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Blondschopf
Wohnort: 
Tübingen

Bewertungen

Insgesamt 79 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2021
Ein Herz voll Leben
Thomas, Violet

Ein Herz voll Leben


weniger gut

Isabella lebt ein idyllisches Leben: als Inhaberin eines Cupcake-Cafes an einem Ferienort an der Ostsee, unterstützt von ihrer Großmutter und mit wunderbaren Freundinnen. Bis eine davon plötzlich verstirbt und testamentarisch feslegt, dass deren kleine Tochter künftig in Isabellas Obhut fällt. In der Zeit der Trauer lernt sie Maximilian kennen, einen Lebemann, der seinen Platz im Leben nicht so recht gefunden hat und deshalb auch Isabellas Leben gehörig durcheinander bringt.
Die Anlage der Erzählung um Isabella und Maximilian ist sehr reizend – die literarische Ausführung der Geschichte dann jedoch eher magelhaft. Die Kapitel werden zwar abwechselnd aus Maximilians und Isabellas Perspektive erzählt, wirklich hineinversetzen in sie und ihre Handlungen nachvollziehen kann man sich aber nicht. Insbesondere Max bleibt bis zuletzt extrem rätselhaft. Es scheint, die Autorin habe zu viele unterschiedliche Charakterzüge kombinieren wollen. Und da der Fortgang der Erzählung ganz besonders auf seinem Erscheinen und seinen Interventionen beruht, wirken sich diese Mängel auch auf die Gesamterzählung auf. Vieles bleibt nur strichhaft skizziert, z.B. die Trauer, auch die Beziehung Isabellas zu der kleinen Leni und sowieso ihre Gefühle zu Max.
Das Setting an der Ostsee und im Café ist ganz nett, aber insgesamt ist es ein Literarwerk mit zu vielen hölzernen Stellen.

Bewertung vom 05.07.2021
Der Traum von Freiheit / Speicherstadt-Saga Bd.3
Lüders, Fenja

Der Traum von Freiheit / Speicherstadt-Saga Bd.3


sehr gut

Abschluss der Speicherstadtsaga
Fenja Lüders nimmt uns noch einmal mit in das Hamburg der Kaufmannsleute zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Der dritte Teil ihrer Trilogie setzt im Jahr 1925 ein, lässt sich auch gut separat lesen. Wir lernen Mina als geschäftstüchtige und einfühlsame Frau kennen, die das Kontor ihres Vaters erfolgreich weiterführt, die Familie immer und immer wieder auch in stürmischen Zeiten zusammenhält und viel zu oft ihr eigenes Glück hinten an stellt.
Anhand ihrer Angehörigen, insbesondere ihrer Schwester und ihrer Freundin werden wir in noch weitere Familiendramen der Zeit hineingenommen. Ein wilder Ritt durch mehrere Jahrzehnte wartet auf uns. Mal werden die einzelnen Szenen detailliert auserzählt, mal überspringen wir einige Jahre – immer aber bleibt die bange Hoffnung, wie die Familie mit all den zu ihr gehörenden Menschen durch die schrecklichen Jahre der Ungewissheit und Angst bis hin zur absoluten Lebensbedrohung während des Krieges hindurchkommen wird.
Die so ganz unterschiedlichen Dramen der Zeit für Kriegsversehrte, Jugendliche, Juden, Sozialdemokraten, Händler, einfache Angestellte etc. werden anhand einzelner Figuren angerissen. So entsteht ein sehr facettenreiches Kaleidoskop der Zeit. Durch die Vielzahl der Personen wird jedoch ein bisschen die Detailversessenheit einer leidenschaftlichen Leserin ernüchtert. Es sind am Ende so viele Personen, mit denen man mitbangt, dass sie selbst die gekonnteste Autorin nicht mehr alle einbinden kann. Fast meint man, da wäre Stoff für noch viel mehr Bücher gewesen. Aber so freuen wir uns an einem Netzwerk von Figuren und Personen, die uns ein prägendes Zeitalter unseres Landes näher bringen.

