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Midnight-Girl
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NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2021
Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1
Wortberg, Christoph

Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1


gut

Der aktuelle Fall lässt Katja Sand schier verzweifeln. Sie glaubt einfach nicht an einen Suizid, auch wenn alle Anzeichen dafür sprechen. Und warum wird Druck von ganz oben ausgeübt, die Akte endlich zu schließen, wenn sie auf dem Holzweg ist? Unmissverständlichen Arbeitsanweisungen widersetzt die Mordermittlerin sich zwar nicht, aber als eine zweite Leiche auftaucht, sieht sie sofort Parallelen und ist gleich wieder mittendrin. Auf dem Weg, die Wahrheit ans Licht zu bringen, begegnet Katja Sand einmal mehr dem Grauen …

Traumata sind ein extrem weitläufiges Feld und vermutlich weder von Betroffenen noch Experten auf dem Gebiet in Gänze zu greifen. Gleich im Auftaktband der Trilogie wird der Leser mit diversen traumatisierten Figuren konfrontiert. Zunächst jeweils als eigenständiger Handlungsstrang, werden die Fäden im weiteren Verlauf mehr und mehr verwoben, so dass sich Berührungspunkte oder gar echte Verbindungen ergeben.

Was dabei ziemlich schnell offensichtlich wird sind die tief verankerten Ängste der Ermittlerin, die ihre Vergangenheit nur allzu gerne unter Verschluss hält. Dabei nimmt ihre private Situation so viel Raum ein, dass die Fälle, an denen sie arbeitet, leider zunehmend verblassen. Entsprechend lässt die Erzählweise kaum eine andere Interpretation zu, als dass die Rahmenhandlung den Hauptaspekt der Trilogie darstellt. Passend dazu wird natürlich nur an der Tür gerüttelt, die zunächst weiterhin verschlossen bleibt. Allerdings scheint es als hätten die subtil eingeflossenen Hinweise bereits alles offenbart, zumindest meint man schon jetzt ein ziemlich klares Bild davon zu haben was vor 15 Jahren geschah.

Ähnlich vorhersehbar – und im Gegensatz zum vorherigen Punkt tatsächlich verifiziert – gestalten sich die Ereignisse rund um die zwei Leichen. Zumindest was den Täter angeht, legt man sich ziemlich schnell fest und fragt sich immer wieder weshalb die Ermittler das Offensichtliche nicht wahrnehmen. Ist es das Phänomen den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen oder ist es, weil sie womöglich zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind? Was Tathergang oder Motiv angehen, stochert man als Leser jedoch ähnlich im Dunkeln. Ansatzpunkte sind zwar vorhanden, vielleicht aber fehlt einfach ein bisschen der Blick aus der richtigen Perspektive.

Spannungsaufbau und -bogen sind eher durchwachsen, bringen den Leser aber doch immer wieder zum Weiterlesen, denn trotz allem möchte man wissen welche Entwicklung Geschichte und Charaktere noch durchmachen werden – auch bezogen auf die Folgebände. Zudem legt der Autor den Blick frei auf die menschliche Seele und das was mit ihr geschehen kann. Fachtermini werden zwar an geeigneten Stellen eingestreut, nehmen aber keine Überhand, so dass die Thematik für jeden verständlich und nachvollziehbar beschrieben wird.

Bewertung vom 27.02.2021
Gefährliche Geburtstagsgrüße / Lucy Longfinger Bd.1
Habschick, Anja

Gefährliche Geburtstagsgrüße / Lucy Longfinger Bd.1


sehr gut

Die Longfingers, eine alt eingesessene Gangsterfamilie und vermutlich die einzigen, die noch nicht für den fiesen Gangsterboss Ratto arbeiten. Daher versucht dieser nun über Lucy Longfinger an die Familie heranzukommen und setzt ihr ein Ultimatum. Unter Zeitdruck geht sie sämtliche Möglichkeiten durch, wägt ab, verwirft und spürt, dass ihr die Kontrolle mehr und mehr zu entgleiten droht. Müssen die Longfingers sich Ratto schlussendlich geschlagen geben?

