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Edda246
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Hamburg

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Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


sehr gut

Ein Kriminalroman mit vielen Vorschusslorbeeren!
Nach Pascal Engmans internationaler Bekanntheit durch „ der Patriot“ und anderen Thrillern wie Rattenkönig, Feuerland, hat er sich mit dem Journalisten Johannes Selaker – leitete eine der größten Me Too Untersuchungen – zusammengetan und diesen Kriminalroman „Sommersonnenwende“ gemeinsam verfasst.
Das Cover ist ein Hingucker, stellt man sich genau die brütende Hitze zur Mittsommerzeit vor. Schweden im Jahr 1994: Auf Platz 3 der Fussball-Weltmeisterschaft, der Amokläufer Flink, der in Falun 7 Menschen tötete und Schwedens politische Entscheidung der EU beizutreten – ein umwälzendes Jahr für die Schweden. Es gab noch keine Kommunikation mit Mobiltelefonen, es wurde viel geraucht, viel getrunken – ein Bild der damaligen Zeit wird geschaffen. Tomas Wolf, Kriminalkommissar, und Vera Berg, Journalistin, ermitteln zuerst parallel, dann gemeinsam an einer Mordserie und geben sich wertvolle Hinweise.
Beides sind Protagonisten mit Problemen, die sie mit und in sich tragen, Tomas von seiner Zeit im Krieg in Bosnien-Herzegowina, Vera durch ihre gescheiterten Ehe mit einem Kriminellen.
Ihre Verhaltensweisen sind nicht immer nachvollziehbar, überschreiten auch Grenzen, kommen doch letztendlich dem Mörder auf die Spur. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg über falsche Fährten und persönlichen Auseinandersetzungen.

Die Protagonisten waren für mich keine Sympathieträger. Es fehlte mir an Identifikation. Für das Leben der beiden sehr wohl wichtige Nebenfiguren bleiben seltsam flach wie z.B Birgitta, die Nachbarin, die sich überwiegend um den kleinen Sigge kümmert, Zingo, der Partner von Tomas, Tomas Ehefrau Klara. Manches erscheint unrealistisch ( z.B. Veras Interview mit Tomas Ehefrau oder dass Tomas Vera seinen vollständigen Verdacht mitteilt oder dass das Jugendamt benachrichtigt wird mit Verdacht auf Kindeswohlgefährdung, weil Sigge nicht beim Schwimmkurs erschienen ist).
Für mich ein Kriminalroman mit Spannung, ohne Identifikation etwas mühselig die 580 Seiten zu genießen, mit Zeitkolorit und eingeflochten aktueller politischer Thematik, die anregend ist.

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Bewertung vom 25.04.2023
Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


ausgezeichnet

Was für ein ungewöhnliches Leben! Hedy Lamarr, als Hedwig Maria Kiesler in Wien geboren, nimmt einen abenteuerlichen Werdegang bis zu den MGM Filmstudios in Hollywood. Schon früh steht sie auf der Bühne spielt die Sisi. Ein großer Verehrer, der Waffenfabrikant Fritz Mandl wird sie, die geborene Jüdin christlich heiraten.
Nach der einengenden Ehe flüchtet sie über Paris nach London, nimmt Kontakt zu dem Filmproduzenten Mayer auf und wird als Filmschauspielerin in Hollywood bekannt und berühmt. Was viele nicht wissen, ist ihr Erfindergeist. Ihre bekannteste Erfindung wird Vorreiter für das heutige Bluetooth und Wlan.
Marie Benedict schreibt Biografien in Romanform. Dies ist die erste, die ich gelesen habe. Schon das Cover ist sehr ansprechend. Der Roman ist aus Sicht von Hedy geschrieben mit ihren Gedanken, Empfindungen und Betrachtungen der sie umgebenden Welt von 1933 – 1942. Vorerst noch behütet in Wien und naiv entwickelt sie in der sie umgebenden Welt ein waches politisches Bewusstsein, wählt Wege, ihre Familie und sich zu schützen vor dem beginnenden 2. Weltkrieg. Sofort ist sie ein Sympathieträger, ihre Gedanken und Betrachtungen sind sympathisch nachvollziehbar und vorbildlich – eine Heldin!. Als Leserin war ich begeistert über ihre Klugheit, die sie gezielt einsetzt. Man erlebt regelrecht das Abenteuer ihres Lebens hautnah mit, kann nachvollziehen, warum sie die Entscheidungen ihres Lebens trifft. Beeindruckend, dass sie nicht aufgibt, nicht lockerlässt, sich auseinandersetzt, bis zur nächsten Wegzweigung. Großartig u, spannend und unterhaltsam von Marie Benedict beschrieben. Man glaubt ihr jedes Wort. Große und nachhallende Unterhaltung in Form der Biographie! Empfehlenswert!