Bewertung vom 01.06.2021
Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2
Grünig, Michaela

Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2


ausgezeichnet

Die Dramen der Zeit in eine Familie projiziert.
Michaela Grünig erzählt gewohnt gut recherchiert und gut zu lesen aus den 1920er und den beginnenden 30er Jahren. Die Familie in deren Besitz das Palais Heiligendamm ist versucht nach dem Desaster des 1. Weltkriegs und den zahlreichen privaten Dramen des ersten Bandes nun wieder Fuß zu fassen. Elisabeth bewährt sich als umsichtige und gewiefte Geschäftsführerin und findet endlich privaten Frieden. Ihr Bruder Paul, unglücklich verheiratet hingegen findet aufgrund seiner homosexuellen Neigung seinen Platz weder in der Familie noch im Berufs- und Privatleben. Verzweifelt irrt er durch die Szenen, bis er durch seinen Lebensgefährten in den inner Circel der NSDAP gelangt, dort endlich Bestätigung erfährt und sich zu ihren Diensten begibt. Durch geschickten Missbrauch seines Geliebten ist bald die ganze Familie, insbesondere Schwester Luise, die sich als Schauspielerin versucht in die Auseinandersetzung mit dem Aufstieg der NSDAP verwickelt. Als Gegenpart wir die Köchin Minna gezeichnet, deren Ehemann überzeugter und ebenfalls gewaltbereiter Kommunist ist. Die anderen Familienmitglieder bleiben in dieser Folge der Reihe eher unterbelichtet, insbesondere Friedrich und seine in der Rassenhygiene arbeitenden Ehefrau, aber auch die zum Judentum konvertierte Johanna und ihr Mann Salome. Elisabeths Partner Julius ist nicht nur der große Finanzier des Familienbetriebes, sondern auch der kluge Politikerklärer und –versteher, der sich zwar dem aufziehenden Unheil entziehen möchte, ihm letztlich aber auch nichts entgegenstellen kann.
Insgesamt gelingt es Grüning ein sehr genaues Bild der 20er/30er Jahre in Bad Doberan und Berlin zu zeichnen. Sie verlegt die politischen Auseinandersetzungen der jungen Demokratie mitten hinein in eine Familie und verdeutlich damit deren Dramatik.
Kritisch ist anzumerken, dass die NSDAP-Anhänger und Hitler-Förderer allesamt als Opfer ihrer Biografie gezeichnet werden, die mehr oder weniger unwissentlich dem mörderischen System erliegen. Dadurch wird die Unterstützung, die gerade solche Menschen dem schnellen Aufstieg dieser Diktatur entgegen brachten eindeutig zu klein geredet.

Bewertung vom 03.05.2021
Laudatio auf eine kaukasische Kuh
Jodl, Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh


weniger gut

Olga lebt zwischen ganz verschiedenen Welten: als erfolgreiche angehende Ärztin lebt sie in ihrer Studentenstadt ein entsprechendes Leben: viel Arbeit, einen unterstützenden Mitbewohner, einen standesgemäßen Freund und wenig Freizeit. Nur selten fällt in dieser Welt auf, dass sie ein Geheimnis um ihre Familie und deren Herkunft aus Georgien macht. Denn diese Welt ist so anders, dass sie sich dafür nicht zu rechtfertigen wagt. Hier herrscht nicht nur ein Sprachenwirrwar, sondern eine Gemengelage aus Traditionen und Erwartungen.
Und dann ist da noch Jack, der scheinbar aus dem Nichts auftaucht und alle Grenzen überschreitet. Ihm gelingt es, die wohlsortierte Welt Olgas durcheinander zu bringen.
Angelika Jodel schreibt in einem sehr apokryphen Schreibstil authentisch aus all diesen unterschiedlichen Welten. Die Figuren und vor allem ihre Beziehungen zueinander bleiben dabei aber schwer nachvollziehbar. Die einzelnen Abschnitte nehmen zum Teil größere Zeitsprünge vor, in denen für die Geschichte durchaus relevantes geschieht, aber nicht erzählt wird (Umzüge, Liebesnächte usw.) Das mindert das Lesevergnügen gewaltig. Es bleibt bei einzelnen (sicherlich gut gezeichneten) Detailszenen, gerade aus dem Leben in Georgien, eine wirkliche Geschichte, gar ein Roman war für mich aber nicht erkennbar.