Die schnellste Diebin Kaliforniens zu sein klingt zunächst mal ganz cool, aber die ersten Begegnungen mit Lucy sind nicht sofort von Sympathie geprägt. Vielmehr erscheint sie recht überheblich, obwohl man bereits früh ahnt, dass im Grunde etwas ganz anderes hinter ihrem Auftreten steckt. Auch Toni, dessen Eltern eine Eisdiele besitzen, blickt von Beginn an hinter die jahrelang errichtete Fassade und lässt sich daher nicht so leicht abschütteln.

Das gesetzte Ultimatum überschattet die Vorfreude auf Lucys Geburtstag verständlicherweise ganz gewaltig. Auch, dass sie versucht einen Ausweg zu finden ohne ihre Eltern einzuweihen, ehrt sie sehr, nichtsdestotrotz stellt man sich die Frage, ob sie sich der drohenden Gefahren tatsächlich in vollem Umfang bewusst ist. Glücklicherweise – fast wie auf Bestellung – bahnt sich Unterstützung von unerwarteter Seite an, die man allerdings noch ein bisschen formen muss, um sie für die eigenen Zwecke einzubeziehen.

Gebannt verfolgt man das spannende Katz-und-Maus-Spiel. Die Protagonisten liefern sich eine Hetzjagd, deren Ausgang lange im Unklaren bleibt, denn mal ist Lucy im Vorteil, dann wieder ihre Gegenspieler. Somit erscheinen diverse Ausgänge möglich, auch wenn die Wunschvorstellung natürlich von Anfang an klar umrissen ist. Wird es ein Happy End für Lucy, ihre Eltern und ihren Geburtstag geben?

Bewertung vom 27.02.2021
Kellerkind / Kommissar Waechter Bd.1
Neubauer, Nicole

Kellerkind / Kommissar Waechter Bd.1


weniger gut

Rose Benninghoff, eine erfolgreiche Anwältin und gleichzeitig ein Mensch, der nichts und niemanden nah an sich heranließ, wird ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. In ihrem Keller hockt der Sohn ihres ehemaligen Lebensgefährten, mit Blut an den Händen – verstört und ohne Erinnerung. Die Ermittlungen verlaufen zäh und scheinbar ohne konkreten Plan. Vielleicht hat man sich zu früh auf einen vermeintlichen Täter festgelegt und sieht einfach nicht in alle Richtungen?

Trotz der über 400 Seiten starken Lektüre muss man sich im Nachhinein eingestehen, dass gar nicht allzu viel hängengeblieben ist. Die Charaktere sind trotz ihrer eigentlich individuellen Probleme recht austauschbar und auch die Geschichte als solche ist nicht so packend wie erhofft. Vielleicht überlagern die privaten Darstellungen der Kommissare auch einfach den eigentlich im Vordergrund stehenden Fall. Dadurch sollen ihre Befindlichkeiten keineswegs als Bagatellen abgestempelt werden, sie verhindern allerdings die Fokussierung auf das Wesentliche, nämlich die Aufklärung des Mordes.

Nichtsdestotrotz versucht man als Leser das Gesamtbild zu erfassen, nicht engstirnig in eine Richtung zu denken, sondern auch womöglich diffuse Theorien zuzulassen, um der Lösung möglichst nahezukommen. Während die Ermittler immer weiter auf der Stelle treten, zeichnet sich eigentlich eine recht klare Linie ab, die man so schnell auch nicht wieder aufgeben möchte, trotz dessen, dass im Grunde sämtliche Beweise fehlen. In der Hoffnung, dass die ein oder andere Figur vielleicht doch noch zur Besinnung kommt, verfolgt man daher weiterhin die Bemühungen.

Die hohen Erwartungen konnte der Reihenauftakt leider nicht erfüllen. Spannung ist entsprechend der zuvor genannten Kritikpunkte auch nur mäßig vorhanden. Dabei hatte allein die Kurzbeschreibung schon Neugierde geschürt. Schade.