Bewertung vom 17.04.2023
Solange wir leben
Safier, David

Solange wir leben


sehr gut

Beginnend 1937 in Wien erzählt David Safier Lebensgeschichte seiner Eltern Joschi und Waltraut.
In zwei Erzählsträngen begleiten wir sie, er jüdischer Herkunft, lebend in Wien, sie deutscher. Die unterschiedliche Herkunft, zieht unterschiedliche Konsequenzen aus dem 2. Weltkrieg. Er darf nach Palästina auswandern, sie wächst im Kriegsdeutschland in Bremen auf.
Durch einen Zufall begegnen sich die beiden in einer Eisdiele und nähern sich an.
Doch 20 Jahre Altersunterschied sind vorerst nicht einfach.
David Safier schildert die Geschichte seiner Eltern bis zu ihrem Lebensende. Durch das jeweilige Zeitkolorit ist man als Leser sofort in die jeweilige Situation hineingeworfen. Ich war erstaunt, was ich wiedererkannt habe aus den Erzählungen meiner eigenen Mutter, die auch in Norddeutschland aufwuchs, an Sprache, Vorstellungen und Wünschen der Generation, die den Krieg überlebt haben. Ehrlich und ungeschönt, dabei sehr liebevoll werden die Lebensumstände, Gedanken von Waltraut und Joschi beschrieben . Die umfangreiche Recherche und großes Einfühlungsvermögen beeindruckt! Für mich waren es allerdings keine Protagonisten, mit denen ich warm wurde. Doch das ist auch nicht das Anliegen dieses Romans. Ein Zeitdokument zum Verstehen dieser Lebensabschnitte. Auch ein großes Abenteuer durch diese politisch und wirtschaftlich unruhige Zeit, welche für jeden einzelnen viel Phantasie aufbringen musste, nur um zu überleben. Das macht den Roman spannend, diesen Überlebenskampf gibt es Gott sei Dank in dieser Form heute hier nicht mehr. Ihre Wünsche, Vorstellungen und Entscheidungen sind den damaligen Umständen geschuldet. Das gibt die Distanz zum Staunen, Begreifen und Betrachten. Doch die große Verbindung, alle Zeit überdauernd ist die Liebe und Zuneigung zueinander, was sehr berührt. Eine gelungene Romanbiographie, detailliert recherchiert und aufrichtig betrachtet!

Bewertung vom 03.04.2023
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Caroline Wahls gelungenes Erstlingswerk ist aus der Perspektive von Tilda, einer Studentin, geschildert.
Tilda, eine gekonnte Schwimmerin absolviert regelmäßig 22 – 23 Schwimmbahnen. Das Buch schildert ihren Alltag. Tilda, die neben ihrem Mathematikstudium an der Supermarktkasse jobbt, kümmert sich um ihre kleine Schwester Ida, sowie um die Alkohol abhängige Mutter.
Die Situation muss neu erdacht werden, als Tilda Viktor kennenlernt, ihr eine Promotion in Berlin angeboten wird und Ida auf eine weiterführende Schule kommt.
Wenn Tilda nicht so erwachsen agieren würde und Ida nicht so klug, wäre die Situation möglicherweise nur durch äußere Hilfe zu bewältigen. So wird die Familie erhalten, der, trotz der misslichen Situation, Auffangort und Heim der beiden verbundenen Schwestern ist.
Die Mutter wird betrachtet, wird als hilflos und absurd beschrieben, wirkt in kaum einer Szene wie eine traditionelle Mutter, wird jedoch zu diesem Zeitabschnitt als notwendig erachtet. Trotz aller Widrigkeiten bleiben Tilda und Ida mit beiden Beinen am Boden und versuchen die Situation zu meistern.

