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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lesezauber_Zeilenreise
Wohnort: 
Eggenstein-Leopoldshafen
Über mich: 
Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 656 Bewertungen
Bewertung vom 24.09.2024
Billy und das Rätsel um die rote Frau
Oliver, Jamie

Billy und das Rätsel um die rote Frau


ausgezeichnet

Ein Abenteuer voller Spannung, Spaß und Spezial-Käse-Toast

Meine Inhaltsangabe:
Billy und seine Freunde Anna, Jimmy und Andy werden von den Elfen des magischen Waldes Waterfall Woods um Hilfe gerufen, weil sie und der ganze Wald von der geheimnisvollen Frau in Rot angegriffen werden. Natürlich eilen die Kids zu Hilfe und geraten direkt in das nächste, gefährliche Abenteuer, in das auch wieder die beiden Brüder Wilfred und Bilfred involviert sind. Wer ist diese Frau, warum altert sie nicht und wie kann man ihr das böse Handwerk legen?

Mein Eindruck:
Nachdem mich Band 1 so begeistert hat war klar, dass ich auch die Fortsetzung lesen werde. Und was soll ich sagen? Es wird wieder richtig fesselnd, spannend, lustig, abenteuerlich und magisch. Das volle Programm also. Ganz großartig, wie Jamie Oliver es schafft, eine so spannende, fantasievolle Story zu schreiben und da rein dann noch so viele Werte und Botschaften zu packen. Freundschaft und Vertrauen, Zusammenhalt, Mobbing, Selbstwertgefühl, Mut, Familie, Umweltschutz sind hier Thema, die wirklich toll verpackt sind. Es macht einen Riesenspaß, die Kids zu begleiten, ihr Miteinander und natürlich das große, herrlich ideenreiche, wendungsreiche und total fesselnde Abenteuer mitzuerleben. Großes Kino, das am Ende dann noch mit drei Rezepten (Bilfreds Gartensuppe, Andys Spezial-Käse-Toast, Geniales Dessert mit Banane und klebrigem Toffee) aus der Feder des Autors/Kochs gekrönt wird. Die Schrift ist recht groß und dadurch sehr gut zu lesen und es gibt unzählige große und kleinere s/w-Illustrationen, die das Gelesene anschaulich spiegeln. Eine wunderbar abwechslungsreiche, fantasievolle und sehr spannende Abenteuergeschichte, die garantiert bei vielen Kids großen Anklang finden wird. Ich bin auf jeden Fall begeistert! 5/5 Sterne.

Bewertung vom 22.09.2024
Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte
Moers, Walter

Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte


sehr gut

Moralbefreite Lach-Fabeln mit tiefschwarzem Humor, Mord und brutalen Todesfällen

Meine Inhaltsangabe:
Zwanzig Kurzgeschichten aus Zamonien mit Ubufanten, Schmiegehäschen, Lemmingen, Zyklopen, Buchlingen und mehr. Auf jeweils 3 bis 10 Seiten werden die Flabeln erzählt, ergänzt durch passende s/w-Zeichnungen.

Mein Eindruck:
Wer einen Roman erwartet, wird hier enttäuscht. Es handelt sich um insgesamt 20 Kurzgeschichten, nahezu alle voller Gewalt und Tod, schrecklich gemein, völlig skurril, total schräg, teils zum laut Lachen, teils zum entsetzt den Kopf schütteln mit anschließendem Kichern und immer völlig ohne jegliche Moral. Sind ja auch Flaben und keine Fabeln. Das putzige Einhörnchen vom Einband täuscht also ein bisschen, da es sich keineswegs um nette, lustige, liebenswerte Geschichten handelt. Wer also eher zartbesaitet ist und mit durchaus fantasievoller aber halt dennoch sehr blutiger Brutalität und Gemetzel in Büchern nichts anfangen kann, sollte die Finger vom Einhörnchen lassen. Ich komme dennoch nicht umhin, Moers Schreibstil, seine Wortkreationen, den Satzaufbau etc. zu bewundern. Es ist schon ein ziemlicher Genuss, ihn zu lesen. Ich würde mich daher riesig darüber freuen, mal wieder ein opulentes Werk wie Käptn Blaubär oder Rumo aus seiner Feder zum Lesen zu bekommen. Da steckt einfach mehr Zamonien und mehr irgendwie runderer, nicht so brutaler Schlachthaushumor drin, wie das hier der Fall ist. Mir gefällt es trotzdem, daher 4/5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2024
Die vergessenen Kinder
Gunnis, Emily

