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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Janina
Wohnort: 
Schenefeld

Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2021
Miss Bensons Reise
Joyce, Rachel

Miss Bensons Reise


sehr gut

Wer auf der Suche nach einem Buch ist, mit dem man es sich bei Kerzenschein, einer Tasse Tee und einer kuscheligen Decke auf der Couch so richtig gemütlich machen kann, der liegt mit „Miss Bensons Reise“ genau richtig. Die zwei weiblichen Hauptcharaktere wachsen einem sofort ans Herz, so eigentümlich und manchmal auch etwas nervig sie mit all ihren Ecken und Kanten, Gegensätzen und weltfremden Ansichten sie auch sein können. Es ist wunderschön mitzuverfolgen, wie sowohl ihre Freundschaft als auch die Persönlichkeiten der beiden Frauen im Laufe der Geschichte reifen, wie sie über sich hinauswachsen und zu sich selbst finden. In diesem Roman steckt so viel mehr als es auf den ersten Blick scheint: Thematisiert wird der Mut, das hinter sich zu lassen, wofür man nicht brennt und stattdessen der eigenen Berufung/ seiner wahren Identität zu folgen. Keine Angst vor dem Scheitern zu haben, denn wichtig ist nur, dass man sich nicht unterkriegen lässt. Seine Freiheit zu bewahren und sich nicht von der Gesellschaft, Konventionen oder dem Ehepartner in ein vorgefertigtes Korsett zwängen lassen, sodass die eigene Flamme im Inneren immer mehr erlischt. Freundschaft und Zusammenhalt, die die Beteiligte stärkt und fördert, ihre Träume zu leben. Selbstachtung zu haben, egal was andere sagen, und an sich selbst zu glauben. Nicht die Lebenslust zu verlieren und wahre Schönheit im Kleinen zu entdecken…
Ich könnte noch eine Weile weitere Beispiele aufzählen. Wie ihr seht, das Buch lohnt sich. Von mir gibt es 4,5 Sterne. Und Fernweh habe ich jetzt auch!

Bewertung vom 01.01.2021
Bären füttern verboten
Elliott, Rachel

Bären füttern verboten


sehr gut

Frische & ungewöhnliche Erzählweise

Dieses Buch war für mich das reinste Auf und Ab, ein Für und Wider. Ich liebte den schwarzen Humor der ersten Kapitel, die frische und ungewöhnliche Erzählweise. Doch irgendwann fand ich die Geschichte über eine lange Strecke eher bedrückend und deprimierend, bevor das Buch dann im letzten Drittel wieder mein Herz berühren konnte. Hervorzuheben sind auf jeden Fall die vielen großartigen Dialoge und poetischen Sätze, die es immer wieder zu entdecken gibt. Die Charaktere sind erfrischend menschlich – mit all ihren Ecken und Kanten – und teilweise herrlich verschroben und stecken jeder für sich in ihrem Leben in einer Sackgasse, aus der sie sich selbst nicht mehr befreien können. Rachel Elliott bringt hier authentisch rüber, dass manchmal nur ein kleiner Schubser, die andere Perspektive eines Fremden oder ein Fünkchen Offenheit den entscheidenden Impuls für eine Wendung bringen kann.
Und so sehr mir das alles auch gefallen hat, konnte mich „Bären füttern verboten“ dann doch nicht hundertprozentig überzeugen.

Bewertung vom 26.11.2020
Marigolds Töchter
Woolf, Julia

Marigolds Töchter


ausgezeichnet

Manchmal beendet man ein Buch und stellt fest, dass der Klappentext inhaltlich zwar der Wahrheit entspricht, das Buch aber nur zu einem kleinen Bruchteil widerspiegelt. So ging es mir mit „Marigolds Töchter“, das meine Erwartungen weit übertroffen hat. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mir die Geschichte so unter die Haut gehen wird. Doch das Thema Demenz und die damit verbundenen Schilderungen stimmen in so vielerlei Hinsicht mit meinen eigenen Erfahrungen überein, dass ich nur bewundern kann, mit welcher Beobachtungsgabe und mit welchem Einfühlungsvermögen Julia Woolf diese wunderschöne Geschichte erschaffen hat. Sie berührt, sensibilisiert, erschüttert und gibt einem gleichzeitig Kraft. Aber vor allem zeigt sie, wie wichtig Zusammenhalt und Miteinander gerade in Zeiten sind, in denen man glaubt, alles zu verlieren – sowohl für die erkrankte Person als auch für das nahe Umfeld. Das ändert zwar nichts an der Krankheit, macht das Leben aber für alle Beteiligten lebenswerter und leichter. Und sie hat mich daran erinnert, wie wichtig das Jetzt ist – egal ob mit einer an Demenz erkrankten Person oder mit jedem anderen. Man sollte aus seinem Gedankenkarussell viel häufiger aussteigen, den Moment genießen und seine Sinne auf das konzentrieren, was gerade jetzt passiert.
Was soll ich sagen? Ich habe in diesem Roman eine Tiefe gefunden, die ich so nicht erwartet hätte, und kann von Herzen eine Empfehlung geben.

