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Buchstabengeflüster

Bewertungen

Insgesamt 185 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2023
A Place to Shine
Lucas, Lilly

A Place to Shine


ausgezeichnet

Romantisch!

Bei der Heimfahrt nach einem schrecklichen Date entdeckt Poppy ein Auto im Straßengraben, worin sich niemand geringerer als Trace befindet – berühmter Country-Sänger und der Typ, auf den sie seit Jahren sauer ist. Durch (mehr oder minder) Missverständnisse denken Journalisten, dass Poppy Trace‘ Freundin ist. Und somit beginnt die Fake-Dating-Story, denn für Trace‘ Ruf und Karriere müssen sie für ein paar Wochen so tun, als wäre es wahr.

Die beiden Protagonisten haben eine Vorgeschichte, weil sie sich vor Jahren kennengelernt haben. Sie haben damals miteinander rumgeknutscht, aber bevor mehr daraus werden konnte, hat Trace diese Begegnung in einen Song verpackt und veröffentlicht, woraufhin Poppy sich in ihrer Privatsphäre verletzt fühlte. Dieser Abend und der weitere Verlauf ihrer Nicht-Liebesgeschichte bis heute werden immer mal wieder in Kapiteln geschildert. Das find ich einerseits richtig schön, weil man bei der gemeinsamen Geschichte der beiden von Anfang an dabei ist und sie so viel näher kennen lernt. Und zum anderen liegen diese Aufeinandertreffen zwischen Poppy und Trace so weit in der Vergangenheit in den anderen Teile dieser Buchreihe, wodurch man quasi nochmal in die Vergangenheit der vier Schwestern reist und, auch durch einige Erwähnungen, an die anderen Pärchen erinnert wird, was ich sehr genossen habe.

Wie immer ist diese Liebesgeschichte von Lilly Lucas einfach nur wunderschön! Der Schreibstil ist beschreibend und angenehm. Lob auch an Kathinka Engel für die absolut passenden und wunderschönen Liedtexte von Trace! Ich habe nicht nur die Songtexte von Trace in einem gewissen Rhythmus gelesen, sondern das gesamte Buch. Dadurch hat es die Geschichte noch viel lebendiger für mich gemacht. Außerdem ist die Chemie zwischen Poppy und Trace einfach perfekt! Ich habe bei ihren Dialogen immer geschmunzelt. Ich liebe es einfach, wenn der Humor passt und die Protagonisten viel Gebrauch davon machen. Und die Romantik rundet das Buch überaus charmant ab – mein Herz ist geschmolzen. Diese Szene, als Trace für Poppy singt, ist mein Lieblingsmoment des Buches, weil ich sie so berührend fand und Tränen in den Augen hatte.


Fazit:
„A Place to shine“ ist leider der Abschlussband der Cherry Hill Serie, aber wieder unglaublich schön und vor allem romantisch. Ich mochte die Chemie zwischen Poppy und Trace, ihre ehrlichen Gespräche, ihren Humor und… einfach alles! Mein Herz ist geschmolzen und ich freu mich riesig auf Lilly Lucas‘ angekündigte neue Reihe!

Bewertung vom 29.10.2023
Happy Meat / Food Universe Bd.3
Graßhoff, Marie

Happy Meat / Food Universe Bd.3


ausgezeichnet

Unglaublich spannend und aufwühlend

Seit den letzten Seiten von “Spicy Noodles” war ich so gespannt auf Cava, ihre Fähigkeit und ihre Familie. Hier folgen wir Cava, als sie erfährt, dass einer ihrer Brüder mit DIET (FBI-Einheit für Göttererben) zusammengearbeitet hat. Sie ist enttäuscht von dem Toten und fragt sich, warum er die Familie so verraten hat und versucht dies nun herauszufinden. Bei einigen ihrer Einsätze für die Familie stößt Cava auf Colt, der nur indirekt Teil der Göttererben-Welt ist, und auf einige interessante Zusammenhänge. Also beschließt sie gemeinsam mit Colt nachzuforschen.

