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Benutzername: 
Lesezauber_Zeilenreise
Wohnort: 
Eggenstein-Leopoldshafen
Über mich: 
Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 584 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2024
Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Leonardo da Vinci
Eliopoulos, Christopher;Meltzer, Brad

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Leonardo da Vinci


ausgezeichnet

Tolle Sachbuch-Comic-Biographie über einen der größten Universalgelehrten

Auf ca. 40 Seiten begleite ich Leonardo da Vinci in Comicform von seiner Geburt bis zu seinem Tod, erfahre viel über seinen Werdegang, seine Talente und seinen Antrieb und sehe auch einige seiner größten Werke und Erfindungen. Nebenbei wird die wertvolle Botschaft JEDER KANN DIE WELT VERÄNDERN vermittelt. Am Ende des Buchs finde ich einen Zeitstrahl mit den wichtigsten Stationen seines Lebens sowie einige Fotos.

Ich mag diese Reihe total und auch dieser Comic über da Vinci transportiert wieder einmal schlicht und auf den Punkt gebracht nicht nur die Ecksteine seines Lebens und Schaffens, sondern auch die titelgebende Botschaft JEDER KANN DIE WELT VERÄNDERN. Wie auch schon bei Albert Einstein finde ich es etwas befremdlich, dass mir auch Leonardo als Kind mit Bart präsentiert wird. Doch letztlich ist das einfach künstlerische Freiheit und für mich okay. Das tut dem Inhalt keinen Abbruch und der ist einfach super zusammengefasst. So ein umfassendes Leben wie das des wohl gelehrtesten Mannes aller Zeiten auf nur 40 Seiten und dann auch noch in Comicform gepresst zu veröffentlichen mag dem einen oder anderen gewagt erscheinen. Ich finde es genial, richtet sich die Reihe schließlich an Kinder ab 7 Jahren und die werden damit weder über- noch unterfordert, sondern entdecken bestenfalls ihren Wunsch, mehr über diesen Menschen erfahren zu wollen. Und selbst wenn nicht, ist das Buch bzw. die ganze Reihe auf jeden Fall eine gelungene Art und Weise, Kindern zu vermitteln, dass jeder, egal ob bevorzugt oder benachteiligt, alt oder jung, stark oder kränklich, arm oder reich, die Welt verändern kann. Dazu gehört es, neugierig zu bleiben, keine Angst vorm Anderssein zu haben und zu sich selbst zu stehen. Einfach super! Daher natürlich 5/5 Sterne.

Bewertung vom 28.03.2024
Waldgeheimnisse
Wohllebens Waldakademie

Waldgeheimnisse


ausgezeichnet

Umfangreicher Waldführer mit viel nützlichem und interessantem Wissen

*Meine Inhaltsangabe:*
In elf Kapiteln führt dieses Sachbuch durch hochinteressante Themen rund um den Wald und richtet sich nicht nur an Naturliebhaber, sondern vor allem auch an Abenteurer, die sich intensiv mit dem Wald auseinandersetzen wollen:

- Wie funktioniert ein Baum
- Bäume auf der Wiese und im Garten
- Herausforderungen des Lebens
- Im Wald
- Faszination Waldboden
- Auf den Spuren der Waldtiere
- Essbares aus Wald und Wiese
- Die Jahreszeiten im Wald
- Wald und Mensch
- Zukunftsvisionen für den Wald
- Abenteuer Wald

Neben viel informativem Text gibt es auch unzählige Fotos und Grafiken und auch ein paar Quizfragen sind eingebaut, deren Lösungen man am Ende des Buches findet. Immer wieder kommt die Rubrik Probier´s aus vor, mit der man zum selber Ausprobieren und Herausfinden und Testen, sprich: zum Aktivwerden aufgefordert wird.

