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Phoebe Caulfield

Bewertungen

Insgesamt 64 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2022
Klartext Klima!
Schurmann, Sara

Klartext Klima!


ausgezeichnet

Worauf warten wir noch???

Warum es noch ein weiteres Buch zum Klimawandel braucht? Diese Frage beantwortet Sara Schurmann gleich ganz zu Beginn und ohne Umwege:
die Klimakrise ist längst da und wir alle tun noch immer viel zu wenig, der Ernst der Lage scheint noch nicht durchgedrungen zu sein.

In vier gut verständlichen Kapiteln holt die Autorin uns Leser_innen genau dort ab, wo wie jetzt stehen: die Fakten sind seit Jahrzehnten bekannt und trotzdem geschieht erschreckend wenig. Die dahinter liegenden Mechanismen – vom menschlichen (Vermeidungs-)Verhalten, über die Macht des Lobbyismus bis hin zur Rolle der Medien. Sara Schurmann erläutert, warum wir eigentlich schon jetzt viel spät dran sind.

Ganz klar zeigt sie abschließend auf, welche Schritte jede_r einzelne, aber auch wir als Gesellschaft gemeinsam gehen können und welche Maßnahmen wir heute ergreifen müssen, um uns selbst, vor allem aber allen nachfolgenden Generationen noch ein gesichertes Leben zu ermöglichen. Worauf warten wir eigentlich noch? Los geht’s!

Bewertung vom 09.04.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


sehr gut

Berührende Coming of Age-Geschichte

Die knapp 17jährige Maserati lebt zurückgezogen mit ihrer verwirrten Großmutter irgendwo in der (vermutlich) Brandenburger Pampa. Dort bewirtschaften beide die Dorfkneipe. Statt die Schule zu besuchen, hat Maserati den Großteil der Bewirtschaftung und der Verantwortung übernommen, immer auf der Hut vor und einem Auge auf der Oma, die möglichst in ihren vertrauten Bahnen gehalten werden muss. Bis eines Tages eine alte Villa am anderen Endes des Dorfes gekauft, renoviert und bezogen wird.

Dort ziehen Caspar und Theo ein, zwei Jungs in Maseratis Alter und neugieriger auf Maserati, als es ihr lieb ist. Nach und nach, Schicht um Schicht, werden jeweils die Geschichten der Vergangenheit offengelegt und es scheint als können alle drei die Beschädigungen ihres noch jungen Lebens gemeinsam irgendwie bewältigen, um nach vorn schauen zu können.

Als absoluter Fan von Alina Bronsky bin ich auch von diesem Buch wieder sehr begeistert Ihre Fähigkeit sich in die Gefühls- und Gedankenwelt Heranwachsender hinein zu versetzen, beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Die Figuren wirken gerade auch durch ihre Widersprüchlichkeit glaubhaft und authentisch, Ton und Sprache sind auf den Punkt getroffen. Irgendwie ist das Buch für mich durchwirkt von einer Stimmung von Mitgefühl, öfter hatte das Muttertier in mir

Bewertung vom 20.03.2022
Eine perfekte Familie
Moriarty, Liane

Eine perfekte Familie


gut

Familiengeschichte(n) – mysteriös und unterhaltsam

Stan und Joy sind mittlerweile Pensionäre. Alle vier Kinder sind erwachsen und aus dem Haus. Die Tennisschule, die beide während ihrer jahrzehntewährenden Ehe aufgebaut und erfolgreich gemacht haben, haben sie vor einiger Zeit verkauft. Zeit also für den wohlverdienten Ruhestand. Diese Ruhe wird allerdings jäh unterbrochen als eines Abends eine junge und Frau mit Verletzungen vor ihrer Haustür steht und um Hilfe und Einlass bittet. Ab da gerät die heile Familienfassade ins Wanken.

Die Autorin nutzt geschickt verschiedene Erzählperspektiven und Zeitebenen, um Hintergründe und Familiengeheimnisse nach und nach ans Licht zu bringen. Und diese unterschiedlichen Perspektiven sind es auch, welche die Leser_innen immer wieder im Vagen darüber lassen, was tatsächlich wahr und glaubhaft ist oder eben doch nicht.