Die vergessenen Kinder


ausgezeichnet

Ein Waisenhaus, ein 40 Jahre alter Cold Case und Familiendramen: wenn die Vergangenheit dich einholt

Meine Inhaltsangabe:
Bletchley Park, Buckinghamshire, 1944: Olive hat sich verpflichtet, als Kurierfahrerin für ihr Land zu dienen. Sie liebt ihre anstrengende Arbeit und geht voll darin auf und lernt dort Gleichaltrige kennen, die dieselben Ziele zu haben scheinen, wie sie.
Saltdean, East Sussex, 1975: die junge Waise Gemma, die im berüchtigten Waisenhaus Morgate lebt, wird tot unter den Klippen gefunden. Der angebliche Selbstmord wird nie weiter untersucht, sondern unter den Tisch gekehrt.
1985: Polizistin Jo Hamilton wird zu einer häuslichen Auseinandersetzung gerufen. Durch ein Versehen bricht in dem Haus ein Feuer aus, die Eltern kommen darin um, die beiden Töchter Daisy und Holly kommen nach Morgate. Wer in Morgate landet, ist schnell vergessen. Die Kinder dort leiden unter Hunger und werden nur verwahrt. Eines Tages verschwindet Holly spurlos.
2015: Jo, kurz vor ihrer Pensionierung, hat eine böse Vorahnung, als die Überreste einer weiblichen Person gefunden werden, die dort schon länger liegen. Ist es Holly? Jo, umgetrieben von ihren Schuldgefühlen wegen des Feuers damals zeitlebens geplagt, will den Fall unbedingt übernehmen. Doch ihr Chef und einige Kollegen scheinen sie da raushalten zu wollen. Doch Jo gibt nicht auf und entdeckt Geheimnisse, die ihr Leben aus den Angeln heben.

Mein Eindruck:
Ich habe davor schon drei Bücher von Gunnis gelesen und jedes hat mich zutiefst beeindruckt und absolut gefesselt. Ihre Storys drehen sich immer um alte Gebäude, die Erinnerungen und auch Traumata wachrufen und immer haben sie einen historischen Bezug. So auch hier. Es gibt mehrere Erzählstränge: 1944, 1975, 1985 und 2015 und die Geschichte hüpft zwischen diesen hin und her. Was anfangs noch konfus erscheint und zusammenhanglos, verwebt sich von Kapitel zu Kapitel immer dichter und schnell war klar: das hängt alles miteinander zusammen. Nur wie, das war mir bis fast zum Schluss nicht klar. Gunnis schafft es immer, mir sämtliche Charaktere nahe zu bringen, sie fast zu fühlen, mit ihnen mitzuleiden und ich hatte mehr als einmal den Drang, ins Geschehen eingreifen zu wollen. Ihre anschaulichen Beschreibungen lösen direkt Kopfkino aus und so konnte ich mir das Haus an der Klippe, die sturmgepeitschten Wellen wie auch die eisige Kälte im Winter 1944 lebhaft vorstellen. Rundum ein absolut packendes Buch, mit einem genialen Aufbau, der einen zunächst eher ratlos sein lässt, dann aber mit Macht zupackt und nicht mehr loslässt. Ich bin mal wieder begeistert! 5/5 Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2024
Spectaculum
Greifenstein, Gina