*Mein Eindruck:*
Das ist nicht mein erstes Wohlleben-Buch und so kannte ich natürlich schon den einen oder anderen Fakt. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, weil dieses Thema schlicht extrem faszinierend ist. Wer meint, hier ein trockenes Sachbuch über Wald, Bäume, Pflanzen vor sich zu haben, irrt gewaltig. Die vielen oft verblüffenden und wundervollen Fakten lassen mich den Wald und jeden Baum mit ganz anderen Augen sehen. Wie Bäume kommunizieren, sich vernetzen, sich gegen Feinde zur Wehr setzen, sich um ihre Baumbabys kümmern und von äußeren Umständen lernen, kann ich nur als phänomenal und mega interessant beschreiben. Das ist eben nicht einfach nur ein Stück schattenspendendes oder obstlieferndes Holz, sondern ein Lebewesen und so wichtig für unsere Welt. Daher ist natürlich auch die Schnittstelle Mensch/Wald ein Thema und wie sich jeder einzelne für einen gesunden Wald einsetzen kann. Ein großes Augenmerk wird auf das aktive Erleben des Waldes gelegt und der geneigte Leser bekommt Tipps und Tricks für ein Abenteuer im Wald, das gerne auch mal über Nacht erfolgen darf. Es fordert auf, sich die Schuhe anzuziehen (oder auch nicht, denn Barfuß im Wald ist auch ein Erlebnis) und sich raus zu begeben, ab in die Natur, in den Wald und einfach mal achtsam zu entdecken, was Wald eigentlich wirklich ist.

Ein sehr informatives Sachbuch, gut aufgemacht ohne Fachchinesisch und damit einfach zu lesen und sehr kurzweilig. Vor allem aber nicht nur für Menschen, die ihr eigenes Waldabenteuer inklusive Nahrungssuche, Übernachtung, Tierbeobachtung u.s.w. erleben wollen ein gelungenes Handbuch mit vielen praktischen Tipps. 5/5 Sterne.

Bewertung vom 27.03.2024
Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1
Popp, Susanne

Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1


ausgezeichnet

Fesselnder Liebesroman mit ganz viel historischem Wissen rund um die Rheinbegradigung

Meine Inhaltsangabe:
Die junge Juliane ist als Magd nicht wirklich glücklich, die lüsternen Blicke ihres Vormunds tragen das ihre dazu bei. Überhaupt: Julie ist eine wahre Schönheit und fällt daher überall auf. Besonders der Pfarrer scheint fast Angst vor ihr zu haben und fordert eines Tages, dass sie den Ort verlassen muss. Sie heiratet gezwungenermaßen einen alten Fährmann und steckt in einer gewalttätigen Ehe fest. Die Jahre vergehen, Julies Ehemann stirbt, sie bleibt mit ihrer 2jährigen Tochter und dem Fährbetrieb allein zurück. Unterstützt von ihrer guten Freundin Elisabeth Merkens, der Ehefrau des Kölner Unternehmers und Rheinschifffahrtbegründers Peter Heinrich Merkens.
Johann aus Knielingen bei Karlsruhe ist alleiniger Überlebender seiner Familie, er wird angefeindet von seinen Nachbarn, weil er sich nicht gegen die Rheinbegradigung einsetzt. So verlässt er sein Dorf und bekommt über Umwege und weil er lesen und schreiben kann eine begehrte Anstellung bei Tullas Projekt der Rheinbegradigung. Nach einem entsetzlichen Zwischenfall gibt er diese Stelle auf und lebt mal hier, mal dort. Nach einigen Jahren unsteten Lebens entschließt er sich, zurück an den Rhein zu gehen und dort Schiffer zu werden. Hier lernt er Julie kennen und lieben, es gibt jedoch einige Hindernisse zu überwinden und das Leben damals war ohnehin nicht einfach.

