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Frechdachs

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Insgesamt 145 Bewertungen
Bewertung vom 26.11.2023
Der Spion und der Verräter
Macintyre, Ben

Der Spion und der Verräter


ausgezeichnet

Wenn "Spionagemarionetten" ihre Fäden kappen und anfangen ein Eigenleben zu führen

Eines vielleicht gleich vorweg, Ben Macintyres aktuelles Werk "Der Spion und der Verräter - Die spektakulärste Geheimdienstgeschichte des Kalten Krieges" lässt uns Otto Normalos, die wir Agenten vielleicht aus den Hollywoodblockbustern zu glauben kennen, hinter die Kulissen der Spionage zu Zeiten des Kalten Krieges blicken.

Die Kunstfiguren Ethan Hunt oder James Bond mögen vielleicht vom Papier her Agenten sein, aber welche realen Details Macintyre hier im Buch präsentiert, lässt einen selbst in eine ganz andere Spionagewelt ein- und auch tief abtauchen. Dabei kommt, wie zu erwarten war, beispielsweise viel weniger Glamour als bei James Bond auf.

Für mich war die weite Reise in der Zeit zurück richtig spannend zu lesen. Verbunden mit dem erzählten Schicksal von Oleg Gordijewski bzw. besser gesagt dessen Vita ergibt sich ein richtig guter Einblick hinter die Kulissen der damaligen propagierten Spionage. Ich verfing ziemlich schnell in diesem spinnengleichen Geflecht und konnte mich nicht mehr davon entziehen.

Neben dem äußerst interessant wirkenden Lebenslauf des Hauptprotagonisten Gordijewski, der schon fast auch einem Psychogramm gleicht, bekommt man quasi fast nebenher auch tiefe Einblicke in die russische Seele sowie den russischen Staats- und Geheimdienstapparat. Ein richtiges Katz- und Mausspiel entspinnt sich hier verbunden mit den noch involvierten anderen aktiven Geheimdiensten.

Diese vielen unterschiedlichen präsentierten Facetten überraschten mich teilweise, machten mich teils sprachlos und bestätigen allerdings auch in Teilen landläufige Meinungen zum russischen Staatsapparat.

Als reinen Spionagethriller würde ich das Buch selbst nicht bezeichnen. Für mich wandelt es zwischen bestimmten Genres und so hat es Züge eines autobiographischen Werkes, verbunden mit historischen Einordnungen und ganz klaren Thrillermomenten. Aber genau dieser interessante Genremix macht für mich dieses Buch dann erst aus.

Ethan Hunt und James Bond schlagen sich sicherlich gegen die Bösewichte auf der Blockbusterleinwand durch. Die wahren Helden dahinter, darunter namentlich einer davon Oleg Gordijewski, sind es denen wir viel mehr Beachtung schenken sollten. Ihre Geschichten sollten erzählt werden, denn das wahre Leben schreibt immer noch die aufregendsten Geschichten.

Bewertung vom 05.11.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


sehr gut

Dem alltäglichen Wahnsinn in Deutschlands Amtsstuben auf der Spur - Eine Stadtoberinspektorin packt gnadenlos aus

Wer sich bis dato vielleicht immer schon mal fragte, wie der Beamtenalltag in Deutschlands Amtsstuben aussieht, der bekommt hier die einmalige Gelegenheit einen ausführlichen pointierten und satirischen Blick hinter die Kulissen werfen zu können.

@conny.fromtheblock fungiert hier quasi als Whistleblowerin und lässt den normalen Bürger manchmal Bauklötze staunen bei ihren offenherzigen Einblicken in den deutschen Behördenalltag.

Vom Stil her passt die Berliner Schnauze sehr gut zur Stilistik des Buches. Herrlich ehrlich, schonungslos offen und immer eine Prise Humor mit dabei, dies zeichnet @conny.fromtheblock dann wohl sehr stark aus.

Die unterschiedlichen sehr kurzweiligen Episoden bringen einige vielleicht bereits landläufig bereits bekannte Stereotypen und Vorbehalte gegenüber dem Beamtentum zum Vorschein. Conny kommt in ihrer Erzählung von Höckscken auf Stöckscken und quasselt wahrscheinlich nicht nur im Amt ohne Punkt und Komma sonder auch in der Erzählung im Buch. Manchmal konnte ich persönlich nicht mehr an mich halten und musste laut losprusten vor Lachen. Conny ist eben ein echtes Original und dies lässt sie dann in ihrem stressigen Behördenalltag auch vielen Personen anmerken.