Spectaculum


ausgezeichnet

Mord zwischen Rieslingschorle und Saumagen

Meine Inhaltsangabe:
Paula Stern, 28, lässt sich von München nach Landau versetzen, Großstadt vs. pfälzische Gemütlichkeit, um nach der Trennung von ihrem Freund neu anzufangen. Noch nicht richtig eingezogen, wird sie schon zu ihrem ersten Mordfall gerufen: Scheidungsanwalt Kaltwein liegt tot am Fuße der Burg Landeck, auf der gerade ein mittelalterliches Spectaculum stattfand. Nach der Obduktion ist schnell klar: es war kein Selbstmord, sondern da hat jemand nachgeholfen. Feinde hatte der schürzenjagende Anwalt mehr als genug und zwar nicht nur in den Reihen der Mittelalterfans. Paula und ihr neuer Kollege Bernd Keeser (über 50) gehen allen Spuren nach, Kesser zeigt Paula ganz nebenher die Vorzüge der guten pfälzischen Küche und recht schnell ist Paula herzlich aufgenommen in ihrer neuen Heimat, auch wenn sie mit dem Pfälzer Dialekt noch so ihre Problemchen hat.

Mein Eindruck:
Ich bin begeistert und total froh, auf diese neue Krimireihe gestoßen zu sein. Voller Witz und ganz viel liebenswertem Charme schreibt die Autorin mir ihre Figuren mitten ins Herz. Paula ist kompetent und sehr sympathisch, ihr Kollege Bernd Keeser liebe ich jetzt schon heiß und innig und mindestens genauso sehr den pfälzisch babbelnden Polizeiobermeister Hans Becker. Es ist zwar ein Krimi mit Hand und Fuß, also nicht an den Haaren herbeigezogen, dennoch auch einer zum Wohlfühlen, Kichern und laut Lachen. Allein die teils in tiefstem Pfälzisch geschriebenen Unterhaltungen sind köstlich. Apropos köstlich: es wird auch viel gegessen und gekocht und so freut es mich besonders, dass am Ende noch die Rezepte für Grumbeerpännel (also Kartoffelpfännle), Keschdesupp (Maronensuppe) und Heidelbeer-Streußelkuchen zu finden sind. Ebenso wie viele Ausflugstipps und -ziele in der Pfalz, wo die Story stattfindet. Da ich sehr nah an den Schauplätzen wohne (quasi nur auf der anderen Rheinseite), werden mein Mann und ich sicher den einen oder anderen Tipp ausprobieren. Ich bin dank des unglaublich frischflotten Schreibstils nur so durch die Seiten geflogen und fühlte mich jederzeit allerbestens unterhalten. Mein SUB hat schon aufgejault, weil ich zwar den aktuellsten neunten Band schon habe, mir aber jetzt auf jeden Fall auch die 7 Bände dazwischen kaufen muss. Geht gar nicht anders! Ich liebs und freue mich total auf weitere pfälzischliebenswerte Krimiabenteuer mit Stern und Keeser. 5/5 Sterne und eine absolute Empfehlung für alle, die zum Lachen nicht in den Keller gehen.

»Ich liebe Optimismus, denn ein weises Sprichwort besagt: Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist.« (Seite 160)

Bewertung vom 17.09.2024
KoboldKroniken. Puzzle im Buch. Kwest-Rätsel. 300 Teile

KoboldKroniken. Puzzle im Buch. Kwest-Rätsel. 300 Teile


ausgezeichnet

Puzzeln, Rätseln, Lesen: genialer Zeitvertreib mit ganz viel Spaß

Meine Inhaltsangabe:
Dario bekommt von Rumpel ein dickes Buch, das Kreaturen Kompendium geschenkt. Eine Doppelseite darin ist aber vollkommen zerrissen, die einzelnen Schnipsel teils bekritzelt und beschmiert. Dario findet heraus, dass es sich um das Forschertagebuch des Kobolds Fazemil Poggstich handelt. Doch Rumpel hat eine Riesenangst vor Poggstich und will nicht, dass Dario die Seite zusammensetzt. Also sind wir, die Leser und Puzzler gefragt, dieses Rätsel zu lösen.

