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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Katie
Wohnort: 
Ulm

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 31.07.2023
Vatermal
Öziri, Necati

Vatermal


ausgezeichnet

Schon das Cover wirkt imposant und ich assoziere große Gefühle.
In Form eines Briefes an den unbekannten Vater, wird die Geschichte von Arda, Aylin und seiner Mutter Ümran erzählt. Dem Leben in der Türkei und dann in Deutschland. Vom Warten auf dem Gang der Ausländerbehörde, vom Anders sein, von kulturellen Erwartungen und Unterschieden, von Überforderung, Heimat und Sehnsucht. Und trotz der vielen Emotionen, scheint es manchmal als würde es aus eine Art objektiver, neutralen Position heraus beschrieben und gleichzeitig mit viel Empathie für alle Beteiligten, die sich auch auf mich als Leserin übertragen hat.
Es ist oft nicht einfach zu lesen und hat mich sehr berührt. Vielleicht auch gerade, weil es so nah an der Realität von so vielen Menschen geschrieben ist.

Die Kapitel wechseln zwischen verschiedenen Perspektiven und Geschichtssträngen, da hätte ich mir mit fortschreitendem Roman gewünscht, dass dies ersichtlicher gekennzeichnet worden wäre, zB in Form von den Kapitelüberschriften.
Aber das ist auch mein einziger kleiner Kritikpunkt.

Bewertung vom 27.07.2023
Miss Kat - Fall 1 - der entführte Kanari
Fromental, Jean-Luc

Miss Kat - Fall 1 - der entführte Kanari


gut

Das Positive zuerst: mir gefallen die comic-artigen Zeichnungen sehr gut und auch die Detektivin Miss Kat. Aber irgendwie fehlt mir was. Dies ist ihr erster Fall und man bekommt keinerlei Einführung oder weitere Informationen zu Miss Kat oder wo die Geschichte spielt (scheinbar in Norwegen - wo man bei den französischen Autoren auch erstmal nicht drauf kommt). Mir fehlen auch Übergänge zwischen den einzelnen Seiten - warum tut sie nun dies oder jenes - für mich las es sich sehr abgehackt und auch die Auflösung des Falls als auch das Ende der Geschichte kam irgendwie sehr plötzlich und zusammenhangslos. Ein paar mehr Seiten und Ausschmückungen hätten mir besser gefallen.

Also, grundsätzlich eine sympatische neue Detektivin, aber die Umsetzung war leider nicht ganz so meins.

(Und ohne den Plot zu verraten: warum ist Titus erstaunt, dass der Hund sprechen kann? Hab ich da was verpasst?)

Bewertung vom 18.07.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


ausgezeichnet

Ich finde das Buch ist viel mehr als eine romantische, kitschige Liebesgeschichte, wie es mich der Klappentext vermuten lies. Ich habe das Buch an einem Wochenende durchgelesen - und konnte es einerseits nicht aus der Hand legen und wollte andererseits nicht, dass es endet!
Wir LeserInnen sind dabei, wie Will und Roe sich verlieben. Als säßen wir direkt mit am Lagerfeuer, können wir die Funken spüren. Diese Anziehung und die Schmetterlinge des Kennenlernens, bevor überhaupt etwas körperliches passiert.

Aber das Leben hat andere Pläne, wie so oft (in der Realität und der Literatur).

Dabei scheut sich die Autorin nicht davor, auch die schmerzhaften und unangenehmen Seiten des Lebens anzusprechen. Zum Teil als "Nebenschauplätze", zum Teil als Fokus der Geschichte. Mehr als einmal kamen mir die Tränen - was für mich immer ein Qualitätssiegel eines guten Buches ist!

Traurig und gleichzeitig wunderschön und echt.
Eines meiner Lieblingsbücher diesen Jahres!

Bewertung vom 06.07.2023
Der Laden der unerfüllten Träume
Cox, Amanda

Der Laden der unerfüllten Träume


ausgezeichnet

Normalerweise ist mir das Buchcover ziemlich egal - zumindest dachte ich das bisher immer. Aber dieses Mal, ist es mir tatsächlich negativ aufgefallen. Es kommt irgendwie kitschig daher und in einem Buchladen hätte ich das Buch sicher nicht in die Hand genommen. Umso schöner, dass ich es auf diesem Wege doch gelesen habe!
Eine bewegende, emotionale Familiengeschichte. Wie immer, berührt es mich, wie Menschen, die sich lieben, gleichzeitig so fremd sein können und Schwierigkeiten haben, diese Liebe zu zeigen. Und wie immer zeigt sich, dass ein jeder von uns sein Päckchen trägt. So vieles versteckt sich hinter der Fassade, selbst bei den Menschen, die uns am vermeintlich nähsten stehen. Gefühlvoll werden hier die Leben der drei Hauptpersonen skizziert und ihre Beziehungen zueinander. Eine schöne Geschichte mit eingängigem Schreibstil.

