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fuddelknuddel

Bewertungen

Insgesamt 405 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2022
Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1


sehr gut

Emily Seymour versprach mir genau das, was ich im Moment so gut gebrauchen kann: leicht-lockere Unterhaltung, ein bisschen Zauberei, Fantasie, schlagfertige Dialoge und eine süße Love Story. Es fing herrlich an, ich konnte mich direkt in alles hineinversetzen, mich mit den Figuren anfreunden und das Setting in mich aufnehmen.

Das Konstrukt der „normalen“ Welt mit Portalen in die magische Version davon fand ich cool gemacht, selbst wenn ich die Übergänge immer etwas abgehoben fand, meist im wahrsten Sinne des Wortes. Die verschiedenen Kräfte und Wesen, die existieren, gefielen mir sehr gut, die Magie fügte sich plausibel in die Geschichte und all ihre Entwicklungen ein.
Über Nekromantie habe ich noch nicht allzu viel gelesen und daher empfand ich es als umso spannender, was Emily, Ashton und deren Familien mithilfe der Kräfte alles möglich ist.

Besagte Figuren und ich hatten dann aber eine durchwachsene Zeit miteinander. Erst fand ich es noch ganz lustig, wie tollpatschig und unbedacht Emily ständig wirkt, es sorgte für viel Unterhaltung und auch den ein oder anderen Plot Twist. Doch je mehr Seiten vergingen, desto mehr beeinflusste es mein Leseerlebnis negativ und ging mir auf die Nerven. Andauernd passierten Emily die schrägsten Dinge, als hätte sie keinen Funken Körpergefühl, wirklich eine wandelnde Katastrophe.
Ashton dagegen mochte ich eigentlich ganz gern, er hat stets einen sarkastischen Kommentar auf den Lippen und scheint ein selbstbewusster, mutiger junger Mann zu sein.
Die Familien der Protagonisten.. nun ja. Die sind eine Klasse für sich. Sie sind verfeindet wie in einer modernen Adaption von Romeo und Julia, zanken sich wie kleine Kinder und zetern am laufenden Band, wenn sie sich dann mal begegnen. Teils amüsant, der größere Teil allerdings eher unangenehm und übertrieben kindisch.

Die Wendung am Ende des Buches kam für mich nicht so unerwartet, wie ich es mir ursprünglich erhofft hatte. Klar, ein wenig hat man gerätselt, aber mein erster Verdacht stellte sich dann schnell auch als der richtige heraus, was mich enttäuschte. Die Geschichte verlief im Grunde schon spannend und aufregend, aber nicht so extrem fesselnd, wie es für ein echtes Highlight hätte sein müssen.

Mein Fazit:
Ein nettes Buch, was mich zwar gut unterhalten konnte und eine tolle Magiewelt bereithält, mich aber nicht uneingeschränkt begeistern konnte. Die Protagonistin ging mir zusehends auf den Keks und auch die finale Auflösung war keine große Überraschung. Insgesamt ordne ich das Buch in der Kategorie „gutes Mittelmaß“ ein und vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 29.08.2022
Im Herz des Weißen Waldes / Daresh Bd.1
Brandis, Katja

Im Herz des Weißen Waldes / Daresh Bd.1


ausgezeichnet

Daresh war eines dieser Bücher, an die ich im Vorfeld kaum Erwartungen hatte und die mich dann umso positiver überraschen. Von Katja Brandis hatte ich bereits viel Gutes gehört und kannte auch eins ihrer Werke schon, aber dennoch scheute ich mich, mit zu vielen Highlight-Hoffnungen an die Geschichte heranzugehen. Belohnt wurde das mit einem fantasievollen und fesselnden Leseerlebnis, welches Lust auf mehr macht.

Daresh ist eine faszinierende Welt mit einem großartigen Völkersystem. Ich fand es unheimlich spannend zu sehen, welche Gilden es unter den Menschen gibt, was sie jeweils ausmacht, welche tierischen Ausprägungen unter den Halbmenschen zu finden sind und wie ihr Umgang miteinander aussieht. Daresh ist gleichermaßen geprägt von Bündnissen und Misstrauen den anderen gegenüber, doch im Laufe der Geschichte kann man langsam aber sicher verfolgen, wie die Menschen und Halbmenschen erkennen, wie stark sie zusammen sind, wenn sie ihre Vorurteile ablegen.