Mein Eindruck:
Das ist mein erstes Quest-Puzzle und ich hatte SO viel Spaß dabei! Hier puzzelt man nicht einfach los (das Motiv ist ja auch nicht bekannt), sondern muss Schritt für Schritt den Kwesten folgen. Es beginnt innerhalb der Box, also der Verpackung (die ich übrigens großartig finde, wie ein dickes Buch) mit einem Text und der Anweisung, zunächst die Randteile des Puzzles zusammenzusetzen. Dort würde man dann einen Hinweis finden, wie bzw. auf welcher Seite des Heftchens es weitergeht. Hierzu muss man sich das Innere der Box aber genau ansehen und nebenbei bemerkt für die nächsten Schritte auch das Äußere. Die Lösung habe ich gefunden, also ging es weiter auf der Seite 4 des Heftchens mit einer neuen Aufgabe. Ist diese fertiggestellt, findet sich wieder ein Hinweis, auf welcher Seite es weitergeht und so weiter und so fort. Beim Lesen der Hinweise im Heftchen kommt man zudem in den Genuss einer weiteren Geschichte aus Kwertz, die meine Verachtung für diesen fiesen Kobold Poggstich nur noch weiter angeheizt hat, die aber auch einfach Spaß gemacht hat und die Hauptbücher der KoboldKroniken super ergänzt und bereichert. Ich habe fast vier Stunden gepuzzelt und gelesen und gerätselt, musste bei zwei Rätseln das Handtuch werfen und spickeln, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut. Eine fabelhafte Freizeitbeschäftigung für Klein und Groß, die auch gern gemeinsam gemeistert werden kann. Ich bin begeistert, daher 5/5 Sterne!

Bewertung vom 16.09.2024
Drachenjagd im Dunkeln / KoboldKroniken Bd.4
Bleckmann, Daniel

Drachenjagd im Dunkeln / KoboldKroniken Bd.4


ausgezeichnet

Das bisher spannendste Buch der Reihe. Drachenstark und Koboldgut!

Meine Inhaltsangabe:
Die Gruppe ist irgendwie gespalten, jeder geht seinen eigenen Weg, was Dario sehr zu schaffen macht. Nur Lennard ist wieder an seiner Seite, als ihn ein Hilferuf aus Kwertz erreicht: Drache in Klopfgrund! Dario und Lennard machen sich also einmal mehr auf nach Kwertz, um den Drachen Fafnir zu finden. Während Dario allein nach dem Drachen sucht, macht Lennard sich auf in die Bibliothek der geketteten Bücher, um zu ergründen, wer diese unheimliche Stimme in seinem Kopf ist, die ihn immerzu auffordert, ihn zu finden und zu befreien. Die beiden bleiben nicht lange allein, treffen sie doch auf viele Kreaturen, einige davon nicht wirklich freundlich. Die gefährliche Jagd nach dem Drachen Fafnir hat begonnen und damit steht auch die Vervollständigung der Sieben aus dem Lied der Sieben kurz bevor.

Mein Eindruck:
Das ist absolut das spannendste und fesselndste Buch dieser Reihe. Neben der gewohnten, aber immer noch so unglaublich tollen Aufmachung (Mischung aus Tagebuch, Comic, Illustrationen, Fotos, Skizzen und unteschiedlichen Schrifttypen) kommen jetzt, passend zum Titel, auch dunkle Seiten dazu: schwarz mit weißer Schrift. Das ist herrlich atmosphärisch und macht die perfekte Stimmung. Wir treffen eine neue Kreatur (den Porling Örgs Sockentöter), lernen die Krottenschratin Prrzl (aus Mission Bademantel) etwas näher kennen, fiebern mit Dario & Co. um die Wette, riechen schon fast die stinkenden Ausdünstungen der Flirrwische und verfluchen diesen Fiesling Poggstich. Zudem erfahren wir die bisher immer nur angedeutete, unglaubliche Geschichte, warum Dario ein Kind der Steine und damit Teil von Kwertz ist, was es mit dem Nibelungenschatz auf sich hat, dessen Hüter Dario ist und überhaupt! Es passiert so viel in diesem Buch, eins spannender als das andere, wieder mit dem gewohnten Humor, diesmal aber auch ein Stückchen ernster. Ich konnte es gar nicht aus der Hand legen, sondern habe es am Stück weggesuchtet. Ganz großes Kino, welches mich jedes Mal aufs Neue wegen der fantastischen Ideen, der irren Kreaturen, den genialen Wortschöpfungen aufs Neue flasht! Knorke 5/5 Sterne und eine Riesenempfehlung an alle, die außergewöhnliche, optisch herausragende Kinder-Fantasygeschichten lieben. Egal ob 9 und Leseanfänger oder 99 und Leseprofi.