Neben dem alltäglichen beruflichen Wahnsinn lässt uns Conny auch an ihrem privaten Umfeld teilhaben und führt uns in ihre Hood in Berlin-Neukölln mit ein. Einmal am quasseln hört Conny so schnell nicht wieder auf und plaudert auch das ein oder andere Geheimnis aus. Wer weiß denn als normaler Bürger schon was Schlado heißt? Nach der Lektüre des Werkes wird vielleicht einiges aus dem Beamtenalltag klarer, auch wenn vieles sehr skurril erscheinen mag.

Ob das Buch jetzt eine Abrechnung mit der ganz besonderen Spezies der Beamten ist muss jeder für sich selbst nach der Lektüre entscheiden. Mich hat Connys schnodderige Berliner Schnauze auf alle Fälle gut unterhalten. Mitunter stellte ich mir immer die Frage, ob Conny vielleicht mit Marion Barth, Ilka Bessin und der Online-Omi Renate Bergmann verwandt sein könnte. Ausgeschlossen werden kann es sicherlich nicht ganz tut aber soweit auch nichts zur Sache. Wer den stressigen Alltag mal kurz vergessen und einfach mal herzhaft lachen möchte, bekommt hier die passende Gelegenheit dazu.

Für den nächsten Besuch auf dem Amt bin ich jetzt auf alle Fälle bestens gerüstet und werde dafür nach Möglichkeit auch keinen Termin am Schlado einfordern.

In diesem Sinne gehen von mir ganz herzliche Grüße an alle Connys, Petras, Giselas, Doris', Dilaras und last but not least den Ronjas in deutschen Amtsstuben raus. Was wären wir nur ohne deren Gründlichkeit in unserem deutschen Verwaltungsapparat.

Bewertung vom 20.10.2023
Welt in Aufruhr
Münkler, Herfried

Welt in Aufruhr


ausgezeichnet

Ein sehr spannender und interessanter Ausblick auf die bevorstehenden Machtverschiebungen im 21. Jahrhundert

Das aktuelle Sachbuch "Welt in Aufruhr - Die Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert" des emeritierten Berliner Professors für Politikwissenschaft Herfried Münkler ist besonders brisant und vor allem hochaktuell.

Nach einer langen Phase vermeintlichen Friedens in Europa wurden wir mit dem 24. Februar 2022 in eine regelrechte Schockstarre versetzt und auch die immer wieder zur Schau gestellten offenen Aggressionen zwischen China und Taiwan versprechen nichts Gutes für unser aller Zukunft.

Münklers Werk kommt für mich persönlich gerade zur richtigen Zeit, denn langsam aber sicher werden wohl die Weichen ganz neu gestellt und damit die bisherigen Machtpositionen der unterschiedlichen Weltmächte auf unserem Planeten neu verteilt.

Die Analysen von Herfried Münkler sprechen für sich und mir machte es großen Spaß, seinen Ausführungen zu folgen. Er blickt dabei nicht nur in die unmittelbare oder auch fernere Zukunft sondern bezieht bei seiner Betrachtungsweise auch konsequent Rückblicke in unser aller Geschichte mit ein. So verwebt er sehr geschickt die aktuelle politische Lage mit möglichen zukünftigen Szenarien, die nicht abwegig erscheinen, und unterfüttert seine Gedankengänge jeweils sehr ausführlich.

Manch einer mag vielleicht auf den ersten Blick vom Umfang des Werkes zunächst erschlagen sein, aber für mich macht diese Ausführlichkeit wirklich Sinn. Bereits beim Blick ins Inhaltsverzeichnis verspricht Münkler einen intensiven 360-Grad-Rundumblick auf die aktuelle Lage der Weltordnung und wie diese dann vielleicht zukünftig ausgestaltet sein könnte.

Wer sich für internationale Politik und deren Beziehungen interessiert ist mit diesem Werk gut bedient. Das Buch lässt schnell den eigenen Blick auf das Thema weiten.

Summa summarum ein hochaktuelles Buch, das mir persönlich in vielen Punkten die Augen geöffnet hat und gerade in den weltpolitisch unsicheren Zeiten dann dennoch auch Halt und Hoffnung gibt. Ich persönlich wünschte mir, Münklers Ausführungen im Buch würden in der aktuell sehr angespannten geopolitischen Lage bei den politischen Leadern dieser Welt Gehör finden.

