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EineMami

Bewertungen

Insgesamt 89 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2023
Ich vergebe (eBook, ePUB)
Tipping, Colin C.

Ich vergebe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Vergebung. Ein Thema, das auf seine ganz eigene Weise in jedem Menschenleben irgendwann eine kleine oder große Rolle spielt. Beeinflusst von Gesellschaft, Umgebung und Erfahrung, hat jeder Mensch seine spezielle Definition von Vergebung und auch von Begriffen wie „Täter“ und „Opfer“. Wir sind im Leben beides. Schon gewesen und werden es sein. Und das immer wieder.

Mich hat das Buch „Ich vergebe“ in einer schwierigen Lebenssituation erreicht. Da ich nicht an Zufälle glaube, bin ich einfach dankbar dafür, dass es mich gefunden hat. Zuerst fand ich den Ansatz des Autors einfach nur spannend. Was, wenn jede noch so schwierige Lebenslage eine gewisse Vollkommenheit in sich birgt und genau auf die Bedürfnisse deiner Seele zugeschnitten ist? Was, wenn andere Menschen, die dir als Täter erscheinen, Seelen sind, die sich mit deiner verabredet haben, um aneinander zu wachsen und zu lernen?

Zugegeben, diese Denkweise erfordert eine gewisse Offenheit für Spiritualität. Für den Glauben, dass es „hinter der Materie“ noch viel mehr gibt. Dass wir nicht zufällig und chaotisch auf diesem Planeten landen, herumgeschubst und gepiesackt werden, um dann einfach zu Staub zu zerfallen.
Aber was, wenn es so etwas wie Schuld im herkömmlichen Sinne gar nicht gibt? Wenn eine Situation vollkommen neu gedeutet werden kann, damit die Beteiligten Verantwortung übernehmen, aber Schuld und Scham loslassen können?
Und ja, damit sind Opfer und Täter gemeint.

Auch das ist eine ungewöhnliche Herangehensweise. Eine Denkweise, die irgendwie scharfkantig ist, sich erstmal falsch anfühlen kann. Wobei der Autor damit keinesfalls sagen möchte, dass Handlungen, die andere verletzen, in Gefahr bringen oder traumatisieren, in Ordnung seien oder beschönigt werden sollten. Jeder Mensch trägt die Verantwortung für sein Handeln und kann diese niemals abgeben. Und nicht jeder, der Schlimmes erlebt hat, ist bereit, radikale Vergebung zu praktizieren. Was vollkommen in Ordnung ist.

Ich glaube, dieses Buch ist für Menschen gemacht, die tief in ihrem Inneren ein „Ja“ zu komplett neuen, welterschütternden Ansichten spüren. Die sich nach der einen bedingungslosen Liebe der Ganzheit sehnen. Die alles, was nicht mehr zu ihnen gehört und auch nicht hilfreich ist für ihre Entwicklung, endlich loslassen möchten. Wir sind nicht getrennt vom Licht. Wir laufen vielleicht über Umwege, aber immer dorthin, wo es leuchtet!

Wenn du diesen steinigen Weg ein wenig ebnen möchtest, dann lass dich von Colin C. Tipping inspirieren! Ich mag die persönliche Art seines Schreibstils, die Authentizität und das Vertrauen, das er zwischen sich und dem Leser schafft. Das Buch hinterlässt in jedem Fall Eindruck. Es beschäftigt mich immer wieder und kann eine große Wirkung auf die Lebensweise eines jeden ausüben. Ich würde allerdings dazu raten, vor dem Lesen in sich hinein zu spüren, ob man das Thema an sich heranlassen kann und will.

Bewertung vom 12.11.2023
Die Affäre Alaska Sanders
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


