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Bavvaria123

Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 23.01.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


ausgezeichnet

Mach mir eine Tasse Tee

Das Cover ist absolut gelungen. Man sieht sofort, die Geschichte spielt im Hotel, ein Zimmermädchen ist beteiligt und wir werden uns beim Lesen nach Großbritannien begeben. Fast hätte ich auf Schottland getippt, aber es ist London. Genauer gesagt das altehrwürdige Londoner Regency Grand Hotel.

Nun, Geschichten, die in London spielen gibt es unzählige. Geschichten im Hotelgewerbe ebenso. Und auch ermittelnde Frauen, die nicht der Polizei angehören. Aber einen Krimi, wie den von Nita Prose habe ich eher noch nicht gelesen.

Gleich auf den ersten Seiten lernen wir Leser Molly Gray kennen. Molly ist Zimmermädchen im besagten Hotel, liebt ihren Job und erzählt uns die Begebenheit, die sich ab einem bestimmten Montag zugetragen hat.

Der Schreibstil ist auf den ersten Seiten ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber dann passt er eben. Vor allem zu Molly. Diese Frau ist besonders. Oder sind wir alle gleich, aber auf unterschiedlicher Weise?

Jene Molly Gray habe ich sehr schnell in mein Herz geschlossen. Ihre Grandma ist vor nicht allzu langer Zeit gestorben. Aber diese Gran hat der Enkelin viel mitgegeben. Sehr viel Liebe und viele kluge Sprüche. Und diese Grandma erinnert mich mit voller Wucht an meine Oma.

"The Maid" ist ein Krimi. Und ein Krimi braucht etwas kriminelles und deshalb stirbt auf mysteriöse Weise der Mr. Black. Und so ein Tod braucht auch meist auch einen Mörder oder eine Mörderin. Ist es vielleicht die Maid, also Molly?

Die Geschichte ist fesselnd, aber auch charmant und es tut mir sehr leid für Mr. Black, dass er dafür sterben musste. Aber dadurch ist ein originelles Buch entstanden. Es hat mich durch ein regnerisches Wochenende getragen und mich richtig gut unterhalten.

Ich empfehle "The Maid" nicht an die knallharten Krimifans, die schon ein bisschen mehr Blut brauchen, als den Tropfen, der sich auf dem Cover Bahn bricht. Aber ich empfehle das Buch sehr gerne an Leser*innen, die ein besonderes Zimmermädchen kennen lernen wollen, mit einem etwas kuriosem Verhalten, einer liebenswerten Oma und einer großen Vorliebe für Inspektor Columbo. Klingt originell? Ist es auch - und sogar spannend. Und bekommt deshalb auch gerne alle 5 Sterne von mir.

Bewertung vom 15.11.2021
Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
Rygiert, Beate

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher


ausgezeichnet

Weiße, gelbe oder rote Rosen

So ein schönes Cover. Ein wenig Gold, ein wenig altes Berlin, zwei hübsche Frauen. Und schon hat man eine Ahnung, worum es wohl gehen mag.
Und der Titel beschreibt es dann auch mit Worten. "Die Ullstein-Frauen und das Haus der Bücher". Es beginnt also eine Reise nach Berlin, zu den Ursprüngen des Ullstein Verlags. Das klingt absolut interessant.

Beate Rygiert nimmt ihre Leserschaft mit in das Berlin der goldenen 1920er Jahre. Das wird schon auf den ersten Seiten deutlich. Zum einen die Zeit, zum anderen aber eben auch Berlin.
Durch den sehr lebendigen, anspruchsvollen und spannenden Schreibstil wird man förmlich in die Geschichte eingesogen. Obwohl mich eine Bindehautentzündung ausgebremst hat, konnte ich das Buch nur widerwillig aus den Händen legen.

Wir lernen die junge Rosalie Gräfenberg kennen - eine geschiedene, erfolgreiche Journalistin. Und nicht nur wir, auch der Generaldirektor Franz Ullstein macht ihre Bekanntschaft. Und dann gehen wir gemeinsam durch Höhen und Tiefen und werden unter anderem von Vicki Baum und ihrem aufgeweckten Tippfräulein Lilli begleitet.

