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MAD-Moiselle
Wohnort: 
Bochum

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2020
Das kleine Coronavirus Handbuch - Von A wie Klopapier bis Z wie Fledermaus (eBook, ePUB)
Litsek, Bastian

Das kleine Coronavirus Handbuch - Von A wie Klopapier bis Z wie Fledermaus (eBook, ePUB)


sehr gut

Was will man für 99 Cent erwarten? Lach, ja dieser kleine Corona-Wegweiser hat mich zum Lachen und zugleich zum Staunen gebracht. Auf sympathische Art und mit äußerst lockerem Mundwerk nimmt der Autor das Thema Covid-19 und den Umgang mit dieser Pandemie auf die Schippe. 26 kurze Kapitel, die man schnell an einem Nachmittag durch hat. Geeignet für alle, denen das Thema langsam auf die Nerven geht und wie eine Mitleserin sagte "zuhause die Decke" auf den Kopf fällt.

Bewertung vom 14.04.2020
Hör mir zu, auch wenn ich schweige
Greaves, Abbie

Hör mir zu, auch wenn ich schweige


ausgezeichnet

Ehrlich, berührend und ergreifend

Meinung
Beworben hatte ich mich wegen des wunderschönen Covers, das mir sofort ins Auge sprang. Der Titel und die Bemerkung der Autorin, dass ein Artikel über einen jungen Mann aus Japan, dessen Eltern seit seiner Geburt kein Wort mehr miteinander gesprochen hatten, sie auf die Idee zu diesem Roman brachte.
Gefesselt von der ersten Seite an hat mich der warmherzige, sehr leidenschaftliche, ergreifende und talentierte Schreibstil.
Feinfühlig verarbeitet Abbie Greaves das Thema Kinderlosigkeit und den Verlust eines geliebten Menschen. Das Schlimmste, was Eltern passieren kann, nämlich über den Tod des eigenen Kindes und den damit verbundenen Schmerz hinwegzukommen. Die Schuldfrage zu klären und wie man damit weiterleben kann.
Die Autorin erzählt die Geschichte rückwärts, so dass der Leser schrittweise in die Vergangenheit eintaucht, wodurch die Geschichte an Spannung gewinnt. Im ersten Teil erzählt der Ehemann Frank aus seiner Sicht, im zweiten Teil berichtet die Ehefrau Maggie, was geschehen ist. So werden dem Leser zwei Perspektiven aufgezeichnet, die verdeutlichen, dass jeder Partner ein Geheimnis mit sich trug.
Es ist zwar ein trauriges Thema, aber die Autorin schafft es, dass man als Leser sehr viel Empathie für die Protagonisten aufbringt. Mich hat dieses Erstlingswerk sehr beeindruckt.

Fazit
Von mir gibt es 5 Sterne, weil mich die Geschichte emotional sehr berührt hat und ich vor 30 Jahren auf ganz ähnlich tragische Weise meine Freundin verlor.


© 2020 Frau-mit-Hut

Bewertung vom 13.04.2020
Das Glück wartet am Wegesrand
Weber, Laura

Das Glück wartet am Wegesrand


gut

Im Großen und Ganzen kein schlechtes Buch, unterhaltsam geschrieben und durchaus lesenswert, wenn man keine hohen Ansprüche stellt, aber ich persönlich bin mit der Protagonistin nicht warm geworden.
Nach einer gescheiterten Beziehung flieht Didi zunächst zu ihrer Mutter, nistet sich bei ihr ein und gammelt mehr oder weniger orientierungslos mehrere Wochen durch den Tag, bis ihre Mutter sie auf die Idee bringt, den Jakobsweg zu gehen. Mit dem restlichen Geld in der Tasche, welches ihr aus ihrer Beziehung geblieben ist, macht sie sich ohne Vorbereitungen auf den Weg. Wer tut so etwas?
Der Schreibstil war mir manchmal etwas zu flapsig und die Charaktere waren mir ganz ehrlich gesagt für einen Jakobsweg-Roman zu oberflächlich. Die Botschaft kam zwar rüber, aber insgesamt waren mir die Figuren zu direkt, zu plump und wirkten auf mich wie uncharmante Aufziehpuppen. Alles in Allem gut gemeint und auch mit einem ernsthaften Hintergrund, aber mir war die Geschichte nicht spirituell und nicht emotional genug. Didi hat sich für meinen Geschmack etwas zu naiv und gar nicht emanzipiert oder gar erwachsen benommen. Auch spürte ich keinen Hauch von Verliebtheit, das war mir alles zu rational und empathielos. Wie schon erwähnt, konnte ich mich mit der jungen Frau nicht anfreunden. Ich konnte ihr Verhalten, ihr Benehmen und ihre Äußerungen nicht immer nachvollziehen.
Gut fand ich hingegen, wie klug die Autorin die einzelnen Lebenswege der Protagonisten miteinander verwoben hat. Das Ende fand ich für alle Beteiligten recht befriedigend.

