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Benutzername: 
niko
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3423

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 07.02.2023
Sibir (MP3-Download)
Janesch, Sabrina

Sibir (MP3-Download)


ausgezeichnet

ein Stück deutsch-russischen Geschichte

In ihrem neuen Roman "Sibir" erzählt die Autorin Sabrina Janesch die Geschichte der Familie Ambacher, eine Geschichte über Vertreibung, Heimat verlieren, Identitätssuche, Fremdsein.
Das Buch ist aus zwei Sichten erzählt. Auf eine Seite wird aus Josefs Kindheit erzählt. Im Jahr 1945, Leilas Vater, Josef, wurde mit seiner Familie als Zivilgefangene nach Kasachstan verschleppt. Dieser Teil der deutsch-russischen Geschichte für viele wahrscheinlich unbekannt. Der andere Erzählstrang ist aus der Sicht von Leila, Josefs Tochter, im Jahr 1990, in Niedersachen. Im Laufe des Buches wird immer wieder zwischen den zwei Erzählstränge gewechselt.
Der Schreibstil ist sehr anschaulich. Man bekommt schnell mit wie schwer das Leben in Sibirien war, entweder hat man geschafft zu überleben oder man war gleich zum Sterben verurteilt.
Josefs Familie wird dank Adenauer nach 10 Jahre zurück nach Deutschland geholt. Aber auch hier wird das Leben nicht wie sie gehofft haben. In Russland waren sie, auch nach viele Jahren, "die Russen", zurückgekehrt nach Deutschland sind sie aber "die Russen".
Sehr schön habe ich gefunden wie die Autorin Sabrina Janesch mit der Sprache spielt. Die Fremdworte geben der Geschichte viel Tiefe und Glaubwürdigkeit.
Insgesamt ein gutes Buch, über ein Stück deutsch-russischen Geschichte, die nicht so bekannt ist. Sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 31.01.2023
Die Perfektionen
Latronico, Vincenzo

Die Perfektionen


ausgezeichnet

tolle Beschreibungen

Der Klappentext hat für mich sehr spannend geklüngelt und ich war an dem Buch sehr interessiert. Auch das Cover hat mich gleich angesprochen, die Perfektion läuft in eine schöne Imperfektion.
Anna und Tom, ein spanisches Pärchen, ziehen nach Berlin, in der Hoffnung, hier die ersehnte Freiheit zu finden, kreativ zu arbeiten, weder an Schreibtische noch an Konventionen gebunden zu sein. Ihr Traumleben ist das einer ganzen Generation: eine helle Wohnung voller Pflanzen, eine Leidenschaft für internationales Essen und progressive Politik, eine Beziehung, die offen ist für sexuelle Experimente.
Wir sehen das Leben von Anna und Tom von einer gewisser Distanz, ich hatte das Gefühl, dass ich zwar eine ganze Generation kennenlerne, nicht aber Anna und Tom persönlich.
Der Schreibstil habe ich sehr gut gefunden, der Autor beschreibt Dinge und Situationen so klar, dass man alles vor den Augen sieht. Die helle Wohnung mit vielen Pflanzen, die unterschiedlichen Orte in Berlin, wo Anna und Tom abends gehen, das Leben wie es auf Social Media gesehen gelassen wird, aber auch die Freunde, die kommen und gehen und irgendwann ziehen wieder zurück in deren Heimaten. Es gibt im Buch kein bestimmter Spannungsbogen und trotzdem habe ich mich an dem Buch gefesselt gefühlt.
Fazit:
Mit ca. 125 Seiten ist „Die Perfektionen“ ein schönes Buch über eine ganze Generation, die ein perfektes Leben bauen versucht. Die Protagonisten, Anna und Tom, sind nur die Exponenten dieser Generation, im Laufe des Buches werden wir sie nicht näher kennenlernen. Das Buch fesselt durch den Schreibstil und vielleicht durch das selbst wiedererkennen in manche Situationen. Sehr gerne weiterzuempfehlen.