ausgezeichnet

Auf der Suche nach der Wahrheit

Der dritte Teil der Marcus Goldman-Serie aus der Feder von Joël Dicker ist wie die vorhergehenden Romane eine mitreißende Jagd nach der Wahrheit. Unversehens wird die lieb gewonnene Hauptfigur Marcus Goldman in die Ermittlungen um eine junge Frau namens Alaska Sanders hineingezogen, die am Ufer eines Sees kaltblütig ermordet wurde. Vor 11 Jahren. Der Täter: Alaskas Freund und dessen Kumpel. Überführt von Marcus‘ gutem Freund und angesehenen Polizisten Sergeant Perry Gahalowood.Doch dann taucht ein anonymer Hinweis auf, dass bei den damaligen Ermittlungen nicht alles mit rechten Dingen zuging. Sitzt möglicherweise ein Unschuldiger im Gefängnis? Perry und Marcus begeben sich auf die Spuren der jungen Alaska Sanders und stoßen auf Lug, Trug und schmutzige Geheimnisse. Doch wer hat die junge Frau wirklich auf dem Gewissen? Alle Puzzleteile scheinen sich immer wieder neu zu ordnen. Handelt es sich um einen perfekten Mord oder eine perfekte Täuschung?Ich habe den ersten Teil der Serie „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ geliebt. Marcus war mir von Anfang an sympathisch und dabei ist es auch geblieben. Zwar habe ich den zweiten Teil der Reihe nicht gelesen, aber Joël Dicker versteht es, alle Zusammenhänge und Ereignisse aus der Vergangenheit der Figuren so darzustellen, dass ich dem dritten Teil auch so sehr gut folgen konnte. Besonders gefällt mir, wie er alte Bekannte - Charaktere aus den vorhergehenden Büchern - in die Geschichte einfließen lässt. Stets überkam mich in diesen Momenten ein angenehmes Gefühl der Vertrautheit, wie bei einem Wiedersehen.Es ist einfach klasse und mitreißend, wie Dicker seine Geschichten aufbaut. Super finde ich die Rückschauen, die nicht von den Figuren erzählt werden, sondern wie eine Reise in die Vergangenheit funktionieren. Der Leser bzw. Hörer kann permanent rätseln und immer wieder ist doch alles anders, als er eben noch vermutet hat. Diese Eigenschaften von Dickers Romanen machen in meinen Augen ihre Sogwirkung aus.Der Schreibstil des Autors ist eingängig, flüssig, die Dialoge und Ereignisse authentisch und realistisch. Da ich die Geschichte als Hörbuch genossen habe, war für mich die Darstellung des Sprechers von essenzieller Wichtigkeit. Aber auch hier hat alles gestimmt. Torben Kessler macht einen großartigen Job und ist die perfekte Stimme für Marcus Goldman. Ich habe ihm wahnsinnig gerne zugehört. Geschichte, Charaktere und Darbietung - das Gesamtpaket verdient volle fünf Sterne!

Bewertung vom 05.11.2023
Wo die Sehnsucht schimmert
Olsen, Mila

Wo die Sehnsucht schimmert


sehr gut

Liebe in all ihren Facetten



Alles, was June will, ist ihre Geschwister in Sicherheit und Geborgenheit aufzuziehen. Seitdem ihre Eltern sie verlassen haben, ist ihr Stiefbruder Grayson für sie und die Kleinen zuständig, aber Grayson ist überfordert und schafft es kaum, die Miete für den Trailer im Trailerpark aufzubringen. Um sein Elend zu ertragen, greift er immer wieder zum Alkohol, verliert die Kontrolle und neigt zu Gewaltausbrüchen. June lebt mit ihren jungen 17 Jahren in einem ständigen Zustand der Angst und Sorge.

Als sie an einem Malwettbewerb teilnimmt, begegnet sie dem gut aussehenden Jesse, für den sie schon lange schwärmt. Er entpuppt sich als nicht nur attraktiv, sondern auch sehr freundlich. Und das, obwohl er mit seinem Porsche und den reichen Eltern offenbar das perfekte Leben führt und jedem Mädchen den Kopf verdreht. Oder ist das alles nur Fassade?
Als die beiden sich näher kommen, erkennt June nach und nach, dass auch scheinbar vom Schicksal verwöhnte Menschen schwerwiegende Probleme haben können.

Zwischen Jesse und ihr entwickeln sich tiefe Gefühle, nur Grayson darf nichts von ihrer Liebe erfahren. Ein Versteckspiel beginnt. Doch es kommt, wie es kommen muss und June entgleitet jegliche Kontrolle über ihr Leben …

Mila Olsen ist für mich die Königin der Emotionen. Sie schreibt mit einer so atemberaubenden Intensität über die gesamte Bandbreite der menschlichen Gefühle, dass der Leser mitgerissen wird und sich unversehens in einer Achterbahn von himmelhoch jauchzend bis abgrundtief traurig wiederfindet. Die Themen, die sie in ihren Romanen behandelt sind nichts für schwache Nerven! Auch in „Wo die Sehnsucht schimmert“ musste ich immer wieder schlucken. Grausamkeit, Gewalt, Verzweiflung und Elend. Menschen, denen Unaussprechliches widerfährt. Alkohol, Armut und nichts zu essen.
Doch das Licht der Liebe scheint auch an den dunkelsten Orten und fördert Mut und Selbstlosigkeit zutage. Dort, wo die Sehnsucht schimmert, gibt es immer auch Hoffnung.