Die Protagonistin Rena leistet einen wichtigen Beitrag zu dieser Veränderung. Was sie als Angehörige der Erdgilde teilweise an Beleidigungen einstecken musste, hätte mich längst explodieren lassen vor Wut, aber sie bleibt meist erstaunlich besonnen, was sie, finde ich, oft ein wenig älter wirken lässt, als sie ist. Sie schafft es, ein Umdenken zu zu erwirken und das finde ich sehr beeindruckend. Ihre selbstbewusste und mutige Art macht sie für die Lesenden sympathisch und ermöglicht es einem, stets mit ihr mitzufiebern, obwohl das Buch nicht aus ihrer Ich-Perspektive geschrieben ist.

Neben den verschiedenen Völkern in Daresh mochte ich auch das Setting sehr. Rena reist viel und ich konnte mir die unterschiedlichen Städte und Landschaften wunderbar ausmalen, die Autorin hat ein lebendiges Bild in meinem Kopf gezeichnet und mich stets aufmerksam bei der Stange gehalten.
Einzig die kleine Liebesgeschichte, die sich nebenbei entwickelte, konnte ich nicht so fühlen und empfand ich dadurch stellenweise als etwas störend.

Mein Fazit:
Das runde Ende dieses schönen Buches lässt einen gedanklich vorerst einen Schlussstrich ziehen, aber ich freue mich dennoch sehr auf die Fortsetzung. Bis auf den genannten Kritikpunkt bin ich wirklich zufrieden mit der Geschichte und kann sie allen Jugendbuch-Fantasy-Begeisterten bedenkenlos ans Herz legen.
4,5 von 5 Sternen gibt es von mir.

Bewertung vom 18.08.2022
Aus ihren Schatten ... / Cursed Worlds Bd.1
Fischer, Rena

Aus ihren Schatten ... / Cursed Worlds Bd.1


ausgezeichnet

Auf die Cursed Worlds war ich im Vorfeld mehr als gespannt. In der festen Überzeugung, auch diese Reihe von Rena würde mir gefallen in Anbetracht der Tatsache, dass ihre letzten Bücher alle Highlights waren, stürzte ich mich begeistert in die Lektüre. Und wie erwartet wurde ich nicht enttäuscht.

Cursed Worlds beinhaltet neben zahlreichen vielschichtigen Figuren allen voran ein sehr komplexes Worldbuilding und eine umfassende Erzählstruktur. Es gibt zwei Welten, in denen zeitversetzt jeweils mehrere Figuren ihre eigene Perspektive bekommen und das erforderte besonders anfangs für mich einiges an Konzentration. Man musste sich Namen merken, Beziehungen, Eigenschaften, hat versucht, persönliche Motive zu verstehen und dahinterzukommen, wer gut und wer böse sein könnte.
Doch je tiefer ich in die Geschichte eintauchte, desto selbstverständlicher lief alles ab. Ich musste zwar immer noch häufig grübeln und habe im Gedächtnis gekramt, wo Name XY zum Beispiel aufgetaucht war, aber es war eine angenehme Anstrengung. Ich hatte das Gefühl, ich würde gefordert werden, und war dennoch so oft überrascht von Wendungen und Enthüllungen, die ich trotz intensiven Lesens nicht habe kommen sehen.

Dass nicht aus den Ich-Perspektiven der jeweiligen Figuren berichtet wird, hat meine Nähe zu ihnen erstaunlicherweise kein Stück negativ beeinflusst. Sonst bin ich da etwas eigen, habe aber schon oft bei Rena die Erfahrung gemacht, dass sie es dennoch schafft, mich in den Bann der Figuren zu ziehen, und es ermöglicht, eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen. So war es auch hier, ich habe mich wunderbar in alle hineinversetzen und mit ihnen mitfiebern können.