Bewertung vom 22.01.2023
Alle Farben meines Lebens
Ahern, Cecelia

Alle Farben meines Lebens


ausgezeichnet

schönes, fröhliches Cover, dafür schwierige Themen

„Alle Farben meines Lebens“ ist die schöne Geschichte von Alice, die die Menschen nach deren Energien/Farben kennt. Dafür braucht sie keine Zeit zu verlieren, um sich den Menschen zu nähern, um sie besser kennenzulernen. Manchmal weiß sie Sachen über den Menschen, bevor sie selbst wissen können. Das macht sie in den Augen von anderen Menschen zu einem Freak und wird als Kind noch in eine Sonderschule geschickt.
Das Hörbuch, gesprochen von Tessa Mittelstaedt, hat mir besonders gut gefallen. Die Stimme ist sehr angenehm und ich konnte mit Alice mitfühlen. Nur nach dem Buch lesen glaube ich, hätte ich mir Alice etwa kälter vorgestellt, aus dem Grund, dass sie sich von so viele Menschengefühle sich abgrenzen will – was natürlich auch verständlich ist.

Der Roman ist sehr schöngeschrieben, ich war gleich von Anfang an gefesselt und wollte wissen was weiter passiert. Die Geschichte ist auch der Ich-Perspektive von Alice geschrieben und macht Zeitsprünge zwischen Gegenwart und als unterschiedlichen Zeitpunkte aus Vergangenheit.

Ich konnte Alice Beweggründe gut verstehen, auch als alles für sie zu viel wurde und sie sich selbst eine Art Schutzmauer gebaut hat und dadurch verschlossen gewirkt hat.

Was bei mir ein bisschen nicht gestimmt hat, war das fröhlich gestaltete Cover mit den vielen traurigen Themen. Alices wächst in einem Haus voller Traurigkeit. Die Mutter versucht zwar eine gute Mutter zu sein, aber das schafft sie von weitem nicht. Sie landet in einem Rollstuhl, nimmt Antidepressiva und braucht jemanden sie zu pflegen. Der jüngere Bruder lässt sich leicht von der Mutter einfärben und landet im Knast. Als Alice und Olli junger waren und gespielt haben, hat Alice Olli fast sterbend gesehen. Alices Vater spielt Glücksspiele und Alice wird angesetzt um ans Gewinnen zu helfen. In einem Park, bei einem Spielplatz hat Alice ein Pädophil entdeckt. All das sind, meiner Meinung nach, Themen, die nicht so leicht zu verdauen sind, wobei die Autorin sie nur oberflächig kratzt.

Fazit:

Eine schöne Geschichte über Alice, die sehr empathisch ist -das lässt sich sehen in dem sie die Farben der Menschen sieht. Das Buch klingt fast idyllisch, bis man auf den vielen schweren Themen stößt. Ist zwar eine schöne Geschichte und alles endet, wie es enden soll, ich hätte mir aber trotzdem eine Vorwarnung, was den Themen angeht, gewünscht – das vor allem für all die jungen Mädchen da draußen, die wegen dem schönen fröhlichen Cover auf das Buch aufmerksam werden.

Das Ende des Buches ist besonders emotional und berührend. Man bleibt hinterher mit einem guten Gefühl, dass nach einem turbulenten Leben, doch alles gut gegangen ist.

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Bewertung vom 14.01.2023
Alle_Zeit
Bücker, Teresa

Alle_Zeit


ausgezeichnet

Tolles Sachbuch über das Thema Zeit

„Alle_Zeit“ klang für mich am Anfang wie ein Ratgeber für Menschen wie ich, die meistens spüren, dass sie wenig Zeit haben und hoffen Tipps zu finden, wie man mehr Zeit gewinnen können. Dieses Buch ist aber eher ein Sachbuch, das die Zeit aus ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und die unterschiedlichen Arten von Zeit erklärt. Auch wenn ich was anderes erwartet habe, war das Buch Wert gelesen/gehört zu werden.