Ich war immer so gespannt, welche Fähigkeit in Cavas Familie liegt. Diese Frage steht in dem Buch auch lange im Raum und wird erst am Ende gelüftet. Unglaublicher Spannungsbogen! Ich hab so viel gerätselt, bin aber nicht ansatzweise drauf gekommen. Ebenfalls sehr fesselnd sind die anderen Geschehnisse, also die Einsätze Cavas und ihrer Brüder für die Familie und ihre Nachforschungen bezüglich ihres verstorbenen Bruders. Demnächst findet das Street Food Festival von Very Happy Meat statt, wobei hinter den Kulissen nicht nur Vorbereitungen in den Metzgereien dafür laufen, sondern sich auch noch anderes anbahnt. Die Geschichte ist durchweg spannend und ein echter Page-Turner. Nebenbei erfährt man viel über ihre Familie (der Stammbaum und Verzeichnis ihrer vielen Brüder am Anfang des Buches ist sehr hilfreich für mich gewesen), wie sie tickt und auch wie Cava aufgewachsen ist. Das Familiengefüge hat mich schockiert, ihre Eltern total wütend und Cavas nachvollziehbar geschilderte Situation einfach traurig gemacht.

"Die Welt fühlt sich manchmal zu schwer an. Als läge sie mit ihrem ganzen beschissenen Gewicht auf mir. [...] Aber [hier] kann ich das hin und wieder zumindest vergessen. Wenigstens für ein paar Sekunden." S. 142

Das Ende finde ich schlussendlich passend. Endlich wird in einer gewaltigen Szene Cavas Fähigkeit enthüllt, die mir gefällt. Einiges hat mich hier aber auch enttäuscht. Erstens, dass Colt und seine Hintergrundgeschichte einfach zu perfekt sind, ich hab immer mehr erwartet. Außerdem hätte ich mir gerne mehr Informationen zu Cavas Großmutter gewünscht. Es wird immer wieder etwas angedeutet, die Großmutter zum Schluss auch kurz erwähnt, da hätte ich mir zumindest ein Gespräch über ihre Vergangenheit gewünscht, damit dieser Erzählstrang rund um die Familie Very Happy Meats abgerundet ist. Das letzte störende Detail für mich ist die Überleitung zum nächsten Band im Food-Universe. Ich finde es nicht passend für Cavas Geschichte, wodurch die Einführung des Protagonisten für den nächsten Teil der Reihe ist für mich sehr plump gewesen ist.


Fazit:
„Happy Meat“ ist von Anfang an extrem spannend und mitreißend. Außerdem konnte mich Cavas Geschichte auch berühren und sehr oft aufregen (Triggerwarnung beachten). Zum Ende hin spitzt sich alles zu und wird fesselnd und glaubhaft abgeschlossen. Einige Aspekte haben mich jedoch gestört, weil sie meiner Meinung nach gefehlt oder nicht gepasst haben. Nichtsdestotrotz ist „Happy Meat“ eine unglaublich spannende Geschichte über eine mafiaähnliche Familie und für mich das beste Buch von Marie Graßhoff seit einiger Zeit.
4,5 Sterne

Bewertung vom 16.10.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


gut

Wo ist das Besondere?

Janice ist Putzfrau und deshalb für manche Menschen das unterste Glied in der Kette, für andere ein Kummerkasten oder sogar Freundin. Und so sammelt sie während all der vielen Jahre ihrer Tätigkeit die Geschichte der unterschiedlichsten Menschen. Das Buch setzt an, als sie beginnt für die 92-jährige Mrs B zu putzen. Herrisch und intelligent erzählt hingegen sie Janice eine Geschichte, die sich über das gesamte Buch erstreckt, bis Janices eigene Geschichte ans Licht kommt. Währenddessen lernt sie auch den Busfahrer Euan kennen, der ihr vier Geschichten seines Lebens erzählt.

In diesem Buch geht es viel um Geschichten, um Lebensgeschichten unterschiedlichster Menschen, die das Leben der Protagonistin nur gestreift haben, aber hier durch Erzählungen auftauchen. Viele sind herzlich oder gar berührend, aber mit der Zeit werden sie zu knapp hingeworfen, weil sie eben große Gefühle bewirken, dir wir Leser/innen gar nicht fühlen dürfen, weil die jeweilige Geschichte schon auserzählt ist. Insbesondere zum Ende hin nimmt das Buch eine tiefgründigere und trocknere Atmosphäre ein, wo kein Platz mehr für angedeutetes bleibt. Mrs B Geschichte ist nicht langweilig, aber ich habe mich mit jeder Seite gefragt, was an ihrer Geschichte, die nicht mal ihre eigene ist, so besonders sein soll. Auch wenn diese Erzählung etwas Geduld erfordert, wird der Grund am Ende deutlich.

Der Schreibstil ist angenehm trägt durch die Geschichte. Die Autorin bringt uns Janice und die anderen Protagonisten nahe, ist aber nie zu intensiv oder emotional, anfangs oft auch noch amüsant. Besonders der Hund Decius und seine Bemerkungen sind ein sehr schönes Detail des Buches.