Mein Eindruck:
Ich liebe diesen Roman! Punkt! Damit könnte ich es schon belassen, aber natürlich begründe ich das gerne etwas ausführlicher. Es fängt schon mit dem tollen Cover bzw. dem gesamten Buchdeckel an. Wunderschön, oder? Dann ist da zum einen natürlich Popps Schreibstil, der so gut zu lesen ist, dass ich förmlich durch die Geschichte getragen wurde. Ich hatte alles bildlich vor Augen, konnte mir Setting und Figuren lebhaft vorstellen und mich sehr gut in diese damalige Zeit hineinversetzen. Das war ein echter Lesegenuss. Zum anderen ist da natürlich die Geschichte, die am Rhein und damit auch an meinem Heimatort Eggenstein-Leopoldshafen (Kreis Karlsruhe) spielt. Gerade die Episoden, die in Karlsruhe, Knielingen und Eggenstein spielten, waren für mich natürlich grandios. Zumal die Geschichte ja auf historischen Ereignissen beruht, was die Rheinbegradigung betrifft. Ich wohne in Leopoldshafen am Rhein und da ist einem der Name Tulla einfach ein Begriff, da führt kein Weg dran vorbei. Über diese geschichtliche Episode dann in Romanform zu lesen, macht einfach Spaß! Weniger spaßig war das Ende, da musste ich echt ein paar Mal richtig schlucken und das eine oder andere Tränchen kullerte aus meinen Augen. Warum, verrate ich natürlich nicht. Lest Loreley bitte selbst. Es lohnt sich. Vor allem, aber nicht nur für Lesende, die irgendwo zwischen Karlsruhe und Köln am Rhein leben. Aber auch für alle Freunde fesselnder, auf wahren Ereignissen beruhender historischer Romane mit einer angenehmen Prise Romantik. 5/5 Sterne! Ich liebs!

Bewertung vom 20.03.2024
Der Fluch der Nachthexe / Emblem Island Bd.1
Aster, Alex

Der Fluch der Nachthexe / Emblem Island Bd.1


gut

Abenteuerliche, aber leider sehr gehetzte und oberflächliche Reise durch eine bunte Fantasiewelt

𝙈𝙚𝙞𝙣𝙚 𝙄𝙣𝙝𝙖𝙡𝙩𝙨𝙖𝙣𝙜𝙖𝙗𝙚:
Tor möchte das ihm vorherbestimmt Schicksal, einmal der Anführer seines Dorfes zu sein, nicht annehmen. Sein größter Wunsch ist es, ein anderes Emblem und damit eine andere Bestimmung zu erhalten. Sein beim Neujahrsfest geäußerter Wunsch erfüllt sich, jedoch auf die denkbar dunkelste Art und Weise: sein Anführer-Emblem ist verschwunden, stattdessen ziert ein Auge seinen Arm. Der Fluch der Nachthexe, der seine Lebenslinie drastisch verkürzt. Einzige Lösung: er muss die Nachthexe finden und sie bitten, den Fluch rückgängig zu machen. Sein bester Freund Engle hat Tors neues Augen-Emblem berührt, weswegen der Fluch auch auf ihn übergegangen ist. Ebenso wie auf Melda, die Schulkameradin, die Tor eigentlich so gar nicht mag. Die drei beschließen, ihre Leben zu retten und sich auf die abenteuerliche Suche nach der Nachthexe zu machen, um die sich düstere Legenden ranken.

𝙈𝙚𝙞𝙣 𝙀𝙞𝙣𝙙𝙧𝙪𝙘𝙠:
Das Cover mit seinen glänzenden Spottlack-Elementen, ist schon ein kleiner Hingucker und macht auf jeden Fall neugierig auf die Fantasiewelt, die es zwischen den Buchdeckeln zu entdecken gilt. Und so habe ich mich voller Vorfreude auf das Buch gestürzt, meine anfängliche Begeisterung erhielt jedoch recht schnell einen Dämpfer. Das lag nicht an den Charakteren, die recht klischeehaft daherkommen: Tor als mutiger, empathischer aber auch verletzlicher Kopf der Bande, Engle, sein bester Freund, der furchtbar verfressen und der typische Klassenclown ist und Melda, die kluge, aber eher unsympathisch daherkommende weibliche Komponente mit nach und nach ans Licht kommenden emotionalen Stärken. Sondern vielmehr an der Art und Weise, wie ich durch diese Fantasiewelt, die so viel Potenzial in sich birgt, in rasendem Tempo, das keinerlei Tiefgang zulässt, durchgezogen werde. Es sind mehrere Abenteuer/Rätsel zu lösen, die Kids stehen vor ebendiesen, lösen sie ratzfatz und sind hopplahopp schon bei der nächsten Quest angekommen. Das war mir zu schnell und zu oberflächlich, die Story hatte so keine Chance, bei mir einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das ist so schade, da ich durchaus erkenne, was hier alles hätte möglich sein können. Denn die Ideen, die fremde Welt, die Wesen und Legenden sind richtig spannend und haben das Zeug zu einem Pageturner. Jedoch nicht ohne die nötige Tiefe, die hier für mich einfach völlig fehlt. Die Figuren und erlebten Abenteuer bleiben blass und setzten sich bei mir nicht fest. Am Ende des Buches dachte ich mir: jo, ganz okay, aber was war nochmal am Anfang? Ich habe es gelesen und dann eigentlich schon fast vergessen. Schade! Lieber viel weniger Abenteuer, die dafür dann aber intensiver und detaillierter. Gefallen haben mir die optisch hervorgehobenen Geschichten aus dem Buch der Legenden, die immer wieder vorkommen und mittels denen ich ein bisschen Hintergrundwissen zu der Welt, von der ich lese, erfahre. Ein Buch, das mich leider nicht fesseln konnte, das aber sicher auch seine Fans finden wird, vor allem im eher jüngeren Alter. 3/3 Sterne.