Die Autorin Teresa Bücker stellt einige Fragen und erklärt die unterschiedlichen Arten von Zeit. Warum haben wir wenig Zeit, bzw. welche Zeit ist da gemeint, warum wir uns wenig an das gesellschaftliche Leben beteiligen, warum haben wir wenig Zeit für unseren Kinder und Familien, was Care Zeit ist, was Konfetti Zeit bedeutet usw. Die Autorin bringt in ihr Buch auch sehr viele Zahlen, Fakten, Statistiken. Man sieht, dass die Autorin sich darüber viele Gedanken gemacht hat, viel recherchiert hat und eine sehr gut begründete Theorie gebaut hat. Die viele Zahlen und Fakten können die Lektüre etwa erschweren, die geben dem Buch aber viel Wert.

Damit einige von uns mehr Zeit gewinnen können, werden anderen Zeit verlieren und so entsteht eine Zeitungerechtigkeit. Um die Zeitungerechtigkeit kleiner zu machen, stellt die Autorin einige radikale Lösungen vor. Vielleicht ist alles umsetzbar, meiner Meinung nach aber noch zu früh. Die Gesellschaft, so wie wir sie aktuell kennen, ist dafür noch nicht vorbereitet. Manchmal hat das Buch für mich sehr utopisch geklüngelt. Dass der Autorin von Anfang an bewusst war, dass das Buch utopisch klingeln wird, kann man auch im Kapitel „(K)eine Utopie“ lesen.



Fazit:

Ein Sachbuch, dass die Zeit aus sehr unterschiedlichen Perspektiven erklärt. Es gab sehr viel „Aha“-Momente, wo ich plötzlich die Zeit anders betrachtet habe als bis jetzt. Definitiv ein Buch, dass gelesen werden soll, sogar in der Ökonomie Unterrichtsstunde – so wie man mit dem Geld umgehen lernt, soll man frühzeitig genug auch lernen mit der Zeit richtig umzugehen.

Bewertung vom 14.01.2023
Café Leben
Leevers, Jo

Café Leben


ausgezeichnet

ein sehr guter Roman über Menschen und Gefühle

„Jeder hat sein Päckchen zu tragen“, sagt ein Sprichwort. Auch Henrietta und Annie.
Henrietta Lockwood, eine ehemalige Bibliothekarin, ist Anfang 30 und lebt zurückgezogen, alleine mit ihrem Hund Dave. Sowohl Dave als auch Henrietta haben keine Freunde. Henrietta bekommt eine neue Arbeitsstelle in Café Leben. Dort trifft sie totkranke Menschen und hilft ihnen ihren Lebensgeschichte zu schreiben. Ihre erste Klientin ist die 60jährige Annie Doyle, die nur noch wenige Wochen zum leben hat und ihre Geschichte schreiben möchte.
Die zwei Frauen haben unterschiedliche Vorstellungen, wie die Zusammenarbeit laufen kann. Henrietta ist mit Formulare "bewaffnet", Annie hat zum Teil die Geschichte ihres Lebens selber notiert, die nicht in starre Formulare eingepackt werden kann.
Während des Buches erfährt man nicht nur Annies Geschichte, sondern die Geschichte von Henrietta auch. Sowohl Henrietta, als auch Annie, haben Trauma erlebt, Geschwister früh verloren und die Väter waren hart mit ihnen und beide kämpfen mit Schuldgefühle. Das Buch war von Anfang an sehr spannend. Die Charaktere sind am Begin verschlossen, vor allem Henrietta, aber ist sehr schön zu sehen, wie die Protagonistinnen während des Buches sich weiterentwickeln. Sogar Dave wird ein anderer (freundlicher) Hund. Weil die Zeit kurz ist, versucht Henrietta herauszufinden, was Annie selber nicht weiß. Dadurch bekommt das Buch ein Hauch Krimiroman.
Der Schreibstil ist leicht zu lesen und scheint am Anfang etwa sachlich. Das Buch ist nicht aus der "ich"-Perspektive geschrieben und man kann sich nicht so gut mit den Protagonistinnen identifizieren. Ich finde das sehr passend gewählt, weil die Themen hart sind, krebskranke Menschen, Unfälle, die das Leben der Überlebenden stark beeinflussen, Tod, Verlust, strenge Väter, Gewalt, usw. Nachdem man mehr über Henrittas und Annies Vergangenheit erfährt, versteht man sie immer mehr und das Buch wird sehr emotional und berührend. Das Buch insgesamt ist bedrückend, hinterlässt aber auch ein Gefühl von Optimismus.