Wunderbar empfindsam wird das Schicksal, der überschaubaren Mitspieler, Tilda, ihrer kleine Schwester Ida und ihrer Mutter von Caroline Wahl beschrieben. Das macht das Buch so sympathisch, das genaue Schildern, das liebevolle Verstehen der einzelnen Personen, vor allem Tildas Verbundenheit zu Ida.

Ein mit Humor und Lebensweisheit berührender moderner coming-of-age Roman.
Ein gelungener Debütroman! Caroline Wahl, 1995 geboren, schreibt über ihre Generation und einer Protagonistin mit einem selbstverständlichen, unverfälschten Urvertrauen, das berührt. Ein stark nachwirkendes Buch, das den Punkt trifft!

Bewertung vom 06.03.2023
Fünf Winter
Kestrel, James

Fünf Winter


ausgezeichnet

Ein Page-Turner, ein von Anfang an fesselnder Krimi. Atmosphärisch dicht, man ist sofort im Geschehen mitten drin und identifiziert sich mit dem sympathischen Protagonisten Joe McGrady. Dieser, ansässig auf Hawaii, wird von seinem Vorgesetzten zu einem Mordfall gerufen,der für ihn schicksalhaft werden wird. Der Neffe eines Oberbefehlshabers und die Tochter eines Japaners werden brutal verstümmelt und erhängt in einer abgelegenen Scheune aufgefunden. McGradys Ermittlungen führen im weiteren Verlauf nach Hongkong, wo er festgenommen und nach Japan gebracht wird. Erst nach 5 Wintern kann er den Fall abschließen.
Der Roman ist in drei Teile aufgeteilt, wobei der erste Teil am 16. November 1941 beginnt und mit dem Überraschungsangriff der Japaner auf die amerikanische Flotte in Pearl Harbour am 7.Dezember endet. Joe McGrady wird ein Spielball der politischen Ereignisse, in die er als Detective gerät.
Einerseits die Recherche von McGrady, die wahren Zusammenhänge des Geschehens, der brutalen Morde, herauszufinden, auf der anderen Seite die detaillierten Einblicke in die damalige Zeit, genau das ist hervorragend fesselnder Stoff. Kestrel bewältigt dies sehr unterhaltsam auf fast 500 Seiten, es wird auch eine romantische Liebesgeschichte mit hinein gewoben. Es gibt beherzte Helden, Begegnungen, die erst später ihre Bedeutung erfahren. Jede Person hat einen Wiedererkennungswert. Die Entscheidungen und Beweggründe des Protagonisten sind nachvollziehbar.

Eine hoch spannende und glaubhafte Heldenreise erzählt vor dem geschichtlichen Hintergrund des auch in Asien ausbrechenden 2. Weltkriegs und dessen Ende im Sept 1945. Die Aufklärung der Morde sowie die Darstellung des Zeitabschnitts, zwischen Angriff der Japaner, Eintritt der Amerikaner in den 2. Weltkrieg und dessen Ende durch den Abwurf von Atombomben auf Japan – ein ganz großer Wurf von James Kestrel, der diesen Zeitabschnitt durch Gespräche mit seinem Großvater und Großonkel und anderen Zeitzeugen in dieser Generation lebendig werden ließ.

