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Benutzername: 
MB
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Rösrath

Bewertungen

Insgesamt 348 Bewertungen
Bewertung vom 11.11.2023
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


sehr gut

Geduld. Die muss man wohl haben. Zoe Beck lässt ihre Leserschaft bis kurz vor Schluss warten mit der großen Erklärung. Die Frage, die sich mir im Nachgang stellt ist die folgende: Ging es der Autorin darum, die Leser:innen es sich genauso mühevoll zusammenreimen zu lassen, scheinbar Unverbundenes nebeneinander aushalten zu müssen, wie es der Protagonistin Harriet im Verlaufe von "Memoria" ergeht (es wird zudem nur aus deren Perspektive erzählt)? Dann ist das Vorhaben gelungen. Zoe Beck siedelt ihre Story in der nahen Zukunft an; die Wälder brennen, die gesellschaftliche Lage hat sich zugespitz, die Kluft zwischen Besitzenden und dem Präkariat ist gewachsen. Harriet hält sich mit einem Job bei einem Wachdienst über Wasser, aber immer wieder tauchen Erinnerungen in ihr auf, die ihr fremd und nicht zu ihrer Lbenensgeschichte gehörig erscheinen. Als sie dann bei einem Brand eine ältere Frau rettet, die ihr irgendwie bekannt vorkommt, kommt einiges ins Rollen und Harriet begibt sich auf die Suche nach ihrer wahren Vergangenheit - welchen Erinnerungen kann sie trauen? Dass so ganz nebenher Harriets Vater an einer Demenz leidet und in einer Spezialeinrichtung untergebracht ist, also auch hier die Themen 'sich erinnern und vergessen' eine zentrale Rolle spielen, gibt dem Thriller noch einen Bonuspunkt, regt es doch an, über die Bedeutung des Erinnerungsvermögens und das Identitätsgefühl nachzudenken. Auch wird immer wieder angedeutet, inwieweit eine KI nicht nur in der Lage sein könne, dem demenziellen Erinnerungsverlust etwas entgegenzusetzen, sondern auch künstliche Erinnerungen zu erschaffen, damit der Mensch auf 'ein glückliches Leben' zurückblicken kann und nicht den Traumata der Vergangenheit ausgesetzt ist. Genau hierzu hätte ich mir in "Memoria" dann aber doch den einen oder anderen Exkurs gewünscht - das hätte dem Spannungsbogen des Thrillers keinen Abbruch sondern vielmehr gut getan.

Bewertung vom 06.11.2023
Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
Scherzant, Sina

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne


ausgezeichnet

Hervorragend. Ich stelle jetzt nicht die naheliegende Frage, wieviel persönliches Erleben der Autorin in die Geschichte reingepackt ist - es gelingt Sina Scherzant auf jeden Fall in bewundernwerter Weise, sowohl die innerpsychischen Prozesse ihrer Protagonistin Katha als auch die gruppendynamischen Prozesse innerhalb einer Clique Jugendlicher am Ende der Pubertät in Worte zu kleiden. Dabei findet sie eine Sprache voller Authentizität und von hoher literarischer Qualität. Wie kann man nur auf so einen Hammer-Satz kommen: "Vierzehn Jahre nach Angelicas Tod bestellte ich einen Americano." Beschrieben wird in der Ich-Perspektive die Geschichte von Katha. Umzug mit Mutter und jüngerer Schwester Nadine aus der Provinz nach Dortmund. Vater weg und neue Partnerin. Ankommen in einer neuen Schule. Sich eine neue Bezugsgruppe suchen, sich in der Klasse etablieren; funktionieren, sich anpassen, den eigenen Gefühlen nicht trauen (weil das zwischen Jungs und Mädchen wohl irgendwie so laufen muss). Katha lernt über die Klassenkameradin Sofie deren Mutter Angelica kennen - eine neue Welt tut sich auf. Katha - als ewige Peoplepleaserin lernt durch Angelica zunehmend, auch ihre eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen und wagt langsam, Schritt für Schritt, ihre alte Rolle abzuwerfen. Doch da stirbt Angelica, was Katha in eine tiefe Krise stürzt (die fast schon depressiv-psychotisch genannt werden kann...). Sina Scherzant bietet ihrer hoffentlich zahlreichen Leserschaft kein 'happy end' , aber einen Weg - schildert am Ende ausgesprochen realistisch, wie es mit Katha weitergeht... 14 Jahre nach dem schmerzhaften Verlust. Ein Buch mit ungeheurer Tiefe und Emotionalität. Wow! Hervorragend!