Fazit:
Jo Leevers Debütroman "Café Leben" ist ein sehr guter Roman über Menschen und Gefühle und ich empfehle ihn sehr gerne weiter.

Bewertung vom 14.01.2023
Als die Welt zerbrach
Boyne, John

Als die Welt zerbrach


ausgezeichnet

sehr berührend und wirkt lange nach

"Als die Welt zerbrach" ist die Fortsetzung von John Boynes Bestseller Roman "Der Junge im gestreiften Pyjama". Ich habe vor einiger Zeit den Film gesehen. Dann kam "Als die Welt zerbrach" und ich war sehr neugierig wie damals das Leben doch weiter ging. Anschließend habe ich auch das Hörbuch von "Der Junge im gestreiften Pyjama" gehört und somit hat sich das Bild in meinem Kopf ergänzt, wäre aber nicht notwendig gewesen, weil die Fortsetzung "Als die Welt zerbrach" kann man unabhängig von dem ersten Band lesen. Das Wichtigste wird wiederholt. Falls man vorher "Der Junge im gestreiften Pyjama" nicht gelesen hat, wird man aber neugierig.
In "Als die Welt zerbrach" erfahren wir die Geschichte von Gretel, Brunos Schwester, die mir ihr Mutter nach dem Kriegs Ende nach Paris, Australien und schließlich London geflüchtet ist. Ich würde am liebsten fast keine Details erzählen, dieses Buch verdient es gelesen zu werden.
Das Buch ist sehr spannend, man wird gefesselt von den ersten Seiten schon. Die über neunzig jährige Gretel Fernsby ist Witwe und wohnt im heutigen Mayfair. Als eine junge Familie in die Wohnung unter ihr zieht, lernt Gretel der neun jähriger Henry kennen, der bei ihr Erinnerungen ruft. Die sind meistens schmerzhafte Erinnerungen und alles dreht sich um die Frage der Schuld. Wenn Bruno in "Der Junge im gestreiften Pyjama" erst 9 Jahre alt war und Auschwitz wird durch seine unschuldigen Augen betrachtet, war Gretel damals schon 12, bzw 14 Jahre alt, als der Krieg zu Ende ging. Das war schon ein Alter wo man einiges besser verstehen kann und dann stellt sich die Frage, wessen Schuld war das Ganze, wie viel Schuld trägt jeder.
Das Hörbuch "Als die Welt zerbrach" ist von Elisabeth Günther vorgelesen. Man kann sehr leicht zwischen der junge und der alte Gretel unterscheiden, was ich großartig gefunden habe. Ich finde da hat die Sprecherin eine tolle Arbeit geleistet.
Das ganze Buch steht unter der Frage, wie viel Schuld trägt Gretel. Sie selber fühlt sich schuldig und wundert sich, wenn andere Charaktere anders empfinden. Sie versucht irgendwo dazuzugehören, leider passt sie nirgendwo. Die Frage ist auch, wie viel und wie lange muss sie dafür zahlen und wer entscheidet das. Während ihres Lebens hat schon einige Male dafür bezahlt. Ob das gereicht hat?! Das Ende des Buches war sehr passend - und hier möchte ich auch nichts verraten, das Buch verdient es gelesen zu werden.

Fazit:
Auch wenn ich mich mehrmals wiederhole und das Buch keine leichte Lektüre ist, das Buch verdient es auf jeden Fall gelesen zu werden. Das Buch ist sehr sensibel und mitfühlend geschrieben und die Krieg-Schuld Problematik wird aus sehr viele und sehr unterschiedliche Sichtweise gestellt. Das Buch versucht auf keinen Fall eine Antwort zu geben, sondern nur die Problematik ins Raum zu stellen. Für mich war "Als die Welt zerbrach" um einiges besser als "Der Junge im gestreiften Pyjama", reifer, sensibler und wirkt lange nach.