Der Autorin ist ein überaus unterhaltsamer Roman gelungen, der auch trotz über 480 Seiten niemals langweilig wird. Ganz im Gegenteil. Die sehr ausgeprägte Recherche wird in eine wunderbare Gefühlswelt eingewoben. Das mag ich ausgesprochen gern, wenn historische Fakten so köstlich serviert werden.

Nicht nur die Personen sind detailreich dargestellt, auch das Leben in den 20er Jahren und die Stadt Berlin zu dieser Zeit sind hervorragend skizziert.

Ich empfehle das Buch bereitwillig mit allen fünf Sternen, eigentlich an alle, die sich gern gepflegt auf eine interessante und lebhafte Lesereise begeben.

Bewertung vom 10.10.2021
Die Übersetzerin
Lecoat, Jenny

Die Übersetzerin


sehr gut

Liebe und Überlebenswille
Das Cover ist eher schlicht gehalten, aber gerade deshalb schön und zu dem Buchinhalt sehr passend gewählt.

Ich mag es, wenn zeitgeschichtliche Romane einen wahren Hintergrund haben. Und das ist in diesem Buch der Fall, wenn es auch eine eher ungewöhnliche wahre Geschichte ist.
Protagonistin ist die junge jüdische Frau aus Wien, die Hedy genannt wird. Sie nimmt im Lager der Deutschen eine Stelle als Dolmetscherin an und muss versuchen, ihren Hintergrund geheim zu halten. Dann verliebt sie sich ausgerechnet in einen Wehrmachtssoldaten.

"Die Übersetzerin" ist eine Liebesgeschichte vor einem grausamen Szenario auf der schönen Insel Jersey. Der Originaltitel ""Hedy`s War" vermittelt die Brutalität der Zeit treffend.

Das erste Drittel des Buches habe ich als eher langsamen Einstieg in diese 1940 beginnende Geschichte gesehen. Danach nimmt die Autorin mehr Fahrt auf und es wird zum Ende hin richtig spannend. Absolut gelungen finde ich auch den Epilog.

Jenny Lecoat schreibt ausgesprochen einfühlsam, lebendig und bildhaft. Man erkennt, dass sie heimatliche Wurzeln auf Jersey hat.

Nicht ganz so intensiv werden die Charaktere der handelnden Personen dargestellt. Hedy blieb mir bis zum Schluss ein wenig fremd, ebenso wie ihr Geliebter Kurt. Gefallen hat mir da sie Freundin Dorothea, die wirklich überzeugend dargestellt worden ist.

Für mich waren die Umstände auf der Kanalinsel nach dem Krieg so nicht bekannt und somit gab mir das Buch auch eine interessante Geschichtseinheit.

Mit kleinen Abzügen, aber dicken vier Sternen empfehle ich "Die Übersetzerin" gerne weiter, vor allem, wenn man Romane mag, die wahre Begebenheiten und Fiktion gekonnt miteinander verweben.

Bewertung vom 28.09.2021
Der schwarze Winter
Lindemann, Clara

Der schwarze Winter


sehr gut

Zwei Schwestern im Hungerwinter

Das Cover sagt einiges über den Inhalt des Buches aus. Frauenstiefel im Schnee, eine Decke, ein zerstörter Ort. Das passt.
Über die Zeit direkt nach dem Krieg habe ich deutlich weniger gelesen als über den Krieg an sich. So war ich auf das Buch sehr gespannt.

Der Leser erfährt die Geschichte der Bensdorf Schwestern. Sie mussten aus Danzig fliehen und waren einige Zeit auf einem Bauernhof untergebracht. Nach einer Eskalation der Ereignisse müssen sie auch hier verschwinden und landen im ausgebombten und von Briten besetzten Hamburg.

Clara Lindemann hat hier einen ausgesprochen bildgewaltigen und lebendigen Roman geschrieben. Die beiden Schwestern, Rosemarie und Silke, sind sehr unterschiedlich und doch kann man ihre Charaktere gut nachvollziehen und beide sind auf ihre Art sympathisch, mutig und couragiert.