June und Jesse kommen nahezu abwechselnd kapitelweise in der Ich-Perspektive zu Wort und lassen den Leser in ihre Köpfe schlüpfen. Es ist unglaublich spannend, ihre Entwicklung zu verfolgen. Mit June hatte ich großes Mitgefühl und wäre zu gerne in die Geschichte eingedrungen, um ihr zu helfen.
Jesse ist ein sympathischer junger Mann, der einen Weg finden muss, mit der Vergangenheit abzuschließen. Auch mit ihm habe ich mitgefiebert.
Toll finde ich, wie Mila eine Welt erschafft, in der Gut und Böse verschmelzen und es kein Schwarz oder Weiß gibt. Denn das ist authentisch und macht das Auf und Ab der Gefühle so bittersüß.
Ich habe den Roman (wie alle von Mila) regelrecht verschlungen. Er reicht in Story und Gefühlsintensität nicht an einige ihrer vorigen Werke heran, ist aber in jedem Fall lesenswert.

Bewertung vom 18.10.2023
Magnolia Parks (eBook, ePUB)
Hastings, Jessa

Magnolia Parks (eBook, ePUB)


sehr gut

Toxische Achterbahn-Liebe, die fasziniert

Kennst du Magnolia Parks? Reich, schön und stets von jungen Männern umschwärmt? Natürlich kennst du sie. Jeder kennt sie. Nicht zuletzt durch ihre skandalöse Beziehung zu dem unverschämt attraktiven BJ Ballentine. Die Liebe ihres Lebens. Das zumindest glaubt sie, bis die Beziehung in die Brüche geht und die beiden es mit einer seltsamen Art von Freundschaft versuchen, die beinhaltet, dass sie permanent Zeit miteinander verbringen, sich anschmachten, aber nicht berühren. In der sie sich gegenseitig eifersüchtig machen, mit anderen rummachen, sich hassen, aber trotzdem nicht voneinander lassen können … klingt toxisch? Ist es auch!In Jessa Hastings Debütroman dreht sich alles um die Reichen und Schönen. Insbesondere um das allseits bewunderte Pärchen Magnolia und BJ. Abwechselnd kommen die beiden Charaktere aus der Ich-Perspektive zu Wort, wodurch ich die Gefühlswelten und die Verflechtungen ihrer Beziehung gut nachvollziehen konnte. Beide sind auf ihre Weise sympathisch, wenn ich ihre mentale Gesundheit auch dauerhaft anzuzweifeln gezwungen war. Erst nach und nach entfaltet sich der tragische Hintergrund ihrer Liebe. Obwohl sich viele Szenen und Handlungen häufig wiederholten und ich zugegebenermaßen kurz davor war von dem ewigen Hin und Her genervt zu sein, war die Geschichte auf ihre ganz eigene Weise spannend und ich wollte unbedingt wissen, was sich die Autorin am Ende für die verzweifelt Liebenden ausgedacht hat. Happy End oder Trennung? Bis zum Schluss habe ich gerätselt und bekam eine Überraschung.Sehr gut gefallen hat mir Hastings einnehmender, humorvoller und abwechslungsreicher Schreibstil. Ihr Roman hat mich wirklich gut unterhalten und das Interesse am Lesen nicht abbrechen lassen. Die Fortsetzung um Magnolia und BJ habe ich bereits vorbestellt. Ich bin gespannt, wie es mit den beiden weitergeht.