Natürlich ist keine Familie perfekt und so auch nicht die Delaneys samt ihrer vier Kinder. Jede Familienfigur wird nach und nach beschrieben, durch den Rückblick in die Kindheit/Jugend bzw. das jeweilige mehr oder weniger glückliche Beziehungsleben. Insgesamt waren mir die Figuren jedoch zu blass und holzschnittartig. (Absolut charmant fand ich die Info im Nachwort, dass drei Charaktere wahre Personen sind, die sich durch Spenden (für die Kampagne Authors for Fireys) bzw. bei einer Charity-Ersteigerung einen Platz in Moriartys Buch gesichert haben.)

Rundum lässt sich sagen: Das Buch bietet solide gemachte Unterhaltung. Wer einfach etwas zur Ablenkung und zum Weglesen sucht, ist hier durchaus richtig.

Bewertung vom 04.03.2022
Ungeheuer weckt man nicht / Sea Monsters Bd.1
Iland-Olschewski, Barbara

Ungeheuer weckt man nicht / Sea Monsters Bd.1


ausgezeichnet

Spannendes Seeabenteuer

Finn lebt mit seiner Familie auf einer kleinen Insel an der schottischen Ostküste und … hat große Angst vor Wasser, ohjee. Eines Tages zieht das Mädchen Poppy mit seinen Eltern auf diese Insel und Finn findet in ihr schnell eine Gefährtin. Gemeinsam begeben sie sich auf die Fährte der Seeungeheuer – oder sind diese vielleicht doch nur Phantasiefiguren und „Seemannsgarn“?

Der Schreibstil der Geschichte ist flüssig und dramaturgisch schlüssig. Alle auftretenden Figuren und ihre jeweiligen Rollen sind leicht zu erfassen und so lässt sich der Geschichte schnell folgen.
Für Kinder gut geeignet finde ich die jeweilige Kapitellänge, diese lässt sich gut bewältigen. Ganz wunderbar sind die Zeichnungen verschiedener Seeungeheuer zu Beginn der Kapitel. Eine Prise schottische Landeskultur gibt es auch, in dem die Autorin hin und wieder schottische Begriffe einstreut und auch erklärt.

Wer spannende Abenteuergeschichten mag, wird gut unterhalten werden. Das Buch eignet sich bestens zum Vor- als auch Selberlesen.

Bewertung vom 01.03.2022
Meine Schwester
Flitner, Bettina

Meine Schwester


ausgezeichnet

ein eindringliches und berührendes Familienporträt, das mich so schnell nicht los ließ

Dieses Porträt beschränkt sich allerdings nicht nur auf Flitners Kernfamilie (Mutter, Vater, Schwester).
Vielmehr weitet sie den Kreis auf beide Großelternpaare sowie die Ehe ihrer Schwester aus.

In Rückblenden erzählt die Autorin von der gemeinsamen Kindheit und Jugend mit ihrer Schwester in einer Familie, die geprägt ist von elterlicher Egozentrik und Unzuverlässigkeit. Selten wirkt diese Familie wie ein geschützter Rückzugsraum, ein Nest.
Parallel dazu verläuft der Erzählfaden der letzten Monate vor dem Selbstmord der Schwester - was hätte ich wissen müssen? war ich ihr noch wirklich nah?

Beim Lesen liefen mir an manchen Stellen eiskalte Schauer über den Rücken - so bedrückend und erkennbar beschädigend empfand ich die familiären Strukturen und Rollen, sowohl bei den Großeltern als auch bei den Eltern selbst. Gleichzeitig findet sich bereits in der Familie mütterlicherseits die Krankheit Depression. Für diese gibt es, wie heute bekannt, eine familiäre Prädisposition. Damals hat man sie wohl als Launen und Verstimmungen eher hingenommen. Und fataler Weise lässt sich anhand der Familienschilderungen erkennen, wie sich daraus ergebende Verhaltensmuster in der nächsten Generation fortsetzen können. So unfassbar tragisch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2022
Ich bleibe hier
Balzano, Marco

Ich bleibe hier


gut

sehr nüchtern und wenig berührend

Richtig gepackt hat mich diese Geschichte nicht. Da sind die übrigen drei Bücher von Balzano wesentlich empathischer und tiefgründiger. "Ich bleibe hier" erscheint mir als eine nüchterne und distanzierte (Nach)Erzählung der Familien-/Tirolgeschichte. Vielleicht sollte der Erzählstil die spröde Atmosphäre des Alltags in dieser immer kühl wirkenden Region wiedergeben. Ein Sach-Geschichtsbuch hätte es da auch getan.

