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Bewertungen
Insgesamt 368 BewertungenBewertung vom 26.05.2023 | ||
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Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3 REZENSION – Mit dem Roman „Der treue Spion“, erschienen im April beim Verlag Harper Collins, hat die promovierte Literaturwissenschaftlerin Uta Seeburg (42) ihre in den 1890er Jahren spielende Krimi-Reihe um den als Sonderermittler an die Königlich Bayerische Polizeidirektion nach München ausgeliehenen preußischen Reserveoffizier Wilhelm Freiherr von Gryszinski nun fortgesetzt. Nach „Der falsche Preuße“ (2020) mit dem ersten Mordfall des im neuen Verfahren der Spurensicherung geschulten Kriminalbeamten, und „Das wahre Motiv“ (2021) begleiten wir Gryszinski, der im Einsatz nie ohne seinen Tatortkoffer zu sehen ist, im Jahr 1896 bei seinem Bemühen, gleich mehrere Morde aufzuklären, die in direktem Zusammenhang mit dem spurlosen Verschwinden eines französischen Diplomaten stehen. Man munkelt, er sei im Besitz von Plänen für eine technische Erfindung gewesen, die es ermöglicht, Funksprüche zu manipulieren und dadurch Falschmeldungen zu verbreiten, was im Falle eines Krieges verheerende Auswirkungen haben würde. |
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Bewertung vom 29.04.2023 | ||
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REZENSION - Nach einer Reihe politischer Sachbücher erschien 2021 mit „Morandus“ der erste Roman des Politikwissenschaftlers Matthias Zimmer (62), in dem er sich populärwissenschaftlich mit der Zeit des Nationalsozialismus befasste. Jetzt folgte im April, ebenfalls in der Edition Faust erschienen, sein wiederum beeindruckender zweiter Roman „Calixt“. Darin geht es um die unterschiedlichen Sichtweisen der Deutschen in Ost und West über die DDR sowie die Problematik der „Wiedervereinigung“ – in Ostdeutschland mehrheitlich „Wende“ genannt – und deren gesellschaftliche Folgen. Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Publikationen ist es Zimmer auch in diesem Roman wieder möglich, neben sachlicher Argumentation und Fakten auch emotionale Aspekte in die Betrachtung einfließen zu lassen, die bei der Diskussion dieser Thematik nicht unwichtig sind. |
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Bewertung vom 14.04.2023 | ||
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Puls der Arktis / Ylva Nordahl Bd.1 REZENSION – Eine von der norwegischen Autorin und Filmemacherin Grethe Bøe (51) unbeabsichtigte Aktualität erhielt ihr bereits 2021 im Original veröffentlichter Politthriller „Puls der Arktis“, der erst jetzt im Januar beim Heyne Verlag in deutscher Übersetzung erschien. Zwar hatte Russland bereits im Frühjahr 2014 die ukrainische Halbinsel Krim widerrechtlich annektiert, doch die heutige Gefahr einer konkreten militärischen Konfrontation zwischen Russland und den in der NATO verbündeten Ländern war zum damaligen Zeitpunkt, als die Autorin ihren Roman abschloss, noch nicht absehbar. Umso erschreckender liest sich nun der norwegische Bestseller angesichts des Ukraine-Krieges und der akuten Sorge vieler Menschen vor einem ungewollten Kriegseintritt der NATO. |
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Bewertung vom 28.03.2023 | ||
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REZENSION – Mit ihrem Roman „Josses Tal“, im März beim Pendragon Verlag erschienen, hat Angelika Rehse (74) ein beeindruckendes Debüt veröffentlicht, das sich durch seine ganz eigene Art wohltuend von anderen Romanen über die Jahre des Nazi-Regimes unterscheidet. Hintergrund ihres historisch wie psychologisch interessanten Buches sind Erzählungen ihrer aus Schlesien stammenden Eltern sowie in ihrer Kindheit von Heimatvertriebenen gehörte Geschichten. Daraus entstand ihr Schicksalsroman um den Dorfjungen Josef Tomulka. Dessen Entwicklung begleitet die Autorin über dreizehn Jahre vom fünfjährigen Vorschulkind bis zum fast 18-jährigen Wehrfähigen. |
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Bewertung vom 19.03.2023 | ||
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REZENSION – Die belletristischen Werke des Althistorikers und FAZ- Feuilletonisten Simon Strauß sind gewiss keine leichte Kost. Wer sich erstmals an ein Werk des 35-Jährigen wagt, mag Mühe haben, sich in die düstere Stimmung, die seinen drei Büchern eigen ist, daran Gefallen zu finden. In Strauß' Debüt, der Erzählung „Sieben Nächte“ (2017), ging es um einen jungen Mann, der einsam und melancholisch über sein künftiges Leben nachdenkt. Auch im zweiten Buch „Römische Tage“ (2019) lässt Strauß einen jungen Mann angesichts unserer modernen Zeit wieder in trister Stimmung über die verlorenen Ideale der Antike und unsere Welt von morgen sinnieren. In seinem nun dritten Buch, der im Januar beim Tropen Verlag erschienenen Novelle „zu zweit“, treffen wir auf einen jungen Mann, der sich mit dem Leben in Einsamkeit abgefunden hat, seine Mitmenschen meidet. Wieder ist es diese Melancholie, die zunächst abschrecken mag. Doch irgendwann ist man dann doch von dieser eigenartigen Stimmung und bildstarken Sprache gebannt. |