Bewertung vom 14.10.2023
Als die Welt zerbrach
Boyne, John

Als die Welt zerbrach


ausgezeichnet

Wenn aus Wegschauen Hinschauen wird …

Bei John Boynes Roman „Als die Welt zerbrach“ handelt es sich um die Fortsetzung des Weltbestsellers „Der Junge im gestreiften Pyjama“. Das Buch kann unabhängig vom ersten Teil gelesen werden.Gretel Fernsby ist über 90 Jahre alt. Ein bewegtes Leben liegt hinter der alten Dame und sie möchte ihre letzte Zeit auf Erden in Ruhe und Frieden in ihrem Apartment verbringen. Doch damit ist es vorbei, als in die leere Wohnung unter ihr eine junge Familie einzieht.Gretel freundet sich mit deren 9jährigem Sohn Henry an, doch der Junge ist ungewöhnlich verschlossen für ein Kind in seinem Alter. Freunde hat er keine, dafür streiten sich seine Eltern häufig. Als Gretel immer wieder Verletzungen am Körper des Kindes entdeckt, gerät sie in einen Strudel von Erinnerungen. Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit, in der viele Menschen einfach wegschauten, während ihren Mitmenschen Grauenvolles angetan wurde. Der Zeit des 2. Weltkrieges. Gretel war damals noch ein Kind, dennoch fühlt sie sich schon ihr ganzes Leben schuldig. Kann Schuld durch eine couragierte Tat getilgt werden?Das Hörbuch wird von der sehr angenehmen und Alte-Dame-tauglichen Stimme von Elisabeth Günther vorgetragen. Bekannt z.B. durch die „Violet“ in „Bridgerton“.Ich mag ihre ruhige und gesetzte Art des Vorlesens, die den Charakter „Gretel“ für mich sehr greifbar gemacht hat. Optimal gewählt, meiner Meinung nach.Die Geschichte wird kapitelweise abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit ab kurz nach dem 2. Weltkrieg erzählt. Nach und nach werden die beiden Zeitstränge ineinander verflochten.Ich war teilweise sehr geschockt über die grauenvollen Dinge, die Menschen bereit sind sich gegenseitig anzutun. Zunehmend hat mich die Geschichte gepackt und in den Bann gezogen.Gretel habe ich als sehr plastischen Charakter empfunden. Sie war für mich nicht grundsätzlich eine Sympathieträgerin, aber handelt und entwickelt sich authentisch. Immer wieder haben mich die Szenen zum Nachdenken gebracht. Was ist Schuld, wer trägt sie zurecht und kann man getanes Unrecht wieder gutmachen?Sehr gut gefallen haben mir die überraschenden Wendungen, die der Autor eingebaut hat. An einigen Stellen entwich mir der ein oder andere überraschte Ausruf.Insgesamt hat mich der Roman ausgezeichnet unterhalten. Ich habe dem runden, flüssigen und packenden Erzählstil sowohl Boynes als auch Günthers mit Genuss gelauscht.

Bewertung vom 29.09.2023
Die Leuchtturmwärterin
Dieckmann, Guido

Die Leuchtturmwärterin


sehr gut

Spannendes Setting, rätselhafte Ereignisse und eine mutige junge Frau

Ich Im Zentrum von Guido Dieckmanns Roman „Die Leuchtturmwärterin“ steht die junge Fotoreporterin Nelly Vogel. Zur Zeit des 2. Weltkrieges steht die Deutsche dem Regime kritisch gegenüber und gerät prompt ins Fadenkreuz der Gestapo. Um ihre Haut zu retten, wird sie kurzerhand nach Holland verfrachtet und soll sich in einem kleinen Küstenort fortan um den Leuchtturm kümmern. Doch weder die ansässigen holländischen Bewohner noch die deutschen Besatzer bringen der jungen Frau Sympathie oder gar Vertrauen entgegen. Dabei verbindet die Vergangenheit Nelly mit dem kleinen Ort. Als die junge Deutsche einen abgestürzten britischen Piloten unter ihre Fittiche nimmt, spitzt sich ihre Lage lebensbedrohlich zu …