Bewertung vom 19.03.2024
600 coole Krabbler
Rose, Armin

600 coole Krabbler


ausgezeichnet

Ein Krabbeltierführer der es in sich hat!

Armin Rose zeigt hier 600 Krabbeltiere, die er alle auf seinem Grundstück entdeckt und beobachtet hat. Sei es im Gras, in Hecken, Stauden und Sträuchern, im Haus und am Gemäuer, am Boden, in Holz und Steinen, an Blühpflanzen, im Kompost oder an Tümpel und Ufer. Er erklärt, wie man Krabbeltiere erkennt und zuordnen kann, welche Arten es gibt, wo und wie sie leben. Dabei kommen auch die Tierchen selbst zu Wort und geben ihren Senf dazu, der immer lustig, manchmal auch ein bisschen frech ist. Eine ganze Doppelseite widmet sich immer einem Thema oder einer Tiergruppe und ist voller Bilder und informativer Texte.

Wer hätte gedacht, dass sich eine solche Vielfalt auf einem einzigen Grundstück tummelt? Mir gefällt an diesem Buch besonders gut, dass es um unsere heimischen Krabbler geht, die ich so dann natürlich auch vor meiner eigenen Haustüre entdecken kann. Kinder werden, ausgerüstet mit dem Buch und einer Becherlupe, zu interessierten Forschenden und der eine oder die andere legt damit vielleicht und hoffentlich den ersten Grundstein für den künftigen beruflichen Weg. Auf jeden Fall aber wird das Interesse an Insekten & Co. geweckt und das Verständnis für Natur, Umwelt und das auch die allerkleinsten Tierchen ihren großen Anteil dazu beitragen und damit eben nicht nur irgendwie gruselig oder eklig sind, sondern immens wichtig und schützenswert. Die Seiten sind aufwändig und sehr ansprechend gestaltet, kunterbunt, wie die Insektenwelt nun mal ist. Die Nahaufnahmen haben wir so manches mal einen Schauer über den Rücken rieseln lassen, mich aber auch völlig fasziniert. Die Texte sind kurz und auf den Punkt, sehr informativ und kindgerecht. Keine staubtrockene Theorie, sondern neugierig machendes Wissen. In kleinen Sprechblasen kommen auch immer wieder die Krabbler selbst zu Wort und was die von sich geben, ist super lustig, ein bisschen frech und immer sehr amüsant. Ein Sachbuch, das sich deutlich von anderen abhebt, das fasziniert, informiert, amüsiert. Völlig zu Recht hat es den Deutschen Gartenbuchpreis gewonnen, den 1. Platz in der Kategorie „Tiere im Garten“.

Super interessant, toll aufgemacht, bunt, prall, informativ und witzig. So macht Sachbuch Spaß. 5/5 Sterne und eine volle Leseempfehlung für alle kleinen und großen Naturforscher.