Die Figuren sind allesamt so unheimlich vielschichtig aufgebaut, dass ich sogar die Widersacher leiden konnte, einfach weil man ihre Hintergründe kennt. Niemand ist einfach kommentarlos so, wie es in erster Instanz beschrieben wird, sondern es gibt immer gute Gründe und das liebe ich.
Neben dem roten Faden des Geschehens gibt es auch eine zarte Liebesgeschichte, die jedoch keinesfalls die Fantasy-Story dominiert, sondern sich in langsamem Tempo nebenbei entwickelt. Daher ist die Reihe für mich auch weniger Romantasy als viel mehr High Fantasy.

Das Geschehen spulte sich dank des detaillierten und flüssigen Schreibstils wie ein Film vor meinen Augen ab und ich kann die vielen überraschten „Was, echt jetzt?“-Momente, die ich hatte, gar nicht mehr zählen. Als mich die spannende, rasante Erzählung erst einmal im Griff hatte, wollte sie mich nicht loslassen und geleitete mich durch viele Höhen, Tiefen, emotionale Momente und vor Action übersprudelnde Szenen. Rena hat an alles gedacht, es fehlte mir hier wirklich an nichts!

Mein Fazit:
Den fiese Cliffhanger am Ende verzeihe ich lediglich aus dem Grund, dass Band zwei schon bereitliegt. Ich kann es kaum erwarten, mich wieder in die Cursed Worlds zu stürzen, hier wurde wirklich etwas besonderes geschaffen. Authentische Figuren mit teils sehr knuffigen Side Kicks bewegen sich in Welten, deren Komplexität mich völlig eingenommen und am Ende begeistert wieder freigelassen hat.
Für Fantasy-Fans, die vor einer zarten, unaufdringlichen Romanze nicht zurückschrecken, kann ich dieses Buch zu 100% empfehlen!

Bewertung vom 12.08.2022
Mein letzter Livestream - und alle schauen zu
Lange, Erin Jade

Mein letzter Livestream - und alle schauen zu


ausgezeichnet

Mein letzter Livestream ist ein Buch, über dessen Schwere man sich im Vorfeld unbedingt im Klaren sein sollte. Es geht nicht nur um Suizidgedanken, sondern auch um die Planung der konkreten Umsetzung, wie aus dem Klappentext schon hervorgeht. Bitte bedenkt das, bevor ihr zu der Geschichte greift und passt währenddessen auf euch auf.

Butter und ich hatte eine interessante Reise zusammen. Ich muss gestehen, dass ich bis zum letzten Viertel oft nicht wirklich wusste, was ich von ihm, seinen Gedanken und seinem Handeln halten soll, da alles irgendwie wirkte, als würde es nicht so richtig zusammenpassen. Doch am Ende ergab es rückblickend Sinn und nahm mich dann umso intensiver für sich ein, dass ich beinahe vergaß, was mich im Vorfeld überhaupt gestört hatte.

Ich werde versuchen, das noch näher zu erläutern, möglichst ohne zu spoilern. Butter hat genug davon, er selbst in seinem übergewichtigen Körper zu sein, und möchte dem öffentlich ein Ende setzen. Dass auf dieses Vorhaben mit Begeisterung seitens seiner Mitschüler reagiert wird, kann und möchte ich mir ausschließlich damit erklären, dass keiner seinen Behauptungen Glauben schenkt und lediglich die Geste spannend findet, was ich aber fast genauso schlimm finde wie den Gedanken daran, dass sie ihm doch glauben könnten und es feiern, anstatt jemand Erwachsenen darüber zu benachrichtigen.

Butter hingegen wirkt oft so, als schwanke er in seiner Entschlossenheit, oder viel mehr, als wolle er gar nicht, dass ihm jemand glaubt. Auf den ersten Blick wirkte das sehr sprunghaft und nicht nachvollziehbar auf mich. Allerdings könnte man das damit erklären, dass wenn ihm jemand glaubte, eine Meldung an Lehrer, Eltern oder Polizei ihm einen Strich durch die Rechnung machen könnte und Butter das verhindern möchte.
Ihr merkt, es war ein Auf und Ab der Gefühle, ein stetiges „Macht er es? Oder macht er es nicht?“, was sich durch das Buch zieht und mir bis zuletzt wirklich ein Rätsel aufgab. Ich habe mitgefiebert, gegrübelt, gebangt und hätte Butter abwechselnd gern schützend in den Arm genommen und ihn geschüttelt für seine Pläne. Mir lag das Buch noch lange nach dem Beenden im Magen, ich habe viel darüber nachgedacht. Über Butter, wie er sich gefühlt hat, über mich selbst, über seine Mitschüler, über seine Eltern. Auch die Aufarbeitung der ganzen Thematik am Ende gefiel mir gut.