Als Janice zum Schluss endlich ihre eigene Geschichte erzählt, war es eine Überraschung und hat ebenfalls Emotionen bei mir hervorgerufen. Denn sie hat früher noch so viel mehr erlebt, als uns das jetzige Abbild ihres Lebens verrät. Sie ist nicht nur Putzfrau und mit einem nervigen Mann verheiratet – sie ist mehr. Apropos nerviger Mann: Sein Verhalten bezüglich seines Berufs und ihrer Ehe wurde von Anfang an immer wieder aufgegriffen, was mich mit der Zeit sehr gestört hat, da es einfach unglaublich nervig und teilweise bedrückend ist, so nervig! Doch so einzigartig Janices Geschichte, so wie jede fiktive im Buch und jede einzelne von uns realen Menschen, auch ist, so wenig besonders empfand ich nach den vielen anderen Schicksalen das von Janice.


Fazit:
„Das Glück der Geschichtensammlerin“ erzählt so viele unterschiedliche, oft zu kurz angerissene Geschichten. Das Buch punktet definitiv mit den besonderen Charakteren auf die Janice trifft, insbesondere der Hund Decius ist eine lustige Konstante. Manchmal ist die Geschichte aber auch nervig (Janices Mann) oder düster (durch einzelne Lebensgeschichten). „Das Glück der Geschichtensammlerin“ ist eine berührende und tragische Geschichte über so viele Lebensgeschichten, die jemanden von uns gehören könnte.

Bewertung vom 10.10.2023
Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


ausgezeichnet

Gelungene Fortsetzung für die gruselige Herbstzeit

Unter dem Wiener Stephansdom werden Führungen in die Krypta angeboten, wo sich noch viele alte Schädel und Skelette stapeln. Bei einer solchen Führung wird der Gruselfaktor noch erhöht, denn die Schaulustigen entdecken eine frische Leiche: Ein Arzt, der einige beliebten spiritistische Sitzungen hat auffliegen lassen. Als Julia, die Tatortfotografin, ihre Bilder entwickelt, entdeckt sie darauf ein Gespenst. Hat sich etwa ein Geist an dem Arzt gerächt? Während Leo sich auf die Suche nach einem lebenden Mörder macht, stoßen der Totengräber Augustin und seine Tochter Anna auf den Nachtkrapp, der Kinder aus dem Kinderheim stehlen soll. Sagengestalten und Geister – was steckt dahinter?

Wie immer schafft Oliver Pötzsch einen spannenden Krimi rund um den Inspektor Leopold und dem Totengräber Augustin. Fesselnd werden die zwei Fälle aufgewickelt und immer detailreicher und aufregender dargestellt. Indizien vermischen sich und die Spannung spitzt sich zu, bis Leo am Ende den oder die Täter überführt, was ich vorher kein bisschen habe kommen sehen. Zwischendurch fragt man sich, ob nicht wirklich ein Geist seine gestaltlosen Finger im Spiel haben könnte. Neben den Geisterfotografien dürfen wir Leser/innen einer Geisterbeschwörung beiwohnen und auch die alte Wissenschaft, dass man anhand der Schädelform Charaktereigenschaften, gar das Böse erkennen könnte, spielt eine Rolle und geben den kriminalistischen Fällen einen leicht unheimlichen Flair.

Ebenfalls wie gewohnt bilden Wien und die damalige Zeit eine faszinierende Rahmenhandlung für den Krimi, weil man den Charakteren auf der im Buch abgedruckten Straßenkarte Wiens folgen kann und sogar als Hochdeutsch sprechende/r Leser/innen ein Glossar mit einigen Begriffen des typischen Dialekts erhält. Außerdem sind auch wieder einige Auszüge aus Augustins neuem Buch enthalten, diesmal schreibt er über „Spuk und Geisterscheinungen“, von denen er als Totengräber womöglich mehr Erfahrung hat als die Geisterbeschwörer. Das Privatleben der Buchfiguren füllt die Geschichte auf, wodurch man ihnen sehr nahe kommt. Sogar Leos Mutter kommt ihn schließlich besuchen und auch ein Herr namens Arthur Conan Doyle verweilt während der Geisterscheinungen in Wien. Leos und Julias Beziehung hat mich zeitweise etwas genervt, weil ich immer mehr davon überzeugt bin, dass die beiden nicht zusammen passen und Julia auch manchmal gegensätzliches gedacht hat, als im zweiten Teil dieser wunderbaren Reihe. Aber am spannenden Ende war ich wieder mit Julia versöhnt und ihrer beider Beziehung zufrieden.