Fazit
Schade eigentlich, tolles Thema, aber ich hatte oft den Eindruck, dass die Autorin einfach nur schnell mit dem Schreiben fertig werden wollte. Ich honoriere zwar ihre Arbeit und die Absicht, dass sie sich mit diesem Roman einen Traum erfüllen wollte, aber mehr als 3 Sterne sind leider nicht drin - dafür sind mir die Geschehnisse zu flott und zu unkompliziert abgelaufen.


© 2020 Frau-mit-Hut

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.04.2020
Der tote Carabiniere / Marco Pellegrini Bd.2
Minardi, Dino

Der tote Carabiniere / Marco Pellegrini Bd.2


sehr gut

Lustiger Krimi, aber keine Komödie

Meinung
Der tote Carabiniere ist ein ruhiger, beinahe schon lustiger Kriminal-Roman mit Betonung auf Roman und zugleich der zweite Fall für Marco Pellegrini von der Polizei am Comer See. Viele italienische Begriffe, die sich ständig wiederholten, vermitteln italienisches Flair. Für meinen Geschmack wurde etwas zu viel Kaffee getrunken, aber jedem das seine. Der Roman ist in sich abgeschlossen und kann auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden.
Marco Pellegrini (kleiner Pilger) ist Sohn eines Hoteliers mit Deutschen Wurzeln und betätigt sich in seiner Freizeit gerne mal als Barista, wodurch er im Ort bekannt und beliebt ist. Der Krimi wirkt auf zweierlei Ebenen lebendig. Auf der einen Seite lernt man den Kommissar, seine Familie, sein Privatleben und seinen charmanten, teils introvertierten sowie eigenbrötlerischen Charakter kennen, auf der anderen Seite wird die Spannung aufrecht erhalten, weil man an den Ermittlungen teilnimmt. So begegnet man menschlichen und vor allem temperamentvollen Charakteren, wie sie nur in einer überschaubaren Gemeinde auftreten und ich als typisch italienisch bezeichnen würde. Dino Minardi verbirgt den Täter geschickt und legt mehrere Fährten zu Tatverdächtigen, so dass der Krimi bis zum Ende spannend bleibt.
Über die Auflösung des Falls war ich ehrlich gesagt etwas erstaunt und amüsiert, weil sie beinahe schon absurd, fast makaber auf mich wirkte, was aber darauf hindeutet, dass der Autor über einen schelmischen Humor verfügt. Ich bin gespannt, welch abenteuerliche Fälle der sympathische Ermittler Pellegrini noch so alles lösen muss.

Fazit
Den Kriminal-Roman Der tote Carabiniere von Dino Minardi empfehle ich mit gutem Gewissen weiter. Das Buch lässt sich zügig lesen, da es sprachlich sehr lebhaft und unterhaltsam geschrieben ist, darum vergebe ich 4 1/2 Sterne.


