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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
danieleb
Wohnort: 
münchen

Bewertungen

Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2020
Ein wenig Glaube
Butler, Nickolas

Ein wenig Glaube


ausgezeichnet

Nickolas Butler hat wieder ein wunderbares Buch geschrieben. Eine Geschichte über das Landleben in den USA, wo Leute, noch, einander als Nachbarn kennen und die meiste Zeit ihres Lebens an einem Ort verbringen. Luke und Pat hatten einst einen Sohn, der jedoch als Baby kurz nach seiner Geburt starb. Doch das Leben spielt manchmal nicht nur unfair, es hat auch Trost bereit. So adoptieren die beiden Shilo, die ungewollte Tochter einer Minderjährigen. So zieht wieder das Glück in das Haus des Paares ein. Für ein paar Jahre wird es bleiben. Sogar ein kleiner Enkelsohn wird geboren, doch die Freude trübt sich, als Shilo sich in einen Prediger verliebt, und mit diesem in ein eigenes Haus zieht. Luke ist ein sympathischer Protagonist, der in die Jahre gekommen Bilanz über sein Leben zieht. Viel ist am Ende nicht geblieben, sein bester Freund liegt im Sterben, die eigen Gesundheit läst hier und da zu wünschen übrig. Es liegt viel mehr Leben hinter ihm als vor ihm. Das möchte er mit seinem Enkel teilen, doch der ist ernsthaft erkrankt, und die Glaubensgemeinschaft seiner Tochter meint diese schwere Krankheit weg beten zu können. Butler beschreibt sehr unaufgeregt über die Liebe, den Glauben und den Unsinn, den die Angst vor dem Tod bei Menschen wider den Verstand hervor bringt. Ein Roman den man erst nach der letzten gelesenen Seite aus der Hand legen kann - so gut ist er geschrieben, und aus dem Englischen übersetzt.

Bewertung vom 04.05.2020
Die Kleider der Frauen
Lester, Natasha

Die Kleider der Frauen


sehr gut

In zwei Zeitebenen spielt der Roman von Natasha Lester. Frankreich im zweiten Weltkrieg, dort lebt Estella mit ihrer Mutter in Paris, und Amerika und Kanada in der Jetztzeit, dort bangt die junge Modekuratorin Fabienne um das Leben ihrer schwerkranken Großmutter Estella. Fabienne wird nach dem Tod Estelles eine Reise in die Vergangenheit ihrer Großmutter antreten und ihr eigenes Leben und ihre Herkunft in Frage stellen. Ihr Leben wird sich von Grund auf verändern, da sie die Liebe ihres Lebens treffen wird, und anders als ihre Vorfahrinnen für den Mann an ihrer Seite entscheiden wird. Viele Geheimnisse werden gelüftet. Der Leser begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit Europas und wird ebenso die Geschichte der amerikanischen Modeindustrie kennenlernen, die bis in die fünfziger Jahre wenig an eigener Kreativität hervorbrachte. Die Autorin hat einen sehr spannenden Familienroman mit bisweilen krimihaften Sentenzen geschrieben, der bis zur Auflösung der Rätsel um die wirkliche Herkunft von Fabienne Spannung und Unterhaltung verspricht.

Bewertung vom 09.03.2020
Das Evangelium der Aale
Svensson, Patrik

Das Evangelium der Aale


ausgezeichnet

Das Leben der Aale schildert die Kindheitserinnerungen des Autors, als er u. a. mit seinem Vater zum Aale fischen ging. Eine neue Welt tut sich dem Leser auf, wo er erfährt wie geheimnisvoll das Leben der Aale z.T. bis heute ist. Von Aristoteles bis Sigmund Freud, sie alle forschten um mehr über diesen geheimnisvollen Fisch zu erfahren, der geboren in der Sargassosee, als Weideblatt bezeichnet, im Meerwasser schwimmt. Die verschiedenen Wachstumstadien führen von kleinen Glasaal, Gelbaal und Blankaal bis zum voll ausgewachsenen Exemplar, der auf seiner langen Reise durch die Meere schließlich in den Flüssen und Seen der Kontinente landet. Bis er geschlechtsreif geworden ist, dann tritt er erneut seine Rückreise an um abzulaichen und schließlich zu sterben. Patrik Svensson verwebt in seine Erzählung über das Leben der Aale, das Leben der Menschen persönlich wie im Allgemeinen. Ob Freuds Lehre der menschlichen Psyche wohl auf seiner Forschung mit Aalen als junger Mann in Triest begründet sein mag? Er fand schließlich nicht das womit er beauftragt war, wurde jedoch weltberühmt als Psychotherapeut. Oder das Buch "Stummer Frühling" von Rachel Carson, die schon vor einem halbem Jahrhundert die Zusammenhänge exzesiver Gifteinsätze in der Landwirtschaft und dem Sterben der Arten in Zusammenhang brachte. Alles landet wieder beim Aal, der als Speisefisch vor allem bei den Armen dieser Welt beliebt war, und nun vom Aussterben bedroht ist. Plötzlich selten und gefährdet gilt er nun als Delikatesse, und wird teuer verkauft. Denn eines ist sicher, der Aal läßt sich nicht züchten. Er ist sperrig gegen alle menschlichen Bestrebungen in sich untertan zu machen. Ein wunderbares Buch, gut zu lesen, dass uns ein verborgenes Leben und u. a. auch uns selbst näher zu bringen versucht. Eine Warnung in Form von Prosa, dass der Mensch sich bescheiden soll, lieber geduldig die Welt in der er mit anderen Spezies lebt, zu beobachten und vor allem zu pflegen nicht auszubeuten.

