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Frankfurt

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Insgesamt 641 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


ausgezeichnet

Erinnert ihr euch an den Roman „Die Gestirne“? Ein furioser Einschlag in der Literatur und nun kommt die Autorin Elenor Catton mit einem neune Roman zurück auf die literarische Bühne.
Der Roman heißt im Original Birnam Wood. Es geht aber nicht wie der englischsprachige Leser sicherlich schnell feststellen wird um Macbeth von Shakespeare, will aber genau diesen Ort der Verteidigung und des Verlustes aufnehmen. Natürlich mit voller Absicht schon im Titel ein furioser Ort, wo es gleich zum Kern der Geschichte vordringt. Denn Birnam Wood ist eine neuseeländische Guerilla-Gardening-Gruppe im Roman und ihre Gründerin Mira Bunting mit all ihren umweltphilosophischen Idealen die Protagonistin des Romans. Die Gruppe um Mira, Shelly und Tony ist an einer Farm interessiert, die durch einen Erdrutsch abgeschnitten ist um die Gruppe dort anzusiedeln und sie finanziell dort stabil aufzubauen. Aber natürlich ist Mira nicht die einzige Interessentin an dem Grundstück, der reiche Amerikaner Robert Lemoine will es auch habe und hat ganz andere Pläne damit. Er ist das Gegenteil mit seinen Tech-Milliarden, die er aus dem Drohnengeschäft erwirtschaftete hat und Teil der Prepper-Szene, da er fest daran glaubt die Welt wird so nicht weiter existieren können.
Die Geschichte ist so nicht nur spannend durch die gegensätzlichen Interessen, auch wirft Elenor Catton viele gesellschaftliche Fragen auf. Wie weit darf Umweltaktivismus gehen, ab wann ist man käuflich, wie weit darf die eigene Überzeugung anderen aufgebürdet werden und mit welchen Mitteln dürfen die eigenen Interessen rigoros verfolgt werde, darf Geld solche Macht haben, rechtfertig die eigene Moral widriges tun….
Diese vielschichtigen Aspekte in Kombination mit der Spannung und den gut ausgeleuchteten Charakteren machen dieses Buch sehr lesenswert. Aber es sollte auch gesagt werden, dass die Komplexität hoch und der Roman ausgefeilt geschrieben ist und übrigens wunderbar aus dem Englischen ins Deutsche von Meredith Barth und Melanie Walz übertragen.
Daher, wer Lust auf gute Literatur hat: zugreifen! Und um noch mal auf die Gestirne zurück zu kommen, ich finde „Der Wald“ noch besser!

Bewertung vom 17.03.2024
Issa
Mahn, Mirrianne

Issa


ausgezeichnet

Wer bin ich und wo sind meine Wurzeln?

Issa ist schwanger. Issa ist Studentin und steht kurz vor ihrem Abschluss. Issa lebt in Frankfurt am Main. Issa ist in Kamerun geboren. Diese vier Fakten machen die Ausgangslage des Romans „Issa“ aus.
Denn die Protagonistin ist jung, hat ein schwieriges Verhältnis zu dem Kindsvater und ihrer eigenen Mutter. Die Mutter ist auch fest davon überzeugt, dass Issa die Geburt nicht überleben wird. Außer es werden altehrwürdige Ritualien in Kamerun durchgeführt werden. Und dazu muss Issa zu ihrer Großmutter und Urgroßmutter nach Kamerun reisen. Eine Reise, die sie nicht antreten will, eine Reise, die sie zurück zu ihren familiären Wurzeln bringt und eine Reise, die für sie persönlich eine emotionale Herausforderung wird. Aber was tut man nicht alles für das eigene Kind, denn das will sie.
Spannend erzählt die Autorin Mirrianne Mahn diese Geschichte und verbindet das Thema Familie, Ahnen und Wurzeln gekonnt mit Rassismus, Lebenswelten und Abgrenzungen. Und nicht nur das, auch die Kapitel vor Ort, die in Kamerun spielen, sind erhellend und interessant. Wird sie in Deutschland als „schwarz“ wahrgenommen, ist sie dort eine Kokosnuss, was so viel wie äußerlich Schwarz, aber innen weiß heißen soll, zu deutsch. Dieses Zwischen-den-Stühlen-sitzen fängt die Autorin wunderbar ein.
Kein Wunder, denn sie weiß sicherlich sehr genau wie sich das anfühlt, hat sie doch einiges mit der Protagonistin gemeinsam. Mirrianne Mahn ist selbst in Kamerun geboren Ende der 80er und wuchs in einem kleinen Dorf im Hundsrück auf. Mittlerweile in Frankfurt am Main zu Hause und Stadtverordnete.
Außerdem ist es ein sehr weiblicher Roman. Männer tauchen nur am Rande auf und diese Exemplare sind dann auch noch solche auf die gut und gerne verzichtet werden kann. Die Rolle der Frauen im Familienverbund sowie ihre Stärke in vielen Aspekten wird hier wunderbar erzählt.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen und ich kann ihn allen ans Herz legen, die einen Einblick in die Komplexität einer starken Frau mit anderer Geburtsherkunft ergründen will. Sehr bereichernde Lektüre.