Fazit:
„Der Totengräber und der Mord in der Krypta“ ist wieder ein sehr spannender Krimi mit mehreren faszinierenden Fällen, die der Inspektor Leo und Totengräber Augustin auf der Spur sind. Gespickt mit Geisterscheinungen, Spiritismus und Séancen ist dem Autor wieder ein schöner cosy crimi gelungen, der perfekt in die spukvolle Herbstzeit passt. Ich freu mich nun riesig auf den nächsten Fall und kann es kaum erwarten gemeinsam mit dem Totengräber Augustin in neuen Fällen nach aufregenden Hinweisen zu graben.

Bewertung vom 10.10.2023
Der Porzellaner
Klug, Annick

Der Porzellaner


gut

Verliert an Spannung

Gleich zu Beginn des Buches begleiten wir 1719 den flüchtenden Samuel, was zugleich die Frage aufwirft, wie es dazu kommen konnte und somit direkt Spannung bringt. Denn danach folgen die Kapitel von 1706 an chronologisch, während der Bergmann Samuel nach Meißen in die Albrechtsburg kommt, um dort mit Kollegen bei der Herstellung von Gold helfen soll. Böttger hat dies dem Kurfüsten von Sachsen demonstriert, der ihn seitdem gefangen hält und auf das ersehnte Gold wartet, dass er so dringend für seinen teuren Krieg benötigt. Doch was bisher nur ein Trick war, ist nicht leicht zu entwickeln, weswegen Böttger nun zusammen mit Tschirnhaus zunächst hinter das Geheimnis der Porzellanherstellung kommt – das erste Mal außerhalb Asiens. Doch Tschirnhaus stirbt und Böttger leitet die Porzellanmanufaktur mit Nehmitz, der das Bindeglied zum Kurfürsten darstellt, die sich beide ständig uneins sind und streiten. Die erfolgreiche Produktion von vergleichbarem Porzellan aus China geht einen langen Weg.

"Und doch ist es zerbrechlich, das Porzellan, wie unser Glück, der Reichtum, unser Leben. Im Streit und ohne Frieden bleibt davon nicht mehr als ein paar Scherben.", S. 226

In diesen Roman wird auch die politische Lage von Sachsen und das Leben des Kurfürsten August aufgegriffen. Denn Augusts Gier auf das Gold und sein Umgang mit der Manufaktur sind genauso ausschlaggebend für das weiße Gold, wie die Erfindungen von Böttger und die Leitung von Nehmitz, sowie schlussendlich auch die Flucht und der Verrat von Samuel Stöltzel. Die politische Lage und Samuels Leben werden durch unterschiedliche Perspektiven dargestellt. Neben dem eigentlichen Protagonisten Samuel, kommt auch seine große Liebe Sophie in einigen Kapiteln zu Wort, genauso wie Constantia, die Mätresse des Kurfürsten Sachsens, und August selbst. Die unterschiedliche Sichtweise der Kapitel gefällt mir und gibt der Geschichte ein umfassendes Bild. Man erfährt die Motive und Wünsche der Charaktere, deren Beziehungen verwoben und anschaulich dargestellt sind, sodass alle Reibereien, Streit und Eifersucht nachvollziehbar werden. Constantia ist dabei eine der interessantesten Charaktere im Buch. Sie ist klug und wissenschaftlich interessiert, kein Wunder also, dass sie als die Mätresse Augusts sogar politisch auf ihn eingewirkt hat. Durch ihre Abhängigkeit und Augusts Eifersucht zeichnet die Autorin hier ein sehr gutes Bild über Constantias Leben.