Bewertung vom 08.02.2020
Die Bagage
Helfer, Monika

Die Bagage


ausgezeichnet

Ein wunderbares Buch!
Die Geschichte der Großmutter und Mutter der Autorin nimmt von der ersten Seite an gefangen. In einem Bergdorf weit außerhalb lebt die Familie von Maria (der Großmutter der Autorin). Mit ihrem Mann und den vier Kindern sind sie Außenseiter, was Marias Mann Josef Mossbrugger ganz recht ist, denn Maria seine Frau ist die Schönste im ganzen Dorf. Den Männern gefällt sie gut, und Josef hält sie möglichst fern von allen Bewohnern. Das wird schwierig als er und drei weitere Männer eingezogen werden um im ersten Weltkrieg zu dienen. Josef bittet den Bürgermeister, der natürlich auch ein Auge auf Maria geworfen hat, auf diese aufzupassen. Sie soll das Haus möglichst nicht verlassen, Lebensmittel soll nur der Bürgermeister liefern. Maria ist eine lebensfrohe Frau, die auch die Liebe liebt, und die ehrliche Liebe ihres Mannes nur im Bett zu spüren bekommt.Ansonsten ist er sehr sparsam mit seiner Zuneigung, auch seinen Kindern gegenüber. Eines Tages nimmt der Bürgermeister Maria zu ihrer Schwester in die nächstgrößere Stadt mit auf den Bauernmarkt. Dort begegnet sie Georg, der ihr sofort sehr gut gefällt, doch es passiert nichts zwischen ihnen. Das ändert sich als Georg sie in ihrem Heimatdorf aufspürt. Monika Helfer beschreibt das karge Leben der Bergbewohner in wunderschöner Weise. Die Beziehungen der einzelnen Menschen unter- und zueinander fasst sie schlicht und eindrucksvoll zusammen. Das Leben der Menschen vor knapp hundert Jahren erscheint uns heute arm und karg, doch wenn man genau hinsieht wie die Autorin das virtuos tut, lernt man eine reiche Welt kennen, die es heute so bei uns nicht mehr gibt.
Mein Fazit: Sehr lesenswert, und ein schönes Geschenk für Bibliophile.

Bewertung vom 05.12.2019
Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger / Die Fowl-Zwillinge Bd.1
Colfer, Eoin

Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger / Die Fowl-Zwillinge Bd.1


gut

Die Fowl Family wird weiter erzählt, jedoch diesmal sind die jüngeren Zwillinge Beckett und Myles die Hauptprotagonisten. Eoin Colfer hatte schon bei Artemis die beiden angelegt, um seine Saga weiter fortzusetzen. Voll ungezügeltem Intellekt turnt Beckett durch die Geschichte, während sein Bruder Myles den Nachfolger von Artemis mit Haltung, Schlips und Anzug gibt. Ich bin erwachsen, und bin ein großer Fan von Artemis Fowl, jedoch durch die ersten hundert Seiten des neuen Romans musste ich mich oft durch zwingen. Zuviel an Information purzelt auf den Leser ein, zwar lockert der Autor den dichten Text hier und da durch Humor auf, doch die Absicht des bösen Herzogs, der dem ewigen Leben hinterher hetzt, ist mir dann doch zu banal. Spannender ist die Spanierin Jeronima, die leider dann doch schnell an Charme verliert, da die Zwillinge diese mit schlauen Tricks sehr schnell überlisten. Insgesamt irgendwie leider doch eine Übertreibung des ursprünglich so schönen Zyklus der Artemis Fowl Geschichten, die mich weit mehr begeisterten als H.P. seinerzeit. Vielleicht hätte Eoin Colfer besser daran getan statt eines Brüderpaares, Artemis ein paar Zwillingsschwestern zu verpassen. Becca und Myla, superschlaue Mädchen die mit dem großen Bruder locker mithalten können, und mit der Welt der Unterirdischen einen feministischen Pakt schließen damit die Mädels auch mal an die Macht der noch immer von Männer dominierten Welt kommen?! ;-)

