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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Katie
Wohnort: 
Ulm

Bewertungen

Insgesamt 187 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2023
Diamantnächte
Rød-Larsen, Hilde

Diamantnächte


ausgezeichnet

Diamantnächte ist eine Art Coming of Age Geschichte, aber rückblickend erzählt. Und vieles kann überhaupt erst richtig im Rückblick verstanden werden. Anfangs wusste ich nicht so recht, wo die Geschichte "hinführen" soll. Aber es war auf alle Fälle wert, dran zu bleiben. Wie eine Beobachterin schaut die Ich-Erzählerin auf ihr Leben. Und dabei wird klar, dass sie bestimmte Erlebnisse versucht zu meiden. Und gleichzeitig ist das der Wille, sich endlich diesen Erlebnissen zu stellen, um zu beginngen sie zu verarbeiten.
Der Roman behandelt dabei Fragen zu unserer Identität. Wir existieren nicht in einem Vakuum und werden von unserem Umfeld geprägt. Und im Kinder-, Jugend- und auch noch jungen Erwachsenenalter sind wir dabei sehr verletzlich. Wir wollen geliebt werden und dies wird leider oft ausgenutzt.
Der Roman wird einerseits mit einer fast emotionslosen Distanz erzählt und berührt dabei doch das tiefste Innere.

Bewertung vom 10.10.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


sehr gut

Menachem Kaiser's Großvater stirbt noch vor seiner Geburt. Er weiß nur wenig über ihn. Und so macht er sich auf Spurensuche in Polen, der Heimat seines Großvaters. Einerseits eine persönliche Spurensuche und andererseits ein Einblick in die historische Vergangenheit. Seine Suche nimmt so einige Abzweigungen, die wohl auch der Autor nicht erwartet hatte.
Dabei stellt er sich immer wieder selbstkritische Fragen auf die es oftmals keine eindeutige Antworten gibt. Es geht um den Holocaust, Enteignung, Umgang mit Geschichte, die Wahrung von Erinnerungen.
Es ist kein einfaches Buch, aufgrund des Themas als auch der intellektuellen Gedankengänge.

Manche Übergänge fand ich etwas holprig und einige Ausführungen etwas langatmig. Aber es ist ein interessantes und ungewöhnliches Buch, dass stellenweise auch noch spannend wie eine Detektivgeschichte ist. Vor allem, aber ist es ein Thema, dass auch Jahrzehnte nach dem Holocaust nicht vergessen werden darf.

Bewertung vom 02.10.2023
Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden
Konrad, Maja

Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden


ausgezeichnet

Henry verbringt seine freie Zeit damit verlorene Gegenstände wieder mit seinen Besitzern zusammen zu bringen. Nachdem eine neue Familie ins Haus zieht, hat er nun Gesellschaft von deren Tochter Pippa und gemeinsam macht das Ganze noch mehr Spaß.
Und dank ihr, beschäftigt sich Henry auch mit der Frage, wieso er das eigentlich tut und woher die Dringlichkeit, die er dabei empfindet eigentlich kommt.

Ein wunderschönes Kinderbuch. Zum einen finde ich es wichtig, dass Kinder sich repräsentiert fühlen - Henry hat seine Mutter in sehr jungen Jahren verloren. Dieses Thema wird behutsam thematisiert ohne dabei den kompletten Fokus einzunehmen - zumindest vordergründig. Gleichzeitig ist es auch eine spannende Geschichte, mit detektivischen Elementen. Und nicht zuletzt geht es um Freundschaft und darüber, wie gut es tut, sich anderen zu öffnen.

Die Auswirkungen, die ein Todesfall und Trauer auf Kinder haben können werden einfühlsam beschrieben.

Bewertung vom 02.10.2023
Die Wahrheiten meiner Mutter
Hjorth, Vigdis

Die Wahrheiten meiner Mutter


sehr gut

Johanna hat seit Jahren keinen Kontakt zu ihrer Mutter und Schwester. Vor vielen Jahren ist sie nach Amerika ausgewandert - eine Entscheidung, die ihre Familie nicht verstehen konnte. Und nach einigen Jahren ist der Kontakt komplett abgebrochen, nachdem Johanna nicht zur Beerdigung ihres Vater erscheint.
Johanne möchte dies nun jedoch ändern, allerdings werden ihre Kontaktversuche abgewehrt.

Der ganze Roman wird aus Sicht von Johanna erzählt und in weiten Teilen, handelt es sich um Gedankengänge und Fantasievorstellungen. Da sie ja keinen Kontakt mit Mutter und Schwester hat, stellt sie sich vor, was diese wohl denken und tun. Dies finde ich stellenweise sehr langatmig.