Bewertung vom 17.03.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

Der moderne David Copperfield – mitreißend, düster, traurig, humorvoll, deprimierend, hoffnungsvoll

Demon kommt als Baby einer alkoholkranken Teenie-Mom in einem Trailer im ländlichen Virginia auf die Welt, sein Vater ist bereits tot, Kontakt zu anderen Familienmitgliedern besteht nicht. Zum Glück gibt es da die Familie seines besten Freundes Maggot, die ihn ein bisschen unter die Fittiche nimmt. Demon sorgt schon als kleines Kind für seine Mutter, die nichts auf die Reihe bekommt. Für ihn ist das normal, er kennt es nicht anders. Als sie dann einen gewalttätigen Mann heiratet, wird Demons ohnehin schon schwere Kindheit noch schlimmer und gipfelt darin, dass seine Mutter stirbt. Er kommt von einer Pflegefamilie in die nächste, wird ausgebeutet, zur Feldarbeit gezwungen und zum Hungern verurteilt. Das Jugendamt ist entweder überfordert oder gleichgültig. Eines Tages reißt Demon aus und sucht seine ihm unbekannte Großmutter, die Mutter seines leiblichen Vaters. Dank ihrer Hilfe kommt er in die Pflegefamilie des beliebten Football-Coach Winfield und dessen Tochter Angus und erfährt, was es heißt eine Familie zu sein. Er wird zum begehrten Football-Spieler und alles könnte super sein. Doch dann wird er schwer verletzt, seine Football-Karriere ist zu Ende, die sorglos verschriebenen Schmerzmittel treiben ihn in die Abhängigkeit, die er mit seiner ersten großen Liebe Dori teilt. Sein Leben strebt auf den endgültigen Abhang zu und Demon ist sich dessen sehr bewusst. Ein herber Verlust zwingt ihn dazu, über sein weiteres Leben nachzudenken und zu versuchen, das Ruder wieder herumzureißen.

Das Cover gefällt mir persönlich sehr gut, weil es endlich mal keine Bilder von Menschen, Landschaften oder anderen Objekten zeigt, die mehr oder weniger oder auch gar keine Rückschlüsse auf den Inhalt des Buchs zulassen, sondern sich schlicht auf das Wichtigste der Geschichte konzentriert: Demon Copperhead.

Vor allem das erste Drittel habe ich als extrem berührend und nur schwer zu ertragen empfunden. Es ging gar nicht anders als vor Mitleid fast zu zerfließen und gleichzeitig unendlich traurig, wütend, hoffnungslos und zermürbt zu sein. Das war ganz schon viel auf einmal und nur Demons Sinn für Humor (er erzählt seine Geschichte hier selbst) hat mich davor bewahrt, allzu düstere Gedanken zu bekommen. Kingsolvers Schreibstil ist unfassbar grandios, mitreißend, lebendig, berührend und so gut zu lesen. Sie greift mit ihrer Adapation des Klassikers David Copperfield Themen auf wie den Opioidskandal/Drogensucht in den USA, Armut, Zweiklassengesellschaft, Pflegschaftsprobleme, Bildungssystem und so weiter. Der Mittelteil des Buches hätte für mich deutlich gestraffter sein dürfen, hier ging es ca. 300 Seiten lang um Demons Drogenproblem. Das gehört dazu, keine Frage, war für mich über diese Länge dann aber doch einfach zu viel und zu ausführlich. Nichtsdestotrotz und vor allem wegen des wirklich wunderbaren Schreibstils der Autorin, der es geschafft hat, dass ich beim Lesen jede einzelne Szene wie einen Kinofilm vor mir gesehen habe, kann ich schlicht keinen Stern abziehen und sehe über den eher langatmigen Mittelteil einfach hinweg.

Ein 864 Seiten starker Wälzer, der einen einsaugt, durchkaut und halbverdaut und mit vielen neuen Bildern im Kopf und einem irgendwie schweren und dennoch hoffnungsvollen Herzen wieder ausspuckt. 5/5 Sterne.

Bewertung vom 10.03.2024
Maulwurfstadt
Kuhlmann, Torben

Maulwurfstadt


ausgezeichnet

Große Dinge fangen oft klein an – Bilderbuch fast ohne Worte

Ein Maulwurf lebt unter der Wiese, wo er bald Gesellschaft von weiteren Maulwürfen bekommt. Und von immer mehr. Wo viele leben, braucht man viel Platz und so beginnen die Maulwürfe, ihre unterirdische Stadt aufzubauen. Immer mehr kommen hinzu, die Stadt wird immer größer, also müssen Transportmittel gebaut werden, längere Gänge und Höhlen gebaut werden, immer mehr und immer schneller. Bis am Ende alles industrialisiert, verbaut, technisiert und überfüllt ist. Nur noch ein klitzekleines Stückchen grüne Wiese ist da und die Maulwürfe entdecken endlich, dass diese schützenswert ist.