Bewertung vom 18.12.2022
Die Wissenschaft von Mittelerde

Die Wissenschaft von Mittelerde


ausgezeichnet

Das Buch "Die Wissenschaft von Mittelerde" begeistert von Anfang mit seiner Gestaltung. Das Buch ist groß, sehr stabil und enthält Karten und viele Skizzen und Zeichnungen.

Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt wo unterschiedlichen Themen näher gegangen wird: Aufbau einer eigenen Welt, Raum und Zeit, das Umfeld, die Lebenswelten und die Charakteren und das fantastisches Bestiarium. All diesen Themen haben Wurzel in der Realität. Tolkiens Welt ist eine komplexe Welt. Viele WissenschaftlerInnen haben diese fantastische Welt analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Realität und Fantasie in Tolkiens Welt Hand in Hand gehen, wobei der Ursprung in der Sprache steht. Wie viele Wissenschaftler mit dem Thema "Tolkiens fantastische Welt" sich auseinander gesetzt haben, kann man sehen anhand von den Menge an Anmerkungen, Endnoten und Literaturliste aus dem Ende dieses Buches.

Dass die Unterthemen so schön strukturiert sind, macht das Buch ein Buch zu dem man immer wieder zurück kommen kann. Das interessanteste an Tolkiens Welt ist, dass man beim Lesen immer was Neues entdeckt. Die Struktur in diesem Buch erleichtert genau das zu finden, was im Moment für jede/r interessant ist.

Nachdem das Buch von mehreren Autoren geschrieben wurde, ist schwer den Schreibstil zu definieren. Sowohl das Thema, als auch der Schreibstil, sind beide anspruchsvoll. Es gibt viele 9järiger, die große Hobbit Fans sind, das Buch wird für ihnen nicht geeignet. Je reifer ein Tolkien Fan ist, desto mehr wird er dieses Buch schätzen lernen.

Bewertung vom 08.11.2022
Connemara
Mathieu, Nicolas

Connemara


ausgezeichnet

Das Leben in einem französischen Provinz
In "Connemara" erzählt der Autor Nicolas Mathieu die Lebensgeschichten von Héléne und Christophe, die sich von ihrer Jugend kennen.

Héléne kommt aus einer einfachen Familie und war ein ehrgeiziges Mädchen. Inzwischen hat Héléne vieles geschafft, sie lebt in Paris mit ihrem Mann und die zwei Töchter, hat eine schöne Karriere gemacht und arbeitet nun in einer großen Consulting-Firma. Job, Ehe und Haushaltsarbeit überfordern sie und sie wird nicht glücklich. Nach einem Burnout zieht Héléne mit ihrem Mann und den Kinder zurück aufs Land, wo sie hofft, dass alles wieder besser wird.
Christophe kommt aus einer angesehenen Familie und war ein beliebter Eishockeyspieler. Er ist in seinem Heimatort geblieben, wo er sich immer gut gefüllt hat und er nicht das Bedürfnis gehabt hat dem Landleben zu entfliehen. Er hat einen Sohn, Gabriel, und hat sich von der Mutter seines Sohnes getrennt. Inzwischen lebt er bei seinem demenzkranken Vater, arbeitet als Hundefutterverkäufer und kümmert sich um Gabriel.

Der Titel des Buches täuscht ein bisschen. Man denket vielleicht an Irland, aber er kommt eigentlich von dem Michel Sardous Lied und ist ein wiederkehrendes Element im Buch. Das Lied ist Teil von Frankreichs Landleben.

Die Charaktere sind sehr gut, in einer sehr klare Sprache, beschrieben. Die Atmosphäre jedoch etwa dunkler und depressiver. Im Hintergrund wird an die politische Situation in Frankreich angegangen, nämlich die Wahl zwischen Macron und Le Pen. Was ich etwa schwieriger gefunden habe, waren die viele Anspielungen, die man nicht gleich versteht wenn man nicht ein Teil von französischen Kultur ist, bzw. muss man ein bisschen recherchieren, um die Anspielungen zu verstehen.