Bewertung vom 21.02.2021
Und auf Erden Stille

Und auf Erden Stille


sehr gut

Ein Virus, das die gesamte Menschheit bedroht. Niemand weiß wo es herkommt, wie genau es sich verhält oder gar wie man es stoppen kann. Es geht ums nackte Überleben und die Suche nach einem Gegenmittel .. Könnte just in diesen Zeiten auch die Beschreibung der gegenwärtigen Situation, wie wir sie tagtäglich er- und durchleben, sein. Hier aber handelt es sich um ein – hoffentlich – fiktives, dystopisches Szenario, in das der Hörer, sämtlicher Sorgen und Ängste zum Trotz, eintaucht.

Gemeinsam mit der 16-jährigen Rhiannon, die im Laufe des Geschehens eine enorm starke Entwicklung durchmacht, versucht man den Dschungel aus Gefahren möglichst unbeschadet hinter sich zu lassen. Doch niemand weiß auf wen oder was man treffen wird, überhaupt, wie das Leben – so es denn noch welches gibt – außerhalb des Kokons, in dem die Hauptfigur aufgewachsen ist, aussieht. Düstere und teils recht diffuse Bilder setzen sich vor dem inneren Auge des Hörers zusammen. Aus dem extrem gelungenen Zusammenspiel inhaltlicher Aspekte und der akustischen Untermalung, die fast schon einer Visualisierung gleichkommt, wird die unheilvolle Stimmung zum Empfänger transportiert.

Dennoch, ein paar Orientierungsschwierigkeiten hat man von Zeit zu Zeit. Mit zeitlichen und perspektivischen Umbrüchen, Szenen- und Personenwechseln, bleibt die Handlung zwar einerseits recht dynamisch, bringt den Hörer aber gerade zu Beginn leicht in Bedrängnis. Man muss erst einmal sortieren und höchste Konzentration walten lassen, um sämtliche Umstände zu erfassen. Dafür ist das Tempo hin und wieder fast schon zu hoch, viel Zeit bleibt einem da nicht. Aber glücklicherweise kann man ja jederzeit einzelne Passagen oder auch das komplette Werk wiederholt hören.

Die zehn Episoden, verteilt auf 4 CDs, ziehen den Hörer schnell in den Bann und nehmen ihn für sich ein. Man ist gleichzeitig geschockt und fasziniert, will unbedingt etwas tun, fühlt sich aber auch wie gelähmt. Immer wieder kommt es zu gegensätzlichen Empfindungen, denen einfach nicht beizukommen ist. Auch wenn gerade zum Ende hin das Potential des ein oder anderen Überraschungsmoments durchaus mehr hätte ausgekostet werden können, darf man wohl sehr gespannt sein wie es weitergeht, schließlich heißt es nicht umsonst ‘Staffel 1’.

Bewertung vom 21.02.2021
Verhängnisvolle Provence
Åslund, Sandra

Verhängnisvolle Provence


sehr gut

Eigentlich wollte Kommissarin Hannah Richter ein paar ruhige Urlaubstage mit ihrem Liebsten verleben, doch daraus wird nichts. Ein Mordfall in Köln, mit eindeutigen Verbindungen nach Frankreich, just in die Region, in der Hannah bereits während eines Austauschprogramms arbeitete, gibt der Polizei zahlreiche Rätsel auf. Ein Familienbetrieb in der Naturkosmetikbranche, eine Unternehmensexpansion und Mitarbeiter, die ganz genau hinschauen. Viele Anhaltspunkte für die Ermittler, aber nur wenig Zeit den Fall zu lösen..

Immer wieder verschlägt es Hannah Richter in die Region Vaison-la-Romaine, mal aus privaten, mal aus beruflichen Gründen, doch über kurz oder lang geht es immer um Mord. In diesem Fall nimmt das Geschehen allerdings in Köln seinen Anfang, die Verbindung nach Frankreich ergibt sich erst während der Ermittlungen.