»“Der Vorhang zu und alle Fragen offen“, fasste Lennard die Lage am Ende dieses Abenteuers zusammen.« (Seite 187)

Ich für meinen Teil freue mich koboldig auf das nächste Kwertz-Abenteuer!

Bewertung vom 15.09.2024
Ich fürchte, Ihr habt Drachen
Beagle, Peter S.

Ich fürchte, Ihr habt Drachen


sehr gut

Drachen, Königshäuser, Helden und ein vergnügliches Fantasyabenteuer

Meine Inhaltsangabe:
Robert, eigentlich Gaius Aurelius Konstantin Heliogabalus Thrax, verdingt sich als Drachenbekämpfer, um seine Familie, die ohne Vater auskommen muss, zu ernähren. Viel lieber wäre er aber eigentlich Leibdiener eines Prinzen. Denn er hasst es, die Drachen töten zu müssen, hat er zu ihnen doch eine ganz besondere Verbindung. Prinzessin Cerise aus dem Königreich Bellemontagne soll endlich heiraten, hat aber ganz andere Dinge im Kopf. Zumindest bis sie zufällig auf den schönen Prinzen Reginald aus dem Nachbarkönigreich Corvinia trifft und sich in den Kopf setzt: den oder keinen! Der wiederum ist gar nicht auf eine Hochzeit aus, sondern soll auf Geheiß seines Vaters König Krije endlich mal etwas Heldenhaftes vollbringen, um dem zu erwartenden Thron würdig zu sein. Als Robert im Schloss Bellemontagne gegen die massive Schädlingsplage (Drachen, versteht sich!) ankämpfen soll, treffen die drei aufeinander und das Abenteuer beginnt.

Mein Eindruck:
Zunächst haben mich Titel und Cover absolut für sich eingenommen! Buchvor- und -nachsatz sind ebenfalls traumhaft schön! Mein anfänglicher Eifer, das Buch gleich mal wegzusuchten, wurde zunächst von dem eher verschnörkelten Schreibstil ausgebremst. Verschnörkelt im Sinne von blumig, viel umschreibend, teils langatmig. Auch fand ich die Story erst einmal gar nicht so interessant, wie ich mir das vorgestellt habe. Die drei Hauptfiguren Robert, Cerise und Reginald wurden von allen Seiten beleuchtet mit dem Ergebnis, dass alle drei ein Leben führen, dass ihnen aufgezwungen ist. Eigentlich wünschen sich alle etwas ganz anderes. Als sie dann aufbrechen, um Reginalds Heldentat zu begehen (er will/soll unbedingt einen der ganz großen Drachen töten), wird es endlich richtig interessant und unterhaltsam und dann bin ich auch endlich im Fantasy-Genre angekommen.

»Ein einziger Drache, eine einzige Prinzessin – mehr müsst Ihr nicht auf Euch nehmen, und ich garantiere, dass Ihr niemals wieder unbehaglich schlafen, mit irgendwem kämpfen oder Euch mit etwas befassen müsst, mit dem zu befassen Euch keine Freude bereitet.« (Seite 105)

Ich mag es, wie die drei jeder für sich mit ihrem Leben hadern, sich zusammenraufen und entwickeln und letztlich zu Verbündeten in allergrößter Gefahr werden. Dabei geht es höchstspannend zu, aber auch sehr lustig. Roberts Entwicklung ist dabei die größte und er wird vom Jungen zum Mann innerhalb weniger Tage. Wäre die erste Hälfte etwas weniger anstrengend zu Lesen, gäbe es 5 Sterne, so werden es 4.