Bewertung vom 22.04.2023
3000 Yen fürs Glück
Harada, Hika

3000 Yen fürs Glück


ausgezeichnet

Drei Generationen und ihre Perspektiven rund um das Thema Geld und Sparen. Auch wenn die Geschichte in Japan spielt und kulturelle Gegebenheiten eine Rolle spielen, ist es vielerlei Hinsicht eine universelle Geschichte. Wie entwickeln sich die Renten und das Renteneintrittsalter? Wie früh sollte man mit der Altersvorsorge beginnen? Wie wirkt sich eine Scheidung auf meine Finanzen aus? Welche finanziellen Nachteile ergeben sich durch die Elternzeit?
Über Geld zu reden ist noch immer ein Tabu, auch in unserer Gesellschaft. Dabei betrifft es und doch alle. Aus persönlichen Gründen hat mich das Buch sehr angesprochen und ich konnte mich mit vielem identifizieren. Ich finde, der Roman gibt gute Anstöße sich mit seinem eigenen Finanzen auseinander zu setzen und sich auch bewusst zu machen, welche "Glaubenssätze" man selbst rund um das Thema Geld hat.
Das Buch liest sich flüssig und mir gefällt, wie die verschiedenen individuellen Lebenswege erzählt werden und dabei auch deutlich wird, wie sich die Zeiten verändert haben, maßgeblich auch von der jeweiligen wirtschaftlichen Lage beeinflusst.

Bewertung vom 22.03.2023
Kollektorgang
Blum, David

Kollektorgang


ausgezeichnet

Mario stirbt mit gerade mal 13 Jahren. Aus dem Jenseits erzählt er uns von seinem viel zu kurzen Leben im Plattenbau der 90er Jahre in einer ostdeutschen Großstadt. Wobei die derzeitigen tragischen Ereignisse sicher zeigen, dass das Geschriebene keine Geschichte der Vergangenheit ist, noch das dies nur in Großstädten oder Ostdeutschland passiert.

Es ist keine "einfache" Geschichte und sie hat mich emotional sehr berührt. Entfremdung von den Eltern, die in ihren eigenen Problemen gefangen zu sein scheinen. Gefahr und Gewalt lauert überall. Und gleichzeitig, erzählt Mario dies mit einer gewissen Akzeptanz: so ist das Leben nun mal und man muss versuchen, sich darin zurecht zu finden und quasi das Beste daraus zu machen.

Es ist erschreckend und macht wütend, dass Politik und Gesellschaft keine Lösungen anbieten und die junge Generation sich selbst überlässt.

Bewertung vom 16.03.2023
Dead Romantics
Poston, Ashley

Dead Romantics


gut

Florence ist Ghostwriterin für Liebesgeschichten. Nur fällt ihr das Schreiben schwer, da sie nicht mehr an die Liebe glaubt.
Dann stirbt ihr Vater und nach 10 Jahren kehrt sie wieder in ihre Heimatstadt zurück, in der sie es nicht leicht hatte, da sie die Fähigkeit hat Geister zu sehen. Und dort verliebt sie sich in einen Geist.

Der erste Teil des Buches hat mich sehr berührt. Die Art wie sie über ihren verstorbenen Vater und ihre Trauer schreibt, fühlte sich für mich sehr authentisch an. Allerdings habe ich mich gefragt, wo der "Wohlfühlfaktor" des Klappentextes zu finden ist.

Das Ende war im Prinzip seit Anfang der Geschichte vorhersehbar und im 2. Teil bekommt man dann auch die versprochene schnulzige Liebesgeschichte. Irgendwie erschien es mir, als wären es zwei Geschichten, die in eine verwurschtelt wurde.

Beim Lesefluss haben mich auch häufige Wiederholungen (innerhalb eines Absatzes) gestört. Und manche Dinge wurden angesprochen, aber für mich nie ganz aufgeklärt.