Die Geschichte hat mich gefesselt und ich habe mit den beiden und auch den anderen Personen zum Teil arg mit gefiebert, andere aber auch schrecklich gefunden.
Der Hungerwinter und die schlimmen Erfahrungen sind eindrucksvoll und erschütternd, aber sicher realitätsnah beschrieben.

Ein paar Ungereimtheiten und ein für mich dann doch etwas zu glattes Ende lassen mich einen Stern abziehen. Aber das Buch bekommt auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.09.2021
Wellenflug
Neumann, Constanze

Wellenflug


sehr gut

Von 1864 bis 1957

Das Cover, der Antlitz einer jungen Frau, gefällt mir sehr gut. Zum einen verrät es, dass es mit dem Buch in die Vergangenheit geht und zum anderen ist mindestens eine Frau Protagonistin.
Hier sind es dann zwei.

Erzählt wird das Leben von Anna, von 1864 bis 1905, und Marie, von 1905 bis 1957. Anna ist die Schwiegermutter von Marie. Und Marie die ungewollte, nicht akzeptierte Schwiegertochter.
Bindungsglied ist Heinrich Reichenbach, Annas Sohn, ein gewiefter Filou, den Marie sehr liebt und mit dem sie nach Amerika geht und auch wieder nach Deutschland zurück kommt.

Anfangs hatte ich Schwierigkeiten in den Roman einzusteigen. Ich wurde schnell mit einer Menge von Personen konfrontiert, dass ich Mühe hatte, alle Namen einordnen zu können. Da hätte sich ein Stammbaum oder eine Personenliste als sehr hilfreich erwiesen. Nach etwa 70 Seiten hat sich das dann aber gegeben und ich konnte dem Romangeschehen gut folgen.

Constanze Neumann hat die Geschichte ihres Buches an die Geschichte ihrer Familie angelehnt. Jener Heinrich reichenbauch ist wohl ihr Urgroßvater.
Man bemerkt auch eine gute Recherche, nicht nur in der Familiengeschichte sondern auch in den historischen Begebenheiten.
Ich bin aber mit beiden Hauptfiguren nicht so ganz warm geworden. Und das liegt an dem zwar angenehmen, aber doch ausgesprochen distanzierten Schreibstil. Die Autorin beschreibt die Ereignisse, aber sie verwebt sie nicht direkt. So bleiben Anna und Marie ein wenig zu eindimensional.

Aufgrund der aufgeführten, mich etwas störenden Dinge, ziehe ich einen Stern ab, gebe aber trotzdem eine Leseempfehlung. Vor allem Leser*innen mit einer Vorliebe von besonderen Familiengeschichten werden hier sicher zu einem interessanten Leseerlebnis kommen.

Bewertung vom 27.07.2021
Dreieinhalb Stunden
Krause, Robert

Dreieinhalb Stunden


sehr gut

München, Hauptbahnhof, Gleis 13

Das Cover hat mich aufmerksam auf das Buch gemacht. Man spürt, dass es ein wenig in die Vergangenheit führen soll und das es auf einem Bahnhof oder in einem Zug spielen wird. So passt es absolut zu dem Inhalt.

Es ist der 13. August 1961. Pünktlich um 8.10 verlässt der Interzonenzug D 151 die bayrische Hauptstadt in Richtung Ost-Berlin. Viele Passagiere sind auf dem Weg zurück in die DDR, als sich ein Gerücht im Zug verbreitet: die Grenze soll dicht gemacht werden. Richtig dicht - vermauert sozusagen.

Es geht also um ein wichtiges historisches Ereignis. Als ich auf die Welt gekommen bin, gab es diese Mauer durch Berlin dann schon.

Die Passagiere in dem Zug haben nun dreieinhalb Stunden Zeit, zu entscheiden, ob sie nach Hause fahren oder im Westen aussteigen sollen.