Andererseits finde ich auch, dass es ein eindrückliches Bild davon zeichnet, wie wir uns die Realität oftmals selber zusammenreimen.
Diese Mutter-Tochter Beziehung ist kompliziert und um eine Versöhnung zu erreichen, bedarf es beider Seiten. Dabei wirft der Roman auch die Frage auf, wie (und vielleicht sogar ob) man seinen Frieden finden kann, wenn die andere Seite Kommunikation verweigert.

Auch wenn im Außen eher wenig passiert, ist es ein interessanter Roman über ein Thema, zu dem sicher viele LeserInnen einen persönlich Zugang haben.

Bewertung vom 16.09.2023
Hinter der Hecke die Welt
Molinari, Gianna

Hinter der Hecke die Welt


gut

Ein kleines Dorf, dessen Hecke gehegt und gepflegt wird, in der Hoffnung, dass es Touristen anlockt und das alle Hoffnung in Pina und Lobo setzen, die zwei Kinder, die dort noch leben.
Parallel dazu wird die Geschichte von Dora, Pina's Mutter erzählt, die auf Forschungsreise in der Arktis ist.
Der Roman enthält viele Details aus der Natur, von Tieren, von Expeditionen, die ich oftmals als sehr langatmig empfunden habe. Generell ist das Buch sehr emotionslos geschrieben, aus einer Beobachterrolle heraus. Was in gewisser Weise im Kontrast dazu steht, was beschrieben wird: der Verfall der Welt um uns herum, zu großen Teilen von uns Menschen zu verantworten.
Immer wieder besteht das Buch auch aus Zukunftsvisionen einzelner Charaktere.

Die Themen des Buch sind interessant - Veränderung, Klimawandel, Festhalten wollen - aber die Umsetzung hat mich leider nicht abholen können.

Bewertung vom 10.09.2023
Warum wir noch hier sind
Pelny, Marlen

Warum wir noch hier sind


ausgezeichnet

Etty ist 14 als sie ermordet wird. In Warum wir noch hier sind, wird aus Sicht einer Freundin von Heide - Etty's Mutter - beschrieben, wie ihr Umfeld mit diesem Verlust weiterlebt.

Das Buch hat mich sehr berührt. Auch wenn es eine fiktive Geschichte ist, ist es doch so bzw. so ähnlich die Lebensrealität vieler Menschen. Wie kann man nach so einem Trauma weiterleben? Ich habe beim Lesen eine große Schwere empfunden. Die Trauer, die Angst, die Sprachlosigkeit und Hilflosigkeit - alles wird gefühlvoll zum Ausdruck gemacht. Das Leben geht weiter, aber die Leere bleibt. Vieles was über die Trauer und den Tod beschrieben wird, ist universal und gleichzeitig ist da der Aspekt des grausamen Mordes an einer Jugendlichen, für den mir die Worte fehlen.
Als "Nebenschauplätze" wird das Verhältnis zwischen der Ich-Erzählerin und ihrer Großmutter beschrieben, in dem der nahende Tod ebenfalls eine Rolle spielt. Sowie der Job der Ich-Erzählerin, die als Realisatorin im Casting für die Sendung Bauer sucht Frau arbeitet. Die Banalitäten des Alltags laufen parallel weiter.

Tröstlich fand ich die beschriebenen Frauenfreundschaften, die mit einer Selbstverständlichkeit Heide zur Seite stehen. Auch wenn es nichts gibt, was den Schmerz mindert, so wird sie zumindest nicht allein gelassen.

Ein beeindruckendes Buch.

Bewertung vom 30.08.2023
Dachs Naseweiß Phantastische Geschichten aus dem Wunderlichen Wald / Dachs Naseweiß-Kollektion Bd.1
Wunderlich, Christian

Dachs Naseweiß Phantastische Geschichten aus dem Wunderlichen Wald / Dachs Naseweiß-Kollektion Bd.1


ausgezeichnet

Dachs Naseweiß und seine Freunde nehmen uns mit auf phantastische Abenteuer im wunderlichen Wald. Alleine die Alliterationen wie z.B. im Buchtitel und den Namen der Charaktere, bringen zum Schmunzeln. Das Buch ist herrlich illustriert und toll geschrieben. Der Dachs und seine Bande sind wunderbar sympathisch und am liebsten wäre man direkt dabei. Dabei wird das Thema Freundschaft, füreinander da sein und Gemeinschaft, aber auch andere Themen, die in Kinderwelten eine Rolle spielen und über die es manchmal schwer fallen kann zu sprechen wie z.B die Angst oder Gewinnen und Verlieren auf spielerische Weise aufgegriffen und in den Geschichten verarbeitet.