Wer Torben Kuhlmann kennt, erwartet grandiose Zeichnungen. Und wird nicht enttäuscht. Wunderschöne, großformatige Zeichnungen, detailliert und aussagekräftig laden dazu ein, sich ganz in die Maulwurfstadt zu versenken. Es gibt so viel zu entdecken. Text gibt es nur minimal, nämlich auf der ersten und der letzten Seite des Buches. Doch auch ohne Text ist die Botschaft eindeutig und es wird klar, dass es sich um eine Fabel handelt, die uns Menschen den Spiegel vorhält. Immer höher, immer weiter, immer reicher, immer bequemer. Alles zu Lasten von Natur und Umwelt und letztlich uns selbst. Die letzte Seite verdeutlicht, dass es fünf vor zwölf ist. Ein Buch, dass nachdenklich macht, dass lehrreich ist, einem die Augen öffnet und auf so wenigen Seiten so vieles deutlich macht. Es ist schon auch ein Stückweit bedrückend, also keineswegs ein fröhliches, buntes Kinderbuch. Doch die letzte Seite setzt ein Fünkchen Hoffnung frei und regt sicher zu Diskussionen an. Das hoffe ich zumindest.

Das Buch ist optisch unglaublich schön. Das fängt beim Cover an und setzt sich innen auf jeder einzelnen Seite fort. Auch Vor- und Nachsatz sind wunderbar gestaltet mit alten Fotos aus der Geschichte von Moletown, also Maulwurfstadt. Da auch der Inhalt, die Aussage so wertvoll ist und so grandios umgesetzt wurde, vergebe ich 5/5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung mit Einschränkung, was das Lesealter betrifft. Es ist ein Bilderbuch mit Tiefgang. Ich sehe es eher bei etwas älteren Kindern besser aufgehoben, da es mit dem ersten Thema doch recht bedrückend wirken kann und kein Text zum Vorlesen vorhanden ist, sondern nur Bilder. Und zwar Bilder der Art, die für kleine Kinder wohl eher weniger interessant oder spannend sind, schon allein wegen der gedämpften Farben.

Bewertung vom 09.03.2024
Shadowghast - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea / Eerie-on-Sea Bd.3
Taylor, Thomas

Shadowghast - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea / Eerie-on-Sea Bd.3


ausgezeichnet

Schaurigspannendes Abenteuer voller Humor und Gruselelementen

Im Grand Nautilus logiert eine seltsame Gästegruppe, die engagiert wurden, um in der Ghastly Night, die in Eerie-on-Sea an Halloween gefeiert wird, die jährliche Show aufzuführen. Caliastra, die Zauberkünstlerin, eröffnet Herbie, sie sei die Schwester seiner Mutter. Herbie ist begeistert, endlich scheint er seine Familie gefunden zu haben. Doch Violet hat so ihre Zweifel. Vor allem, als Caliastra mit einer sagenumwobenen Laterne die schaurigmagischsten Schattenbilder erzeugt, die ein Eigenleben zu führen scheinen und deren Höhepunkt Shadowghast ist, die legendäre Schauergestalt mit den Hörnern, die die Schatten von Menschen einfängt um sie zu kontrollieren. Alles nur ein Märchen, oder? Als die ersten Menschen aus Eerie verschwinden und andere sich ganz seltsam benehmen, bekommen die Kinder es mit der Angst zu tun. Sie entdecken die sagenumwobenen Unterwege unter der Stadt, geraten in höchste Gefahr und müssen einmal mehr beweisen, was in ihnen steckt. Sie entdecken, dass Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt wichtiger sind, als so vieles andere und dennoch auf eine harte Probe gestellt werden können.