Robert Krause steigt rasant in die Geschichte ein. Ich kam mir ein wenig so vor, als gehe ich durch den anfahrenden Zug und sehe die anderen Mitreisenden. Auf den ersten 60 Seiten lerne ich 10 Protagonist*innen kennen. Manche wirklich nur so im Vorübergehen. Das hat mich zunächst schon etwas verwirrt. Aber je weiter ich gelesen habe, umso weniger hat es mich genervt. Eher fühlt e ich mich tatsächlich wie eine Mitreisende.

Das Buch ist in 154 Abschnitte gegliedert. Das sind dann entweder die perspektivischen Erlebnisse der Hauptfiguren oder Meldungen an das Präsidium der Volkspolizei in Berlin.

Wie ein Interzonenzug nimmt auch das Buch an Fahrt auf und nimmt mich mit. Mir ist es teilweise schwer gefallen, es aus der Hand zu legen. Der rasante Schreibstil zeugt davon, dass Robert Krause sein Geld unter anderem als Drehbuchautor verdient. Zu diesem Buch passt er ausgesprochen gut. So wird die Spannung noch weiter ausgebaut. Ich war mir bei vielen Personen lange nicht klar, wie sie sich in der Kürze der Zeit entscheiden würden. Eine so zukunftswichtige Entscheidung zu treffen, stelle ich mir sehr schwierig vor.

Mir hat das Buch nach anfänglichen Schwierigkeiten äußerst gut gefallen. Ich finde die weitreichende Recherche gelungen, ebenso die Umsetzung, wenn auch die eine oder andere Person ein wenig blass bleibt.
Sehr gern gebe ich 4 Sterne und empfehle "3 1/2 Stunden" historisch interessierten Leser*innen und allen, die spannend unterhalten werden wollen.
Ich freue mich nun auch auf den Film!

Bewertung vom 02.07.2021
Kate in Waiting
Albertalli, Becky

Kate in Waiting


sehr gut

Love is love

Das Cover ist mir sehr aufgefallen. Nicht nur wegen dem zarten Rosa, auch die erhaben gedruckten Buchstaben des Titels mit den vielen Punkten und vor allem die zarten, glitzernden Strähnen, die Haare darstellen. Das ist schon etwas Besonderes.

Besonders ist es für mich auch, ein Young Adult Roman zu lesen. Immerhin bin ich nicht mehr so ganz die richtige Zielgruppe dafür. Aber gerade das fand ich dann doch spannend.

Das Buch handelt von Anderson Walker und Kate Garfield, beste Freunde seit sie denken können, und Matt Olson, der Typ vom Sommercamp, der durch seinen Umzug in den Alltag der Beiden gerät und in den sich beide vergucken.
Und nun?

Ich brauchte ein wenig, bis ich in die Geschichte eintauchen konnte. Das lag daran, dass ich mich erst einmal an den Schreibstil gewöhnen musste. Es ist zwar ein lockerer, leichter Erzählstil, aber es werden einige jugendtypische und auch einige theatertypische Begriffe eingestreut. Zudem gibt es schnell ausgesprochen viele Personen aus Crew, Familie, Freundschaften, so dass ich da etwas Eingewöhnung benötigte. Danach kam ich aber gut zurecht.

Witzig und passend finde ich die Gliederung in Ouvertüre, Szenen und Verbeugungsrunde. Das passt sehr zum Untertitel und der Geschichte.

Die Protagonistin Kate war mir von Anfang an sympathisch, sie ist jung, charmant, ehrlich. Auch Andy ist ein feiner Kerl, mit dem man sich gut anfreunden kann.

Gut gefallen hat mir die gelungene Einbindung der queren Themen, wobei ich es in dieser Hinsicht nicht gut finde, dass es auch "Arschloch-Typen" gibt. Da hätte ich mir auch mehr Aufgeschlossenheit gewünscht.

Becky Albertalli hat einen lesenswerten, teilweise humorvollen und kurzweilig zu lesenden Roman geschrieben, der jedoch etwas zu vorhersehbar ist. Alles in allem vergebe ich gern 4 Sterne und eine Leseempfehlung für die jugendliche Leserschaft.