Dass Butter aus seiner Ich-Perspektive berichtet, verleiht dem Geschehen noch mal eine ganz andere Tiefe und sorgt oft für widerwillige Gänsehaut. Was er erleben musste, wie intensiv er seine Eindrücke schildert, das geht an die Nieren. Der lebendige, eindringliche Schreibstil hält einen konstanten Lesefluss aufrecht und ermöglicht den Lesenden wie ich finde ein müheloses Vorankommen.
Neben der Story um Butter und sein Gewicht zeichnet sich auch so etwas wie eine Liebesgeschichte ab. Eine, die mich lange nicht überzeugen konnte, zum Ende hin aber langsam die Kurze kriegt. Ich kann nicht näher darauf eingehen ohne zu spoilern, aber ihr werdet sehen, was ich meine.

Mein Fazit:
Auch wenn ich streckenweise etwas unsicher war, was ich von Butter und seiner Geschichte halten soll, so glaube ich insgesamt doch sehr gut in alles hineingefunden und es verstanden zu haben. Ich habe besonders das letzte Viertel verschlungen und intensiv mit Butter mitgefühlt. Rückblickend war das Leseerlebnis viel zu einnehmend für „nur“ 4 Sterne, aber aufgrund anfänglicher Skepsis und werden es keine vollen 5, sondern 4,5.

Bewertung vom 09.08.2022
Das Leuchten vergangener Sterne
Fischer, Rena

Das Leuchten vergangener Sterne


ausgezeichnet

Das Leuchten vergangener Sterne ist mein erster Roman von Rena Fischer, der sich an ein älteres Publikum richtet. Nachdem ich ihre Jugendbücher bisher abgöttisch geliebt habe, wollte ich mal testen, ob ich mich auch für Liebesromane für Erwachsene sozusagen erwärmen kann, und ja, ich kann definitiv!
Dieses Buch ist so viel mehr als „nur“ ein Liebesroman. Es gibt so unheimlich viel Hintergrundwissen, einen nicht unerheblichen Crime-Anteil, Urlaubsfeeling, intensive Gefühle und nervenaufreibende Spannung, alles auf einmal. Drogen und Hehlerei sind im Spiel, die Archäologie, Andalusien in all seinen Facetten.

Wer eine Geschichte mit Tiefgang und spürbar sorgfältiger Recherchearbeit zu schätzen weiß, ist hier genau richtig, denn allein schon die Liebe fürs Detail in der Beschreibung des Landes, der Gegend, der Bräuche zeigt schon, dass hier richtig viel Mühe und Herzblut geflossen sind. Ich hatte stets das Gefühl, zusammen mit den Figuren unterwegs zu sein, mein Kopfkino lief auf Hochtouren und die Bilder vor meinem inneren Auge waren klar und ausgeschmückt wie lange nicht mehr.
Was mich ebenfalls enorm beeindruckt hat, war das viele Fachwissen, das die Archäologie und damit leider verbunden auch die Antiken-Hehlerei betrifft, was die Autorin sich angelesen haben muss, um hier derart realitätsnah und detailgetreu schreiben zu können.

Zu dem rundum perfekt beschriebenen und genauestens recherchierten Setting kommen dann die vielschichtigen Figuren. Orlando, Taran und Nina haben mich von der ersten Sekunde an von sich überzeugt, sie wirken stets realistisch und lebendig. Ihre Handlungen konnte ich zwar nicht immer gutheißen, aber dennoch bestens nachvollziehen und man entwickelt schnell ein genaues Portrait von ihnen im Kopf. Wer gut, wer böse ist, wer welche Absichten hat, offenbart sich erst im Laufe der Zeit, authentisch waren sie jedoch immer, sie handelten stets nach ihrem Charakter. Sie alle waren Figuren zum Mitfiebern, zum Hassen, zum Lieben, zum gemeinsamen Lachen, zum gemeinsamen Leiden.