Bewertung vom 14.09.2024
Lady Hardcastle und der Todesflug / Lady Hardcastle Bd.7
Kinsey, T E

Lady Hardcastle und der Todesflug / Lady Hardcastle Bd.7


ausgezeichnet

Spionage im Auftrag des Außenministeriums

Meine Inhaltsangabe:
Lady Hardcastles Bruder Harry, der im Außenministerium arbeitet und seine Schwester sowie ihre Zofe als Spione rekrutiert hat bittet die beiden, sich in der Bristol Aviation and Aeronautics Company als potentielle Käufer für ein Flugzeug auszugeben und sich dabei unauffällig umzusehen. Denn dort treibt offensichtlich ein Spion sein Unwesen und reicht streng geheime Informationen an ausländische Regierungen weiter. Zudem ist bei einem ebenfalls streng geheimen Projekt, nämlich dem Test eines neuartigen, praktikableren Fallschirms, ein Mann getötet worden. Ob das eine mit dem anderen zusammenhängt, wollen die Lady und ihre Zofe Armstrong auf ihre gewohnt unkonventionelle Art und Weise herausfinden. Wenn sie dabei dann noch in den Genuss eines Fluges kommen sollten, umso besser für die beiden abenteuerliebenden Frauen. Nebenher will dann auch noch das jährliche Dorffest organisiert und ein großer Haushalt geführt werden. Es wird nicht langweilig im Hause Hardcastle.

Mein Eindruck:
Flugzeuge, Fallschirme, geheime Projekte: der Fall, in den Harry die beiden Frauen hineinzieht, scheint mehr als interessant zu werden. Und so ist es auch. Wie sich die beiden an das Aushorchen vor Ort machen, wie sie alles planen und umsetzen strotzt mal wieder nur so vor lauter Witz und Draufgängertum. Ihre mehr als schlagfertigen, frechflotten Dialoge lese ich mit wachsender Begeisterung, mir wird einfach nicht langweilig, den beiden „zuzuhören“.

»Hätte der Herrgott gewollt, dass wir fliegen, hätte Er das Abstürzen deutlich weniger tödlich gemacht, meine Liebe.« (Seite 50)

Sie strotzen nur so vor Selbstbewusstsein, lassen sich von niemanden den Wind aus den Segeln nehmen und stehen ihre Frau. Und das auf überaus liebenswerte und so grandios witzige und unterhaltsame Art und Weise. Ich kriege nicht genug von dieser Reihe und ertappe mich beim Lesen ständig dabei, wie ich wohlig grinse. Ohne Witz. Ein Wohlfühlkrimi, der diesen Titel auch wirklich mehr als verdient. Der Spaß macht, liebenswerte, skurrile und herzerwärmende Charaktere aufweist, spannende Krimifälle und zwei Ermittlerinnen, die bitte nie aufhören sollen. Eingebettet in ein bildhaft beschriebenes englisches, ländliches und wunderschönes Setting Anfang der 1900er Jahre, in das ich am liebsten sofort hin aufbrechen möchte. Für mich eine der allerbesten Cosy-Crime-Reihen überhaupt. 5/5 Sterne.

Bewertung vom 13.09.2024
Kleiner Angsthase Aurelia. Fürchte dich nicht!
Flechsig, Dorothea

Kleiner Angsthase Aurelia. Fürchte dich nicht!


ausgezeichnet

Warum es ganz klug ist, manchmal ein kleiner Angsthase zu sein

Meine Inhaltsangabe:
Aurelias Vater bittet sie, ihm Kartoffeln aus dem Keller zu holen. Doch sie fürchtet sich vor dem Keller. Ihr Vater erklärt ihr, dass das ganz okay ist, schließlich schützt Angst einen oft vor Gefahren. Nun will Aurelia wissen, was verschiedene Tiere (Hase, Maus, Stachelschwein, Katze, Stinktier, Elefant) machen, wenn sie Angst haben und ihr Papa erzählt es ihr. Aurelia macht alle diese Tiere nach und geht dann zusammen mit ihrem Vater in den Keller. Gemeinsam ist es gar nicht so gruselig.