Ich kenne Christian Wunderlich noch aus seiner Zeit bei Verbotene Liebe und war damals ein großer Fan. Und von seinem Kinderbuch bin ich - und meine Nichte - ebenfalls ein großer Fan! Eine Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 28.08.2023
Und wir tanzen, und wir fallen
Newman, Catherine

Und wir tanzen, und wir fallen


ausgezeichnet

Edie und Ash verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft. Dann erkrankt Edie an Krebs und verbringt ihre letzten Wochen im Hospiz mit Ash an ihrer Seite.
Aufgrund des Klappentextes hatte ich eine Geschichte erwartet, die sich hauptsächlich auf die Freundschaft der beiden fokussiert. Aber tatsächlich geht es in erster Linie darum, wie Ash diese letzten Wochen ihrer Freundin erlebt.
Vor allem, da meine Mutter im Hospiz gestorben ist, hat mich die Geschichte sehr berührt. Auch wenn jedes Sterben, jeder Tod anders ist, gab es so viele Punkte, mit denen ich mich identifizieren konnte. Dem kontinuierlichem Verfall eines Menschen zu begleiten, nie zu wissen, wie lange der Mensch noch hat, die Frage, wie man diese Tage am Besten nutzen sollte und gleichzeitig das eigene Leben weiterführen zu müssen...

Alles rund um das Thema Tod ist noch immer ein großes Tabu und wenn man einen nahestehenden Mensch verliert, fühlt man sich damit oft sehr alleine. Ein Buch, dass die eigenen Erfahrungen widerspiegelt kann dabei enorm hilfreich sein.

Anders als erwartet, aber eine absolute Bereicherung und für mich bisher das Buch des Jahres.

Bewertung vom 20.08.2023
Terafik
Karkhiran Khozani, Nilufar

Terafik


ausgezeichnet

Nilufar wird als Tochter einer Deutschen und eines Iraners in Gießen geboren. Nachdem sich ihre Mutter von ihrem Vater trennt, zieht dieser wieder in seine Heimat. Viele Jahre vergehen, bis Nilufar nun zum ersten Mal in die Heimat ihres Vaters reist.

Das Buch erzählt die Geschichte von Nilufars Vater - seinem Umzug nach Deutschland und wieder zurück. Und es erzählt Nilufars Geschichte. Beim Lesen habe ich eine drückende Schwere empfunden. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Proteste, die letztes Jahr begannen und mittlerweile wieder aus unseren Medien verschwunden sind. Es geht um politische Ereignisse als auch um persönliche und wie jeder einzelne seinen Weg geht. Und obwohl die Geschichte so viel Tiefgang hat, habe ich als Leserin eine Distanz empfunden. Die vielleicht auch daher rührt, wie distanziert die Familienmitglieder miteinander umgehen. Immer wieder geht es um das Thema sich "fremd" zu fühlen. In beiden Welten.

Lediglich das Ende des Buches fand ich etwas zu abrupt und abstrakt. Es fühlte sich ein bisschen an, als wären die letzten Seiten nachträglich dran gehängt worden.

Bewertung vom 17.08.2023
Was ist Künstliche Intelligenz?
Zahn, Angelika

Was ist Künstliche Intelligenz?


ausgezeichnet

Künstliche Intelligenz gehört mittlerweile zu unserem Alltag dazu. Und auch Kinder kommen bereits damit in Kontakt. Daher finde ich es auch sinnvoll, das Thema kindgerecht aufzuarbeiten. Dieses Sachbuch erklärt künstliche Intelligenz und in welcher Form sie bereits in unser aller Leben Einzug gehalten hat auf eine verständliche Art und Weise und unterstrichen von schönen Illustrationen. Dabei werden sachlich Vor- und Nachteile erklärt als auch ein Blick in die Zukunft und auf mögliche Entwicklungen geworfen.
Mir gefällt das Buch sehr gut. Mein einziger kleiner Vorschlag wäre eine Inhaltsübersicht. Denn ich denke, dass es nicht unbedingt ein Buch ist, das man von vorne bis hinten durchliest, sondern immer mal wieder - zum Beispiel aufgrund eines konkreten Anlasses - zur Hand nimmt und da fände ich eine Inhaltsübersicht hilfreich.