Bewertung vom 26.04.2021
Und dann war es Liebe
Brown, Lorraine

Und dann war es Liebe


sehr gut

Ein romantischer Tag in Paris
Hannah strandet auf der Rückreise von einem romantischen Urlaub mit ihrem Freund unversehens morgens allein in Paris. Dort trifft sie ebenso unversehens auf Leo, der wie sie auf den am Nachmittag abfahrenden Zug nach Amsterdam wartet. Die beiden sind sich nicht sofort sympathisch, bzw. können sich das zunächst nicht zugestehen, scheinen aber doch fasziniert voneinander und so beginnt ein herrlicher Tag in Paris, an dem Leo Hannah auf einem Motorrad zu den schönsten Orten und einigen seiner Freunde bringt. Dabei nähern sie sich nicht nur körperlich auf dem Motorrad, sondern vor allem innerlich an, können sich Dinge erzählen, die sie sonst gerne in ihrem Inneren vergraben und fühlen sich zutiefst verstanden. Die befristete Zeit von wenigen Stunden und die herrliche Altstadt Paris´, die uns vor allem durch das Objektiv von Hannahs Kamera nahe gebracht wird (ein wunderbarer Schreibtrick der Autorin), verbinden die beiden auf sehr intensiver Weise. Beide lernen nicht nur einander, sondern vor allem sich selbst in dieser kurzen Zeit ganz neu kennen und entdecken, was sie mit ihrem Leben eigentlich wollen und was ihnen bisher verwehrt wurde. Und so verändert der unfreiwillige Aufenthalt am Ende vor allem Hannahs Leben, reißt sie aus altem Alltagstrott und eröffnet ihr mutig eine neue Zukunft.
Negativ bleibt jedoch, dass der Titel mehr verspricht, als er hält: wirkliche Verliebtheit kommt an diesem einen Tag natürlich nicht zustande. Das hätte man besser lösen können.

Bewertung vom 29.03.2021
Eine Sehnsucht nach morgen / Ruhrpott Saga Bd.3
Völler, Eva

Eine Sehnsucht nach morgen / Ruhrpott Saga Bd.3


ausgezeichnet

Beeindruckende Zeitreise
Die Trilogie ist im Jahr 1968 angekommen. Bärbel eine erfolgreiche Assistenzärztin kehrt aus Hamburg in ihre Heimat Essen und in ihre Herkunftsfamilie zurück. Dort trifft sie auf ihre große Liebe und ihre Anziehung flammt sehr schnell wieder auf. Doch der Mann ist inzwischen – zwar unglücklich – verheiratet und Vater einer Tochter. So groß ihre Liebe auch ist, es stehen ihr große Prüfungen bevor. Auch beruflich ist es für die junge Frau nicht leicht, sich durchzusetzen.
Auch Karl, der jüngste Sohn der Familie erlebt während des erzählten Jahres aufregende Dinge: erste Liebe, Aktionen in der APO, Arbeit im Bergwerk, Abitur und vieles weiteres. Damit kommt uns Leserinnen die Perspektive der Jugendlichen nahe.
Auch die weiteren Protagonisten erhalten gelungen komponierte Erzählstränge und verlieren sich trotzdem nicht.
Insgesamt ist es eine liebevoll und sehr detailreich erzählte Zeitreise. Der Flair der Zeit, die sich zwischen Hoffnung auf Liberalisierung und Verpflichtung bewegt und in der doch so viele Weichenstellungen eingeschlagen werden, kommt wunderbar an.
Kleine Kritikpunkte: Zu Beginn der einzelnen Kapitel wird jeweils nicht klar, wie viel Zeit (Stunden, Tage, Wochen, Monate) seit dem vorherigen vergangen sind. Das entdeckt man erst zwischen den Zeilen im Lesen. Auch die Sprache der Zeit finde sich nicht im Buch wieder, stattdessen sprechen die Protagonisten eher wie in der Gegenwart von uns Leserinnen, aber das trägt vielleicht gerade zum Lesegenuss bei.
Denn insgesamt liest es sich wunderbar und vermittelt uns ganz nebenbei, welche Kämpfe und Zerissenheiten unsere Vorfahrinnen einst ausstehen mussten.

Bewertung vom 22.12.2020
Auch die große Liebe fängt mal klein an
Deloy, Sylvia

Auch die große Liebe fängt mal klein an


gut

Liebenswürdige Protagonistin
Marie hat ihren Eltern auf dem Sterbebett versprochen, das Familienrestaurant in Köln erfolgreich am Laufen zu halten – und muss nun erleben, dass Brandschutz, schlechte Publicity und weitere Herausforderungen sie daran hindern, dieses Versprechen zu halten. Notgedrungen schließt sie ihren Laden und heuert in eine Brauhaus an, wo sie glatt ihrem Exfreund über den Weg läuft. Es beginnen spannungsreiche Wochen, in denen die beiden miteinander zanken und gleichzeitig wieder spüren, wie sehr sie einander schätzen. Durch manch andere glückliche Zufälle ist ihre Zeit gespickt mit vielen Aufregungen. Maries Leben wird dabei begleitet von ihrer Freundin/Mitbewohnerin und deren Tochter, ihrem pflegebedürftigem Großvater und einem guten Freund. So ist sie trotz aller Herausforderungen immer in ein wunderbares Freundschaftsnetz eingebunden, das sie auch durch die schweren Zeiten trägt.
Das Buch erzählt so letztlich mehr von Freundschaft, Durchhaltevermögen und gegenseitiger Unterstützung als von einer großen Liebe. Die Beziehung zwischen Anton und Marie wird nur sehr rudimentär dargestellt, dafür erhalten wir ein wunderbar facettenreiches Portrait einer liebenswerten jungen Frau, die sich in der Gastronomie Kölns etabliert.