Einfach großartig, wie Tylor es scheinbar mühelos schafft, eine schaurige Atmosphäre zu schaffen und durch das gesamte Buch aufrecht zu erhalten und gleichzeitig so humorvoll zu schreiben. Das ist ein richtig spannendes und fesselndes Abenteuer, in das ich da mal wieder hineingezogen werde. Herbie, Violet und nicht zu vergessen Kater Erwin und Aufziehkrebs Aufein sowie alle anderen inzwischen liebgewonnenen Figuren aus Eerie dabei zu begleiten, ist ein Riesenvergnügen. Lebendigstes Kopfkino ist da bei mir entstanden und ich habe regelrecht mitgefiebert. Ich liebe es, wie Taylor in dieser Reihe immer alte Legenden und Mythen zum Leben erweckt und eine spannende Geschichte um sie herum webt. Das Setting in Eerie-on-Sea, mit dem unwirtlichen Herbstwetter, den skurrilen Charakteren, kleinen Läden und seinem oftmals tosenden Meer ist genial gewählt und ich habe immer fast das Gefühl, die See zu riechen und die spritzende Gischt im Gesicht zu spüren. Eine rundum richtig geniale Story bzw. Buchreihe, die ich jedem Abenteurergeist von 9 bis 99 ans Herz lege. Spannung, Grusel, Humor, Abenteuer, Magie und ein grandioser Schreibstil! 5/5 Sterne. Leider habe ich gehört, dass die bereits im Original erschienene Folgebände 4 und 5 nicht mehr auf Deutsch erscheinen werden. Das macht mich sehr traurig und auch ein bisschen wütend. Mein Englisch ist nicht sooo gut, aber ich werde mir wohl die Bücher dennoch im Original kaufen, weil ich einfach wissen MUSS, wie es weitergeht.

Bewertung vom 02.03.2024
Freddy und die schwarzen Wolken
Prußok, Kathleen

Freddy und die schwarzen Wolken


ausgezeichnet

Berührend, humorvoll, fesselnd und richtig gut

Freddys bester Freund Steven igelt sich immer mehr ein und unternimmt gar nichts mehr mit ihm. Irgendwann findet Freddy heraus, dass Stevens Mama an einer psychischen Erkrankung leidet und für Steven gar nicht mehr da ist, ihn und sich selbst vernachlässigt und Steven große Angst um sie hat und sich auch für sie schämt. Freddys Vater ist Psychotherapeut und weiß natürlich viel über diese schwarzen Wolken, mit denen Menschen sehr oft kämpfen müssen. Freddy und Steven gelingt es, dass Stevens Mama bei Freddys Vater in Therapie geht, die auch langsam zu helfen scheint. Doch als Freddy und seine Familie nach dem Sommerurlaub zurück nach Hause kommen, steht die Welt Kopf. Steven will mit ihm nichts mehr zu tun haben und Freddy findet auch bald den traurigen Grund heraus, warum das so ist. Die beiden entfremden sich ein Stückweit und Freddy sucht Trost in seiner abgelegenen geheimen Waldhütte und dem Streunerhund dort. Aber Steven geht ihm nicht aus dem Kopf, war er doch so lange sein allerbester Freund, das kann doch nicht einfach so vorbei sein. Jetzt zeigt sich, was echte Freundschaft bedeutet.

Ich habe das Buch in einem Rutsch weggelesen und bin echt begeistert. Wie die Autorin dieses so schwierige, ernste Thema auf leichte, kindgerechte Art rüberbringt, gespickt mit Humor und getragen von einem total liebenswerten, pfiffigen Freddy, ist schlicht großartig. Zumal es hier nicht nur um die psychischen Erkrankungen geht, sondern vor allem auch darum, was diese mit Angehörigen macht, mit Freundschaften und Beziehungen. Angst, Scham und Rückzug gehen Hand in Hand mit Wut und Hilflosigkeit. All das ist hervorragend in die Geschichte gepackt, angefüllt mit einigem Wissenswerten, viel Humor und ganz viel Wärme und Verständnis. Das Buch kommt dabei überhaupt nicht trocken oder belehrend rüber, sondern liest sich wie ein Roman über einen Jungen, der pfiffig ist, das Herz am rechten Fleck hat, oftmals aber auch einfach mit der aktuellen Lebenssituation hadert und als allererstes eben das ist, was er ist: ein Junge mit Flausen und Abenteuergeschichten im Kopf, der einfach Spaß und ein schönes Leben haben möchte. Ich feiere das wirklich. Es gibt einige bunte Zeichnungen von Szenen aus der Story, die ganz gut reinpassen, aber nicht überhandnehmen. Gerne empfehle ich Freddy allen, die sich mit dem Thema psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit bzw. aus der Sicht von Kindern auseinandersetzen wollen. Sicherlich auch als Schullektüre bestens geeignet, zeigt es doch sehr gut auf, dass hinter einem sich zurückziehenden Klassenkameraden vielleicht keine böse Absicht oder Desinteresse steckt, sondern eventuell etwas ganz anderes und eine Art Hilferuf. Große Klasse, 5/5 Sterne.