Bewertung vom 19.10.2023
Weil da war etwas im Wasser
Kieser, Luca

Weil da war etwas im Wasser


sehr gut

Ja, aber.... "Weil da war etwas im Wasser" von Luca Kieser ist ein durchaus interessantes Buch, in dem jede Perspektive für sich auch sprachlich äußerst gelungen umgesetzt ist. Und den einzelnen Erzählstängen / Perspektiven mag man auch gerne folgen... aber es dauert bis ins letzte Buchdrittel hinein, bevor sich der 'große Zusammenhang' auftut... und ab da ist es schon fast schade, dass auch dieser Roman sein (offenes) Ende findet. Die Basiserzählung bilden die Geschichten, die die einzelnen Arme eines Riesenkalmars zu erzählen haben; darin eingebettet die Entstehungsgeschichte zum 'Weißen Hai' und zu Jules Vernes "20.000 Meilen unter dem Meer", Sanjas Praktikum auf einem Frosttrawler, unterwegs in Richtung Antarktis und auch das beeinträchtigte Sexualleben der im Roman 'Autor' genannten Person... wie gesagt, zunächst alles ein wenig verwirrend und man könnte sagen, dass der Autor bezüglich seines Werkes selbst etwas auf den Punkt bringt, indem er Sanja in ihrem aus Langeweile begonnenen Tagebuch schreiben lässt: "Vielleicht ist auch deshalb viel Literatur so langweilig, weil es so spannend ist zu schreiben, und denjenigen, die schreiben, gar nicht auffällt, dass es nicht unbedingt spannend ist, das dann zu lesen." By the way - es müsste sich ein Tiefenpsychologe an dieses Buch wagen, vielleicht sogar ein klassischer Freudianer... weil nämlich so viel von Körperöffnungen und -sekreten die Rede ist. Am Ende wird man schon belohnt, aber ein klein wenig Durchhaltevermögen ist schon vonnöten!

Bewertung vom 16.10.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Gelungen. Absolut gelungen. Elena Fischer hat mit "Paradise Garden" einen Erstling geschrieben, den ich verschlungen habe - und je näher das Ende des Buches rückte, desto langsamer las ich, um zu verhindern, dass die Geschichte ein Ende findet. "Paradise Garden" erzählt die Geschichte der 14-jährigen Billie, die mit ihrer aus Ungarn stammenden Mutter in prekär zu nennenden Verhältnissen lebt; befreundet mit der wohlsituierten L., ist Billie dennoch stolz auf ihre zuweilen etwas chaotische Mutter Marika; diese bemüht sich, obwohl das Geld oft nicht bis zum Monatsende reicht, mit einer guten Portion lebenszugewandtem Optimismus, ihr ein gutes Leben zu bieten - ein Höhepunkt ist dabei schon, dass man sich hin und wieder den Eisbecher 'Paradise Garden' gönnen darf. Natürlich ist dies 'nur' das Ausgangsszenario. Schon bald ahnt man, dass es in der Geschichte von Mutter Marika Geheimnisse gibt, über die sie gegenüber Billie nicht sprechen mag - wer ist Billies Vater? Als dann dier Großmutter wegen einer angeblichen Erkrankung zur Behandlung aus Ungarn anreist und in mit in die kleine Wohnung zieht, bringt dies einiges ins Rollen und mündet schließlich in Billies Suche nach der Vergangenheit der Mutter, nach ihrem Vater und vor allem nach einer 'Heimat in sich selbst'. Elena Fischer berührt große Themen: Soziale Ungleichheit, Verlust, Trauer, Freundschaft. Und sie packt diese Themen in eine berührende Geschichte. Und der Text fließt. Zurecht steht "Paradise Garden" auf der Longlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises!

