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Ranke
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Remagen

Bewertungen

Insgesamt 51 Bewertungen
Bewertung vom 22.02.2021
Der Klang der Wälder
Miyashita, Natsu

Der Klang der Wälder


ausgezeichnet

ZEN - in der Kunst des Klavierstimmens
"Der Klang der Wälder" handelt von dem jungen Tomura, der noch etwas unsicher in der Welt unterwegs ist. Die Wälder seiner Heimat und die Töne des Waldes haben ihn als Junge tief beeindruckt.
So ist er fasziniert als er durch Zufall in der Turnhalle seiner Schule einem Klavierstimmer bei des Arbeit zusehen und zuhören kann.
Das Klavier oder der Flügel aus Holz und das Klavierspiel erinnern Tomura an die Wälder und Berge von zu Hause.
Er beginnt eine Ausbildung zum Klavierstimmer - obgleich er selber nicht Klavierspielen kann. Er ist demütig und glaubt sich immer noch am Anfang seines Weges. Sehr lernbegierig folgt er seinen Kollegen stets zu deren Kunden und traut sich zunächst selber kaum, Hand anzulegen. Die Perfektion und die Kontemplation, die er im Klavierstimmen erlebt sind einzigartig.
Interessant sind auch die Einblicke in die japanische Seele, die Menschen sind ausgesprochen höflich und beflissen. Sie mühen sich mit jedem Ton, um einen einzigartigen Klang zu erreichen.
Erst als Tomura die beiden Zwillingsschwestern Yuni und Kazune kennenlernt, die beide sehr gut Klavier spielen, beginnt er zu ahnen, dass jede Persönlichkeit einen anderen Klang des Klavieres benötigt, um das Spiel zum Klingen zu bringen.
Er folgt schließlich der jungen Kazune, die auf dem Wege zu einer sehr guten Pianistin ist, um nur für sie das Klavier immer perfekt zu stimmen.
Auf mich wirkt das Buch sehr japanisch und sehr kontemplativ - eben ZEN.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2021
2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
Richter, Noah

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt


gut

Langatmig
Der Beginn des Romans bringt den Leser zur schwangeren Leela, die sich in Hamburg befindet. Endzeitstimmung, überschwemmte Straßen deuten auf die beginnende Welterwärmung hin.
Leela erhält noch eine Mail mit wichtigen Daten von ihrem Freund Jakob, der am Südpol als Klimaforscher auf der Forschungsstation Neumayer III tätig ist. Jakob kommt unmittelbar danach, bei einem durch die Klimaerwärmung hervorgerufenen Gletscherabbruch ums Leben, als die Forschungsstation in den eisigen Fluten versinkt. Leela macht sich auf den Weg, seine Mission zu beenden. Sie gerät dabei selber in Lebensgefahr.
Drei Monate später sieht sie nur noch einen Ausweg.
Der Beginn des Romans ist dicht und spannend was sich dann schlagartig ändert. Immer neue Personen und Nebenkriegsschauplätze tauchen auf.
Die Benamung der Akteure, z.B. Henry Fonda, kommt mir ziemlich seltsam vor.
Ständig wechselt die Erzählperspektive, dann Leelas schwierige Familienverhältnisse bringen mich beim Lesen leider immer wieder aus dem Konzept.
Ein spannendes und wichtiges Thema - verschenkt.

Bewertung vom 29.12.2020
The Great Escape

The Great Escape


ausgezeichnet

Tolle Atmosphäre
Ein toller Fotoband aus den 50er und 60er Jahren, mit lebensnahen Eindrücken aus der Frachtschiffahrt, der Berufsschifffahrt allgemein und Kreuzfahrten.
Die Bilder aus privater Hand zusammengestellt vermitteln eindrücklich den Spaß, den die Matrosen auf großer Fahrt miteinander teilten, aber auch die Gefahren und Mühen, denen sie weit weg von daheim ausgesetzt waren.
Der Text ist sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache verfasst. Alle Bilder werden im Register mit Herkunft (Fotograf), Datum sowie Name des Schiffs aufgelistet. Eine Arbeit, die sich wirklich gelohnt hat.
Ich hätte mir dieses Buch etwas grösserformatig gewünscht und hätte es noch besser gefunden, wenn Schiffsname und Bildtitel direkt unter oder neben dem Foto gestanden hätten.
Trotzdem 5 verdiente Sterne, mit den Verbesserungsvorschlägen wäre es 5+++ geworden. Freue mich sehr, dass ich dieses Buch besitze.

Bewertung vom 23.11.2020
Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1
Michaud, Martin

Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1


gut

Nicht mein Ding
Der neue Krimi von Martin Michaud, der in Montreal spielt, beginnt mit zwei fulminanten Morden. Eine Psychologin und ein Anwalt werden auf brutalste Weise ermordet. Kurz darauf stürzt sich ein Obdachloser von einem Häuserdach. Das Erstaunliche ist, dass man in seiner Manteltasche die Brieftaschen mit den Ausweisen der beiden Ermordeten findet.
Nun geht es weiter mit dem aus früheren Krimis von Michaud bereits bekannten Ermittlerduo. Ein Tonband mit der Stimme von Lee Harvey Oswald (der wegen der Ermordung Kennedys in den 60er Jahren verhaftet wurde) taucht auf.
Nun gehen die Ermittlungen zäh voran. Die Befindlichkeiten der Ermittler und ihre privaten Probleme spielen eine große Rolle. Hier habe ich irgendwie den Überblick verloren und den Rest des Buches nur überflogen.
Da ich mich mit den Lokalitäten in Montreal überhaupt nicht auskenne, konnte ich mich damit nicht wirklich identifizieren.