Bewertung vom 13.11.2019
Missing Boy
Fox, Candice

Missing Boy


ausgezeichnet

Candice Fox schickt ihr Ermittlerduo erneut in den Ring, es geht um die Suche nach einem vermissten Jungen. Ted Conkaffey und Amanda Pharrell werden von der Mutter des Jungen angeheuert, da diese vorgeblich der örtlichen Polizei nicht zutraut ihr Kind zu finden. Für Ted ist es ein verzwickte Situation, da er zum ersten Mal nach langer Zeit seine kleine Tochter endlich wiedersehen kann, doch nun kommt ihm dieser Fall in die Quere. Die Polizei reagiert jedoch dieses Mal nicht so ablehnend wie zuvor, und erwartet sich in der Zusammenarbeit mit dem Ermittlerduo schnelle Ergebnisse, denn die Regel gilt, nach 24 Stunden sind die meisten entführten oder verschwundenen Kinder tot. Doch die Suche gestaltet sich schwieriger je länger sie dauert. Selbst Amandas feiner Spürsinn und ihre großartige Kombinationsgabe führen die beiden zuerst in die Irre, denn der Täter legt falsche Fährten. Zudem will sich eine Polizistin an Amanda für den Tod ihrer Freundin, einer Polizistin rächen, und sinnt darauf Amanda zur Strecke zu bringen. Wieder ist es der Autorin gelungen Spannung bis zur letzten Seite zu halten. Für Krimifans mit starken Nerven ein toller Thriller.

Bewertung vom 28.10.2019
In den Klauen des Falken
Kallentoft, Mons;Karolina, Anna

In den Klauen des Falken


ausgezeichnet

IS Terror vermischt mit Drogenkriminalität führt Zack Herry auf tiefe Abwege bei seinem neuen Fall der mit der Overtüre eines Überfalls in der Stockholmer U-Bahn beginnt. Zack ist gezwungen eine sehr junge Frau, eigentlich noch ein Mädchen zu erschießen, die bewaffnet mit einem Beil Menschen am Bahnsteig, erschlägt und verletzt. Als sie sich schließlich in die Luft sprengen will muss er handeln. Noch unter Schock muss er den Todesfall eines Kollegen ermitteln, der als Undercover auf brutalste Weise ermordet wird. Dessen Kontakt in die Drogenszene kennt niemand da eben dieser tote Kollege keine Informationen hinterlassen hat. Zudem verliebt sich Zack in eine geheimnisvolle Frau, die ihn lange im Unklaren lässt mit wem er es hier eigentlich zu tun hat. Eine alte Jugendliebe Zacks, die schwangere Witwe des getöteten Kollegen, bringt zusätzlich Schwierigkeiten in die Ermittlungen. Zu guterletzt irritieren ihn die Avancen einer jungen Nachbarin, auch noch eher Kind als Frau. So spitzt sich der Thriller immer weiter zu, der schließlich in einer fulminaten Terrorszene endet, deren größtmöglichen Schaden Zack in der allerletzten Sekunde noch abwenden kann. Auf über 400 Seiten schreiben Mons Kallentoft und Anna Karolina einen Krimi der den Leser bis zur letzten Seite in Spannung hält.