Egal ob man als Leser bereits in den vorangegangenen Bänden dabei war oder neu einsteigt, recht schnell hat man sich innerhalb der Gegebenheiten und den Charakteren zurecht- und eingefunden. Hier ist die ruhige und unaufgeregte Erzählweise absolut positiv zu bewerten, da wichtige Informationen zu Figuren und vergangenen Ereignissen kurz und kompakt erläutert werden. Vorkenntnisse sind entsprechend nicht zwingend notwendig.

Ein wenig mehr Tempo wünscht man sich im weiteren Verlauf allerdings, was auch die Spannung nochmals merklich steigern würde. Zwar ist der Fall als solcher inhaltlich sehr verstrickt und wahrlich nicht einfach zu rekonstruieren, dennoch hätte ein bisschen mehr Esprit nicht geschadet. Ansonsten tragen aber durchaus einige Überraschungsmomente dazu bei, dass man eng an Hannahs Seite bleibt, um keine Wendung zu verpassen. Schließlich könnte hinter der nächsten Ecke die Lösung liegen. Das Wechselspiel zwischen Köln und Frankreich bringt zudem frischen Wind ins Geschehen, auch wenn man sich manchmal in einer Sackgasse wähnt.

Ein äußerst verwobener Fall mit einer interessanten Grundthematik und gekonnt eingeflochtenem Lokalkolorit beschert dem Leser ein paar spannende Lesestunden.

Bewertung vom 14.02.2021
Der Ickabog
Rowling, J. K.

Der Ickabog


sehr gut

Die Legende vom Ickabog ist in ganz Schlaraffien bekannt, schon den Kleinsten wird eingebläut sich vom Marschland – dem Lebensraum der Bestie – fernzuhalten. Was aber passiert, wenn ein Mythos sich verselbstständigt und plötzlich niemand mehr so recht weiß was nun wahr und was erfunden ist?

Bevor es mit der Geschichte so richtig losgeht, erhält der Hörer erst einmal einen Überblick der Charaktere und der sonstigen Gegebenheiten, die innerhalb der Handlung mal mehr mal weniger relevante Rollen innehaben. Somit ist aber gleich zu Beginn ein hohes Maß an Konzentration gefragt, damit die Namen nicht gleich wieder in Vergessenheit geraten. Sicherlich erhält man im weiteren Verlauf weiterführende Informationen, den ersten Eindruck allerdings möchte man ungern verpassen.

Was mehr oder minder harmlos beginnt und schon den Anschein einer langwierigen Erzählung macht, zeigt peu à peu Abgründe der menschlichen Seele auf. Mitunter stellt man sich die Frage, ob die dargestellten Ereignisse tatsächlich bereits für die angegebene Zielgruppe geeignet sind oder ob hier etwas weniger nicht doch mehr gewesen wäre. Denn die Brutalität nimmt stetig zu und erreicht Ausmaße, bei denen dem Hörer nur noch der Atem stocken kann. Ungläubigkeit und Unverständnis machen sich breit.

Heike Makatsch nimmt den Hörer mit in dieses seltsam anmutende Königreich. Sie hat ein breites stimmliches Repertoire zu bieten, welches sie gekonnt ausschöpft und somit die Atmosphäre in die heimischen Zimmer überträgt. Gemeinsam wird gehofft, gebangt, gezittert, geflucht und noch vieles mehr, die emotionale Bandbreite scheint unerschöpflich. Ob die Geschichte allerdings selbst gelesen ebenso funktioniert, ist fraglich.

Märchenhaft und bildgewaltig wird hier eine Geschichte erzählt, die mehr als nur einen wahren Kern besitzt und viele Aspekte des menschlichen Miteinanders beleuchtet.

Bewertung vom 14.02.2021
Der Junge Inspektor Morse - Staffel 6 DVD-Box
Junge Inspektor Morse,Der

Der Junge Inspektor Morse - Staffel 6 DVD-Box


sehr gut

Lange und sehnsüchtig erwartet, gibt es endlich ein Wiedersehen mit Endeavour Morse. Nach dem großen Knall am Ende der fünften Staffel fragte man sich als Zuschauer durchaus, ob es das nun gewesen sein soll. Glücklicherweise kann dies inzwischen verneint werden. Auch wenn das ehemalige Team nicht mehr als Einheit fungiert, so führen die Umstände sämtliche Charaktere über kurz oder lang wieder zusammen. Sicherlich stehen ihnen mitunter äußere wie innere Umstände im Weg, schlussendlich aber geht es allen um Gerechtigkeit.