Bewertung vom 16.10.2023
Zeiten der Langeweile
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


ausgezeichnet

Crazy. Absolut crazy. Ich habe schon lange keinen ähnlich erschreckend-faszinierenden Roman gelesen, wie Jenifer Beckers "Zeiten der Langeweile". Eine wahre 'Heldinnenreise', wie es die Autorin ihre Protagonistin Mila, Gen Y, über sich denken lässt. Mila startet einen zunächst einmal recht harmlos wirkenden Versuch, nämlich sich aus der digitalen Welt herauszulösen; über viele Seiten hinweg erfahren wir Lesenden Banalitäten mit Schwergewicht - wie Mila ihre Spuren im Netz verfolgt, wie sie sich von apps, accounts uvm trennt, wie sie versucht, sämtliche digitalen Spuren, die sie jemals hinterlassen hat, zu löschen. Wie sie damit aber auch gleichzeitig die gewohnten 'Lebensadern' kappt, den Kontakt zu Freund:innen verliert und einen neuen Bezug zur Welt entdecken muss; dabei aber in eine gewaltige psychische Krise mit fast schon paranoiden Zügen gerät. Wie Mila ihren Weg hinaus aus der totalen Digitalität nicht nur als 'Auslöschung' sondern auch als ein 'Herauskippen aus der Welt' erlebt. Mila sucht dabei nicht bewusst den Weg in die Einsamkeit und in die Kontemplation, um zu einem 'höheren Selbst' zu finden, ihr 'digital detox-Projekt' entfernt sie immer mehr von sich selbst; erschreckend festzustellen, dass u.U. kaum etwas übrig bleibt, quasi nur der Körper, wenn man sich von seinem digitalen Ich befreit... Aber die neue Freiheit ist vielleicht erstmal nur eine große Leere, die neu gefüllt werden muss. Wichtiges Buch! Unbedingt lesen!!!

Bewertung vom 16.10.2023
Die Erinnerungsfotografen
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


sehr gut

Schöne Idee. Die 1974 geborene japanische Autorin Sanaka Hiiragi hat in sehr netter und anschaulicher Weise ein Thema literarisch umgesetzt, welches immer wieder einmal berichtet wird, wenn es um Nahtod-Erfahrungen geht; so geben einige Menschen in ihren Berichten an, dass das ganze eigene Leben quasi wie in Zeitlupe an ihnen vorübergezogen sei, bevor sie dann in ein weißes Licht eintauchten... Und genau diesem Zwischenstadium, dem Übergang vom Leben zum Tod, hat die Autorin sich in "Die Erinnerungsfotografen" auf 176 Seiten gewidmet. Da ist Herr Hirasaka, der die Gestorbenen in seinem 'Fotostudio' empfängt, um sie für jedes einzelne Jahr des gelebten Lebens ein Foto auswählen zu lassen; die ausgewählten Fotografien bilden dann den 'Film des Lebens' der am Ende abläuft. Und das Besondere: Jeder Gestorbene hat noch einmal die Chance zu einem Moment seines Lebens zurückzukehren und ein vielleicht verblasstes Foto zu erneuern, sich eine wichtige Phase seines Lebens noch einmal zu vergegenwärtigen. Dieser 'literarische Kniff' dient dazu, die Geschichte der drei Menschen aufzublättern, die Herrn Hirasakas Fotostudio betreten. Und: Herr Hirasaka selbst hat keine einzige Erinnerung an sein eigenes Leben, weiß nicht, wie er an die Aufgabe des 'Übergangsmanagers in den Tod' gekommen ist, bis dann doch ein Foto auftaucht, auf dem er abgebildet ist... Eine anrührende Geschichte, die an keiner Stelle in irgendeiner Weise kitschig anmutet.