Bewertung vom 25.10.2020
Dreck
Buford, Bill

Dreck


ausgezeichnet

Faszinierendes Werk
Was für ein tolles Buch. Der Name des Autors, Bill Buford, war mir zuvor noch nicht begegnet. Das Cover und der Titel des Buches waren mir ebenfalls zunächst etwas seltsam vorgekommen. Allerdings hatte die Story schon beim ersten Leseeindruck gewaltiges Potential gezeigt.

Bill Buford, ein amerikanischer Journalist ehemals beim New Yorker, der bereits in Italien einige Erfahrungen in Restaurantküchen gesammelt hat, verwirklicht sich einen Traum. Mit der ganzen Familie, also seiner Ehefrau und den dreijährigen Zwillinge, geht er nach Lyon in Frankreich, um die französische Haute Cuisine von unten zu erlernen und zu erleben. Dafür müssen zunächst gewaltige Hürden genommen werden, er muss Französisch lernen, das Visum ergattern, eine Wohnung finden und natürlich ein Restaurant finden, in dessen Küche er die Basis und Feinheiten der Französischen Küche von der Pike auf erlernen darf.

Das Buch ist spannend, lehrreich und unterhaltsam. Ein Gemisch aus Biographie, Kochlehrgang, historischer Betrachtung über die Entwicklung der Kochkunst in Frankreich sowie französischer Landeskunde aus dem Blickwinkel des Insiders. Unglaublich spannend und auch sehr herzerwärmend.

Bewertung vom 27.09.2020
Der Winter des Bären
Hargrave, Kiran Millwood

Der Winter des Bären


ausgezeichnet

Zauberhaftes Wintermärchen

Ein abenteuerliches Märchen, von drei Schwestern, die erst die Mutter, dann den Vater und schließlich ihren Bruder Oskar verloren haben.
In dem Wald, in dem Mila lebt, wird es von Jahr zu Jahr immer kälter. Einen Frühling haben die Menschen schon lange nicht mehr gesehen. Das Land ist von Bärengeist Bjørn verhext worden.
Mila, das mutigste der drei Mädchen, macht sich mit dem Zauberer Rune (ist er ein Junge oder ein alter weise Mann?) auf den lebensgefährlichen Weg nach Norden, nach Thule, um ihren Bruder Oskar, den der Bärengeist Bjørn entführt hat, zu befreien. Am Ziel Ihrer Reise erleben Mila und ihre beiden Schwestern eine Überraschung, mit der keine von Ihnen gerechnet hat.
Ein schönes Buch für den Winter, wunderbar geschrieben und für Kinder und Erwachsene ein tolles Geschenk.
Dazu kommt das kostbar wirkende Cover des Buches, ein blaugrauer Hintergrund kombiniert mit einer Zeichnung in Weiß und Gold. Auch die Innenseiten des Buches sind liebevoll mit kleinen Bildmotiven oder gedrehten Schnüren geschmückt. Diese Schnüre bekommen im Verlauf der Geschichte noch eine besondere Bedeutung.

Bewertung vom 24.09.2020
Und die Welt war jung / Drei-Städte-Saga Bd.1
Korn, Carmen

Und die Welt war jung / Drei-Städte-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Etwas langatmig
Ich war eigentlich zunächst recht beeindruckt von der Leseprobe bzw. von dem Anfang des Buches "Und die Welt war jung" von Carmen Korn.
Die 50er Jahre sind ja noch gar nicht so lange her und sind trotzdem vor meiner Zeit gewesen (geboren 1961). Dadurch, dass ich aber sehr viele Leute kenne, die die Nachkriegszeit miterlebt haben, als Kinder oder als Erwachsenen, fühle ich mich in der Beschreibung gleich zu Hause.
Die drei Spielorte der Handlung, Köln, Hamburg und San Remo sind gut gewählt. Die Beschreibung der drei Familien am Neujahrstag 1950 ist stimmig. Die Sorgen und die Hoffnungen der Menschen authentisch.
Die Entwicklungen der drei Familien, die untereinander verwandt bzw. befreundet sind, gestaltet sich in den nächsten 10 Jahren zwar spannend und abwechslungsreich. Leider fand ich das Buch zu lang, die Beschreibungen zu emotionslos und leider fand ich es kein bisschen spannend.
Das Titelbild - dynamisch und fröhlich - hatte auf eine überwiegend positive Entwicklung im weiteren Verlauf der Geschichte angedeutet. Den Schwung des Titelbildes konnte ich im Buch leider nicht wiederfinden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.09.2020
Unter uns das Meer
Gaige, Amity

Unter uns das Meer


ausgezeichnet

Dramatischer Segeltörn

Das neue Buch von Amity Gaige präsentiert sich mit einem tollen Titelbild, das sehr an die Holzschnitte des Japaners Hokusai erinnert; eine riesige Welle türmt sich bedrohlich auf - bedrohlich auch im übertragenen Sinne.