Leider wird die Geschichte dann irgendwann ermüdend, denn die erfolgreiche Porzellanherstellung lässt auf sich warten. Viele Probleme, die dem im Weg standen, werden auch ausgeräumt, doch irgendwie kommt trotzdem nicht richtig Fahrt auf, irgendein Hindernis ist zur Stelle und verhindert eine funktionierende Manufaktur. Vielleicht empfand ich die Geschichte auch irgendwann als langwierig, weil das Potenzial der europäischen Porzellanherstellung zum Greifen nah war, aber doch nie genutzt wurde. Weil aus heutiger Sicht so ein Drama bei der Führung der Manufaktur und die große Gier nach Gold in Akkordherstellung einfach unvorstellbar sind. Auch politisches oder die einzelnen Charaktere nehmen immer mehr Raum ein, weshalb das Thema der Porzellanherstellung noch mehr in den Hintergrund rückt. Die Geschichte zieht sich also, bis am Ende doch wieder mehr Spannung aufkommt und man endlich erfährt, wie es zu Samuels Verlassen der Meißner Manufaktur kam. Andererseits hat mir das Ende nicht ganz gefallen und ich hätte mir zumindest einen Epilog zur Manufaktur gewünscht. Was ich mir auch sehr gewünscht hätte und eigentlich essentiell für einen Roman mit wahrem Hintergrund ist, ist ein Nachwort: Welche Charaktere sind real? Was ist genauso passiert, was wurde für die Spannung des Romans verändert? Nicht einmal die Dankesworte der Autorin lassen die Recherche erkennen, die sie doch gemacht haben muss. Nach dem Beenden des Buches habe ich direkt die Geschichte des Meißner Porzellans auf deren Website und in Wikipedia nachgelesen.


Fazit:
„Der Porzellaner“ ist die Geschichte über Samuel, der maßgeblich an der Erfindung und Entwicklung des europäischen Porzellans beteiligt war. Darüber hinaus wird auch die politische Seite zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch den Kurfürsten August und seiner Maträsse Constantia erläutert, die auch in eigenen Kapiteln zu Wort kommen und den Aufbau der Porzellanmanufaktur beeinflusst haben. In diesem Buch geht es aber vielmehr über die erste Entdeck des Porzellans außerhalb Asiens, als um die Erfolgsgeschichte der Meißner Manufaktur. Mit der Zeit wird die Geschichte langwieriger und gipfelt in einem unzufrieden stellenden Ende. Das fehlende Nachwort und damit Informationen über tatsächliche Begebenheiten und Personen ist leider auch ein Defizit.

Bewertung vom 12.09.2023
Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3
Blum, Charlotte

Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3


ausgezeichnet

Bester Teil der Reihe!

Während sich ganz Baden-Baden durch das stattfindende Internationale Schach-Turnier im Schachfieber befindet, bittet eine Kollegin von Alma sie den Tod ihrer Cousine aufzuklären. Gertrude soll bewusst oder unabsichtlich durch eigene Hand in einer großen Waschtrommel gestorben sein, doch Almas Kollegin bezweifelt dies und Alma stimmt dem nach ersten Recherchen zu. Also begibt sie sich auf die Suche nach einem Motiv und funkt einer weiblichen Diebesbande dazwischen. Steht beides etwa in Zusammenhang?

Einiges was ich im zweiten Teil der Reihe bemängelt habe, ist hier aber gut gemacht, was mich wirklich gefreut hat. Der Fall zieht sich neben den privaten Begebenheiten von Alma und ihrer besten Freundin Emmi kontinuierlich durch die Geschichte. Obwohl Alma sich mehrmals in Gefahr begibt und sogar körperlich bedroht wird, zieht sie auch ihren Freund und Kriminalkommissar Ludwig mit ein. Alma ist gerissen und hat manches Mal wieder sprunghafte Ideen zur Lösung des Mordfalls, die ich jedoch immer nachvollziehen konnte.

Privat und im Setting der 1920er und Baden-Baden wird von dem Autorinnenpaar auch wieder einiges geschickt eingebaut. Durch Almas Vater wird unter anderem der technische Fortschritt eingebunden und auch die damaligen Film-Stars, Literatur und Musik findet in Gesprächen oder Tanzabenden Platz. Vor allem all die Kleinigkeiten der damaligen Zeit haben mir sehr gefallen, z. B. das Spiel Tipp-Kick (ähnlich wie Kicker), die Bildung einer Gartenstadt oder die Nutzung der Elektrizität. Auch politisch und gesellschaftlich wird der Zeitgeist aufgegriffen. Insbesondere Almas Zerrissenheit zwischen ihrer beruflichen Freiheit und den ernsten Gefühlen zu Ludwig ist sehr gut dargestellt und immer wieder Thema. Alma ist gefangen in den Zwängen und Erwartungen ihrer Zeit und auch Emmie findet in ihrem Liebesleben nicht mehr immer Erfüllung.


