sich zu beweisen. Auch von anderer Seite werden ihr Steine in den Weg gelegt. Und die größte Herausforderung kommt erst noch: Immer mehr Kinder erkranken an Kinderlähmung. In Lissi kommen Erinnerungen an ihre eigenen traumatischen Erfahrungen mit der Krankheit hoch. Ihre Tante Marlene plagen indessen ganz andere Sorgen. Sie und ihr Mann Max werden enteignet, im Osten Berlins wird nach ihnen sogar von der Polizei gefahndet. Sie müssen daher in den Westteil der Stadt fliehen und dort ganz neu anfangen. Dabei kommt es zu einem folgenschweren Streit zwischen Marlene und Emma, die mit den sowjetischen Besatzern sympathisiert. Ob die Schwestern sich wieder versöhnen können?

Die Geschichte ist unkompliziert und flüssig formuliert, liest sich ohne Anstrengung fast wie von selbst. Alles wird chronologisch erzählt. Das Cover reiht sich nahtlos in die der vorherigen Bände ein. Erneut ist ein verloren wirkendes Kind abgebildet, neugierig nähert sich ihm ein Esel. Das Bild spielt auf eine Szene aus dem Buch an.

Alle Hauptfiguren hadern. Marlene trauert um ihr altes Leben an der Klinik, ihr fällt es schwer, sich mit ihrer neuen Situation abzufinden. Zudem gibt es in der Beziehung mit ihrer Tochter Katharina immer wieder Konflikte und auch der Streit mit Schwester Emma beschäftigt sie sehr. Auch Emma macht sich viele Sorgen. Das anfängliche Vertrauen in die neue politische Führung schwindet langsam. Ihr Mann, der Journalist Kurt darf seine Meinung nicht mehr offen äußern. Zudem bereitet ihr Lissis Entwicklung Kopfzerbrechen. Lissi selbst zweifelt nach einem Tiefschlag immer mehr an ihren Fähigkeiten und dann hat ihr ein Kollege auch noch kräftig den Kopf verdreht, der anscheinend mehrere Eisen im Feuer hat. Mit allen Figuren muss man einfach mitfiebern und mitleiden. Ob die Zuversicht letztendlich wieder die Oberhand gewinnt?

Wie schon bei den Vorgängerbänden, flogen auch beim Lesen von „Kinderklinik Weißensee - Geteilte Träume“ die Seiten nur so dahin. Sofort war ich von der Geschichte gefesselt. Es wird anschaulich klar, was das Kriegsende für die einzelnen Charaktere bedeutet, welche konkreten Auswirkungen die politischen Verhältnisse auf die Menschen hatten. Marlene muss beispielsweise tatenlos zusehen, wie sie alles verliert. Der Kinderklinik stehen kaum Mittel zur Verfügung, es fehlt nicht nur an Medikamenten und medizinischen Geräten auch das Gebäude der Klinik ist marode und sollte dringend renoviert werden. Die Mitarbeiter des Krankenhauses sind ständig im Stress und müssen oft schnell und spontan reagieren. Klar, dass das alles nicht spürbar an Emma, Marlene und Lissi vorbeigeht, deren Nerven ziemlich strapaziert werden. Noch versuchen Emma und Kurt sich mit dem neuen System zu arrangieren, was aus heutiger Sicht möglicherweise etwas naiv und unkritisch scheint, aber aus ihrer damaligen Perspektive durchaus verständlich ist.
Auch der Abschluss der Reihe hat mich mit Haut und Haaren in die Handlung und in längst vergangene Zeiten eintauchen lassen und toll unterhalten. Ein herrlich kurzweiliger Schmöker zum Alltagvergessen. Wer fesselnde, leichte historische Romane zum Mitfiebern sucht, liegt mit dieser Reihe absolut richtig.

Bewertung vom 22.04.2024
Revier der Raben / Das geheime Leben der Tiere - Wald Bd.4
Walder, Vanessa

Revier der Raben / Das geheime Leben der Tiere - Wald Bd.4


ausgezeichnet

Von großen Träumen und dem echten Leben dazwischen - mitreißendes, wunderschön erzähltes Tierabenteuer

„Es ist ein gut gehütetes Geheimnis, dass Raben zu den fürsorglichsten Eltern der Vogelwelt zählen. Aber das ist völlig in Ordnung. Raben lieben Geheimnisse...“

Roah und Krrik sind junge Kolkrabengeschwister. Noch verbringen sie ihre Tage im Nest und werden von ihren Eltern rundum versorgt. Doch für die Zeit danach haben sie schon genaue Pläne: Während Roah von einem eigenen Revier und einer Familie träumt, möchte Krrik unbedingt das große Wasser und das Ende der Welt sehen. Doch dann kommt alles anders. Ein Unwetter zerstört den Baum, in dem sich das Nest der Raben befindet. Die beiden verlieren nicht nur ihr sicheres Heim, Krrik wird auch noch schwer verletzt und von einer Menschenfamilie entdeckt. Damit dürften sich die Träume der beiden Vögel wohl erledigt haben. Oder etwa doch nicht?