Der kriminalistische Teil der Geschichte verleiht ihr ein ganz neues Spannungslevel, was es bei den klassischen 08/15 Liebesromanen sonst eher nicht gibt. Man taucht tief in eine Szene ein, die mir persönlich noch vollkommen fremd war, es werden Intrigen gesponnen, Hinterhalte geplant, es wird betrogen und gelogen, und ich habe jede Sekunde davon geliebt. Die Aufregung hält einen ständig in Atem und dennoch gerät zwischen all dem Trubel der eigentliche rote Faden der Handlung nicht in Vergessenheit und auch die Gefühle kommen nicht zu kurz. Hier wurde die perfekte Waage zwischen den Bereichen der Story gefunden.

Mein Fazit:
Rena Fischer hat ein kleines Meisterwerk geschrieben. Ein Rundumschlag durch viele Bereiche der Schreibkunst, ein wenig Geschichte, ein wenig Krimi, ein wenig Liebe, all das fusioniert zu einem kurzweiligen und beeindruckenden Buch, was ich ohne Einschränkungen weiterempfehlen kann!

Bewertung vom 05.08.2022
Countdown. Der letzte Widerstand
Thiemeyer, Thomas

Countdown. Der letzte Widerstand


sehr gut

Countdown entpuppte sich als eine Dystopie, spannend und unvorhersehbar wie ich es schon lange nicht mehr erlebte. Ich hätte am Anfang des Buches nie vermutet, was mich in dessen Verlauf noch alles erwarten und was ich entdecken würde, welche Geheimnisse noch zwischen den Seiten schlummern und was alles erstaunliches ans Licht kommen könnte. Echt cool!

Allen voran gefiel mir natürlich, dass eine der Protagonist*innen Lena heißt. Das finde ich immer besonders, vor allem da Lena als Allerweltsname nicht ganz so beliebt bei Schreibenden scheint, was mich jetzt ehrlich gesagt auch nicht sonderlich wundert.
Zwar wird von keiner der Figuren aus der Ich-Perspektive berichtet, aber ich konnte mich nach einigen Kapiteln Gewöhnung dennoch gut in alles einfinden. Das Geschehen tauchte langsam aber sicher detailreich in meinem Kopf auf, und auch wenn stets eine gewisse Distanz zu den erzählenden Figuren blieb, konnte ich davon abgesehen mitfiebern und war dem Sog der Geschichte verfallen.

Das Szenario, was sich zu Beginn des Buches anspielt, ist für viele sicherlich ein Albtraum. Stromnetze werden lahmgelegt, Autos fahren nicht mehr, Handys funktionieren nicht, eine landesweite Katastrophe ereilt sich und man ist auf sich selbst gestellt. Man muss seine Versorgung sicherstellen können, doch wie und worauf soll man sich vorbereiten, wenn keiner einem sagt, was wirklich Sache ist? Ich bin froh und dankbar, dass ich nicht zwischen den Buchdeckeln lebe, denn die Situationen der Menschen sind teilweise echt haarsträubend, besonders in der zweiten Hälfte des Buches, wo die Spannung und das Tempo merklich anziehen und nach und nach immer mehr Geheimnisse gelüftet werden. Ich hing gebannt an der Geschichte und konnte und wollte mich nur schwer lösen.

Mein Fazit:
Eine wunderbare Dystopie für Jugendliche und Junggebliebene! Ich werde dem Autor auf jeden Fall treu bleiben und freue mich auf weitere Abenteuer von ihm.
Einen halben Stern muss das Buch aufgrund der nicht so intensiven Nähe zu den Figuren einbüßen, und so lande ich bei 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 13.07.2022
I Kissed Shara Wheeler
McQuiston, Casey

I Kissed Shara Wheeler


ausgezeichnet

I kissed Shara Wheeler ist für mich das zweite Buch von Casey McQuiston gewesen. Nachdem Royal Blue mich so unerwartet begeistert hat, war für mich klar, davon brauche ich mehr! Und auch in diesem Buch hat die Autorin für mich wieder abgeliefert.