© 2020 Frau-mit-Hut

Bewertung vom 13.04.2020
Maike, Martha und die Männer
Schlieper, Birgit

Maike, Martha und die Männer


ausgezeichnet

Urkomische Urlaubskomödie

Meinung
Wenn Sie schon lange nichts mehr zu lachen hatten, dann ist dieser Urlaubsroman genau das Richtige für Sie. Birgit Schlieper hat mich direkt auf der ersten Seite abgeholt und bis zur letzten Seite zum Lachen gebracht, mir ein breites Schmunzeln ins Gesicht gezaubert. Der Schreibstil ist zeitgemäß und ganz schön kess. Die Autorin stattet ihre Protagonisten mit allzu menschlichen Charakterzügen aus und haucht ihnen Leben ein, dass sie zum Greifen nah sind und man mit ihnen mitfiebert. Ich sehe Maike noch immer in ihrem Homer-Simpson-Pyjama und Wanderschuhen in ihrer quietschroten Küche stehen! Mir sind die Figuren regelrecht ans Herz gewachsen, weil sie so authentisch wirken und ich mich mit ihnen identifizieren konnte. Dieser Roman ist großes Kopfkino, sodass ich mich zur Feier des Tages mal ganz weit aus dem Fenster lehnen mag: Diesen Roman sollte man unbedingt verfilmen. Vielleicht von Doris Dörrie?
Obwohl es sich hier um reine Unterhaltung handelt, bin ich der Meinung, dass die Personen psychologisch sehr gut konstruiert wurden. Die ganze Geschichte wirkt zwar zunächst urkomisch, dennoch benimmt sich jeder altersgerecht.
Einen konstruktiven Kritikpunkt gibt es jedoch, aber dafür gibt es keinen Punktabzug, weil es sich um die Erstauflage handelt. Das Cover könnte überarbeitet werden. Mir schwebt da so eine Landkarte vor Augen, auf der die Route und das Auto zu sehen ist.

Fazit
Hut ab, dieses Buch ist mit Abstand die lustigste Urlaubslektüre, die ich seit langer Zeit gelesen habe, darum vergebe ich 5 Sterne!

Bewertung vom 06.04.2020
Feuerland
Engman, Pascal

Feuerland


gut

Schwieriger Auftakt

Meinung
Mir fiel es ehrlich gesagt nicht leicht, in die kompliziert aufgebaute Geschichte zu finden, da drei Erzählstränge parallel zueinander irgendwann erst in der zweiten Hälfte ineinander fließen. Man wird von einer Informationslawine überrollt. Das nimmt dem Thriller die Spannung, weil er dadurch überladen wirkt und der Leser schnell den roten Faden verlieren kann, wenn er nicht konzentriert bei der Sache ist. Somit kann ich auch die vielen positiven Meinungen nicht teilen. Feuerland ist zwar der Auftakt einer mehrteiligen Reihe, aber der Autor verliert sich darin, die Protagonisten vorzustellen. Es werden viele Themen angeschnitten, was den Eindruck erweckt, dass der Autor vom Höckchen auf's Stöckchen kommt und manchmal war ich mir nicht ganz im Klaren darüber, was er mir eigentlich sagen wollte bzw. wohin die Reise nun gehen soll. Einige Szenen fand ich brutal, andere einfach nur absurd und übertrieben. Sprachlich hat mir der Thriller gefallen, aber er hebt sich nicht deutlich von anderen Schreibstilen ab. Das mag aber auch an der Übersetzung liegen. Von Vanessa Frank, der Protagonistin, habe ich charakterlich einen sehr engagierten und sozialen Eindruck gewonnen.

Fazit
Der Thriller ist leider nicht so gut, wie die Leseprobe es versprach. Zwischendurch habe ich mich etwas gequält und darum vergebe ich auch nur 3 Sterne. Ob ich ein weiteres Buch von Pascal Engman lesen werde, weiß ich noch nicht.


© 2020 Frau-mit-Hut

Bewertung vom 06.04.2020
Die Herren der Zeit / Inspector Ayala ermittelt Bd.3
Garcia Saenz, Eva;García Sáenz, Eva

Die Herren der Zeit / Inspector Ayala ermittelt Bd.3


sehr gut

Gelungene Trilogie

Meinung
"Die Herren der Zeit" ist der letzte Teil der Trilogie um Inspektor Unai López de Ayala aus Vitoria im Baskenland, Nordspanien. Jeder Band ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig voneinander gelesen werden.

Vitoria, die Hauptstadt des Baskenlandes wird 2019 von einer Mordserie heimgesucht. Die Verbrechen scheinen mit einem kürzlich veröffentlichten, mittelalterlichen Roman eines unbekannten Autors in Verbindung zu stehen, weil die Morde - wie in diesem Roman beschrieben - geschehen. Der Thriller wird somit in zwei Handlungssträngen erzählt. Inspector Ayala alias Kraken ermittelt und dadurch geraten er und seine Angehörigen wie in den vorigen beiden Bänden erneut in Gefahr. Man trifft auf altbekannten Charaktere. Diese sind mir persönlich zwar nicht unbedingt ans Herz gewachsen, jedoch schafft es die Autorin mit ihrem flüssigen und spannenden Schreibstil sowie ihrer detailreichen Sprache, dass ich mit den Figuren, die eine gewisse Entwicklung erfahren durften, mitfiebern konnte. Das überraschende Ende hat mich allerdings wirklich verblüfft. Hilfreich für mich waren vor allem ein umfangreiches Personenregister, ein Glossar sowie die beiden Übersichtskarten, die die Stadt Vitoria um 1100 und heute zeigt.