Leider beinhaltet die sechste Staffel nur vier Folgen, die man daher umso mehr auskosten muss. Wir befinden uns zeitlich am Ende der 1960er, und das sieht man auch den Figuren – allen voran Hauptcharakter Morse – an. Damalige Trends scheinen an niemandem spurlos vorbeizugehen. Der eine mag es, der andere nicht, der Authentizität allerdings dient es ganz sicher.

Wie gehabt kann jeder der vier Fälle für sich alleine stehen und wird auch als solcher behandelt, nichtsdestotrotz zieht sich eine weitere Rahmenhandlung durch die gesamte Staffel. Hin und wieder rückt diese mehr in den Vordergrund, zumeist allerdings ist ihre Präsenz ausschließlich unterschwellig spürbar, konkret benannt werden Aspekte im Verhältnis gesehen hauptsächlich am Rande. Was allerdings keineswegs zum Trugschluss führen darf, es könnte sich um eine weniger gewichtige Angelegenheit handeln. Die Verknüpfungen sind zumeist absolut gelungen, wenn auch passagenweise recht offensichtlich.

Die Atmosphäre hat sich geändert. Nicht nur die äußeren Begebenheiten und Zeiten sind andere, auch die zwischenmenschlichen Beziehungen durchlaufen diverse Entwicklungsstufen. Die Spannung wird dabei natürlich nicht vergessen, es gibt immer noch ausreichend Stoff, um eigene Theorien zu erdenken und abzurunden, manchmal auch zu verwerfen. Inwiefern man damit richtig liegt, zeigt wie immer der weitere Verlauf und vor allem der Abschluss. Eine Serie mit viel Charme – nicht nur für eingefleischte Fans.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.02.2021
Grenzfall - Der Tod in ihren Augen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.1
Schneider, Anna

Grenzfall - Der Tod in ihren Augen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.1


sehr gut

Noch gar nicht richtig in der neuen Dienststelle angekommen, wartet auf Oberkommissarin Alexa Jahn sogleich der erste Einsatz. Dass ausgerechnet ein verloren wirkender Wanderrucksack für großes Aufsehen und in der Folge umfangreiche Ermittlungen sorgen würde, hätte sich im Vorfeld wohl niemand vorstellen können. Und dann auch noch grenzübergreifend, denn sowohl in Deutschland als auch in Österreich tauchen Leichenteile von ein- und demselben Opfer auf. Eine regelrechte Bewährungsprobe für Alexa Jahn – in vielerlei Hinsicht..

Der Prolog beginnt rasant und mit einer Entdeckung, die nicht nur die Protagonisten in Schockstarre versetzt. Geradezu erleichtert ist der Leser, als kurz darauf das Tempo zurückgenommen wird und man gemeinsam mit Alexa Jahn in ihrer neuen Heimat und der neuen Wirkungsstätte eintrifft. Was allerdings nicht bedeutet, dass viel Zeit bleibt die neue Lage in Ruhe zu sondieren. Zunächst erfährt man einiges über die Charaktere auf deutscher Seite, doch bald schon gibt es den ersten Abstecher nach Österreich und somit zu Bernhard Krammer. Großartig gelungen ist hier der atmosphärische Wechsel, der sich einstellt, je nachdem auf welcher Seite der Grenze man sich gerade befindet und mit welchen Persönlichkeiten man zusammentrifft. In weiten Teilen gegensätzlich, dann aber doch wieder ergänzend, so dass sich nach und nach ein Konstrukt offenbart, das so viel mehr bereit hält als auf den ersten Blick sichtbar.