Fazit:
„Spiel auf Leben und Tod“ ist meiner Meinung nach der beste bisherige Teil der Reihe rund um das ermittelnde Fräulein vom Amt. Der Fall ist kontinuierlich und verständlich aufgebaut und auch der Lokalkolorit und die vielen großen und vor allem kleinen Dinge der damaligen Zeit werden immer wieder ins Geschehen eingebaut. Ein schöner und spannender historischer Krimi, der mir Spaß bereitet hat.
4,5 Sterne

Bewertung vom 28.08.2023
Das Lachen der Pinguine
Meran, Arabella

Das Lachen der Pinguine


sehr gut

Schöne & wahre Geschichte über eine unternehmungslustige Frau

Die Romanbiographie über Caroline Mikkelsen beginnt 1931 als sie ihren zukünftigen Mann Klarius begegnet und daraufhin heiratet. Die gebürtige Dänin zieht nach Sandefjord in Norwegen, wo sie aber oft gelangweilt und einsam ist, weshalb sie ihren Mann überredet, ihn bei seiner Arbeit als Kapitän begleiten zu dürfen. Da die Reederei von Klarius‘ Schiff in der Antarktis Walfang betreibt und dort auch das Land erforscht, bietet sich Caroline die Möglichkeit die Antarktis zu ergründen. Somit betritt Caroline am 20. Februar 1935 als erste Frau antarktischen Boden, wo die Besatzung einen Steinhaufen errichtet und Caroline die norwegische Flagge hisst. Die Schifffahrt über den halben Erdball, das Betreten der Antarktis und das Bewundern der Pinguine wird ebenso beschrieben, wie Carolines späteres Leben. Nebenbei enthält die Geschichte auch den Zeitstrang 1995, als die fiktive Journalistin Jesse von Caroline erfährt, nachforscht und einen Artikel über die erste Frau in der Antarktis schreiben will.

Das Buch hat mir Spaß gemacht zu lesen, weil es so angenehm war durch die Geschichte zu gleiten. Die Autorin hat einen sehr flüssigen Schreibstil und die Begebenheiten in Carolines Leben sehr ansprechend beschrieben. In ihren Kapiteln wurde mir nie langweilig, die von Jesse fand ich weniger angenehm, weil sie das für solche Romane manchmal typische Problem-Leben führt, das eigentlich gar nicht hätte sein müssen. Carolines Erzählperspektive wurde noch aufgelockert, indem sie besonders anfangs auch viele Briefe an ihre engste Schwester Elin beinhaltet. Auch wenn man der Protagonistin durch die personelle Erzählperspektive sehr gut folgen kann, sind die Kapitelanfänge mit den Briefen aus Carolines Sicht ein auflockernder Zusatz. Die Fotos und Erläuterung der Autorin zu Beginn der Geschichte sind ebenfalls eine tolles Extra und machen die Erzählung plastischer und realitätsnaher. Eine Andeutung am Ende über Caroline hat mich verwirrt, sodass ich es im Internet nachgelesen habe - hätte meiner Meinung nach also besser erläutert oder einfach weggelassen werden sollen.



Fazit:
„Das Lachen der Pinguine“ erzählt die wahre Geschichte über die erste Frau, die antarktischen Boden betreten hat, und das weitere Leben der unternehmungsfreudigen Caroline. Der zweite Erzählstrang über die Journalistin 60 Jahre später ist nicht ganz so interessant. Durch den sehr flüssigen und kurzweiligen Schreibstil der Autorin macht das Lesen der Geschichte sehr viel Spaß.

Bewertung vom 28.08.2023
In unserem Universum sind wir unendlich
Sprinz, Sarah

In unserem Universum sind wir unendlich


ausgezeichnet

Gefühlvoller Krebs-Roman

Ansel absolviert ein Praktikum auf der Intensivstation, wo er auf den nahezu gleichaltrigen Emil trifft. Dieser ist ein Patient, der einen schlimmen Gehirntumor hat, der aber leider nicht mehr bekämpft werden kann. Trotz der schweren Situation entwickeln die beiden Gefühle für einander und gerade deshalb, versuchen sie ihre Liebe zu genießen und so intensiv wie möglich zu erleben. Nachdem Emil nach der Operation entlassen wird, bittet er Ansel mit ihm einen Roadtrip zu unternehmen. Und so fahren die beiden gemeinsam nach Schottland, immer weiter in den Norden, bis sie den nördlichsten Zipfel Schottlands erreicht haben. Bis dahin erleben sie allerhand tolle Begegnungen und wunderschöne Landschaften und Orte. Doch ob sie es bis zu Emils letztem Ziel noch schaffen werden?