Fazit
Ich kann den Dreiteiler empfehlen, weil er die Kriterien eines Thrillers erfüllt, unterhaltsam geschrieben ist der Leser nebenbei Spaniens Geschichte kennen lernt, aber für die volle Punktezahl reicht es leider nicht aus, weil mir die Charaktere - ich will nicht sagen unsympathisch sind - aber ich bin irgendiwe nicht mit ihnen warm geworden. Darum gibt es von mir nur 4 Sterne.

Bewertung vom 04.04.2020
Im Schatten des Kronturms / Riyria Bd.0
Sullivan, Michael J.

Im Schatten des Kronturms / Riyria Bd.0


ausgezeichnet

Beschreibung
Hadrian, ein Krieger, der im Moment nichts hat, wofür er kämpfen könnte, begegnet Royce, einem Dieb und Mörder, der nichts hat, was er verlieren könnte. Beide werden von einem alten Zauberer angeheuert, um ein geheimnisvolles Buch zu stehlen. Es liegt in dem uneinnehmbaren Kronturm, der am besten geschützten Festung, die je errichtet wurde. Und nein, es geht nicht um Gold oder Juwelen. Es geht um viel mehr. Michael J. Sullivan kehrt zurück zu Riyria und erzählt die Vorgeschichte, das heißt die Abenteuer, bei denen Hadrian und Royce erst zusammenfanden.

Meinung
Wer noch nie etwas von Micael J. Sullivan und seiner sechsbändigen Riyria-Reihe gehört hat, dem kann ich "Im Schatten des Kronturms" nur wärmstens empfehlen. Es ist die Vorgeschichte zur Chronik und der Leser erfährt, wie die beiden ungleichen Helden Hadrian und Royce sich kennen lernen. Während Hadrian nichts anbrennen lässt und durch seine Extrovertiertheit besticht, überzeugt Royce durch angemessene Zurückhaltung und Verschlossenheit. Zwei sympathische Diebe zum Liebhaben. Mich hat vor allem die klare Sprache und der Witz begeistert. Micael J. Sullivan versteht es, sein Publikum zu unterhalten. Sein Humor machen das Lesen zu einem unverwechselbaren Vergnügen. Sehr gut als Einstieg in die Welt von Riyria. Ob ich mir deswegen aber alle Bände zulegen werde, bezweifle ich.

Fazit
Micael J. Sullivan hat es wirklich drauf! 5 Sterne :-)

Bewertung vom 04.04.2020
Die Schlange
Wehrle, Martin

Die Schlange


gut

Beschreibung
Mietmobbing, Luxussanierung, Wohnungsnot: Die Journalistin Susanne Mikula soll den schmutzigen Machenschaften einer Hamburger Immobilienfirma nachgehen. Aber gilt ihr Rechercheauftrag wirklich dem Ziel, einen Mietskandal aufzudecken, oder steckt ein viel größeres Komplott dahinter? Fesselnd und ungeschönt nimmt Martin Wehrle die zwielichtigen Machenschaften der Immobilienriesen ins Visier, deren unendliche Gier keine Grenzen kennt.

Meinung
Obwohl ich selbst im Bereich Wohnungsbau tätig bin und mir die Immobilienbranche bekannt ist, konnte mich der Autor nicht abholen und begeistern. Die im Buch geschilderten Machenschaften halte ich zwar insgesamt für durchaus möglich, weil ich erst kürzlich hautnah selbst damit konfrontiert worden bin (falsche Betriebskostenabrechnung), aber nicht für alltäglich. Nun, dafür ist es ein Kriminalroman und kein Tatsachenbericht. Sprache und Schreibstil sind aktuell und ausgewogen, literarisch konnte mich das Gesamtpaket trotzdem nicht fesseln. Die Charaktere sind klar ausgearbeitet und glaubwürdig, manchmal jedoch auch etwas übertrieben naiv. Einige Handlungen konnte ich nicht nachvollziehen, das wehrte sich mein gesunder Menschenverstand. Nachdem ich sehr viel gute Kritiken über Martin Wehrle gelesen hatte, bin ich ein wenig enttäuscht - da hatte ich einfach mehr erwartet. Teilweise zog sich das Buch auch sehr in die Länge und das Ende hat mich nicht überrascht.