Bewertung vom 16.03.2024
Tremor
Cole, Teju

Tremor


sehr gut

Ein weiter Bogen wie Kunst im geschichtlichen Kontext neu zu denken ist

Der ursprünglich aus Lagos (Nigeria) stammende Autor hat schon einige hochkarätige Auszeichnungen in der englischsprachigen Welt eingesammelt, lehrt momentan Creative Writing in Harvard und legt nun seinen dritten Roman vor. Wer sich ein wenig mit der Biografie des Autors Teju Cole beschäftig hat, merkt schnell beim Lesen, dass sich hier viele Elemente seiner eigenen Biografie eingebracht haben.
Tunde ist der Protagonist dieser Geschichte und wie der Autor aus Lagos in die USA gekommen, er unterrichtet in Harvard. Einziger Unterschied die Kunstform: Denn Tunde lehrt Fotografie. Er ist unterwegs mit Sadoko, seiner Frau, und sie stoßen in einem Antiquitätengeschäft an der Ostküste der USA auf eine Antilopenmaske. Diese Maske ist der Ausgangspunkt vieler Gedankengänge und Erinnerungen an Nigeria.
Teju Cole hat ein ästhetisch schön geschriebenes Buch vorgelegt und macht die Frage auf wie wir Kunst neu betrachten genauso wie wir eine neue Bewertung der Geschichte vornehmen und passiertes im Kontext von heutigem Bewusstsein betrachten. Kolonialismus, Rassismus, Raubkunst und Musikgeschichte wird verwoben in einem Text der komplex konstruiert und anspruchsvoll ist, aber zugleich bereichernd und erhellend.
Teju Cole erzählt beobachtend, nicht bewertend und bringt mich als Leserin dazu Kunstbetrachtungen im Kontext seiner Entstehung und der Weltgeschichte neu zu denken. Das Narrativ der Kunst in jeglicher Form neu zu denken. Natürlich enthält das Buch auch Kritik am überheblichen Westen.
Mir haben besonders die Schlaglichter der Erinnerungen auf Lagos gefallen. Eintauchen in etwas das mir fern ist und aufsaugen was diese Millionenstadt mit ihren Bewohnern antreibt. Wohingegen einige der Passagen über Musik mir nicht viel gaben, da ich kein profunder Kenner bin auf diesem Gebiet. Das mag anderen, die hier tiefer verankert sind, anders ergehen.
Fazit: Ein fiktiver Roman, aber einer der uns mit Fragen zurücklässt unsere Betrachtungsweise der künstlerischen Welt auch neu zu adjustieren.

Bewertung vom 16.03.2024
Die Brontës gingen zu Woolworths
Ferguson, Rachel

Die Brontës gingen zu Woolworths


sehr gut

„Die Brontes gingen zu Woolworths“ erschien im Original zum ersten Mal 1931 und ist eine liebenswerte Wiederentdeckung. Damals war der Roman extrem populär und hat die Autorin Rachel Ferguson in England und darüber hinaus bekannt gemacht. Daher ist dieser Roman als Zeitzeugnis der Leserschaft zur damaligen Zeit zu lesen, als ein Roman, der in den 1930er Jahren amüsiert und unterhalten hat und dabei auch viel über die Rolle von Frauen in der Gesellschaft widergespiegelt.
Denn es geht um drei Schwestern, Deirdre, Katrine und Shiel. Sie leben mit ihrer Mutter und einer Hauslehrerin in London, gehören der Mittelschicht an und sind aber eine illustre Truppe. Und da kommen wir zum Kern des Buches. Die Schwestern erspinnen sich durch zu viel freie geistige Kapazität so einiges an Geschichten über Personen zusammen, die sie nie trafen und das verwirbelt sich dann mit der Realität. Denn auf so mache treffen sie dann doch. Ein vergnügliches Lesen, dass aber durch diese surrealen Passagen genügend Aufmerksamkeit abverlangt. Trotz der Irrungen und Wirrungen sind die drei schlagfertigen und spannenden Damen eine gute Unterhaltung! Das Ganze wurde gut von Sabine Reinhardus übersetzt.