Bewertung vom 23.02.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


ausgezeichnet

Julia wird aufgrund eines Fehlers als Krankenschwester aus der städtischen Klinik entlassen, schweratmig und arbeitslos kehrt sie in das Dorf Ihrer Eltern zurück. Der Vater, pflegebedürtig, die Mutter abwesend, der Bruder in einer betreuten Einrichtung. Der ganze Dorfmief kommt ihr entgegen, bekommt ein I-Tüpfelchen mit einer schreienden Ziege, die vorerst nicht zu bändigen ist. Dann taucht Oskar auf. Er, ein Städter mit einem vorangegangenen Herzinfarkt, ist zur Erholung in den Ort gekommen. Julia und Carl nähern sich an. Oskar ist nicht die Lösung von Julias Problemen, dennoch, die trübe Grundstimmung, die wir mit der Protagonistin teilen, erlebt einen frohen Aufschwung. So wird Julia inspiriert, sich mit dem sie Umgebenden neu auseinanderzusetzen und wahrzunehmen.

Birgit Birnbacher schaut genau hin auf den dargestellten Kleinstadtmief und genau das genaue Hinschauen, bewirkt im Leser eine unaufgeregte entspannte und neugierige Resonanz. Sie zieht dadurch an, die Geschichte, so deprimierend sie zuerst anmutet, weiter zu verfolgen.
Gedanken, die anregen: Er: „ an das glauben, was man vor sich hat. An etwas glauben, das es vielleicht nie gibt...Von diesen Dingen leben wir doch“ .
Sie: „Der Städter hat sich an meinen Ort gebunden und macht es mir damit unmöglich,
sich an ihn zu binden“.

Der Name der Protagonistin Julia Noch beschreibt schon, was Birnbacher ausdrückt. Noch ist alles offen, wandelbar. Julia erscheint hierbei mehr passiv und auch hilfsbedürftig, doch in all ihrer Zögerlichkeit gibt sie sich dem hin und entwirft ihr Schicksal. Wie man etwas trägt, wie man etwas erträgt. So war ich nicht enttäuscht, dass der Schluss zwar überraschend aber stimmig ist.

Der Roman zeigt in der Ehrlichkeit der Hauptdarstellerin, wie das Leben ist, wie es sich wandelt, wie es niemals fertig wird und man es nicht messen kann. Die großartige Erkenntnis ist das genaue Hinsehen, das Verarbeiten und wiederum Fließen lassen, das heißt Entscheidungen werden durch den Wandel und den folgenden Herausforderungen getroffen.
Die Schönheit der Formulierung, die Sprache, ist tief zufriedenstellend. Für mich ein Frauenbuch mit großer künstlerischer, schriftstellerischer Leistung, die sich erhebt über den dargestellten Alltag, berührend und nachhallend. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 18.01.2023
Frankie
Köhlmeier, Michael

Frankie


ausgezeichnet

Frankie ist ein 14- jähriger Junge im Übergang zum Erwachsensein. Wir erfahren seine Sicht auf sein bisheriges Leben mit seiner alleinerziehenden Mutter, seiner Schule, seinem später auftauchenden Vater, erfahren über die Selbständigkeit seiner Gedanken, geprägt am behütet Erlebten. Die Mutter schneidert an der Oper und seine Wahrnehmung ist eine sensible Ästhetische, gepaart mit erkenntnisreichen Gedanken, die sich ein Jugendlicher über das Leben macht, jedoch in der Art und Weise, die den Leser in Erinnerung bringt, wie weltklug ein Mensch in diesem Alter wahrnehmen, analysieren und philosophieren kann. Und genau das berührt die ganze Geschichte hindurch, mit kleinen Längen, bis zum ungewöhnlichen Ende. Der nach jahrzehntelanger Haft entlassene Großvater bringt einen neuen unheimlichen Impuls in Frankies überschaubares Dasein, wird als Bedrohung und als Reiz von ihm empfunden - und er geht dem nach. Er fühlt den Sog und entscheidet, mit dem Großvater in einem gestohlenen Auto wegzufahren. So gerät er in einen Ablauf von unbekannten und für sein Leben grenzüberschreitenden Situationen – ein Abenteuer, das ihn auf sich zurückwirft und ihn zu ungewöhnlichem Handeln veranlasst.