Bewertung vom 03.10.2023
Codename: White Knight / Deep Sleep Bd.1
Morton, Chris

Codename: White Knight / Deep Sleep Bd.1


ausgezeichnet

Wenn die eigene Identität verschwimmt und du dir schlagartig selbst fremd bist

Chris Morton alias Christian Dreller trifft mit seinem Action-Debüt "Deep Sleep - Codename: White Knight" bei mir genau den richtigen Nerv.

Und ganz ehrlich liebe Leute, einschläfernd wirkte auf mich der ganze Plot keine einzige Sekunde während dem Lesen.

Also, wer tief und fest schlafen möchte, sollte zu einem anderen Werk greifen.

Morton schafft es von aller Anfang mich ans Buch zu fesseln. Unumwunden baute sich sehr schnell ein großer Sog auf, dem ich mich kaum entziehen konnte. Die Story als solches ist vielleicht so neu nicht, aber so perfekt aufeinander abgestimmt, mit unerwarteten Wendungen und falschen Fährten, dass man sich schnell mittendrin im ganzen Action-Gewusel wähnt.

Die Protagonisten, zuvorderst hier der Dreh- und Angelpunkt John, passen ausgesprochen gut zueinander und deren Handlungen waren für mich sehr gut nachvollziehbar. Morton traut bzw. mutet seinen Handelnden dann aber auch einiges zu. Wer Freund und wer Feind ist weiß man nicht immer so genau und macht das Werk dadurch nur noch spannender. Die abwechselnden Perspektiven bringen die richtige Würze in den Action-Thriller und gestalten ihn dadurch sehr kurzweilig.

Der Action-Thriller vereint für mich persönlich alle Elemente, die mir bei diesem Genre besonders wichtig sind.

Neben den bereits angesprochenen sehr nahbaren Protagonisten ist es für mich essenziell, einen ausgeklügelten Spannungsbogen vorzufinden, der nach Möglichkeit vom Anfang bis zum Schluss hält. Genau diese Spannung hält das Buch die ganzen Seiten über von aller Anfang durch und steigert sich immer weiter bis zum vorläufigen Showdown. Verschnaufen oder nur kurz Luft holen ist hier quasi fast nicht möglich, da man unbedingt wissen möchte wie die Story weiter verläuft und mit den unterschiedlichen Handelnden mitfiebert.

Das Sahnehäubchen für mich ist dann noch die eingebundene Action, die das Werk dann für mich erst richtig komplett macht.

Bei mir fingen die Bilder im Kopf tatsächlich sehr schnell das Laufen an und ganz ehrlich gesagt würde die Story nach meiner bescheidenen Meinung auch für eine Verfilmung gut passen.

"Deep Sleep - Codename: White Knight" ist der mitreißende erste Band einer kompletten Trilogie und ich bin bereits jetzt auf die Fortsetzung "Auftrag: The Whisperer" der Reihe im Frühjahr 2024 sehr gespannt.

Chris Morton kann man abschließend für sein Action-Debüt nur gratulieren und gleichzeitig statuieren: MISSION ACCOMPLISHED!

Bewertung vom 02.10.2023
Hashtag #DDR
Kreymeier, Holger

Hashtag #DDR


weniger gut

Der Arbeiter- und Bauernstaat im digitalen Zeitalter - "DDR 2.0 - Sozialismus reloaded"

Holger Kreymeiers aktuelles Werk "Hashtag #DDR" wird als satirischer Politthriller auf den Markt gebracht und genau dort setzt dann bereits leider meine Kritik an.

Für mich ist die Story rund um die beiden Video-Influencer in Ost- und Westdeutschland weder Fisch noch Fleisch. Für mich ist die Story weder satirisch genug gezeichnet noch boten sich mir richtige Thrillerelemente im ganzen Plot. OK, in Richtung Buchende kommt etwas Spannung auf, aber richtiger Thrill war für mich leider auf keiner Seite zu finden.

Vom Konstrukt des eigentlichen Thema her hätte ich mir sehr viel mehr erwartet. Diese Erwartungen konnte das Werk dann leider überhaupt nicht erfüllen.

Für mich drehte sich zu viel um die eher oberflächliche Video-Influencerwelt. Zu den Handelnden im Erzählstrang hatte ich quasi überhaupt keine Bindung und mir war auch ihr Handeln leider so ziemlich egal. Keine guten Aussichten, um ein vielleicht spannendes Buch zu lesen.