Bewertung vom 16.03.2024
Annas Lied
Koppel, Benjamin

Annas Lied


sehr gut

Seit meinem letzten großen Sommerurlaub durch Skandinavien lese ich immer mal wieder nordische Autoren und Autorinnen um sie für mich zu entdecken und genauso war es hier bei: Annas Lied.
Der Autor Benjamin Koppel ist Däne und in seiner Heimat als Jazz-Musiker bekannt. Random-fact? Nein, ich finde, dass sich der Text melodisch liest, sprich er wirkt gut durchkomponiert und abgestimmt. Schon mal ein Plus dieses Romans.
Es geht im Kern um die titelgebende Hannah – genannt Anna. Das große Vorbild dieser Figur, ist eine Großtante des Autoren, die ihn zu diesem Roman inspirierte. Anna ist die jüngste Tochter von fünf Kindern, die anderen 4 sind Brüder. Es beginnt in Kopenhagen, Dänemark Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Es ist ein Familienroman, der Tradition und Erneuerung im Wechselspiel der Generationen beleuchtet. Eine starke Frau im Mittelpunkt, die ihre Liebe zur Musik und einem „nicht erwählten“ Raum gibt. Auch die jüdischen Traditionen und Verpflichtungen werden in dieser Geschichte stark ausgeleuchtet.
Fazit: Er gerne Familienromane liest, ist hiermit bestens ausgestattet!

Bewertung vom 14.03.2024
Der Frankfurter Hauptfriedhof
Fedderies, Udo

Der Frankfurter Hauptfriedhof


ausgezeichnet

Frankfurter Geschichte in Gräbern – super gemacht!

Das Wetter wird wieder besser und alle strömen nach draußen. Wieso nicht mal über den Frankfurter Hauptfriedhof spazieren und sich umschauen? Gute Idee! Dabei ist es auch praktisch zu wissen wo die Gräber sind und vor allem wer alles die Ehre hat, hier die letzte Ruhestätte gefunden zu haben und wie diese Herren und Damen mit der Geschichte Frankfurts zusammenhängen.
Ich habe ein Sachbuch entdeckt, dass dabei ungemein weiterhelfen kann! Aber nicht nur als Spazierbegleitung kann es eine spannende Lektüre sein, denn dieses Buch erzählt so viel Frankfurter Geschichte anhand der Gräber, dass es auch ohne Gang spannend sein kann. Aber kleine Vorwarnung, wer dies hier gelesen hat, will anschließend definitiv über den Hauptfriedhof spazieren!
Wie der Untertitel andeutet: 200 Jahre (Frankfurter) Stadtgeschichte in Biografien. Da ich seit über 10 Jahren in Frankfurt lebe, aber nicht ursprünglich aus der Region komme, hatte ich sehr sehr viele Aha-Momente beim Lesen. Seien es Namen, die mir durch Straßennamen oder Haltestellen - wie Varrentrapp – schon geläufig waren, ich aber nie wusste, wer sich hinter den Namen verbirgt.
Natürlich ist das Buch nicht auf Vollständigkeit aus, aber erzählt reichlich viel Geschichte. Der Hauptfriedhof beherbergt auch einige literarische und philosophische Herren, die uns mit ihren Werken beglückten. Sei es der Arzt Heinrich Hoffmann, der uns den Struwwelpeter schenkte oder auch Vordenker wie Schopenhauer oder Adorno. Auch die Verlagsgröße Unseld wird portraitiert.
Toll an den verschiedenen Kapiteln über die einzelnen Personen ist die Vielfalt und Bedeutung der Stadt Frankfurt auch im bundesdeutschen historischen Kontext zu lesen.
Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass leider nicht so viele Frauen portraitiert wurden. Aber auch hier der Zeit geschuldet, dass Frauen in der Menge nicht die Ämter inne hatten und ihr Schaffen und Gestalten so leben konnten wie es heute der Fall ist.
Das Buch enthält etliche farbliche Bilder von Gräbern, Personen und Orten, die zum Kontext passen. Und genialerweise am Ende Verzeichnisse nach Gewannen und Personen sowie Kartenmaterial damit die Gräber auch verortet werden können.
Fazit: Sollte jede/r Frankfurter/in und auch jede die im Begriff sind es zu werden, lesen!