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Bewertung vom 06.03.2023 | ||
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REZENSION – Ein eindrucksvolles Epos, wie man es heute nur selten zu lesen bekommt, ist der im Januar im Piper Verlag erschienene Roman „Dein Fortsein ist Finsternis“ des isländischen Schriftstellers Jón Kalman Stefánsson (59). Es ist eine bewegende Erzählung gegen das Vergehen und Vergessen, eine kompakte Island-Saga, die aus der Gegenwart weit über 120 Jahre bis ans Ende des 19. Jahrhunderts zurückreicht und am Beispiel einer bäuerlichen Familie und ihres Umfelds über sechs Generationen den Wandel dieser einst überwiegend von armen Schafzüchtern und Fischern fernab jeder Bildung und Kultur bewohnten kargen Insel „am nördlichen Ende der Welt“ zu einem heute extravaganten Ausflugsziel internationaler Touristen beschreibt. |
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Bewertung vom 22.02.2023 | ||
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Der Junge im Fluss / Inspector Eden Brooke Bd.2 REZENSION – Bei der Vielzahl historischer deutscher Krimis, deren Handlung in den Jahren der Weimarer Republik und des Zweiten Weltkriegs angesiedelt ist, ist bei neuen Romanen kaum Neues zu erwarten. Da bringt ein Blick ins Ausland willkommene Abwechslung – wie die neue Krimireihe des britischen Schriftstellers und Journalisten Jim Kelly (66) um Detective Inspector Eden Brooke. Darin erleben wir, als Rahmen spannender Mordfälle anschaulich und überzeugend beschrieben, Alltagsleben und zunehmende Kriegsangst der Bevölkerung der historischen Universitätsstadt Cambridge ab dem Jahr 1939. |
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Bewertung vom 14.02.2023 | ||
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REZENSION – Seit Erscheinen seines Romandebüts „Die Jury“ (1989) ist der amerikanische Schriftsteller John Grisham (68) seit fast 35 Jahren für international erfolgreiche Justizthriller bekannt. Fast jeder seiner in insgesamt 45 Sprachen übersetzten Romane sicherte ihm Spitzenplätze in den Bestsellerlisten. Mit seinem neuen Buch „Die Heimkehr“, im November 2022 beim Heyne Verlag erschienen, veröffentlichte Grisham nun erstmals drei Kurzromane – „Die Heimkehr“, „Erdbeermond“ und „Sparringspartner“. Hier überzeugt der „Meister des Justizthrillers“ nicht nur durch komprimierte Handlungen und die dadurch erhöhte Spannung, nicht nur durch Beschränkung auf wenige Figuren und dafür deren tiefer gehende Charakterisierung, sondern als einst selbst praktizierender Strafverteidiger und Regionalpolitiker vor allem durch detaillierte Sachkenntnis sowohl des US-Justizwesens als auch des amerikanischen Politikgeschäfts. |
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Bewertung vom 07.02.2023 | ||
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REZENSION – Nach Lektüre des bereits 1931 erstveröffentlichten Romans „Die Mietskaserne“ von Ernst Erich Noth (1909-1983) muss man dem Glotzi Verlag für die Neuausgabe als Taschenbuch im Jahr 2021 ausdrücklich danken: Dieser Roman des damals erst 22-jährigen Berliner Schriftstellers ist ein einzigartiges, trotz seines Alters noch unverändert beeindruckendes Zeitdokument über die ärmliche und erbärmliche Lebenssituation des einstigen Großstadt-Proletariats in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, zusammengepfercht in maroden Hochhäusern ohne jeglichen Komfort. Der junge Autor schildert in seiner eindrucksvollen Erzählung, die im Mai 1933 als „undeutsch und schädlich“ den Bücherverbrennungen der Nazis zum Opfer fiel, den „Überlebenskampf seiner Kindheits- und Jugendjahre mit seinen Gefährdungen und Verwirrungen“ (Nachwort). Es ist zugleich der Kampf eines in der Mietskaserne zwischen engen Mauern, streitenden Eltern und niederem Milieu „eingesperrten“ Oberschülers auf der verzweifelten Suche nach einem besseren Leben in Freiheit. |
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Bewertung vom 30.01.2023 | ||
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REZENSION – Wie in seinen früheren historischen Romanen, darunter „München“ (2017) oder zuletzt „Vergeltung“ (2020), besticht der britische Schriftsteller Robert Harris (65) auch in seinem im November 2022 beim Heyne-Verlag veröffentlichten Roman „Königsmörder“ wieder durch intensive Fakten-Recherche in Archiven und historischen wie neuzeitlichen Publikationen. „Die Ereignisse, die Zeitangaben und die Orte sind historisch zutreffend, und fast jede handelnde Figur hat tatsächlich gelebt“, versichert der Bestseller-Autor in seinem Vorwort. Dennoch bleibt sein Roman die „fantasievolle Neuschöpfung einer wahren Geschichte, der Suche nach den 'Königsmördern' von König Karl I., der größten Menschenjagd des 17. Jahrhunderts“. |
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