Bewertung vom 24.11.2020
Marigolds Töchter
Woolf, Julia

Marigolds Töchter


weniger gut

Marigolds Töchter erzählt zunächst von einer ganz normale Familie in einem englischen Dorf: Die Eltern Denniz und Mariegold führen eine glückliche Ehe, haben Berufe, die sie erfüllen und sind im Ort gut vernetzt. Die Großmutter wohnt inzwischen bei ihnen, zumal eine der Töchter schon seit 6 Jahren im Ausland lebt und nur noch die andere das gemachte Nest bei Mutter bevorzugt. Doch Veränderungen bahnen sich an: Die zweite Tochter kehrt in den Schoß der Familie zurück und bei der Mutter verdichten sich die Anzeichen auf Demenz.
Gut die Hälfte des Buches wird damit zugebracht, das Familien- und Dorfleben zu beschreiben: Lauter liebenswerte Persönlichkeiten, die sich zugewandt sind. Als dann endlich die Demenzdiagnose bei Marigold gestellt ist und die Krankheit in schnellen Schritten sich verschärft, nimmt nicht nur die ganze Familie, sondern das ganze Dorf Anteil an Marigolds ergehen. Auf diesen letzten Seiten zeichnet die Autorin einen wunderbar einfühlsamen Umgang mit Demenzerkrankten und ihren Angehörigen. Hierin liegt wirklich die Stärke des Buches. Für einen so umfangreichen Roman nimmt die wirkliche Auseinandersetzung allerdings viel zu wenig Raum ein.

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Bewertung vom 05.10.2020
Nalas Welt
Nicholson, Dean

Nalas Welt


gut

Dean, inzwischen mit seiner Katze ein erfolgreicher Sozial-Media-Star erzählt hier von den ersten ca. 2 Jahren, die er mit Nala auf seiner Weltreise mit dem Fahrrad erlebt hat.
Wir radeln mit ihm durch Süd- und Osteuropa, lernen, dass es nicht darauf ankommt, möglichst schnell voran zu kommen, sondern sich auf die immer wieder neuen Situationen einzulassen, Umwege zu gehen und sich um Herzensanliegen zu kümmern. Der einst auf Abenteuer getrimmte Dean erfährt mit der zufälligen Begegnung einer Katze, die ihn nicht mehr loslässt, wie sinnstiftend es ist, Verantwortung zu übernehmen und sich um ein anderes Wesen zu kümmern. So ist es letztlich der Bericht eines Erwachsen-Werdens, der schließlich mit der Corona-Krise und den damit verbundenen Reisebeschränkungen vorerst unterbrochen wird.
Dean erzählt selbst und teilt mit uns auch einige seiner Bilder. Für alle Fans seiner Social-Media-Profile ist dieses Buch sicher wertvoll.
Für Lektürefreunde muss einschränkend gesagt werden, dass naturgemäß die Erlebnisberichte im Vordergrund stehen und sich deshalb ziemlich schnell die Grundmuster der einzelnen Passagen wiederholen: Dean hat irgendein Vorhaben, das dann entweder durch seine Katze oder äußere Umstände nicht gelingt oder in Gefahr gerät, so dass er sich der Situation anpassen muss und dabei so manch schöne Überraschung erlebt.

Bewertung vom 21.09.2020
Alt genug, um glücklich zu sein
Langenscheidt, Florian;Schulz, André

Alt genug, um glücklich zu sein


ausgezeichnet

Florian Langenscheidt schreibt in bekannt unterhaltsamen, gut lesbaren aber sehr informativem Stil und betrachtet eine Fülle an Aspekten des Alters unter einem ermunterndem Blickwinkel. Es gelingt ihm, Mut zu machen, die Chancen des Alters zu ergreifen, ohne dabei pauschal und bewertend zu werten. Ganz bewusst schreibt er im Ich-Stil und unterlässt es zu psychologisieren und zu deuten. Mit einer Fülle an gut recherchierten Fakten, Meinungen und Zitaten erstellt er ein Kaleidoskop an Perspektiven auf die letzten Lebensjahrzehnte. Angereichert wird das Buch durch sog. Fachbeiträge von Experten zu Themen wie Demenz, Armut, Internet…
Zielgruppe sind gewiss eher die sog. Jungen-Alten, die sich gerade am Übergang vom Berufsleben in die Rentenzeit befinden. Fragen wie die typischen Erkrankungen Hochaltriger werden nur am Rand thematisiert.
Insgesamt ein sehr fundiertes und ermutigendes Buch

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.