"Es ist nie der richtige Moment, wenn du dich nicht traust.", Emil, 50%

Viel mehr als die Liebesgeschichte und der Roadtrip passiert gar nicht in dem Buch, aber das ist schon mehr als genug, denn es wird sowieso durch die Emotionen getragen. Seit ich das erste Mal ein Buch von Sarah Sprinz gelesen habe, bin ich von ihrem besonderen Schreibstil eingenommen. Sie erzählt hier sehr feinfühlig die Liebe zwischen den zwei jungen Leuten, die keine (lange) gemeinsame Zukunft haben werden. Genauso sensibel nähert sich die Autorin auch dem Thema Krebs, wo ihr bestimmt ihr absolviertes Medizinstudium zu Hilfe kam. Die Geschichte verläuft sehr ruhig und vermittelt doch sehr intensive Emotionen. Von Liebe, Angst, Unsicherheit bis hin zu Trauer ist alles dabei. Die Liebe zwischen Ansel und Emil hat mich genauso berührt und uns Herz getroffen, wie der unheilbare Krebs von Emil. Besonders im weiteren Verlauf des Roadtrips nehmen der drohende Tod und die körperlichen Einschränkungen durch den Krebs auch in den Empfindungen der beiden Protagonisten mehr Raum ein. Am Ende hatte ich schon einige Tränen in den Augen, wegen einer privaten Nervensäge konnte ich die letzten Seiten aber leider nicht am Stück lesen, sonst hätte ich hemmungslos geschluchzt. Besonders ein raffinierter Kniff am Schluss hat mein Herz vor unzähligen Emotionen überlaufen lassen. Ich muss gestehen, ich weine gerne beim Lesen, denn ich liebe Geschichten, die mich bis ins Innerste berühren. Und genau das hat „In unserem Universum sind wir unendlich“ auch geschafft: Mein Herz war gleichzeitig voller glücklicher Freude und tiefster Trauer.

"Verflucht noch mal, ich heulte nur noch und wegen jeder Kleinigkeit. Genau genommen stimmte es nicht. Das hier, das alles, war keine Kleinigkeit. Es war jeden Tag aufs Neue wunderschön und das Unerträglichste, was ich je erlebt hatte.", 81 %



Fazit:
„In unserem Universum sind wir unendlich“ ist eine unendlich schöne und ruhige Liebegeschichte zwischen Ansel und Emil. Ihre Liebe, aber auch Emils bevorstehender Tod haben mich unendlich berührt. Die Geschichte wird durch die Emotionen der beiden getragen und hat mich mitten ins Herz getroffen, wo mich so viel Liebe und gleichzeitig Trauer an die wunderschöne Geschichte erinnert.

Bewertung vom 27.08.2023
Cleopatra und Frankenstein
Mellors, Coco

Cleopatra und Frankenstein


weniger gut

Enttäuschend langweilig

Cleo und Frank treffen sich auf einer Silvesterparty, verbringen einen Spaziergang im nächtlichen New York und beginnen danach eine Beziehung. Von dieser Begebenheit springt das Buch direkt 6 Monate in die Zukunft zur Hochzeit von Cleo und Frank. Da die Mittzwanzigerin für ein Kunststipendium nach Amerika kam, heiraten die beiden unter anderem um ihre Zukunft in New York zu sichern. Und von hier an erfahren wir viel über die Beziehung, die beiden einzeln und ihre Freundschaften.

Obwohl Frank schon Mitte 40 ist und seit Jahren seine eigene Werbeagentur leitet, scheint er nicht viel erwachsener als die 20 Jahre jüngere Cloe. Die beiden und ihr gesamtes Umfeld nehmen Drogen und sind unbeschwert. Von exzessiver Trinkerei, Drogen, Depressionen und Sucht ist alles dabei. Dies macht die Geschichte ungemein düster, weil bald nicht mehr viel von Cleo und Franks Liebeshoch übrig bleibt, und mindert das Lesevergnügen. Ich hab ja keine romantische Liebesgeschichte erwartet, weil man die Kennenlernphase der Protagonisten gar nicht mitbekommt, aber doch mehr als nur lieblose Eheprobleme.

Der Erzählstil geht irgendwann einen Bruch ein, wodurch man sich erst orientieren muss. Aber somit fühlt man sich einem Charakter ungemein näher und es gibt der Geschichte etwas Besonderes. Habe ich so noch nie gelesen und finde die Idee und Umsetzung toll.