Ein spannendes Thema und ein schöner Anfang, aber der zweite Teil hat mir leider nicht mehr so gut gefallen.

Bewertung vom 28.02.2023
Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat
Boks, Aron

Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat


gut

Aron Boks' Urgroßonkel ist Willi Sitte, einer der einflussreichsten und umstrittensten Maler der DDR. Aron beginnt zu seinem Onkel zu recherchieren. In diesem Buch geht es zum einen um DDR Geschichte, vor allem in Bezug zur Kulturpolitik, zum anderen um den Maler Willi Sitte, durch die Augen von Zeitgenossen und schließlich um ein Stück Familiengeschichte des Autors und seinem Urgroßonkel.

Ehrlich gesagt habe ich mir zum Teil sehr schwer getan mit dem Buch und hätte nach dem ersten Drittel beinahe aufgegeben.
Ein Familienstammbaum hätte mir wohl geholfen nachzuvollziehen, von wem gerade die Rede ist. Zudem wäre es schön gewesen, wenn zumindest einige der genannten Bilder gezeigt worden wären. Nach der Lektüre bleiben für mich einige Fragen offen. Warum Willi Sitte auf der einen Seite eine solche Politkarriere machen konnte und auf der anderen Seite selber bespitzelt wurde, ist mir nicht klar geworden. Die Passagen in denen der Autor spekuliert fand ich auch überflüssig - Willi Sitte (mögliche) Gedanken in den Kopf zu legen erscheint mir etwas weit hergeholt. An einigen Stellen hatte ich auch den Eindruck, dass die Familienbindung des Autors der Recherche vielleicht auch im Weg stand. Warum beispielsweise die Frau von Willi nur recht wenig zu Wort kommt, habe ich nicht so ganz verstanden - sie stand ihm doch sicherlich am nächsten. Auch seine Kinder werden nur beiläufig erwähnt.

Nichtsdestotrotz wurden interessante Einblicke in die DDR, vor allem im Zusammenhang mit der Kunst gewährt.

Bewertung vom 20.02.2023
Siegfried
Baum, Antonia

Siegfried


ausgezeichnet

Die Ich-Erzählerin begibt sich in die Psychiatrie, wo sie sich Lebenshilfe erhofft. in Rückblicken erzählt sie von ihrer Kindheit, dem Einfluss ihrer Stief-Großmutter, des Stiefvaters, fehlender Bindung zur Mutter sowie ihrer Beziehung zu ihrem Mann.

Ich fand das Buch oft unangenehm zu lesen und habe auch einige Seite gebraucht, um reinzukommen. Dann aber überzeugt mich die hochemotionale Geschichte. Man sieht die Welt durch die Augen des Kindes, wie sie in einem gewaltbelasteten Elternhaus groß wird, in der die Bezugspersonen hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt sind. Aus Selbstschutz entwickelt sie früh in feine Antennen und ist ständig auf der Hut. Auf der einen Seite schildert sie ihr intensives Kopfkino und auf der anderen Seite versucht sie ihre eigenen Gedanken vor allen zu verschleiern und zu funktionieren.
Vieles wird in dem Roman nur angeschnitten und ich hätte gerne mehr gewusst. Der Roman berührt und macht mich traurig. So viele Kinder, die in prekären Verhältnissen aufwachsen und keine Hilfe bekommen - es ist schließlich die Realität, nicht nur ein Roman.

Bewertung vom 30.01.2023
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


sehr gut

Gemeinsam mit seinen Eltern zieht Hans auf eine einsame Insel. Nachdem er zuvor vor allem gehänselt wurde und nur einen Freund, Kalle, hatte, fühlt er sich auf der einsamen Insel sehr wohl. Bis er schließlich wieder zurück in die Schule muss, wo er wieder gequält wird und auf einem Internat für schwererziehbare Kinder landet. Als Erwachsener findet er den Weg wieder zurück auf die Insel.

Die Sprache ist sehr bildhaft, melancholisch und poetisch. Die Naturbeschreibungen spiegeln die innere Welt des Protaginisten oft wieder. Auf Dauer, liest es sich jedoch etwas langatmig. Es ist eine traurige, bedrückende und vor allem lieblose Lebensgeschichte. Und auch wenn sie nicht in unserer Gegenwart spielt, ist klar, dass auch heute noch viele Kinder ein ähnliches Schicksal trifft. Was ein Grund für meine 4 Sterne ist - denn somit macht die Geschichte auf diese Zustände aufmerksam.