Bewertung vom 01.03.2024
Frida Kahlo
Schulz-Reiss, Christine

Frida Kahlo


ausgezeichnet

Wenn die Hürden eines Lebens kunterbunte Blüten hervorbringen

Frida war von Kindesbeinen an eine Rebellin, legte sich mit der Schulleitung an, war Mitglied in einer Straßengang, pfiff auf Konventionen und kämpfte sich durch so manchen Schicksalsschlag immer wieder zurück ins Leben. Die Malerei war bald ihre größte Leidenschaft, die sie mit ihrem Ehemann, Mexikos bis dahin berühmtesten Maler Diego Rivera, teilte. Aufgrund ihrer gesundheitlichen Probleme blieb sie kinderlos und umgab sich infolgedessen mit allerlei Tieren. Diese sowie die Natur waren immer Bestandteil ihrer ausdrucksstarken Bilder. Doch auch die politische Situation in Mexiko thematisierte sie, da sie ihr Land sehr liebte und sich stark dafür einsetzte. Als Kunstlehrerin war sie überaus beliebt und verhalf dem einen oder anderen zu einer Künstlerkarriere. Im Alter von nur 47 Jahren starb Frida Kahlo viel zu früh, aber mit sich selbst im Reinen und bewundert von zahllosen Menschen aus aller Welt.

47 Minuten für das Leben Mexikos berühmtester Malerin ist natürlich sehr wenig, dennoch gelingt es in dieser kurzen Zeit sehr gut, ein Bild von Frida Kahlo aufzuzeigen und einiges von ihrem Schaffen und Leben zu vermitteln. Fridas nicht einfacher Charakter wird deutlich, genauso wie ihre Verletzlichkeit und ihre Stärke. Ich erfahre ein bisschen was über ihre Kindheit, ihre vielen Schicksalsschläge (Kinderlähmung, schwerer Unfall, Beinamputation,…), ihre Ehe mit dem 22 Jahre älteren Rivera, ihre Erfolge, ihre Ansichten, ihre Träume, ihre Bilder. Das alles führt dazu, dass ich unbedingt mehr über diese starke, intelligente und immer wieder provozierende Frau erfahren möchte und dass ich ihre Bilder jetzt mit ganz anderen Augen sehe.

Das Hörbuch kommt nicht als trockenes Sachbuch daher, sondern wie eine Erzählung. Das macht das Ganze super kindgerecht und es ist neben der Wissensvermittlung auch einfach sehr unterhaltsam. Die Sprecherin macht ihre Sache richtig gut, sie hat eine schöne warme Stimme, so dass es angenehm ist, ihr zu lauschen. Das Inlay besteht aus dem farbenfrohen Cover und der Rückseite mit den einzelnen Kapiteln des Hörbuchs. Der zweiseitige Innenteil gibt Informationen zu Autorin, Sprecherin und zum Hörbuch, zudem eine Zeitleiste des Lebens von Frida Kahlo. Schön finde ich auch die dort aufgeführten Bedeutungen von Farben, wie Frida Kahlo sie sah:
Dunkelgrün = schlechte Nachrichten, gute Geschäfte
Kobaltblau = Elektrizität und Reinheit, Liebe
Magenta = Blut? Na wer weiß?! u.s.w.

Ein rundum absolut gelungenes Kinder-Sachhörbuch für Kunstinteressierte ab 9 Jahren. Mir gefällt das kindgerechte Format der Wissensvermittlung in sehr unterhaltsamer, lebendiger Erzählform richtig gut, daher 5/5 Sterne.