Die Wendung zum Ende hin hat mich überhaupt nicht berührt, weil es einfach keine Charaktere in dieser Geschichte gibt, die mir sympathisch und wichtig genug wären. Hier wurde mir bewusst, wie langweilig und gleichförmig die Geschichte verläuft, trotz einiger eher belangloser Ereignisse. Die einzige Protagonistin, die mir sehr sympathisch war, ist Eleonor. Doch am Schluss kommt sie meiner Meinung nach nicht gut weg, weshalb ich noch enttäuschter von der Geschichte bin. Santiago ist ein Charakter, der fast schon untergeht, aber so eine wichtige Botschaft vermittelt und neben den anderen abgefu*ten Figuren etwas Positives ausstrahlt.

"So muss sich Liebe anfühlen. […] Sie erdet dich. Dieser ganze Blödsinn von wegen Liebe ist wie eine Droge und macht dich high – Unsinn. Sie soll dir Halt geben wie die Erde.", S. 466

Fazit:
„Cleopatra und Frankenstein“ hat mich enttäuscht, weil ich mit den Protagonisten nicht mitfühlen konnte und die gesamte Geschichte sehr düster, problembehaftet und auch langweilig daher kommt.

Bewertung vom 15.08.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


sehr gut

Geht zu Herzen

Rosie trifft durch ihren Zwillingsbruder Josh auf Will. Die beiden führen interessante, fast tiefgründige Gespräche und spüren diese tiefe Verbindung zwischen sich, die ein Leben lang halten soll. Doch Rosie ist pflichtbewusst, konzentriert sich auf das letzte Schuljahr und verströstet Will. Währenddessen passiert jedoch das Leben und Schicksalsschläge halten sie davon ab, endlich eine Beziehung einzugehen. In dieser Geschichte folgen wir Rosie und Will über viele Jahre, in denen sie immer wieder aufeinandertreffen und mit ihren Gefühlen konfrontiert werden.

Anfangs habe ich etwas gebraucht um in die Geschichte reinzukommen. Vielleicht lag es an dem ungewöhnlichen Schreibstil, der mir das Leservergnügen nicht immer vereinfacht hat, den ich aber richtig toll finde. So viele Erzählstile ähneln sich und könnten von anderen Autor/innen geschrieben sein, doch dieser ist völlig anders und besonders, was mir gut gefallen hat. Claire Daverley nutzt kurze und prägnante Sätze, während sie manche Situationen nur indirekt beschreibt. Das macht es zunächst schwierig sich mit den Protagonisten zu identifizieren, doch spätestens ab dem ersten Schicksalsschlag passt der Schreibstil einfach perfekt, weil er zielgenau und treffend wiedergibt, wie Rosie und Will sich fühlen und denken. Wie mit Hammer und Meißel setzt die Autorin genau da an, wo mich das Leben der beiden in meinem Herzen berührt. Immer mehr zeigt Claire Daverley was Rosie und Will geprägt hat und legt deren Charaktere Schicht für Schicht frei, denen ich näher kommen und teilweise nachvollziehen konnte. „Vom Ende der Nacht“ ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern die Lebensgeschichte von Will und Rosie (auch wenn wir sie nur ca. 20 Jahre lang begleiten).

"Natürlich ist das alles viel zu perfekt. Zu richtig in einem Leben, in dem so viel falsch läuft." S. 357

Was mich an dieser Liebesgeschichte gestört hat, ist die Einseitigkeit. Ich will nicht mal verraten wer, weil man dieses Buch einfach vorbehaltlos Konsummieren sollte, aber eine/r der beiden Protagonisten hat in der Beziehung mehr gefordert, als der bzw. die andere. Eine Person, hat die andere oftmals von sich gestoßen und mit der Zeit hat mich dies Mitgefühl für die eine Seite und Wut für die andere empfinden lassen. Das Leben passiert einfach und manche Dinge kann man nicht beeinflussen, geschweige denn verarbeiten, aber man sollte auf sich selbst hören und manches, wie die Liebe, ist einfach zu kostbar. Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob ich vollständig mit dem Ende zufrieden bin. Ich denke, nach allem was Rosie und Will erlebt haben, hätte mich ein anderer Abschluss für ihre Liebesgeschichte mehr überzeugt, da es besser zu dem Vorher passt.


Fazit:
In „Vom Ende der Nacht“ bin ich nur langsam reingekommen, aber dann hat es mich umso mehr beeindruckt und berührt. Der Schreibstil ist zunächst gewöhnungsbedürftig, trifft aber prägnant und sehr anschaulich die Gefühle der Protagonisten, sodass man als außenstehende/r Leser/in immer mehr involviert wird. Dieses Buch ist nicht nur eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, sondern eine Lebensgeschichte über Will und Rosie, von denen mich eine Person aber manchmal auch genervt hat.
4,5 Sterne