Immerhin kann ich aber den Nachfolgeroman "Ich komme wieder" nur aus vollstem Herzen empfehlen. Denn dort zeigt Balzano seine immensen Qualitäten - Einfühlungsvermögen und klare Sprache.

Bewertung vom 17.02.2022
Zusammenkunft
Brown, Natasha

Zusammenkunft


ausgezeichnet

Fantastic debut, a 21th century Mrs Dalloway, razor sharp observations on social mobility and racism in 21th century Britain, stunning.

Bewertung vom 17.02.2022
Assembly
Brown, Natasha

Assembly


ausgezeichnet

Fantastic debut, a 21th century Mrs Dalloway, razor sharp observations on social mobility and racism in 21th century Britain, stunning.

Bewertung vom 16.02.2022
Hippocampus
Klemm, Gertraud

Hippocampus


ausgezeichnet

was habe ich mich beim Lesen amüsiert - war meine Entdeckung 2021

Habe mich wunderbar amüsiert - ein abgefahrendes, feministisches roadmovie mit viel Chuzpe, Herz und Geist.
Sprachlich ein absoluter Lesegenuss!
Habe mir anschließend auch alle anderen Bücher von Gertraud Klemm zugelegt und wurde nicht enttäuscht.

Bewertung vom 12.02.2022
Schöne Seelen und Komplizen
Schoch, Julia

Schöne Seelen und Komplizen


ausgezeichnet

dritte Generation Ost - wer war das damals und wer ist das eigentlich heute?

Die dritte Generation Ost ist erwachsen geworden und mehr oder weniger in ihrem Alltagsleben angekommen.
Das Buch gliedert sich in 2 Teile - die Zeit 1989-92 und heute (das Buch erschien erstmals 2018).
Im ersten Teil erleben die Leser gemeinsam mit verschiedenen Figuren einer Abiturklasse* die Vor- und Nachwendezeit, die Verwerfungen in den Familien aber auch das Erwachen der jungen Leute auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

Dieselben Figuren tauchen dann ebenfalls im zweiten Teil auf und auch hier können die Leser in die Köpfe und Erfahrungswelten der Charaktere eintauchen. Letztendlich geht es darum, sich auf die Suche zu machen, wie und auf welche Weise das Aufwachsen in der DDR und die Umbruchserfahrung der 90er Jahre, die heute erwachsenen Protagonisten geprägt hat. Und diese Reise gestaltet sich so unglaublich spannend.

Ich kann den Einwand nachvollziehen, dass es sich um sehr viele Figuren handelt, die man da im Einzelnen im Blick behalten muss. Habe mich auch gefragt, ob ein Personenverzeichnis dem Buch nicht vielleicht gut getan hätte. Hätte es vielleicht - mir allerdings hat es großen Lesespaß bereitet, im Buch immer mal wieder blättern zu müssen und mit detektivischem Spürsinn, die einzelnen Fäden und Berührungspunkte der Figuren zu verknüpfen. Wäre mein SUB nicht so hoch:-), hätte ich das Buch direkt noch einmal gelesen.

Für mich ist dieses Buch einer der beeindruckendsten, klarsten und spannendsten Umbruch-Romane.
(Der Begriff Wende-Roman trifft es in sofern nicht, als dass Teil ja fast 30! Jahre nach der Wende einsetzt.)

*Den Begriff Elitegymnasium auf dem Cover empfand ich etwas irreführend. In Vorwendezeiten war es eine Erweiterte Oberschule (EOS), auf der das Abitur erworben werden konnte. Den Zugang zu dieser EOS erhielten lediglich Jugendliche aus linientreuem Elternhaus oder besonders Begabte, die sich dann aber oft staatlichem Druck hinsichtlich ihrer beruflichen Laufbahn ausgesetzt sahen.
Ein Gymnasium wurde diese EOS erst im zweiten Teil. Und ob und warum es dann zu Nachwendezeiten noch ein ELITE-Gymnasium gewesen sein soll wird m.E. an keiner Stelle thematisiert.