Shara Wheeler ist eine verwirrende, liebenswerte, etwas durchtriebene und absolut geniale Figur. Dass Chloes Gedanken um fast nichts anderes als die schillernde, perfekt scheinende Möchtegern-Ballkönigin schwirren, verwundert die Lesenden nicht, im Gegenteil, ich kann sagen, dass ich selbst mit der Zeit auch in Sharas gewobenem Netz verloren gegangen bin. Aber auch Chloe hat eine Anziehungskraft, der Shara sich kaum entziehen kann. Die beiden verbindet Ehrgeiz, der Wille, alles für den schulischen Erfolg in Kauf zu nehmen, sie verbindet aber noch viel mehr, wie sie im Laufe des Buches feststellen.

Das Setting der konservativen Schule in Alabama bietet für einen queeren Roman Konfliktpotenzial, was hier auch eindeutig ausgeschöpft wurde. Man hat mit Chloe, aus deren Sicht das ganze Buch erzählt wird, das unbändige Bedürfnis, aus diesen Verhältnissen auszubrechen, den Leuten in ihre homofeindlichen Köpfe zu pressen, dass ihre Ansichten altbacken und diskriminierend sind. Queere Figuren sind hier so natürlich und selbstverständlich eingewoben, dass ich mir wünschen würde, dass Queerfeindlichkeit kein Thema mehr sein müsste. Aber so wie es im Buch beschrieben ist, ist es leider vielerorts noch Realität, weshalb auch darauf definitiv aufmerksam gemacht werden sollte.

Der große Hauptpunkt der Geschichte ist die Fehde, der Konkurrenzkampf zwischen Chloe und Shara. Shara verschwindet (beinahe) spurlos und hinterlässt Chloe, ihrem Freund und einem Nachbarn Hinweise auf ihren Fundort. Diese spannende Suche an sich empfand ich schon als kurzweilig und lesenswert, vor allem weil währenddessen immer neue Aspekte über jede der vier Figuren ans Licht kommen. Doch das interessanteste daran waren Sharas Motive, das Ganze überhaupt zu inszenieren. Meine Vermutungen dazu haben sich im Laufe der Story mehrmals geändert, allerdings schien es zum Ende hin so, als sei Shara sich auch nicht mehr so sicher, was sie eigentlich genau hatte bezwecken wollen. Welches der große Ziele steht im Vordergrund, die Beste zu sein oder doch Chloes Aufmerksamkeit? Das empfand ich als unheimlich aufregend zu verfolgen, wie die zwei jungen Frauen zunächst noch umeinander herumschleichen und am Ende feststellen, worauf es wirklich ankommt.

Für mich war I kissed Shara Wheeler wieder ein Vergnügen der Extraklasse. Ein zuckersüßer, queerer Roman mit einem grandiosen Schreibstil, Spannung, wichtigen Messages und so vielen bewundernswerten Figuren, dass ich am liebsten Teil der Clique gewesen wäre.

Bewertung vom 13.07.2022
A Place to Love / Cherry Hill Bd.1
Lucas, Lilly

A Place to Love / Cherry Hill Bd.1


sehr gut

Lilly Lucas ist New Adult Lesenden wohl in vielen Fällen kein unbekannter Name. Auch ich habe Teile ihrer Green Valley Reihe im Regal stehen, allerdings bisher ungelesen, und so nahm ich den Auftakt der neu erschienen Cherry Hill Reihe direkt als Aufhänger, mich einmal mit der so gehypten Autorin auseinanderzusetzen.

Das Buch hat mich fluffig und leicht von der ersten bis zur letzten Seite unterhalten, ein kurzweiliges Leseerlebnis, so weit so gut. Ich mochte das Setting unfassbar gern, dank des detaillierten Schreibstils konnte man sich die Farm und das Dörfchen perfekt ausmalen und ich musste mich kein bisschen um ein Kopfkino bemühen, es tauchte einfach auf. Ich konnte zusammen mit den Figuren zwischen den Obstbäumen flanieren, in einem Baumhaus übernachten oder bei einer Parade dabei sein, es war einfach herrlich. Das Drumherum um die Liebesgeschichte von Juniper und Henry konnte mich zu 100% begeistern.