Bewertung vom 28.10.2020
Das letzte Licht des Tages
Harmel, Kristin

Das letzte Licht des Tages


gut

Spannendes Thema ohne viel Tiefe

Frankreich 1940: Als die Nazis immer mehr Teile Frankreichs einnehmen, müssen sich die Einwohner Reims und die Bewohner des Weinguts Chauveau entscheiden – ducken sie sich und verschließen die Augen vor der Gewaltherrschaft oder schließen sie sich der Résistance an und agieren im Untergrund. Geknüpft ist das dramatische Widerstands-Thema an zwei Liebesgeschichten auf unterschiedlichen Zeitebenen – wie beide zusammenhängen, erfährt der Leser im Laufe der Geschichte. Die Thematik von „Das letzte Licht des Tages“ klang für mich von Anfang an vielversprechend. Leider hat das Buch meine Erwartungen nicht erfüllt. Auch wenn ich die Idee zu dieser Geschichte nach wie vor großartig finde, hat es mir doch vor allem an Tiefe gefehlt. Die Charaktere waren mir nicht fein genug ausgearbeitet, ihre Gefühle – vor allem ihre Ängste – und Nöte zu oberflächlich, das Résistance-Thema zu kurz geraten. Ich finde den Prozess der Champagner-Herstellung durchaus interessant, allerdings war mir der Input dazu an vielen Stellen zu lang und zu technisch – stattdessen hätte mich das Widerstands-Thema deutlich mehr interessiert. Und so schafften es die Geschichte und ihre Charaktere leider nicht, mich in ihren Bann zu ziehen.

Bewertung vom 23.10.2020
Das Wörterbuch des Windes
Blazon, Nina

Das Wörterbuch des Windes


ausgezeichnet

Nina Blazon hat mich in ihrem Roman „Das Wörterbuch des Windes“ gleich von der ersten Seite an auf eine Reise in das raue, lebhafte und mythische Island mitgenommen. Zusammen mit der Hauptfigur Swea habe ich die wilde Landschaft, die Menschen, deren kulturelles Erbe und Liebe zur Kunst sowie die ersten Berührungspunkte mit der isländischen Sprache kennen und lieben gelernt. Wie auch schon in ihrem Roman „Liebten wir“ hat Nina Blazon es geschafft, mich durch ihre ausdrucksstarken Bilder, ihre liebevollen, vielschichtigen Charaktere von der Geschichte zu begeistern. Ich liebe es, wie sie den leisen Zwischentönen großen Raum gibt. Dabei schafft sie es auch dieses Mal wieder, tiefe Verbindungen zwischen Generationen und einst Fremden zu knüpfen und Konventionen und langjährige Familienkonstrukte zu hinterfragen. Sie gibt ihren Protagonisten Raum für Entwicklung, lässt sie durch Höhen und Tiefen gehen und sich selbst finden. Dabei hat die Autorin ein gutes Händchen für Atmosphäre und lässt den Roman durch zahlreiche Wendungen auch nicht vorhersagbar werden. Ich habe jede Stunde dieser intensiven Isand-Reise genossen.

Zum Inhalt: In Island, der Insel der Winde, treffen sie am Walfjord aufeinander: die deutsche Touristin Swea, deren Ehe gerade auf der gemeinsamen Reise zerbrochen ist, der ehemalige Lehrer Einar Pálsson und der scheue Jón Árnarsson. In Einars Haus am Meer versucht Swea noch einmal ganz neu anzufangen. Früher hat sie Kunst studiert, wollte malen, Liebhaber sammeln und auch sonst in jeder Hinsicht frei sein. Aber kann man wirklich alles auf Null setzen? Auf der Suche nach Antworten entdeckt Swea das Leben und das Lieben neu und wagt es schließlich, ihre eigenen Geister zurückzulassen und dem Weg des Windes zu folgen.

Bewertung vom 18.10.2020
Das Buch eines Sommers
Kast, Bas

Das Buch eines Sommers


ausgezeichnet

Für Nicolas ist sein Onkel Valentin, der ein berühmter Schriftsteller und charakterlich das Gegenteil von seinem Vater ist, ein großes Vorbild und die wichtigste Bezugsperson. Nach dem Abitur verbringt er einen prägenden Sommer in dessen Villa, in dem sich die Beziehung der beiden intensiviert und in Nicolas der Wunsch heranreift, selbst Schriftsteller zu werden. Doch dann kommt das wahre Leben dazwischen und Nikolas fühlt sich verpflichtet, das Pharmazie-Unternehmen seines Vaters zu übernehmen. Als Onkel Valentin stirbt, verbringt Nicolas notgedrungen ein paar Tage mit seiner vernachlässigten Frau und seinem kleinen Sohn in Valentins Villa. Tage der Erkenntnisse folgen und für Nicolas bietet sich die Chance, sein Leben zu überdenken. Dabei bekommt er unerwartete Hilfe…