Meine Meinung:
Das Buch ist sehr schön und hochwertig aufgemacht. Das fängt bei dem farbenfrohen Cover mit den Spotlackelementen an, setzt sich im Buchvor- und -nachsatz fort und zeigt sich auch im Inneren mit den vielen bunten, aussagekräftigen und teils ziemlich lustigen Bildern. Der Text ist kurz und kindgerecht und wird durch die Zeichnungen perfekt begleitet, so dass es ein perfektes Vorlesebuch ist. Die ganz Kleinen können auf jeder Seite eine Menge entdecken und lernen ganz nebenbei, dass es okay ist, Angst zu haben, weil die oftmals vor Gefahren schützt und damit sehr sinnvoll ist. Sie lernen aber auch, wie sich die sechs hier vorgestellten Tiere bei Angst verhalten, was sehr interessant und bei dem einen oder anderen auch lustig ist. Und letztlich lernen sie hoffentlich auch, dass sie ihre Ängste überwinden können, was sie selbstbewusster und stärker macht. Mir gefällt, dass hier auf sehr leichtfüßige, bunte und humorvolle Art mit dem Thema Angst umgegangen wird und keine Klischees bedient werden. Hier kocht der Papa und der erschrickt auch vor einem kleinen Mäuschen. Hier muss das Kind nicht mutig sein, sondern darf Ängste haben. Ein sehr schönes Vorlese- und Bilderbuch mit wichtiger Botschaft und viel Humor. 5/5 Sterne.

Bewertung vom 11.09.2024
Übertretung
Kennedy, Louise

Übertretung


ausgezeichnet

Leben im Nordirlandkonflikt: Bittersüß und unter die Haut gehend

Meine Inhaltsangabe:
Cushla Lavery, Katholikin, Mitte zwanzig, arbeitet als Lehrerin, kümmert sich um ihre alkoholranke Mutter, bei der sie noch wohnt und hilft immer wieder auch im Familienpub aus, um ihren Bruder zu entlasten. Eines Tages lernt sie den viel älteren Michael Agnew kennen. Der ist ein bekannter Prozessanwalt und Protestant und zudem verheiratet. Die beiden müssen ihre Liebschaft geheim halten, da derartige Verbindungen einen schnell auf die Todesliste bringen. Jeden Tag gibt es weitere Todes- und Gewaltbotschaften, jeder muss aufpassen, was er sagt oder macht, was Cushla schnell erfahren muss, als sie sich für ihren Schüler Davy einsetzt, dessen Vater fast totgeprügelt wurde und dessen Familie einen sehr schweren Stand in dem Vorort hat. Gegen alle Vernunft geht sie diesen Weg weiter.

Mein Eindruck:
Keine leichte Kost, das kann ich euch sagen. Eigentlich ist es eine Geschichte über eine junge Frau, die einfach nur ihr Leben leben möchte ohne vor lauter Angst vor Verrat, Folter, Mord immer mit eingezogenem Kopf durch eben jenes Leben zu gehen. Frei sein in seinen Taten, Handlungen und Gedanken ist ihr Wunsch, der sich jedoch nicht erfüllen lässt.

»Hier geht es nicht darum, was man tut«, sagte er. »Es geht darum, was man ist.« (Seite 7o)

Also macht sie das Beste draus oder das, was sie für das Beste hält. Die Beziehung zwischen ihr und Michael ist einerseits zuckersüß, andererseits vergiftet und zum Scheitern verurteilt. Er ruft, sie springt. Liebe macht blind und manchmal auch dumm oder doch zumindest leichtsinnig. Zu Herzen geht der Strang, in dem es um den kleinen Davey und dessen Familie geht. Ach was, eigentlich geht das ganze Buch zu Herzen. Kennedys Schreibstil lässt mich diese düstere, drückende Stimmung, die zwischen Angst, Hoffnung und Verzweiflung schwankt, förmlich spüren und es fällt schwer, sich davon freizumachen und einfach wieder zum Tagesgeschehen überzugehen. Manche der Figuren lösen in mir eine sofortige Verachtung, ja, fast schon Hass aus, andere möchte ich gern in den Arm nehmen und beschützen und wieder andere hinterlassen mich einfach nur zweigespalten. Dabei schreibt sie total ruhig, fast schon zurückgenommen leise und poetisch. Vielleicht ist es genau das, weswegen die Geschichte irgendwie die Seele berührt. Ein Buch, das nachwirkt und wohl erst nach einigen Tagen sacken lassen seine volle Wirkung entfaltet. Bewegende 5/5 Sterne.