Frank erfährt, dass die Erwachsenen, wie Mutter, später auftauchender Vater, eigene Leben mit neuen Partner haben, sogar der irgendwie faszinierende Großvater. Der rote Faden bewegt sich auf dem vorwärts, was unausgesprochen ist, der Neugier. Von außen, nur die Handlung betrachtend, könnte man sagen, der Großvater hat einen schlechten Einfluss auf den Jungen, doch für diesen ist er vorerst eine Inspiration zum Erwachsenwerden.
Spannend fand ich, wie detailliert Frankie seine Welt, Mutter, Vater und Großvater betrachtet und auf seine Weise erkennt und entlarvt und das ist der Moment, die Triebfeder, seine eigene Reise anzutreten – aus Frankie wird Frank.
Ein schönes Buch zum Schmunzeln, Staunen und Nachdenken mit einer Geschichte, die so wahrscheinlich niemals stattfinden wird, doch eine ureigene „Heldenreise“ sich vorstellt.
Hervorragend erzählt! Z.B. Zitat: „Ich habe mich vor dem Bett gefürchtet, das gebe ich zu, ich habe gefürchtet, es schaut mich an und sagt: Komm du, komm du ich mach dich fertig heute Nacht!
Dies ist mein erstes Buch, das ich von Michael Köhlmeier gelesen habe. Er ist vielfach mit deutschen Literaturpreisen ausgezeichnet . Er inspiriert durch eine ganz eigene, besondere Sprache.

Bewertung vom 05.12.2022
Wintersterben
Krüger, Martin

Wintersterben


ausgezeichnet

Ein Mord in den Walliser Alpen beordert Valeria Ravelli, Leutnant von Interpol an den kleinen, abgeschiedenen Ort Steinberg. Ein ehemaliger BKA Ermittler ist in einer Höhle tot aufgefunden worden, fast schon mumifiziert. Ihr Kollege Colin Bain forscht parallel auf der Spur der Vergangenheit des Toten.
Valeria, sich vorerst als Touristin ausgebend, begibt sich allein in diesen kleinen, eigenartigen Bergort. Wem kann Sie vertrauen?
Eindringlich vermag Martin Krüger Atmosphären zu entwerfen, spielt mit den düster ängstlichen Vorstellungen des Lesers, die Gänsehaut und Schauergefühle hinterlassen.
Zitat: … tanzten die Geister, neben ihr zuckende Schatten... Ein Spagat zwischen Merkwürdigem und Realität, das immer noch Glaubwürdigkeit erzielt. Ein merkwürdiges Anwesen mit einem Comte und einem Butler entführen in Mittelalter, die Steinhöhlen in weitere Vergangenheit. Ein sehr schön gemachter Mix, bestechend an Gegebenheiten, Geschehnissen und Örtlichkeiten.
Geschickt führt er die Protagonistin in unbekanntes unheimliches Terrain. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Mir hat dieser zweite Band um Valeria Ravelli weitaus mehr Lesevergnügen bereitet, als der erste Band Waldeskälte, den ich streckenweise zu langatmig empfunden hatte. Obwohl die furiose Auflösung des Mordfalles, es kommen noch andere hinzu, nicht wirklich realistisch anmutet, bremst dies jedoch nicht den ausgezeichneten, unterhaltsamen deutschen Kriminalroman.

Bewertung vom 31.10.2022
Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10
Föhr, Andreas

Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10


ausgezeichnet

Der Ehemann von Kreuthners Jugendliebe Philomena wurde ermordet.
Kriminalhauptkommissar Wallner ermittelt. Ist der Polizeihauptmeister Leo Kreuthner darin verwickelt?