Bewertung vom 14.03.2024
Wir sitzen im Dickicht und weinen
Prokopetz, Felicitas

Wir sitzen im Dickicht und weinen


ausgezeichnet

Vielschichtig sind die Prägungen

Mein Herz macht jedes Mal einen Sprung, wenn ich einen neuen guten Debütroman gelesen habe und das ist hier bei Felicitas Prokopetz der Fall! Auf nur knappen 200 Seiten beschreibt sie ein allseits bekanntes, aber immer wieder erstaunliches Phänomen wie wir Individuen gefangen sind in unserer familiären Prägung – for good or for worse.! Immer wieder schimmern die gleichen Muster der besseren Zukunft für die Kinder und die Aufgabe der eigenen Träume und Lebensziele hervor. Die Wut und die Verletzungen die jede Generation auf die Gene legt unter einem Teppich aus Schweigen.
Im Mittelpunkt steht die familiäre Dynamik aufgehangen an Valerie. Alleinerziehende Mutter, die lernen muss loszulassen von ihrem Sohn Tobi, der ihr ein und alles war in den letzten 16 Jahren. Der Junge ist bereit die Flügel auszubreiten und will ein Jahr nach England. Zugleich ist da Valeries eigene Mutter Christina, kein rosiges Verhältnis, aber nun kommt die Diagnose Krebs hinzu. Also sitzen Mutter und Tochter im Dickicht und weinen. Aber bei diesen drei Figuren bleibt es nicht, auch weitere Schatten kommen hervor je weiter die beiden zurückblicken und die Großmütter betrachtet werden, Martha und Charlotte.
Facettenreich beschrieben, die Zwischentöne erlesbar, wirklich eine Perle unter den neu erschienen Romanen. Kein Roman den man mal so nebenbei liest, den die Übersicht über Figuren und Zeitschiene ist elementar um den Beziehungen folgen zu können.
Eine klare Leseempfehlungen für alle die sich trauen das Herz zu öffnen um hier emotional einzutauchen.

Bewertung vom 03.03.2024
Reisen abseits der bekannten Wege

Reisen abseits der bekannten Wege


ausgezeichnet

Noch mehr Ziele, die ich gern bereisen möchte!

Ich weiß, dass einige von meinen Liebsten, die mir folgen, gar nicht soooo die intensiven Leser:innen sind, aus verschiedensten Gründen. Größtenteils ist das Argument Zeit.
Daher hier mal ein Buch für Menschen, die gerne reisen, die gerne die Welt entdecken und denen entweder die Ziele, die allgemein gehypt werden zu überlaufen sind oder schlicht und einfach nach neuen Inspirationen suche: „Reisen abseits der bekannten Wege“.
Diese über 100 Alternativen, wie sie auf dem Cover angepriesen werden, sind in der Tat ein Ideen- und Inspirationsschatz weltweit. Was damit nicht einhergeht sind günstigere Varianten und umweltfreundlichere. Aber auch hier wieder alles eine Frage der Perspektive, denn die Ausgangslage ist nicht immer Europa. Denn das Buch erschien im Original auf Englisch bereits 2022 unter dem Titel `Go here instead`. Wenn hier statt Tafelberg in Kapstadt, Südafrika der Monte Roraima in Venezuela benannt wird, ist das schön als spektakuläres Naturwunder der Welt, aber der Flug ist noch mal länger von uns aus betrachtet.
Das Buch ist in sieben verschiedene Kategorien unterteilt und nicht nach geographischer Lokation sortiert. Es beginnt beispielsweise mit historischen Stätten, wie die Akropolis und bekommt hier die Alternative Agrigento und Selinunte angeboten. Eine andere Kategorie ist Feste und Festivals, wo statt den BBC Proms das Festival die due Mondi angepriesen wird. Zum Start jedes Kapitels sind alle Orte auf einer Übersicht gelistet, da lässt sich auch alles wiederfinden.
Insgesamt reich und atmosphärisch toll bebildert und hoch informativ ist dieses schöne Buch und macht sehr viel Lust aufs Reisen. Manches werd ich aber trotzdem in diesem Leben nicht mehr schaffen, wenn es da um das Everest Base Camp in Nepal geht oder eben die Alternative: Annapurna. Läuft zu recht unter „unvergessliche Reiserouten“.
Wirklich sehr vielseitig und für jeden Reisenden etwas dabei! Selbst Alternativen zu den bekannten Strandurlauben werden aufgezeigt.
Fazit: Einziger Nachteil, es gibt nun noch mehr Orte an die ich gerne reisen würde…wer kommt mit?