Einen ausgeklügelten Spannungsbogen konnte ich auch nicht so wirklich ausfindig machen. Und so schließt sich dann bereits auch der Kreis zum vorliegenden satirischen Politthriller. Wenn sowohl die Satire als auch die Thrillerelemente der Anspruch des Werkes waren wurden meine Erwartungen daran leider kaum bis gar nicht erfüllt.

So entwickelte sich das Buch für mich eher als seichte Unterhaltung, die man zwar zwischendurch mal schnell lesen kann aber nicht unbedingt muss.

Bewertung vom 30.09.2023
Baustellen der Nation
Banse, Philip;Buermeyer, Ulf

Baustellen der Nation


ausgezeichnet

Die Lage ist ernst aber hoffentlich reparabel

Das Autorenduo Ulf Buermeyer und Philip Banse nehmen in ihrem aktuellen Sachbuch "Baustellen der Nation - Was wir jetzt in Deutschland ändern müssen" unzählige, offensichtliche unhaltbare Zustände in Deutschland unter die Lupe.

Buermeyer und Banse untersuchen dabei exemplarisch acht unterschiedliche Themenfelder, die für die aktuellen unzureichenden Zustände in unserem Land stehen. Dabei geht es unter anderem beispielsweise um die marode Infrastruktur, die Digitalisierung der Verwaltung, der schleppende Ausbau der Windenergie, die marode Bahn oder auch um das gesetzliche Rentensystem.

Dabei geben Buermeyer und Banse sehr pointiert ihre persönliche Meinung zu den jeweiligen Themen wieder. Die Details dazu sind meiner Meinung nach sehr gut recherchiert und die zugrundeliegenden Quellen werden abschließend im Buch dazu auch veröffentlicht.

Was mir besonders gut an diesem Buch gefällt ist ganz einfach folgendes Detail.

Häufig wird ja nur der Finger in die Wunde gelegt oder vielleicht zusätzlich Salz in dieselbige gestreut. Angeprangert hat man sehr schnell marode Zustände. Buermeyer und Banse decken mitunter auch sehr schonungslos die vollzogenen Fehler auf. Ihnen liegt aber gleichzeitig sehr am Herzen zu verdeutlichen, wie der Karren aus dem Dreck gezogen werden kann und schlussfogern eben deshalb, was sich konkret ändern muss, damit die besprochenen Problemfelder zukünftig verbessert bzw. ausgeräumt werden können.

Wenn für mich persönlich die einzelnen besprochenen Problemfelder jetzt wirklich nicht arg viele Neuigkeiten bereit hielten, da ich mich gerade für dieses Themenumfeld sehr interessiere und auch engagiere, so sprach mich das Werk trotzdem vollumfassend an, da es denke ich vielen Personen hilft den eigenen Horizont zu erweitern und die persönliche Perspektive zu wechseln.

Vor dem Buch kannte ich weder das Autorenduo Buermeyer und Banse noch ihren bereits erfolgreichen Podcast "Lage der Nation". Den Podcast werde ich mir auf alle Fälle aufgrund dieses Buches abonnieren und auch die Autoren weiter verfolgen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.09.2023
Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
Farr, David

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)


sehr gut

Büchermagier aufgepasst! - Ein verboten gutes Buch!?

David Farr liefert mit seinem aktuellen Fantasyroman "Das Buch der gestohlenen Träume" für Interessierte ab ca. 11 Jahren nach meiner persönlichen Meinung einen soliden Auftakt ab.

In Großbritannien entwickelte sich das Buch schnell zum Bestseller - soviel aber nun zu den Vorschusslorbeeren.

Im englischsprachigen Raum wird bereits der zweite Band "The Secret of the Blood-Red Key" der Buchreihe für Ende September diesen Jahres angekündigt.

Eigentlich handelt es sich ja um ein zensiertes und vor allem verbotenes Buch, aber gerade dieser Umstand machte es dann erst besonders interessant für mich. Alles, was verboten ist, übt dann erst recht seinen Reiz auf mich aus.

Dreh- und Angelpunkt des Geschehens sind die beiden Geschwister Rachel und Robert, die quasi fast wie die Jungfrau Maria zum Jesuskind, dann eben zu diesem verbotenen Buch kommen, das Präsident Charles Malstain unbedingt sein Eigen nennen möchte. Klar, dass um diesen "Heiligen Gral" dann ein Wettlauf beginnt. Ein durchweg kurzweiliges Spektakel, das zum Miträtseln und -fiebern animiert. Ein klassisches Katz- und Maus-Spiel, bei dem man nie genau so richtig wissen kann, wer Freund und wer Feind ist.