Vanessa Walder erzählt in wunderschöner, lebendiger Sprache. Es macht großen Spaß, die poetischen, melodischen Sätze, die vielen klugen Lebensweisheiten laut vorzulesen. Dank der bildhaften Ausdrucksweise kann man sich das Geschehen anschaulich vorstellen und sich mühelos in die jungen Raben und ihre Abenteuer hineinversetzen. Die klaren, detaillierten Schwarzweißillustrationen sind ganz besonders hübsch anzuschauen, sie passen perfekt zur Handlung. Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

Die Eigenschaften und Angewohnheiten der Kolkraben im Allgemeinen und Roahs und Krriks im Speziellen werden im Buch deutlich herausgearbeitet. Die beiden sehr klugen Geschwister verfügen über tiefe Instinkte. Sie werden mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert, schlagen sich beeindruckend tapfer durch. Die beiden nachvollziehbar und authentisch charakterisierten Hauptfiguren haben meine Mitleser und mich sofort für sich eingenommen. Wir haben von Beginn an einen Bezug zu ihnen gefunden. Mit ihnen mussten wir einfach mitfiebern und mitleiden.

„Das Revier der Raben“ lässt die Welt aus Rabensicht erleben. Vanessa Walder erzählt von unerschütterlichen Familienbanden, Gefahr, Verantwortung, Liebe, Freundschaft, von Träumen, Abenteuern und großen und kleinen Wundern. Nebenher erfährt man noch sehr viel Interessantes über Kolkraben, ihre Eigenarten und ihre erstaunlichen Fähigkeiten. Ich bin normalerweise kein großer Fan von Tiergeschichten, sind sie doch oft etwas langweilig und belehrend oder im Gegenteil völlig unrealistisch und an den Haaren herbeigezogen. „Revier der Raben“ hingegen ist eine unglaublich packende Geschichte, die möglicherweise genauso passiert sein könnte. Und trotz aller Dramatik gibt es immer wieder auch viele Momente zum Schmunzeln, wenn beispielsweise Krrik versucht, das seltsame Verhalten der Menschen aus seiner Sicht zu erklären. Erneut ein absolut gelungener Band aus der Reihe „Das geheime Leben der Tiere/ Wald“. Wer gut recherchierte, spannende Tierabenteuer mag, sich von Geschichten emotional mitreißen lassen möchte und beim Lesen nebenbei gerne noch etwas lernt, der liegt mit diesem Band und der gesamten Reihe genau richtig.

Bewertung vom 17.04.2024
Cosima und der Diamantenraub / Cosima Unfortunate Bd.1
Noakes, Laura

Cosima und der Diamantenraub / Cosima Unfortunate Bd.1


sehr gut

Spannendes Raubabenteuer mit besonderem Setting und ungewöhnlichen Charakteren

Im London des Jahres 1899 leben die gehbehinderte Cosima und ihre Freundinnen im „Heim für beklagenswerte Mädchen“. Dieses wird von dem geizigen Ehepaar Makel geleitet, das den Mädchen keine Freude gönnt und sie permanent zum Arbeiten anhält. Abwechslung bieten lediglich Cosimas verrückte Missionen wie die ausgeklügelte Planung eines Kuchendiebstahls, die in der Regel allerdings krachend scheitern. Als die Mädchen erfahren, dass sie von dem obskuren Lord Francis Fitzroy, der aktuell eine Empire-Ausstellung mit wertvollen, gestohlenen Schätzen organisiert, adoptiert werden sollen, möchten sie das um jeden Preis verhindern. Sie hoffen darauf, sich frei kaufen zu können. Dazu müssen sie nur das Herzstück der Ausstellung, den Sterndiamanten, in ihren Besitz bringen. Nicht gerade ein Kinderspiel für Cosima und ihre Freundinnen. Werden sie es dennoch schaffen?

Die Geschichte wird gut verständlich, lebendig und anschaulich erzählt. Dabei ist die Sprache der Zeit angepasst, in der die Handlung angesetzt ist, was das Ganze atmosphärisch und authentisch gestaltet. Die ausdrucksstarken schwarz-weiß Illustrationen passen sehr gut zur Stimmung der Geschichte. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun oder zehn Jahren.