Bewertung vom 02.03.2024
Die Dunkelheit zwischen uns
Börjlind, Molly;Börjlind, Rolf

Die Dunkelheit zwischen uns


weniger gut

Da ich die Krimireihe von Rolf & Cilla Börjlind sehr mag, war ich natürlich auch sehr neugierig wie das Duo-Schreiben mit Vater und Tochter funktioniert. Nun also Molly & Rolf Böjlind mit dem Thriller „Die Dunkelheit zwischen uns“.
Emmie, mittlerweile 25 Jahre alt, verlor ihren Bruder Robin in Kindertagen und es treibt sie weiter umher wie er ertrunken ist damals. Ihr fehlen Puzzleteile um die Geschichte sinnvoll zusammenzusetzen. Sie reist zu dem Ferienhaus ihrer Eltern in den Stockholmer Schären und stellt ihre Eltern zur Rede. Es kommt einiges ans Licht.
Da ich die Krimis der Eltern sehr gerne gelesen habe und diese wirklich gut konstruiert fand, hatte ich natürlich auch hier eine hohe Erwartungshaltung. Aber leider konnten diese nicht erfüllt werden. Ich fand es zum Teil ein wenig mühsam und langatmig.
Es passiert wenig, auch wenn der Schreibstil gut und gelungen ist, wird es bei weitem nicht so spannend wie die Reihe um Olivia Rönning.

Bewertung vom 02.03.2024
Tahara
Bergmann, Emanuel

Tahara


ausgezeichnet

Schein und Sein in Südfrankreich

Wer, wenn nicht jemand der 20 Jahre lang Filmkorrespondent eines Filmmagazins war, kann so authentisch das Flair von Cannes hinter den Kulissen einfangen. Dieser verarbeitete Erfahrungsschatz macht dieses Buch so gut. Emanuel Bergmann der uns zuletzt mit dem guten Roman „Der Trick“ beglückt hat, schrieb nun einen neuen tollen Roman: „Tahara“. Diese kompakte Liebesgeschichte mit 275 Seiten ist in den durchwachten Nächten beim Hütten seiner Zwillinge in den ersten Lebensmonaten entstand ist. Explosiv. Intensiv und ein einziges Abenteuer. Ist es denn überhaupt eine Liebe?
Hier treffen zwei Menschen mit Lebensgepäck aufeinander. Der deutsche Journalist Marcel Klein trifft auf Héloïse, eine Französin, die Deutsch unterrichtete. Beide kommen ins Gespräch, sie hat kürzlich ihren Mann verlassen und er fühlt sich stark von ihr angezogen. Sie reiben sich und arbeiten sich aneinander mehr ab als sich näher kommen. Zunächst einmal. Immer wieder kommen Geheimnisse ans Licht und neue Aspekte brechen das Geglaubte wieder auf. Die beiden verlassen Cannes und eine kurze gemeinsame intensive Zeit beginnt.
Was mir so gut an dieser Geschichte gefällt, ist das es eine erwachsene Liebe ist, Charaktere mit Ecken und Kanten und echtem Leben, nicht Schwarz und Weiß, auch Grauschattierungen sind vorhanden. Und natürlich, ist die imaginierte Sonne Südfrankreichs eine Wohltat.
Ich hab den Roman sehr sehr gerne gelesen und kann ihn allen ans Herz legen, die eine Brise Côte d'azur mögen, den Trubel von Cannes erspüren wollen und vor allem zwei Menschen im einer undefinierten Gemengelage folgen wollen.