Bewertung vom 23.10.2019
Die Dame hinter dem Vorhang
Peters, Veronika

Die Dame hinter dem Vorhang


ausgezeichnet

Veronika Peters führt die Leser in eine versunkene Welt der britischen Upper Class die es so heute nicht mehr gibt. Dame Edith Sitwell in ihrer Zeit berühmte britische Dichterin und Autorin, die gemeinsam mit ihren Brüdern Osbert und Satchwell das swinigin London der zwanziger Jahre maßgeblich prägte, wird in den fiktiven Memoiren von Jane Banister wieder lebendig. Jane Banister tritt mit sechzehn Jahren in die Dienste von Edith Sitwell. Geboren wurde sie auf Gut Rensihaw dem Familiensitz der Sitwells, wie schon ihre Mutter Emma Banister, deren Vater einst oberster Gärtner von Ediths Vater war. Mit großer Ergebenheit und und liebevoller Aufopferung arbeitet und lebt Jane siebenunddreißig Jahre für und mit Edith. Sie beschreibt das zeitweise wirklich schwere Leben der Dichterin von Kindheit an, die ungeliebt von ihren Eltern schon früh deren Missbilligung sowohl an Leib als auch Seele erfahren muss. Als diese endlich volljährig das Elternhaus verlässt um mit Helen ihrer ehemaligen Kinderfrau in London in sehr bescheidenen Verhältnissen zu leben, beginnt ihre Karriere als Dichterin und Autorin, gemeinsam mit ihren beiden jüngeren Brüdern, in den Kreisen der Londoner Bohême. Als Jane in London ankommt, lernt sie bekannte und später berühmte Menschen wie Cecil Beaton, Aldous Huxley und Marilyn Monroe etc. kennen, alles Freunde ihrer Herrin Edith. Die Autorin beschreibt in einer wunderbaren Sprache das Leben dieser ungewöhnlichen Frau, die sich niemals den Sitten ihrer Klasse unterwarf, und dafür einen hohen Preis bezahlen musste, um ihrer Zeit weit voraus, ein unabhängiges und ihrer hohen Begabung gerechtes Leben führen zu können. Ein sehr lesenswertes Buch, dass eine bemerkenswerte Frau wieder ins rechte Licht rückt, und die Leser sich neugierig auf die Spurensuche der Edith Sitwell und ihrer Zeit begeben läßt.

Bewertung vom 05.10.2019
Unbarmherzig / Gina Angelucci Bd.2
Löhnig, Inge

Unbarmherzig / Gina Angelucci Bd.2


ausgezeichnet

Der neueste Roman den Inge Löhnig, wie immer sehr gekonnt, von Gina Angeluccis neuestem ColdCase geschrieben hat, führt den Leser in die Peripherie des Münchner Umlands. Die Skelette zweier Toter werden auf einer Kieshalde zufällig von einer Einwohnerin, der nahe gelegenen Kleinstadt, beim Joggen entdeckt. Es zeigt sich, dass diese Knochen schon einige Jahre dort liegen, doch eine Identifizierung des Alters der Fundstücke bringt noch mehr Rätsel und Fragen als Lösungen. Genau richtig für Gina, die besonders schwierige Fälle zu Höchstform auflaufen lassen. Sie ist nach Mutterschaftspause in ihren Job zurück gekehrt, und Gino ihr Mann bleibt nun bei der gemeinsamen Tochter Chiara, zu Hause. Sie taucht ein in eine alte Familienfehde, die mehr als zwei Generationen in Zwist hält, deren Hintergründe jedoch sehr eng mit den Toten in Zusammenhang steht.Spannend von der ersten bis zur letzten Seite wickelt die Autorin das Knäuel von Neid, Hass und Missgunst als auch enttäuschter Liebe auf, verbunden mit den Geschehnissen des zweiten Weltkrieges, die bis in die heutigen Tage immer noch Schicksale bestimmen und lenken.
Gelungen!

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Bewertung vom 04.05.2019
Lola
Love, Melissa Scrivner

Lola


sehr gut

Unterm Radar muss Lola sich als Bandenchefin verstecken, denn erstens als Frau, zweitens als Latina, und drittens im Ghetto, herrschen die Männer. Als kleine unscheinbare Freundin von Garcia dem offiziellen Chef der Crenshaw Six, zieht sie die Fäden. Diese drohen ihr jedoch zu entgleiten als eine Drogen- und Geldübergabe scheitert. Ihr Bruder auch Mitglied der Gang vermasselt mehrfach ihre Pläne ihre Bande zu einer der führenden Gangs zu machen. Nach einem missglückten Auftrag steht sie plötzlich unfreiwillig im Focus der großen Bandenchefs, und muss um ihr Leben fürchten. Innert kurzer Zeit soll sie zwei Millionen Dollar und kiloweise Drogen wieder beschaffen. Die Autorin taucht in das Leben von Menschen ein, die am Rande der Gesellschaft ein weltweit umspannendes illegales und sehr lukratives Geschäft betreiben, ein. Wie in der legalen Wirtschaft geht es um Allianzen, Feindschaften und Konkurrenz. Wer nicht vorsichtig, schnell und schlau ist, geht unter im Haifischbecken der Drogenkartelle. Lola stellt die Ausnahme dar, die tagtäglich mit Unsicherheit und Tod konfrontiert um ihr Überleben, und das Leben der Menschen die ihr wichtig sind, kämpft und taktiert.