Der Roman besticht durch seine einzigartigen Figuren. Cosima und ihre Freundinnen sind alle in unterschiedlicher Form beeinträchtigt. Cosima hinkt und hat oft Schmerzen in ihren Knochen. Das hindert das einfallsreiche Mädchen aber nicht daran, von besseren Zeiten zu träumen und immer wieder neue, verrückte Pläne zu schmieden. Sie sehnt sich nach einer Familie, weiß sie doch nicht, woher sie eigentlich kommt. Diya sitzt im Rollstuhl und ist eine geniale Erfinderin, aus Alltagsgegenständen entwickelt sie Erstaunliches. Pearl ist extrem schüchtern und hat Probleme im Umgang mit anderen, ist aber eine großartige Künstlerin. Und Mary wirkt auf den ersten Blick möglicherweise etwas überspannt und neurotisch, beobachtet aber sehr aufmerksam und durchdenkt alles sehr genau. Im Team harmonieren die vier Freundinnen prächtig. Sie alle werden sehr liebenswert dargestellt, man muss sie einfach sofort ins Herz schließen. Im Verlauf bekommen sie noch weitere magische Unterstützung. Mit den meisten Erwachsenen ist hier hingegen nicht gut Kirschen essen. Misstrauen gegenüber bestimmten Personen ist daher durchaus angebracht.

Das Buch entführt in das historische London, ein besonderes, atmosphärisches Setting. Anschaulich werden die traurigen, düsteren Zustände im Heim der Kinder beschrieben.
Die Mädchen erleben ein rasantes, aufregendes Abenteuer, planen sie doch mit dem Raub des Diamanten einen außergewöhnlichen Coup. Die Grundidee des Buchs und die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Allerdings hat mich die Umsetzung nicht hundertprozentig überzeugt. So kam mir die Organisation des Diamantenraubs nicht immer logisch und etwas unausgereift vor. Insgesamt ging mir die Vorbereitung des Diebstahls zu schnell vonstatten und hätte noch etwas ausführlicher ausgearbeitet werden können.
Dass die Mädchen so zusammenhalten und trotz ihrer Behinderungen und vieler Rückschläge nicht aufgeben, ist mehr als beeindruckend. Man sollte sie auf keinen Fall unterschätzen. Sie haben kleine offensichtliche Schwächen, die aber auch ganz großartige Stärken nach sich ziehen. Ihre kuriosen Ideen sind oft herrlich amüsant. Autorin Laura Noakes geht wunderbar sensibel mit den Krankheiten und Behinderungen ihrer Protagonistinnen um, stellt eine ganz besondere, beeindruckende Gemeinschaft dar, in der jede uneingeschränkt so akzeptiert wird, wie sie ist. Insgesamt trotz kleiner Mängel im Handlungsverlauf ein besonderes, packendes, phantasievolles Leseabenteuer mit viel Herz und Atmosphäre.

Bewertung vom 15.04.2024
Die Zeit der Kinder
Riess, Lena

Die Zeit der Kinder


sehr gut

Von der Entstehung der Kindergärten und einer besonderen Liebesgeschichte

„Während andere im „Man müsste mal…“ verharrten und stumm den Kopf über die Missstände in der Kindererziehung schüttelten, hatte er jahrelang die Bücher gewälzt, beobachtet und es schließlich gewagt. Er hatte diese Schule eröffnet, sich ausprobiert und war durch seine Erfahrungen und neue Beobachtungen gewachsen.“

1830 unterstützt Luise Levin ihre Schwester bei der Erziehung ihrer Söhne. Dass ihre Neffen von ihrem Vater geschlagen werden, wenn sie sich nicht nach seinen Vorstellungen verhalten, missfällt Luise sehr. Als sie deswegen häufig mit ihrem Schwager in Konflikt gerät, fasst sie gegen den Willen der Familie den Entschluss, sich als Haushälterin in der neugegründeten Erziehungsanstalt des fortschrittlichen und in konservativen Kreisen umstrittenen Pädagogen Friedrich Fröbel zu bewerben. Dort lernt sie einiges über Fröbels Lehren und Methoden, arbeitet selbst in der Praxis mit Kindern und ist schon bald völlig überzeugt von Fröbels Konzept. Und nicht nur das, vom ersten Moment an ist sie auch fasziniert vom charismatischen Friedrich Fröbel selbst. Doch hat ihre Liebe angesichts des großen Altersunterschieds und der Vorbehalte von Luises Familie überhaupt eine Chance? In der Gesellschaft mehren sich zudem die Stimmen gegen Fröbels Pädagogik. Er droht mit seinen Ideen auf ganzer Linie zu scheitern….

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Luises Werdegang wird chronologisch geschildert, ebenso die Erlebnisse der jungen Hamburgerin Marieke, die zunächst in einer von Nonnen geleiteten Kinderverwahranstalt arbeitet und später zu Fröbel und Luise stößt. Zudem werden wichtige Stationen im Leben Friedrich Fröbels dargestellt, diese sind aus Fröbels Sicht in der ersten Person verfasst. Durch die Wiedergabe der drei verschiedenen Sichtweisen und die damit verbundenen Zeitsprünge entwickelt sich die Handlung nicht durchgehend konsequent und stringent weiter.