Auch der Täter kommt ein paar Mal zu Wort, doch wer er ist oder wodurch das Verbrechen ausgelöst wurde, bleibt gekonnt im Dunkeln. Mit einer der Gründe weshalb es eine gewisse Zeit dauert bis die Ermittlungen so richtig Fahrt aufnehmen können und sich zumindest eine erste Spur ergibt. Inwiefern diese direkt zielführend ist oder ob man sich in einer Sackgasse wiederfindet, wird der weitere Verlauf zeigen.

Eine gewisse Grundspannung bildet die Basis des Geschehens, darauf aufbauend wirkt die Handlung auf Grund diverser Tempo- und Perspektivwechsel lebendig. Authentizität verleihen der Geschichte vor allem die unterschiedlichen Charaktere, die manches Mal den ein oder anderen Konflikt untereinander austragen. Mittels präzise eingesetzter Überraschungsmomente wird beim Leser immer wieder aufs Neue Interesse geweckt und gerade zum Ende hin auch Neugierde geschürt. Manch ein Aspekt mag nicht unbedingt den Nerv der gesamten Leserschaft treffen, ändert aber nichts daran, dass hier ein spannender Reihenauftakt mit wunderbarem Lokalkolorit gelungen ist, der nach mehr verlangt.

Bewertung vom 31.01.2021
Schwabentod
Baecker, Sybille

Schwabentod


sehr gut

Innerhalb kürzester Zeit werden zwei Leichen gefunden, bizarr drapiert und rosa lackiert. Eine direkte Verbindung zwischen den Opfern scheint es nicht zu geben, wohl aber eine Person, die mit beiden bekannt war. Die Ermittlungen führen Kommissar Brander und sein Team in die Welt der künstlichen Intelligenz, neuartiger Forschungen und Erkenntnisse was die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine angeht. Wo aber sind nun Motiv und Täter zu suchen? Und wird es weitere Opfer geben?

Obwohl es sich bereits um den neunten Band der Reihe rund um Kommissar Brander handelt, fühlt man sich als Leser keineswegs ausgeschlossen, wenn dies die erste Begegnung ist. Wichtige Informationen zu Charakteren, ihren Beziehungen untereinander oder auch vergangenen Ereignissen, werden kurz und präzise wie beiläufig eingestreut, um eine allgemeine Grundlage zu schaffen. Sowieso ist man ziemlich schnell mitten im Geschehen, lernt zahlreiche Figuren kennen, hat aber gleichzeitig das Gefühl auf alte Bekannte zu treffen.

Thematisch bewegt sich der Fall zwischen sehr interessanten wissenschaftlichen sowie klassischen Spannungselementen. Das Themenfeld der künstlichen Intelligenz ist immens groß, so dass sicherlich nur ein kleiner Ausschnitt betrachtet werden kann. Zumal sowohl Protagonisten wie auch Leser zumeist eher Laien auf diesem Gebiet sind. Der Autorin gelingt es, die Aspekte in einer Form darzustellen, die für jeden nachvollziehbar ist und gleichzeitig neugierig auf weitere Hintergründe macht.

Nichtsdestotrotz stehen natürlich in erster Linie die Morde im Fokus der Ermittlungen. Hier jedoch will es für die Kommissare nicht so recht voran gehen. Zwar häufen sich die Indizien, dennoch verlaufen die Spuren nach und nach im Sande. Gleich mehrere Personen machen sich verdächtig, jeder könnte es gewesen sein, die Motive ähnlich unterschiedlich wie die Charaktere selbst. Spekuliert und theoretisiert wird sehr viel, zielführend scheint das wenigste. Wer auch immer für die Taten verantwortlich ist, weiß um die notwendige Zurückhaltung.

Eine gesunde Mischung zwischen professioneller Ermittlungstätigkeit und privaten Widrigkeiten lässt die Figuren authentisch und lebendig erscheinen. Dadurch wirkt zwangsläufig auch das gesamte Geschehen realitätsnah, zumal auf dem beschriebenen Forschungsgebiet tatsächlich einiges bereits möglich und noch längst nicht alles bekannt ist. Spannende Unterhaltung mit einem Mehrwert durch interessante Fakten ist hier garantiert. Gerne möchte man Brander und seine Kollegen auch in Zukunft begleiten.