Fazit
Ein Autor, der weiß wie man Bücher verkauft. Wer es lesen möchte und nicht wie ich vorbelastet ist, kann es ruhig wagen. 3 Sterne, mehr sind von meiner Seite leider nicht drin.


© 2020 Frau-mit-Hut

Bewertung vom 04.04.2020
'Gestatten, ich bin ein Arschloch'
Hagemeyer, Pablo

'Gestatten, ich bin ein Arschloch'


sehr gut

Meinung
Wirklich hilfreich war es für mich persönlich nicht mehr, dafür kam das Buch einfach zu spät in mein Leben - denn ich gehöre zu den wenigen Glücklichen, die den Narzissmus in ihrem Leben überwunden haben. So konnte ich dem Buch und seinen Geschichten mit großer Distanz begegnen. Ganz allgemein habe ich das Thema auch nicht als bedrohlich empfunden. Ergo will ich das Buch subjektiv bewerten. Zum einen ist die Lektüre zwar informativ, unterhaltsam und sympathisch geschrieben, auch wenn ich zugeben muss, dass ich den einen oder anderen eingestreuten Kommentar seiner Frau Carlotta nervig, überflüssig und als störend empfand. Dabei schoss mir gelegentlich sogar der Gedanke durch den Kopf, ob nicht vielmehr sie die Narzisstin und er - der Autor, Herr Dr. Hagemeyer, das Opfer ist. Oder will der gute Mann den Narzissmus salonfähig machen? Zielorientierte, nach Erfolg strebende Menschen müssen ja nicht unbedingt Arschlöcher sein. Oder doch? Jedenfalls verfolgen und erreichen narzisstisch veranlagte Indivíduen ihre Ziele wahrscheinlicher als Menschen, die nur lieb und immer fleißig bemüht sind. Wie dem auch sei, anhand eines fiktiven Ehepaars, Tina und Tom, werden diverse Fallbeispiele von harmlos über absurd bis nicht nachvollziehbar erörtert. Viele Schaubilder und ein Selbsttest runden die Lektüre ab.

Lange Rede, kurzer Sinn: die beiden ersten Teile habe ich mit großem Interesse und Aufmerksamkeit gelesen, die beiden letzten Teile konnte ich nicht wirklich in mich aufnehmen. Alarmierend fand ich jedoch, dass Narzissmus als Krankheitsbild im ICD-10-WHO unter Andere spezifische Persönlichkeitsstörungen (F 60.8) aufgelistet wird. Das ist vielleicht gar nicht so falsch, weil wie uns bereits die Geschichte lehrt, sind alle Diktatoren Narzissten. Das Thema zeigt aber auch mal wieder, dass fast jede psychischen Störungen ihren Ursprung in der Kindheit hat. Weniger gefestigte oder noch unreife Menschen können schneller Opfer von Narzissten werden als jene selbst reflektierte Personen, die bereit sind, an sich selbst zu arbeiten. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass Narzissmus lebensnotwendig ist, Narzissten keine Dummköpfe sind und dass der Titel des Buches provozieren soll, denn ich glaube kaum, dass ein Narzisst so offen und anschaulich über seine spezifische Persönlichkeitsstörung schreiben kann. Somit hat der Autor, ich will nicht behaupten, er habe mich an der Nase herum geführt, aber doch auf sehr charmante Art und Weise manipuliert. Und ich bin davon überzeugt, der eine oder andere Leser wird nicht bemerkt haben, dass der Autor mit ihnen und ihrem Ego gespielt hat. Ein Buch, bei dem man aufpassen muss und auch mal zwischen den Zeilen lesen sollte.

Fazit
Ich empfehle dieses Buch leider nur bedingt weiter - und zwar jenen Lesern, die sich im Allgemeinen für Psychologie interessieren oder denen, die unmittelbar von dem schwierigen Thema betroffen sind. Für diese Menschen mag dieses Buch durchaus eine Bereicherung darstellen. Ich vergebe 4 Sterne, nicht weil der Mann auf dem Cover so attraktiv aussieht und ich seine braunen Augen mag, sondern weil das Buch sehr individuell ausgearbeitet wurde. Darüber hinaus rechne ich es dem Autor haushoch an, dass er sich überwunden und geoutet hat. Ich freue mich für ihn, dass er den Gordischen Knoten in seinem Kopf auflösen konnte!