Fazit:
Insgesamt fand ich den Roman "Connemara" von Nicolas Mathieu sehr gut. Mathieu erzählt nicht nur eine Liebesgeschichte zwischen Héléne und Christophe sondern macht ein Porträt des Lebens in Frankreich. Der Autor hinterfragt die moderne Arbeit in großen Konzerne und nimmt die politische Situation Frankreichs im Jahr 2017 unter die Lupe. Wenn man sich von realistische Literatur fürchtet, wo die Sonne nicht immer scheint, dann ist ein sehr gutes Buch, das ich gerne weiter empfehlen kann.

Bewertung vom 08.11.2022
Elektra, die hell Leuchtende
Saint, Jennifer

Elektra, die hell Leuchtende


ausgezeichnet

Griechische Mythologie, feministisch erzählt
In „Elektra, die hell Leuchtende“ erzählt Jennifer Saint neu ein Teil der griechischen Mythologie aus der Sicht von drei Frauen, Elektra, Klytämnestra und Kassandra.

Der Schreibstil ist leicht, flüssig und mitreißend. Man ist schnell in die Geschichte der trojanische Krieg mitgenommen. Die Sprache ist leicht, deshalb eignet sich das Buch auch schon für jüngeren erwachsenen/jugendlichen LeserInnen. Es kommen jedoch sehr viele Charakteren, wie in der griechischen Mythologie zu erwarten ist, was leicht überfordern könnte. Falls man mit der griechischen Mythologie vertraut ist, dann kommt nicht viel Neues dazu. Durch die spannende Erzählweise wird man aber trotzdem an das Buch gefesselt.

Ich hätte erwartet, dass die Hauptfigur Elektra, die Tochter von Mykenes König Agamemnon und der Königin Klytämnestra, sein wird. Die Geschichten von Klytämnestra und Kassandra nehmen genauso einen großen Teil im Buch, so kann man alle drei Frauen Elektra, Klytämnestra und Kassandra, besser kennen lernen. Alle drei Frauen werden von der Autorin sehr authentisch dargestellt, man füllt mit ihnen mit, vor allem, dass es so sichtlich wird, wie die Frauen ständig von Männern und Götter benutzt wurden.

Fazit:
Das Buch finde ich auf jeden Fall lesenswert. Wenn man ein Fan der griechischen Mythologie ist und sich damit auskennt, bringt das Buch zwar nicht viel Neues, man wird aber trotzdem gefesselt. Sehr gut finde ich der Sicht der Frauen, was in der griechischen Mythologie normalerweise nicht der Fall ist.

Bewertung vom 08.11.2022
Das Zuhause
Coccia, Emanuele

Das Zuhause


ausgezeichnet

Ich hätte mir gedacht, dass 150 Seiten schafft man locker in einem Nachmittag zu lesen. Nun ja... man schafft es schon, aber dann kommen so viele Ideen und Anregungen, dass man viele Pausen machen will zum Nachdenken. So ist mir bei dem Buch gegangen.
Die Kapitel sind kurz und können sogar getrennt von einander gelesen werden. Die Lektüre ist aber trotzdem anspruchsvoll. Es wird ein Thema aus unterschiedlichen Perspektiven angesprochen. Der Schreibstill ist angenehm und leicht zu lesen, aber dadurch, dass der Autor schnell von eine Idee zu der andere schnell geht, kann die Lektüre etwa anspruchsvoller werden.
Das Cover ist definitiv ein Hingucker. Ich habe mir das Bild tausend Mal angeschaut, aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Und das ist genau was der Autor in seinen Buch macht, betrachtet das Haus aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln, mal gestückelt und analysiert die Zimmer getrennt, dann zusammen als Ganzes und schließlich in Zusammenhang mit der Welt. Zwei Kapiteln habe ich sehr interessant gefunden, die Soziale Medien und Haustiere.
Insgesamt ein sehr gutes Buch, kurz aber sehr informativ und vor allem ein Buch, das zum Nachdenken und weiter Recherchieren anregt.