Die unverheiratete Luise hat für ihre Zeit eine recht moderne Auffassung von Erziehung. Diese entspricht teilweise intuitiv der Friedrich Fröbels. Für beide stehen die Kinder und ihre Entwicklung im Mittelpunkt. Anders als der sonst herrschende Grundsatz, dass man Kinder weder hören noch sehen sollte, tollt Friedrich gerne ausgelassen mit den Kindern herum oder singt mit ihnen. So freiheitlich Fröbels Ansatz scheint, so wenig kompromissbereit ist er, wenn es um die Umsetzung seiner Ideen geht. Da gilt für ihn: „Ganz oder gar nicht“. Eine Einstellung, mit der er durchaus aneckt. Luise und Friedrich verbinden bald nicht mehr nur gemeinsame Interessen, viele Ideen und ihre Beharrlichkeit, sondern auch eine besondere Beziehung… Die Personenkonstellation besteht aus realen, aber auch fiktiven Persönlichkeiten.

Friedrich Fröbel gilt als der Begründer der Kindergarten. Nicht nur in Deutschland, auch im Ausland nahm man seine Ideen von einer Erziehung auf, deren Ziel es war, Kinder zu selbstbestimmten, mündigen und gebildeten Menschen zu machen. Davon erzählt der Roman, ebenso von Luises und Friedrichs bewegtem Leben und ihrem permanenten Kampf für ihre Ideen gegen starke Widerstände. Eine wirklich faszinierende und reizvolle Geschichte, die mich über weite Strecken fesselte und die einen spannenden Einblick in die vergangene Zeit und Gesellschaft gibt. Zum Ende entwickelte sie sich leider etwas langatmig und holprig. Gerade die Passagen aus Fröbels Sicht fügten sich für mich aufgrund der Zeitsprünge nicht ganz stimmig in die Handlung und den Spannungsbogen ein und minderten so ein wenig den Lesefluss. Auch hätte ich mir eine noch konkretere Darstellung von Fröbels Pädagogik und der damaligen Praxis gewünscht. Hier waren mir die Beschreibungen oft etwas zu ungenau und allgemein. Dennoch insgesamt ein recht unterhaltsamer, gelungener Roman für alle, die sich für Pädagogik, die Entstehung der Kindergärten und herausragende bedeutende Persönlichkeiten interessieren.

Bewertung vom 10.04.2024
Der Wortschatz
Gugger, Rebecca

Der Wortschatz


ausgezeichnet

Wenn Wörter zaubern können…

Eines Tages entdeckt Oscar beim Löcherbuddeln eine prächtige, alte Truhe. Anders als erwartet befinden sich darin allerdings nur Wörter. Doch als Oscar eines davon enttäuscht wegwirft, erkennt er, dass das Wort eine magische Wirkung hat. Nun möchte Oscar natürlich auch noch den Zauber der anderen Wörter erkunden….

Die Geschichte ist kindgemäß, lebendig, klar und bildhaft formuliert. Jedem kurzen Satz ist anzumerken, dass er wohlüberlegt ist. Bestimmte Wörter sind dabei größer gedruckt, um sie hervorzuheben. Meist befinden sich nicht mehr als zwei Sätze auf einer Seite. Das Besondere am Buch sind die wunderbar gestalteten, großflächigen, bunten und ausdrucksstarken Bilder, die die Wirkung der Wörter sehr deutlich zeigen. Die detaillierten, liebevollen Illustrationen sind ein echtes Highlight. Auch den doppeldeutigen Titel der Geschichte finde ich sehr gelungen und passend. Das Buch richtet sich an Kinder ab fünf Jahren.

Oscar lernt in „Der Wortschatz“ Wörter und Sprache auf neue Art kennen. Wörter können einen ganz eigenen Zauber entfalten, wenn man sie genauer betrachtet und sie nur lässt. Wörter entscheiden, wie wir die Welt sehen. Sie können die Welt zu einem aufregenderen, phantastischeren Ort machen. Und nicht nur das, wenn man Wörter sammelt oder neue erfindet, kann man sogar selbst zum Magier werden. Es macht großen Spaß, sich mit den vielen hier vorgestellten Wörtern auseinanderzusetzen, sie laut vorzulesen, ihren Klang zu genießen. Es gibt so viele schöne Wörter, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben und nicht in Vergessenheit geraten sollten. Sprache kann pure Schönheit sein. Das beweist „Der Wortschatz“ eindrücklich.
Ein wunderbar poetisches, hinreißend gestaltetes Buch über den einzigartigen Zauber der Sprache.