Ich brauchte nicht viel Anlauf, um in der Szenerie anzukommen. Auch die unterschiedlichen Charakteren zeigten sich mir sehr offen und vor allem nachvollziehbar. Bei mir lief dann schnell der ratternde Bildprojektor im Kopf an und projizierte die passenden Bilder im Kopf.

Manchmal hätte ich mir noch etwas mehr Spannung erhofft und auch etwas mehr Drive in der Story gewünscht.

Der Kernzielgruppe der Teenies dürfte die Story durchweg gut gefallen.

Ich hoffe, ich habe nun nicht zu viel verraten und werde nicht vom Präsidenten Charles Malstain und seinen Schergen verfolgt.

Bewertung vom 26.09.2023
Schule der Meisterdiebe / Meisterdiebe Bd.1
Arcanjo, J. J.

Schule der Meisterdiebe / Meisterdiebe Bd.1


sehr gut

Herzlich willkommen in Crookhaven - Von angehenden Meisterdieben und deren ganz besonderen Fähigkeiten

Dem portugiesischen Autor J.J. Arcanjo gelingt mit seinem Kinderbuchdebüt "Schule der Meisterdiebe" ein Einstand nach Maß, wie ich persönlich finde.

Arcanjos unheimliche Stärke dabei ist es, die ganzen Szenerien und Protagonisten dann richtig zum Leben zu erwecken und nicht nur über sie zu erzählen.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht dabei der dreizehnjährige Gabriel, der bei seiner Grandma zuhause ist und dort mehr oder minder seinem "Hobby", dem Diebstahl, nachgeht.

Gabriel muss man, trotz seines Faibles, andere Leute zu "erleichtern", einfach gern haben. Der Charakter dieses Jungen ist sehr ausgeklügelt und vielschichtig aufgebaut und für mich war es einfach schön an seiner Seite zu stehen und seine Entwicklung mit zu verfolgen.

Der sehr talentierte Kleinkriminelle erhält eines Tages ein unmoralisches Angebot, welches allem Anschein danach klingt, zu schön um wahr zu sein. Eine Einladung in das geheime Internat für die zukünftigen Meisterdiebe in Crookhaven. Gerade dieses spezielle Setting in der Schule für angehende Meisterdiebe lädt ganz besonders dazu ein, sich darin fallen zu lassen.

Neben dem Hauptcharakter Gabriel wurde ich auch sehr schnell mit dessen Gefährten bzw. Bekanntschaften warm.

Der Schluss des Buches deutet meiner Meinung nach darauf hin, dass dies hoffentlich erst der Beginn einer erfolgreichen Buchreihe sein wird. Im englischsprachigen Raum existiert auch bereits Band 2 der Crookhaven-Bücher, so dass meine Vermutung hoffentlich auch auf den deutschen Markt bald zutreffen wird.

Jetzt rückblickend betrachtet sehe ich diesen Band dann eher als Prequel zu den hoffentlich bald folgenden Bänden. Man wird mit den ganzen Charakteren warm und ist auch mit der Umgebung in Crookhaven vertraut.

Summa summarum ein diebisches Vergnügen für Kinder ab zehn Jahren, rund um einen dreizehnjährigen Jungen, der seinen Platz im Leben sucht und dabei auf Geheimnisse stößt, die es aufzudecken gilt.

Bewertung vom 25.09.2023
Feuer. Wasser. Erde. Sturm. - Zum Überleben brauchst du alle Sinne
Pfeiffer, Boris

Feuer. Wasser. Erde. Sturm. - Zum Überleben brauchst du alle Sinne


sehr gut

Wenn die innige Bande auf die Probe gestellt wird - Auf der Flucht ums Überleben

In Boris Pfeiffers Jugendroman "Feuer. Wasser. Erde. Sturm. - Zum Überleben brauchst du alle Sinne" bildet der Junge Drdjuck den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte.

Sprichwörtlich alleine auf weiter Flur nach einer schweren Sturmflut, die ihm fast seine komplette Lebensgrundlage gekostet hat, ist er alleine auf sich gestellt. Nach dem Aufbruch ist er in einer sehr kargen und lebensfeindlichen Gegend unterwegs. Naja, ganz alleine auch wieder nicht. Ihn begleitet eine stolze Büffelherde.