Bewertung vom 16.10.2023
Vatermal
Öziri, Necati

Vatermal


ausgezeichnet

Geflasht. Das war ich, nachdem ich die letzte Seite von Necati Öziris autofiktionalem Roman "Vatermal" verschlungen hatte. Und ich dachte - dieses Buch hat es vollkommen zurecht und absolut verdient auf die Shortlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises geschafft! Öziri beschreibt eine Welt, die dem typischen gutbürgerlich-wohlsituierten Bundesdeutschen weitgehend verborgen ist, ihm im Höchstfall 'am Bahnhof', 'im Vorbeigehen' in Person von herumlungernden, südländisch wirkenden Jugendlichen begegnet, um die man dann doch lieber einen möglichst großen Bogen macht, um nicht 'angepöbelt' zu werden. Aber das ist nur ein Momentum dieses Buches. Sein Protagonist liegt mit Organversagen im Krankenhaus und erzählt dem abwesenden Vater (Metin), der mehr der linken Gruppierung DevSol als seiner Familie zugehört hat, die Geschichte seiner Familie, wie es ihnen allen ergangen ist, seit sie in Deutschland sind. Berührende Einblicke. "Ich wünschte, Metin, man könnte Erinnerungen einfangen. Wie Insekten, die ein Eigenleben haben, einen eingebauten Instinkt, der sie leitet. Ich würde sie in runden Einweggläsern aufbewahren, die Deckel fest zugeschraubt. So stehen sie dann nebeneinander aufgereiht in einem Wandschrank im Keller..." Und nach und nach werden die 'Einweggläser 'aufgeschraubt, die Erinnerungen 'aus dem Keller' geholt... Und das ganz Besondere dieses Romans: Eine Sprache, die einen regelrecht umhaut: "Aber wenn es eine Sache gibt, die ich... begriffen habe, dann, dass wir alle auf dieser Welt nur beschissene Gastarbeiter sind, und das Einzige, was du tun kannst, ist, aufstehen und das Leben suchen, solange du noch kannst. Ich atme ein und aus. Unbedingte Leseempfehlung!!!

Bewertung vom 15.10.2023
Cleopatra und Frankenstein
Mellors, Coco

Cleopatra und Frankenstein


gut

Mäßig. Nach den 500 Seiten habe ich mich gefragt, was mir die Geschichte jetzt eigentlich sagen will... OK, die Story ist gut und flüssig geschrieben - Coco Mellors hat bestimmt ihre 'creative writing'- Kurse alle mit bravour absolviert und sich sehr engagiert an ihren ersten Roman "Cleopatra und Frankenstein" gesetzt. Aber wo sind ihre eigenen Ideen? Großstadtromanze in New York, junge britische Kunststudentin ohne Kohle trifft auf älteren Chef einer Werbeagentur, Amerikaner mit Alkoholproblem ohne Geldsorgen, sie verlieben sich, es wird viel gefeiert und es werden Drogen eingeworfen, es gibt andere mehr oder weniger hippe Gestalten im Umfeld, in deren Leben ebenso ein Einblick gegeben wird, ohne dass immer alles zwangsläufig bis ins letzte mit der eigentlichen Geschichte zu tun hätte; die Liebe ist - was sich recht schnell nach der Hochzeit von Cleo und Frank herausstellt - zum Scheitern verurteilt, wohl weil 'Liebe auf den ersten Blick' im Kern eher eine Projektion eigener Wunschvorstellungen ist und gerade deshalb dem 'zweiten Blick' nicht standhält. Und wenn Frank an einer Stelle sinngemäß sagt, dass wenn sie ihrer beider dunkle Seite zusammentun würden, es am Ende zu Licht würde... dann war das wohl ein Irrtum. Ganz am Ende finden aber beide ihren Weg - ohne einander. Irgendwie vergleichbar mit dem vorzeitigen Ende einer Netflixserie mit beständig sinkender Zahl an Zuschauer:innen.