Ich muss zugeben, dass ich mich nach dem Lesen des Klappentextes auf eine dramatische Lovestory eingestellt hatte. Zu meiner Überraschung hat „Die Leuchtturmwärterin“ aber viel mehr von einem Krimi. Spannend und gespickt mit überraschenden Wendungen hält Dieckmanns Roman den Leser fast durchgehend in Atem. Mir fehlte zwar der intensiv romantische Teil und auch allgemein hätte ich mir mehr transportierte Emotionen gewünscht, aber es hat Spaß gemacht die vielen rätselhaften Fäden in der Hand zu halten und zu grübeln, wer nun wen auf dem Gewissen hat und warum.
Dieckmann versteht es, ein interessantes Gespinst aus Lügen, Hinweisen und Intrigen zu erstellen und dieses dann stimmig aufzulösen. Ich fand zwar manche Handlungen und Dialoge nicht ganz authentisch, aber mein Interesse an dem Fortgang der Geschichte ist nie erloschen.
Faszinierend ist auf jeden Fall der Einblick in die damaligen, schrecklichen Ereignisse, die der Autor in seinen Roman einfließen lässt. Gefallen hat mir auch sehr, dass er der heldenhaften Corrie ten Boom einen Platz in der Geschichte eingeräumt hat. Die Verflechtung von Fiktion, realen Personen, Schauplätzen und Ereignissen finde ich sehr spannend.

Dieckmanns Schreibstil ist vielseitig, flüssig und abwechslungsreich. Er hat mich unterhaltsam durch das Buch getragen. Mein Interesse an Nelly und ihrem Schicksal war von Anfang an geweckt, obwohl ich nie das Gefühl hatte, sie wirklich zu kennen. „Die Leuchtturmwärterin“ lebt von der schnellen, überraschenden Entwicklung und für mein Empfinden weniger von der Ausgestaltung der Charaktere. Sympathie habe ich nur teilweise empfunden. Dennoch hat die Geschichte ihre ganz eigene Sogwirkung und war mir eine kurzweilige Lektüre.

Bewertung vom 29.09.2023
Die geheime Kraft des Waldes
Lattari, Cecilia

Die geheime Kraft des Waldes


ausgezeichnet

Eine Liebeserklärung an die Natur

Kennst du die Pflanzen des Sommers? Weißt du, wie eine Grüne Hexe aus Blütenblättern aromatischen Tee herstellt oder warum manch einer eine Eichel in der Tasche mit sich herumträgt?

Cecilia Lattari hat ein wunderschönes Buch über die Natur im Allgemeinen und den Wald im Besonderen geschrieben. Ihr liebevoller Schreibstil weckt im Leser die Sehnsucht nach saftigem Grün, nach bunten Beeren und Blumen. Nach Stille und der friedvollen Gesellschaft alter Baumriesen.

Nahezu magisch sind die zauberhaften Illustrationen, die den Text begleiten und das Buch zu einem ganz besonderen Erlebnis machen. Hier kann jeder, ob Groß, ob Klein, spannende, lehrreiche und märchenhafte Dinge aus der Natur erfahren.

Ein ganz besonderer Schatz sind für mich die Rezepte und Rituale, die Lattari dem Leser auf den Weg gibt, die jederzeit nachgeschlagen und ausprobiert werden können. Sie bringen die Magie der Natur direkt zu uns nach Hause. Eben diese Inhalte haben mir zu einem ganz besonderen Lesegenuss verholfen und ich weiß, dass ich das Buch noch öfter hernehmen werde, um mich an den wunderschönen Bildern und Weisheiten zu erfreuen.

Bewertung vom 29.09.2023
Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
Farr, David

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)


ausgezeichnet

Wenn das Schicksal eines ganzen Landes auf den Schultern zweier mutiger Kinder ruht

Stell dir ein Land vor, in dem Kinder unerwünscht sind. Ein Land, in dem Freiheit, Lachen und Lebensfreude verboten sind. Ein Land, das von einem boshaften, kinderhassenden Tyrann beherrscht wird.
Willkommen in Krasnia! Hier gelten Träume und Geschichten als Gefahr. Denn Charles Malstain, der diktatorische Herrscher, will seine uneingeschränkte Macht nie mehr verlieren und dafür sind ihm auch Zwang und Gewalt recht.

Doch nicht alle Menschen in Krasnia geben ihre Wünsche und Träume kampflos auf, nicht alle akzeptieren, dass ihre Kinder in einer Gesellschaft aufwachsen, die von Angst und Willkür regiert wird. Denn Bibliothekar Felix Klein weiß etwas, das sonst kaum einer weiß: Das Buch der gestohlenen Träume besitzt eine unglaubliche Macht. Eine Macht, die alles zum Guten oder aber zum Schlechten wenden kann. Er beschließt, das Buch in die Obhut seiner Kinder Robert und Rachel zu geben. Doch Malstain ist ihnen auf den Fersen. Ein rasantes Abenteuer beginnt.