Die ganze Szenerie würde ich als unheimlich dystopisch bezeichnen und Pfeiffer gelingt es durchweg gut diese lebensfeindliche Gegend im Kopf der Lesenden zu verankern. Ich wähnte mich schnell Seite an Seite mit Drdjuck, der dann allen Gefahren trotzen muss und seine übrig gebliebene Familie, die Büffelherde, beschützt.

Der Junge Drdjuck ist mir schnell ans Herz gewachsen, da er sehr naturverbunden agiert und auch eine äußerst innige Beziehung mit der Büffelherde eingeht. Auch seine ganz besondere Gabe wurde gut herausgearbeitet und gefiel mir richtig gut.

Kein Wunder also, dass gerade diese Gabe dann Begehrlichkeiten von anderen Überlebenden weckt und sein Überleben aufs Spiel setzt.

Es entspinnt sich sehr schnell eine Hatz auf Leben und Tod, bei der alle Sinne gefordert und viele Emotionen angesprochen werden.

Einmal in Fahrt bricht die Spannung nie ab und man spürt fast förmlich die verschiedenen Bedrohungen. Die Erzählung selbst wirkt dadurch sehr kurzweilig beim Lesen und wird immer gut weiter gesponnen.

Summa summarum bietet der Jugendroman für die Nachwuchsleser ab 12 Jahren einen besonderen dystopischen Rahmen mit durchgängiger Spannung und nahbaren Protagonisten.

Bewertung vom 25.09.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


gut

Den Spuren der eigenen Ahnen folgen - Eine emotionale Erinnerungs-Safari zurück nach Schlesien

In seinem aktuellen Sachbuch "Kajzer - Mein Familienerbe und das Abenteuer der Erinnerung" macht sich Menacham Kaiser auf und folgt den Spuren seiner Ahnen.

In einer ganz besonderen Mission macht sich Kaiser auf nach Polen besser gesagt nach Schlesien, um dort eine ehemals im Besitz der Familie befindliche und durch die NS-Herrschaft enteignete Immobilie ausfindig zu machen und den damals verlorenen Besitz zurückzuholen. Ein wie man sich vielleicht bereits denken kann nicht ganz leichtes Unterfangen.

Das ehemals enteignete Haus ist vielleicht der Ausgangspunkt des Abenteuers, aber vielmehr geht es Kaiser vor allem auch darum, seinem Großvater, den er nie persönlich selbst kennenlernen durfte, nachzuspüren.

Welche Geheimnisse Kaiser im manchmal mysteriösen Schlesien zu Tage fördert und welche Abenteuer auf ihn warten, möchte ich hier nun nicht verraten.

Vom Konstrukt und Teasertext her klingt das Buch umheimlich spannend und gerade solche Bücher, bei denen Personen mehr über ihre eigenen Ahnen erforschen möchten interessieren mich ganz besonders stark, da auch ich persönlich bestimmte Fragen habe, auf die ich in meiner Familie leider keine Antworten mehr finden werde.

Beim Lesen selbst zeigt das Werk allerdings Licht wie auch Schattenseiten.

Die Glanzpunkte des Buches sind für mich persönlich jeweilig die, bei denen Kaiser sehr stark den damaligen Spuren seiner Ahnen folgt.

Wie es bei einer solchen Suche häufig allerdings auch ist, kommt man vielleicht auch ab und an auf den Holzweg. Der Mittelteil rund um die zahlreichen Treffen mit den Schatzsuchern in Schlesien war für mich sehr langatmig gestaltet und wich für mich persönlich auch zu sehr vom ursprünglichen Thema ab. Auch wenn diese Art Schatzsucher für Schlesien bekannt sind und dieser Teil eben in die damalige NS-Zeit zurückblicken lässt lenkte es mich persönlich zu stark ab. Hier hätte ich es persönlich besser gefunden, die emotionale Familiengeschichte noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken und weiter voranzutreiben.

Der stärkste Teil ist für mich das Finale des Werkes, dass uns dann hoffentlich alle die damaligen Schicksale nochmals erinnern und vor allem nicht vergessen lässt.

Chapeau an Menacham Kaiser, dass er die sehr emotionale und vor allem persönliche Geschichte seiner Familie mit uns Lesenden teilt. Gerade solche Erzählungen sind es, die uns allen zur Mahnung dienen sollten.