Mit „Das Buch eines Sommers“ hat Bas Kast ein Buch über Verpflichtungen und Träume, die Angst vorm Scheitern und den Mut zu leben, das Erfinden und Erzählen von Geschichten, Liebe und Verlust, sich verlieren und sich finden, kostbare Momente und verlorene Zeit, Familie und Karriere geschrieben – verbunden mit Fakten zur Neurowissenschaft und Pharmazie, wunderbaren Charakteren, einer liebevollen Story und ganz viel Poesie und Fantasie.

Bei mir hat das Buch einen Nerv getroffen und mich berührt. Für mich war es das perfekte Buch zum Ausklang dieses speziellen Sommers, der für jeden von uns seine Tücken hatte und die eine oder andere Frage nach Veränderung aufwarf. Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Bei nur 240 Seiten und großer Schrift ist das leicht möglich. Das zentrale Thema dabei: Bin ich der Mensch, der ich tief im Inneren bin? Verleugne ich mein wahres Ich zum Gefallen anderer? Setze ich die richtigen Prioritäten? Was erwarte ich vom Leben? Gelungen baut Bas Kast dabei seine Erfahrungen als Neurowissenschaftler und Wissenschaftsjournalist in die Geschichte mit ein. Es ist philosophisch, erinnert den Leser an die wichtigen Dinge im Leben und regt zum Nachdenken an. Dennoch ist es kein Lebensratgeber.

Bewertung vom 18.10.2020
Groß genug, die Welt zu retten
Kirby, Loll

Groß genug, die Welt zu retten


sehr gut

Schon das Cover des wunderschön illustrierten Bilderbuchs „Groß genug, um die Welt zu retten“ fällt einem sofort ins Auge. Das Buch ist qualitativ sehr hochwertig und liebevoll gestaltet, auf den Seiten können die kleinen Leser beim Betrachten der Bilder immer wieder Neues entdecken und die Texte sind kurzgehalten. Insgesamt werden in dem 36 Seiten starken Buch zwölf Kinder vorgestellt, die in ihrem sehr jungen Alter schon erfolgreiche Umwelt- oder Naturschutzprojekte auf die Beine gestellt haben. Jede Doppelseite ist einem Kind und dem jeweiligen Projekt gewidmet. So lernen die Leser zum Beispiel Felix aus Deutschland kennen, der mit seiner Organisation schon mehrere Millionen Bäume gepflanzt hat. Shalise aus Australien sammelt Müll am Strand, um die Meere sauber zu halten. Eunita aus Kenia hat einen Gemeinschaftsgarten angelegt und erklärt anderen die Bedeutung von Insekten und Blütenbestäubung. Die Geschichten und Bilder ermutigen die Kinder, sich selbst zum Thema Umweltschutz Gedanken zu machen und zusammen mit der Hilfe der Erwachsenen kleine Projekte zu starten bzw. bei bereits existierenden Projekten mitzumachen. Soweit ich gesehen habe, wird im Buch allerdings nicht erklärt, dass es die Kinder und ihre Umweltprojekte wirklich gibt. Das finde ich schade. Darüber hinaus hätte ich es toll gefunden, wenn es noch mehr Infos zu den Kindern und ihren tollen Aktionen gegeben hätte. Und auch, was genau die Kinder auf ihre Ideen gebracht hat. Die Texte sind dafür leider zu knapp.

Da das Buch vom Verlag für Kinder ab 4 Jahren eingestuft wird, ist davon auszugehen, dass es auch zum Vorlesen gedacht ist. Das ist auch eine super Idee, der Vorleser muss allerdings damit rechnen, dass er eine Menge zu erklären hat, da Begriffe wie Biodiversität, Stiftung, Chemikalien und Palmöl vorkommen. Und ich denke auch, dass Kinder nicht wissen, was zum Beispiel der Satz „Ich bin findig (…)“ bedeutet. Und noch etwas ist mir aufgefallen: Überall auf den Seiten sind kurze Beschreibungen, Erklärungen etc. verteilt. Allerdings in einer sehr kleinen Schrift, damit sie die Harmonie der Illustrationen nicht stören. Ich befürchte allerdings, dass viele Eltern und Großeltern beim Vorlesen mit der Größe der Buchstaben ihre Schwierigkeiten haben werden.

Nichtsdestotrotz ist das Bilderbuch aufgrund seiner tollen Bilder und seiner Thematik absolut empfehlenswert und schafft es auf spielerische Art und Weise, Kinder für Umwelt-, Klima- und Tierschutz zu sensibilisieren. Denn wenn viele kleine und große Leute an vielen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.