Ich habe das Buch mit meinen Kindern gelesen und sie waren restlos begeistert. Voller Spannung verfolgten sie das Geschehen und konnten von der Geschichte um die mutigen Geschwister Robert und Rachel Klein gar nicht genug bekommen.

David Farr hat einen mitreißenden Schreibstil und eine wunderbare Erzählweise, die sowohl Spannung, Begeisterung als auch tiefe Traurigkeit im Leser erzeugen kann.
Auch ich als Erwachsene habe bis zum Ende mitgefiebert.

Die Charaktere der beiden Kinder hat der Autor liebevoll ausgearbeitet und plastisch dargestellt. Aber auch die Nebenfiguren werden bildhaft beschrieben und mit authentischen Charakterzügen versehen. Es war uns eine große Freude, sie alle kennenzulernen und ihre Schicksale zu verfolgen.

Nicht zu unterschätzen ist die immense Brutalität der Geschichte. Bei so viel Bosheit haben wir eins ums andere Mal schlucken müssen. Die Zuhörer oder Selbstleser sollten auf jeden Fall alt genug sein, die Gewaltszenen verarbeiten zu können. Hier hatten meine Kinder immer wieder Redebedarf, haben Fragen gestellt und ehrliche Antworten bekommen. Wer sehr sensibel ist, sollte das Buch entweder nicht allein oder aber zu einem späteren Zeitpunkt lesen.

Die Geschichte ist in sich rund und stimmig. Es war schön zu erfahren, wie die Erzählstränge miteinander verknüpft wurden, damit der Leser am Ende alle Puzzleteile beieinander hat. Manches war vorhersehbar (zumindest für mich als Erwachsener), anderes sehr überraschend. Die Szenen wechseln schnell, ständig passiert etwas. Die Geschichte hält den Spannungsbogen permanent und fast jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger.

Eine tolle, fantasievolle Geschichte, die Tiefgang besitzt und nachdenklich stimmt. Von uns bekommt „Das Buch der gestohlenen Träume“ satte 5 Sterne für die wunderbaren Lesestunden.

Bewertung vom 25.09.2023
Lichte Tage (eBook, ePUB)
Winman, Sarah

Lichte Tage (eBook, ePUB)


sehr gut

Wenn Melancholie ein Buch wäre, dann dieses

Michael. Ellis. Annie. Drei Menschen, die eine tiefe Verbindung teilen. Das Schicksal bringt zuerst die zwei Jungs zueinander, verloren und auf der Suche nach sich selbst.
Ellis’ Mutter nimmt den jungen Michael, angespült wie Treibholz, unter ihre Fittiche. Beide auf der Suche nach Licht und Schönheit in einer verqueren Welt.
Ellis Mutter, fast schon besessen von van Goghs Sonnenblumen-Gemälde, wird zu einer Art anbetungswürdiger Muse von Michael, während sein Herz für ihren Sohn Ellis schlägt. Zwischen ihnen entbrennt eine Leidenschaft, die weit über Freundschaft hinausgeht, doch Ellis wird eines Tages eine junge, hübsche Frau heiraten: Annie. Und Michael wird ihn gewähren lassen.

In leb- und bildhafter Sprache erzählt die Autorin eine Geschichte, die an Melancholie kaum zu überbieten ist. Fast schon schwermütig verfolgte ich den Werdegang der Figuren, die auf glückliche und traurige Tage, auf französische Sommer und in Liebe geteilte Zeit zurückschauen. Bunte, lichtvolle Erinnerungen, blühende Sonnenblumen, werden vom grauen Schleier der Wehmut und der Sehnsucht überzogen. Das Schicksal stets ungewiss.

Winmans flüssiger und eindrücklicher Schreibstil hat mich abgeholt. Subtil lässt sie Nebenfiguren und Szenen einfließen, die beim Protagonisten eine leise, feine Entwicklung auslösen.

Ich mochte nicht alle Szenen, Handlungen und Themen in „Lichte Tage“, aber auf eine zarte Weise, hat mich die Geschichte berührt. Sie entfaltet sich langsam, es gibt keine rasante Action, keine ausgeklügelten Twists. Nur authentische Menschen und ihre vielschichtigen Gefühle. Es ist ein leiser Roman, grau und filigran wie ein lieb gewonnenes Spitzentaschentuch.