Besagte Liebesgeschichte jedoch leider nicht uneingeschränkt. Je für sich empfand ich Henry und June als beeindruckende Personen. Beide sind tief involviert in ihre jeweiligen Familienbetriebe und geben all ihr Herzblut für die Unternehmen, was ich angesichts der Tatsache, dass ich genauso alt bin wie June und ein gänzlich anderes Leben führe, schlicht unvorstellbar finde, dadurch aber nicht weniger inspirierend. June hat Biss und den braucht sie weiß Gott auch.

Doch das Zusammenspiel der beiden Protagonisten konnte mich leider nicht gänzlich überzeugen. Wie fast immer in New Adult Geschichten fehlt es den beiden einfach an vernünftiger Kommunikation und sie horten Geheimnisse. Natürlich tun sie das alles nur zum Besten ihres jeweiligen Gegenübers, die Geheimnisse kommen dann am Ende, Überraschung, aber doch ans Licht verursachen und damit jede Menge Ärger und Zerwürfnisse, welche durch offenes Ansprechen und Klärung im Vorfeld einfach hätten vermieden werden können. Solch offensichtlich konstruiertes und bereits vorhersehbares Drama löst bei mir immer allergische Reaktionen aus, daher konnte ich die Love Story nicht gänzlich genießen.

Alles in allem mochte ich die Reise nach Cherry Hill aber dennoch sehr gern, selbst wenn die mangelhafte Kommunikation zwischen Henry und Juniper mir etwas in die Suppe gespuckt hat. Ich vergebe wohlwollende 4 von 5 Sternen und freue mich sehr auf den zweiten Teil, denn Junes Schwestern habe ich bereits in diesem Band geliebt und ich kann kaum erwarten, dass jede ihre eigene Geschichte bekommt.

Bewertung vom 28.06.2022
Queergestreift
Köller, Kathrin;Schautz, Irmela

Queergestreift


ausgezeichnet

Queergestreift ist eines dieser Bücher, was die Welt schon vor Jahren hätte gebrauchen können. Ich würde mich selbst als offen und tolerant beschreiben, aber egal für wie aufgeklärt ich mich halte, ich weiß, dass ich nicht alles über die queere Community weiß. Ich habe manchmal Schwierigkeiten mit Begrifflichkeiten, bin unsicher, wie ich etwas am besten ausdrücken kann, und genau hier greift Queergestreift den Lesenden unter die Arme. Man wird langsam und verständlich in alle Buchstaben des queeren Alphabets, LGBTIQA+, eingeführt, doch dieses Buch bietet noch viel mehr als bloße Erklärungen.

Die Schreibenden haben es unheimlich gut drauf, den richtigen Ton zu treffen. Sie erklären in moderner Sprache, sind belehrend, wenn es notwendig ist, sind streng, wenn es wichtige Aspekte zu verinnerlichen gibt, aber auch einfühlsam und bestärkend. Man fühlt sich behutsam an der Hand genommen und durch die Seiten geführt, wirklich gut gelungen.
Neben beschreibenden Texten gibt es allerhand zu entdecken. Illustrationen, Info-Kästen, kleine „Lexikoneinträge“ zur Erläuterung von Begrifflichkeiten, Interviews mit Mitgliedern der queeren Community, persönliche Erfahrungsberichte, Angebote zu LGBTQIA+-Treffen, wichtigen Daten, und, und, und.

Dieses Buch bietet eine riesige Vielfalt an Informationen und ich habe viel Neues lernen können. Wesentlich mehr, als ich gedacht hatte, anscheinend war ich nicht annähernd so gut informiert, wie ich hoffte. Aber andererseits freue ich mich auch unheimlich, weil ich nun das Gefühl habe, noch besser auf andere eingehen zu können. Besonders die Checklisten für Allys fand ich eine großartige Sache, an der ich mich zukünftig orientieren möchte.

Queergestreift gehört auf den Buchmarkt und in die heimischen Regale wie die Farbe gelb in den Regenbogen. Ohne fehlt einfach etwas.