Das Buch startet mit einem Zwiegespräch zwischen Juliet und Michael.
Juliet beschreibt nachträglich in kurzen Textpassagen den Kardinalfehler, das Segelboot überhaupt angeschafft zu haben und was vor, während und nach dem Törn passiert ist. Dazwischen erscheinen zunächst etwas zusammenhanglos Textpassagen aus Michaels Logbuch. Für ihn geht es um den Törn und die genaue Dokumentation im Schiffstagebuch - später kommen aber auch seine Gedanken unter anderem über Juliet und über den Bootskauf dazu.

Zu Beginn des Törns ist die Ehe zwar in einer schwierigen Phase, es besteht aber noch Hoffnung. Es entwickelt sich dann tatsächlich ein Drama auf hoher See, dessen Verlauf für mich völlig unerwartet kommt und dessen Ende nicht absehbar war.

Das Buch ist sehr vielschichtig. Besondere Aspekte machen die Personen verstehbar und greifbar. Ein Segelbuch, ein Krimi, eine Ehedrama, ein Frauenbuch und eine psychologische Studie und das alles literarisch gut verpackt.
Es hat mich persönlich sehr betroffen und leider auch ziemlich deprimiert.

Bewertung vom 02.09.2020
Helle und der falsche Prophet / Kommissarin Helle Jespers Bd.3
Arendt, Judith

Helle und der falsche Prophet / Kommissarin Helle Jespers Bd.3


ausgezeichnet

Beunruhigend und Spannend

Der dritte Krimi von Judith Arendt, "Helle und der falsche Prophet", beginnt ein wenig unheimlich:
Hiob der "falsche Prophet" taucht nach Jahren bei Willem, einem jungen Polizisten, daheim auf und bringt seine heile Welt ins Wanken.

Ein seltsames junges Paar befindet sich auf der Flucht in einem alten Pickup und nimmt die Anhalterin Merle mit. Es kommt zum Streit...

Kommissarin Helle macht mit ihrem Mann Urlaub in Südfrankreich. Zur Ruhe kommt sie nicht. Beruf und Privatleben beherrschen ihre Gedanken. Sie erhält einen Anruf aus Dänemark, dass Merle eine Jugendfreundin von Helles Sohn tot am Strand aufgefunden worden ist. Sofort fliegt Helle nach Hause, um zu ermitteln.

In diesen drei Handlungssträngen werden dem Leser gleich zu Beginn die verschiedenen Akteure vorgestellt. Man wird sofort mitten in das Geschehen hineingezogen und erfährt dabei zwischen den Zeilen schon viel über die Hauptpersonen. Im Laufe der Story wird dem Leser langsam klar, wie die Handlungen und Personen miteinander verwoben sind. Manchmal führt die Autorin einen auch auf Irrwege. Doch am Ende reimt sich alles schlüssig zusammen.

Ein Krimi, der durch Spannung überzeugt und einige Überraschungen parat hat.

Bewertung vom 01.09.2020
Jahresringe
Wagner, Andreas

Jahresringe


ausgezeichnet

Heimatkunde
Mit starker Poesie hat Andreas Wagner sein Debüt "Jahresringe" verfasst, einen Roman, den ich als gelungen empfinde.
Es geht um drei Generationen einer Familie, die am Rande des Hambacher Forst, ihre Heimat gefunden haben und auch ihre Heimat auf unterschiedlichste Weise wieder verloren haben.
Leonore Klimkeit, die es 1946 als junges Mädchen auf ihrer Flucht aus Ostpreußen hierher verschlagen hat, findet in dem kleinen Dorf nahe Jülich ein neues Zuhause, wird Bäckerin des traditionellen Moppengebäcks, und bleibt doch auch immer eine Fremde.
Ihr Sohn Paul ist hier geboren, verliert jedoch bei der durch den Braunkohletagebau erzwungenen Umsiedlung auch sein Heim und muß seinen erlernten Beruf als Bäcker aufgeben. Damit verschwindet auch das die leckeren Moppen, die seit über 5 Generationen hier gebacken wurden.
Gegenwärtig ganz aktuell finden sich Pauls Kinder, Sarah und Jan, in der Auseinandersetzung um die weitere Rodung des Hambachers Forstes in gegnerischen Lagern wieder.
Besonders spannend fand ich die fast mystischen Szenen im Wald, die Leonore in ihren ersten Jahren am Rande des Forstes erlebt. Auch Paul wird quasi im Wald groß und die Abholzung wird zu einem schmerzlichen Verlust. Das Thema Toleranz bzw. Intoleranz gegenüber Zugezogenen - hier z.B. in einem kleinen Dorf - finde ich auch sehr treffend behandelt.
Der Roman hält noch viele Überraschungen parat, ist gut zu lesen und gefällt durch seine sprachlichen Wendungen.