Andreas Föhr hat mit seinem 10. Band „Wallner und Kreuthner“ wieder einen vergnüglichen Wurf gelandet.
Inzwischen sind mir, als Fan von Andreas Föhr, die beiden Kriminalbeamten so ans Herz gewachsen, dass ich mich bedingungsls in das neue Abenteuer werfe. Und ich wurde nicht enttäuscht. Wieder hat es Föhr geschafft durch Spannung, Humor und Menschenliebe einen Kriminalroman zu entwickeln, der an Unglaublichen seinesgleichen sucht. Witzige Zufälle verkettet Andreas Föhr grandios. Auch gibt es wieder Initiativzünder von Leo Kreuthner und seinen Mangfallmühlen - Kumpeln, was weit über bürgerliches Vorstellvermögen hinausragt. So wird der Polizist auch verdächtigt und scheint in weitere unaufgeklärte Fälle verwickelt zu sein, zumindest scheinen die Indizien auf ihn hinzuweisen. Mit Rückblenden nicht nur in Kreuthners jugendliche Sturm und Drang-Zeit und auch die anderer Beteiligten Jahrzehnte vor dem Geschehen, entwickelt sich nach und nach eine Geschichte, die bis in die heutigen Kreise der Politik reicht. Kommissar Wallners analytische Fähigkeiten sind gefragt. Ab und zu, ihm zufällig und unbewusst mit wertvollen Tipps zur Seite stehend, sein 90 jähriger Großvater Manfred. Auch dieser ist mit seiner, trotz des hohen Alters originellen Lebensart, ein Pendant zu Wallners Ernsthaftigkeit. Zu diesen Protagonisten gesellt sich noch die neue Leiterin des Dezernats Carla Tiedemann, die nicht nur sympathisch daherkommt, sondern auch aneckt durch eigenwillige Aktionen. In diesem Krimi findet man eine ganze Palette menschlichen Handelns wie z.B. Gier, Abhängigkeit, Gekränktheit aber auch Menschenwärme und Zuneigung.
Die bayerische Mundart, in vertrauten Gesprächen auftauchend, macht den Krimi, in einem Bayerischen Ort namens Miesbach, in der Nähe des Tegernsees,,heimelig und liebenswert.
Ein gelungener Regionalkrimi, der schmunzelnd entspannt und nachhallt.

Bewertung vom 19.10.2022
The Dark
Haughton, Emma

The Dark


ausgezeichnet

Mit Kate, der neuen Ärztin auf einer kleineren Antarktis - Forschungsstation, begeben wir uns auf die Suche nach dem Geheimnis des gestorbenen Arztes Jean-Luc.
Die Mitspielenden sind übersehbar, Koch, Forschungs- und handwerklich benötigte Arbeiter, sowie die Stationsleiterin Sandrine werden vorgestellt. Kates Vergangenheit und ihre Beweggründe zu dieser Aufgabe entpuppen sich nach und nach.
Die Zuneigungen und Abneigungen zu den einzelnen Verdächtigen, denn nur jemand aus der Station konnte , falls es denn einer war, den Mord an Jean-Luc verübt haben.
Kann Kate ihren Vermutungen und den gefundenen Indizien trauen, ist ihre Verwirrung ein Auswurf ihrer Phantasie, oder wird sie recht behalten. Wem kann sie noch trauen? Die Verhältnisse zu den Stationsmitgliedern ändern sich und auch der Leser zweifelt mit Kate. Der Roman ist aus Sicht von Kate geschrieben, so ist man hautnah am Geschehen. Kate, auch nur „ein Mensch“, muss sich zudem beweisen mit dem was ihr an medizinischer Ausrüstung zur Verfügung steht. Erschwerend kommt hinzu, ihre Angst vor der Dunkelheit. In der Antarktis ist es bis zu 6 Monaten dunkel. So sind die Mitspielenden abgeschnitten von der Helligkeit und abgeschnitten von entfernter Zivilisation aufgrund der eisigen Kälte. Ein atemberaubendes Szenarium, das Emma Haughton, Journalistin, als ersten Spannungsroman, gewählt hat. Die unterschwellige Bedrohung, die dichte Atmosphäre einer Forschungstation in eisiger Kälte – de Britin hat ihre Aufgabe mit Bravour geleistet. Ich habe mich absolut bestens unterhalten gefühlt durch die gute Recherche, die stimmungsvolle Erzählung, der Sympathie zur Protagonistin, und der durchgängigen Spannung des Romans – ein Pageturner!