Bewertung vom 28.09.2023
Das Pferd im Brunnen
Tscheplanowa, Valery

Das Pferd im Brunnen


sehr gut

Poesie und Lebensgeschichte. Ein Buch, welches man kaum nacherzählen kann, wirkt doch jede einzelne Zeile wichtig, jeder einzelne Satz notwendig, jede Beschreibung, jede Geschichte in der Geschichte als ein Teil eines großen Ganzen und unbedingt und genau so zwischen die Buchdeckel gehörig, um die wunderbare Verknüpfung von Poesie und Lebensgeschichte herzustellen, wie sie Valery Tscheplanowa in ihrem ersten Roman "Das Pferd im Brunnen" gelungen ist. "Unsere Haut ist eine Geschichte" sagt die Autorin gegen Ende des Romans und lässt ihre Protagonistin Walja auf den letzten Seiten in den Spiegel blicken und die Großmutter im eigenen Gesicht entdecken. So ist der Tod der Großmutter Nina für Walja der Impuls für eine Spurensuche. 'Glück ist eine Tätigkeit' (und kein Zustand) - das ist eine von Ninas Weisheiten; Nina mit ihrem harten und dennoch nicht freudlosen Leben, die sich selbst ins Krankenhaus einweist, weil sie ihr Ende nahen spürt, die noch einmal ihr 'verschmitztes Goldzahnlächeln' lächelt, sich im Krankenbett noch Spiegel, Kamm und Lippenstift kommen lässt, um in Würde zu gehen... Atmosphärisch ungeheuer dicht... und eine Ermutigung, nachdem das Buch zuende gelesen ist, sich selbst auf die Suche zu begeben und Spuren des Lebens der Vorgängergenerationen im eigenen Leben zu entdecken.

Bewertung vom 24.09.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Ein wunderbares Buch. Man ahnt es schon fast, liest man den Titel von Andreas Izquierdos neuem Roman "Kein guter Mann" - das ist nur die Oberflächenbeschreibung einer komplexen Figur, in der sich dem Leser spätestens am Ende der Geschichte 'ein guter Mann' offenbart. Und wer das eine oder andere Werk des Autors kennt wird wissen, dass die knapp 400 Seiten nicht nur eine hochemotionale Geschichte enthält, sondern auch eine Botschaft an die Lesenden, nämlich den Menschen immer auch auf dem Hintergrund seiner Lebensgeschichte zu betrachten, weil das nämlich hilft, sein aktuelles Verhalten zu verstehen und einordnen zu können. So ahnt man schon auf den ersten Seiten, dass der gealterte Postbote Walter nicht einfach nur ein unangenehmer Zeitgenosse ist, sondern dass irgendwann in dessen Leben irgendetwas dazu geführt hat, ihn so werden zu lassen: Von den meisten ungeliebt und wegen seines unangemessenen Verhaltens gegenüber 'Kunden' vom Postverteiler in der vorweihnachtlichen Zeit strafversetzt nach Engelskirchen, wo Walter die dort eintreffenden Briefe ans Christkind beantworten soll. Nach anfänglichem Unmut entsteht für Walter genau dort eine Aufgabe, die sein Leben verändern wird - Walter beginnt einen Briefwechsel mit dem Jungen Ben, der nicht ans Christkind geschrieben hat sondern dessen Briefe stets beginnen mit "Lieber Gott..." - was wiederum Walter anspricht, der sich in seinen Antwortschreiben unvermittelt in der Rolle von Gott sieht. Und schnell ist Walter klar, dass er Ben helfen muss. Wir erfahren dann auch Walters eigene Geschichte und verstehen nach und nach immer mehr die Hintergründe seines Soseins... und wie vielleicht das Schicksal (oder auch Gott) ihn mit Ben zusammengebracht hat, damit er eine alte Schuld begleichen kann und zumindest für sich selbst Frieden findet. Ein hochemotionales und keinesfalls kitschiges Buch für die Vorweihnachtszeit!